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Einschätzungen 11.889 Reklamationen erhoben. Von diesen wurden 232 zurückgezogen. 2074 aus formellen und 2298 aus materiellen Gründen abgewiese» und 6985 berücksichtigt. Infolge der berück sichtigten Reklamationen ist der Steuerbetrag um 184,964 Mk. er mäßigt worden. Der Steuerbetrag wurde ermäßigt in 2611 Füllen um eine Klasse, in 1743 Fällen um zwei, in 907 Fällen uni drei, in 524 Fällen uni Vier, in 368 Fällen um fünf, in 5Ä Füllen um sechs biS zehn und in 164 Fällen um mehr als zehn Klassen. Im gesammlen Königreiche wurden 57.071 Reklamationen gegen die Einschätzungen erhoben, von denen 35.443 Berücksichtigung fanden; in Folge der letzteren wurde der Steuerbetrag um 607,844 Alk. ermäßigt. Der älteste Soldat des Artillerie-Regiments in Pirna, Herr König!. Musikdirigent Philipp, begeht am 1. Januar künf tigen Jahres sein 40jährigesMilitärdie»stj»bilä»m. Als löjäbriaer Jüngling trat er, wie der dortige ..Anzeiger" mittheilt, am l. Oktober 1659 beim Pionier-Bataillon Rr 12 ei» und machte bei diesem den Feldzug gegen Dänemark 1864 mit. Am 1. Oktober 1865 ging er zur Artillerie, und zwar zu dem damaligen Fnß-Arlilleric- Regiment über und wurde am 20. Juni 1870 zur Reitenden Ab- theilung versetzt. Vom 1. Oktober 1879 bis 31. Dezember 1879 war Herr Philipp im Veurlaubtcustand. Am 1. Januar 1880 wurde er zum Stabstrompctcr des Regiments in Pirna ernannt und erhielt am 30. April 1889 den Titel „KöniglicherMusikdirigent". DaS Erinncrungskrcuz 1863 64. das ErimiermigSkreuz >86«!, die Kriegsdcnkmünze von Stahl für Nichtkombattante» 1870 71. die Dienstauszelchnung 1. Klasse, die silberne Verdienstmedaille, das Allgemeine Ehreiucichen und das Albrechtskreiu schmücken die Brust des alten Soldaten. Außerdem besitzt Herr Philipp die Erinnerungsmedaille an Kaiser Wilhelm I. TagcSsicschichte. Deutsches Reich. Ter Kaiser ist gestern Morgen >,'»8 Uhr mittelst Svnderzuges von Crviibcrg nach Mainz abgcrcist. Die Kaiserin Friedrich, die Kronprinzessin von Griechenland und Prin zessin Friedrich Karl von Hessen fuhren 'K9 Uhr zu Wagen nach Höchst und begaben sich von dort nach Mainz. Die Kaiserin ist mit den Kaiserlichen Kindern mittelst Soudcrznges von Kassel abgcrcist. Bei dem Wcitlndcr» um den von Sr. Majestät gestifteten Kaiserpreis zwischen sämmtlichen Knitcrn der Flotte bei Ncufahrwasser siegte zu», vierten Male „Brandenburg". Ter Eeittralverein jelbslsländiger Gewerbetreibender der Louisen- stadt in Berlin hielt eine sehr gut besuchte össentlichc Versamm lung ab, welche sich mit der Arbeiter- K o n s u m v creins frage beschäftigte. Der Referent Mannes legte dar. das; e-S sich bei diesen von dem Privatdozcntcn Tr. Arons in's Leben gerufenen Konsumvereinen um eine anSgeivroclien sozialdemokratische Pnrtci- »nternelnnung handle. Plan wolle, wie man selbst unumwunden zugcstanden habe, durch Glündung solcher Geuossemcha'ten de» Agitatoren der Partei gesicherte und einträgliche Lebensstellungen als Geschäftsführer re. verschaffe». Ferner gelte es in Fällen von Streiks in den Konsumvereine» einen starken Rückhalt für die Ar beiterbewegung zu bilden. Man habe ferner erklärt, das; die durch die Konsumvereine zu Grunde gehenden Gewerbetreibenden dieses Schicksal verdient hätten, da sie sich nur wenig um „Politik" küm- inerten und für die Sozialdemokratie doch nicht zu haben wären. In der sehr lebhaften Diskussion wurde das Verhallen Dr. Arons' scharf gegeißelt. Es gelangte eine