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r. 11. September 1S27 — „Dresdner Nachrichten" — Nr. 427 Seile » 13. Sonntag nach Trinitatis 1SL7. Zwei Fragen brennen heute den Menschen auf den Lippen, auck wenn sie sonst verschiedener Meinung sind — die eine: wir lange die Zustände, in denen wir leben, wohl dauern? und dt« andere: wie sie »»letzt wohl auSlaufen mögen? . Wollt« nur zunächst über beide dte'TrkenntntS gleich einem Scheinwerfer Hingleiten, baß die Meilschen sich ihr hartes Geschick zumeist selber gestaltet haben. Wer den Grund eines Gebäudes untergräbt, darf sich nicht wundern, wenn eS ins Wanken gerät, und wer an Säulen rüttelt, nickt, wenn sein Einsturz droht. Solch leichtfertiges, schuldhaftes Gebaren aber haben »Weltverbesserer" reichlich geübt. Und allem «»scheine nach sind wir noch nicht auf die Talsohle der Ver- irrung und Verwirrung gelangt. Jedenfalls braucht ein Umsturz, wie der uns jetzt bedrückende, Zeit, ehe er dem Neubau Raum gibt, und mutwillig ober frevelnd oder kur», sichtig verscherzte Wohlfahrt läßt sich nicht von heute auf morgen zurückbrtngen. Warum aber sollte es Gott den Menschen, die er mit persönlicher Freiheit auSgrstattct hat, nicht einmal Nachlassen, ganz nach ihrem eigenen Gutdünken zu handeln und zu wandeln? Sv werden sie ja zu allererst sehen, wohin und wie weit sie ohne ihn kommen, und nicht ganz Unentwegte gestehen eS wohl auch schon zu, daß sie sich in ihrem Stürme» und Drängen verrechnet haben. Um einen Auöweg zu zeigen, hat König Salomo die Weisheit gepriesen, die er als heimlichen Rat in Gotteö Er kenntnis preist: »Sie versteht sich ans versteckte Worte und weih die Rätsel auszulösen. Zeichen und Wunden weih sie zuvor, und wie es zu den Zeiten und Stunden ergehen soll." (Weis heit 8, 8.j Denn das steht fest, und Jahrtausende löschten eS nicht anS: Gott hat ein Ziel! — ein Ziel über der dahinrvllenden Geschichte der Welt im große» und über der kleinen Ge schichte jedes einzelnen Lebens. Wie er es steckt und wie er cs erreicht, bleibt ganz seine Sache. Es wirb scdenfallS zu den Ueberraschungen in der Ewigkeit gehören, wenn wir erfahren, warum etwas so, gerade so geschehen mußte, um »ns an Gottes Ziel und damit zu Heil und Frieden zu bringen. Alle Zeiten und Stunden unseres Ergehens sind in Gottes Plan eingegliedert, und auch die Umwege, die selbst für den Christen oft eine harte Geduldsprobe darstellen, sind zum Segen berechnet. Angesichts dieser Tatsache aber müßten die Fragen und Klagen über dem »Warum" und „Wie lange" unserer dunklen Gegenwart verstummen und der apostolischen Forde rung Raum geben: »Kaufet die Zeit anS: denn cs ist böse Zeit!" lEph. 6, 10.) Kaufet sie nach der Weisheit Salomos als »heimlichem Rate tn Gottes Erkenntnis" auö. Und Paul Gerhardt bekräftigt daS: Bist du doch nicht Ncgente, Der alles führen soll, Gott sitzt im Regimente Und führet alles wohl!" ck. Gegen -ie „neue Sachlichkeit". Der NeichSverband Deutscher Spezial, geschäfte in Porzellan. Glas, Haus, und Küchengeräten, E. V., Berlin (N. D. S.) hat gelegent lich einer Mitgliederversammlung in Leipzig gegen die »schmucklose Richtung" folgende Entschließung gefaßt: »Die zur Leipziger Messe versammelten Vertreter des Fachhandels, umfassend die Gruppen Porzellan, Glas, Kristall, Haus- und Küchengeräte, Kunstgewerbc und verwandte Be rufe lehnen einmütig aus kulturellen und Wirt- schaftlichen Gründen die Bestrebungen einzelner Architekten und Künstler ab, die unter den Schlagwortcn »Neue Sachlichkeit", „Schmuckloser Wohnungsstil" u. ä. mit Hilfe führender illustrierter