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Montag. kV. Mai 1S2S — Dresdner Nachrichten — Nr. 21S Seite L Oertliches und Sächsisches. Urne 7proz. Fnlandaanlethe der Stadt Dresden. Die «tadt DreSde« begibt aus «ran» eine« Beschlüsse« »»« Rat «nd Etadtnerardnete» Rl0vt>0M Reichsmark 7»ro« aenttge Galdanleihe. Die Anleihe «ird a« 1k. d. M. zu« ttnrS «an 88k Prozent znr Zetckuuna gelauae«. Da« Ueter« «a-mckonsortin« tft dnrch verschmel^nug de» alte» Dresdner Ltadtanleihe-Sonsorti««» «nter Führung der ELchsische« Bank -» Dresden mit einem »nter Führung der Firma Gebe. «rn> hold stehenden Konsortium auswärtiger Bankftrme« «nd einem oo« der Deutsche» Ssfektcn, und Wcchsclbank in Frank« fnrt am Main geführte«, «nter Hinzntritt einiger weiterer Dresdner und anöwiirtiger Firmen, gebildet worden. Müller««» Der Muttertag, der mit einem der Haupttage der Krüp- pelhtlse zusammcnficl, hatte diesmal in Dresden nicht die Gunst eines angenehmen MaiwctterS für sich Trübe und kalt ging dieser zweite Maisonntag vorüber. So war denn aus Straßen und Plätzen von der eigenartigen Feier »nd von der Werbung und dem Opfern für die Krünvelhilfe nicht allzuviel zu spüren, selbst an einer so beliebten Morgen- musikstätte, wie dem Masewihcr Wildpark, nicht, wo die vläserabteilung de» 1. Dresdner Knaben» und Jngend-Orchc- sterS muntere W:isen blies und die Blasewitzer „Liedertafel" stimmungsvolle Lieder sang. Wahrnehmbarer war die Aus wirkung des Muttertages auf den Friedhöfen. Biele kamen schon am Sonnabend »nd noch mehr am zeitigen Sonn- tagmorgcn, um daSGrab der Mutter zu schmücken. Man sah nicht wie sonst auf den Friedhöfen mehr Frauen als Männer: recht häufig waren Männer mit einem oder zwei jungen Kindern, einen Fliederstranf; im Arm. die Kinder mit einem Sträußchen Maiglöckchen oder Tanlendschön. Aber auch sehr alte Leute kamen, Leute, die gewiß längst schon Großeltern sind, die aber noch immer ihrer Mutter in Liebe und Ver- ehrung gedenken und die mit dieser snmbollichen Handlung des Blumcnopfers am Grabe ihrer Mutter ein Band der Liebe schlingen von jener Mutter, die da unten bis zu dem Ureukelktnde, da» den Großvater oder die Großmutter auf diesem Sonntagmorgengang begleitete. Vor vielen Kreuzen und Inschriften auf den Grabsteinen standen ein paar Töpf chen oder ein paar Konservenbüchsen idaß wir unS so schwer dessen bewußt werden, daß eine Konscrvrnbli'b-se dem schönsten Blumenstrauß zur Unztcr gereicht) mit Vergißmeinnicht- und Stlcsmütterchcnsträußcn. Viele benutzten auch den äußeren Anlaß, das Grab der Mutter einmal in Ordnung zu bringen. Unkraut aus der Ephcu- oder Sedumdecke zu zupfen, wilde Schößlinge zu beseitigen, ein Stückchen zu pflanzen und an deres. lind in dieser halben Stunde leichter Beschäftigung am Grabe der Mutter mag mancher stille Dank und manches stille Gelöbnis des Besuchers der gegolten haben, der er viel leicht gern einmal sein Herz auSgcschüttet hätte. Und manche, die an den Gräbern standen hatten ein Klnderlächcln anf den Liipcn, das ihnen selbst gut tat und auch ein Versprachen in sich trug, denen gut zu tun. denen sie draußen wieder be gegnen werden. Nicht minder, und das scheint wohl bas Er staunlichste, hat sich der Muttertag schon In den Familien