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vnlkslchule". Herr Lehrer E. Schwär a»S Leipzig und »err ?. Füg« nu» Tbaiandt. Dienstag, 14 Jcbtuar, vo,mittags 9 Udr: Hauptt'kisaninilung. VvttiagS'Tbenia: Ert»»e,»ng o» den Tag von Sprue,: Wogegen niüsjen wir als evangeli'ch-lttche- rilche Ehlislrn pcoreslieien k Herr?. und Slfftsprevigcr Blauer aus Enenach. AuSiprache. Bericht des Bvisitzenden über die lutherische Konferenz tu Rostock und über den Leuikuttus in DrcS- deu. >/,2 Udr: Gcnirinsanics Mittagsmahl. Nachmittag» 3 Uhr! Ärneialvkrsommtung des luiherischen GotteSkattrnS. Abends >/,8 Uhr: Ortfeniliche Bersamnilung über die evangelische Be tvranng. Redrier ?. Ahner. Leipzig, und 4?. Günther, bisher Vikar tn Pisten. — Der Krauenverein der Martin Luther. Gemeinde veranstaltet am Donnerstag, den 9. Februar, im neuen großen Saale des „Waldschlößchen sSchillerstraßes einen Teeabend. 5 Uhr beginnt das Ausfchänken von Tee, Kaffee, Kakao durch junge Damen der Gemeinde in den verschiedensten Trachte». Nach ti Uhr schlichen >ich deklamatorische und musika lisch« Vorträge an. Hervorragende Künstler haben ihre Mit wirkung dabei zugesagt: Krau Bast« und die Herren Hosschau- spieler Ganz und Geoühr: aus der Musikwelt die Herren Kapell meister v. Haken und Konzertmeister Hildebrandt. Da der ge samte Reinertrag der Wohltätigkeit zu gute kommen soll, ist ein starker Besuch des Abends, der ganz besonders genuhreich zu werden verspricht, zu erwarten. — Am 1b. Januar feierte der „Verein der Thüringer" in Dresden sein Wkiliuactttoseit im Laote des Victmiahanjes. Heu Klüiiz Rot ersikuie die Mitglieder durch den Vortrag einiger Zion- zettitticke ans dem Violoncello, wozu er durch Fräulein Elm am Klavier wiikuugsvvll begleitet wiiivr. Die Feiireve hielt Herr Direktor Wiener, welcher m zu Herzen gellenden Wollen über die Bedeut»,>g des WrihanchtStencS fpiach. Genicinstvaflistbcr Gesang und Rede wechselte» in vuiiier Reihe, bis der Tanz in seine Rechte trat, der die Teilnehmer »och lange jilinmmenhiclt. Küche und Keller des Vicioiiahautes boten Vas Beste. Der Verklii tagt Donnerstags abends 8 Uhr in Stadt Rom. — Am 18. d. Bk. hielt Herr Karl Wipplinger aus Linz im vollbesetzten Gewerbehaussaale vor den Mitgliedern der Sektion Dresden des Deutschen und O c st c r r e i ch i s ch e n Ä l p e n v e r e i ii s und vor deren 'Angehörigen einen 'Vortrag über: „Die Kunst in der Hochgebirgsphotographie". Nachdem er einleitend die Schwierigkeiten hernorgehoben hatte, die sich dem Photographen im Hochgebirge enlgegenslelle», und dar gelegt l-atte, wie diese Schwierigkeiten zu überwinden sind, führte er in etwa 15U Lichtbildern aus den Dolomiten, von Sexten, Prags, Lienz, Ampezzo und Eadore vor 'Augen, wie man bei richtiger Wahl des Standortes, bei genauer Abpassuna der Be leuchtung und bei vorsichtiger sachgemäßer Entwicklung des Negativs und des Diapositivs Bilder erzielt, die man als Kunst werke bezeichnen muh. — Auf der Linie Sahda —Mulda hat man einen neue» Zug zusammengesetzt, welcher am Mittwoch nnchinitiag zum rme» Male zwilchen Mulva und Voiaisdoif vnlehrte. Die übrige Sliecke bis Sahda wird noch einige Tage gesperrt bleibe». Der am Dienstag früh zw»chen Fricdebnch und VvigtSdvrf sestgesahrenr Zu g steck l » v ch i in Sch » ee und ist