Volltext Seite (XML)
Mittwoch, 12. Januar 1-27 »vreodner Aachrlchkn* — Nr. IS Se»r , Die Iag-skeuer. v»n 0»erre«4rrun«»rat a. D. vr. iur. « raHtch. Dre»ben. Da« Nicht «er Gemeinde«. selbständtq «teuer» »« er. hebe» und «inzuführen, ist durch die Reich»- und vandr«- aesetzaednng sehr eingeengt. Au den wenigen «teuer», welch« die Gemeinden «och leidst erheben und auch neu einführen dürfen, gehören die Jaadsteuer». Mit Rücklicht auf dt« ve. schröntunge», denen bat «teuerrecht der Gemeinden unter, liegt, ist wohl anzunehmen, daß von der vefugnt«. Jagd, steuern zu erheben, bald überall Gebrauch gemacht werben wird. Da« Ministerium de« Innern bat deSbalb auf Grund de« Rechte«, da» ihm nach der Gemeinbeordnuna sh 7 ?lbs. st» zu. steht, für dt» Erhebung von Jagdsteuern durch vrt«gesetze jGatzungen der Gemeinden) allgemein« Richtlinien ausgestellt und brkanntgemacht. Dt« Jagdsteuer ist hiernach für verpachtet« Jagden vom Ia g d p ä ch t e r. für nichtverpachtete Jagden vom Jagdberechttgten zu erheben. Jagdberrchtigt ist nach dem Jagdgesetze vom l. Juli 192» <GBl. S. 201), da« seiner, zeit auch an dieser Stelle eingehend besprochen worden ist. entweder der log. Eigensagdberechttgte — di« Be. kanntmachung de« Ministerium« nennt ihn Etgenjagd. besitzer — oder die Jagdgenossenschast. Slgenjagd. berechtigter oder Etgenjagdbentzer ist. wer unter den aesetz. ltchen Voraussetzungen, wozu vor allem die gesetzlich be. stimmte Mtndcstgrüb« der sagdbarrn Fläche gehört, da« Jagd- recht selbständig auSllben darf, sei c« aus seinen eigenen vrundstlicken, sei e« aus fremdem Grund und Boden, soweit berartige Jagdrechte noch vereinzelt au« der Zeit vor 1849 bestehen. Der Sigenjagdbesttzer ist aber zur selbständigen Ausübung der Jagd nur berechtigt. Er kann Nr auch ruhen lasse» oder verpachten. Die Jagdgenossenschast wird gebildet von den Jagdberechtigten eine« Bezirk«, die zur selbständigen Ausübung der Jagd auf ihren Grundstücken nicht befugt sind, weil ihre jagdbare Fläche zu klein ist. Die Jagdgenossen dürfen die Jagd aber auch im Jagdbezirke der Genossenschaft nicht selbst, sondern nur durch einen angestellten Jäger an«, üben. Auch die Jagdgenossenschast kann die Jagd ruhen lassen oder verpachten. Für verpachtete Jagden dürfen die Jagdstcuern nur nach Hühe der Jagdpachtsumme bemessen werden. Dies wird in gleicher Weile gelten, wen» die Jagd vom Ligen- jagdbcsitzcr und wenn sie von der Jagdgenossenschast ver pachtet ist. obwohl die Vorschrift die« hinsichtlich der Ber- Pachtung durch den Sigrnjagobcsttzer nicht ganz klar auSsprtcht. Zur Jagdpachtsumme gehört aber auch der Geldwert aller Ncbenletstungcn, dir der Jagdpächter vereinbarungsgemäß oder nach der Sitte zu gewähren hat, so vor allem die üblichen Jagdcsscn. Bei Jagden, die nicht verpachtet sind, weil der Eigenlagdbcsttzer sein Jagdrcchl selbst auSlldt, oder weil die Ncnosscnschaft die« durch einen angestellten Jäger besorgen läßt tritt für die Berechnung der Jagdsteuer an die Stelle der Jagdpachtsumme der Pachtwert. Dieser ist nach dem Durchschntltdpachterlvse für sämtliche verpachtete Genossen. schafiSsagden des BczirkSvcrbandrS lbei bczlrkSsreien Gemein, den deö Verbände«, der die Gemeinde umschlicht) zu