eingebürgert. In der Mehrzahl der Familien, die der Be richterstatter an diesem Tage besuchte, fand er irgendwo aus einer Ecke eines Möbelstückes, der Kommode oder der Kre denz. je nach dem, einen schlichten Strauß ankaestestt lBer- gißmcinntcht spielten die Hauptrolle), eine Tafel Schokolade, ein Schiissclchcn mit Plätzchen, ein Fläschchen Kölnisches Wasser, einmal sogar ein paar feine Glacehandschuhe, eine kleine Spielerei, ein Zigarcttenspitzchcn wgr auch dabei, ein Rapskuchen oder irgend etwas anderes. Immer hatten die Kinder das ganz überraschend aufgcbaut, wochenlang vorher gespart und beraten ... in den meisten Familien hatte der Vater vorher auch nicht das geringste davon gewußt. Da war er natürlich ein bißchen verlegen, namentlich dann, wenn er seiner noch lebenden Mutter, dieser aufmerksamen Kinder Großmutter, am Muttertage nicht gedacht hatte: er wird es gewiß im nächsten Fahre tun und nickt versäumen, seinen Kindern bet der Ucberraschung Ihrer Mutter bchilkkich zu sein. — Er hat doch schon manche kleine, feine Freude gebracht, dieser Muttertag! Schühenlag 1926. — Siegfried Wagner ist ans Bayreuth imHotelEuro - päischer Hof eingctrosscn und hat der „Ta»nhä»scr"-Auf- fii'hrung am gestrigen Sonntagabend im Opernhause bet- gewohnt. — Veränderter Nachtwagcnverkehr. Wegen Gleisbau- arbeiten verkehren in der Nacht vom Montag, den 18., zu DicnStag, den 11. Mai, von 1 bis 8 Uhr früh die Nachtwagcn der Linie 18 zwischen Sachsenplatz und FUrstcnstraße in beiden Richtungen durch die Fürsten-, Blasewitzer und Gerokstraße, ferner in der Nacht vom 11. zum 12. Mai die Nachtwagen der Linie 8 zwischen Blasewitzer und Altcnberger Straße in beiden Richtungen Uber! Ludwig-Hartmann-Elratze tFahrtweg der Linie 1), und die Wagen der Linie SS tn beiden Richtungen durch die Schandaner Straße. — GeschästSjubiläum. Heute am 10. Mat kann der Bäcker- Meister und Hausbesitzer Hermann Morgenstern. Dresden- Zum dritten Male nach dem Weltkriege traten die alten Schützen des Lachfenlande» am 8.. 9. und 18. Mai unter un. geheurer Beteiligung von nah und fern In Dresden »u einem Schützentage zusammen. Seit Sonntag früh strömten Hnn. bertr und Hunderte nach der sächsischen Hauptstadt, um die treue Kameradschaft, die gerade die Schützen tn guten und bösen Tagen aus» innigste verbunden hat. auf» neue zu be- weisen und dabei vor allem tm Sinne be» KrtegSbtchtrrS Walter Flex den gefallenen Helden da» Hetmrecht in den Reihen der Lebenden, wie ste'S tm Erdenwa. del genollen haben, auch nach dem Tobe für alle Zetten -u sichern. Ein tm größten Stile angelegter BegrüßungSabeub am Sonnabend tm Konzertsaale der Ausstellung bildete den Auftakt de» Feste». An 2886 Schützen mit ihren Angehörigen füllten den gewaltigen Raum, der sich für solchen Masten- andrang wieder einmal al» viel zu klein erwteS. Schon vor Beginn dcS offiziellen Festprogramm» schlugen die Wogen der WiedcrschenSfreude und der soldatischen Begeisterung hoch, so daß bei Einsetzen der von der Kapelle dcS 1. Jägerbataillons NetchSwehr-Jnf.