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61. Jahrgang. O 317. Drahtanschrift. Nachrichten Dresden. Fernsprecher-Sammeinummer: LLtkLI. Nur für Nachtgespräch«: L00U. Mittwoch, 15. November 1S16. ««ZN-»» wedühr otertetslhrttch tn Dresden det p»«tm»li,er Zutragun, tan Sonn- und Montagen nur ein- mal» 8,2» M., «n de» Vororten 8,80 M. »et einmaliger Zustellung durch dte Post 3,80 M. (ohne Bestellgeld). Anzeigen <Prcl.. Dte etnspalttge Zell« (etwa S Silben» 8b Pf., Borzugspiitze und Anzeigen tn Nummern nach Sonn- und Feiertage« laut Tarif.—«uewllrttgeAustrtlge nur gegen Vorauodezahlung. — Belegblatt loPf. Schristleitung und Hauptgeschäftsstelle: Marienstraße 38/4U. Druck u. Verlag von «iepsch L Steichardt in Dresden Nachdruck nur mit deutllcher Quellenanyrb« (.Dreadner »drchr.'i^ulLlli«. — Uiwerlangt» Schrtftltllck« werden nicht -usbewahrt. keumaiiZmuspslasiei' g»f istttnell gestrichen, versteuertet, amcrilcsnisckes l.ochpiloster. Preis I,2S disrlc. Flleinvericsuk unck Verssnä nach auswärts. S»Iv»noni» ^pottUvkv» Kaffee 1^35130 Seeslr dlaetrmittags- und abend-Konrerle der Künsllerkspelle btarrv v. »ssgdendurg, Kapellmeister und Violinkünstler, abend» Im Trlanon t Teltgemlio« Vortrtig« Nansl Sckreeil.niroter, Titkerstünstler au, biünckien. k^liotogk. ^ppakaie in allen Frten von i'/exO bis 10x15 em ktir^ ttollkilna urrcl k^ilmpscks. Könlgl. und vrinri. ttollietersnt vresckenW-»Il-tr. 2S Erfolge deutscher und österreichisch-ungarischer Flieger. Sin deutscher Marineflugzeug über dem Flugplatz St. Pol. — K. u. k. Seeflugzeuge über Doberdo und Beligna. — Günstiger Stand der Kümpfe in der nördlichen Walachei. — Die englischen Verluste au der Somme. — Die schwedisch-englischen Verhandlungen. Deutscher Fliegerangriff aus St. Pol. Berlin» 14. November, sAmtlich.s Am IS. No vember belegte eins unserer Marineflugzeuge den Luftschisfhaseu und Flugplatz St. Pol bei Dünkirchen mit Bombe«. Es wurden einwandfrei Treffer aus eine Fabrik anlage und einige Gebäude beobachtet. Das Flugzeug ist unbeschädigt zurückgekehrt. IW. T. B l Srfterreichisch-Mgarischer Kriegsbericht. Wien. Amtlich wird verlantbart den 14. November. Oestticher Kriegsschauplatz. Heeresfront des Generalfeldmarschalls v. Mackensen. Unsere Donaumonitore erbenteten nächst Ginrgi« bei stärkster feindlicher Gegenwirkung siebe«, teils be, lad««« Gchle»»«». Heeresfront de« Generalobersten Erzherzog Karl Bei Orsova säuberten wir das recht« Lerna-Ufer. Im Norden der Walachei verlaufen die Kämpfe dauernd günstig. In den legten zwei Tagen haben wir 1KÜN Ge« sangen«, nenn Maschinengewehr« und ein Geschütz ein gebracht. Im OitoS-Passe setzten die Rumänen ihre Angrlss« sort. Im Abschnitt von Tölgyes würben die Russen gezwungen, mehrere Höhen westlich der Grenze auf zugeben. Nördlich von Iakobeny scheiterte ein russischer Borstost. -««resfront des Gen«ralfeldmarschalla Prinz Leopold von Bayern Nichts Neues. Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz. Keine Ereignisse von Belang. Der Stellvertreter des EhesS des GeneralstabeS: v. Höf er, Feldmarschall-Lentuant. Ereignisse zur See. In der Nacht vom iS. aus de» 14. d. M. hat eins unserer Seeflugzenggeschwader militärische Objekte von Doberdo und das seiudliche Abwehrflugfeld von Selig» a mit Spreng» «nb Brandbomben sehr wirkungsvoll belegt. Mehrere Hangars wurden voll getroffen und ei« groster Brand erzeugt. Trog heftiger Reschiestnn« kehrten alle »flu«zeuge «npersehrt znrsick. 