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Dresdner Nachrichten : 22.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189908228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-22
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.08.1899
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V«»ugS-ebübr dKNellLLrUL^r^ r^ durL di, Dir vnnadmc von «nrti,dl^ni,e» die nächke Numnier eckolal in der >vlaeccha!i«sielle, Marienm. s« u. m Ncbcnamialimcsiellcn v Bonn. « 3 Ukr Nachm. Sonntag« nur Md i?7e' bi« 3 Ukir Nachm. Sonntag« nur Maricnltr. ss v. ll-'/,l UtiiMlitag». Anzeigentarif. Die rlvallige Grundzeit« ica »Stlbeni 3d Pi.. Ä ntundigunaen aui der Vrivat- KNe Heile so Vt. i Hovvetzeile .unter" Strich" tlkingciaiidtt ->a Di. Gnmo- »eile iiir Montage oder »na, ftelltagen so Big. iiiir gamiliennachrimten ic>. dez. so Di. - AuLwürtige Auittäge nur gegen VorauLbczalilnna. Velcgl'lallcr werd in io Di. berechnet, vür Rückgabe eingeiandter Schrot- ilücke keine Verbinbtichteit. Ncrnivrechanichtub: A«,t I Ur. 1t Ur. 2N»g. Die Dresdner Nack^rtchlen^erichelnen 44. Jahrgang. Hvlnr,»«» Vroselon-H., iiuMrsIenstr^ LoXok'ornspr..^. N. 2100. A Dlal prtimiirt. 80.000 8tül>Ir in ^»netiov. DM' Lostovkois I'rodo. EMG Veräusclikoss Litt tjnppoltor l^rtttoatlssrao^.^ OovaUsnmss Sedlisssoa Tclcgr.-Adresse: Nachrichten, Dresden. OoselLLLsäesMel i» ^lut» z,»«Ä> dllli-N! frieäi'icti KgpoiLeki Hw§/§/7//w iVjv«IvrIii88iiit» Hai Droscko». Somro» tadl«8 IInu«. Llvlilnlrcrlivs I teilt. D ürüssto» lMAvr! VorrügUckrte ()u»Iii»teo ru kLbriltpreiLer, i in «ckwnrr ocler rotk Qummi, Mckd unit QaXne»- Nada//. i ^M»r!8ekmM,dr«M«zWtIlAt lieisoivitrorstr. 31 ÜI'68Ü6I1'!tÖI)l3U Ueissivitrsrstr. 31. 8 keinksr^t l^eupolt, Ore86err-/V., ^ettinerstr. sö 're-'splion »Sy ^ Lnlltidmo von Inbtvratvn unc! >LI«vnlivmvot« kür äie »' „I-rvdtiliivr A>a«I>> iSlitvu.*» ! kiWIIlill liuah kiok. Hr. KllöMei, 'lVion. d>«uv8tar Apparat rur niulnuernclen künstlicben Ilorubstiminunncier IZIut-'l'ompoiaturvin^sinar Nöroerttieilo. violtaolio Vercvcmclbnrlceit bei I iabernclou, Xopk- u. Narrleiclencion etc. LanäLSist u. OMoxLä, Liöitötzli., Loks V/a11r>tr. fir. 266S. tH)»» «s.ttinons'Znr iimcic» Krisis. Holnachrichten, Verein der 'Nnturärzte, Feuerwerk ini 'Ausstellungsvark, Pknthmaßl. Witterung: dtf Ileitt kt 1 Dresdner Schüler, ljscrichtsverhanoluugcn. Deutsche Kunstausstellung. Allmähsiche Besserung. Zur inneren Krisiö. Nach dem Scheitern der Kanalvorlage macht die Berliner Regierung mehr denn je den Eindruck der Hilflosigkeit nnd Unselbst ständigkeit. Ohne bcsiinnnte Befehle von der inas;gebcnden Stelle weis; sie zur Stunde ossenbar selbst nicht, was nun geschehen soll und geschehen wird: ist sie sich doch über ihr eigenes Schicksal nicht im Klaren. Die liberalen Kanalfrcundc versichern, das; die Niederlage, die ihr zugefügt wurde, so schwer ist, daß sic eigentlich nicht er tragen werden kann. Die „Nat.-Ztg." nennt die Niederlage die schwerste, die seit der Ablehnung der Reorganisation des Heeres anfangs der sechziger Jahre einem vrcns;ischcn Ministerium im Abgeordnetenhaus bereitet worden ist. Die „Freis. Zig." schreibt: „Kaum je zuvor hat eine Negierung im Reich und in Mengen parlamentarisch eine so schwere 'Niederlage erlitten. Aus keiner Seite traute man der'Negierung in ihrer gegenwärtigen Zusammen setzung mehr, glaubte weder an ihre Bersichccungen, noch an einen bestimmten Willen und dessen folgerichtige Durchführung " Wäre die Negierung von ihrem „varlamentarischeu