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maßen richtig ist, weil Johannes Stöffler als Cleriker den Stamm nicht fort setzen konnte. Heinrich von Stöffeln muß daher fast nothwendig als Vater unseres Joh. Stöffler angesehen werden, denn ein Bruder Valerius von Stöffeln, der 1472 erscheint, tritt nie mehr auf. Heinrich von Stöffeln scheint die öko nomische Zerrüttung der Familie vollendet zu haben, denn es wurde ihm in der Person seines Vetters Friedrich II. Grasen von Zollern und Bischofs von Augsburg ein Pfleger gesetzt und 1491 wurde Schloß und Herrschaft Justingen verkauft. Wie in andern adeligen Familien, so hatte sich auch in der von Stöffeln ein Theil der Glieder dem Kirchendienst gewidmet. So ist Albrecht von Stöffeln 1300 Kirchherr in Gönningen, Adelheid und Bertha von Stöffeln wurden beide Priorinen in Offenhausen, erstere 1346, letztere 1365. Die Stöfflerische Familie hatte für die theologische Erziehung ihrer Stammesgenossen besondere Gründe, denn in mehreren Gemeinden, vorzugsweise in Gönningen und Justingen, übte sie das Patro natsrecht aus, und so konnte es auch kommen, daß unser Stöffler schon in jungen Jahren die gute Pfarrstelle in Justingen erhielt. Das Wort Justingen, welches Stöffler stets seinem Namen beisetzt, war die Veranlassung, Justingen als seinen Geburtsort anzugeben. Stösflers Jnscription in das noch vorhandene Matrikelbuch der Universität Ingolstadt kann der Vermuthung Raum geben, daß er in Blaubeuren geboren sey, denn dort schrieb er sich als: „Joannes Stöffler de Blabewren" ein. Aus der Geschichte von Blaubeuren ') ist nun bekannt, daß in älteren Zeiten manche adelige Geschlechter daselbst Häuser hatten oder auch dort wohnten'). Dieses geschah vorzugsweise, um den Kindern in dem Kloster eine möglichst gute Erziehung geben zu lassen. Daß die Eltern von Johannes Stöfs- ler von Justingen, wo ihre Herrenburg stand, in das nur 2 Stunden davon ent fernte Blaubeuren gezogen seyen, ist sehr wahrscheinlich. Ob aber Johannes Stöffler in dieser Stadt das Licht der Welt erblickt hat, muß zweifelhaft bleiben. Auf dem Bilde Stöfflers in der Aula in Tübingen ist zwar der Ort des Todes, Blaubeuren, nicht aber der Ort der Geburt angegeben. Als Geburtstag gibt aber das Bild genau an: nnt. 1452, 10 vocr., llora 6 inat. — Gleichviel ob in Ju stingen auf dem Schlosse oder in einem der Adelshäuser in Blaubeuren geboren, so kann als bestimmt angenommen werden, daß Stöffler seine Erziehung in Blau beuren und dessen Kloster erhalten hat. Anselm und Sigibot, Pfalzgrafen von Tübingen, hatten 1085 das Benediktiner kloster Blaubeuren gestiftet. Kürz nachher kam Stadt und Kloster an die Grafen von Helfenstein, welche es mit dem Amte 1447 an Graf Ludwig von Würtemberg ver kauften, bei dessen Hause es bis auf den heutigen Tag geblieben ist. Wie die Benedik tiner Klöster im Allgemeinen, so war auch Blaubeuren eine ausgezeichnete Bildungs stätte und hatte hohen Ruhm erlangt. Die noch jetzt stehenden Klostergebäude wurden 1467—1496 von den Aebten Ulrich Kündig, Heinrich Schund (Faber auch Fabri) und Gregorius Rösch erbaut. Die beiden ersten waren also diejenigen Aebte, unter welchen Stöffler seine Jugendbildung erhielt. Heinrich Schund ist der gleiche Mann, der 1) Oberamtsbeschreibuug von Blaubeuren 1830, p. 102. 2) Oberamtsbeschreibung von Blaubeuren 1830, p. 102.