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Dr. Curkius' Bemühungen um -ie NegierungsbU-ung. Wüste Sehe -er „Germania". ftkiaene» Lrabibericht unierer Berliner Schriftlettung.) Berlin, 11. Jan. lieber dt« hsuti>gen Verhandlungen in der Frage der Regierungsbildung wird anitlich folgender Be- Mt ausgegeben: Retchvwirtschaftsminister Dr. Cnrtins besprach i« Ber, laus d«S heutigen Tages die politische Lage und seine Pläne zur Regierungsbildung «it de« Vertreter« ber Fraktion«« der Vaqrischen BolkSpartet, der Demokratischen Partei, der Wirtschaftliche« Bereinig«« g, der Dentschnationale« Volks» partei «nd des Zentrums «nd »nterrichtete am Nachmittag de« Abg. Müller-Franke« als Ver treter der Sozialdemokratischen Partei. Die Vesprech««gen trugen durchweg oorbcreitenden Charakter. Tie offizielle Mitteilung erschöpft so ziemlich di« tatsächlichen Vorgänge. Bet der Unterredung, die Dr. Curiius mit Graf Westarp batte, brachte der „DAZ." zufolg« ber deutsch, nationale Parteiführer zum Ausdruck, bah seine Partei durch, ans gewillt sei. sich an einer Koalition aller bürgerlichen Par teien z« beteiligen. Er betonte bcsonderS de« Wunsch «ach einer Zusammenarbeit mit dem Zentrum. Ueber dle 'Besprechungen des ReichsivirtschaftSministers Dr. Curiius mit dem Führer der Demokraten. Koch, er fahren mir. bah Koch dem Minister entgegnet«, Ver handlungen mit den Demokraten hätten zurzeit keinen rechten Zweck, da erst Klarheit über die Stellung des Zentrums ge- sä>assen werden müsse. Die Z e n t r u m S fr a k t i o n des Reichstages ist zu morgen itachinIttag (> Uhr zu ihrer ersten Sitzung im neuen Jahre einberiifen worden. In dieser Sitzung wird die Entscheidung in der Frage der Regierungsbildung er wartet. Es haben sich also heute keine Momente ergeben, die darauf schlichen lassen könnten, ob Dr. Curiius Aussichten auf Erfolg hat oder nicht. Man wird nach wie vor seine Aussichten als wenig günstig beurteilen müssen, denn der Kampf, den namentlich die ZentrumSprcsse gegen ihn führt, hat sich eher noch v e r st ä r k t. Damit ist natürlich nicht gesagt, das, die Fraktion des Zentrums auch zu einer Ablehnung von Dr. Enrtius kommt. Aber die Tatsache, Sah das Berliner Zentralorgan des Zentrums, die „Germania", die Stim- milngsmachc gegen die Deutsch nationalen in immer verschärfter Form fvrtsetzen kann, ohne das, von den leitenden Partci- manncrn dagegen cingeschritten wird, deutet doch darauf hin, das, man die Stellungnahme der „Germania", wenn man sic auch vielleicht nicht zur Nachahmung benutzen wird, so doch wenigstens billigt. Gröhte Verwunderung muh es Hervor rufen, wenn sich heute die „Germania" auch an den Rei chs- a» he n m i n i st e r wendet und behauptet, daß Dr. Stresemanu der Urheber der „Mchtsschwcnkung" sei. „Eine undurchsichtige Rolle," heiht es, „spielt in dom gan zen Loiel Herr Gustav Strcsemaun. Ist er nicht der frühere und der prädestinierte neue Reichsaußenminist-er? I st nicht die !» h e i n l an d r ä n m u n g sein nächstes Ziel? Glaubt er Im Ernst die Nheinlaiidräiiinung am leichtesten mit de» Dentschiiationalen zu erreichen? Man will uns weiß machen, daß er seine eigene Partei in der Frage der Regie rungsbildung nicht hinter sich habe? Wohnen zwei Seelen in seiner Brust, oder hofft er am Ende gar, dah andere ihm das Odium für das Scheiter» -er von ihm selbst geförderten Rechtsschwenkung abnehmen werden?" Dieses Fragespiel stellt, wenn man bedenkt, dah Dr. Ttresc- niann wirklich an der „Rechtsschwenkung" ziemlich »»schuldig ist, i» seinem Kernpunkt ein ganz frivoles Spiel mit den Interessen