zum Teil ringeweht. Das diensttuende Ziigverwmil guarliert in Torscheinnitz. Der Zug,ichrer Hehve hatte bis jetzt im ver'chneiken Zug Wawe. Die Kiellegung der Llrccke Sahda—Voigisc>o,f wird ein tüchtiges Stück 'Arbeit verniiache». Der Postoerlehr wird von jetzt an aus- schliehlich über Neubausen—Flö»a vc»v>cscn. Man bcobnchieie. wie Hajen, Krähen, Rebhühner uiw. ins nn die Häuser kamen: nuch sielen Sperlinge lvl ans der Lust, sie waren ertrore» oder verhungert. In der Gegend sind mehrere Wege verschneit, sodah Umwege gemncht weiden müsseii. wodurch große Stvlunaeii in jedem Betrieb eiutreleir. — Auf der Linie Cranzahl— Ooerwiescnlhal ist gestern mittag der Gesamlverkchr in vollem Umsange wieder ausgenommen worden. — Landgericht. Ganz gemein angelegte und durch geführte Erprest ungen lxrbcn die 1859 in Görlitz geborene Emma Paulinc gesch. Ritlinghaujen geb. Scholze, deren Sohn, der 1883 ebenfalls in Görlitz geborene Herbert Emil Moritz Rittinghausen und der ^ormaiige Inhaber eines hiesigen Jnkaffo- und Privat detektiv-Bureaus, Wilhelm Max Moritz Mathes, gegen eine in Blasewitz wohnende hochachtbare Tome verübt. Die beiden Rittingl-ausen. Mutter und Sohn, haben eine sehr fragwürdige Vergangenheit hinter sich. Die Mutier heiratete vor etwa 25 Jahren einen hochangesehenen Görlitzer Kaufmann, uin sich und einem unehelichen Kinde eine sichere Zukunft zu verschaffen. Tie Ehe wurde nach etioa 10 Jahren geschieden. 'Als Grund der Scheidung gibt die R. vor Gericht an. dass sie einst in der Auf regung ihrem „alten Manne" einen Stoß versetzt habe, wobei der Getroffene einen Knöchclbruch erlitt. Dies mag nicht der wahre Grund gewesen sein, denn nach Auskünften der Görlitzer Be hörden habe die sehr rcdegenxmdt anftrctendc 'Kran R. schon bei Lebzeiten ihres Mannes wit Offizieren der Görlitzer Garnison in näheren Beziehungen gestände». Nach der Ehescheidung blieb die Angeklagte bis zum Tode des Mannes in dessen Hause und „verpulverte" das Vermögen des inzwischen Verstorbenen bis aus 20 Mk. Darauf hielt sie sich eine Zeitlang in Berlin und Wiesbaden ans und tarn dann nach Dresden. Eigene Subsistenz mittel hatte sie nicht, bezog aber trotzdem eine luxuriös einge richtete Wohnung an der Münchner Strohe. Nach ihrer Be hauptung hat. sie in den letzten Jahren von den freigebigen Unter stützungen eines Aristokraten gelebt, der sic auch als Schau spielerin habe ausbilden lassen. Jedoch habe ihr Gönner nicht zugegeben, das; sie die „unsolide" Knust einer Schauspielerin aus- übe. lieber ihren eigentlichen Lebensunterhalt genaue Auskunft zu geben, weigert sich die Angeklagte, da sie sich „bloßem Haus- klatfch gegenüber für zu gut halte". Außerdem „könne ihr ja nichts nachgewiesen werden"'. Bei dieser Bclmuptnng hatte sie offenbar mit der Zuverlässigkeit der Gcrichtsaklen nicht gerechnet. Der Vorsitzende stellt auf Grund des Strafregisterauszugs sest, daß die noble Dame wegen Kuppelei vorbestraft ist und eine Zeitlang dem Prostitutions-Regulativ unterworfen gewesen ist. Ans eine Zwischenfranc des Vorsitzenden, wie sich denn die Ver mögenslage des geschiedenen Ehemanns der Angeklagten in den letzten Jabren gestaltet hätte, antwortet die N.: „Ach, der konnte sich ja an seine Schwägerinnen, die Prinzessin oder die Baronin wenden." Nicht viel