ermitteln. Wünschenswert wäre e« allerdings, an Stelle Kiefer Be rechnungsart im einzelnen Falle ausnahmsweise eine Trmitt lung des Pachtwertes durch besondere Schätzung »nzulassen. wenn die Anwendung der allgemeinen Vorschrift offensichtlich zu erheblichen Härten führen würde. DtcS kann leicht ein- trelcn. wenn die Jagd einen auhergcwühnlich geringen oder gar keinen Ertrag obwirft, weil der Eigcnjagdbesitzer oder die Jagdgenossenschast sie ruhen läßt. Tenn ausgeschlossen ist wenigstens nach den Richtlinie» die Erhebung von Jagdsteuern selbst beim Ruhen der Jagd nicht. Auch bet verpachteten Jagden kann ausnahmsweise an Stelle der Jagdpachtsumme für die Berechnung der Jagdsteuer vomBczirksverbande derJagdpachtwert nach den imBorstehende» erwähnten Richtlinien festgesetzt werden, wen» Grund zu der Annahme vorlicgt, datz die Jagdpachtsumme zur Umgehung der Jagdsteuer unter dem tatsächlichen Jagdpachtwerte gehalten wird. Diese Vorschrift ist auch durchaus berechtigt. Von Jagdpächtcrn. die im Stencrbczirk wohnen, darf als Jagdsteucr nicht mehr als 25 v. H. der Jagdpachtsumme er- hoben werden. Bei Jagdpächtern, die nicht im Stenerbezirke selbst wohnen, kann eine Erhöhung der Steuer bis zu 35 v. H. der Jagdrmchtsumme ctntrcten. Für Eigenjagdbcsitzcr darf die Steuer 15 v. H. des JagdpachtwcrteS nicht übersteige». Für die Jagdgenossenschastcn. welche die Jagd durch einen angcstell. ten Jäger auSüben oder ruhen lassen, ist die Höhe der Jagd steucr überhaupt nicht begrenzt. Auch hier möchte wohl 15 vom Hundert wie beim Etgcnjagdbcsitzcr als Höchststener festgesetzt werden. Der Betrag, bis zu dem die Jagdstcver nach den Richt linien von den Gemeinden erhoben werden darf, ist namentlich für die verpachteten Jagden recht hoch. Bei aller Würdigung der Sleuerbcdürsnissc der Gemeinden ist deshalb doch zu hoffen, daß üe von der Befugnis zur Erhebung von Jagdsteuern wenigstens einen mäßigen Gebrauch machen werden. Denn dem Preisabbau für Wildbret wird diese Steuer ja nicht gerade förderlich sein, und doch spielt Las Wildbret bet der Fleisch- vcriorgung der Bevölkerung, namentlich in den Städten, eine 5« Jahre Aolhschönberger Slvllen. 1927 werben e« 50 Jahre, baß nach einer Bauzeit von über drei Jahrzehnten der weltbekannt« Rvthschünberger Stollen vollendet wurde. ES sei drum Gelegenhelt genommen, elntgr« von dem Jubilar zu erzählen: Mit dem Nachlassen der Ergiebigkeit be» Gilberbergbaue» war man gezwungen, immer mehr in dt« Diese der Erd« zu bringe». Damit wuchsen aber auch die Schwierigkeiten und die »oste» für die Beseitigung der Grubenwässer. So plante denn schon vor etwa 100 Jahren der bekannte Freiberger Oberberghauptman» Freiherr v. Herber, für den dortigen Erzbergbau einen riesigen Stollen zur Entwässerung der Grube» anznlege». Er wollte ihn unterirdtschbtbnach Meißen führen und erst dort in die Elbe münden lasten. Aus Herder, „der Knappen treuesten Freund*, wie ihn die Grabtnschrtst draußen vor den Toren ber alten Bergslabt rühmt, geht die bis tnS einzelne burchgearbeitete Idee beS Rothschvubcrgcr Stollen» zurück. Dieter Reformator des sächsischen Berg, und Hüttenwesens wurde 1770 alS Sohn de» Dichter» und Oberkvnsistorialpräsidenten Gottsrted Herder t» Weimar geboren, studierte