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Dresdner Nachrichten : 11.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192709113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-11
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.09.1927
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Die Zwei Bon Dr. Jul. Ru b. Kai«, Im allgemeinen suhren bisher nur Händler, wenige Touristen und noch weniger Gelehrte nach Kreta. Sir reisten nach Herakleion. auch Kandta genannt, um ihre Waren — und zwar die billigsten — anzubteten ober um in das grobe ver schollene Wunder einzudrtngen: KnossoS. den Riesenpalast einer riesengroßen Zeit. Heute aber wissen die Kretenser. baß sie außer den alten noch zwei neue »Sensationen* beherbergen, zwei politische Sensationen, aus die sie nicht wenig stolz sind und die sie ebenso hoch schätzen wie die Herrlichkeiten des ver schollenen Geschlechts, das einst die Wunderinsel bewohnte und zur höchsten Kultur hob. Kein sehr zahmer VolkSschlag ist «S, der Kreta bewohnt. SS sind Menschen, die in ewigem Kampse mit dem Meere leben, immer voll Erregung, voll Geduld aber auch, und, vor allem voll Hetmatltebe. Als hundertprozentige Griechen siihlen sie sich — und trotz der Buntheit ihrer Bazare, ihrer Straßen, trotz manchen Restes zierlicher Minarette glaubt man ihnen ihr Griechentum gern. Daß Kreta uns heute als selbstverständlicher Teil Griechen lands erscheint, ist nicht zuletzt das Verdienst des Mannes, der heute tn Kanea, Kretas zwettgrößter Stadt, in freiwilliger Zurückgezogenheit lebt: BentzeloS. Ein unruhiger Geist, ewig ein Revolutionär, ehrgeizig, klug, verschlagen, immer wieder von seinem Machtwillcn zu politischer Betätigung gedrängt: So zeigt sich dem Prüfenden das Bild dieses Mannes, der den König stürzte, ans Griechen- land eine Republik machte und den man in Europa als den typischen Vertreter griechischer Politik ansah und noch ansieht. Als „Ventzelistcn" und Antivcntzclisten" bezeichnen sich im allgemeinen noch heute, Jahre nach -es Führers letztem öffentlichen Auftreten, die Parteien. Und immer wieder, wen» die Wellen politischer Erregungen im schönen Griechenland hochgehen, erschallt der Ruf: BentzeloS kommt wieder! ES ist noch nicht lange her, daß er aus halb freiwilligem, halb unfrei- willigem Exil — nicht schlecht gewählt: Paris und Nizza waren die Exilresidenzen — in die alte Heimat zurückgekchrt ist. Vor «in paar Monaten kam er. versteckte sich, als der Dampfer den Piräus anlief, in seiner Kabine, wollt« niemanden sehen, viel mehr ganz als Privatmann erscheinen. Dann verschwand er aus Kreta. Dort lebt er wie ein Bürger. Wie ein Bürger? Gewiß: aber wie ein Bürger, der sich noch immer als Erster im Lande fühlt und stets erklärt: Ich bin noch da! Bei jeder RegierungS- krise. jedem Kabinettswechsel erklärt VenizcloS, daß er sich um Politik nicht kümmere, daß er Privatmann sei —, und doch glaubt jede Negierung, baß er morgen komme, als Minister präsident, als Staatspräsident, als Freund oder erbitterter Gegner, umgeben vom Nimbus seines Namens, der gewaltige, gebrechliche, alt gewordene, vielgeliebte, bestgehaßte BentzeloS. Und trotz aller Versicherungen, die er mündlich und schrift- lich gibt, ist es durchaus nicht ausgeschlossen, daß er sein neues Haus auf Kreta nur baut, um cs schnell zu verlassen, wenn sein Ehrgeiz wieder einmal die Stunde gekommen glaubt. Je größer das Durcheinander, desto besser seine Aussichten: die Grund lage seines