Jena" selbst über zeugt. so mühte sie a»S eigener Initiative abdankcn. Tenn auch für den Fall, das; die Anflösuugsmaßiegcl beschlossen wird, würde sie sich bei einem nur geringen Masse von Selbstkritik sagen müssen, das; sic die Autorität und dieKraft nicht mehr besitzen kann, einen Wahlfeldzug unter der Kanalparole siegreich dnrchzuführcn. Der grosse taktische Fehler, den die Negierung noch in den letzten Stunden vor der dritten Lesung begangen hat, war die kritik- nnd willenlose Annahme der von der liberalen Presse mit stürmischein Jubel begrüßten Weisung, die konservative Opposition durch Einschüchterung und Drohung mit Ungnade zum Umfall zu bewegen. Wären die Konservative» vor solchen Drohungen von dem Standpunkt ihrer Ucbcrzeugrmgen. die zu vertreten sic vcrfass- nngsgcmns; als Volksvertreter verpflichtet waren, auch nur um eines Haares Breite gewichen, so hätten sie politischen Selbstmord begangen. „Bon den Konservativen", schreiben die „Hamb. Nachr.", „hätte ja. wie das Sprichwort sagt, kein Hund mehr ein Stück Brot genommen, wenn sie den plumpen und versassnngs- widrigcn Bedrohungen gewichen und ihre ehrliche Ueberzciignng ans Furcht, es nach oben hin zu verderben, preisgegeben hätten. Tic Bedrohung mit der kaiserlichen Ungnade, so offen nnd unver blümt vor aller Welt ausgesprochen, ist das Ungeschickteste, was wir je in dieser Beziehung erlebt haben. Tie Konservativen konnten und durften darauf keine andere Antwort haben, als ein verschärftes Nein, wenn sie nicht von aller Welt als charakterlose Streber, als willenlose Werkzeuge in der Hand der Negierung dastchen und ans absehbare Zeit zur politischen Olimnacht vcr- urtheilt sein wollten. Dazu waren denn doch die Erfahrungen, die sie seinerzeit mit ihrer pflichtwidrigen Nachgiebigkeit gegen die unlauteren Zmnuthnnge» des EapriviSnnis in Sachen der Handels verträge re. gcmnchl haben, zu bitter, als das; sie seht schon hätte» vergessen sein sollen." Tic Konservativen sind sich sehr wohl be wirbt gewesen, was für sie auf dem Spiele stand. Ihr Führer Graf zu Limburg-Stirm» erklärte cs am Sonnabend mit Recht für seine Partei für ein kleineres Uebcl, eventuell aus einer Wahl campagne geschwächt hervorzngehcn, als charakterlos und schwankend daznsiehen. „Darum bleiben wir", sagte er, „aus unserem Punkte fest stehen; denn wir sind der Meinung: nur eine Partei, die bewiesen hat, dcch sic frei und unentwegt nach ihrer Meinung votirt, die niit einem Worte Rückgrat gezeigt hat, kann einmal in späteren Zeiten wcrthvoll sein, wenn es darauf an- kvmmt, sich im Kampfe gegen den Umsturz auf sie zu stützen." Vorher hatte der Führer des Bundes der Landwirthe v. Wangen heim erklärt: „Die konservative Partei ist keine Regierungspartei sans plirase ... Man hat die Negierung geradezu angebettclt, die Krone möge einen Druck auf die konservative Partei ausübcn. Das hat keinen Erfolg gehabt, wir werden niemals unsere Meinung verleugnen." Auch der preußische Ministerpräsident Fürst zu Hohenlohe hat sich für verpflichtet gehalten, die in der offiziösen und der liberalen Presse ausgcgebcne Drohungsparole gegenüber der konservativen Opposition seinerseits aufziinchmeu. Unmittelbar bor den entscheidenden Abstimmungen wies er am Sonnabend auf die weittragenden Folgen hin, die sich aus der Ablehnung der Kanal- Vorlage für das Verhältnis; der Konservativen zur Negierung er geben müßten. „Die Ablehnung kann", sagte er, „nur unheilvoll auf das Zusammengehen der staatserhaltcnden Elemente des Landes, namentlich