in Freiberg unter Vater Werner Mineralogie, Bergbau, und Hüttenkunde, nahm als Goethe» Reisebegleiter mehrsach an dessen gestetiiSkundltchen Forsch»», gen teil und fand Anstellung ln Martenberg und später alö Oberbrrghanptmaiin in Fretberg. Er starb am 1. Februar 1888. Aus der anSsichtSvollen Hohe neben der Retchen-Trost. Zeche trugen die Freiberger Knappen ihren väterlichen Freund znr Ruhe. Noch heute bildet die mit Anlagen geschmückte Grabstätte „Herders R » h e" einen beliebten Spaziergang der Fretberger. Zn Herders Lebzeiten war eS a»S verschiedenen Gründen — Erschöpfung der Staatskasten durch die Napolconischen Kriege — nicht möglich gewesen, der ebenso kühnen wie kost spieligen Erbauung des Meißner Elb st olle »S näher zu trete». Doch waren immerhin allerhand Vorarbeiten geschaffen worden. Auch hatte der Oberbcrghauptmaun durch Anlage großer Teiche und künstlicher Gräben bis hinaus zur böhmischen Grenze gesorgt, daß auch in den trockensten Jahren das »um Betriebe der Gruben nötige Ausschlagwasser vor handen sei. Nach Herders Tode 1888 nahm der Bergmcistcr v. Weißenba ch die Pläne des alten OberberghauptiuanneS wieder auf, nur mit der Veränderung, den Stollen nicht erst bei Meißen in die Elbe münden zu lasten, sondern ihn zwecks bedeutender Ersparung von Kosten um 9 Kilometer zu ver kürzen. Wcißenbach schlug als Endpunkt des unterirdischen Kanals R o t h s ch ö » b c r g vor und arbeitete ein diesbezüg liches Projekt auS. In dem wenige hundert Meter östlich unter dem Rittergut gelegenen Schaf dusche fand er am linken T r i e b i s ch h a n g e in 19l Meter Seehöhe einen geeigneten Platz zur SliiSmüiidiing dcS Stollens und zur An lage des M u ii d l " ch e S. Diese abgeänderte Herder»Weißenbachsche Planung wurde ob ihrer geringeren Kosten von der Staatsregierung angenommen. Bereits 1844 begann man mit der Ausführung des fast 14 Kilometer — gencin 18,9 Kilometer — langen Stollens, der ohne jede Krümmung in NNO-Nich- tung verlaufen sollte. CS war eine Anlage von unerhörter Kühnheit, die genaueste Vermessuiig wie Ausführung er- forderte. Der Kanal ward in einer Breite von 3^ Meter und in einer Höhe von 3 Meter — nur im oberen Teile sind die Ausmaße geringer — von HalSbrücke bis Noth- schvnberg durch das Gestein geschlagen. Nach 88jährigcr Bauzeit war 1877 der Stollen mit sämtlichen Ncbciilcitiingcn vollendet. Durch die nötigen Ver bindungen und Zuleitungen aus dem Freiberger, Halöbrücker, Miildcnhttttciier, GroßhartmannSdorser und Zuger Gebiet war seine Länge auf über 45 Kilometer angcivgchlcn, wovon 8l Kilometer aus Nebenstrecken zu rechnen sind. In die Kosten von 11 Millionen Mark teilten sich der sächsische Staat und daS Fretberger Grubenrevter. Elfterer zahlte 7 Millionen Mark für den eigentlichen Stollen von HalSbrücke bis Rvthschönbcrg, während das letztere mit 4 Millionen Mark für den Ban der Anschlußstreckeii aufkam. Für den Stollen machte sich die Anlage von acht Licht- lSchern nötig. Sie wurden vom StoNenmundloch an der Tricbtsch aus numeriert. Ursprünglich hatten sie den Zweck, von «ieafrteb «tvrsner, Dresden. die Einfahrt an verschiedenen Punkten de» Kanals zu ermög lichen und „Betrieb-material einzuhängen". Da» erste Lichtloch