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Nr. 276 Seite 4 Dresdner Nachrichten Mittwoch. 15. 2unl 1S27 Oertliches und Sächsisches. Äel-enge-enkfeler sSr -1e Gefallenen -er Dresdner Garntfon. Um das Andenken unserer ruhmvoll Gefallenen tn wllr- dtger Weise zu ivavren den Hinterbliebenen Drost tm Leib« zu spende» und der heraiiivachsenden Jugend den Gedanken an den Opsertod ihrer Väter und Brüder stets vor Augen zu halten, hat sich im Jahre 1934 ein Au - schuß für die Ausschmückung des EhrenhainS auf dem Gar. n i s o n s r i e d h o f tn Dresden gebildet. Die Uderivtegenb« Mehrzahl der Bereinigungen, die kameradschaftlichen Geist und das Andenken an die Fronterle-bnisse pflegen, hat stch be reits in den Dienst dieser Lache gestellt. Dadurch wurde e» möglich — tn aller Stille — Blumenrabatten anzulegen, die Beetstreifen zu bepflanzen und die gärtnerischen Anlagen in stand zu halten. Und seht ruft dieser Ehrenhain-Ausschuß zu einer Helden» gebenkseier für die Gefallenen der Dresdner Garnison auf. In den letzten A b e n d st u n d e n deS 24. Juni, in der Stille des EhrenhainS, soll die Feier vor stch gehen, die dem Andenken derer gilt, die hier schlafen, die auSruhen von erfüllter Pflicht, von opfersroher Hingabe bis zum Tobe. Boin General bis zum kindlichen Kriegsfreiwilligen schlum mern sie hier in Reih und Glied — Vorposten des gewaltigen Heeres brauste» unter den verfallenen Hügeln tn aller Welt und unter de» grünen Wogen, Aber ihre Gräber sind Meilen steine am schweren Wege unseres Volkes, die unS Lebende mahnen, das; innere Arbeit noch nicht getan ist. Bei dieser Feier werden Generalleutnant von Metzsch und Pfarrer K e st l e r die Gedächtnisansprachen halten und das Mustk- korpS des Reiterregiments 12 Mitwirken. Ueber das Pro gramm werden nähere Einzelheiten noch bekanntgegeben. Der schleppende «na, »er «esierungsbildum, — Werbefest des KreiSverbandeS Dresden der Schreber« und Garienvereine. Trübe und grau ivar der Himmel am Sonntag, und fast schien eS. als sollte auch diesmal wieder daö von allen Kindern lind Jugcudleitern so freudig ersehnte Weidetest der Jiigendgruppen des KreiSverbandeS. welches in den Vorstädten Pieschen, Mickten, Kaditz und Uebiga u die Zwecke und Ziele der Lchreberjugendpflege vor Augen führen sollte, nicht zur Durchführung gelangen. Es war als Spieleröfsnung gedacht und ist glänzend gelungen. Schon von I Uhr an belebte sich der Heisniger Platz, der als Stellplatz bestimmt war, mit festlich geschmückten Jugend- gruppen. Ueber 900 Kinder und 42 Spiclleiterinncn und -leiter aus 30 Vereinen des gesamten Stadtgebietes hatten sich eingesnnden. Ein stolzer Zug, all die munteren Burschen und Mädels, denen die Lust und Freude an ihrem Spiel aus den Augen schaute und die auch die Gärten nicht geschont batten, uni sich seitlich mit Blumen zu bekränzen, Fünf Fest- wagen verschonten den Zug, mit 10 Jahnen und über 3ll Sprüchen, Zwei Musikkapelle» und SpielmannSzüge be gleiteten den langen ding, der Moltkestraste, Micktener und Leipziger Snaste, durch das Gebiet der dortigen Garten anlagen zur Grim in »raste, Bnnsenstraste, Kaditzer Straste, zum Jiugplatz und zur dortigen Garteiikolonie sich bewegte. Gegen 5 U!