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54 Die Keime des angelsächsischen Charakters im deutschen Volke. Engländer, und ebenso ist der Nord-Amerikaner stets der ausgeprägte Typus seiner Nationalität; danach erst kommt bei ihnen der Mensch zur Geltung. Sie beide sind echte „Angelsachsen", wo immer in der Welt und in welcher Lage des Menschenlebens sie sich auch befinden mögen. Der Deutsche älterer Generation dagegen ist draußen in der großen Welt nur Mensch oder, wie Herr vr. Kapp sehr richtig sagte, „Privatmensch"; er wagt es in der Regel auch in zweiter Linie kaum, ein Deutscher zu sein und als Deutscher zu gelten. Unsere ältere geistige Generation hat sich gewöhnt, die englischen und amerikanischen Staatsformen als begehrenswerth anzusehen und diesen Vorbildern als den erlösenden Formen der eigenen nationalen Entwicklung nachzustreben. Erst in der jetzt heraufkommenden Generation unseres Volkes aber erwacht unser eigenes Nationalgefühl; und dadurch erst wird der bisher in uns schlummernde Nationalcharakter echt ger manischer Männlichkeit, dem die brittische Nation sowie die Vereinigten Staaten ihre culturelle Bedeutung verdanken, auch in unserer Nation zur Geltung kommen. Ohne diesen Nationalcharakter hätten die Formen des socialen und politischen Lebens in England und Amerika sich gar nicht gestalten können; und, hätten sie selbst ohne diesen Charakter entstehen und bestehen können, so wären sie doch ohne denselben dort wie hier nur ein leeres, werthloses Gefäß gewesen. Daß aber die Keime eben dieses Nationalcharakters in unserm Volke vorhanden sind, würde auch dann nicht bezweifelt werden können, wenn sich die selben in unserem jüngeren Geschlechts noch nicht zeigten. Der Geist und die Kraft der alten Hansa war im Stillen sogar in der älteren Generation mächtig. Das haben zu allen Zeiten die Leistungen einzelner Männer bewiesen. Diese Keime gilt es zu nähren und zu entwickeln. Ist noch Jemand zweifelhaft, wie dies geschehn solle: Eine gleiche Uebung und Bethätigung dieser Kräfte, wie sie dem englischen Stamme zu Theil wurde und wird, diese allein kann uns den gleichen Vor theil bringen. Unsere wirthschaftlichen und kulturellen Leistungen müssen in demselben nationalen Sinne geschehen. Wir müssen die Unternehmungen unserer Intelligenz, unseres Capitals und unserer Arbeitskraft auf rentablere, jüngere Länder ausdehnen und müssen schmack und Eigentümlichkeiten belästigt." Die gute Seite dieses englischen Wesens findet sich jetzt immer allgemeiner anerkannt und immer häufiger hervorgehoben, aber auch in früheren Zeiten ist öfter auf dieselben hingewiesen worden, sogar in Werken, wo man dergl. kaum suchen würde. Ich erinnere hier nur beiläufig an den Schluß von Merivale's »Imoturss on Oolonmation- (Londvn1841) und an den Anfang von Liebig's „Agricultur-Chemie" (Braunschweig 1862).