Wirkens war immer das politische ChaoS. Aber ans der Insel uralter heidnisch-schöner Kultur, auf der Insel der wunderbaren Lcbcnskünste von vergangenen aus Kreta. Athen, zurzeit Kanea (Kreta). Jahrtausende« lebt dem rebellischen Poltttker ein Konkurrent. Unfreiwillig weilt er dort, anderthalb Jahre schon, geduldig, immer noch voll Hoffnung. Anderthalb Jahre als »Unter- suchungSgesangener" tm bewachten GesängniS: PangaloS, General, Diktator Griechenlands nach dem völligen Zusammen, bruch, der dem gegen den Türkenreformatvr Mustafa Kemal- Pascha verlorenen Feldzug folgte. Ävrbei die Diktatoreuherr- lichkeit, vorbei der Glanz des Alleinherrschers, Eingespcrrt, bewacht von Posten, von Patrouillenschissen, von Küsten- wächtern, wartet der Gefangene aus seinen Prozeß. Es gibt kein Gericht, das ihn aburtetlen könnte, keinen Staatsanwalt, der die Anklage aus „Staatsumwälzung" erheben könnte: Ein besonderes Gesetz muß geschaffen werden, wenn das Parlament berechtigt sein soll, dem Diktator den Prozeß zu mache»! Und er wartet, unverdrossen, immer noch voll Mut und Hofsnung. Er weiß sehr genau, daß sein Prozeß so manchen, der heute frei und wohlgefällig umherstolziert, bloßstelle» würde: er weiß, daß nach wie vor tn der Armee Freunde auf ihn warten, daß auch in Bürgerkretsen mancher offene, mancher heimliche Freund seiner harrt. Kein Sulla, kein Cäsar, nicht einmal ein Mussolini ist dieser Diktator. Trotz der Kleinheit seines Herrschersormats fürchtet ihn. wergerade regiert: die Nachricht »Pangalos ist geflohen!" schreckt Minister aus ihren Sesseln. Offiziere aus de», Kasino. Und so weit drängt phantastisches Hoffe» und Fürchten ihn In den Vordergrund, daß die Mär Glauben finden kann, es sei von Athen ein heimlicher Mörder nach Kreta ihm ins Gefäng nis gesandt worden. Man darf ihn nicht besuchen. Wer ihn sprechen will, riecht nach Verrat und Umsturz. Der General wartet aus den Prozeß, aus die Wiederkehr der Macht, aus den Tag der Freiheit. Er ist von der Trefflichkeit seiner Ideen, von der Gewalt seiner Person überzeugt. Wirb sein Traum in Erfüllung gehen? Niemand weiß es: aber jeder hält cs für möglich, daß einer der beiden Männer, die heute von Kreta aus das Schicksal Griechenlands beobachten, zurückkehrt und noch einmal die Zügel ergreift,- aber nur einer kann es sein: der große Quertreiber oder der kleine Diktator. In Wahrheit sind es zwei Diktatoren, die aus den neuen Schicksalstag warten, mit der Zähigkeit der Menschen, die ihre Macht genossen haben und nicht von ihr lassen können. Wenn es aber nach dem Buchstaben des Gesetzes geht, bann ist der Gefangene auf Kreta Griechenlands rechtmäßiger Präsident! Die Wahl zwar kann sehr angefochten werden: die Wahl war „geschoben": aber sie soll wirklich nicht die einzige Wahl auf Erden sein, der man solches nachsagen kann. Und es gibt Leute in Griechenland, die bis heute den Eingcspcrrtcn, den „Staatsverbrecher", als rechtmäßiges Oberhaupt betrachten. Die Kretenser aber freuen sich ihrer beiden „Sensationen". Und mit der rührenden Anhänglichkeit eines dankbaren Volkes lieben sic ihren Mitbürger Venizclos, dem sie im Grunde die völlige Freiheit und die Gleichstellung mit dem übrigen Griechenland verdanken. Und nicht müde werden sie, die Tate» dieses früheren Rechtsanwaltes zu erzählen, der für sic ge kämpft hat und für sie ebenso zum Segen ward, wie er nach Meinung seiner Millionen Gegner zum Verderber Griechen- lands wurde. Deutsche Hilfe für Belgiens