-Neg. 18 dargcbotenen Konzertmnstk nur ein einziges Rauschen Hellen StimmenjubclS durch die Kuppel hallte. Eine stattliche Anzahl prominenter Ehrengäste hatte sich eingefunden. Man bemerkte unter dem glänzenden Stabe der versammelten ehemalige» und aktiven Offiziere den letzten Kommandeur der 28. Infanterie-Division, Exzellenz v. Bären sprung, die Generale Edler von der Planitz, Bock von Wülsin- gen, Gras MandelSloh, Graf Vitzthum von Eckstädt, Paul von Criegern und andere, ferner den Präsidenten des Säch sischen MilitärvereinsbnndeS, Stadtrat SanitätSrat Dr. Hops, die Vertreter der TradttionSkvmpagnie, des Landesverbandes ehemaliger Jäger und einer nicht endenwollenden Reihe von Bruderveretncn. Die gewählte Festsolge wickelte sich unter Leitung von Kamerad Klügel störungslos ab. Der erste Vor sitzende Rieß sprach markige Vegrüßungsworte, In denen er die Doppclbedcutiing de» Feste» als Totenehrung und Wteder- schenöfeier gebührend zur Geltung brachte und namentlich dafür warb, daß sich die Kameraden nunmehr mlt aller Kraft bemühen möchten, daß an der SchtttzengedächtniSstätte an der Rampe vor der Kaserne am Nlaunplatz endlich die Namens- tafeln der gefallenen Kameraden anacbrackt werben können. Jeder Kamerad müsse biS 81. März 1827 mindestens eine Paten schaft übernehmen, damit daSWerk finanziell gesichert werde. Der Redner ließ seine von glühender Begeisterung getragenen Ausführungen in das Deutschlandlied ausklingen, bas die Ver- sammlung stehend mitsana. Dann folgte dcS letzten Schützcn- kommandeurS, Exzellenz Bock vonWülfingen, gedanken- tiefe Festrede. 217 Regimenter habe die ruhmreiche alte Armee gehabt, begann der Redner, aber nur ein einziges Schützenregimcnt. Er zeich nete bann mit markanten Strichen die Besonderheiten, aus die das Regiment von jcker stolz war, seine Beliebtheit, seine LeistungSsähigkcit, sein Bestehen nur a»S Freiwilligen zu Be ginn des Krieges und seine unerhörten Großtaten. Ruhmreich sei die RegimentSgeschtchte von 1888 biS 1878. wo man die Be deutung der Schützen- und Jägerregimenter gar nicht von einander trennen könne, und besonders von der Schlacht bei VillierS an, dem Geburtstage des eigentlichen Schützenregi ments 188. Maren seine Verluste 1878 groß, so seien sic tm Weltkriege rlescnhgst gewesen. 158 Offiziere und 3888 Schützen tränkten mlt ihrem Blute die feindliche Erde. Aus allen Schlachtfeldern des Westens hätten die Schlitzen aekämvst, nie sei ein Regiment mit größerer Begeisterung in den Krieg ge zogen, nie habe eines treuer seine Pflicht erfüllt. Daher die innige Verbundenheit des Regiments mit dem sächsischen Volke. Heute noch sei es genau so, wie srüßer: Wenn das Publikum die Hörner der Schützen höre, io lösten sich tn seinem Herzen besonders starke Ströme der Sympathie aus. Noch lebe der alte Schützengcist, der die Rcttnna aus den Nöten der Gegen wart nur tn der eigenen Brust suche und am Befreiungsiage dcS Vaterlandes sich die Schützen nur In allererster Reihe stehend denken könne. Mackt anS Einigkeit — duS ist Schüßen- grt: denn nur mit den Starken sei der liebe Gott. Stür mischer AnolauS folgte der eindrucksvollen Rede, woraus die Versammlung stehend den Scklitzenmarsch anhörte. Ein schneidiger Signalhorn-Marsch in hii'ortreher Ausmachung, exakt ansaesührte Turnübungen und ein fesselndes, sehr ele gantes Säbelfechten, guSgcsübrt von Anaeböriacn der Tradl- tionSkompagnte. leiteten zu den Begrüßungsansprachen der