Protestresolution in diesem Sinne zur Annahme. Das Landgericht in München hatte kürzlich de» Antrag der Staatsanwaltschaft, gegen den Pfarrer Bräunlich iWetzdorfi wegen des Vortrages, welchen er über die „Los v o n 9t o in"- Beweg ung gehalten hatte, das Strafverfahren cinzulciten, abgelehnt. Die StantSanwalljchast erhob Beschwerde beim Ober-Landes- gcrichte. Dieses wie-S nun die Beschwerde ab und damit ist die gerichtliche Behandlung des Falles Bräunlich endgiltig erledigt Dos „Rciltcr'sche Bureau" meldet ans Apia vom 10. d-S. M.: Hier ist Alles ruhig. Malanfa richtete an die Kommission ein Schreiben, in dem er die Abschaffung des KönigthnliiS und die Ernennung Svls'S zum Ehes der Regierung nnräth. Gerüchtweise verlautet, Mataafa werde zum Gouverneur ernannt werden. Tie feindselige Gesinnung der Eingeborene» untereinander dauert fort. Oesterreich. Am 19. August kam es in Graslitz zu D e m o n - strationen vor demAnitsgebändc derBezirkshauptinannschast: die Fenster wurden,zertrümmert. In Folge dessen wurde am nächsten Tage die Gendarmerie verstärkt. Es fanden neuerdings Ansammlungen statt. Plötzlich wurde ein Steinwurf aus dem Gasthausc auf die Gendarmerie abgegeben. Ter Gendarmerie gelang cs nicht, das Gasthaus zu räumen. Später wurden mehrere Ereedenten ver haftet. Das wiederholte Ersuchen des Bürgermeisters sowie einer aus Dcutschnalionale» bestehenden Deputation beim AnitSleitcr, die Exccdenteii frcizngeben, war erfolglos. Runmchr wurde Nachts mrs die Gendarmerie geschossen. Die Gendarmerie zog blank, zwei Todte und ein Schwerverwundeter blieben aus dem Platze ; ins- aesamnit wurden sechs Personen venvundet, wovon zwei starben. Nachts wurden ein Bataillon Infanterie von dem Manövcrtcrraiu sowie weitere Verstärkungen der Gendarmerie nach Gra-Slitz ent sandt. Gestern herrschte vcrhältnißmäßig Ruhe. Der Amtsleiter wurde auf dem Wege in's Anitsgebäude von der Menge insultirt. Frankreich. D re »s ns Prozeß, lieber de» Schluß der Sonnabcndsitziing ist noch zu berichten: Trciifus hebt einer Be hauptung in Gvnsc's Aussage entgegen hervor, daß kein Fremder lemols zu ihm in den Gcneralstab gekommen sei; lein Fremder werde eingelassen. Gonse: Ausnahmsweise kann cs geschehen. Drchfns: In meinem Falle ist es eine Lüge. Wenn ein Fremder eintreten will, muß er in sedeiu einzelnen Falle einen Passirscheiu haben. Gonse: Einen solchen Passirscheiu kann man erlange». Dreyfus: Von jedem ausgestellten Passirscheiu bleibt eine Ein tragung zurück. Ich verlange den Beweis, daß ich jemals für einen Besucher einen Passirscheiu verlangte. Gonse: De» Be weis kann ich nicht bcibringen. Picguart: Zeuge hat ganz gleich- giltige Angelegenheiten angeschnitten, die ohne den geringsten Zusammenhang mit der Drei,fus Sache sind. Sein Zweck kan» nur die sittliche Entwerthung meiner Zeugenschaft seim Um diese zu vertheidigen. beantworte ich die Unwahrheiten. Lchwarz war durch seine Briefe überführt, die in Paris lebenden Elsässer auS- znspioirircn: die Wohnung der deutschen Botschaft gegenüber habe nicht ich gemiethet, sondern mein Anitsvorgängcr. von dem ich sie übernahm. Mau hatte in die Fensterläden Löcher geschnitten, durch die ein Agent Augenblicksbildcr aller Besucher der deutschen Botschaft aufnaym. Ich fand das kindisch und lächerlich und unterdrückte es. I» anderthalb Jahren habe ich einmal den Lugaus betreten. Temange: Vor dem höchsten Gericht wurde gesagt, es seien bundelttausend Jranlen für Esterhnzv's Ueber- wachung ausgegeben worden. Picguart: