Volltext Seite (XML)
«.IW»«*. z«ttav, i». September i»R» Lra-taoschrtsti «achricht« »re«den tzernIvrecher-Sammelimmmer; «SitI Kur für «achtoelprLche «r. »0011 GchrlsUettung «. -aupt»eIchLs«»stelle: Lresden - A. r, viarienstrabe »«/«» «e,ug»»e»ü-r I« Ulgllch »wetm-Nger Zustrllun, »ona«tch ».-0 VN. (rtnl-httetliq « Vs» für !lrL»erlohn>, durch Oosibe,»» >.t0 MI. einlchlletltch « VI». Postgebühr lohn« Postjustellimoioebüh«, dri »mal wdchenllichem Versand, «tnjelnummer lo PI»., außerhalb Lretden« ld PI», «njelgen. prelle: Lte einlpalllge »0 mm breit« Zelle »» Psg., für aulwLrl« 10 PI». gamllten-n,eigen und klellengeluche ohne «aball l» Psg., außerhalb »b PI»., die so mm breite «eName,elle ivo Psg.. außerhalb SbO PI» vsserlengebühr »o PI» «uSwLrllge «lustrLge ge»en vorautberahlung Druck u. Verlag: Liepsch t «elchardt, Dresden. Postscheck.plo. io«« Dreide» ßiachbruck nur mll deutl.Quellenangabe (DreSdn. Nachr.l »uILIst». Unverlangt« echrlltslück« werden ntch: aulbewahrt Reichskanzler Brüning am Scheidewege Landbund und Stahlhelm fordern Rechtskurs vradtmalcknng n»,»r»r L«rl1o»r Solrrlttloltung Berlin» 18. Sept. Die Debatte über die künftige Gestal tung der Reichsregterung wird immer lebhafter, und die Zahl der gewichtigen Stimmen, die die Meinung vertreten, daß man den Sinn der Wahlen nur durch die Bildung einer RcchtSregterung unter Einschluß der National sozialisten entsprechen kann, mehrt sich so stark, daß es dem Reichskabtnett, besonders dem Reichskanzler Brüning, bet unbefangener Prüfung dieser Stimmen kaum noch schwer sollen kann, sich darüber zu entscheiden, wo er seine künftige Mehrheit suchen will. In den Kreisen, die einer Regterungs- beteiligung der Nationalsozialisten den Weg verbauen möchten, spürt man auch ganz gut, das, die ruhige Abwägung -er Gründe, die für ober gegen die Große Koalition, für oder gegen Anteilnahme der Nationalsozialisten an der Negierung sprechen, die Waagschale zugunsten der Einbeziehung der Nationalsozialisten in die Negierung erheblich steigen läßt. Eine Folge dieser Einsicht ist aber nicht etwa die Anerkennung der Bildung einer starken Rechtsregierung, sondern viel mehr ein Trommelfeuer übelster Verleumdungen gegen die Nationalsozialisten. Während man auf der einen Seite die Rede, die Hitler in München gehalten hat, als eine Erklärung für ein legales und verfassungsmäßiges Vorgehen der Nationalsozialisten ausfaßt, bemüht man sich aus der anderen Seite, durch Zitie rung phantastischer kommunistischer Meldungen den Eindruck zu erwecken, als ob die Nationalsozialisten bereits einen Putsch vorbereiteten. Man druckt aus der kom munistischen Presse (!) die Behauptung ab, daß die Nationalsozialisten hinter den Kulissen einer legalen Tätig keit militärische Vorbereitungen treffen, und be hauptet weiter, daß die Nationalsozialisten eigens zu diesem Zwecke ihre Zentrale von München nach Berlin verlegen wollten. Der Zweck solcher ausgemachten Albern heiten ist ganz offenkundig,- festgestellt sei nur, daß von einer Perlegung der nationalsozialistischen Parteileitung von München nach Berlin keine Rede ist. Aber diese Ver suche, die Nationalsozialistische Partei zu diskreditieren, um nur die Bildung einer starken Rechtsregierung zu hindern, erweisen sich als kindische Mätzchen, wenn man die Stimmen betrachtet, die auch heute wieder für die Rcchtsregierung sich aussprcchen. So besaßt sich August Dinnig. der frühere Oberpräsident Ost- preuhens, ei» Mann, der auS dem sozialdemokratischen Lager kam, aber die vollkommene staatöpolittsche Unfähigkeit seiner Partei erkannte und ihr den Rücken kehrte, in einem Aufsatz mit der geradezu gebieterischen Notwendigkeit der Schaffung einer Rechtsregierung, wenn Deutsch land nicht vor die Hunde gehen soll. „Man darf", so erklärt Wtnnig mit Nachdruck, „die Frage der Rechtsrcgierungö- bildung nicht aus dem Gesichtspunkt der augenblicklichen Be quemlichkeit betrachten und behandeln. Man darf nicht an die Bequemlichkeit, sondern muß