Vertreter der einzelnen Brndervereine über. Zuvor hatte noch Generalleutnant von Weise die Bedeutung värenspruug ln anfeuernbe, , de» GchützenreglmenteS und seine» Heldengeistes zur Geltung gebracht. Parademärsche mit Fan» arrntrompeten beschlossen den offiziellen Teil bcS Be» irüßungvabenbS, woraus der allgemeinen Flbeltta» kein» Gren'en mehr gesetzt waren. Am Sonntagvormtttag vereinigte man sich aufs neue -i> einer ernsten Gedeukseier au der GebächtniSftätte der Gefallenen tm Parke vor der Schützenkas-rne. Welt tu» Bogen standen die Kameraden, gewaltig an Zahl, tief erschüt tert tn heiligem Gedenken. Und so wett der Blick rechte, strömten von allen Setten die Mengen der Zuschnuer herbei, um von dem ehrfurchtgebietenben Akte zu erhaschen, waS mög» ltch war. Inmitten zahlreiche Offiziere in glänzenden Uni formen, unter denen man, vollzählig versammelt die bereit» am BegrllßungSabend anwesend gewesenen Herren beS Ehrenausschusses, ferner die Generale v. Kopp"nß'lS, v. Wiy- leben, Cvmmerstacdt, Blohm, Schack und Tschirschky-Bögendorff, Oberst v. Hammcrstein-Loxten und andere bemerkte. Ernst und getragen tönten die klagenden Weisen des Traner- marscheS aus der „Eroika" von Beethoven ans den alten Bäumen hervor, und in Ergriffenheit stimmte die andächtige Menge das Altniedcrländische Dunkgcbel an. Dann trat Pfarrer v. Ktrchbach vor, um seinem Regiment di» 'old"<8ch schlichte, gebankentiefe Gedächtnisrede zu hal ten. Anschließend an das Pauli-Wort: Leben mir, so leben wir dem Herrn, sterben wir. so sterben wir dem Herrn, darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn", führte ei aus, daß dieses Wort des Völkeravostels wie kein anderes ei« Wort der Kameradschaft zwischen Lebenden »"8 Toten sei, wie sie im Schützenregimcnte von jeher gepflegt wurde. Lebende und Tote, jetzt so ungleich und früher so gleich im Dulden und Denken — alle gleich wert vor Gott, alle eins in dem Geiste, der eben der wahre Schützcngetst ist. in dem daS Regiment htnauSzog, tn Not und Tod aushiclt und sein« Großtaten verrichtete In den Meltschlackten Somhnis, an der Somme, in Flandern, an der Marne. Und, schloß der Redner seine erschütternden Mahnungen, so möge denn in dieser Stunde an aeweihter Stätte der Bund zwischen Luh-nden nnd Toten geschlossen werden, der heilige Bund mit der ersten Forderung der Gefallenen, nur unter Gottes Auaen zu wan deln als unsichtbar-sichtbare Gemeinde der Lebenden und der Toten. ES folgte nun der Akt der Kranzniederlegung. Kamerad Rieß ttbcrbrachte unter kurzen, wuchtigen Worten den Kranz des Landesverbandes der Schützen l88, Exzellenz Mandelsloh verlieh als Vorsitzender des Vereins der Schützenosfiziere den Gedanken Ausdruck, von denen die einst verantwortlichen Führer in dieser ernsten Stunde beseelt seien. Dann trat -er Vorsitzende -er Unteroffiziervereintgi'na Gut- Schwarz-Grün heran, «nd dann der Reihe nach alle Vertreter der Korporationen, während die Musik gedämpft das Largo von Händel spielte. Ernst und nachdenklich ging man nach allgemeinem Gelange unter den Klängen des Schützenparade- marschcS auseinander. Anschließend fand eine Besichtigung der Schützen, ka ferne statt, die zu diesem Zwecke tn liebenswürdiger Weise vom Polizeipräsidium freigcgcben