1«. T. ».» Klottenkommanbo. Schwede« «nd der Merverband. Der Faden der Erörterung über das Verhältnis Schwedens zum Vierverband und insbesondere zu England rcistt nicht ab. und das ist kein günstiges Deichen für den Stand der Dinge, wie man sic unter dem Gesichtswinkel der unbedingten Wahrung der Gelbständigkett und Un- abhängigkeit dcS schwedischen Staates betrachtet, der nach seiner ganzen Eigenart eigentlich berufen wäre, in einem geeinigten Skandinavien die führende Rolle zu spielen. Wäre alles klar und entschieden zwischen Schweden auf der einen und England und Rustlanb auf der anderen Seite, so würde es nicht des Aufwandes so vieler Drucker schwärze bedürfen, wie sic seht von der freundlichen und feindlichen Presse und in Schweden selbst an die Sache ver schwendet wird. Die Stockholmer Regierung ist aber bis- her nicht imstande gewesen, ihren beide« gefährlichen Nach- barn im Westen und Osten ein feste- Halt zu gebieten und ihnen ein energische« ..Die Hände weg!" zuzurufen. Du Anfang des Krieges war bei uns vielfach die Meinung verbreitet, als ob ganz Schweden förmlich tn einem Meere von Deutschsreundlichkctt schwämme und sogar Neigung habe, an der Seite Deutschlands zur Verteidigung der ge meinsamen Kulturtnteressen de- Germanentums tn den Krieg einzutreten. Im wetteren Verlaufe de- Krieges aber waren wir genötigt, in den Wein unserer natürlichen Sym- vathien für dte Schweden eine ziemliche Menge Wasser zu schütten und unser Urteil über dte schwedische Politik auf da» richtige Mast zu bringen. Gcwitz ist auch heute noch rmverkennbar. datz eS tu Schweden ebeufo einsichtige wie hnflusiretche Kreis« gibt, dte mrtcr de« Name» -er »Al> tivisten" — so genannt, weil sie ein« aktive nationale Politik gegenüber dem Biervcrbanü fordern — die Unabhängigkeit Schwedens unter allen Umständen, nötigenfalls auch mit Waffengewalt, gewahrt wissen wollen. Nur dürfen wir diese Elemente nicht durchweg als deutschfreundlich an- wrcchcn, sondern müssen bedenken, das, sie ihre Haltung durchaus nicht in erster Linie um unserer schönen Augen willen einrichten, sondern datz ihr eigentlicher treibender Beweggrund, wie es ia auch im Grunde selbstverständlich ist, das reale schwedische Interesse bildet. Der führende poli tische Vertreter dieser Mchtung, der auch in der schwedischen Intelligenz, in Kunst und Wissenschaft festen Wurzelboden hat, ist der Ministerpräsident Herr Haiftmarskjöld. Da neben aber gibt es auch eine starke vierverbandsfreundliche Strömung, hinter der die Hochfinanz, ein erheblicher Teil der Liberalen und der auf Eroberung des bisher von Deutschland beherrschten russischen Marktes bedachten Kauf mannschaft, sowie die weitaus überwiegende Mehrheit der von Branting geleiteten Sozialdemokratie stehen. Da in der Stockholmer Regierung die Vertreter beider Dichtungen nebeneinander sitzen, so entbehrt sie der gerade seht so be sonders nötigen Einheitlichkeit und Geschlossenheit, und daraus ist das ewige Hinundher. das Dögern, Schwanken und Zaudern, das Halbwollen zu erklären, das trotz aller amtlichen und halbamtlichen Versicherungen von der strengen Aufrcchterhaltung der Neutralität bei der Führung der schwedischen Politik in die Erscheinung tritt. Von diesem Halbwollen zeugt auch die Tatsache, datz trotz aller englischen Herausforderungen und Demütigun gen, die Schweden schon Über sich hat ergehen lassen müssen, allerdings nicht, ohne datz zum Teil wenigstens energische Gegenmastregeln ergriffen worden wären, die Verhand lungen mit England jetzt wieder ausgenom men worden sind. Es ist nicht zu leugne», daß der Gegen stand dieser Verhandlungen für Schweden außerordentlich ernst ist, iveil dabei nicht mehr und nicht weniger in Frage kommt, als die von London aus