>r langte der Zng dort an, Herr Engel, der 1. Vor sitzende des KreiSverbandeS Dresden, führte der zahlreichen Festvenammlnng die heutige kulturelle Bedeutung der schon seit >800 in Sachsen bestehenden Schreberbewegung vor Angen und richtete, wie schon so oft. einen Appell an die städtischen Behörden, nunmehr auch in Dresden, wie in an deren Städten, mit der Anlage von Kleingartendaueranlagen Ernst zu machen, Herr Hart mann, der Führer der Jugendbewegnna des KreiSverbandeS. eröffnet« mit einer warmherzige» Rede und Mahnung an die Jugend die dies- jährige Spielzeit, Mit Milch und Gebäck wurden die Kinder erfrischt, und bald sah man die Spiele der Kleinen wie Großen auf dem weiten Festplatz, Der Himmel blieb gnädig, und so nie! auch da waren, jeder batte das Gefühl, da» die Dresdner Schr.'berjngend'bcwegiliig sich weitere Freunde erworben hat. — Die 78. Jahresversammlung des Leipziger Gustav» Ndols-BereinS findet am 26. und 27, Juni in Schwarzenberg und in Aue statt. Am 20, Juni, 5 Uhr nachmittags, hält der LandeSböchof, v. Ihmel s, den Festgottesdtenst in Schwar zenberg, lieber die Diaspora in Italien, Tschecho-Slowaket, Kärnten, Rheinland und Rustland werden sachkundige Redner sprechen am 20. Juni in Schwarzenberg und am 27. Juni in A ne, — Eine Bienenausstellung in Löban wird vom 2. bis 4. Juli vom Landesverband S ä ch s. Bienen- z ü ch t c r v e r e i u e abgehalteu werden, verbunden mit der Jahresversammlung der sächsischen Jmkerschafk, Dabei wird Professor Zander vvn der Erlanger Universität, der be deutendste Vertreter der deutschen Bienenzucht, einen Vor trag halten über zeitgemäße Fragen der Bienenzucht, Ein Besuch der reich beschickten Ausstellung, mit der auch ein wohlcingerichteter Lehrgarten für Bienenzucht vorhanden ist, dürfte auch für Lehrer und Schulklassen sehr lohnend sein. Altsozlallslen und Deuljchriari-iiale. Nach einer Korresponden^melduna hakt« tn de« a« Montag gescheiterten interfraktionellen Verhandlungen Ministerpräsident Helbt angetllndtgt, -ah er am Dten-tag von sich au» »in Kabinett bilde» würbe, tn dem -te «ltsozta- ltsten anher durch den Mttnsterprästdenten, noch durch einen weiteren, die anderen fünf RegterunaSparteten, einschließlich der Deutschnationalen, aber durch je einen Minister vertreten sein sollten. In der LanbtagSsttzuna am Dienstag ts» irgend- eine Mitteilung über die KabinettSsitzuna nicht erfolgt. Statt dessen sind tm Landtage rwet radikale Anträge «ingegangen, ein kounnunifttscher auf Auflösung und ein ltnkssvztaltftischer MtsttrauenSautrag gegen den Ministerpräsidenten Held. Das neu« Kabinett, dessen Geburt so kolossal« Schwierigkeiten macht, dürfte also keineswegs vor Donnerstag da» Sicht der Oessentltchkeit erblicken. Unter diesen Umständen ist eS von Wichtigkeit, nochmal» den Standpunkt der betden hauptbetelltgten Parteien, der Altsoztaltsten und der Deutsch- nattonalen. nach den Aeußerungen ihrer maßgeblichen Organe zu präzisieren. Die »Sächsische StaatSzeitung" macht da» de- merkenswerte Zugeständnis, daß dt« deutschnatto, »ale Auffassung als die von einer starken Partei vertretene unzivetfelhast geachtet werden müsse. Dann fordert sie aber zum richtigen Verständnis der Haltung der Altsoztaltsten ein Sich, hinetnversetzen t» die Motive dieser Partei, die sie folgendermaßen erklärt: „Der Kampf von links richtete stch fast ausschließlich gegen die A. S. P. S- Run soll die Koalition erweitert und damit der politische Kurs naturgemäß »ach rechts gedrängt werden. Unter solchen Umständen erkläre die A.«S.»P.»S.«AnhLnaer» schaft, wenn die Partei schon einmal die Kosten der Um stellung tragen solle, dann dürfe sie nicht ohne Einsluß in der Regierung sein. Denn wenn das Bürgertum tn dieser Re gierung mit fünf Ressortministern und sie nur mit einem Ressortminister und dem Ministerpräsidenten vertreten sei. könne man nicht von ungebührlichen Ansprüchen reden. Zu- dem müsse beachtet werden, daß der Ministerpräsident nie- malS Parteimaiin sein könne, da seine Tätigkeit sich tm Aus gleich der politischen Einstellungen innerhalb der Regierung erschöpfe. Ein Partelmann wäre als Mtnisterprästdent ein fach unmöglich. Man könne aber einem