Zeitschriften und einiger Tages- zcitungen in die breite Oeffentlichkeit getragen worden sind. Die Verwirklichung dieser Bestrebungen, die zum guten Teil auf falsch verstandene Ideen einer Vereinfachung der deutschen Lebensführung und Hauswirtschaft zuritckzuführen sind, müssen notwendigerweise zu einer Verödung und Ent persönlichung des deutschen Heims und damit zu einer Ver nichtung der deutschen Wohnkultur führen. Abgesehen von diesen kulturellen Schäden würden Tausende von An gehörigen des gewerblichen und kunstgewerblichen Mittel standes einschließlich der bildenden KUnstlerschaft dadurch in ihrer Existenz aufs schwerste bedroht werden. Wir vermögen in dieser Bewegung keinen kulturellen Fortschritt zu erblicken, sondern schon tn diesen Bestrebungen eine Moberichtung, deren Auswirkungen zu größte» Bedenken Anlaß geben und aufs tiefste zu bedauern sind. Deshalb fordern wir die Behörden, maßgeblichen Negiernngstnstanzen und die deutsche Oeffentlichkeit ans, im Interesse der kulturellen Entwicklung, des deutschen veimgedankens sowie in Rücksicht auf die wirtschaftlichen Belange wichtiger Berufsgruppen solchen Experimen- einzelner Architekten und Künstler ihre Unter- stützung zu versagen." Das wan-ernöe Denkmal. Die Seschtchle des Eholerabrunnen» auf dem Pollplatz «S waltet ein wechselvolles Geschick über dem gotischen Ftligranwerk des im Volksmupd E h v l« r a b r n n n e n be- nannten Denkmals, das schon tn den nächsten Tagen den um- sangreichen AletserneuerungS- und Straßenregulierungs- arbeiten aus dem überlasteten Postplatz zum Opfer falle» wird. Der moderne Moloch Verkehr verdrängt dieses Wahr- zeichen einer vergangenen Kunstepoche, die noch Zeit zu ge ruhigem Genieße» fand, und veranlaßt leine Versetzung auf einen zweihundert Meter entfernten Standort an die frühere Sophien», die heutige Domkirche. zu deren gotischem Rau der Brunnen ja auch städtebaulich recht gut passen dürfte. Hoffentlich findet daS reizvolle Denk- mal eine dauerndere Stätte und bereitet den kommenden Ge schlechtern der Landeshauptstadt nur noch reine Freude und keine Sorge mehr. Ja der Cholerabrnnne» ist eigentlich bislang ein rechtes Sorgenkind der Stadtverwaltung gewesen, das beweist schon der Umstand, daß daS Denkmal jetzt den dritten Standort erhält. Immer und immer war es im Wege, und die Platzsrage hat schon von seiner Stistung an die größten Schwierigkeiten er- geben. Es war im Februar 1842, als Meister Gottfried Semper dem Königlichen Finanzministerium tn einer Ein gabe anzetgte, daß ein im Auslände lebender ungenannt sei» wollender Privatmann zum Gedächtnis daran, daß Dresden im Jahre 1811 während der fast in ganz Europa wütenden Eholeracptdeinie von dieser Krankheit verschont geblieben war und zur Verschönerung seiner Vaterstadt Dresden durch die Er richtung eines, zugleich als öffentlicher Brunnen zu benutzen den Bauwerkes beizutragcn beabsichtige und ihn mit der wetteren Ausführung dieses Vorhabens beauftragt habe. Nach Tempers Ansicht eignete sich zur Errichtung dieses Brunnens entweder der Pirnaischc-Tor-Platz oder — und zwar vorzugsweise — der fiskalische Platz vor dem ehemaligen Wilsdruffer Tor, der heutige Postplatz. Das Finanz ministerium erkannte ehrend den Gemeinsinn des unbekannte» Stifters an, fand auch den Dentmalsentwnrf für die Residenz höchst-passabel, bezetchnete aber den Platz vor dem Wilsdruffer Tor aus BerkohrSrücksichten als wenig geeignet und schlug als Standort den Platz zwischen der äußeren und innere» Pirnaischen Gaste im Gesichtspunkt der Jvhannisgassc und Amalienstraße, also den jetzigen