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die päbstliche Erectionsbulle für die Universität Tübingen 5. März 1477 in Urach Eberhard iiN Bart in öffentlicher Versammlung bekannt machte und am 14. September 1477 die Universitätsmatrikel mit seinem Eintrag eröffnete. — Neben den gelehrten und baukundigen Mönchen mußten zum Aufbau des Klosters auch Künstler berufen wer den. Die Chorstühle und der Altar sind heute noch bewunderte Kunstproduktc von ganz Deutschland. Wenn auch beide Kunstschöpfungen nicht in Stöfflers Jugend zeit fielen, so konnte er doch von den Baumeistern des Klosters in den zeichnenden und mechanischen Künsten ausgezeichneten Unterricht erhalten, ein Unterricht, wie er sich in seinen Schriften und mechanischen Leistungen in hohem Grade geltend machte. Auch das benachbarte Ulm war solchen Studien sehr günstig, denn daselbst hatte die schwäbische Malerschule ihren Sitz aufgeschlagen und ausgezeichnete Baumeister waren am dortigen Münster beschäftigt. Als weiterer Bildungsfactor für Stöffler kann auch Johannes Muntz '), ein Sohn, Schüler und Conventual von Blaubeuern, angeführt werden. Dieser hatte sich der Astrologie sehr ergeben und wurde an die Domkirche nach Wien berufen, wo er in hohem Alter 1503 starb. Er hatte ?ro§no8tioa a stollis sumpta publizirt Und war durch dieselben hoch berühmt geworden. Unter eben jenem Abte Heinrich Schmid wird auch zuerst in Altwürttemberg von einer Druckerei berichtet, welche um 1475 und wohl auch schon früher von Conrad Mancz betrieben wurde und ein Product zu Tage förderte, welches heute noch cxistirt.') Wenn also Stöffler in Blaubeucrn als junger Theologe auch Baukünstler, Zeichner, gelehrte Mönche, einen hervorragenden Astrologen und wohl auch einen Buch drucker vorfand, so darf es nicht verwundern, wenn ein strebsamer, talentvoller junger Mann, wie in Wirklichkeit Stöffler seyn mußte, sich eine außergewöhnliche Bildung verschaffen konnte. — In den Klostcrschulcn war seit Carls des Großen Zeit ein be stimmter Bildungsgang vorgeschrieben, welcher als Trivium die Grammatik, Rhetorik und Dialectik; als Quadrivium die Mathematik, Geometrie, Astronomie und Musik umfaßte. Nachträglich wurde auch die Medicin unter dem Namen Physica in den Klosterschulen gelehrt. Das Studium der Theologie war selbstverständlich für den jungen Stöffler nach Absolvirung der genannten Wissenschaften ein Hauptziel, nach welchem er streben mußte. Stöffler hatte das 20. Lebensjahr erreicht, als er in Blaubeuren seine theo logischen Studien für vollendet halten konnte. In Ingolstadt hatte Herzog Ludwig der Reiche von Baiern 1472 eine Universität errichtet und dorthin wandte sich Jo hannes Stöffler. Die ersten Einträge in den Pergamentcodex der Matrikel von Ingolstadt beginnen am 18. März 1472, dann heißt es in derselben: In8vriptu8 08t viovÄma prima ^.prilm 1472 äoantiss ktölllor cio Llativvrön Valeritw Ktöiklor „ » äo»nkio8 lioioli » „ ketru8 Xrakt , , 1) Reinmann, Einleitung in distorinm litsratam der Deutschen, Theil IN, 259. 2) Zapf, älteste Buchdruckergeschichte Schwabens. Ulm 1791, p. 26. 3) Nach gefälligen Mittheilungen des Herrn Major Würdinger in München.