besser hat Herbert R. seine Zeit verbracht. Er besuchte früher das Bautzner Gvmnasiiim und bis zur Er langung des „Einjährigen" die hiesige Kreuzschulc, ging dann nach Berlin, um in einer dortigen „Presse" das Gnninasicil- RZsezeugnis zu holen. Die Kosten der Ausbildung habe ein hiesiger Rittmeister getragen, welcher jedoch eine Unterstützung der Mutter abgelehnt habe. Bemerk' wird noch^ daß deni Rittinghausen ju». von seinem Gönner ein großer Schinken nach dem Untersuchungsgefängnis geschickt wurde. Herbert hat von seinem 16. Lebensjahre an das Leben in jeder Hinsicht voll ge nossen. zahlreiche Liebschaften geführt und sich bei aller Gelegen heit als zukünftigen Offizier und dcreinsligcn Erben von «Ml 000 Mark ansgegebcn. Dem Gerichtshof liegt ein Stoß glühender Liebesbriefe vor. Der Vorsitzende hat sich der Mühe unterzogen, sie sämtlich zu lesen, versichert aber, daß der Inhalt frivol und ekelerregend sei. Aus der persönlichen Vernehmung des Ange klagten Mathes ergibt sich nichts Wesentliches. Rach dem An- klaaebeschlnß sollen die drei Beschuldigten irn Oktober 1903 ge meinsam von der gedachten Dame in Blasewitz von Dresden. Berlin, Blascwitz und Wiesbaden aus 5000 Mk. zu erpressen ver- sucht, Mathes allein um dieselbe Zeit auf gleiche Weste 1000 Mark erlangt haben. Ans Antrag der Vertcidinung wird hieraus für die Dauer der Verhandlung die Ocffcullichkeit ausgeschlos sen. Nach sechsstündiger Verhandlung verkündet der Gerichtshof folgendes Urteil: Wegen Anstiftung zur vollendeten Erpressung loird die Angeklagte Emma Paulinc Rittinghausen zu 3 Jahren 6 Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust, wegen vollende ter Erpressung der Angeklaate MatheS zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust und Herbert Rittinghausen wegen Beihilfe zur vollendeten Erpressung zu I Jahr 6 Monate» Gefängnis und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt. Ter R. wird die Untersuchungshaft mit 1 Monat, den beiden anderen mit je 2 Monaten angcrechnet. Als strafschärfend berücksichtigt der Gerichtshof das ungemein verwerfliche, geradezu gemeinaefälir- liche Treiben der Angeklagten, andererseits für die beiden Ritting hausen als strafmildernd den Umstand, daß sie von den durch Mathes durch Erpressung erlangten 1000 Mk. nicht das Geringste erhalten haben. — Unter der Anklage des wicderholicn Nuck- salidiebstahls erscheint der 25jährige Handarbeiter Friedrich Wil helm August Schmidt vor der 6. Strafkammer. Im Februar 1904 verübte er in der Behausung eines Lehrers >n Röderau einen geringfügigen GeiegenheilsdiebstavI. "Das Urteil lautet aus 5 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust. — Der 24jährige (Aaser Karl 'Richard rheile ans Dorsjucha stahl Ende Juli in Bautzen einem ArbeitSgenossen einen Glaserdiamanten, verschiedenes anderes Handwerkszeug, eine Postkarte, Uhr, eine Flöte und einige Kleidungsstücke. Sodann verlegte er seine Tätigkeit nach Dresden und bestahl seine ArbeitSgenossen eben falls um Kleidungsstücke. Auf Grund eines Gutachtens des Herrn Obermedizinalrats Dr. Donau werden dem wegen Dieb stahls mehrfach vorbestraften Angeklagten mildernde Umstände zu- aebilligt. Das Urteil lautet aus 2 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust. Ziim Generalausstand im Rnhrredier. Ein