Greuellügen! Der „Vorwärts" auf Seilen -er belgischen Verleumder. Berlin, Ist. Sept. Der volkSparteiltchcn „Täglichen Rundschau^ entnehmen wir folgende Ausführungen: In Form einer Polemik gegen die „Frankfurter Zeitung" ver öffentlichte der sozialistische Brüsseler „Peuplc" eine Dar stellung der Ereignisse, die zur Aufstellung des Greueldenk- mals in Dinant Anlaß gegeben haben sollen. Das bel gische Blatt behauptet, daß von den deutschen Truppen in Dinant Greise, Frauen und Kinder erschossen worden seien, und zwar ohne jeden vernünftigen Grund. Massenhaft seien Leute massakriert morden unter dem Vorwand, daß sie Franktireurs gewesen seien, obwohl man keine Waffen bei ihnen gefunden habe. Der „Peuplc" zählt eine lange Reihe von Namen' der Erschossenen auf. Der sozialdemokratische „Vorwärts" meint nun, eS sei schwer, angesichts so detaillierter Angaben des Brüsseler Blattes an der Wahrheit der belgischen Darstellung zu zweifeln, und hält cs für ausgemacht, daß die Vorgänge in Dinant eine« Schandfleck in der Geschichte der deutschen Kriegführung bilden. Derselbe „Vorwärts", der solchergestalt wiederum einen Dolchstoß in den Rücken der deutschen Armee führt, indem er sich znm Helfershelfer der Feinde Deutschlands macht, hat der belgischen Regierung recht ge geben, als sie erklärte, daß die Zeit für eine objektive Unter suchung der Vorgänge beim Durchmarsch der dcntschen Truppen durch Belgien noch nicht gekommen sei. Wir wiederholen die Frage, die wir schon früher gestellt haben: Wenn Belgien so sicher ist, seine Anklagen gegen die deutsche Armee beweisen zu können, warum macht die bel gische Regierung bet Durchführung dieser Untersuchung Schmierigkeiten? Daß ein deutsches Blatt es über sich ge winnt, statt ans die Beweise für die feindlichen Angaben zu dringen, sich diese Anklagen auf Grund einer offensichtlich einsetttgen gegnerischen Darstellung zu eigen zu machen, bleibt schmachvoll, auch wenn es sich am Ende nur um ein deutsch geschriebenes und in Deutschland er- cheinendes Blatt handelt. Und dieses Blatt wagt es, tn einer Propaganda für Schwarz-Nvt-Gold den Deutschen »avon zu reden» was sie ihrer nationalen Ehre schuldig seien. Im nkichtlichen Kampse mik Franktireuren. Was unsere Truppen in Dinant erlebten. Bon einem Leser unseres Blattes geht uns folgende Tagebuchschilderung eines nächtlichen Kampfes mit Frank tireuren in Dinant zu: „Der Magistrat von Dinant hat sich gegen die Unter suchung der Franktireurkämpse gewendet. Daß er allen Grund dazu hat, möge ein Abschnitt aus meinem Kriegs tagebuch zeigen. Als Unteroffizier der Reserve der 5./108. nahm ich an dem Straßenkampse in Dinant teil und habe am Tage nach dem Kampfe tm Schloßpark zu Sorinnes meine Erlebnisse so ntcdergeschriebcn, wie ich sie nachstehend wiedergebe: Freitag, den 21. August 1814. Lange genug waren wir tn der glühenden Augustsonne marschiert, ohne einen Feind gesehen zu haben. Als wir tn Sorinnes ein- marschterten, kamen 1st2cr und I8er Husaren von Vorposten. Es mochte gegen 2 Uhr nachmittags sein. Nachdem auf der Straße die Mittagskost ausgegeben worben war, bezogen wir Ortsbtwak tm Schlosse. Dieses wurde gründlich unter- lucht. I« einem verrammelten Turme fanden wir etwa Ä dentsche Seitengewehre, Schanzzeug und besonders viel Munition. Der Gchloßherr, Baron de Billenhagen, der noch dazu die Rote-Kreuz.Fahne gehißt hatte, und sein Chauf feur wurden daraufhin verhaftet. Sonst war niemand im Schlosse anwesend. Die Fünfte