des Landes dar. Ist sich die .Mermaiiia" des Ein druckes ans das Ausland nicht bemüht, den sie hcrvorriift, wenn sic es in Frage zu stellen sich erlaubt, ob der Reichs- aiihenminlstcr die Befreiung des RlieinlandcS als seine vor nehmste Aufgabe ansieht und diese Frage, die für das ganze deiiiichc Volk eine der allcrivichtigstcn Fragen ist. ver güt ck t mit parteipolitischen Streitigkeiten? Die Rhcinlandräumnng ist im übrigen sicher mit den Dcutkchnationalen eher zu erreichen als mit den Sozial demokraten. Es bedarf doch heute keines Beweises mehr dasiir, dah eine Partei, die wie die Sozialdemokratische Partei, sich nicht genug darin tim kann, alles zu zertrümmern, was ihrem Lande an Mann- und Wehrhaftigkeit noch blieb, im AnSlande nicht das geringste Ansehen gcnicht und dah ihre Forderungen auf Nheinlandräniiiiing von der Ele-genseite viel leichter über- und umgangen werden kann, als dieselbe Forderung, wenn sie von einer kraftvollen bürgerlichen Ne gierung nicht nur in Redensarten gestellt, sondern auch dnrch- gekämpft wird. „Was sich da um die Regierungsbildung in Deutschland abspielt, Ist nichts anderes als ein in veränderten modernen Formen sich vollziehender K l a s s e n k a m p s." So beurteilt heute der „Vorwärts" die Bemühungen zur Schaffung einer neuen Regierung. Man sollte meine», dah man daraufhin aus allen Leiten Zusehen muß. dah die Sozialdemokratie sich nicht als Trägerin des Staatsgedankens. sondern nur der ,<i l a s s c n k a in p f i d e e fühlt. Wer in ernster staatSpolitischer Arbeit nichts als Klaffenkampf sieht, der kann nicht mehr bc- anspruchen, das, man von il»n glaubt, er könnte jemals dem Wöhle des Staates dienen wollen. Mit einer solchen Partei sollte bas Zentrum vermeinen den Interessen des Staates dienen zu können? Man darf auf seine Antwort gespannt sein und auch darauf, was Dr. Stresemann oder sein Berliner Organ zu den Fragen der „Germania" zu sagen haben wird. Ein Orakel -es Zenlrumsvorstan-es. Berlin, 11. Jan. Heute abewd trat der Vorstand der Zent r uin s f r a k t i o n zusammen. Er besahtc sich in einer nahe,zu dreistündigen Sitzung, an der auch Reichskanzler Dr. Marx teilnahm, mit der Beauftragung Dr. Eurtiiiö'. Nach Schluß der Sitzung wurde folgende Mitteilung ansgegebcn: Der Vorstand der ZontrnmSsraktion ist sich darüber einig, dah der vorgeschlagcncn Kabinettsbildung schwere anßen- «nd innenpolitische Bedenken cnt- gcgcnstchcn. Einen Veschlnst zu fassen war der Vorstand nicht in der Lage, bevor er die Fraktion gehört hat. Dieser Beschluß des Vorstandes der ZentriimSfraktion findet bei den Parteien eine sehr verschiedene Reurteilniig. Aus Kreisen, die die Aussichten Dr. Eurtiiiö' nach wie vor pessimistisch beurteilen, wird unserer Berliner Schrtstleitnng folgende Auffassung über den Zentrnmöbeschlnß »nd seine Folgen mitgetcilt: Wenn dieser Beschluß des Vorstandes der Zcntrums- sraktion auch noch keine direkte Ablehnung eines Kabinetts Eurtiiiö bedeutet, so kann er doch nur dazu beitragen, dt« un günstige Beurteilung der Aussichten des Dr. Curiius zu bc- stärken. Den endgültigen Beschluß über die Haltung des Zen trums soll, wie gemeldet, die morgen abend zusamincntretcnde Fraktion fassen. Es ist mit aller Sicherheit anznnehinen, daß ste sich den „schweren außen, und iiinenpolltisck>e>r Be denken" -cs Vorstandes anschließen wird. Wie sic im einzelnen tri« eventuelle Ablehnung von Dr. Curiius weiter begründen wird, steht noch dahin. Immerhin wird man aber damit rechnen müssen, dah am Widerstand des Zentrums der Plan einer vom Zentrum bis zu den Dsutschiiationaleii