Spezialkorrespondent der „Tägl. Rdsch." berichtet aus Bochum: Aus einem iozialwisscnschaftlichen Kursus erinnere ich mich, von Prof. Adols Wagner gehört zu haben, daß während irgend eines großen Textilarbeilerslreiks die Kindersterblichkeit bedeutend nachgelassen hat. Das kam daher, daß die Mütter nun viel mehr Zeit hatten, sich ihrer Kinder anzunehmen und sic zu pflegen. So kann man es vom gesundheitlichen Standpunkte auch den Bergleuten gönnen, daß sic letzt einmal feiern können. Ter Bergmann hat keine Ferien, und bei seiner schweren und ungesunden Arbeit hätte er sie entschieden »ölig. Ter Berg mann erreicht kein Hobes Aller, und den Gestalten, die man in den Versammlungen erblickt, sieht man es an ihren Bleichgesichtern und an ihrer schwerfälligen und gebückte» Haltung an. daß sie den Kampf ums Dasein nicht gerade aus leichtem Posten durch- kämpsen müssen. 1889 mistaßte der Streik nur 90 000 Berg leute. Heute sind es sicher ichon weit mehr. Auf annähernd 200 000 kann die Zxsser diesmal wohl steigen. Zweifellos ist schon heute, daß der Streik diesmal mit nie! größerer Ruhe und Besonnenheit gesührt werden wird. 1889 gab eS 11 Tote und 24 Verwundete. Damals fehlte es freilich auch an jeglicher Organisation. Diesmal geben sich die Führer die redlichste Mühe zur Ausrechterhaltung der Ordnung. Auch die Behörde bat von 1889 gelernt. Damals bcjchnilt sie die Versammlungssreihcit und holte Militär herbei. Das war Ocl ins Feuer. Diesmal hat der Regierungspräsident von Düsseldorf die Bemühungen der Führer, ihre Vertrauensmänner zu or,.a»isieren, ausdrücklich in persönlicher Audienz anerkannt. Dabei sind die Arbciter- masscn heute noch viel bunter zniammengesetzt als vor 16 Jahren. Das Ruhrgcbict ist in den letzten anderthalb Jahrzehnten die reine Rasscnsammelftellc geworden. Was sieht man da alles für Leute in den großen Veriammlnngcn in Oberhäuser,, Wanne und Herne, die am buntesten gemischt sind'? Da findet man außer dem Westfalen den gesetzte» Masuren und den gemüt lichen Sachsen, den behäbigen Hessen und den steifen Hanno veraner, den heißblütigen Polen und den »iclancholiichen Tschechen, Italiens dunkle Söhne, die am liebsten gleich zum Messer greifen, reinliche Holländer und schmierige Slowaken. 80 000 Polen und 16 000 Ausländer har man allmählich in das kerndeutsche Ge biet hcreingezogen. Eine Blutmstchiing muß das für die Zu- knnst geben, daß auch der geriebenste Rassensorschcr sich nicht mehr durchfinden kann. Wenn wir von der deutschen Völker wanderung sprechen vor anderthalb Jahrtausenden, so reicht der dunkle Drang der damaligen Zeit eigentlich nicht heran an den Magneten, den die westfälische Kohle für Hundcrttansende ge bildet bat. Ein Berichterstatter des „Berl. Lokal-Anz." schreibt aus Essen: „Dieses Ruhrrevier ist ein Industriezentrum, in dem jedermann mehr oder weniger von den (Großindustriellen ab hängig ist und der harte Taler Hoheitsrechte genießt. Spreche niemand mehr vom allmächtigen Dollar! Auch die Mark er- freut sich übermenschlichen Ansehens! Hier wenigstens. In brünstiger als im Ruhrrevier ist auchWn Nankeelande nie zu Gott Mammon gebetet worden. Selbst vom Fremden er wartet man, daß er den Tanz ums goldene Kalb mitmache und mit Wort oder Feder Dem Weihrauch streue, den der Besitz eines