Ich habe hundcrttanscnd Franken für eine andere hochwichtige Angelegenheit verlangt. Billot bekam sie vom Ministerrath, gab mir aber nur zwanzig- tausend und behielt achtzigtausend für seinen Dienst. Zur Ucbcr- wachung Esterhazy's ist so gut wie nichts aufgewendet worden. General Billot: Gehcimgclder sind Gchcimgelder. das will sagen, sie sind geheim. Als Minister hatte ich darüber nur dem Präsi denten der Republik Rechenschaft zu geben, Picguart gab ich, was ich für angemessen hielt. (Tief bewegt, fast thränenerstickt): Es lag mir daran, diese treulose Unterstellung hervorzuheben. (Hände klatschen im Saal, Zischen auf den Bänken der Presse.) Dreyfusprozeß. Die Sitzung wurde gestern >L7 Uhr früh eröffnet. General Fabre sagte aus, er sei als Ehef des vierte» Bureaus Vorgesetzter des Drepsus gewesen. Zeuge gab die schlechteste Auskunft über Drepsus und erzählte, daß er de» Dienst vernachlässigt habe, um sich Nachrichten zu verschaffen. Die Art jetzt, wie 189-1, sei er überzeugt, daß DrehfuS der Urheber des Bordereaus sei. Drchfns, der mit ruhiger Stimme sprach, erkannte die Richtigkeit der Erklärungen Fabre's hinsichtlich der Arbeiten, welche er insbesondere über das Ostnetz ciiiszusiihrcn hatte, an. Sonntag Nachmittag hatten sich in Folge Aufforderung seitens wisser Blätter einige Gruppen von Anarchisten und ozia listen auf der Place de la Repuhlianc in Paris ein gefunden. Ssbastien Faure versuchte eine Rede zu halten, aber die Polizei säuberte den Platz, wobei drei Verhaftungen vor genommen wurden. Als die Gruppe der Sozialisten und An archisten von der Place de la Nüpubliauc vertriebe» war. wallten sie sich mit Sbbastten Faure an der Spitze nach der Place du Träne begebe». Polizei trat ihnen jedoch entgegen, und es kam zu einein bissigen Zusammenstoß, wobei Revolverschiisse abgegeben wurden. Der die Polizei befehligende Kommissar wurde durch zwei Messer stiche verwundet. Die Menge setzte sodann den Marsch fort, wurde ' durch die Polizei aufgeljalicn. che sic nach der Place du Träne E» kam zu eurem »eneriichen Zusammenstöße. ES tr mit Revolvern geschossen und drei Polizisten wurde» verletzt. Sebastien Faure bestieg nunmehr mit einigen Freunden einen Straßenbahnwagen, der nach der Place de la Räpubligue fuhr: hier wurde er mit seinen Freunden verhaftet und nach der Chateau d'Eaux-Kaserne gebracht. Tie Menge tbeilte sich nunmehr in zwei Gruppen. Tie eine ging die Nue Maux entlang, die gerade unbewacht war, und gelangte, ohne angehalten zu werde», nach der Kirche Saint Joseph. Einige an der Spitze marschirende Individuen betraten die Kirche, rissen mehrere Bilder herunter, ergriffen einige Sessel, trugen sie auf die Straße, zerschlugen sic und zündeten ein Freudenscuer vor der Kirche an. Tie Pvlizci, von Passanten von diesem Borfall unterrichtet, eilte hinzu und zer streute die Menge. Ein anderer Hausen von etwa 200 Personen mit einer rothen Fahne zog die Rne des Boutes entlang. Ein Polizei-Kommissar und ein Polizei-Inspektor traten der Menge entgegen, wurden jedoch gestoßen, geschlagen und nicdemctretcn. Ter Kommissar erlitt ernste Kontusionen. Ter Polizei-Inspektor und zwei verletzte Polizisten eilten zu Hilfe, und es kam zu einem heftigen Zusammenstöße, in dessen Verlauf vier Polizisten leicht verletzt wurden und die Menge aiiseinandcigetriebe» wurde. 