auf das Zusammengehen auf den; Gebiet der Handelspolitik wirken." Die „Krcuzztg." schreibt hierzu: „Was Fürst Hohenlohe sagte, war nichts Anderes, als die Drohung, daß die konservative Partei, wenn sie sich seht nicht gefügig zeige, auch nicht auf die ihr erwünschte Berücksichtigung der Landwirthschaft bei dem Abschluß neuer Handelsverträge werde rechne» können. Gesetzt selbst, die Haltung der Konscrvativc» verdiente in der Thal den Tadel, den sic von den Kanalfrcundcu erfahren hat, so dürfte darin für den verantwortlichen Leiter unserer Politik kein Anlaß liegen, die Landwirthschaft des ganzen Deutschen Reiches mit der Bestrafung zu bedrohen sür die Fehler, die eine preußische politische Partei begangen hat." Wenn die Regierung das „Zusammen gehen der slaatöerhaltcndeu Elemente, namentlich aus dem Gebiet der Handelspolitik" als eine Forderung erkannt hat, die im all gemeinen staatlichen Interesse geboten ist, so sollte man meinen, daß sie an dieser Forderung unter allen Umständen sesthalten und sic nicht um deswillen aufgebcn wird, weil die Konservativen, die ja unentbehrliche Träger dieser Sainmclpnlitik sind, gegen den Mittellandkanal, der das Zusammengehen der staatscrhaltendcn Elemente und insbesondere die Jntcrcsscn-Solidnrität von Industrie und Landwirthschaft durchkreuzt, opponircn. Fürst Hohenlohe ist der Ansicht, daß die Folgen der Ablehnung für die Sammelpolitik „unheilvoll" sein müssen, weil das Verhältnis; der Negierung zu den Konservativen ein anderes werden müsse. Aber wer zwingt denn die Negierung, dieses Verhältnis; zu ändern? Wenn sie aus dieser Ncndernng unheilvolle Folgen für die slaats- erhaltende Politik erwartet, so sollte sie sich doch im Interesse des Gesammtwohls sür verpflichtet erachten, eine kolche Acnderung nicht cintrcten zu lassen. Aber das Unheilvolle soll dennoch gcthau werden, weil die konservative Opposition gegen den Mittelland kanal bestraft werden soll. Die Bcsricdigung des Nachebcdürfnisses, durch das erkanntermaßen das Gesammtinteresse „unheilvoll" ge fährdet wird, sür wichtiger und dringlicher zu schätzen als die Er füllung dessen, was die allgemeinen staatlichen, politischen und wirthschaftlichcn Interessen gebieten, ist der Gipfel des politischen Dilettantismus, der Bankerott aller Staatsweisheit. 'Nur unter dem Gesichtspunkt einer Politik der Rache läßt sich die Drohung mit einer ansgesprochen antikonscrvativcn, gegen die politische und wirthschaftliche Sammelpolitik gerichteten 'Neubild ung der preußischen Regierung bcnrtheilcn. Nicht in erster Linie die Konservativen, sondern zunächst der preußische Staat, die Hohenzvllern-Mvnarchic »nd die gesammtcn vaterländischen Inter essen sind cs, die bedroht und geschädigt werden müßten, wenn den jort- gesctzten Beschwörungen der libcralcnPrcssc Folge gegeben wird, einen vollständigen Svstcmwechsel cintrcten zu lassen nnd unter einem im liberalen und demokratischen Sinne neugebildeten Ministerium den Vernichtungslampf gegen die konservative nnd landwirthschaftlichc Opposition zu eröffnen. 