erträglichen Bergwerks nach eigenem Glauben unfehlbar macht. Wer in unseren alten Ostmarken groß geworden, in denen immerhin die Mark nicht für mehr als zehn Silbcrgroschen angesehen wird, der suhlt sich hier nicht gerade zu Hause. Selbst an den Behörden entdeckt man hier manchmal etwas unserem überlieferten Volkswcscn Fremdartiges. Indessen, das ist er klärlich! Man ist mit den Industriellen bekannt, verwandt und verschwägert." Der russisch-japanische Krieg. In Anbetracht einer in der ausländischen Presse verbreiteten Nachricht, eine russische Abteilung hätte durch ihr Vor gehen westlich vom Liao die Neutralität Chinas ver letzt, führt die Petersburger Tclegravhen-Agentur halbamtlich aus, daß nach Eröffnung der Feindseligkeiten die Frage der Neutralität Chinas angeregt worden sei. Die rufsische Re gierung habe der hierüber erfolgten Uebcreinstimmung der anderen Mächte zugestimiut, jedoch mit dem Hinwege, daß die Verpflich tung der Jnnchaltung der Neutralität Ebinas für sie nur bin dend sei, solange sie seitens Japans und Ebinas gewahrt werde. Sie schließe außerdem von dem neutralen Territorium das ganze Gcoict ans, welches zwischen dem Liao und der Eisen bahn Inkan--Hsinmiiitun, sowie südwestlich dieser Bahn und teilweise nördlich vom Liao liegt. Nach Depeschen über die letzten Tressen in der Mandschurei scheint Hervorzugchen, daß viele reguläre chinesische Truppen die Russen unterstützen. Die Verluste der Russen bei Sonschiao, östlich von Niutschwcmg, am 14. Januar betrugen 300 Plan». Das russische Geschwader unter Petrowski ist in Dschibuti angckommcn. Die Japaner haben den englischen Dampfer Mawtry" in der Tschuichima-Straße aufgebracht. Der Dampfer, der mit Lebensmitteln und Schiifbaumaterial nach Wladiwostok unterweas war, ist nach Saseho gebracht worden. Das Prftcngerichi hat noch keine Entscheidung getroffen. sWicdcr- hott.j General Stössel gewährte in Nagasaki dem Korre spondenten des „Daily Expreß" ein Interview. Er erklärte, Japan erscheine ihm nach dem Winter der Kwantunghalbinsel wie ein Sommergartcn. „Ich bin tief gerührt über die zarte Courtoisie der Japaner. Bevor ich nicht meinen persönlichen Bericht an den Zaren erstattet habe, kann ich meinem letzten Be richte nichts hinzufügcn. Die Armee wird mich natürlich vor Fricdcnsschlnß nicht wieder sehen, denn alle Offiziere, die ihr Ehrenwort abgaben, verpflichteten sich, in keiner wie immer ge arteten Weise gegen die Interessen Japans zu wirken. Jedem Offizier wurde es überlassen, sein Ehrenwort zu geben oder nicht. Jeder konnte handeln, wie er wollte. Bei jedem gab es ja ver schiedene Motive und ich vermied vorsätzlich jegliche gemeinsame Aktion. Meist blieben die kommandierenden Offiziere bei ihren Truppen. Die Marineoffiziere waren bei ihren Entschlüssen tvahrscheinlich wegen einer kriegsgerichtlichen Verurteilung be sorgt. Jeder in Port Arthur zugcbrachte Monat wird der der Pensionierung als ein volles Jahr angercchnet. Dies war nur einer der Gründe für die lange Verteidigung der Festung. Das Hauptmotiv war dre Treue zum Souverän und in zweiter Linie die Hoffnung auf Rettung. Bis Oktober hofften wir wirklich auf die baltische Flotte, aber dann wurde es klar, daß wir von derselben nichts zu erwarten hatten. Es war nur ein Zufall, daß die Kapitulation gerade