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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.01.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270112018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927011201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927011201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-01
- Tag 1927-01-12
-
Monat
1927-01
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.01.1927
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ir. 1S27 - Nachricht«'' - Nr. 1» Lette 1t Der Untergang S. M. S. „Gneise»««" ** in -er Falklan-s-SchlaE Mh »nfzeichnu-n-gen von MartneMber-i»»-. a. D. vü-ler. «nfan« Fnlt -alten wir -i« Tfingtau-Ree-e verlassen, um «in« d«r üblichen Fahrten durch daS Gebiet unserer SÜo- see-Kolonien zu unternehmen und waren aerobe vor Ponape angekommen, als uns die Nachricht von» Krieg sau Sb ruch er reicht«. Ich will hier nicht sprechen von der Begeisterung, die diese auslöste, sondern will ein Bild zu »eben versuchen, zu ivelchen Maßnahmen und Htlssmttteln wir unsere Zuflucht nehmen mußten, nm — fernab von der Heimat, die in unerreichbaren Weiten laa — unser Schiff fitr die bevorstehende eiserne Aus- etnandersetzung klarznmcichcii. Alles Überflüssig« Material und Inventar, einschließlich sämtlicher Boot« bis auf zwei Pinasse», wurde von Bord gegeben, auch bas, was niet- und nagelfest für ewige Zeiten mit dem Schiff verbunden schien Decken- und Wandverkleidungen in den Kammern, hölzerne Schreibtische und vieles ander« mehr, — kurz alles, was brennbar, wurde heransgerissen. so daß In kürzester Zeit jeder Komfort aus dem einst so wohnlichen Schiffe ver- schwand. Es ist selbstverständlich, daß wir wertvolle Materialien, wie namentlich Metalle in möglichster Menge zuriickbehielten und diese Bestände weitestgehend noch zu er gänzen bemüht ivaren. da wir ia bet der unübersehbaren Vage und vor allein Länge der kommenden Kriegsfahrten völlig auf uns selbst angewieien waren und »ns keinerlei Stütz punkte mehr zur Verfügung standen, nw wir. wie in Jriedcnszeiten, unseren Bedarf all libitum ergänzen konnten. Während der ganzen Reise waren an Haupt- und Hilss- maschincn. Kesselanlagen und Rohrleitungen nur die durch normale Abnutzung entstandene» Schäden zu reparieren, dir uns jedoch bet dem Mangel an Material schon Sorgen genug machten Mancherlei Reparaturen erforderten ferner die Kon densatoren, Verdampfer nebst Spcisewasscrzellen, Eismaschinen, Spills. Torpedolustpninpcn sowie die elektrische Anlage Unsere Sorgenkinder waren aber immer wieder die Kessel- räumen, da hier nach und nach alles durchrcpariert werde» nuißic. Leckagen an den Wasserrohre» der Kessel waren an der Tagesordnung. Auch machten sich bei sämtlichen Rhor- lcitungen mit ihren vielen Ventilen und Flansche», sowie den Speiscwasser- und Lenzpumpen, deren Zylinder beispiels weise sämtlich nnSgedreht werden mußten, umfangreiche Aus hesser»»göarbciten notwendig. Aach beendetem siegreichen Gefecht bei Coronel am 1. November 1014, wo wir „Old England" mit den beiden Panzerkreuzern „Gvod Hope" und „Mon Mönch", die — von unserer Artillerie zusammengeschossen — unterginge», zur Ader ließen, führte uns die. Fahrt nm Amerikas Südspitzc, Eap Horn. Während dieser langen Wochen »nd Monat« lag unser Schiss nicht ein einziges Mal mit „Fcueraus" vor Anker. Auch war cS nur selten möglich, der Besatzung eine Erleichterung durch geteilte Seewachen zu gewähren, da kein Mann bei