Pirnaische» Platz vor. der städtisches Eigentum mar. Der Rat war jedoch anderer Meinung. Seiner Ansicht nach würde dort dem Brunnen das Nötigste, nämlich ein reich- ltcher Zufluß von Master, fehlen: zudem sei der dortige Platz „nur aufgeschüttetes Erdreich und daher nicht wohl geeignet, einen tüchtigen Baugrund zu bilden". In einer mündlichen Verhandlung vor dem Finanzministerium wurden außer den von Semper selbst bczcichnetcn drei Punkten, dem Platz vor dem Postgcbäude, dem Pirnaischcn-Tor-Platz und dem An- t o n ö p l a tz — an der heutigen Markthalle — wo sich damals der jetzt auf dem Albertplatz stehende Artesische Brunnen be fand, noch der Altmarkt, der Nenmarkt und das durch die Auffüllung der Bürgcrwtese am Dohnaischen Schlage ent standene Gelände, der heutige Georgplatz, vorgeschlagen. Nach langem Hin und Her einigte man sich aus den Postplatz. , besten Raum vor dem Postgebäude vor allen anderen Plätzen bet weitem den Vorzug verdiente, da er „wegen seiner Lage am Ausgange der noch mit einer Mehrzahl älterer Gebäude besetzten Wilsdruffer Gaffe den Nebergang von dem alter- thümlichcil Theile der Altstadt zu dem ne» aufgebautcn Stadt- theilc in der Umgebung dcS Antonsplatzcs bildet und die Füglichkeit darbietet, den neuen Brunnen in die Nähe jener älteren Gebäude zu bringen". Am 10. Juni 1842 erteilte daS Finanzministerium die Ge nehmigung zur Aufstellung des Brunnens ans dem Platze vor dem Wilsdruffer Tore, lehnte aber, trotzdem der Grund und Boden fiskalisch war. einen Beitrag zur Unterhaltung des Denkmals ab, da es der Stadt geschenkt und diese Eigen tümerin sei. Ueber vier Jahre lang, bis Mitte des Jahres 1848, war der Name des Schenkgebers tn der Oeffentlichkeit unbekannt geblieben: erst da nannte Professor Semper aus Ersuchen des Rates als solchen den Kgl. Sächs. Hanptmann Engen Freiherrn von Gntschmid, der am 16. Juli 1840 das Denkmal der Stndtgemeinbe feier lich übergab, die ihrerseits durch Bürgermeister Hüblcr den Brunnen übernahm. Bon Gntschmid scheint überhaupt ein recht begüterter Mann gewesen zu sein, der zeitweise so eine Art Ttiftermanic an sich batte. So bot er schon ein Jahr darauf, im Dezember 1847, dem Rate an. aus dem Postplatz an der Ecke der Dophien- straße ein Denkmal der Bi u t t e r Anna, in Bronze ge gossen. auf seine Kosten errichten zu lassen, das auf der einen Seite den Spruch: „Fleißig schassen und wenig begehren, hält uns zufrieden und in Ehren", aus der anderen: .Siel Lieb und Treu und etwas Plage, die beste Würze der Lebenstage" tragen sollte. Von Gntschmid zog dieses Anerbieten jedoch am 22. März 1848 unter dem Eindruck der Nevolutionswirren zurück, um die Ausführung aus eine ruhigere Zeit zu ver. schieben, erbot sich aber, wie er sagt: „in unmittelbarer Be ziehung zu den Bestrebungen der Jetztzeit" am Eingang der damalige» Neustädter Allee, also am Markt, zwei M aste n, „mahnend an de» Aufschwung des deutschen Volkes", in bronzenen Postamenten und mit Stufen von Marmor er richten zu lassen, von denen bei besonderen Anlässen zwei Fahnen die sächsische und die langersehnte deutsche, wehen sollten. Der erste Gutschmid-Brunnen, der etwa vierzig Meter vor dem Eingang zu dem heutigen Telegraphenamt stand, wurde »ach Sempers Entwurf und unter seiner Leitung vom Dresdner Bildhauer Selig aus Cottaer Sandstein angefertigt. Leider war aber das Mate- rial den WitterungseinslUsten gegenüber nicht widerstands fähig genug, und schon zehn Jahre nach der Einweihung, im August 1850. sah sich der damalige städtische Wasscrinspektor zu der Anzeige veranlaßt, daß die vom Frost