'Nach Lage der Dinge könnte sich eine solche neue Regierung nur aus diejenigen Elemente stützen, welche die bisherige staatserhaltende. nationale Rcgicrungspvlitik in Preußen wie im Reiche und besonders alle antisvzialdemvkratischen Regicrnngsaktivucn grundlätzlich bekämpft haben. Den Bedürf nissen einer antikonservativen Vergettnngspolitik in Preußen müßten dann selbstverständlich die allgemeine» Neichsintcressen untergeordnet werden, der Kurswechsel müßte sich folgerichtig auch ans die Rcichspolitik erstrecken: denn die Berliner Negierung tonnte doch unmöglich im Reiche die bisherige Politik förvetze» und gleichzeitig in Preußen im liberal-demokratischen Fahrwasser segeln. Die bedenklichen Folgen eines Konflikts, wie ihn die Demokraten aller Schattirnngen hcranfbeschwören möchten, liegen indes; so llar ans der Hand, daß man wohl erwarten darf, die Be sonnenheit werde in Berlin noch rechtzeitig den Sieg über die impulsiven Vergeltungsbedürfnisse des Augenblicks gewinnen and der Einsicht Platz machen, daß diesen nur ans Kosten der höchsten staatlichen, nationalen und monarchischen Interessen 'Rechnung ge tragen werden könnte. Fcruschrcib- und Ftrilsprcch-Btrichte vom 21. August. * Nenncs. Prozes; Drenf u s. Zum Schluß der heutigen Verhandlung erklärte der Untersuchungsrichter Bcrtnlns cncrgnch. er habe nicht gesagt, daß Esterhaz» nicht ein Verrakher sin: seine tiefe, uncrichntterlichc Ileberzengung sei im Gcgenthcil, daß Estcrhazli es ist. der den Bercalh verübt habe, und daß er es allein ist. Berlin. Das A bgeorduetenhaus verwies heute den Gesetzentwurf bctr. die P.lizeiverwaltnng in de» Vororten von Berlin an die Kommiisiou zurück, womit die Vorlage sür diese Sciiivn unter den Tisch gefallen ist. Ferner wurde eine Anzahl Petitionen erledigt, lieber eine Petition um Belastung der Wasserbaiiverwaltiing beim Ministerium für össentliche Arbeiten bezw. um Bildung eines eigenen Wasterbauministerinms wurde zur Tagesordnung übergcgangen. da bei der jetzigen Geschäftslage das Haus über eine so wichtige Frage keinen Beschluß fassen will. Morgen: Berliner Gerichlsorgannatlo», NcntenguIs-GcsctznovcÜe. Das Haus hält noch am Mittwoch Sitzung ab, dann erst wieder am Sonnabend zur Erledigung der vom Herrenhaus geänderten Juslijgesctze. Es wird angenommen, daß am Sonnabend ge schlossen wird, da nur noch Werth auf die Erledigung der Justiz- gcsctze gelegt wird. Im Abgeordnetenhaus ist allerdings noch sür heute Abend von der Kommission sür das GemeindewahlrechtS- gcsetz eine Sitzung anbcraumt, in welcher über einen von konser vativer Seite vorgeschlagenen Koniprvnris; verhandelt werden soll, doch wird die Aussicht auf Erfolg sür wenig wahrscheinlich ge halten. Eine Auflistung des Abgeordnetenhauses würde erst nach dem formellen Schluß beider Häuser des Landtags erfolgen. Berlin. Der Ehcf des Civilrabincts, -Herr v. Lucanus, fuhr heute Mittag beim Reichskanzler vor und hatte eine halb stündige Konferenz mit demselben. Dann begab sich Herr v. Lucanus zum Minister v Miguel, bei dem er etwa eine Stunde verweilte. Für heute 'Nachmittag 4 Uhr waren sämmtliche Minister vom Fürsten Hohenlohe zu einer vertraulichen Sitzung in seine Amtswohnung geladen. Berlin. Es verlautet, der Kaiser werde noch heute Abend in Berlin zurückcrwartct. In den Wandelgänge» wurde behauptet, das; der Kaiser bereits die Demission des GesammtministcriumS an genommen habe, doch scheint sich dies nicht zu bestätigen. — Bon unterrichteter Seite wird die Angabe bestritten, daß die Rückkehr des Prinzen Heinrich bcvorslehe. Berlin. Während die liberale Presse sortsährt, die Entlass ung des Preußischen Staatsininisterinms zu fordern und nament lich scharfe Angriffe gegen Minister v. Miguel richtet, verthcidigt die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." die Regierung gegen diele Angriffe. Als sich unverkennbar gezeigt habe, daß sich die Opposi tion gegen den Kanal nicht mehr ans sachliche Gründe stütze, andern, durch übel bcrathene de» Zusammenhang der Dinge vcr- cnncnde oder verleugnende Führer geleitet, die Angelegenheit zu einer politischen, persönlichen Machtfrage stempelte, habe die Regier ung nicht gezögert, euergiich aus die Konfeauenzen eines solchen Verfahrens hinzuweiscn. Es könne keinem Zweifel unterliegen, das; der Ansgang der Kanalsragc eine Verichärfung der politischen und wirthschastlichen Gegensätze zu Wege gebracht habe, die nicht ohne Rückwirkung auf die allgemeine Politik bleiben könne. Tie „Nordd. 