angcdrohte Hungerblockade im größten Umfange. Die Londoner Gewalthaber haben bereits begonnen, ihre schwere Kaust dem schwedischen Handelsverkehr unanaenehm fühlbar zu machen, und bereits vor Monaten fanden deswegen in London Beratungen statt, die aber ergebnislos verliefen, weil von englischer Seite Forderungen gestellt wurden, die mit der schwedischen Nattonalehre unverträglich waren. Inzwischen ist nun der von England ansgeübte Druck auf Schweden wesentlich ver stärkt worden und man hat durchblickcn lasten, daß die Lon doner Regierung im Falle fortgesetzter Weigerung Schwedens, die britischen Wünsche zu erfüllen, mit der rück sichtslosesten Schärfe Vorgehen und dte gesamte überseeische NahrungSmtttelzufuhr des Landes, insbesondere auch von den Vereinigten Staaten her, unterbinden würde. Darauf hin sind dann die Londoner Konferenzen erneuert worden und gleichzeitig mit diesem Ereignis hat auch die vierver- band-freundliche Bewegung in Schweden eine sich recht un angenehm fühlbar machende Wiederbelebung erfahren. Die Blätter dieser Richtung verfolgen planmäßig ein ganz be- sttmmteS Ziel, indem sie dte tn Schweden wohnhaften Deut- schcn der Handelsspionage verdächtigen und gegen die deutsche Soekriegführung Hetzen, weil diese nach unbestreit barem Kriegsrecht mit Bannware beladene schwedische Schiffe versenkt. Zugleich aber preist dieselbe Presse in allen Tonarten die angeblichen Vorteile am, die et» lebhafter euglisch-schwedisch-russtscher Handelsverkehr für Schweden haben würbe, und hier sieht man deutlich den Pferdefuß: e» soll nämlich erreicht werden, daß die schwe dische Regierung die für Rußland -ringend benötigte MunittovSzufuhr von England au» im Durch gangsverkehr durch Schweden fretgtbt. Schon bet den früheren Londoner Verhandlungen war diese Forderung von den Engländern erhoben, aber von den Schweden als mit einer ehrenhaften Neutralität unverein bar kurzerhand zurttckgewiesen worden. Seitdem hat sich dt« Kriegslage für Rußland derartig verschlechtert und dte Erledigung der Frage der Munltionsburchsuhr durch Schweden ist für den Vierverbanb so dringlich geworden, datz es den Geist der britischen Politik gründlich verkennen hiebe, wenn man an dem Willen der Londoner Gewalt- Menschen, zur Erreichung ihrqS Zieles alle ihnen zu Ge- bote stehenden Mittel ohne Scheu au-uwende». zwetfeln wollt«, ivte gegenwürttg die englische Stimmung ist. »eist u. a. die Tatsache, daß Lord Grcve, der Vorsitzende der Lon doner Kommission, die Forderung nach Freigabe der Mnni- tionsdurchfnhr durch Schweden mit besonderem Nachdruck wiederholt hat. Wie sich das amtliche Schweden zu de» englischen Zu mutungen endgültig stellen wird, läßt sich heute noch nicht mit Sicherheit erkennen. Ermutigend ist jedenfalls die Art, wie Herr Hammarskjöld durch die von ihm teils schon getroffenen, teils noch in Vorbereitung befindlichen Maßnahmen beweist, daß er sich aus alle ,'fälle einzu richten gewillt ist. Die Rationierung des Brotes mittels Kartensystems ist bereits burchgeführt und außerdem wird eine allgemeine Streckung der Lebensmittel und der von der Industrie benötigte» Rohprodukte beabsichtigt, woran die Ministerien bereits mit angestrengtestem Eifer arbeiten. Auch ist es bemerkenswert, daß der Ministerpräsident ge^ rade jetzt eine verschärfte Kontrolle der Ausfuhr über die sinnländische Grenze eingesührt hat, wo der Schmuggel von Kriegsmaterial in großem Umfange geblüht zu haben scheint. Alle diese Maßregeln zeugen dafür, daß Herr Haurmar skjöld nicht gewillt ist, sich der englischen Forderung aus Freigabe der MuniiionSöurchsuhr nach Rußland