zerstörte Wasser- lcitung den Dienst versage, daß die am Denkmal angebrachten Figuren und der gotische Zierrat durch Wetter und tilgend- lichcn Mntwillen arg beschädigt seien und das Wasserbecken, vom Frost gehoben, undicht geworden märe. So machten sich schon 1857 weitgehende Reparaturen erforderlich, die nun bei nahe jedes Jahr vorgcnommen werden miihten. Bereits 1888 trat man der Frage einer völligen Erneuerung des Werkes näher, aber erst 1888 kam man zum Entschluß einer Neuaus- führung, die dem Dresdner Bildhauer Franz Schwarz übertragen wurde. Dabei erhielt auch der Brunnen seinen heutigen Platz zwischen Stadtwaldschlößchen und Warte häuschen der Straßenbahn. Nunmehr »ahm man weiter- und wasserfesteres Material. Ter untere Teil des Denkmals, der unter der Feuchtigkeit am meisten zu leiden hat. ist aus Wesersandstein, einem sehr dichten, feinporigen Werkstoff, der baldachinartige Oberbau, der bei der Zierlichkeit der Gliede rungen und Formen eine ausserordentlich vorsichtige und sau bere Ausführung bedingte, aus Vunzlauer Sandstein her- gestellt, beides Steinsorlen, die auch beim Bau des Reichs tagsgebäudes Verwendung gefunden haben. Der untere Sockel, aus dem sich das Denkmal erhebt, besteht aus einem einzigen zwei Meter im Quadrat haltenden schlesischen Granit block. In den Hauptöffnungen des gotischen Unterbaues stehen die Figuren der heiligen Elisabeth, Winfrieds, WittektndS und Johannis des Täufers: darunter sieht man aus einer Bronzeplatte das Familiciiwappen derer von Gntschmid. einen gepanzerten in die Höhe gereckten Arm mit einem Lorbeer- kranz. Die Tafeln unter den drei anderen Figuren enthalten die Verse 0, 7 und 11 des Psalms 91: Er wird dich erretten von der seuche die im mittaa verderbet . . . Der acht eckige, acht Kubikmeter fastende Wasserbehälter wird aus 44 Wasserspeiern gespeist: es sind dies zwölf sandsteinerne Löwcnmasken und 32 Eidechsen aus Bronze, gefertigt in der Erzgießcrei von Pirner und Franz. Das neuerstanbene Denkmal, bas der Stadt 86 000 Mark kostete, wurde 1891 wieder eingeweiht. Welch mühe volle Arbeit das Monument erforderte, mag man daraus er sehen, daß an dem große», die Figuren bekrönende» Baldachin, der aus einem Stück besteht, zwei Gehilfen 1^ Jahr ununter- brochen gearbeitet haben. Wie man ein Denkmal versetz!. Sobald jetzt der Weg vom Postplatz, der ja zurzeit von allen Seiten ausgerisscn ist, nach der Sophicnkirche einiger maßen frei sein wird, soll der Abtransport des Chvlera- HL Lll. Enking, Dresden: Vettelheim, Wien: Landau. Berlin: Halbe, München: Krauß, Stuttgart: Brausewetter, Danzig. f Neue Ehrungen Stefan Georges. Wie aus Bingen gemeldet wird, hat die Stadtverordnetenversammlung zur Ehrung ihres Bürger», des Dichters Stefan George, be- schlossen, daS Nahekai nach dem Namen des Dichters »S tesan. Gcorgc-Straße zu benennen. Wetter wird an dem Elternhause Georges, das sich in der genannten Straße befindet, eine Ge ben l t a s e l angebracht. ß* Einweihung dcS Sienkiewicz-DenkmalS. Henryk Stcnktewtcz, der Verfasser des Romans „Quo vabiS?", hat »u» auch sein Denkmal. ES wurde dieser Tage tn der Stadt Aromberg, die die Polen BybgoSzcz nennen, tn Anwesenheit des polnischen Staatspräsidenten feierlich enthüllt. Links und rechts von der Figur des Dichters sind zu seinen Füßen Adler mit ausgcbreitcten Flügeln. DaS Denkmal stammt von dem Professor der Skulptur an der Krakauer Akademie der Künste Konstantin LaSzczka. ü «in EinsührungSheft znr Fretter»«» Orgelkunft-Tagv»,. Im Aärcnreiter-Berlag, Kassel, ist soeben eine hübsch auSgestattrte und mit zwei Ausnahmen