worden war. Am Nachmittag trat man abermals tm Ausstcllnngspalast zur WicdcrschcnSscier der alte« Schiitzcnschast zusammen. Die Beteiligung war wie am Vorabend sehr stark. Obermusikmeister Thiele bestritt mit seinen Getreuen die prächtige Konzertmusik, Angehörige der Trakitionskomvagnie führten in historischen Uniformen alle Phasen der Schützen, tradition symbolisch vor, Fräulein Karin Gunold bot reizende Phantasictänze und die Musik wurde nicht müde, durch an- seuernde Märsche die Stimmung von Stunde zu Stunde zu steigern. Nachdem dann noch Exzellenz Edler von der Planitz in schwungvollen Worten die Verdienste und daS oft vergessene stille Heldentum der deutschen Frau im Kriege gcblthrcnd gewürdigt hatte, stellte der Vorstand der Ver- 'ammlung den ältesten im Saale anwesenden Stütze», de« 84jährigen Veteran von 1864, 1866 und 1878/71, I. Wand, vor. Sr wurde mit einem Maiglöckchenstrauß geschmückt und dankte tn tiefer Rührung. Dann trat der von der Jugend schon längst herbelgcsehnte Tanz in seine Rechte. Der Montag bringt den Teilnehmern noch eine Sonder fahrt nach Meißen mit Besichtigung -er Burg und Beranstal- tungen der Ortsgruppe Meißen. Blasewitz, ans eine «OlSSrige Geschäftstätigkeit zurtlckbltcken. Am 10. Mat tN8S übcrnabm er da» väterliche Geschäft In Schcllenberg- AugustuSburg. Im Jahre 1008 kaufte er das Grundstück In Blase witz, Toltcwitzcr Straße. Hermann Morgenstern war mehrere Jahre Obermeister der Bäckerinnung zu AiiguftiiSbiirg und wurde bet seinem Wegzüge nach Dresden zum Ehrenmitglied ernannt. Am gleichen Tage kann er daS 40jährige Ehejubiläum mit seiner Frau Marie geb. Rüger feiern. zp^te VIussn unä Klsiclel' von dl. 9.7« « 18. SV -m Ak»II»tln3« S l.sinsoiisus Kunst und WisienscliaN. s Dresdner Thcater-Spiclplan sür heute: Opernhaus: ,.siar und Ztmmermann" <7). Schauspielhaus: „Emilia Galottt" 1^-8). Albert.Theater: Gespenster" l>68>. Nesihcnt-Theater: „Paganink" rV?8). Neues Thealcr: „UnS daS Licht scheinet tn der Finsternis" 1^8). Ccntral-TDealer: Haller-Revue sdS8). t Veranstaltungen. Heute Montag: um N8 Uhr Im KünstlerhauS Kmncrlabcnd Lotte ilreiöler. Um 8 Uhr tm Frauenklub Klavier schule BirnsiHn. -t- Aibcrt.Theater. Die nächste Abonneutenrate Ist bis 12. Mai an der Tageskasse zwischen 10 und 2 und 5 und 6 Uhr einzulösen. s* Morgenfeier im Schauspielhaus. Offen gestanden: eine Morgenfeier „Tanz" hatten wir unS fröhlicher, beschwingter gedacht. Statt dessen konnte man Loa rorcimo als Motto darüber schreiben. Dämpfung für alles, was Klang war. brachte schon der schwere, faltenreiche Vorhang des Hinter grundes. Tie BramSschen LicbeSlicder-Walzer für Solo- guartctt und Klavier zu vier Hände» vermochten sich ja, da sie In DiSkantlagen hineinragcn, noch einigermaßen dagegen zu behaupten und eine diskrete Abtönung tn der Richtung feiner Kammcrkuiist ihnen ohnehin wohl anstcht. DaS Quartett Kolnia k—I u n g—M eyerolberSleben — Schösfler mit Hermann Kutzschbach und E r n st R t ch t e r am Flügel erzielte also dank dieser Umstände und einer klanglich und seelisch im hohen Grade reizvolle» Wiedergabe den stärk- sie» künstlerischen Erfolg. Schweres Unrecht aber war eS, bcm „Dresdner Lehrcrgesangverctn" zuziimuten, der ohnehin harmonisch kniffeligen