finden wir 2 Kilometer von Rothschön- berg tm Tä n n t ch t b a ch ta l e. wo die Nossen—Wilsdruffer LtaatSftraße den Waldgrund kreuzt. Mächtige Halden ver- raten den unterirdischen Riesenbau. In einigen I»9 Meter Entfernung leitet un» rin Waldweg zu einem Hügel dicht überm linken User de» TänntchtbacheS, wo wir das erste Licht- lvch vor un» haben. DaS zweite findet sich zwischen Neuktrch und Hirschseld, da» dritte unweit dieser Orte bet den Fasanen- häusern, das vierte in Reinsberg dicht über der Bckhn. Es ist mit einem malerischen HnthauS gekrönt. Nr. 5 hat man im Bobrttzschtale zwischen Reinsberg und Krummenhenners dorf errichtet. Bekannt ist hier der sogenannte »Graben* mit der an ihm entlang führenden Graben»» ur. Ein zum Rothschön- berger Stollen gehöriger Wasserlauf führt wohl eine Stunde dicht an der Bobritzsch hin und durchbricht dabei mehrmals die vorspringeiideii Felswände. Angelegt bat ihn die Bc- iriebsdtrettion der Grube Himmelfahrt bet Freiberg. Beim fünften Ltchllvch kreuzen sich »un Bobritzschgraben und Noth- lchüiiberger Stollen. Riesige Halden, ausgetürmt aus dem bei der Anlage dcS unterirdischen Kanals herauSgeschasfien Gesteins, geben Zeugnis von dem Bauwerk. DaS sechste Ltchtlvch ist angebracht zwischen Gotthels- FrlcdrichS-Grund und Krummenhennersdorf, das siebente bei HalSbrücke, das achte und letzte dicht bei der Halsbrücker Esse. Ein hoher Fachwcrkbau macht eS kenntlich. In dieses Ltchtlvch ist jetzt „eine Kunst* eingebaut worden, ein Hebewerk. daS die umliegenden Gemeinden mit Wasser versorgt. Die Ltchtlöcher haben eine Tiefe von 69 bis 150 Meter. Die ganze Stollenanlage kann man als „Beckcnsohle eines unterirdischen Stausees von ^ Million Kubikmeter Fassungs vermögen bei 147 Meter Höchststand" aiissasseil. Durch den Kanal werden die Abwässer des Fretberger Bergreviers mühelos abgeleitet. Vorher aber haben die Fluten noch eine wichtige nutzbringende Arbeit zu leisten. Das im Großhart- mallilsdorfer, Rothbächer und Großen Hüttentciche gesammelte Wasser, das ans kleinen Kanälen bis hinan zur böhmischen Grenze Zuflüsse erhalt, muß in einem unterirdischen Kraftwerk dcS Drei-Brüder- und des Konstantin-Schachtes bet Brand elektrischen Strom für den Betrieb der Miilden- hüttener und HalSbrücker Werke erzeugen, nachdem man mit dem Stillegen der Fretberger Stibergriibeii die Flutincilgen nicht Mehr als Ausschlagwasser benötigt. Wenn daö Wasser die mehrere 190 Meier unter der Erdoberfläche ausgestellten Turbliicnaiilagcn getrieben hat, fließt eS durch den Rothschön- bergcr Stollen in die Tricbtsch und damit in die Elbe ab. So hat man meisterhaft alte, scheinbar unnütz gewordene Nicscn- anlagen für die Bedürfnisse der Neuzeit anSznnützen ver standen — ein Verdienst der Fretberger Ncvier- wasscr-BelaiifSanstalt, der die Grubcnteiche, Gräben und Stollen unterstehen. Noch sei erwähnt, daß der Nothschönbcrger Stollen durch verschiedene Zuläufe so wasserreich wird, daß er schon bei HalSbrücke „schiffbar* ist und man ihn daher auf eine Strecke von 8 Stunden mit Kähnen befahren kann. Welche Bedcutnng der Stollen zu der Zeit hatte, da im Fretberger Revier noch der Silberbergba» blühte, daS zeigt schon die Tatsache, daß durch Anlage dieses