den laufenden InstandsetzungSarbcttcn entbehrt werden konnte. Zudem war dieses die erste Reise für unsere in Tsingtau neu an 4lord gekommenen Rekruten, die eben erst aus der -Heimat gekommen waren, um. wie dieses alljährlich der Fall, die Hälfte der Besatzung abznlösen. Ganz abgesehen von den veränderten klimatische» Verhältnissen, an die sich die Leute erst gewöhnen mußten, bedurfte es intensivster An strengungen, um dieselben so schnell wie möglich so weit aus- inibildcn, daß sie nicht »nr allen Anforderungen des Maschinen-, Wach- und Arbeitsdienstes gewachsen waren, son dern vor allem auch das Schiss mit seinen umfangreichen An lagen in allen Einzelheiten kannten, was besonders für den „lllar-Schiff-Dienst", also für den Gefcchtssall, von außer ordentlicher Bedeutung war. Mit einem Eifer und einer Diciistsrendigkeit. die einfach njcht mehr zu überbieten war, suchte ein jeder das zu leisten, was ihm möglich war. In Valparaiso hatten wir unseren MannschastSbestand durch Leute der hier stilliegeude» Handelsdampfer und durch Freiwillige aus Kriegsstärke aufgcsüllt. Trotz dieser Personal- vermehrung machte sich eine Entlastung für das Maschincn- persoual nicht bemerkbar, da aus einem Teil dieser Leute Aeparaturtrnpps gebildet werden mußten, die vollständig wach- frei waren und die alle vorkvmmenden Reparaturen au Schornsteinen Kessel- und Piimpenanlagen, wie auch das Er neuern der Kesselmauerunge» und das Reinigen der Kessel übernahmen. So kam der 8. Dezember Hera». Am frühe» Morgen dieses Tages wurden S. M. S. „Gneisenan" und der kleine Kreuzer S. M. S. „Nürnberg" vom Geschwader detachiert, uni ans den FalklaiidSinseln ein Lanbnngskorps abzn-setzen, welches die daselbst bcsindlichc Fnnkstativn zerstören und außerdem Proviant und Vorräte beschaffen sollte. Von meiner Division hatte ich Pioniermannschasten zn stellen, die mit den übrigen abgeteilten Lcnten an Deck aiigetrcten waren. ES war gegen acht Nhr morgen», als ich deutlich fünf Kriegösahrzcnge, von denen eins in der Hafeneinfahrt non Port Stanley lag, erkannte, die uns auch schon mit vincr Salve schwersten Kalibers begrüßten. Wie sich später heranS- slcllte, stammte diese von dem im Hafen vertäut liegenden englischen Schlachtschiff „Canopns". Ich sah noch die kurz liegenden Aufschläge der Geschosse, die riesige Waffe r- sontäncik emporwirbeltcii, dann eilte ich sofort auf meine GcfcchtSstativn in der Leckst chcrniigSzcntralc, während Trommel und Horn zum „Klar Schiff zum Gefecht" riefen. Aci den offensichtlich weit überlegenen Streltkräften wurde natürlich ans unserer Landnngsabsicht nichts, sondern war es geboten, so schnell wie möglich wieder zum Geschwader zu stoße», dem wir mit höchster Geschwindigkeit zustrebte». Während mir uns schnell von den Inseln wieder entfernten, waren die feindlichen Kreuzer im Begriff, in See zu gehen, nm uns zu folgen. Fm Fuuciihnsen der Fusel waren mächtige schwarze Rauchwolken zu erblicken, von denen wir zuerst a »nahmen, daß sie von den durch die Eng länder selbst in Brand gesteckten Kohlen- »nd Material, lagern herrührten, mutzten aber bald zu unserer unliebsamen Ueberraschung erkennen, daß diese Rauchwolken sich .zu be- wegen begannen, und, wie nachträglich bekannt wurde, von dem forciert ,/dampfa»fmachcnden" Schlachtkreuzern ,^Jn- vincible" und „Inflexible" stammten. Diese beiden, mit modernster Oelfenerurrg und schwerster Artillerie versehenen Schiffe die am Tag zuvor erst angekommen waren, was