Ministerpräsidenten, der bereits mit den AiisgleichSaufgaben vollauf tn Anspruch genommen werde, nicht zumuten, ein Restart daneben zu übernehmen, das gleichfalls seine ganze Kraft beanspruche. Im übrigen fordere die Arbeiterschaft und insbesondere die Gewerkschaften Sachsens, daß daS ArbettSmtnisterium als selbständiges Ministerium erhalten bleibe, damit die wirt schaftlichen und sozialen Fragen der Mehrzahl der sächsischen Bevölkerung auch tn der Regierung eine ausreichende Würdigung erfahren." Der altsvztaltstische „B o l k S st a a t" schreibt: „ES ist doch so. daß durch die Hereinnahme der Deutschnationalen das Schwergewicht des bürgerlichen Teiles der RegierungS- kvalitton erhöht wird. Die A. S. P. S. stellt den Arbeiter- flügel dar,- wenn sie darauf bedacht ist, ein gewisses aus- reichendes Gegengewicht dagegen zur Geltung bringen zu können, so handelt es sich hierbei nicht um ParteiegotSmus, sondern um d t e e t n f a ch e N u S ü b u n g d e r P f l i ch t, d t e ihr den Arbetterinteressen gegenüber auf - er legt ist. So muß man das Problem sehen: wer ständig aus die zahlenmäßige Frakttonsstärke htnstarrt, bemerkt gar nicht den springende» Punkt, der bet diesen ganzen Verband- iungen zu beachten ist. Wenn die Deutschnationalen glauben, durch heftige Angriffe gegen die A. S, P. S. die Schwierig keiten überwinden zu können, so täuschen sie sich: die Politik der A, S, P. S. bietet wirklich keine Handhabe dafür, sie zum Sünöeiibock zu stempeln." Die Deutschnationalen haben noch eine weitere varteivffjzivse Kundgebung erlassen, worin sie eine objektive Ucbcrsicht Uber den gesamten Verlauf der Verhandlungen geben. Diese -eulschnalionale Erklärung hat folgenden Wortlaut: 1. Bei den Verhandlungen ImJanuar wurde den Deutschnationalen der Eintritt in die Regierung angeblich auS politischen Rücksichten auf die der A. S. P. D. nahestehenden Wähler verweigert. Damals erklärten sich die Dcutschnatio- nalen bereits grundsätzlich bereit, eine Negierung ge ni einsam bis zu den Altsozialisten bilden z u h e l f e n. Sie forderten damals eine Zusammenlegung der sieben Ministerien aus fünf und beanspruchten alS stärkste Fraktion das Innenministerium. 2. Nachdem die Regierung ohne die Deutschnationalen ge bildet war und letzteren durch de» bekannten Wechsel die bindende Zusage gemacht wurde, bis zum 1. Juni ihren Ein tritt in das Kabinett zu ermöglichen unter gleichzeitiger Er füllung ihrer Wünsche aus Zusammenlegung der Ministerien, «u»»e die deutschnational« Fraktion auf ihrer yordern,, nach fünf Ministerien und Zuweisung de! Jnnenmtnistertumsbeharren. ». Dt« bet de« setziaen Verhandlungen zutage getret«,«, Gchwterigkeiten veranlaHten dt« Deutschnationalen unter v«. rücksichtlguna der ihr von den übrigen Parteien mitgeteili«, politischen Bedenken, dt« Forderung auf da» Inn««, minist «rtnm fallen zu lasten: st« erklärten sich mit der Uebernahme de» völlig unpolitischen Mtrtschaft»mtni> stertum» unter veseyung desselben mit einem unpolitisch«, Minister (Krug v.Nidbas einverstanden, um den übrig«,, link» von ihr stehenden Fraktionen die angeblich vorhandene» politischen Schwierigkeiten au« dem Weg« zu räumen. L Nachdem auch aus dieser Bast» iBerringerung auf saust noch erheblich« Schwierigkeiten bet den übrigen Fraktion«, vorhanden waren, ging die beutschnationale Fraktion ein«, Schritt weiter. Indem sie stch bereit erklärte, es an dir Frage von fünf Ministerien nicht scheitern zu lasten und, nach, dem di« Volk»rechtpartei ebenfall» Anspruch aus «inen Mi- nistersitz erhob, eine Regierung, bestehend au»sech» Minist« rien. mttzumachen. wobei der Herr MinisterprSsi. denk Hel dt zugleich da» ÄrbeitSmtni stertum alt Ressort übernehmen