an die deutsche Notwen digkeit denken." Winnig geht ausführlich auch aus die Gründe ein, die für die Regierungsbeteiltgung der Natio nalsozialistischen Partei sprechen. Auch er hebt hervor, daß die Entscheidung nur noch beim Zentrum liegt. „Es ist klar, daß sich dort Bedenken und Widerstände gegen die Nechtskaoltttvn, besonders gegen die Verbindung mit den Nationalsozialisten, häufen. Das Zentrum hat sich mit der Sozialdemokratie verbinden können. Auch da waren zunächst heftige Widerstände zu überwinden. Sie schwanden, weil die Sozialdemokratie eine politische Macht wurde. Das Zentrum ist eine christliche und nationale Partei, in der viel konservatives Gedankengut gehegt wird. Wie es damit sein enges Bündnis mit der Nachkriegs- so z t a l d e m o k ra t t e vereinbaren kann, mit der Partei, die unter der Herrschaft einer kirchrnfeindlichen, verhetzten und dem Staate abtrünnig gemachten Masse steht, ist eine Lache, die das Zentrum vor sich zu verantworten hat. Irgend ein Opfer bringt jede Partei, die sich mit einer anderen ver- lündct. Nur sollte man glauben, baß es für das Zentrum nicht größer, sondern kleiner wäre als jenes, das es bei seinem Zusammenschluß mit der Sozialdemokratie brachte. Bei den Nationalsozialisten handelt es sich nicht nm eine staatsfeindliche» sondern dem Staate leidenschaftlich zn- gctane Masse, und eS handelt sich um keine Partei» die dem Gottesglauben den Krieg erklärt hat» sondern nm eine, deren religiöser Kern nicht bezweiselt werden kann. Eine Partei, die sich um die Wiedereinführung des Schul- gebctes bemüht, sollte für das Zentrum eher koalittonsfähig sein als eine andere, die nicht ohne Erfolg die Entchrtstlichung der Schule betreibt. Bei den Nationalsozialisten ist der leiden schaftliche Wille zum starken Staat. Ihre sechs Millionen Stimmen sind ein Schrei der Empörung über ein System der Staatspolitik, das erst ein künftiger Geschichtsschreiber in seinem ganzen Tiefstand darstellen kann." Dem Eindruck einer so vorurteilslosen Argumentation wird man sich auch beim Zentrum nicht entziehen können, selbst wenn, wie es der Fall ist, bet einigen führenden Persönlichkeiten dieser Partei persönliche Antipathien gegenüber der National sozialistischen Partei . bestehen. Auch die „Deutsche Tageszeitung", ein Organ» dem man kaum wird »achsagen könne», daß e« den Nationalsozialisten in besonderer Liebe verbunden sei, betont heute unter Bezug auf die Rundfunkrede des Neichs- innenministers Wirth die Notwendigkeit, die National sozialisten nicht außerhalb der Kombinationen zu lassen, die sich um die künftige Negierung drehen. „Auch wir halten die Festlegung Dr. WtrthS gegen die Nationalsozialisten für vor eilig und taktisch unklug. Sie läßt nämlich die nicht ganz unbeachtliche, nüchterne Tatsache außer Betracht, daß eine Große Koalition bei der bekannten Einstellung der be- russstänbtschen Parteien, wie Wirtschaftspakte« und Landvolk, schon rein zahlenmäßig unmöglich ist. Sie geht aber auch an der anderen Tatsache vorbei, daß als Wahlsiege! nun einmal die Nationalsozialisten anzusehen sind, und daß nach demokratischem Prinzip die Stimme des Volkes den Ausschlag gibt. Warum will man die Hoffnungen des Volkes enttäuschen? Warum nicht den Nationalsozialisten die Möglichkeit geben, zu zeigen, was sie praktisch leisten können?" Die Zahl der Pressestimmen, die sich für die starke Rcchtsregierung aussprechen, ließe sich beliebig vermehren. Sie alle betonen, daß der im Wahlkampf unterlegene Dr. Brüning den Willen des Volkes, der durch die Wahl kund getan wurde, nicht ignorieren dürfe. Zu diesen Pressestimmcn treten weiterhin die mahnenden Stimmen wirtschaftlicher Organisationen. So hat der Gesamtvorstand des Brandenburgischen Landbundes folgende Entschließung angenommen: „Der Brandcnburgtsche Landbunü begrüßt auf das lebhafteste den Ausgang der Wahl als ein sichtbares Zeichen dafür, daß das deutsche Volk eine entschiedene nationale Schwenkung gegen den Marxismus vorgenommen