Kanals die W a s s e r h e b ii n g in den Gruben von 04 bis 140 Meter ge mindert und dadurch eine wesentliche Ersparnis an Betriebs kosten erreicht wurde. Der Nothschönbcrger Stollen präsentierte sich den Fach männern als ein unübertreffliches Kunstwerk von präzisester Anlage und genauester „untertägigcr Gcfällcberechniing", das nicht zuletzt auch die Transportkosten der Erze ans vier Groschen pro Zentner ermäßigte. Das unterirdische Kanal- systcm stand mit seiner Gesamtlänge von fast 50 Kilometer den gewaltigsten Eisenbahntunneln der Alpcnivclt nicht nach. Möge diese kurze Würdigung dcs Meisterwerkes Herders und Wcißcnbachö in diesen Monden, da just 60 Jahre seit seiner Vollendung vergangen sind, die wandersrohen Freunde unserer Heimat veranlassen, auch einmal dem Rothschönbcrgcr Stollen die Schritte znziilenkcn! recht beachtliche Rolle. Vor allem könnte aber eine übermäßige Besteuerung der Jagd eine allzu rücksichtslose Ausnutzung deS Jagdrcchtes. insbesondere durch die Jagdpächter, zum Schaden unseres WildbestaiideS zur Folge haben. Die Jagd ist aber nicht nur ein Luxus für einige wenige Begüterte, wie so oft irrtümlich angenommen wird, sondern sie bat auch, abgesehen von ihrem bereits ermähnten Einflüsse aus die Flcischversor- gung, eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Denn sie schasst unmittelbar und mittelbar Arbeitsgelegenheit und Ver dienst für viele. — I» der Hvchlchnl« für Stenographie veranstaltet Regierung», rat Professor Ähnelt einen Lehrgang I» englischer Stenographie noch seiner Uebertragung der kinheit-kurzschrist Mittwochs von 7 bt» N Uhr an >N Abenden. Beginn am IS. Januar in der 8. BolkSschule, Gcorgplay 4. Für die Teilnahme genügen nur müßige Borkcnnliill!» im Englischen, da der Lehrgang gleichzeitig eine Wiederholung und Bereicherung der englischen SprachkcnntniS Ist. Anmeldung zu Beginn de» Lehrganges. Ott«-» polnlgl unel I>rdt gimi-llinlmde t Ein pommcrscheS Bolksliederarchs«. Nachdem fast alle ««deren Provinzen und Länder vorangegangen stnd. ist nun auch für Pommern ein VolkSliederarchtv begründet worden. DaS Archiv, daö dem Germanistischen Seminar Ser Nntvcr- sität Greifswald angcgltcdert und dem Privatdozentcn Dr. Lutz Mackensen unterstellt worden ist. wird sowohl die in der Literatur verstreuten alö auch die noch vom pommerschen Volke gesungenen Volkslieder sammeln und ln übersichtlicher Anordnung die auch die musikalische Sette berücksichtigen wird, dem Benutzer bercttstcllen. s"* Zum Ehrendoktor der Medizi« wurde von der medi zinischen Fakultät der Universität München der Direktor der pharmazeutisch-wissenschaftlichen Abteilungen der I. G. Farbcnlndnstrle in Elberfeld. Dr. HelnrtchHörletn, ernannt sür die erfolgreiche Uebertragung seiner chemischen Forschung ans daS medizinische Gebiet. -f* Flämische Universität in Antwerpen. Die Stadt. Verwaltung Antwerpens plant die Gründung einer flämische» Universität mit den fünf Fakultäten Recht, Philosophie. Medi- zin, Chemie und Technik. t Internationale Petrarea.Feier in Avignon. Im Früh- sahr dieses Jahres soll in Avignon eine von der Universität Marieille und von der dortigen Petrarca-Gesellschaft ver- anstaltete Petrarca-Feter stattftnden. In das Präsidium teilen