uns verborgen geblieben war, liefen denn auch bald mit hoher Fahrt ans dem Hafen zu unserer Berfolgnng ans. In zwischen waren mir wieder zu», Geschwader gestoßen, das nun mit äußerster Kraft ans östlichen Kurs ging. Gegen 13 Uhr mittags war von den feindlichen Schiffen noch nichts zn sehen, nur Ranchivolken an der Kimm ver rieten uns. daß ein uns unbekannter Gegner vermöge seiner überlegenen Geschwindigkeit uns langsam, aber stetig nähcr- kam. Auch die zuerst ausgelaufenen gegnerische» kleine» Kreuzer waren mittlerweile säst außer Dicht gekommen. Wie im tiefsten Frieden pfiffen die VootsmannSinaate in allen Decks des Schisses „Backen nnd Banken", und die Slack- schastcr. das sind die zum Effenholen abgctcilten Leute, empfingen in der Kombüse die Mittagsmahlzeit für die Mannschaft Auch wir hatten in der OfsizierSmesse gerade mit dein Esten begonnen, als der Adjutant von der Brücke hcreiiigcstürzt kam und uns zurlcs. daß die »ns verfolgenden Schiss« einwandfrei als znm englischen „Fnviilciblc"-!^ ge hörig ausgemacht seien. Kaum war diese inhaltsschwere Nachricht heraus, bei der jeder wußte, daß cS hier kein Ent- rinnen mehr gab und nimm ehr »n Ende ging, da riesen auch schon wieder Trommel nnd Horn znm Gefecht, nnd während alles »och ans die Gcscchtsstativncn eilte, erösfiicte bereits der Feind das Feuer ans uns. Es war gegen 12.1.', Uhr, als dessen schwere Artillerie aus etwa 17 Kilometer Entfernung das Gefecht begann, dessen Ausgang bei der artilleristischen Ueberlcgcnlicit des Gegners für uns uiizwelselhast ivar. Obwohl unsere Maschinen daS Acnßerste Hergabe», — wir liefen 21 Seemeilen pro Stund« — kam nnö der auch an eit weit überlegene Gegner mit seine« SV btS i über der Zentral« explodierte, durch deren Luftdruck ich in 2» Seemeisen pro Tiund« schnell näher, so baß an ein Ent- dies« Gnetügeschlendert wurde. kommen nicht mehr zu denken war, weShäl» der »eschivader. > >« allen Scken und Ende« gluckste das Master und e» von oder, in das Panzerdeck. Zerschossen di« Ge- zerfchossen da» einst so stolze Schiff. daS nunmehr, bewegnngSunsäht«, ein willenloses Spielzeug der war. dein Sinken nahe, wollten wir dasselbe doch nicht mehr z chef den Befehl erteilt«, .Mnetsenaü fecht annehmen, dt« kleinen Kreuzer versuchen, zn ent kpmmen" ' Mit Granaten schwersten KaMer» beschoß «n» der Gegner nnd erzielte bei uns an Bord auch einige Treffer, von denen einer in eine Munitionskammer des Achterschiffs einschlug und uns damit hätte den Rest geben können, wenn Nicht durch das tatkräftige Etngretsen unseres zweiten Pumpen Meisters, der sein« Station in der Reserve-Leckzentrale hatte die gefährdete Kammer schnellstens geflutet worden wäre Nur dadurch gelang es, ein« Selbstentzündung der MunittonSvorräte zu verhindern. Obwohl unser« Schisse an Armierung dem Gegner weit unterlegen waren, versuchte trotzdem der Geschwaderchc wiederholt, die Schiffe im Verlaufe des Gefechts an diesen so nahe heranznbrtngcn, daß auch unsere Artillerie wirksam feuern konnte. Zumeist blieb dies leider ein vergebliches Bemühen, weil der Feind sofort das Gefecht abbrach, sobald unsere Granaten in seiner Nähe einschlngen und vermöge seiner höheren Geschwindigkeit Entfernungen aufsuchte, in denen er vor »ns sicher war. Dann begann der Kampf vo» neuem, der sich nach Meldungen unserer Artillcriebcsehls übermtttler zumeist t» Entfernungen von 18 bi» 15 Kilo Meter abspiclte nnd nur selten die für unsere Artillerie günstigste Distanz von 