'Allg. Ztg." schließt: Wir sind der festen Ueberzeugung. daß, wenn sich die Wogen der Erregung gelegt haben, und die bereits begonnene Auseinandersetzung innerhalb der einzelne» Parteien und der Parteien untereinander sich vollzogen hat, eine Klärung der Ansichten Platz greifen wird, die einen gewaltigen Rückschlag gegen die gegenwärtige Herrschaft der Partei-Interessen und der Pärteitaktik bedeutet. Rascher vielleicht als Viele heute auuehmen, wird sich die Bevölkerung bewußt werden, welcher Dchlag gegen leine vitale», kulturellen, wirthschaftlichcn und militärischen Interessen geführt wurde, als man vermeinte, die Regierung zu treffen, die sich in den Dienst eines Kultnrwerks ge stellt hat. dessen Größe und Bedeutung'Niemand zu leugnen wagt. — Tie ministerielle „Bcrl. Korr." äußert sich in ähnlicher Weise und meint, der Mittellandkanal muß und wird vie allgemeine An erkenuung sich erobern. Die 'Ablehnung des Abgeordnetenhauses bedeutet in der Kaualfragc einen Aufschub, keine eudgiltige Ent icheiduug. — Tic „Post" schlägt vor. das; nach einem der Dort munder Kanerwortc der Versuch unternommen werde, durch eine den Mittellandkanal und sämmtliche in Verbindung damit stehende Vcrkehrseinrichtungen und Anlagen »»nässende Enauete in die weiteste» Kreise der Bevölkerung volle Klarheit über die Wirth- schasis-, Verkehrs- und politische Bedeutung des Kanalplans zu tragen und so auf dem Wege des Kampfes, ans dem der freien Ueberzeugung zu einem alveitig befriedigenden Abschluß zu ge langen. - Tie „Krcuzztg." tritt einer Ueberschätzung der Bedeut ung der Ablehnung der Kanalvorlage entgegen: es handle sich um eine wirlhichaftliche, nicht um eine politische Frage. Tie Lage sei ernst, sie würde oder unendlich viel ernster sich gestalten, wenn die Regierung dem Drängen des Liberalismus nachgeben würde. Ter Kauer lene ein>ni besonderen Werth ans die charaktervolle Person-' lichtest, gen ß würde er sich gefreut haben, wenn sein Wunsch, den! Kanal an ,e>> »innen zu sehen, sich erfüllt hätte. Ob De. Majestäb aber aus diejenige» Konservative», die gegen ihre ernste Ueberzengnng suc den Kanal gestimmt hätten, mit besonderem Wohlgefallen als charaktervolle Persönlichkeiten geblickt haben würde, sei mehr als zweifelhaft. Tie ..Krcuzztg." schließt: Ist die Kaualidee mit allen ihren weiten Ausblicken wirklich entwickcl- ungssähig, dann wird sie sich auch, wie Se. Majestät sagt, „mit der Zeit Bahn brechen." Das warten wir mit Geduld ab, und die Regierung könnte eS unierer Ansicht nach nicht minder thun. An anderer Stelle druckt die „Krcuzztg." ein Schreiben aus der Provinz ab, iu welchem die Rede des Fürsten Hohenlohe als die „empörendste Leistung, die lange vorgetommcn" bezeichnet wird. — Tie „Deutsche Tagesztg." schreibt: Wir warten ruhig ab, bis weitere Maßnahmen getroffen oder authentisch in Aussicht gestellt werden. Mögen diese Maßnahmen sein wie sie wollen, wir werden uns niemals auch nur einen Schritt breit von dem sachlichen und dcni verfassungsmäßigen Standpunkt abdrängcn lasten. — Die „Bcrl. N. N." sagen : Das; die Konservativen nicht von vorherein er kannt haben, weisen Geschäfte sie in Wirklichkeit mit ihrem Widerstand gegen die kaiserliche Verkehrspolitik besorgen, beweist ein überaus ge ringes Maß von politischer Einsicht. Immerhin verdient es ernste Er wägung. ob nicht trotzdem die jetzige Zusammensetzung des Ab geordnetenhauses gegenüber einer starken Vermehrung der Macht des LintSliberaliSmus das kleinere Uebel ist. — Tie „Nat.