32 Personen wurden verhaftet. Seit Abends 8 Uhr wurden die Tbeilnehmer an den Kiindgebnuacn. die sich bis zum Oslbalmhose auSdehnicn, beständig durch die Polizei zurückgedrängt. Die Menge brachte Hochrufe aus die Armee und die Republik aus. Tie Polizei trieb eine Anzahl iunger Vurichc», die ZcitungSpacketc verbrannten, auseinander. Gegen 10 Uhr s,inden aus dem Boule vard Magenta und dem Boulevard Strasbourg Ruhestörungen statt, bei denen Rcvolvcrschüsse abgegeben wurden, die aber Nie mand verletzte». Mehrere Personen wurden verhaftet. Zwei Zcitmigslioske wurden in Brand gesetzt. — In der R»c Ehabrol dauerten die Kundgehlingen bis Mittemacht fort. Bis dahin wurden 50 Personen verwundet, darunter mehrere Polizeiagcnte». Tic Tliciinelimer an den Kundgebmigcn, die sich auf den Lslbahil- hof gcslüchtct hatten, wurden von dort vertrieben. 25 Personell wurden verhaftet. Gegen 1 Uhr war die Ruhe wieder hcrgeslellt. Tic meisten Blätter bekunden, daß die vorgestrigen Un ruhen ein recht bedenkliches Anzeichen sür die in einzelnen Schichten der Bevölkerung herrschende Stimmung sei. Nationa listische und opportunistische Blätter mache» sür diele Unruhen die Regierung verantwortlich, die durch die ungerechtfertigte Berhaft- iing Tärvnlöde's und Genossen alle patriotisch Gesinnten heinns- gcsordei l hat. Tie repnhlifaiiijchcn Blätter erklären, der vorgestrige Tag ici eine Koiiseauenz der Schwäche der Regierung, die seit 8 Tagen die meuterischen Kundgctningcn der Antisemiten und Nationalisten erduldete und mit Giiärin, der sich in offenem Auf ruhr gegen das Gesetz befinde, wie mit einer kriegführenden Paitci verhandle. Rach Feststellung der Polizeipräsektnr sind bei den vorgestrigen Straßcnnnrnhc» im Ganzen 380 Personen verwundet worden, von denen 361 in Kranlcnhäuscr gebracht wurde». Die Zahl der verwundeten Poiizeiagenten betrügt 59. lieber 150 Berhastuilgen wurden vorgenommen. von denen 80 ausrecht erhalten wurden. Jetzt herrscht in der Nue Ehabrol und deren Umgebung vollständige Ruhe. Die Schlächter des Stadtviertels La Billette in Paris kielten eine Beriammlung ab, um über die Aufforderung der antisemitischen Führer, sich der Bewegung Gnorin's anznschiießeii. zu berathcu. Ei» Tbeil der Schlächter war der Ansicht, daß Guerin unrecht gehandelt habe, die Bedingungen der Regierung abzulehnen. cs wurde abcr^ beschlossen. daß man sich einzeln zu einem gewisse» Punkt der Stadt begeben solle, um von dort in Masse» zur 9t»c E h a b r o l zu marschircn. Inzwischen fände» in der Nue Ehabrol K u n d g e b n n g e n statt, besonders seitdem bekannt geworden war. daß die Schlächter aus dem Wege seien, um sich den Knnd- geberu anzuichließen. Infolgedessen wurden noch umsasseiidcre Sicherhestsmaßrcgeln getroffen. Tie Wlrihschastcu des Boulevard Magenta und der Nue Lasavettc waren von den Antisemiten an- gesüilt, die sich in Erwartung großer Ereignisse hier versammelt hatte». Es war kurz vor Mitternacht, als die gejammtc Menge zur Ruc Ebabivl nusbrgch und mit der dort vostirtcu Polizei zn- sgmmenstieß, wobei ein surchlbnrcs Hgudgemcnge stattiand. i» dem Stöcke und Messer eine große Rolle svieltcn. Die republika- niichc Garde und die Neiervevolizei ließen fortwährend ans die Menge chargiren und zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Eine noch größere Anzahl von Verwundeten mußte durch die Ambnlanzwachen zum Nordbahnhvs transportirt werden, wo eine "Ambnianzstativn eingerichtet war. Schließlich gelang cS der Polizei. Herr der Situation zu werden und die Straße zu taubem. Wie eine Depesche aus dem Sudan meldet, wurde der Obcrslleiitnant Klodb. der den Beseht über die von den