12 Kilometer erreichte. Nur in einer der Gesechtspausen der ersten Kampfstnnde fand ich Zeit durch da» Schiff zn gehen. Unter dem Panzerdeck ivar, ab gesehen von den durch den ersten Treffer hervorgerusencii Zerstörungen, noch alles in Ordnung, während cs im Ober deck dagegen schon sehr bunt anSsah, wo die Aufbauten und auch die Kammer» des Hinterschiffes stgrk znsammengeschossen waren. Um 2,30 Uhr schlug der zweite Uttter-Waffer-Treffer in den Stenerbvrd-Maschiiicnranm ein, der nach vergeblichen Venzvcrsuchen nach kurzer Zeit verlassen werden mußte. Mit dem Ausfall dieser Maschine war naturgemäß unsere Gesechtskrast erheblich beeinträchtigt, auch war das Wasser wie sich ergab, außer in de» Maschinen raum, in.Dvppclivand- und WaligangSzellcn dieser Abteilung eingedrungen nnd zum Ucbcrfiiiß unser Slenerbord-Dynamo-Maschinenraum voll gesäusen. Hierdurch bekam das Schiff eine Schlagseite von etwa 5 Grad nach Steuerbord, die durch Gcgenslnten bis an etwa 1 Vis 2 Grad ausgeglichen werden konnte. Da die vom Pendel angezelgte Schlagseite nicht mit der vo» mir cr- rechneten übereinstimmtc, veranlaßte ich weiter« Stach forschnngen, wobei sich hcraussteUte, daß noch weitere Zellen vollgelausen waren, über die Meldung von dem Leck sicherungsposten ansgeblicben war. Gegen 3K> Uhr lief eine weitere Meldung ein. daß Im dritten Keffelraum Wassercinbrnch erfolgt sei. Die sofort an- gcsteilten Lcnzversuche blieben leider auch hier erfolglos, s> das, auch dieser Raum nach kurzer Zeit aiifgegcben und ver lasse» werden mußte. Einwandfrei mar der Grund hierfür nicht mehr festzustellen, da jetzt ununterbrochen Havarie Meldungen in der Zentrale ciiilicfeu, die sofort bearbeitet werden mußten und keine Zeit mehr dazu verblieb, eine ttntersnchniig an Ort und Stelle vorzunchmcn. Für uns war jetzt die wichtigste Aufgabe, einwandfrei in Erfahrung zn bringen, nw nnd wie viel Wasser überhaupt i»i Schiss war, um hiernach die Gegenmaßnahmen treffen zu können. In folge PersvnalaiissallS war die Meldcrkctte »nterbrvche», so daß cs der persönlichen Entsendung eines zuverlässigen Mannes bedurfte, nm unklare Meldungen richtigzustellen bzm. an den Gefalirstcllen die notwendigsten Sicherung» Maßnahmen zu treffen. Hier hat der Obermaschiiiist Schulz unschätzbare Dienste geleistet, der bi» ln die letzten Stunden des Kampfes hinein dauernd im Schiss unterwegs war nnd an den Gefahrstellen persönlich tatkräftig cingrifs. Eine Granate krepierte im Oberbnnker des vierten Heiz raumes nnd verseuchte durch die Explosion das Zwischendeck mit Gas und dichten Kohle» staubmolken. Gegen 4 Uhr zerstörte eine Granate die Ziidampsrvhr leitung der Steuerbord-Ventilation sin nschi ne» und verursachte hierdurch eine erhebliche Tampfgefnhr — übrigens die einzige mährend des sechsstündigen Gefechts. Stach Abstellen den Leitung war diese behoben, wodurch aber zugleich die vier Ventilationsmaschinen des vierten KeffelranmeS aiisficlcn. Um diese Kessel weiterhin i» Betrieb zu halten, wurde mit Hilfe der Vcnlilatvrcn des fünften Hcizranmes die Lust durch das Zwischendeck »ach Herzraum 4 gedrückt, was aber nicht das gewünschte Resultat zeitigte. Der Dampfdruck fiel zunächst erheblich, konnte jedoch bei zwölf Kilogramm wieder gehalten werden. Im heftigsten Nrtillericsener sank n-m 4,15 Nhr die .Scharnhorst", nachdem sie sich zn nuferer Entlastung zwischen uns und den Gegner gelegt hatte. Vorher hatte uns noch das Flaggschiff den Befehl gegeben, zn entkommen