machte eS sich nun bequem. Alle- schlief; denn die »lahmen Röhren" waren der Ruhe bedürftig. Die 1. und 2. Gruppe bezogen jedoch Vorposten,- wir waren direkt am Feind. ^8 Uhr plötzlich Stellen tn Feldmütze, mit Umgehänge und Gewehr, Seitengewehr aufgepslanzt! Was mochte los sein? Der Brigadebefehl brachte Aufklärung: Das 2. Bat. 1N8 sollte Dinant überrumpeln. Der 3. Zug führte die Spitze. Dann folgten Pioniere mit Handgranaten, dann der 1. und der 2. Zug unserer Kompagnie, schließlich die 8., 6. und 7. Kompagnie. Nach einigen Worten unseres Hanptmanns ging's hinaus in die Nacht. Es war eine eigene Stimmung, ohne vorher tm offene» Gefecht gewesen zu sein, -um nächt lichen Stratzenkampf zu gehen. Durch einen Hohlweg ge langten wir in die Stadt, während feininvärts Lichtsignale leuchteten. Alle Fenster dunkel, alle Türen verrammelt, alles totenstill! In einer Kaschemme brannte Licht, das durch die Ritzen der Läden blinkte. Also hinein! Schon legte etn Zivilist ans unseren Zugführer an. Doch bevor er zum Schüsse kam, hatte ihn schon der Bursche des Leutnants erledigt. Mit Beilpicken und Gewehrkolben ging's nun an die Arbeit, die Türen cniznschlagcn. Da explodierte plötzlich eine Bombe. Sie war für die Frankti reurs das Zeichen znm allgemeinen Angriff. Die Mncht der Explosion war so gewaltig, daß wir bündelweise überein ander flogen. Jetzt war der Teufel los. Gewehr- «nd Maschinengewchrfener schlug «ns ans allen Dachluken und Kellerlöchern entgegen. Aus den jenseitigen MaaShöhcn spielten die Scheinwerfer. Granaten und Schrapnells schlugen lagcnwelse ein. Kein Gegner war zu sehen. Ich schoß dorthin, wo ich Mtindnngsfcuer bemerkt hatte- Ta schafften unsere tapferen Pionier endlich Lust Die erste Handgranate flog in ein feuerspeiendes Eckhaus. der ganze Giebel und das Dachgebälk stürzten zusammen. Nun spielte sich eine gräßliche Blutarbeit ab. Der Reservist B. schlug drei auf ihn einstürmenden Franktireurs die Ge wehre zur Seite und erledigte sic mit dem Bajonett. Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, würde ich nicht glauben daß ein Mensch im Kampse um sein eigenes Leben so viel Energie aufbringen kann. Eine einheitliche Fcuerlcitnng war un möglich. Endlich gab unser Hanptnrann, selbst dreifach ver wundet — zwei Schrvtladungen um die Augen und das Kinn, einen rostigen Nagel ins Knie —. aber trotzdem ein Löwe im Kampfe, bas Kommando: „Stopfen!" Es dauerte lange ehe es bnrchdrang. Während wir den Verwundeten halfen, prasselte es plötzlich wieder aus «nS hernieder. Meine Taschenmunttton war ausgegangen. So griff ich nach dem Patronengurt. Ich hatte mich schließlich mit meinen Leuten bis zur Maasbrücke vorgearbeitct. Der Vorplatz war durch Gaslaternen taghell erleuchtet. Feindliches Maschinengewehrfeuer empfing uns. Drei meiner Leute blieben liegen. Eine Bergung mar unmöglich. „Hierher, tapfere Fünfte!" scholl eS aus einer Seitengasse. Lt. Frhr. v. N.-Gl. wurde hier von finsteren Gestalten schwer bedrängt. Patronen waren zu schade für das Gesindel, also Schanz zeug raus! Nun suchten wir wieder den Anschluß an unsere Kom pagnie. Tote und Verwundete nahmen wir mit. In ihrem gerechten Zorn über das feige Gesindel von Dinant dnrch- hackten einige meiner Leute dte Gasleitungen und steckten dte Frankttreurnester in Brand. Wir kamen gerade noch zum Rückmarsch des Bataillons zurecht. Es war ein trau riger Zug. So mancher, den ich noch von Frtcdenszettcn her kannte» wurde tot oder verwundet zurückgebracht. Hinter uns aber loderte das Flammenmeer von Dinant blutigrot zum nächtlichen Himmel empor. Unser Bataillon mochte etwa IM Mann Verluste gehabt Huben. Dus Schloß Sorinnes wurde in «tn Lazarett verwandelt, und im Schloßpark er wiesen wir unter alten Linden den Gefallenen dte letzte Ehre. Niemals werde ich diesen Kamps gegen einen unehrlichen, heimtückischen Feind vergessen. Es war eine furchtbare Kenertaufe. Wir mochten etwa zwei Stunden in dieser Hölle gesteckt habe«.