am Neujahrstage erfolgte. Die Kapitulation war unaufschiebbar geworden, nachdem der 203-Metcr-Hügel gefallen war und bald darauf Erlungschan ge- nommen wurde. Hierzu kam die tödliche Treffsicherheit der elf zölligen 'Geschütze und die Depression infolge von Kondralenkos Tod und schließlich der zunehmende Skorbut. "Der Kriegsrat hat einstimmig die Kapitulation beschlossen, und cs ist unwahr, daß ich eine abweichende Meinung vertrat. Die Javaner waren ausnehmend höfliche Sieger und Nogi der ritterlichste von allen. Ich sagte dem General, er hätte an meiner Stelle nach japanischer Auffassung Selbstmord begehen müssen, worüber Nogi herzlich lachte. — Während der Kapitulations-Verhand lungen begannen die Truppen in Port Arthur wild und disziplinlos zu werden. Sie plünderten die Vorräte an geistigen Getränken. Die schwer betrunkenen Leute begingen die größten Erzesse. Sckfließlich waren die Offiziere um ihr eigenes Leben besorgt. Hätten die Japaner nicht klugerweise ihren Einzug um einige Tage verschoben, so wären ein gewaltsamer Eingriff und ein Blutbad unvermeidlich gewesen. Die Offiziere brachten die Leute erst durch Vorenthattung der Nahrung zur Raison. Vor her hatte sich niemand über Mangel an Nahrung zu, beklagen. Was die Muiiilionsfrage belriist, io erklären die Offiziere, es gab wohl Schichmcuerial für gewisse Kaliber, für andere aber waren die Patronen schon sei» «eptember rar und fehlten zuletzt ganz. Die jüngeren Offiziere sind zornerfüllt über die Un- tüchtigkeit ihrer Regierung »nd über den leichtfertig begonnenen Krieg. Ein Suballernoisizier erklärte offen in Stössels Gegen wart, alle Leute, die nach Rußland zurückkehre», sind im Geiste revolutionär. Stössel sagte hieraus bloß: „Lasset sie reden, sic Laben das Recht erworben, zu denken, wie sic wollen, denn sie haben ungezählte Viole den Tod für das Vaterland riskiert." TlljlcSktschichte. Deutsch.« üdwestasrika. Dem Reichstag ist eine vom großen Gcncralstabe ausge- arbeitete Dcnkichrift über den Verlaus dcsAusstandcS in Südtvestairita vorgelegt worden. Sie gibt einen histo rischen Ucberblict über die Kämpfe gegen die Bondelzivorls, die Herero und die Wubois. Ans der Tenkschrist geht hervor, daß, nachdem im Anscing Februar der regelmäßige Ersatziransport van 226 Mann in Swakopmund eingelrossen, ..in 9. Februar ein Bataillon Marinc-Jnsanlerie in Stärke von 639 Mann Stvakop- niund erreicht hatte und eine Verstärkung der Schutztruppe aus Freiwilligen in Höhe von 577 Mann am 1. März in Tüdwcst- afrika gelandet war, Oberst Leulwcin neue Verstärkungen, und zwar 800 Berittene und 2 bespannte Batterien beantragte, da er sich nicht länger der Ueberzengung verschließen konnte, „daß cs sich hier um einen anderen Aufstand bandelte, wie diejenigen waren, welche in früheren Jahren gleichsam ipiclcnd überwunden werden konnten".' Weitere Verstärkungen wurden gefordert, als in den Gescchicn in den Onjatibergen sich deutlich gezeigt halte, „das; man nicht nur einen zahlreichen, sondern auch kriegskun digen und vorzüglich bewaffneten Feind sich gegenüber hatte". Als unmöglich erwies es sich, die neuen Truppentransport-Ver stärkungen „schnell und in Massen ihrer Bestimmung entgegeu- zuftihren". In der Tcnkschrift heißt es darüber: „Der Seetrans port an »nd für sich legt der