zn ver suchen, was aber bei den schweren Treffern, die wir erhalten hatten nnd den hierdurch bedingten Ausfällen an Gefechts- werten nicht mehr möglich ivar. Gegen 5 Uhr erhielt ich vom fünften Hcizraum die Melduiia über einen Wassercinbrnch, dessen Grund nicht mehr genau zn ermitteln war, da jetzt in nnunterbrochener Fvlge die Granaten bei uns einschlngen. Die sofort angcstclltcn Lenzvcrsnchc waren auch hier erfolg los, der Raum lies voll und mußte verlassen werden. Nun legte sich das Schiss 7 Grad nach Steuerbord über, die größte Schlagseite, die wir während des Kampfes zn verzeichnen hatte», worauf ich vom Kommandanten durch da» Sprachrohr von der Brücke den Befehl erhielt, mit allen Mitteln gcgcn- zuflnteii, nm das Schiss wieder geradezulcgen, da das Wasser durch die Geschützpsorten der Mtttelartilleric bereits ins Schiff laufe. Auch aus dem Zwischendeck erhielt ich die Mel dung, daß das Wasser vom Batteriedeck ans Hereinströme. Durch Odegenflnten aller an Backbord liegenden noch ver- ügbaren Zellen gelang cS mir, die Schlagseite des Schiffes auf 5 Grad hcrabznmtndern — damit waren nun aber auch amtliche Möglichkeiten für uns erschöpft und ein weiteres Gegenflnten nicht mehr möglich. Aus der mit Hilfe der Leck- tasel errechnet«!! parallelen Tiefcrtanchnng erkannte ich auch, daß cS mit der Schwimmfähigkeit des Schisses zu Ende sei, und was ich befürchtete — das Ende, -er Untergang — ließ ctzt nicht mehr lange ans sich warten. Nach anfänglichem Schwanken sank die Dampfspannung tiefer nnd tiefer, ver ringerten die beiden übriggebltcbenen Maschinen immermehr ihre Umdrehungen »nd ging unsere SchiffSgcschwindigkeit immermchr zurück. Kurz vor 5 Uhr drückte ein Volltreffer im Achterschiff daS Pgiizerdcck, ohne es zu durchschlagen, ans die Nndcrmaschinen- anlage, so -aß auch diese ansficl, womit cS mit der Manövrierfähigkeit des Schiffes vorbei war. An Oberdeck, bei der Artillerie, sah es furchtbar ans. Sämtliche Geschütze waren zniammengeschoffeii nnd nicht mehr in der Lage, zn feuern. Dem ohrenbetäubenden Lärm der eigenen Geschütze, der ein-schlagendcn und krepierenden schweren Granaten folgte min eine ebenso unheimliche Stille, da mit dem Verstummen unserer Artillerie auch der Gegner die seinigc schweigen ließ. Weiter und weiter fiel der Dampfdruck, bis schließlich Lenz- und Kcssclspeisepnmpcii ein fach stelienblicbcn und von den noch wenigen iibrig- gcblicbciien Kesseln einer »ach -ein aiiberen wegen Speiic- wasscrinaiigel abgestcllt werden mußte. Ein letztes rhythmisches Beben ließ leise daS Schiss erzittern, dann sanken die Umdrehungsaiizciger ans Null, die Maschinen waren znm Stillstand gekommen. — Trotz Ausfalls der Dynamomaschinen versorgte unsere Akkumulatorenbatterie das Schiss »och mit der notwendigsten Velenchtiing nnd ließ in dem spärlichen Licht die Ver heerungen erkenne», die die feindlichen Granate» bei »ns angcrichtet hatten. Als es noch einmal gelang, ein Geschütz feuerbereit zu machen und mit diesem einige Schüsse abzn- gcbc», wurde dieses sofort vom Feind mit ciiiem Hagel vo» Geschossen beantwortet, wobei ein« Granate gerade lm Deck sch völl «e nicht dem Feind in die Hände fallen lassen, »veswegen der Kommandant den Befehl .Klarmachen »um Sprengen" gab. Der letzt« Torpedo im Breitseitraum wurde hlnansgesagt. dann blieb das Rohr offenstehen, um das Wasser hemmungs los heretnströme» zu lassen. Eine Meldung über die Aus führung der an den Hauptkon-densatoren befohlenen