Tanzliedsuitenon Joseph HaaS In einem akustisch so ungünstigen Rahmen Geltung z» verschaffen. To sicher auch Johannes Leonhardt seine Sänger in der Hand hatte, so überlegen alle technischen Schwierigkeiten ge meistert wurden, ergaben doch nur die getragenen Nummern eine» musikalischen Genuß. Wie anders klang das Werk im letzten Winterkonzert des Vereins Im GcwerbebauS. Ein wenig verloren Im groben Raume nnd leicht bedrückt, aber doch Io köstlich klang ans Jennn Schaffer» Munde Kellers „Tanzlegendck'en". Eine gedämpfte Stimmung lag auch über den eigentlichen Tänzen. Aufrichtig anzuerkcnnen ist daS offene Eingeständnis einer Neformbcdürstigkelt dcS NühncntaiizeS. der gute Wille zu einer Aendernng und die ehr- siche Anerkennung der großen Vorbilder einer neuen Zeit. Ebenso ossensics'sssch war aber, baß alles In unserem Opern- Lallett noch >m Werden ist. Zuerst sab man In einem Air »nd einer Sarabande efne Anzahl der begabtesten Tänzerinnen als „Grnnpe": geometrische Austeilung des RgnmeS. archaisie rende Gewandung und Bewegung, feierlicher, gemessener Rhythmus. Es gab aber immer die eine oder andere Tänzerin, der man anmcrkte, wie schwer Ihr die dazu nötige rhythmische Genauigkeit wurde, die tm Spiel der Hände, tm geistigen Ver- trautsetn mit der Ausgabe versagte. Auch ein Zuviel an Be» weguiigömotiven störte den ruhigen Fluß der Linien. Zuviel Unruhe zeigte auch ein „Rumänisches Volkslied" von Susanne DomboiS, während „Last" von Hilde Br » mof zlelbewußte Arbeit vereint. Mit einer leidenschaft lich züngelnden, aber zu bald erlöschenden „Flamme" trat Ellen v. Cleve-Petz selber auf den Plan, um nun weiter hin die Führung zu behaupten. Zunächst tanzte sie mitHIlde Schl leben und Gino Neppach einen kurzen Auftakt zu sieben noch kürzeren Studien nach Walzern von BrahmS. Warum aber ließ man im „Auftakt" den männlichen Tänzer äußer lich und innerlich nicht zur Antithese der weiblichen werden? WaS Gino Neppach allein in der zweiten Walzerftudie zeigte, weckte erneut die Hossnug aus eine stark persönliche Entwick- lung dieses Künstlers, der scharf uMrlssene AuSdrnckS- bewcgungen gibt, der Haltung seiner Knie aber besondere Aufmerksamkeit widmen muß. Herbert Schade und Fritze Schulze zeigten alte, mehr lustige Ballettsprünge, müßten aber gleichfalls noch genauer zusammenarbette» lernen. Hilde Schrieben versuchte sich nicht Übel tn einer gehaltenen AusdriickSstndle. In den übrigen Skizzen trat Ellen v. Cleve-Petz als führende und befeuernde Kraft der Gruppe gegenüber. Schade, daß nicht eine breiter aus- gesponnene Nummer zu scheu war. Vielleicht wollte man aber mit Absicht tm Nahmen dcS Versuchs bleiben, eines Versuch», der nicht nur den Beifall des volle» Hauscö fand, sondern auch den der Kritik verdient. Eins wird man bllltgerwctse nie ver gessen dürfen: wie schwer eS fllr eine tänzerische Gemeinschaft, die durch die Oper immer wieder an das „Stilballett" gebun den wird, sein muß, modern zu werden und der Erkenntnis Bahn zu brechen: Die Beine allein tun'S nicht. Reform beißt also in erster Linie: Sichtung, Auölese. —cck— s Der Chorgesangvercin Harmonie, DrcSden-Trachau. be ging am Sonnabend aus dem Wilden Mann ein Doppelfest sel tener Art: daS dreißigjährige Dtrtgcntenjublläum