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71. Jahrgang. 271 Wtltwvch, 1». Juni l«r Gegründet 18SS vkabta»schM> Bmhet-hl«» D»«»»«« S«r»ivr»cbrr-S<mm>elmkm»«r, 2S 241 N« ttlr Nachl,«svr仫. 20011 M». Di» «Skr«« «mW«, Ml» b««»n«t: dt» etnivattt»« » «u» breite Am-'gm^rche: ^ " auirrbald soPIi. Onertenaebimr^ÜMl. A»«».B«itrüae „gen Borau«b«»abli>. SchrtM«ttmw «ld Lau»<aeILSii,k«llr! M«rie»ttras,» 38 42 Dr»» u. Brrla, von vie«s» ck Vetckardt tu Dresden Postscheck-Konto 1OSS Dresden Konciilor-si unc! ^sinbLcrksr'si /KIßrsel a«»»« »e0ei«e>»»»« H> v«>. KDS» ampkistilt «II» Sortsn k«I>»»t«» A»kk»«>r«»«I»»i» fssseksu f^suts ^ Okn <iSSRLplSl kriWMn ^iSLESSNl Ilonäitorei Limberg E»«a«» Stresst« 10 Zaisongemäße AiZgekr-än^e, «öiLspeisen, Eiskorlen Genfer Mnigung Wer die Sstkontrolle? Die zerstörten Festungswerke im Osten sollen -urch eine neutrale Macht besichtigt werden. Aerryorker Echo -es GUberl-Berichtes. - Englisch-französischer Kohlenkonslikl. — Dr. Eckener über die LuslschissplSne. Ein erstes Ergebnis? Paris, 14. Juni. HavaS meldet a«S Gens: I« d««tsche« Delcgationskreiseu erklärt «an. daß die Frag« der Ostbesesti« znngcn so gut wie gelöst sei. Die alliierte» Möchte seien iibcrcingckommeu. durch den Vertreter einer ne«, traleu Macht an Ort «ud Stelle die vorgenommenen Zer störungen feftstellcu zu lasse«. Wie der T.»N. aus Gens berichtet »ird. trifst diese Meldung in ihren Grnndzügen z«. doch mar eine Bestätigung der Einzelheiten non dcntscher Seite noch nicht zu erlangen. Das amtliche Komumnlquö. Gens, 14. Juni. Ueber die heutige Unterredung der süns Nächte der Botschafterkonferenz mit Dr. Strefemann wird folgendes offizielles Kommunique ausgegeben: «Die Vertreter non England. Frankreich. Japan. Italien, velgie» und Deutschland haben sich hcnte vereinigt, «m in einem GebankenanStansch über die politische Lage und die sie berührenden Fragen einzutrete«. Die Beratungen werden morgen sortgefetzt werben." An der Bcsvrechung, die um 5 Uhr nachmittags begann «nd bis gegen Uhr abends bauerte, nahm außer B r t a n d, khamberlain, Dr. Strefemann, Bandervclde und Scialofa auch der Vertreter Japans, Gras Jshti, teil. Wie von seiten der deutschen Delegation mitgeteilt wird, haben die heutigen Beratungen zunächst der allgemeinen politischen Lage gegolten. In der nächsten Besprechung am Mittwochnachmittag um 8 Uhr sollen die Deutschland und die Botschasterkonfcrenz betreffenden Fragen zur Erörte rung gelangen. Vor der Zusammenkunft der Außenminister am Nach mittag fand eine längere Unterredung zwischen Chamber- lain und dem polnischen Außenminister Zaleskt und zwischen Chamberlatn und Benesch statt. Ferner saßen am Nachmittag Zaleskt und Benesch in einer längeren Unterredung zusammen. I« der Memelfrage wurden die Erörterungen zwischen Ministerialdirektor Dr. Gauß und dem litauischen Ministerpräsidenten fortgesetzt. Eine Entscheidung über die endgültige Stellungnahme der deutschen Delegation zu der vom litauischen Ministerpräsi- deuten vorzulegenben Erklärung ist bisher noch nicht erfolgt. Die Erklärung wird weiter von den maßgebenden Stellen geprüft. Der VölkcrbundSrat wirb sich der Tagesordnung nach in seiner morgigen Gchcimsitzung mit der Memel- beschmerde befassen. Der Inhalt der heute der deutschen Delegation über mittelten Erklärung des litauischen Ministerpräsidenten, die dieser im Völkerbunbsrat abzugeben beabsichtigt, wirb vor- lausig noch nicht bekanntgegcben, bevor nicht eine abschließende deutsche Prüfung der Erklärung erfolgt ist. ES wird hierbei