Menge der sortznschasscndeu Truppen eine gewisse Beschränkung ans. Alle Schwierigkeiten aber, die hieraus cnlstavdeu, verschn»anden hinter denjenigen, welche die Laudungsverhällnisse in Swakopmund vcrnrsachien. Hier war kein Hasen, sondern nur eine Reede, die gegen eine »»gewöhnlich starke Brandung mir zum Teil durch eine schwache Mvle geschützt war, und diese Mole wurde ft, dem Augenblick, wo ma» ihrer am dringendsten bedurfte, durch Versandung in ihrer Leistungsfähigkeit stark bceimrächtigt. Nur bei gutem 'Wetter und bci hohem 'Wusscrsiand konnte an die Mole angelegt werden. Die Zeit, während welcher die Schiffe ihre Ladung zu löschen vermochten, wurde aus einige Tage und an diesen Tagen ans wenige Stunden beschränkt. Es waren aber nicht allein Truppen zu transporiierc» und zu landen. Je höher ihre Zahl stieg, desto höher wuchs auch der Bedarf an Verpslegungsgegen- ständen. Das für einen geordneten Etappen-, Sanitäts- und Tclegraphendicnst erforderliche Personal und Material mußte auf den Kriegsschauplag überführt werden. Es ist erklärlich, daß der gesamte Transport nur langsam vor sich ging und daß die Schiffe nur mit wochcnlangen Abständen sich folgen konnten. Eine besondere Schwierigkeit verursachte die Notwendigkeit, eine große H Zahl vvn Pferden luitzuführcn. Einen berittenen Gegner kann r« man nicht ausschließlich zu Fuß bekäwpsen. ,Dic Verfolgung eines Kavalleristen durch einen Infanteristen ist ein aussichts loses Unternehmen. Es wurde daher versucht, alle Mannschaften, Jnfanteristc» wie Kavalleristen, auf Pferde zu setzen. Aber die Werde, mochte ma» sie aus dem Inland oder aus dem Ausland, aus Europa oder Amerika beziehen, vertrugen nur zum kleineren Teile das Klima, das Futter und das Wasser, das ihnen geboten wurde. Sie ermatteten rasch, und in dem Zustand der Schwäche, welchem sie anheimsieien, konnten sie die Anstrengungen nicht ertragen, 'welche von ihnen gefordert werden mußten." — lieber den Ersatz des Ohersten Lentwein durch den General leutnant v. Trotha heißt es in der Denkschrift: „Ter durch die im April und Mai angevrdnetcn Nenamstcllungen immer mehr an- gewachsenen Truppe erschien es angezcigt, einen General als Führer zu geben." General v Trotva unternahm einen konzen trischen Angriff von vier Seiten auf die Masse der Herero am Waterbcrg. Das Gefecht nahm, wie es in der Tcnkschrift heißt, einen „derartigen Verlauf, daß an zwei Stellen der Feind nach der Mitte hin zurückgcdröngt wurde, daß an zwei anderen Stellen unsere Truppen sich nur mit Mühe gegen die gewaltige Ilebcr- legenheik behaupten konnten, daß durch die Zwifchcnräume der Feind mit Frauen. Kindern und Vieh durchdrang und daß unter dem Schutze der Nacht auch diejenigen, die gekämpft hatten, das Weite suchten. Ter Erfolg von Waterberg bestand nicht darin, daß das ganze Volk der Herero einaeschlossen und vernichtet wurde, sondern darin, daß seine Widerstandskraft gebrochen wurde und daß es das Vergebliche einer weiteren Kriegführung einsal,. Um sich zu retten, eilten die .Herero, von allen anderen Niickzugsrichftingen abgedrängt, nach Südosten auf das gefürchtete Tnrsigebiet der Omcihekc hin. Auf der Flucht verbrauchten lic das letzte vorhandene Wasser der spärlichen Pfützen, den letzten zur Weide geeigneten Grashalm. . . . Die Herero