sollte. k. Diesem VcrmittlungSgedanken schlossen stch sämtlich« Fraktionen, mit Ausnahme der Altsoztalisten.an, die unter allen Umständen zwei von sieben Mtuisterien für sich beanspruchten. Diese letztere Forderung der Altsoziallsten lehnten all« übrigen Parteien in gegenseltsgem Einverstünd- niS ab. 6. Go war die Sachlage am Sonnabend, dem 11. Iun t. Am Montag wurde überraschenderweise der Ver- mlttlungSvorschlag von sechs Ministerien einschließlich des Mi nisterpräsidenten überhaupt nicht mehr erwähnt, sondern unter allen Umständen die Forderung nach sieben Mini sterien, von denen die Altsozialisten nach wie vor zwei für stch beanspruchten, gestellt. In der Mon tagsitzung schlossen sich die Demokraten dieser alt-sozialistische» Forderung an. 7. Um aus der Schwierigkeit herauszukommen, warfen di« Deutschnationalen nochmals den Gedanken der Zusammen, legung auf fünf tn die Verhandlung. Der Herr Mlutster. Präsident hielt sür seine Perlon In rlner Erklärung eine organische Zusammenlegung auf füns durchaus für möglich, und zwar dergestalt, daß das Jnnenministe- rium mit dem Ministerpräsidenten in einer Person und das Arbeit», und Wirtschastvmlnisterlum in einer Person zu- sammentreten können. Da diese Erklärung des Herrn Ministerpräsidenten als ein fachmänntscheS Urteil zu werten war. erklärten sich dl« Deutschnationalen gemeinsam mit der Wirt schaftspakte! und der VolkSrechtpartei mit einem solchen Plane einverstanden, während die Deutsch« BolkSpartei diesen Plan für erwägenswert hielt und Sonderbesprechung wünschte. Gegen diesen Plan er- klärten sich offiziell die Demokraten und die Alt- s o z i a l i st e n. 8. Die Deutschnationalen ließen für den Fall der Verwirk, lichung dieses Planes die Forderung auf daS Innenministe rium unter diesen Umständen fallen zugunsten des Mtnlster- vräsidenten, um dadurch den LtnkSgruppen die Zu stimmung zur Einigung zu erleichtern. 9. Daß die d e »t s ch n a t l o n a l e Fraktion bei diesen Verhandlungen bis an die Grenze de» Möglichen gegangen Ist, muß jedem objektiv Urteilenden etnleuchtkn, Sie beschick» sich mit der Uebernahme eines unpolitischen RestortS, um alle früher von Linksgruppen geäußerten Be- denken zu zerstreuen und zugleich die Parität unter sämtlichen regicrunaSbeteiligten Parteien herziistcllcn. Sie betont noch mals, daß sie einem Kabinett von sechs Ministerien einschließ lich des Ministerpräsidenten unter Wahrung der Parität nie- mals Schwierigkeiten bereitet hat. Anderslautende Mitteilun- gen und Veröffentlichungen beruhen aus einer Entstellung der Sachlage. » Verhandlungen ohne Ende. Am DtenStag wurden die Verhandlungen wegen der Regierungsbildung sowohl zwischen den verschiedenen Frak tionen als auch tm interfraktionellen Ausschuß fast ununter brochen fortgesetzt, ohne daß sie biß zum Abend zu einem er kennbaren Ergebnis geführt hätten. «Srekl unll pISttvl vLWVL-^Lsodv Den Anstakt bildete eine eindrucksvolle Aufführung von „König Johann" im Bvchumer Stadt theater. daS als erste deutsche Bühne bei diesem Anlaß eine znklischc Darbietung sämtlicher Königsdramen bringt. Der offizielle B e g r ü ß n n g S a b e » d bot ein überaus fesselndes Bild. Reben dem Ttchterkopf Gerhart Haupt- inaiins sah man den Vertreter des thüringische» Staatömini- sterinmS Dr. Leuthäußer und die an Stelle ihres verhinderten Gatten erschienene Frau des Bürgermeisters Flvwer von Stratsvrd. Shakesveares Geburtsort. Sah zahlreiche „Pro minente" ans Kunst und Wissenschast, Industrie und Technik. Sah mit besonderer Freude in hundert Studenten und Studcnttnnen von zehn deutschen Universitäten die Vertreter der deutschen Jugend. Ter Vorsitzende der Shakespeare- Gesellschaft. Professor