daraus htngewtesen, daß die Erklärung ein« nsstzielle Bindung der litauisch-« Regier»«- i« de» Hauptfrage« der Beschwerde des MemelgebieteS euthält. ES wird ferner darauf hin- gewiesen, daß es sich hierbei nicht um eine Angelegenheit »wischen Deutschland und Litauen, soiidern ausschließlich um eine solche des Völkerbundes zur Wahrung seiner Autorität handelt, da die litauische Regierung die von ihr Unterzeichnete Memelkonvention gebrochen hat und die Einhaltung der Mcmelkonventton bekanntlich unter dem besonderen Schutze deS Völkerbundes steht. JnderOstfeftungSfrage neigt «an setzt der Ansicht z«, daß eine Einigung hierüber so gut wie perfekt ist. dagegen bereitet die Frage der Herabsetzung der Rheinland- truppen sehr große Schwierigkeiten. ES besteht die ernfte Befürchtung. daß ans der gegenwärtige« Tag««« keine positive» Ergebnisse erzielt »erde«, souder« baß «a» lediglich — wie bisher stets — die formale Zusage einer wohlwollenden Prüfung der dentschcn Forderung machen wird, ohne daß damit die Gewähr sür eine tatsächliche Berücksichtigung der deutsche« Forderungen verbünde« wird. Rutzlan- zu -en Genfer Verhandlungen. Riga. 14. Juni. Wie aus Moskau gemeldet wird, haben die Nachrichten über die angebliche Forderung Englands in Genf, wonach die Sowjet-Union vom Völker- bunde ausgeschlossen werden soll, in Moskauer poli tischen Kreisen einen außerordentlich starken Eindruck gemacht. Es wird darauf hingewiesen, daß eine solche Forderung Eng lands die Ausnahme des offenen Kampfes gegen die Sowjet-Union bedeuten würde. Die Sowjet-Regierung würde nicht umhin können, auf die Annahme dieses Vor schlagcS durch die Mächte hin, diesen zu erklären, daß ihre Zustimmung zu dem englischen Vorschläge von der Sowjet Regierung als ein feindlicher Akt angesehen werden müßte. Wellpollklk lvoa unserem Italienische Wahrheiten über Gens. die Der Ro«. 14. Juni. Die italienische Presse verfolgt Genfer Verhandlungen mit großer Skepsis. „Messaggero" bestreitet die Nützlichkeit privater Unter Haltungen zwischen den Staatsmännern, indem er feststem, daß Europa nie so ««rnhig war. wie seit Versailles. Die Er klärung BriandS, daß die Locarnopolitik fortdaure, sei nichts als eine leer« Phrase, denn wen» eS mehr als eine Phrase wäre, dan« müßte heute das Rheinland geräumt sei«. Die Befreiung des deutsch«« Bodens »»» sremde» Soldat«« sei aber nicht erfolgt «ud werde nicht erfolge«. Frankreich werde bestenfalls einige Einheiten zurückziehcn, um deutsch« Zu- geständnisse im Osten zu erreichen, und England. daS früher Deutschland unterstützte, sei jetzt völlig umgeschwenkt, weil eS der „Ruflenfreunblichkeit" Deutschlands keinen Geschmack ab- gewinnen könne. Die Engländer, erklärt der »Messaggero machen aus ihrer Abneigung gegen Stresemann und seine Politik gar kein Geheimnis, denn ihr Grundsatz lautet: Die Freunde meiner Feinde sind auch meine Feinde. Die Räumung -es Saargebiels vollzogen. Saarbrücken, 14. Juni. In Ausführung des Beschlusses des VölkerbundSrateS vom IS. März d. I., -er für den Abzug der französischen Truppen au» dem Saargebiet und die Auf. stellung einer Bahnschutztruppe von höchsten» 800 Mann eine stritt von drei Monaten stellte, ist bas Saargebiet am 10. Juni, also terminmäßig. geräumt worden. Im Saargebiet befinden sich jetzt nur noch 8«ü Man» „Bahnfchntztruppen". vorläufig »och ausschließlich Franzosen. Noch im Laufe dieses MonatS werden aber 200 Franzosen zurückgezogen und durch 120 Eng. länder und 80 Belgier ersetzt werden, so baß auch der inter nationale