Sprengung war nicht mehr zu erlangen, weil -te Ver bindung mit den Maschtnenränmen unterbrochen war. „Alle Mann aus dem Schiss" erscholl nun der Sleschl, dem Mann- schäften und Offiziere schweren Herzens Folge leisteten. Als letzte verließen ein Leutnant und ich die Kommandozentrale durch den NotanSgang, der nach der Brücke führt und sahen nun die unheimlichen Verwüstungen, die die feindlichen Granaten an Teck angerichtct hatten. Nicht wieder zu er kennen war das Schiss. Der vordere Schornstein fehlte voll kommen. der zweite war total zersetzt, während die übrigen nur leichtere Beschädigungen aufwiesen. Einem großen Trümmerhaufen von Blechabfall glichen die Aufbauten und Veniilationsschächte. Als das Hinterschiff nnier langsamem Ueberneigen nach Steuerbord wegznsinkett begann, brachte der Kommandant, getreu der Tradition, drei Hurras auf Kaiser und Reich ans, in die der Rest der Besatzung begeistert einstlmmte. Mit vielen anderen rutschte ich nun an der Backbord- Außenhaut hinab, kam aber an Steuerbord ins Wasser, da das Schiff mit zerfetzter aber wehender Flagge plötzlich kcntertc. Bei meinem WIcdcranftaiichen erblickte ich etwa 25 bis 80 Meter vor mir das Vorschiff unserer „Gneisenan", kieloben treibend, auf dessen Torpedo-Ausstoßrohr einig« Leiite saßen, die herüberwinkten und sangen. Wie ein zu Tode gctrosscnes Tier reckte sich setzt noch einmal der Bug des Schiffes aus den Welle» empor und verschwand dann mit den nvch immer darauf befindlichen und singenden Leuten langsam und für immer in den Finten des Atlantik, die sich gurgelnd über ihm schlossen. Fn meiner Nähe hingen Leute an schwimmenden Gegen ständen aller Art und sangen, angesichts dcö Todes, der auch sie jeden Augenblick packen konnte, das Flaggenlied und andere patriotische Lieber. Von einem Floß ans wurde der „Gneisenan" ein Hurra ansgebracht, das von den etwa drei hundert lm Wasser schwimmenden Menschen begeistert wieder holt wurde. — Mehr und mehr jedoch verstummte der Ge sang, erlosch die Begeisterung und heischten die eiskalten Fluten — das Wasser hatte nur etwa 4 Grad — denen in den ersten 3ll Minuten seit Untergang des Schiffes die meisten znm Opfer fielen, ihre Beute. Stoch Hing ich mit etwa einem Dutzend unserer Leute an einer treibenden Hängematte nnd einem runden Holzbalken, mit verklammten Fingern und unter Ansbietung aller Kräfte uns festhaltend, bis uns schließlich, halb erstarrt, ein Boot der „Inflexible" aufnahm. Es war ein Kutter, der n»S an Bord dieses Panzerkreuzers brachte, wo wir, soweit ich mich überzeugen konnte, von den englischen Offizieren nnd Mannschaften so ausgenommen wurden, wie schiffbrüchige Seeleute von Bcrusskameraden Nur anfgenommeii werden können. Dieses muß zur Ehre der Engländer gesagt werden! Im ürigen ivar cs für die selben kein Wagnis gewesen, unsere an Armiernng und Geschwindigkeit ihnen weit unterlegenen Schisse, die in moiiatelangcr Kreuzfahrt, fernab von der Heimat, nur auf sich selbst angewiesen waren und mehr und mehr an Kampf kraft cingebnßt hatten, zn vernichte». Was deutscher Wille nnd deutsche Axt zn leisten ver- mochte, das hat die Falklanbsschlacht glänzend bewiesen, die immerdar eines der vielen Ruhmesblätter deutscher Marine- gesthichte sein und bleiben wird. Der Geist der lm Wasser mit dem Tode ringenden Menschen, dieser Geist vorbildlicher Mannentrcnc, wird mir unvergeßlich bleiben. Vermischtes. Die Grippe. Die Grippe hat einer Meldung aus Breslau zufolge dort im Januar