Haupt- lcutcu Bviilct und Ehanoinc geführten Abtheilunaen übernehmen sollte, ermordet; auch der ihn begleitende Leutnant Mennier wurde getödtct. Der „Figaro" meldet dazu: Infolge einer Unter snrhnng über die Ervedition unter den Haiivlleitten Vonlot und Ehanoiiie erhielt der Oberstleutnant Klobb den Befehl, das Kommando über die Mission z» übernehmen und die blvßgestelllen Offiziere nach Mnrte (?) zu führen. Klobb und Mennier wurden von einer Abtheilnng eingehorcner Soldaten begleitet, als sie ans die Ervedition stießen. Klobb thcilte der Ezvedition seinen Auf trag mit. worauf Bvulct erwiderte, wenn Lbersllentnaift Klobb daraus beharre, seinen Besicht anszusühren, tönne er sich als tobten Mann betrachten. Als Klovb und Mennier mit ihren Begleitmannschaften sich der Ervedition näherten, ließ Borstet seine Leute sofort laden und sich schußbereit halten, nachdem er vorher eine Warnung n» Klobb »nd Mennier batte ergehen lassen. Klobb antwortete: „Ich lasse nicht laden: schießen Sie. wenn Sie cs wagen!" »nd rückte mit Mennier vor. Boistet kvmmciiidirtc „Feuer!" Mennier und einige der Eingeborenen fielen; Klvbb erhielt eine Kugel in's Bein, rückte aber weiter vor. Bald darauf starben Klobb »nd Mennier. Tie Nachricht von diesem furcht baren Tovpelnivrde wurde von Sudaneien nach Sbv überbracht. Serbien. Tie außerordentliche Session der Sknv s ch tina wird höchstens 10 Tage dauern. Die Regierung wird folgende Vor tagen cinhiingen : eine Novelle, der znsvlae die Bestimmungen des Strafgesetzes, detrcsieud die Strafen für die Beleidigung des Königs und der Mitglieder der königlichen Familie, sowie für die von Beamten verübten Unterschlagungen, dahin abgeändert wer den sollen, daß eine Berschärsiina der Strafen eintrete: ferner ein Gesetzentwurf, betreffend die Eiiisührung der Präventiv-Ccnsnr für die Presse. Der Deutsche Verein in Belgrad, dessen ordentliche Mitglieder ausschließlich Reichsdeutsche sind, protestirt in einem Riindschrciben an die rcichsdentsche Presse „gegen die unwahre» und übertriebenen Schilderungen, die wider Serbien und sein Herrscherhaus im Wege von Schauerbrvschüren oder Zeitungs- Korrespvndeuzeu in Umlauf gesetzt" würden. Derartige Ausstreu ungen würden „zumeist aus vcrsöiisichcu Motiven laueirt". Serbien bade gerade in den letzten Jahren vielseitige Fortschritte in kultureller und wirlhschastücher Hinsicht zu verzeichnen. lliiucrikn. Von den P hilIvpinen kommt, wieder ein mal die Nachricht von einem amerikanischen Siege. Oders! Sniilh soll mit zehn Kompagnien Infanterie und zwei Kanonen 2500 Philippiner angegriffen habe», die unweit Angeles eine stark verschanzte Stellung inne hatten. Die Insurgenten seien nach heißem Kampfe geschlagen und zerstreut worden, worauf die Amerikaner "Angeles besetzten. WaS das für ein großes Tressen war, crgiebt sich daraus, daß der ganze amerikanische Verlust zwei Tobte und zwölf Verwundete betrug. — Ans mehr Wahrhaftigkeit macht der Brief eines amerilanischen Ossiziers an seine Frau An spruch, der im „Tailv Ehrvniele" veröffentlicht wird. Darin heißt cs: „Mindestens 100.000 Mann seien nöthig zur Unleiwerfnug der Philippiner An ihre Aushungerung sei nicht zu denken, da die Insel» viel zu fruchtbar icieu. Die amerikanischen Truppen sehe» sich gezwungen, in der Defensive zu handeln in Folge der großen Zahl der Insurgenten, die ihnen direkt gegcnübcrsiehen." Angesichts der d ent scheu Bewegung gegen eine Allianz mit England erklärt das Kongreßmitglied Octiei, ans Wis consin. ein