Tr. Deetjen, betonte in seiner An sprache die Verdienste Bochums und des Intendanten Tr. Saladin Schmitt »>» das Zustandekommen der weit Uber die Grenzen Deutschlands als Kiiltnriat gewerteten Fest- woche. Stürmischen Beifall fand unter den übrigen Rednern vor allem Frau Flower, die in deutscher Sprache Stratfords Tank übermittelte, der in den Worten gipfelte: „Shakespeare gehört der ganzen Welt, und die Engländer wissen, daß seine Werke nirgends so oft anfgeführt werden, wie in Deutsch land." — Ten ersten der fünf Festvorträge, die gemeinsam mit de» KöiiigSdramen-Aufführungcn „Shakespeare im Spiegel d e u t s ch e r Kultur" zeigen sollen, hielt Pro fessor Tr. Keller-Münster. Er behandelte „Shake- fpeareS Königsdramen" und uinriß tn klarer Form und in feiner menschlicher Würdigung der Beziehungen zwischen dem Dichter-Schauspieler und seinem Stoff die Ent stehungsgeschichte dieses Tramenznkliis. Interessant war die Auszehrung des Weges, den Shakespeare in Abweichung von Ehronologie der Geschichte in der Gestaltung seines ge waltigen Werkes ging. — Wesentliches über daS Verhältnis des Industriegebietes zu künstlerischen Ausgaben gab endlich die Begrüßungsrede des auf kulturellem Gebiete auch sonst sehr verdienten Oberbürgermeisters der Stadt Bochum, Dr. RuerS, dem die Universität Münster bet dieser Gelegen, heit das Ehrenbürgerrecht verlieh. Ruers stellte das Geistige als glelchberechtigte Forderung des Tages neben daS Mate- rtelle und betonte, das; gerade die Kunst über internationale Stahl- und Eisenabmachungen hinaus Brücken schlägt zum gegenseitigen Verständnis der Völker. 8. ch Dresdner Theatcr-Lplelvlan für hcnte. Overnha » S: „Carmen" >7». Schauspielhaus: „Wallenstetns Lager", „Die Piccolomini" <K8>. Albert-Theater: „Der Feld- herrnhügel" t^'81. Residenz-Th «ater: „Die Zirkus. Prinzessin" <148). Die Komödie: „Die Liebe wacht" s^8). Een trat-Theater: „Die Tugendprinzessin" s8>. -s- Alberi-Theaier. Der .Feldherrnhügel" von Roda Roda und Rößler bleib! tn der bekannte» Besetzung mit Roda Roda als KorpS- kominandanlcn auch iveiterhin ans dem Spielplan. ch Die Uraufführungen des DanztheaterS Laban, die die Deutsche Theaterausslellung Magdeburg am 17., 18. und 19. Juni veranstaltet, bringen drei ganz neue Werke der Tanzthcaterkunst und repräsentieren sich als auö- gesprochene Neugestaltungen. Das Grundprinzip dieser Werke ist die Gruppenkomposition, von der der Einzeltanz nur ein Teil ist. Zur Uraufführung gelangen zwei Werke. Zunächst das Tanzwerk „Titan", von seinem Schöpfer, Rudolf von Laban, als „Tanzchorwerk für Tanztheaterchöre" bezeichnet und als Gegensatz zu den chorischcn Spielen für Laien- bewegungschöre gedacht und mit einem Kammertanz zu dem Sextett Opus 20 von Beethoven verwoben. Das zweite dieser Werke ist ein choreographisches Tanzwerk für Gruppen und heißt „Nacht". Außerdem gelangt noch das „Ritter- b a l l e t t" zur Uraufführung, ein Tanzsptel nach historischen Motiven, das den mittelalterlichen Bewcgunassttl ver anschaulichen soll. Es hält sich rein tn den Grenzen des Tanz- Werkes, stellt also keine Pantomime bar. f* Knnstpläne der Jndustrichanptstabt Esten. Wie wir auS zuverlässiger Quelle erfahren, wird in Essen-Ruhr mit Begin des neuen Kunstivinters unter der Bezeichnung „Folk- wangschulen" eine engere Verschmelzung der bisherigen Kunstgewerbeschule mit der neu zu errichtenden Fachschule für Musik, Bewegung und Sprache beabsichtigt, die nach einem grvßziigig gedachten, einheitlichen OrganisattonSplan dem selben Grundgedanken — nämlich der Erziehung, Ausbildung und Ertüchtigung eines vielseitigen künstlerischen Nachwuchses — dienstbar gemacht werden soll. Im Zusammenhang damit steht die