seine» Chormelsterv und Mitbegründers I o h a n n e S T r e n tz s ch und die Weihe eines Banners. An langen, blumengeschmück, len Tafeln saßen viele hundert Mitglieder von befreundeten Gemischten und Männer-Chvren, Ehrengäste und Vertreter de» Chorgesangverelnv-BundeS für Dresden und Umgegend und lauschten,»nächst dem Festkonzert, da» die HauSkapelle unter Kapellmeister Gläßer wohllautend nnd schwungvoll mit Mendelssohns Ouvertüre „Heimkehr aus der Fremde" er- öffnete. Mit Beethoven» Hnmne „Die Himmel rühmen deS ewigen Ehre" zeigte der Verein sodann, daß er nicht nur tm Besitz schöner. auSgiebtger Sopran- und Altstimmen Ist, hinter denen die Männerstimmen allerdings ein wenig zurückstchen, sondern daß er auch musikalisch sicher und ausdrucksvoll zu ge stalten gelernt hat. Musterhaft war die äußere und Innere Disziplin auch tn AbtS „Bineta", das mit Orchesterbcgleitung geboten wurde und in einer geschickten Bearbeitung dcS Ellen- bergschen Konzertstückes „Die Mühle im Schwarzwald" für ge mischten Chor nnd Orchester. Daß der Verein auch e> cappella rein, sicher und ausdrucksvoll zu singen versteht, bewies er späterhin mit dem feinem Chormeister zu Ehren angestimmten Lied „DaS ist der Tag deS Herrn" »nd dem Wcihclied „Die Fahne weht". Der zweite Teil des Abends brachte die BannerweIhe, die sich feierlich und stimmungsvoll in den üblichen Formen vollzog: Einbringung des Banners. Fest spruch, gedichtet von P. Schürer »nd gesprochen non Margarete Welzer, Gesananortraa des „Halleluia" von Hummel durch die treffliche Altistin Eliiabet Vorn. Weihercde des Pfarrers A. Fischer, der warmherzig verdienter Toter gedachte und den VerelnSspritch znm Thema seiner Ausführungen machte, Ver pflichtung -eS Bannerträgers und seiner Begleiterinnen, Ehrungen nnd Glückwünsche ohne Ende nnd Dank dev vlel- newandten VerelnSnorsibendcn. AlS dritter Teil folgte ein FestkommerS. in dem nickt weniger als 16 Vereine ihre Kunst zeigten nnd die Woaen der Stimmung hoch gingen, zu mal Gäste aus Dentschböbmen zuaeaen waren. Besondere Ehrungen wurden dem verdienten Cliormeister zuteil, nnd in der Tat kann man daS Wirken solcher Männer in Kreisen, denen die Prosa deS Lebens oft hart zu schassen macht, znm Vesten unseres Volksganzcn nnd einer veredelten Lebens- führnna gar nickt hoch genug ankchlaaen. —etc— s Geologischer Kongrcß tn Madrid. Am 24. Mai wird in Madrid der 14. Internationale Geologische Kongreß eröffnet werden. Aus Deutschland werden Frech. Gltnz, Nenmanr, Penck, Steinmann. Sueß »nd Wegencr entweder selbst kommen oder Arbeiten zur Diskussion elnsenden. Alfred Wcgener iMarburg) wird einen Vortrag über seine Theorie der schivtm- menben Kontinente halten. s Sin rubinroter Diamant. Ein roter Edelstein von außerordentlichem Wert ist tn den Diamantlagcrn von Kimberlen gesunden worden. Diese Steinart ist überaus selten. ES war ein sehr großes Stück, aus den nach dem Schleifen ein vollkommen ungetrübter Stein von 6 Karat Gewicht gewonnen wurde DaS Juwel sicht aus dem ersten Blick wie ein Rubin von riesigen Ausmaßen aus. denn es ist ein ganz roter, in strahlenden Lichtern glühender Stein. Eine aenauere Betrachtung erweist jedoch, daß dieser Edelstein alle Eiacnschasten des echten Diamanten besitzt.