zu fügen. Der gegenwärtige Ministerpräsident hat sich in diesem Punkte so unzweideutig scstgclcgt, daß er keinesfalls an seinem Platze bleiben könnte, wenn d-ie entgegengesetzten Einflüsse bei den Londoner Verhandlungen den Obsieg ge winnen und in der Munitionsfrage den bisherigen Wider stand Schwedens beugen sollten. * Wie aus London gemeldet wird, ziehen sich die englisch- schwedischen Verhandlungen sehr in die Länge. Man rechnet nicht damit, daß sie vor dem Verlauf von drei Wochen beendet sein werden. Die Engländer beharren vor läufig hartnäckig ans ihrem Standpunkt, sind dagegen von ausgesuchter persönlicher Liebenswürdigkeit den schwedischen Unterhändlern gegenüber, die sie von Festessen zu Fest essen schleppen. Am vergangenen Freitag gab Lord Robert Cccil im Namen der englischen Regierung den schwedischen Unterhändlern ein großes Frühstück, zu dem alles geladen war. was in England Beziehungen zu Schweden unterhält. Die Aufgaben der deutschen Flotte im Weltkriege. Von Kapitän zur Sec H o l l w e g. li. Herr Lloyd George, der größte englische Kriegshetzer vor und nach Ausbruch des Krieges, und andere für „Recht und Freiheit" streitende Engländer bediene» sich in diesem Weltkriege zur Illustrierung ihrer Volksleben oft ipori- licher Ausdrücke, die der deutsche Geschmack mit Widciwillen ablchnt. Jeder hat eben seinen Gesichtswinkel, unter dem er die ernsthaftesten Dinge in der Welt ansicbt. Nur ein Begriff fehlt immer in diesen Sportrcdcn, der mit wirklichem Sport sonst untrcnnlich verbunden iu: die „i'sirvoss" in der Beurteilung. Wie ein Block Hegen die englischen Inseln gucr vor dem Ausgange der Nordsee in den Atlantik. Nicht die englische Flotte, die geograpbische Lage der englischen Inseln gibt der Seemacht Großbritan niens das entscheidende Uebcrgcwicht bei ihrer Ab>verru»gs stratcgie. Mehr denn doppelt so stark wie die dcuiühe ist die Zahl der englischen Schiffe und Fahrzeuge. Trndiiivn und Berufserfahrung stehen englischen Seeleuten in hohem Maße zu Gebote. Die politische Konjunktur gestattet Eng land — was der Risikogebanke nie voll cinkalkiilierte —, dnß jetzt die ganze englische Flotte restlos in der Nordsee ton zentriert werden konnte. Diplomatisch und politisch viel fach eine anerkennenswerte englische Leistung. Aber ist cs .Fair", sich dieser militärischen Ucberlcgcnheit zu rühmen und bei all diesen Vorteilen von der deutschen Flotte noch zu verlange», daß sie zum Schlagen in die eng tischen Gewässer kommt? Mit verbrauchten Brcnnstoss Vorräten dort wartet, bis die überlegene englische Flotte ibr die Ehre antut, sie zuerst durch die Hilfsmittel des Klein krieges zu schwächen und dann aus große Entfernung mir überlegener Macht an Zahl und Gcschützkalibcr risitolos niederknallt? Nein. Herr Churchill, so dumm sind die dem schcn Führer nicht! Im Oktober hat man in London mit großem Gepränge den Trafalgar-Tag gefeiert. Freilich, die von manchem erwartete nachträgliche Belohnung der englischen Flotte für ihren „Jütlandstcg" durch Titel, Geldbelohnungen und Medaillenschlag, wie sie die englische Tradition kennt, ist dabei ausgeblieben. Was würde ober ein Nelson sagen, weit» er, der als Grenze des Machtbereichs seine,' Schiffe nur die Küsten des Feindes anertciinci, wollte, dessen Offenstvgctst seine beste Eigenschaft war und vorbildlich für jeden Befehlshaber wirkte, der einen Sieg als unvollständig bezeichnet!!, wenn 10 feindliche Schiffe genommen und eins entkommen war, was würde er sagen, wenn er heute Kennt «iS nähme von der AuSweich- und Berfteckspiel- Strat egte, hinter der kch die militärische OünmaLt d»