Charakter der Bahnschutztruppen gewahrt ist. snnd.) « Genf, 14. Juni. Die gestern hier etngetroffene Saar- Delegation hat Dr. Stresemann eine Denkschrift überreicht, in der die Zurückziehung des belgischen Mitgliedes der Saar regierung und die Durchführung des internationalen Bahn- schuyes auf Grund deS Beschlusses deS VölkerbundSrateS vom März dieses Jahres gefordert wird. Ferner wird auf die schwere Wirtschaftslage des SaargebictcS hingewicscn, die nur durch eine Vereinigung des SaargebietcS mit Deutschland endgültig behoben werden könne. Wellnolhilfeverband. verli«, 14. Juni. Am 4. Juli tritt in Genf eine inter nationale Staatenkonferenz zusammen, um die Errichtung eine» WeltnothtlfeverbandeS zu beschließen. Der Verband hat den Zweck, bet Katastrophen wie Erdbeben, großen Ueber- kchwemmungen usw. die Hilfeleistung international ,« organi- fieren. Vom DölkerbundSrat ist Deutschland gebeten worden, den Vorsitz der Konferenz zu übernehmen. Auf Vorschlag der RetchSregierung ist der früher« Reichsminister deS Innern Dr. Külz vom VölkerbundSrat zum Präsidenten -er Konferenz ernannt morden. IWTB.j Englan- gegen Frankreichs Kohlensperre. London, 14. Juni. Die starke Beschränkung der Einfuhr englischer Kohlen nach Frankreich, die fast einem Verbot gletchkommt, hat in England einen sehr ungünstige« Eindruck hcrvorgernfen. Die Regierung gab im Unterhaus« be- könnt, daß sie ernsthafte Vorstellungen bei der fran- »ösischen Regierung erhoben habe,' jedoch lasse sich eine enb- gültige Erklärung noch nicht abgeben. I« konservative« Kreise« «mrb« angercgt, die Einfuhr fra«, »fische, Wet« e ,« «uterbinden, wenn Frankreich die englische Kohle anssperrt. Ma« rechnet damit, daß die französische Ei«f«hr» sperre 4SVV0 englische Bergarbeiter brvtlvS mache« »llrde. Sine Grube in Wales hat bereits VOM Arbeitern gekündigt. DSMger Bruch zwischen Südslawien «n- Albanie». Belgrad, 14. Juni. Der albanische Gesandte in Belgrad TsenaBeghat heute seine Pässe erhalten; er wird Belgrad morgen abend verlasse«. Die jugoslawischen Konsuln in Walona, Skntari und Kortcha haben Anweisnng erhalten, das albanisch« Gebiet z» »erlassen. Der Abbruch der diplomatischen Beziehung«» zwischen «lbanie» und J«g»sla»ie» ist damit vollständig geworde». tW.T.V.) in Gens. Genfer Korrespondenten.) dl- Genf, den 14. Juni. DaS politische Wetter ist in Gens zurzeit schlecht: Mau steht hier in einem Zeichen, das aus einem Mischmasch von neuer Latente coräiale gegen deutsche Wünsche und Not- Wendigkeiten» von englisch-russischem Bruch und manchen anderen Spannungen besteht. Man hat seit einiger Zeit begonnen, hie Ratssessionen gewissermaßen in zwei neben einander hergchende Konferenzen auszuteilen, von denen die eine, eigentliche, als eine Art Vorwand für die andere, die weltpolitische, angesehen wird. Das mag so den An schein haben, solange auf dem offiziellen Programm über haupt keine politisch richtigen Punkte stehen, was dieses Mal entschieden nicht zutrifst. Es zeigt sich im Gegenteil da» gänzliche V e r w a ch s e n s e i n der beiden Teile, aus denen eine Ratssession besteht, und es würde besonders jetzt einigermaßen schwer sein, den im Palais Mon Repos alS Behörde amtlich hantierenden Völkerbundsrat von jene» Körperschaften aus Ministern zu trennen, die sich im Beau Rivage und andern Hotels zusammensindcn. Das große Kollegium deS grünen Tisches muß allgemein als Verdrei fachung und Vervierfachung der Kräfte angesehen werden, die in Hotelzimmern einander gegenüberstellen. Diese maßgebenden