reichenden bürgerlichen Regierung scheitern wirb. Dr. CurttnS selbst wird tn diesem Falle seinen Auftrag dem Reichspräsidenten zurückg eben. Wen der Reichspräsident dann mit dem Versuche einer Kabinettsbildung betrauen wird, läßt sich zurzeit noch nicht sagen, ebensowenig, ob er vielleicht Dr. Curtius eine« geänderte« Anftrag erteilt, etwa den zur Bildung der sogenannten „Kleinen Rechten", wvbci eilt Kabinett zu bilden wäre, das vor den vtiolollielc Relchswlrtschaftsmlnister Dr. Curtius, d,r vom R»lch»präfld«nt«» mit der Bildung «luer 2^«gt»rung beauftragt wordeu ist. Reichstag treten müßte, um zu sehen, ob eS gestürzt wird oder nicht. Im Falle eines Sturzes mühte dann die Reichs tag s a u s l ö s u n g unmittelbar folgen. In parlamentarischen Kreisen rechnet man allerdings damit, dah die als ziemlich sicherer Faktor in Rechnung gezogene Retchstagsauslösung von einem neuen Kabinett dcrMitte vorgenommcn wird. Wie Julius Barmak sein Vermögen erwarb. Berlin, 11. Jan. In seiner heutigen Vernehmung am ersten Tage des Prozesses führt« der Hauptaiigeklagte Julius Ba rinnt weiter ans, will habe er ans wiederholte deutsche Aufforderungen hin die L e b c n s nr i t t e l l i c f c r ir n g e n für Deutschland übernommen. Er habe sich deswegen mit dem E r n ä h r un g s in i n i st c r Schmidt in Ver bindung gesetzt, und die Lieferungen gingen in der Weise vor sich, dah er für Papicrmarkakzeptc lieferte, die erst nach einem Jahre flüssig gemacht werden konnten. Das Geschäft war natürlich verlustbringend, und ich bin tatsächlich oer erste ge wesen, der Deutschland bei seiner schlechten Währung lang fristige Kredite bei LebciiSinittellieferungen gewährt hat- Aber ich war wiederum gedeckt, weil ich weinen holländischen Lieferanten dieselben Bedingungen auferlegt hatte, die mir das Deutsche Reich auferlcgte. Ich habe dann auch gröstere LebenSmittelliesernngc» für den Freistaat Sachsen gemacht. Bei diesem Geschäft habe ich ganz ansehnliche Ge rn tnne erzielt, und ich habe einen großen Teil der Gewinne dazu verwandt, ein Kinderheim bei Pirna zn stiften. Dafür habe ich etwa 80 000 Gulden aufgewandt. 1023 wandte sich das ReichSschatzmintsterilim an mich um Kredite an die Dcmag iDeutschc Margarinewcrtci die dem Reichssckmtzininistcrinm gehörten. Ich habe für diese Werke holländische Rohstoffe gegen Kredit geliefert. Barmat schätzt sein Vermögen Ans gang 1028 auf über drei Millionen Gulden. Bors.: Haben Sie durch die Entwertung der Mark Ver luste gehabt? — Angekl. Varmat: Mindestens 250 000 Gulden, da ich viel Mark gekauft hatte, in dem Glauben, daß die Mark steigen würde. Ich habe insgesamt 80 00«! Dollar. 10 000 eng lische Pfund und 80 000 holländische Gulden nach Deutschland milgcbrachi. Äenry Normal kam 1011 nach Holland und lernte dort Sprachen. Später arbeitete er tn der vebeiismtttelabtcilnng seines Bruders, und Anfang 1824 übcrsiedclte er nach Deutschland, um in der Amerling in Berlin tätig zn sein. Vermögen will er nicht gehabt haben, noch zur Zeit besitzen. Am Schluffe seiner Ver nehmung erklärt der Angeklagte, daß er völlig unschuldig sei, was sich aus der weiteren Verhandlung auch einwandfrei er geben werde. Der Angeklagte Klenske hat das Eiiijährigen-Zengnis, war bis 1017 an der Front, wo er es bis zum Leutnant brachle. Dann war er zwei Jahre in Gefangenschaft. 