formelles Bündniß sei überhaupt nicht geplant und gegen eine freiindichafttiche Entente mit den Engländern könnten die Detitsch-Amerilaner »in so weniger etwas einwenden, als sa die Deutschen mit den Angelsachsen stammverwandt seien. Die Erklärung Oetjen's ist ohne Zweifel von Mc. Knilch inspirirt. der um das oculjchc Votum sehr besorgt ist. Afrika. "Ans Johannesburg liegen folgende Times Meld ungen vor: Daß die portugiesischen Behörden i» Lanrci».o Marques sür die südafrikanische Republik bestimmtes Kriegs material aufaelialten haben, hat hier gewaltige Erregung Hervorgerufe». Die „Randpost" sagt, dies ser ein Kriegsakt vv» Seite» Portugals und Großbritanniens, und das Blatt empfiehlt der Negierung, den Fehdehandschuh aufmnchmcn und. wenn nöthia. sich znin Kriege zu entschließe». — Der Kominissioiishericht über die Dhiiainitfrage bat eine Spannung i» den Bezieh ungen zwijchc» dem OraiiieKreislaat und der südafrikanischen Republik hervorgemfen. Der Freistaat ist sür Beseitigung des Vertrags mit der Dhnamttgrsellschqst und betrachtet den Kommis- sionSbericht als einen Bruch der früheren Versprechungen. Namens des Freistaates hat Fischer energisch Protest erhoben. Wolmaraus ist von Pretoria nach Bloemfontein abgercist, um mit dem Oranje- Freistaat in der Angelegenheit zu unterhandeln. In Transvaal rechnet man mit Sicherheit daraus, daß die Mehrheit des Boiks- raads sich gegen die Aushebung des Vertrags mit der Dhnamit- gesellschast aussprechen werde 7V, Schiffsladungen Kriegsmaterial wurden in Port Elizabeth ausaeschisst und nach Aliwal-North gesandt zur Ver- thestung im Oranje-Freistaat. Ter Vorgang wird in Kapstadt lebhaft besprochen. Knust und Wissenschaft. ck Mittheiliiiigcn aus dem Bureau der Königl. Hosthcater. In der heutigen Aufführung der Oper „Ter fliegende Hollän der sinnt zum ersten Male Frau Krammer die Partie der Senta. — Am Mittwoch werden in der Lortzing'jchen Over: „Z nr und Z i ni m ermann" folgende Gäste und zwar Herr Stevens als van Bett und Herr Nowack als Jwcinvii austrete». — Im dritten Ovcrn-E»klliS Wagner'ichcr Werke: „Tannhäuser" ist die Besetzung folgende: Tannhäuier: Herr Anthcs. Elisabeth: Frl. Malten. Venus: Irl. Bosscnberger. Wolfram: Herr Scheidemantcl. Landgraf: Herr Wächter, Walther: Herr Jäger. Bitervls: Herr Rübscn» n. s. w. 's Das Königl. Hosschauspiel wird am Sonntag den 10. September mit einer Fcstaussührung des „Torauato Taiso" eröffnet werden. Ter Abend ist als Nachfeier zu Goethe s 150. Geburtstag gedacht und wird aus diesem Anlaß noch eines der allegorischen Festspiele des Dichters bringen. "Am Montag darauf wird dann als die erste Ncueiiistudinnig der Saison Holger Druchmanil's prächtige Märchendichtuug „Es war einmal" in Scene gehen. 4 Frau Reiicnhoser tritt heute im Nesidciiztheater in einem drciaktigen Schauspiel englischen Ursprungs „A gnct e" aus. f Deutsche Kunstausstellung 1899. «Xkl). Tie C r a » a ch - A ns st e 1 l uii g. Ja der alte Lucas Eranach ! Er liegt schon bald drei und ein halbes Jahrhundert unter der Erde und hat dem des Sehens einigermaßen kundige» Beschauer in der Dresdner "Ausstellung doch noch recht viel Ucbcrraschllngen bereitet Das mach!, man hatte seine Werke noch nie so beieinander gehabt wie letzt hier. Daß sic hier vereinigt wurden, sei gleich als ein Verdienst hauptsächlich Direktor Karl Woermann's vermerkt, der auch einen wissenichastlich sorgfältigen Katalog und Führer zu der "Ausstellung geschrieben hgt. — Ernnnch den Aelteren nannte