hat. Er erwartet auf das bestimmteste, daß parlamentarisch die Folgerung im Reich und in Preußen aus diesem Wahlergebnis gezogen wird." Eine Negierung, die den Anspruch darauf erhebt, vom Willen des Volkes getragen zu sein, wird diese Stimmen nicht übersehen und überhören dürfen, wird es um so weniger tun können, wenn sie sich darüber klar ist, daß die Nechtsfront, die jetzt in den Reichstag einzieht, stark genug ist, um auf außer parlamentarischem Wege einer schematischen Parlaments taktik entgegentreten zu können. Der „Stahlhelm" hat bereits die Einberufung des Rcichsausschnsses für das deutsche Volksbegehren ver langt. In diesem Zusammenhang sind Ausführungen im Organ des „Stahlhelms" von großem Interesse, in denen eS u. a. heißt: „Wir können uns eine Errettung Deutschlands im Sinne der inneren und äußeren Freiheit, die unser Ziel ist, nicht vorstellen als auf parlamentarischem Wege erreich bar. Wir Frontsoldaten eines Weltkrieges und die Jugend, die den Weg zu uns fand, bleiben nach wie vor die letzte Reserve, wenn deutlich wirb, daß alles aus sei. Wir können uns aber gewiß vorstellen, und wir hoffen, ja, mir erwarten es, daß diese neue, in sicheren Führerhänden liegende Rechte mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln herausholcn wirb, was herauszuholcn ist." Es leuchtet ein, und es sollte auch in der Reichskanzlei beachtet werden, baß eine derartige Reserve eine wertvolle Rückenstärkung für die Rechte abgibt. Was die Position deS Reichskanzlers aber schwer er schüttern kann, ist der Umstand, baß sich auch tn der Deutschen Volkspartet Widerstand dagegen bemerkbar macht, die vorhandene Mög lichkeit einer Rechtsregierung von Anfang an auszuschalten. Zwar hat sich der Parteiführer Dr. Scholz dem Reichs kanzler darin angeschlossen, daß man eine Kombination mit den Nationalsozialisten nicht in Betracht ziehen solle, aber Dr. Scholz scheint schon jetzt aus Schwierigkeiten zu stoßen, und diese Schwierigkeiten gegen seine Stellungnahme und gegen sein Eingehen auf die Wünsche des Reichskanzlers dürften sich bedeutend erhöhen, wenn bte volksparteiliche Reichstagsfraktion selbst darüber zu befinden haben wird, in welche Art von Rechtskoalttton sie einbezogen zu werden wünscht. Nach dem, was an den amtlichen Stellen Berlins z« hören ist» will der Reichskanzler Brüning ernst hafte Verhandlungen darüber, welche Parteien zur Unterstützung seines Arbeitsprogramms und seines Regiernnaskurses in Betracht kommen könnten, erst in etwa drei Wochen beim Zusammentritt des nen- gewählteu Reichstages führen. Daß sich Deutschnationale und National sozialisten bisher noch nicht darüber geeinigt haben, wie sie künftig zusammenarbetten wollen, liegt lediglich daran, daß so kurze Zeit nach der Wahl die führenden Persönlich keiten zunächst noch mit anderen Dingen beschäftigt sind. Eine Einigung wird aber spätestens beim Zusammentritt des Reichstages herbeigefitbrt werden. Ob sie tn einer FrakttonSgemetnschaft bestehen wirb, oder ob man sich mit einer Arbeitsgemeinschaft begnügen wird, ist eine Frage, deren Lösung durchaus nicht so brennend ist, wie man eS in gewissen Ltnksblättern hinznstellen sich bemüht. Die Einstellung einiger nationalsozialistischer Blätter — gedacht ist hierbei auch an den „VölktschenBeobachter" —, o versichert man uns von maßgebender national- oztaltsttscher Sette» wirb auf keine» Fall ein Hindernis dafür bilden, eine beide Teile zufriedenstellende Regelung des Zusammengehens zwischen Deutschnationale» und Nationalsozialisten herbetzuführe», Fetzt ist es Zeit! Wie der Stein, der in einen Ameisenhaufen fällt, so hat das deutsche Wahlresultat im Auslande gewirkt. Die euro- pätsche, ja, die Ruhe der Welt ist dahin. Der deutsche Riese» der sich durch Jahre hindurch stumm und geduldig schinden und quälen ließ, zeigt ein Knurren, er beginnt sich zu recken. Man weiß jetzt, daß die uferlose Erfüllungspolitik der Kabi nette der Groben Koalition von der Mehrheit des deutschen