verschwanden in der unzugänglichen, fast unerforscht u Steppe." Ein einheit liches Vorgehen der deutschen Truppen, die seit vier Monaten die Omähcke umstellt halte», wird erst möglich werden, wenn nach Eintritt der Regenzeit Wasser und Weide dort vorhanden sein wird. Dann werde sich Herausstellen, ob noch eine Anzahl des Volkes im Felde ausgchalten hat. lieber diewcitercn Ope rationen. so beißt cs in der Denkschrift, „wird die Nach- führung der Verpflegung desto größere Schwierigkeiten bieten, je mehr sich der Kriegsschauplatz von der Küste entsernt. Zwischen der Lüderitzblicht und Kubnb breitet sich eine Wusle ans, die nur unter den größten Anstrengungen zu überwinden ist. Die nur für einen bescheidenen Friedcnsvcrkehr erbaute Bahn zwischen Swakopmund und Windhuk besitzt nur eine äußerst geringe Leistungsfäbigkeit. Non ibr o»S muß dann Munition und Pro viant für Mann und Pferd in fchwer'älligen Wagenzügen auf den unendlich langen Strecken bis zur Front der Truppen be fördert werden, und diese Strecken müssen durch Truppen ge sichert werden. Durch diese ungünstigen Umstände wurden wir verbindert, das militärisch richtigste und unzweifelhaft billigste Verfahren aiizuwcndcn: den Gegner mit überlegenen Kräften schnell zu schlagen. Die gegenwärtige Zahl der Truppe» nach Abzug der Verluste und sonstigen Abgänge be- mißt die Dcnkichrift auf rund 10 400 Mann, darunter 700 Ver wundete und Kranke, von diesen 374 Typhuskranke, 2730 Mann sind noch ans der Ausreise oder gehen in nächster Zeit ab. Nach dem Eintreffen der letzten Transporte soll der Nest des Marine- Expeditionskorps mit rund 350 Mann zurückgezogen werden. Tie beiden Trnvpentransportdampser „Lulu Bohlen" und „Hans Woermann" haben nach Eintritt höheren Wasserstandes von Hanibnrg die Ausreise angetreten. Aus dem pHans Woermann" siel der Reiter Richard Klcttt in den Schiffsraum. Er erlitt eine schwere Rückgratsverletznng und wurde in das Altvnacr Garnisonlazarett gebracht. iWiederholt.s Deutsches Reich. Der Abgeordnete Büsing hat, unterstützt von anderen Mitgliedern der „n ativnallibcralen Partei", im Reichstage folgende Interpellation eingcbracht: Will der Herr Reichskanzler nicht dem vom Bundcsrate in seiner Sitzung vom 26. Oktober 1.875 gefaßten Beschlüsse: „die Er Wartung auszusprcchcn, es werde den aroßherzoglich mecklen burgischen Regierungen gelingen, eine Acnderung der be stehenden mecklenburgischen Verfassung mit dem mecklenburgischen Landtage zu vereinbaren" im Wege bundes- frcnndlicher Verhandlungen eine weitere Folge geben, da die grobherzoglich mecklenburgischen Regierungen seit länger als 24 Jahren keinen Versuch mehr gemacht haben, der vom Bundes rat ausgesprochenen und von ihnen ausdrücklich gebilligten Er wartung zu entsprechen? Ueber Beurlaubung von preußischen Eise »bah narbet« lern an Kaisers Geburtstag wird berichtet: Um den Arbeitern im inneren Dienst, sowie den Werkslättenarbeitern, vermehrte Gelegenheit zur Teilnahme an der Kaiser - Geburts- tagSfcier zu geben, ist angeordnet worden, daß bei jeder Dienst stelle alljährlich etwa die hälfte der eingangs erwähnten Arbeiter am Nachmittage des Geburtstages unter Jortgewährung des Lohnes von der Arbeit entbunden werden, sodaß also jeder Ar- Dv-S-nsp Nachrichten. 20. Leite 3. Freitag. 20. Januar LOOS