ninn bisher schon immer mit "Albrccht Dürer und dem iüngeren Holbcin zusammen, aber man machte, ngmentlich der Laie, einen rech! großen "Abstand. Man crtaniitc ilnn die "Attribute eines wackeren, volksthümlichen Meisters, des Malers der Reformatio» und des Hauvics der sächsischen Schule zu. nahm aber doch zumeist an. daß ihm alles Geniale, alle sreiquellende Schöpferkraft gemangelt habe. Dieses Urthcil wird durch unsere Ausstellung etwas verschoben werden. Ter Abstand zu den beiden Großen wird bleiben, auch Grüncwald und Hans Baldung gen. Grün wird man doch immer eigenartigere Künitlerpersöiilichkeiten »cnnen müssen als Eranach den Aelteren. Aber die Laiennieinnna. daß Cranach's Bilder — außer seinen Portraits — schablonenhaft hölzern und langweilig seien und dem SchönhcitSgefühl direkt nichts gäben, sondern nur durch die Vermitteliincz der Kunst- »nd Kulturgeschichte zu genießen seien, wird sich cinschränkeii müssen. Tenn eine kleine Anzahl von Werken, die unser Meister in jungen Jahren und als hochbetagtcr Mann mit der eigenen Hand geschaffen hat. zeigen nicht nur die gründliche Kenntnis; der Natur und ihrer Farbe» und Formen und die innige Freude an ihrer wahren Wiedergabe, also technische Meisterschaft, sondern haben auch jenes Hinzuthnn aus dem na»; Eiacnen. das schöpferische Einswcrden von Künstler und Werk, aus dem uns doch erst die Empsinduna erwächst, ein reifes, freies Kiinstwerk sei entstanden. Der weitaus größere Thei! dessen, was sich ii; den Galerien mit Eranach des Aelteren Namen vor unsere Augen stellt, sind Werkstattbilder aus den mittleren Jahrzehnten seines Lebens, an denen er mit eigener Hand wohl zumeist nichts als sein Künstlcrzcichen „ein schwarz Schlangen in der Mitt zwccn schwarz Fledermaus-Flügel, aus dem.Haupt ein rothe Krön und in de» Mund ein gülden Ringlein" gemalt hat. Daß das möglich war, erklärt sich ans den damaligen Kunstziiständcn und den Lebeiisthatsachcn des Meisters selber. Tie strenge Trennung von Kunst und Knnstgewerde oder richtiger Kunst und Gewerbe, die in ninerem Ja hrhniidert sich io fest eingewurzelt hat, daß sie noch heute den Meisten als der natürliche Zustand erscheint, gab es damals noch nicht. Tic Malennnft war ein ehrsam Gewerk. Malcrvrvletariat exisiirie damals kaum. Das Handwerk »ährte seinen Mann, wer zu Höherem bestimmt war. rang sich doch durch »nd die "Anderen blieben Kunsihandwerlcr. fällig die praktischen "Ausgaben, so das Malen von Schilder» und Wänden, tüchtiger und künstlerischer zu besorgen, als cS heute der Dekorationsmaler im Allgemeinen ver mag. oder sie halfen in den Werkstätten der bekanntesten Meister als Gesellen bei der Untermalung und "Ausführung und waren dort als Kopisten tbätig. Daß es nicht gut ist. wenn sich ein Meister nicht iini seine Werlstatk kümmert, beweist vieles von den Erzeugnissen der Eranach'icheii Werlstatt. Aber Eranach war nicht nur Maler. Er batte nicht nur in den Diensten seiner Kurfürsten gar bald Mancherlei z» thun. nein, er betrieb auch noch eine "Apotheke und einen Weiiischank, eine Druckerei und eine Buch- und Papierhand lung. dazu wählten ihn die Wittenberger zuerst in den Rath zum Kämmerer und dann wiederholt zum Bürgermeister. Er scheint also nicht nur ein großer Maler, sondern auch ein kluger Finanzman» gewesen zu sein. Etwas davon läßt sich auch aus dem Sclbsipvrtrait des Siebeiumdsiebzigsährigen herauslesen, das für unsere "AuSstell'.liicz besonders photograplnrt worden ist. Also die vielseitige Thätiakeit des