Volkes abgelehnt wird. Gegen Versailles und gegen den Z-oungplan, für Revision der deutschen Ostgrenzen, für be dingungslose Rückgabe des uns widerrechtlich vorenthaltenen Saargebiets, Rüstungsausgleich oder Abrüstung der übrigen Mächte, Wiederherstellung der vollen Souveränität unseres Vaterlandes, weitgehende, den deutschen Lebensnotwendig- keitcn gerecht werdende Erleichterungen der Tributlastcn, Kampf für die Lebensrechte der deutschen Minderheiten, wo immer sie sich befinden, Schutz für das bedrohte Danzig und das Memclgebiet, — das sind die außenpolitischen Forderun gen, die das deutsche Volk mit diesen Protestwahlen dem Aus lande zugerufen hat. Und das Ausland hat diesen Zuruf wohl verstanden. Ja, es hat zu einem überwiegenden Teil begriffen, daß dem deutschen Lebenswillen Ge nüge geschehen muffe, will die Welt nicht selbst schweren Schaden leiden. Diese Wahlen waren ein Fanal, und bas wird ihre große Bedeutung für kommende Jahre sein, ein Weck- und Warnruf, daß in der Mitte Europas ein großes Kulturvolk an den Ketten von Versailles und an den blut saugerischen Tributen dahtnsiecht. Ueber Nacht ist, was wir auf Grund unserer bisherigen überängstlichen außenpoliti schen „Führung" uns nicht hätten träumen kaffen, durch die spontane Willenskundgebung des deutschen Volkes, vom Auslände selbst die Nevisions- und die Tri butsrage aufgerollt worben. Was wir längst auf jeder VvlkerbundStagung, auf jeder internationalen Kon ferenz hätten aussprcchen müssen, sprechen jetzt ausländische Blätter mit einer Offenheit aus, die wir nie für möglich ge halten hätten. Ein Zeichen dafür, wie lange, lange das Aus land vergeblich darauf gewartet hatte, von dem Geschundenen zu hören, daß er geschunden wird. Am deutlichsten, frei mütigsten, ja schonungslos sagt die amerikanische Hear st presse ihre Meinung. Kein Deutscher hätte den Versailler Unfrieden bester brandmarken können wie sie. Dumm, brutal, verbrecherisch, das sind die amerikanischen Prädikate für das Diktat. Und dann die Warnung an Europa: treibt das ausgcblutete Deutschland nicht in die Hände des Bolschewismus. „Jetzt ist es Zeit, die Torheit und das Verbrechen des Versailler Vertrags ungeschehen zu machen. Es wird zu spät sein, wenn sich Deutschland wirklich Rußland und der bolschewistischen Politik zuwendet." Was die deutsche Politik versäumt hat, immer wieder der Welt in die Ohren zu rufen, wird hier in prägnanten Sätzen aus gesprochen. Die Welt hat keinen Nutzen von der bisherigen Drangsalierung Deutschlands, aber Weltwirtschaft und Welt frieden können eines Tages einen furchtbaren Scha den erleiden, wenn man mit der bisherigen Blutsauger politik Deutschland in den Bolschewismus treibt. Aber nicht nur in Amerika, auch im zweiten angelsäch sischen Weltstaat, tn England, erheben sich ähnliche Stim men. Der „Manchester Guardian" erklärt die Wahl für eine „Folge der Behandlung Deutschlands seit dem sogenannten Frieden." Man ist jenseits des Kanals nicht verwundert, man spricht nicht wie unsere unverbesserliche und eng stirnige Linkspresse von einer Bedrohung des Weltfriedens durch die deutsche nationale Bewegung, sondern man zieht sehr kühl die einzig richtigen Folgerungen, daß eine Revision der Friedensverträge unvermeidlich geworden sei. Man gesteht sogar Hitler zu, daß seine Reden einen vorzüglichen Eindruck gemacht hätten. England kommt bas Erstarken des Widerstandswillens in Deutschland ja nicht ungelegen. Das hat der scharfe Vorstoß des englischen Außenministers Hen- derson in Genf in der Abrüstungsfrage bewiesen. Mit unerbittlicher Schärfe hat er den Völkerbund auf die Ver pflichtung, mit der Abrüstung endlich einmal ernst zu machen, hingemicscn. Die Aufgabe der deutschen öffentlichen Mei nung ist es nun, Hcndcrson dahin zu ergänzen, daß ein großer Teil unserer Tribute, entgegen den Abrüstungsver- sprcchungen von Versailles, zur Finanzierung des französischen Militarismus verwendet wird. Auch Neuis: ver - Nrattkalirer 5e1te 9 unä 10