Führer der europäischen Politik be schäftigt in diesen Tagen Allerhöchstes. ES beschäftigen sie Dinge, die ihre Schatten schon lange auch in Gens voraus- schtckten und von denen sowohl die Franzosen als die Eng länder mit ruhigem Gewissen sagen, ihnen müßten sich all« praktisch nähcrliegenden Probleme, vor allem auch die au» »West-Locarno" resultierenden, unterwerfen und unterorbnen. Das hat man in Genf schon lange merken können, und zwar an dem Umstande, daß scheinbar sämtliche Direktive» für die Presse, die sonst immer in bemerkenswerter Gründlichkeit aus Paris geliefert werben, so gut wie ganz auSblieben. Die Rheinlandfrage ist nie auch nur im geringsten erwähnt worden. Das gleiche gilt von der schwebenden Kontroll frage wegen der Zerstörungen der Ostfestungen. Man hat in Genf eigentlich nicht einmal vernehmen können, daß eS sich um neue Umbiegungen des Rechtes, um neue künstliche Er schwerungen handle. Lediglich das eine ist breitgeschlageu worden, daß Frankreich alle rechtlichen Handhaben besitze, um in Deutschland eine neue Art von Kontrolle auS- zuüben. ES liegen gewisse Strömungen vor, die darauf hin- zielen, die entsprechende Verpflichtung Deutschlands »als noch nicht erfüllt" erscheinen zu lassen, und in der Tat glauben mir aus zuverlässiger Quelle zu wissen, daß ma« e» in Frankreich als ganz gerechten und natürlichen Zustand betrachtet, gegenüber Deutschland auch die selbstverständlichsten und vertraglich fcstgclcgten Verpflichtungen nur gegen neue Kompensationen einzuhalten. Es wäre schwierig, zu sagen, was »man" in Genf bezüglich der Meinungsverschiedenheit über das Schluß- Protokoll denkt. Wer mit Franzosen spricht, sicht sich sofort in die umfangreichsten politischen Gespräche verstrickt, die mit den Ostfestungen und deren vollzogenen Zerstörung nicht das geringste mehr zu tun haben, dagegen erhärte», wie sehr Frankreich eine deutsche Bindung im Osten, analvg derjenige« tm Westen, als unbedingt zu erreichendes nächstes Ziel vor» schwebt. Augenblicklich gehen diese Bestrebungen zu einem Teil mit denjenigen Englands parallel, wie ein viel ,» wenig beachteter Artikel Henry de Jouvenel» gezeigt hat. Außerdem zeigen dessen Acußcrungcn auch, um was sich ein gegenwärtig noch wenig an der Oberfläche liegender, aber äußerst wichtiger Meinungsaustausch zwischen Frankreich und England dreht. Der englische Bruch mit Rußland, der in Genf selbst- redend den Grundton angibt, ist sür Jouvenel. „den nächste» Außenminister Frankreichs", eines der willkommensten Errtg. Nisse: denn er bietet Gelegenheit. England endlich die großen Dienste zu leisten, die Frankreich leisten muß, um England an den Wagen seiner europabcherrschcnden Ziele zu spannen. Es ist kein Zufall, baß die Einkreisungspläne gegenüber Ruß- land nun auf einmal in ihren schärfsten Formen in Frank reich geprägt werden. Es handelt sich um nichts anderes» als «m die Zusammenfassung aller im Völkerbund vertrete« neu Staate« zu einem gewaltige« antirnssischen Block. AuS diesem Grunde muß auch der letzte Nest des europäischen GlcichgcwichtSprinzips verschwinden, eben derjenige, den Eng. land noch vertritt. Der Preis für England ist die französische Hilfe im Lebenskampf Englands gegen Rußland. Hierbei handelt eS sich nicht bloß um direkte Hilfe FrankpctchS, eS handelt sich vielmehr darum, baß England mit skrupelloser Mitarbeit Frankreichs rechnen darf im Bestrebe«, de« Völker bund zu« aktiv antirnssischen Machtsaktor werde« z« lasse«. Jouvenel ist der Ansicht, baß England Deutschland» Wieder»