-Ztg." verlangt eine gründliche Umbildung des StaatSmiuisteriumS: die selbe dürfe sich nicht aus eine Ersetzung des Ministers des Inner», v. d. Stecke, beschränken. — Tre „Boss. Ztg." schreibt: Eine 'Niederlage, wie sic seit einem Menschenaller nnd mehr keiner preußischen Regierung widerfahren ist, eine Niederlage, die sogleich nach den Dortmunder Reden sich scharf gegen den Monarchen selbst richtet, das ist die Frucht der Politik des Ministers v. Miguel, den der Kaiser „seinen Mann", de» Manu, „der es schon machen" wird, genannt hat. Und so hat auch der viclgerühmte Staatskünstler, der lange verpönte Günstling und Gönner der Agrarier, Anlaß daran zu denken, das; Jeder sieht, „er sei auch wer er mag, ein letztes Glück und einen letzten Tag". Die ultra- montane „Köln. Volksztg." schreibt: Die Regierung könne das Abgeordnetenhaus gegenwärtig nicht auflösen, weil die Justizgcsetze noch unerledigt feien, desgleichen müßte die Gemeindcwahlrechtssrage zu einem einigermaßen befriedigenden 'Abschluß kommen. Herr v. Miguel habe, wie in parlamentarischen Kreisen versichert wird, erklärt, die WahlrechtSsrage solle unter allen Umständen erledigt werden, auch wenn die Kanalvorlage falle. Am Mittwoch werde der Landtag aus acht Tage vertagt, inzwischen dürften sich so viele Einflüsse in die Erwägungen der Krone, sowie der Regierung ein- drängcn, daß sich heute noch nicht adsehen lasse, was komme. Ausschlaggebend sei die Meinnng des Kaisers, aus die die Konser vativen durch Anbietung ihrer Wassengenossenschaft gegen den Umsturz hinarbeite». Wenn sic damit Glück haben, komme es vielleicht zu einer Auflösung des Ministeriums und nicht des Ab geordnetenhauses. Potsda in. Die Kaiserin ist mit den kaiserlichen Kindern heute Abend von Wilhclmshöhe auf der Wildparkstation ein- gctrossen. Hambnr g. Der Geschäftsführer der See-Bcrussgenosscn- schaft H. Stocver. hat sich Heimlich von Hamburg entfernt. Cr hat sich Unterschlagungen zu Schulden kommen lasten, die er durch BuchnngS-Manipnlativncn zu verdecken verstände» hat. Diele Unterschlagungen, deren Höhe noch nicht feslgeslcllt werden konnte, dürften eine nicht unbedeutende Summe nmsassen. K ö l n. Der Zustand des WcihbischosS Tr. Schmitz bat sich derart verschlimmert, daß er heute Vormittag mit den Sterbe sakramenten versehen wurde. * Kö l n. Ter Wcihbischos Tr. Schmitz ist heute Nachmittag gestorben. Pc' ainz. Die Begrüßung des Kaisers mit dem Großhcrzog war überaus herzlich. Tie Kaiserin Friedrich wurde von der Äroß- herzogin ans dem Bahnhof Kastell emvfangcii. Nach Beendigung der Parade ritt der Kaiser an der Spitze der Fahnen- kompagnie in Main; ein, überall von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. Der Kaiser begab sich dann mit dem Grvßherzog zum Palais, wo die Gesangvereine eine Ovation darbrachieu. Wien. Hier wird behauptet, der Miliiärattachöe Obcist Schneider werde den Major Euignet fordern und zu diesem Zwecke »ach Paris reise». , und lianskalt
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