der Silbermannorgeln in Fretberg geschmückte vtnfllhrungsschrist zu dieser Tagung erschienen. Die Schrift bezweckt, eine gemeinsame Grundlage für bi« Tagung zu schassen. Sie ent halt neben de», Programm der Tagung und der Konzerte grund- legende ElnsührungSaussätze von Sludtenrat Ernst Flade, Plauen: Han» Jabnn, Hamburg: Prof. Dr. Keller, Stuttgart: Organist OUiiilher Rainin, Leipzig: Kantor Schlecht, Dresden, und Kantor Liier, Dresden. Die Tagung, welcher in den beteiligten Kreisen mit gresiem Jntcrcste entgcgengesehen wird, gibt durch diese Etn- lillirungSschrift crsreulicherweise auch denen Gelegenheit, die an der Tagung selbst nicht tellnehmen können, auf diese Weise etwa» Ein- blick z» bekommen. ! Kunstausstellung Dresden 19!?, vrsthlsche Terraff«. Sine Reib, der ausgestellten Kunstwerke sind bereit» In Prtvatbefitz über- gcgangcn, u. a. Wilhelm Claudius: „Wäschetrockenplatz": HanS striisch: „Porzellanzimmer": Robert Hahn: „DaS gelbe Buch": Klan» üiichlcr: „Piccoil canali": Willn Tag! „Landschaft mit Schafen": Wilhelm NebcrrUck» „Schwere Fuhren": Lester Ury: „Regcnstlm- miuig": Walther Mitling: „Scharltzkehlalp": Wolsgangmüller: „Wünsche und Wolke»". Die Ausstellung ist geöffnet werktags von v bis 0 und Sonntag» von 1411 bi» 2 Ubr. k Reue Kunst Fides lStruvestraste v). AuSstellnng, Gemälde und Plastiken der sungen Dresdner Künstler: Fritz Skad«, Will,. Rudolph, Will,. Lachnit, B. «retzlchinar, Eng. Hossmann, Hans Grundig, Otto Wriedel, Godcnschweg. — Kabinett am Ferbtnandplatz: Nene Gläser, neue Keramik. k KnnstanSstellnna Sin,. In Vorbereitung: SonderanSstelliing uv„ Gemälden von Peofegor Carl Stralbmann, München. Ferner tziiizelwerke »on: Robert Slerl. Vonrad Psa», Anna Gastciger, Paul Plonlkc. LonlS Lcteune, Gustav Euer. Sonntag« geschlossen. s- Kunstavsftellnng Kühl. Kollektiv-BiiSNellung Pani Grnlich, Aerlin: Gemälde. Aquarell«, Zeichnungen. Oll» Meister, Dresden: Aquarelle. Ferner Zeichnungen »on Torlntb. Käthe Kollwitz, Licder- mann, Kokoschka, Thoma, Barlach u. a. Geöffnet )4lv bis 6 Uhr. Sonntags geschlossen. 7 Preisträger. In einem Preisausschreiben für bas Verwal tungsgebäude aus dem Flughafen Stettin erhielten Len ersten Preis Architekt Hans Ncichow lvharloltenburgj und Architekt HanS Große lBcrlin). ß Knnstauktlon ln München. Die am LI. September bei Hugo Helbing In München, Wagmüllerstraße tk, stattsindcnbc Auktion „Moderner Gemälde, Aquarelle und Handzcichnungen au« mittel deutschem und Münchner Besitz, darunter der künstlerische Nachlaß dcS Generalmusikdirektors Fritz Steinbach", bietet eine reiche Auswahl von Werken bester Meister. Katalog ist durch dle Firma Hugo Hclblng »u beziehen, die auch alle die Auktion betreffenden Aus künfte erteilt. Geschichte eines Einfalls. Eines TageS würbe er geboren, bcr Einfall. Ganz plötzlich war er da und spazierte durch ein Gehirn, bas sich zivar durch komplizierte Windungen nicht eben sonderlich aus- zetchnete, aber immerhin ein solides, gutes Hirn zu nennen war — spazierte darin umher, saae ich. und ließ sich von dem Mann, dem es gehörte, hätscheln. Der war nämlich nicht wenta stolz ans den Einsall. der seinem Hirn entsprungen war, und liebte ihn wie ein Vater sein einziges Kind. Und dabei war es nicht einmal ein Einsall von über- wältigendem Ansmaß. Gott nein! Ihr müßt misten, es war so ein runder, kleiner — wenn man sagen darf: rot- und pausbäckiger Einfall, der mit strammen Neinchen auf der Erde stand, wenn er auch keine dreifachen Salti zu drehen vermochte. Doch jeder tut. was er kann, und so freute sich der Mann stolz des Produktes seines