sich Clabriclc d'Aiinunzio und der französische Literar historiker Pierre de Nolhac. Nach französischen Pressemel dungen sollen neben belgischen auch deutsche Universitäten bei der Feier vertreten sein. t* Stcinzeitsund. In Hohendorf am .Kapellenberg wurde bet AiisichachtnngSarbeiten ein wertvoller Fund auS der süngeren Steinzeit gemacht. In der geringen Tiefe von nur 20 Zentimeter wurde bei größeren Brocken Holzkohle ein l« Zentimeter langes und fünf Zentimeter breites, sorg- faltig geschliffenes Dtclnwcrkzeng im Gewicht von 050 Gramm gesunden. Es ist ein sogenannter Schuhleistciikcil aus Quarzit, wie er i» der Steinzeit zur Holz- und Bodcnbcarbeltnng ver- wcildct wurde. ES tst der erste Fund dieser Art. den man im oberen Bogtland gemacht hat, und deshalb für die vorgeschicht- liche Forschung besonder» bemerkenswert. -f* Rnndsrage der Japanische« Akademie der Wissen« schäften in Tokio über bas Sprachenprodle«. Die Akademie veranstaltete unter ihren Mitgliedern eine Rundfrage über daS Problem der InternationalenHilfSsprache. Ani die erste Frage: Ist eine solche Sprache in misienschaft- liche» Kreisen nötig? antworteten sämtliche Mitglieder der Akademie 149) mit „Ja*, «ns die zweite Frage: Welche Sprache soll angenommen werden? antworteten 24 Mitglieder mit „Esperanto". 18 enthielten sich ihrer Meinung und nur eines sprach sich für eine andere Sprache aus. t Die Grippe und ihre Namen. Wahrscheinlich ist „Grippe" das russische „eliripsota)", das Heiserkeit bedeutet. Wie man «den in neuerer Zeit lmiistg gewordenen Formen vorüber, gehend den Namen „Spanischc Grippe" gegeben hat, so hat man die Krankheit, da sie mehrfach, am stärksten 1782, von Rußland zu uns kam, damals auch als „Russische Grippe" be zeichnet. Schon zu icncr Zeit ging, wie auö Streichers Auf zeichnungen über Schillers Flucht zu ersehe» ist. der Name Influenza nebenher, den sich jeder Kenner des Lateinischen oder Italienischen als „Ansteckung" deuten kann. Schon bet dem Dichter Oswald von Wolkcnstein steht, wie wir Franz Harders Büchlein „Werden und Wandern »nierer Wörter" entnehmen, nm14l9 das deutsche „inlliir" für Ansteckung. Achn- lich findet sich als beinahe wörtliche Uebersctzung das deutsche „Fluß" neben dem griechische» Rheuma. Noch fester hat sich bei uns daS griechische „Katarrh" s-Herabfluß) erhalten,- eS steckt wahrscheinlich, so unkenntlich eS dabei geworden tst, so gar in unserem .„Kater", einem Wort, das, in dieser Beden- tu»g selbst ganz jung, znm erstenmal 1850 bezeugt ist. Besuch bei Selma Lagerlös. Von Fritz Löwe. Wenn man Selma Lagcrlöf und ihre Werke ganz verstehen will, muß man sie in ihrer schwedischen Heimat aufsuchen. Dort liegt daS Reich, daS hie Dichterin sich mit nie ermüdendem Fleißc geschaffen, ihr Heim, ihr TuSknlum, wo tm Anblick der herrlichsten Wald- und Secnwclt viele ihrer schönsten Werke entstanden. Im sagenumwobenen Verin- land liegt ihr Heim. In dieser Provinz vereinigt sich alle», was Schweden an Naturschön-Heitcn und geistigem Reichtum besitzt. Hier liegen die Stätten, wo Schwedens schönste Dich- inng Ihre Wurzeln hat. Eingebettet in Wälder liegt, abseits vom Lärm und Trubel der Welt, Maarbacka, der Landsitz -er berühmte» schwedi schen Dichterin. Der