* Wehrwolflreffen in Potsdam. tv»n vnserrm nach Potsdam entsandten «ander- bertchterftatter.j Berlin, 10. Sept. Die stille Stadt der preußischen Könige hat heute wieder etn soldatisches Antlitz. Durch die Straßen ziehen lange Kolonnen tm grauen Rock mit den ent- faltenen schwarzen Wehrwolssahnen. UrGrünglich nahm man an, daß nur 30 080 bis 35>000 Wchrwölsc eintressen würden. Die Zahl wird sich aber aller Voraussicht nach um ein Erheb- ltcheö steigern. Die Bundeöleitung des Wehrwolf hatte heute vormittag die Presse zu einer Besprechung versammelt. Der Bundcssührer Dr. Fritz ttlovpe hielt an die versammelten Pressevertreter eine Ansprache, in der er über Weg und Ziel des Wehrwolses Auskunst »ab. Der Wehrwols gehöre zu jener Gruppe von nationalen Verbänden, dte sich um keine Partei und keine Partcinolitik kümmerten und lediglich das Wohl des Vaterlandes im Auge hätten. Früher hätten diese Verbände mehr den Charakter von rein soldatisch auf gezogenen Wehrverbänden gehabt. Heute hätten sie sich indessen mehr aus politische Arbeit umgestellt. Dte soldatische Seite ihrer Arbeit bestände vor allen Dingen in dem sogenannten Wehrsport, einer Sportbctätigung, dte sich dadurch von anderen unterscheidet, daß sie aus Gruppen- le i st ungen und nicht auf die Rekordleistungen des einzelnen abziclte. Bei der politischen Tätigkeit handle es sich um den neuen deutschen Menschen. Tie soziale Frage, der der Wehrwols größte Bedeutung bcimesse, suche man in praktischer Arbeit dadurch zu lösen, daß die Angehörigen des Wehrwols verschiedene Beihilfen bekämen. Sv versuche man durch eine Kinderhilfe den Arbeiterfamilie» höhere Bildung ihrer befähigten Söhne zu vermitteln. Es gäbe auch einen Berufsschutz des Föröert -Le HLn-enburgspen-e! „Hindenbnrg hat drei große Tate« vollbracht: er hat Tanncnbcrg geschlagen und Ostpreußen befreit; er hat «ach dem Zusammenbruch im Herbst 1818 das Heer zurückgeführt; er hat ungeachtet seiner Tradition und geschichtlichen Ein» stellung das Präsidentenamt der dcntschen Republik über nommen. Jede einzelne dieser drei Taten würde gcnügt haben, ihm einen Ehrennamen der deutschen Geschichte zu geben. Nu» krönt er am 2. Oktober sein Werk durch eine große Hilfs aktion zugunsten der Kriegsopfer. Möge sich dem Ansrnse baz« niemand entziehen. Oberbürgermeister Dr. Blühe» (Dresdens." j Auch die Hanptgcschästöstclle der „Dresdner Nachrichten", Dresde»-A. 1. Marienstraße 38/42, nimmt Geldbeträge für die Hindenburg-Spende gern entgegen. (Postscheckkonto Dresden 1068.) Wehrwolf, sowie Krankengeld-, Sterbegeld- und ander« Unterstützungen. Das Wesentliche dieser sogenannten Wehr- wolshilse beruhe darin, daß alle dem Wehrwols angehören» den Berusoständc gemeinsam die Mittel aufbrächten, damit jeder einzelne Berufsstand für sich daraus Vorteile ziehen konnte. Nach einjährigem Bestehen habe die Hilfe bereits ei» so großes Kapital aufgebracht, daß man z. B. Ange, hörige» ans dem Handwerkerstände eigene Werkstätten «sw. hätte kaufen