bisher s ii n f T o d c S o p s e r gefordert. Die Zahl der täglichen Nenerkrankniigcn ist zwar znrnckgegangcn, sie betrug jedoch Ende der vergangenen Woche noch rnnd 250. Eine schwere Grippeepidemie ist in Luxemburg auS- gebrvchcn nnd hat bereits zahlreiche Opfer gefordert. Beson ders heftig wütet sie ans dem flachen Lande. ES gibt Dörfer, in denen nur wenige Familien von ihr verschont blieben. Wenngleich die Erkrankungen In den allermeisten Fällen keinen tödlichen AuSgang nehmen, so hat die Sterblichkeit infolge der tödlich verlaufenen Grippefälle gegen das Vorjahr doch stark Angenommen. Aus den umliegenden lothringischen Ge bieten kommen ähnliche Meldungen. Trotze Sturmschüven in Südrutzland. Die Stürme im Tchwarzmeergebiet haben noch nicht auf. gehört. Seit Sonntag werden vier türkische Schiffe vermißt. Fm Kaukasus sind bisher SNN Menschen infolge der Stürme getötet worden. Auch das Gouvernement Samara und die Wolga-Ncpuhlik sind stark von Stürmen heim-gesucht. ** Deckeneinbrnch in einer Berliner Antohalle. — Der gc- ährdctc Sohn d'SlnnunzioS. Am Montagabend brach in den AittvmobilausstellnngShallcn einer italienischen Firma in der Bndapcster Straße in Berlin aus noch nicht aufgeklärter Ur ach« plötzlich die Decke zusammen. Der Sohn Gabriele d'Annunzios, der Filmregisseur Gabriellino d'A n n unzio, der mit dem Schauspieler Reinh. Schitnzel in dem Raume weilte, und ebenso ein Verkäufer konnten sich nur mit knapper Not retten. Drei wertvolle Automobile wur den unter den Trümmer» der Decke begraben. ** Die Uranfsiihrnng des MetropoliS-Films in Berlin. In den Ufa-Theatern am Zoo und am Nollendorfcr Platz fand am Montag die Uraufführung des großen Ufa-FilmS Metro» ivlis statt. Sie gestaltete sich zu einem Ereignis, das von >em wachsenden Ansehen zeugt, da» sich die Spitzenleistungen der deutschen Filmindustrie verschafft haben. Der Film fand bei dem zahlreich versammelten Publikum eine begeisterte Auf nahme. ** Ranbtibersall im V-Znge. Ein Raubüberfall in einem V-Zuge wurde in der Nacht znm 6. Januar ans der Strecke Osnabrück — Bremen von einem Manne verübt, der in ein Abteil 8. Klasse cinbrang, die Tür von innen verschloß und mit vorgcbaltcncm Revolver von den drei Insassen des Al-tcilS die Herausgabe ihres Geldes forderte. Dem Zug personal gelang cS, den Täter fcstznnchincn nnd der Polizei zn übergeben. Vor seiner Festnahme hatte der Verbrecher seinen Revolver aus dem Zuge geworfen. Die Beute bestand in kleinen Beträgen, die den UcbcrfaNcnen znrückcrstattet werden konnten. Bon einer Lawine verschüttet. Fn der Nähe von MalS im Finschgan hat eine Lawine drei Einheimische verschüttet. Die Rettniigsarbcitcn sind cingelcitct. lieber das Schicksal der drei Verunglückten ist noch nichts bekannt. » Er wollte zweeu Herren dienen . . . Ein Lehrling in einem hannoverschen Vorort war von seinem Meister, der sich auf eine Geschäftsreise begeben liatte. beauftragt worden, die fällige Hundesteuer im Rathanse z» entrichten. „Laß dich von der Fran Meisterin nicht darvn abbrtngcn!" hatte der Meister dem Lehrling noch cingeschärst, „sie kann den Hund nicht leiden". Kanin war aber -er Meister außer Sichtweite, als seine Ehe hälfte dem Fniige» anstriig, den Hund in die Ticrarzncischule zu bringen nnd dort vergiften zu lasse». Und der Lehrling tat. ivic Iln» von beide» Seiten geheißen. Er bezahlte zuerst die Hundesteuer und ließ den Hund dann vergiften! .
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