Mannes erklärt die thcilweise Minder- werlhigkeit des WerkstattgntS. Ganz eigenhändig sind auS der mittleren LebenSverivde wohl nur die Portraits in ihren ersten Eremplarcn. "Aber ans der Jrühzcit. als er, minder beschäftigt, noch keine umsangreiche Werkstatt besaß, und auS den letzten LedenSjahrc». als er seinem von Karl V. bei Mühlberg gefangenen Kurfürsten Johann Frieorich dem Großmüthigeii als treuer Diener in die Verbannung gefolgt war. haben, wir unverkennbar cigen- bändigc Werke. Da ist als frühestes cwsichertcs Bild des Meisters köstliche „Ruhe ans der Flucht nach Egvptcn" (Nr. I), von der ich schon früher einmal sprach Ist hier die in Form^ und, Farbe geflossene Empfindung innig deutsch und ichlicht, so nähert sich der Meister in dein sünf Jahre später geschaffenen Bilde „Venus und "Amor" so weit einer von aller Berknerveluna freien Schönheiks- linic, wie cs ihm nie wieder gelungen ist. Diese Beims zählt zu de» edelsten Gestaltungen der LiedeSgöttin. die germanische Hände geschaffen haben. Sie hält den Vergleich etwa mit BottiecUi'S Venus wohl ans. AuS der Svätzeit haben wir dann anszer einigen anderen Portraits namentüch sein Sclbstportrait. Es beweist uns. daß der Meister, wenn er nur selbst zum Pinsel gras, noch als Hochbetagter seine volle .Künstlerkraft besaß. -- llm viele der lniistleriich wichtigeren Bilder, iiameiillich der theüwcise nickt ge zeichnete» Altarbilder ans seine» mittleren LebenSsahrzehnlen weht ein eiaenihünilicheS Dunkel. daS anfzuhetteil Anlaß »nd wissenschaftlicher Zweck dieser Eranach-Ailssteliiing ist. Es handelt sich dabei bauv!- iächlich um die sogenannte ..Pieiido-GrniiewaW ^rage". die seit den siebziger Jahre» die Kunstaelehiteii beschäftigt. Sic begann damit, daß man eben diese bisher ruhig Eranach dem Aelteren ziierkannten Bilder diesem streitig machte mid Grünewald meinte zuerkennen zu müssen. Als man dann bei genauerer Kenntnis; Grünewnld's auch daS als Jrrthilm erkannte, schuf man sich im Psendo-Grüncwald eine dem mathematischen X gleiche Größe, über deren Schul- zngchöriakeit nun der Streit Lina. Die neueste Hhpothese Dr. Eduard Fiechsig'S scheint die Lacke zu klären. Er will beweisen, daß daS Fremdartige dieser Biloer, ihre reichere, ruhigere und weichere Farbigkeit, ans den Einfluß des Johannes Eranach. eines der drei Söhne de-S LncaS, znrückznsühren sei, der ganz wohl von Grünewald und etwa auch den Italienern her i» die Werkstatt seines BaterS die neue» Elemente hineingetragen haben kann. Daß er in der väterlichen Werkstatt einen starten Einfluß gehabt haben muß. beweist auch der Umstaiib. daß. nlS er 15:16 in Bologna starb, der Vater Eranach sein Küiistlcrzcicheii veränderte. Wie mm auch diese und andere Fragen, gefördert oder entschieden werde» mögen, die Veranstaltung der Cranach-Alisstellmig üderhanpt ist für die Kunstgeschichte und das Publikum eine wichtige und dankenswerthe Thai. R. 1^. V Im Schaufenster der Arnold'sche» Hofkunsthandluiig auf der Schlohstraße ist angcndlicklich ein großes Werk des am 21. Juli 1892 in Dresden verstorbene» Schlachtenmalers Oberst Theodor v. G ö tz ausgestellt: „D i c S ch l a ch t beiKolli n" (14. Juni 1757). DaS Bild stellt den bedeutsamen Augenblick dar. der die blutige Afsaire sür bas sriedericianischc Heer so unheilvoll cnt- icheiben sollte: dr» Kavallcriraiigriss des sächsischen Oberstleutnants v. Brnkcndorss. des Kommandeurs vom Draaoncr-Rcgimcnt Dresdner Nachrichten. Rr. L3S. Seite ». »o Ticnstlil,. 28. Slunnst 1811»