könne«. Man habe Potsdam für die dies jährige Tagung gewählt, weil es mehr denn je gelte, de« Wehrgedauken wieder in den Vordergrund zu stellen. Auf die Frage, warum denn die einzelnen nationale« Verbände sich nicht zu einem großen Gcmcinschastsverband zu- sammcntütcn, erwiderte der Bnndessührer, daß alle diese-Ver- üände ihre eigenen Traditionen hätten, und daß es für die Arbeit wichtiger wäre, sie marschierten getrennt» als daß man sie in einem Zwangsvcrband zusammen- zuschlicßcn versuche. Er habe aber den strikten Befehl an alle Mitglieder des Wehrwolfö anögcgebcn. daß niemand von ihnen gegen andere nationale Grnppcn ankämpfen sollte. Gewiß ließen sich einzelne Reibereien nicht vermeiden. Im all gemeine» könne man aber heute wohl sagen, daß zwischen den Verbänden der nationalen Bewegung ein Friedens- z u st a n d erreicht sei. — Tie sächsischen Einheiten trafen heute früh in Sonderzügen in Potsdam ein. Es handelt sich um eine Grnvpc in Stärke von 3000 Mann. Nach dem Empfang der Bundcsleitung begann man mit den Sport kämpf c n, die bis in den Abend hinein dauern werden. Die künftige Vesahungsarmee. Der Erlaß über die Verminderung. — Am 28. Oktober. Berlin, 10. Sept. Der Erlaß über die Verminderung der französischen BcsatzungStruppen ist nunmehr erschienen. Danach werden am 28. Oktober aufgelöst das General kommando des 80. Armeekorps einschließlich der Verwaltungsbehörden in Mainz, der Stab einer Maschinen- gcivchrhalbbrigadc in Mainz und zwei Maschinengewehr- bataillone, die in Mainz und Worms stationiert sind. Zu rückgezogen werden der D i v i s t o n s st a b der 41. In fanteriedivision aus Kreuznach, sowie mehrere andere fran zösische Truppenteile, so daß Kreuznach besatzungsfrei wirb, außerdem ein Eisenbahnpionierbataillon aus Trier. Die künftige Stärke und Gruppierung der fran^ssischen Bcsatzungsarmee soll sich folgendermaßen gestalten: Etn Armeeoberkommando mit Armeegruppen in Mainz» zwei Generalkommandos in Kaiserslautern und Trier, vier Jnfantcriedivisionsstübe mit dem Sitze in Mainz, Koblenz, Landau und Düren,- 12 Jnfanterieregimenter bzw. Jägerhalbbrigadcn, vier Feldartillerieregimenter, ein« Ma- schinengewchrhalbbrigabe, vier Maschinengewehrbataillone, drei Korpökavallerieregimcnter, zwei Trainabteilungen; außerdem ein Kavallcricdivisionsstab mit dem Sitze in Trier, ein Kavalleriebrigadestab, zwei Kavallerieregimenter, ein reitendes FcldartiNerieregimcnt und Radfahrjägerbataillone, Nadsahrpionierabtcilnng, zwei Straßenpanzerkraftwagen- abtcilungen und eine gemischte Luftbrtgade. Eröffnung -er Millel-enischen Beamten-- Tagung. Magdeburg. 10. Sept. Gestern wurde hier die Mittel deutsche Bcamtentagung in Anwesenheit von Vertretern staat licher und städtischer Behörden durch einen BegrüßungSabend eröffnet. Vizepräsident Hansmann-Magdeburg bezeichnet« eS in seiner Begrüßungsansprache als die Airfgabe des Staates, den hohen Pflichten der Beamten die entsprechenden Rechte cntgcgenzustellcn und begrüßte cs als erfreuliches Anzeichen, daß der R e i ch s f i n a n z m i n I st e r persönlich zu der Tagung erscheinen werde, um Mitteilungen über die neue BesoldungS- resorm zu machen. — Heute abend wird der BundeSvorsttzende des Deutschen BeamtcnbundeS, Flügel, über den Kampf der deutschen Beamtenschaft um eine gerechte Besoldung sprechen. > ' ^ 45 Fachabteilllngen dr» Tkrbelt.nachwette. tz-g-n »« NN»»» <«»»- fü,ui»o- «nrufr 2S881 «. 248-2.
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