1028 wurde er dann Geschäftsführer der Amexiina. Er hatte den Eindruck, daß die Amcxima in Hol land ein ganz großes Gcsck'/äst gewesen sei. Angeklagter Dr. Hellwig hat sein Assefforcxaincn gemacht »nd wurde 1018 t» doS Jnstiz- inintstcrin»! übernommen, in dem er bis Kriegsausbruch tätig nnir. BIS tOIO war er als Ossizier im Felde. Nach dein Kriege war Dr. Hellwig als Amtsrichter tätig. Bald nach seincni Eintritt in die Scehnndlnna wurde er Obersinnnzrat und blieb cs bis Ende September i024. Auch dieser Angeklagte be streitet jede Schuld. Der Angeklagte Lange-Hcgcrmann hat die Volksschule besucht und dann daS Ginnnasinm. Er trat in das Geschäft seiner Eltern ein n»d wurde schließlich R c 1 ch s t a g s a l> g c v r d n e t e r. Sein Berinogen beziffert der Angeklagte am 1. Januar 1024 ans etwa 750 000 Mark. Am Schluß seiner Vernehmung kommt er a»f seine Immu nität zn sprechen und stellt fest, daß seit dem Jahre 1026 eine Verabredung mit dem Oberstaatsanwalt bestehe, wonach er. Ganz ander« und viel hoffnungsvollere Schlüffe werden aber ans derselben Zentrninskundgebimg gezogen in einem L>ageberietst, der vom W. T. B. verbreitet wird. Danach trat der Beschluß des Vorstandes der lj«>itrumsfrakt>kvn in par lamentarischen Kreisen große Beachtung gefunden. Man be urteilt ihn allgemein dahin, daß durch ihn eine Festlegnng nach irgendeiner Seite hi« nicht erfolgt ist, daß vielmehr die Unterstreichung innen- und außenpolitischer Bedenken nur der bisherigen Haltung -er Parteipresse entspricht und dabei alle Möglichkeiten ossen gehalten werden. IR parlamentarischen Kreisen glaubt man Grund zu der Annahme zu haben, daß das Zentrum am morgigen Mitt woch vor seiner entscheidenden Fraktio-nssitziing Besprechungen mit de« Sozialdemokraten «nd de« Deutschnationalen hcrbci- ftthren wird, um festznstellen, ob und inwieweit eine Annähc rung zwischen dem Zentrum und einer der beiden Flügel parteien möglich ist. In Zentrnmskreiscn hofft man, daß die Fraktion morgen abend nach diesen Besprechungen bei ihrem Zusammentritt bereits eine gewisse Klarheit über die parla mentarischen Möglichkeiten haben wird. Eine Skimme über Curkius. Hannover, 11. Jan. Der ^Hannoversche Kurier" besaßt sich in einem Artikel mit der Persönlichkeit Dr. CurtiuS' und schreibt: Wo „steht" er eigentlich? Wer ihn kennt, antwortet: mitten im Leben, fest ans dem Boden. Er hat keine HalS- schmerzen vom EwigrückwärtSschancn und ist deshalb noch nicht gestolpert, weil er nur seitwärts schielt. Einer Fliigcl- politik Hai er nie Geschmack abgewinnen können. Das inner lich tief Unbeirrbare hat sich in seiner Ministcrzcit gezeigt. Während er im ReichSwirtschaftSministerinm ist, hat viel, viel in der Geschichte dct Wirtschaft sich ereignet: Eisenpakt, Stahl- trnst, Handelsverträge, Ansturm hemmungsloser Sozial politik, Neichskiiappschastsgcsetz. Er hat überall entscheidend eingemirkt, und die Außenpolitik hat wenig Anlaß bekommen, sich mit ihm zu beschäftigen. Hat Cnrtins das Zeug zmn Kanz ler, zum Kanzler, gemessen nach größeren Maßstäben als denen der Nachkriegszeit? Ja, auch wenn er große Schwierigkeiten findet, ihn kann jede Konstellation tragen, obwohl er keiner Partei gegenüber je Verstecken gespielt hat. am wenig-sten vor den Sozialisten. Er hat Anspruch aus großen politischen Kredit. Er ist nicht Rcssortfanatiker. Er ist zum Mittelpunkte des Kabinetts geeignet. Er wirkt durch seine Persönlichkeit. Eine Politik, die Scheidemann und Erkelenz gefällt, kann er allerdings nicht machen. ES gibt im Augenblick keinen ge eignetere» Kanzler eines Minderheitskabinetts als CurtinS. Die bayrischen Deukschnakionalen zur Aegierungsbil-ung. München, 11. Januar. In der gestrigen deutschnationaleii Versammlung betonte der Führer der bayrischen Deutsch- nationalen, Dr. Hilpert, es sei den Dentschiiationalen völlig