HirnS. Kinder können nicht ewig bet ihren Eltern bleiben, und diese wollen ihre Kinder auch gern den Leuten zeigen und sich in die Brust werfen: Seht -as habe ich gekonntl So auch hier. Der Einfall fand sich mit Hilfe einer Schreibmaschine und eines Farbbandes tn adrett gesetzte Worte gekleidet auf einem sauberen Ouartbogen ivieder und «änderte dergestalt unter die große» Hornbrtlleiigläscr eines fremden Mannes. Der nickte mit dem Kopse nnd sagte: „Hm. ganz nett!" Womit der steil ansteigenden Laufbahn des Einfalls Tür „nd Tor ge öffnet mar. Der fremde Mann nämlich war der Redakteur einer Zeitschrift von Ruf. und er sorgte dafür, daß unter der zierlich verschnörkelten Ncberschrtst „Gedanken »nd Einfälle" aus Seite 9 deS HcftcS Nr. 27 auch unser Einfall Platz nehmen durfte. Da stand er nun zwischen etlichen Nrtgeiiosteii »nd wurde von schöne» Franc» geleicn und kluge» Männern, und die Zeitschrift ließ cs sich nicht nehmen, dem Mann, dessen Hirn dieser Einfall gekommen war. ei» ansehnliches Honorar zu senden. Darüber schwoll dem Mann -er Kamm. Der Ehrgeiz hatte ihn gepackt und hetzte ihn aus die Jagd nach neuen Ein fällen. Doch es wollte und wollte ihm nichts Neues ein fallen, bis er am Ende bet sich dachte: Willst doch einmal ver suchen mit dem ersten Einsall noch mehr Geld und Erfola zu aciviiinen! Gedacht — getan. Der Mann nahm den Ein fall, zog ihn in die Länge, hämmerte und seilte ihn zurecht und machte eine Kurzgeschichte daraus. Von 047 Silben. Eine Kurzgeschichte, die in einer Tageszeitung erschien und sich unterm Strich nicht übel ausnahm. Wenn nun auch der Einfall seine roten Pausbacken verloren hatte »nd ein wenig blaß und kränklich aus der Geschichte herausschante, so er nährte er doch seinen Mann. Denn die Zeitung zahlte 20 Pfennig für die Zeile. Man denke! Das wäre gelacht, dachte der Mann, wenn damit die Sache aus wäre! Stellte den Einfall auf lange Stelzen, fri sierte ihn zurecht, spritzte ihm etwas schwüles Parfüm an und setzte ihm einen turmhohen Hut ans- Wenn darunter schließ lich auch nur Lust war, so war doch aus den, Einfall eine Skizze geworden, die, von gefälligen Zeichnungen wirkungs- voll umrahmt, zwei Selten eines Magazins füllte. Mit bestem Danke und schmunzelnd anittlcrte der Mann über das Honorar. Aber er gab sich »och nicht zufrieden. Ich sagte es schon: Er liebte seinen Einfall wie ein Vater seinen einzige» Sohn. Und — bitte! — zeigt mir den Vater, der nicht wünscht und alles tut. -gß ans seinem Sohne etwas wird. So nahm der Mann seinen Einfall von neuem vor und bltes ihn auf. Himmel, wie der ElnsaN anschmvll, wie er sich blähte, wie er dick und -Icker wurde und immer noch dtckerl Just wie der Frosch in der Fabel. Und leider muß gesaat werden, daß eS ihm auch nicht bester ging als diesem. Auch er platzte. Jawohl, in sechs Teile zerplatzte er. DaS war nun furchtbar traurig, und der Mann war rechtschaffen betrübt. Doch er wußte sich z„ helfen. AnS fünf non den sechs Teilen machte er fünf Gedankensplitter, und ans dem sechsten, etwas größer gebliebenen wurde ein SensationSsilm. Wer weiß, wie sich der Einsall noch weiter entwickelt hätte! Aber seine Geschichte ist hier aus vnd vorbei. Der Mann, der ihn in die Welt gesetzt hatte, erkrankte auf de» Tod. Bevor er seine Seele auShauchtc, «ab er seinem Sohne kür die beschwerliche Nelke durch das Dickicht des Lebens dies« letzte Weisheit z„m besten: ..Es aenügt, im Lebe» einen Einfall zu haben. Man muß ihn nur so oft wie möglich haben." Das war die Oulntestcnz seiner Erfahrungen. Dann starb er. Und sein Einfall mit tbm. Schade.