Garten prangt in allen Farben des scheidenden Herbste», als ich das Haus betrat, in dem seit vielen Jahren VcrmlandS liiebstc Tochter ln stiller Zurück, gezogenhcit lebt. Jin Vorraum empfing mich die Dichterin. Di« Sonne warf ihre vollen Strahlen auf dieses lieb«, durch den Glanz Ihrer dingen io jung erscheinende, von schneeweißen Haaren umrahmte, mir schon längst aus Bildern so wohlbekannte Ge. sicht. Mein erster Eindruck von Selma Lagcrlöf war der der Güte. Würde und Weltklugheit. Di« Dichterin hieß mich herz lich willkommen. In gemütlichster und ungezwungenst er Weise plauderte sie mit mir über die verschiedensten Fragen. Ihre GeisteSfrische ist ein Geschenk Gottes an einen seiner Lieblinge. Mein Blick schweift über die wogenden Baumwipfel vor den Fenstern, über mcltgcdehnte Wiesen und Felder ihres heimatlichen Bermlandes. DaS ist die Umgebung, in der die Dichterin arbeitet, lieber alles liebt sie das Land, seine weiten Ebenen, das Rauschen der Wälder, den lachenden See. Dies« herrliche schwedische Natur gibt Sen Hintergrund zu ihren meisten Romanen, und diese Liebe zur heimatlichen Scholle überträgt sie auch auf die von ihr geschilderten Menschen. Man fühlt eS gleich heraus, daß man einen wahrhaft edlen Menschen vor sich hat. In langen Jahren haben eigene Sorgen und eigener Lebenskampf sie gelehrt, die Leiden und Fehler der Menschen zn verstehen und mit Milde zu be urteilen. Wir sprachen über nordisches und deutsches Geistes leben und Uber die Zukunft der deutschen Literatur. Die Dichterin ist der Ansicht, daß der skandinavische Norde» Deutschland ungemein viel verdanke,- deutsche Kunst und deutsche Gedankenwelt hätten sehr befruchtend eingcmirkt. In der Literatur könne von einer Gegenseitigkeit dtc Rede sein. Immer sei sie für die Freiheit der Kunst cingctretcn, da diese ohne solche elend verkümmern müsse. Das Schlechte, daö Unedle und Gemeine wird sich mit der Zeit selbst be graben. Die Ocsfcntlichkeit wird sich von einer Knust, die unreinem Empsindcn entspringt, abmende», und daS Schöne, bas Nein« wird sich herauSkristalllsicrc-n. „Mir ist nicht bange »m die Zukunft der deutschen Kunst. Sie setzt sich durch und wird, von allen Schlacken befreit, mit daran helfen, Deutsch lands Namen überall Inder Welt zu neuen Ehren zu bringen." Unser Gespräch wandte sich dann dein Film zu. Die Dichterin weiß wohl, daß der schwedische Film sich eine hoch, geachtet« Position in der Welt zu erringen gewußt hat, und daß er eine feste Brücke geschlagen hat zur Festigung der schon früher in so reichem Maße vorhandenen freundschaft lichen Gesinnung zwischen Schweden und Deutschland. Wir sprachen über die Zukunft deS künstlerischen Films und ins» besondere über die Verfilmung Ihrer Romane. „DaS Theater, heutzutage der Film, wird immer die schöne Literatur decken," warf ich ein. Tie Dichterin erwiderte, sie wisse wohl, daß der Film im Gegensatz zum Roman das Handgreifliche, das Sichtbare sei. Nicht zu bezweifeln fei die immer mehr zu nehmende Massensuggestion durch den Film. Auch tst sie über zeugt, daß ihre Romane jetzt breiten Volksschichten in der ganzen Welt gerade durch den Film bekannt und naturgemäß mehr gelesen werden, also gerade ln den Kreisen, in denen