gleichgültig, wie sich die Beziehungen zwischen Zentrum und Siayrischer Volkspartei entwickelten, aber als Koalitionspartei in Bayern hätten die Dcntsch- nativn-alen ein Interesse daran, nach welcher Richtung sich die Bayrische Volkspartei als ausschlaggebende Partei bet der sttegiernitgsbildnng im Reiche entscheide. Man muffe sich klar sein, daß es mit der Eigenstaatlichkeit vorbei sei, wenn wir eine sozialdemokratische Regierung im Reiche hätten. wenn die Aufhebung seiner Immunität erforderlich wäre, so fort bereit sei, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Die übrigen Angeklagten schildern kurz ihren Lebenslauf und behalten sich vor, später auf Einzelheiten der Anklage cinzugchen. Zur Anklage äußert sich mir der Ange klagte RcrsichcrnngSdirektor Halo. Er erklärt, eine Vorunter suchung sei abgelehnt worden, sonst hätte er in wenigen Minuten die Haltlosigkeit der Aiiklagepnnkte beweisen können. Der Angeklagte Walther schlägt mit der Faust auf den Tisch und erklärt, auch gegen ihn sei keine Voruntersuchung geführt worden. Wenn ihm Gelegenheit gegeben wäre, zn den An- klagcpiiiikten vorher Stellung zu nehmen, dann stände er heute sicher nicht hier. Tie Verhandlungen werden dann ans D o n n e r sta g >§10 Uhr vertagt. Das En-e -es kleinen Darmak-Prozesses. Berlin, 11. Januar. Nach viertägiger Verhandlung vor der BernstingSstrafkammer des Landgerichts I, wurde zu gleich mit dem Beginn des großen Varnigt-Prozesses heute der sogenannte kleine Varmat-Prozeß zn Ende ge führt. Mehrere Staatsbeamte waren beschuldigt, gegen Ve- stechnngsgelder Vaiikhäiiscrkrodite ohne ausreichende Effekten decknng ciiigeräiimt zn haben. Die Strafkammer setzte die Strafen erheblich herab mit der Begründung, daß Lei den ver worrenen Zuständen in der Staatsbank den Angeklagten die Pflichterfüllung im höchsten Grade erschwert, die Pflicht verletzung aber im höchsten Grade erleichtert worden sei. Die Strafen wurden herabgesetzt für die Staatsbankobcriirspek- torcn B lodow non einem Jahr fünf Monaten ans ein Jahr, K ersten von einem Jahr neun Monaten ans ein Jahr, für StaatSbankinspektor Jost von nenn Monaten ans sechs Monate. Die gezahlten BestcchungSgclber wurden für ver fallen erklärt. Die Revision im Prozeß Frie-ers verworfen. Leipzig, 11. Jan. Das Reichsgericht verhandelte heute über die Revision des Weimarer Staatsanwalts Dr. Frieders, der in der Verhandlung vom 11. »nd 12. Oktober 1026 vor dem dortigen Schwurgericht wegen fahrlässigen Fälsch et des zu süiis Monaten Gefängnis verurteilt worden war Der Rcichsanwalt Keßler beantragte Verwerfung der Revision. Das Reichsgericht schloß sich den Ausführungen deS Reichsanwalts an und verwarf die Revision. Der Senatspräsident Dr. Locbe betonte besonders, daß es dem Angeklagten selbst daraus ankain, als eidlich vernommener Zeuge vor der Ocffciitlichkcit Aussagen zn machen. ES habe sich nicht um belanglose Acnsternngcn gehandelt, wie sie wohl am Bicriisch sielen, vielmehr nm eine zur Sache direkt ge hörende richtige Zeugenaussage. Es könne keine Rede davon sein, daß der Angeklagte sich in einem fest gewurzelten Irrtum befunden habe, sonach sei die Fahr lässigkeit einwandfrei sestgestellt. iolllen alle Kindcnpslcgcrinneii weniger zu Schlummer- und Scherz- licdchen veranlassen, sondern vielmehr zum eifrigen Bemühen um das liörperhche Wohl des Säuglings. Wie oft werden lanqe Liedchen gesungen, wo dxrch Bestreuen der nassen und wunden Körperfüllen des Kindes mit dem Vasenol-Kinder-Puder alsbald dl« Schmerzen des Kindes behoben sind. Z Die Barmal-Angeklagren über sich selbst.