Berufung des neuen Essener OperndtrektorS Rudolf Schulz-Dornburg, der gemeinsam mit dem bisherigen stäbtt- schcn Musikdirektor Max Fiedler die Direktion der nenen Fachschule übernehmen wird. Angegltedert werden wettere selbständige Abteilungen, die sich au» der Gesamtstruktur des Institutes von selbst ergeben. Im Opernkörper der Stadt Esten gehen ebenfalls durchgreisende Veränderungen vor stch, und auch das Schauspiel steht im Begriff, einen grundsätzlichen Neuausbau zu vollziehen. s Sine Bahnbrechers« der Franenrechte gestorben. Eine der größten Borkämpserinnen der Frauenbewegung. Frau Victoria Chaplin Woobkull Martin, eine geborene Amerikanerin, starb dieser Tage in ihrem 90. Lebensjahr aus ihrer Besitzung Norton Park tn England. Ein romantische- und hochbedeutsames, wenn auch heute fast vergessene» Dasein hat damit geendet. Vor sechzig Jahren bildete ihr Auftreten daS Tagesgespräch der Vereinigten Staaten: das amerika nische Volk war in zwei Lager für und gegen sie geschieden, und die Aufregung erreichte ihren Höhepunkt, als sie vor 55 Jahren tm Namen der Frauenrechte als Präsidentschaftskandidat^ auftrat. Sie wurde zuerst dadurch bekannt, daß sie dem amerikanischen Kongreß eine Denkschrift einreichte, tn der stk auf Grund der amerikanischen Verfassung das Stimmrecht für die Frauen forderte. Im Jahre 1870 gründete sie die „Partei der gleichen Rechte", und zwei Jahre später wurde sie von 590 Delegierten, die 20 Staaten vertraten, als Kandidatin für di« Präsidentschaft ausgestellt. Sic unterlag, war tn ihrem Kampf für die Frauenrechte großen Verfolgungen anSgesetzt, wurde eingekerkert und litt dadurch schwer an ihrer Gesundheit. Sie sowohl wie ihre Schwester Tennessee waren Hellseherinnen und wurden deswegen angeklagt. Bet der Verhaftung brach Victoria bewußtlos zusammen, und daö Gerücht verbreitete stch, daß sie tot sei. Daraus entstand ein Aufruhr unter dem Volk: ihre Anhänger erklärten, sie würben die Regierung?- aebäube, Gefängnisse nnd Kirchen niederbrennen und zer stören. Als sie sich wieder erholte, ließ der Sturm nach, aber sie selbst war eine gebrochene Frau, die auch ihr ganzes Ver mögen verloren hatte. Sie ging nun nach England, wo sie ebenfalls sür die Frauenbewegung eintrat und -I« älteste Suffragette wurde. Bet Vorlesungen, die sie über daS Thema hielt „Der menschliche Leib — der Tempel Gottes", lernte sie einen angesehenen Bankier Biddulph Martin kennen, der sich tn sie verliebte und ihr seine Hand anbot. Seitdem lebte sie mit ihrem Manne in glücklichster Ehe auf ihrer Besitzung, und als er starb, übernahm sie die Leitung des großen Bank geschäftes. Daneben war sie noch immer für die Frauen- bewegung tätig und arbeitete an einer engen Verbindung der englischen und amerikanischen Frauen. Seit vielen Jahren lebte sie ganz zurückgezogen, aber Ne konnte noch beobachten, wie die Saat, die sie mitgesät hatte, aufging und reich« Ernte trug. s Da» Land mit de« meisten Acrzten. Nach einer «n Amerika ausgestellten Statistik haben die Vereinigten Staaten eine größere Anz>ahl von Aerzten aufzuweisen alS Irgendein anderes Land der Welt. Es kommen dort auf 100 090 Einwohner 188 Acrzte: tn Großbritannien sind eS 92. in Deutschland 51 un>d in Frankreich 35. ß Der dentlche Sprachatlas. Nach langer Vorbereitung»- arbelt gibt die Marburger Zentralstelle für den Sprachatlas de» Deutschen Reiches und deutsche Mundartcnforschung jetzt die 1. Lieferung de» Sprachatlas heraus. Lurembura ist tn diese dialektgeographische Ausnahme Deutschlands mit ein- bezogen: am verschiedenen anderen Gebieten des Auslands- beutschtnmS wird ebenfalls nach den Marburger Grundsätzen gearbeitet. AlS Grundlage sür -te Benutzung und Inter-