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>1» Ar. 2SZ Sel-l 3 1«. Z»n« 1S27 „L/TeBvnkL ^LaLyruyTEi» Autzlanü am Wendepunkt. Sturmzeichen in Moskau. l»-o unsere« «toskauer «orr»sp»»den«»n.> «»«kn«. IS. Sunt 1027. Die Spannung in Moskau wächst mit jedem Tag. Da» Von »Gegenrevolution* ist plötzlich wieder in aller Rund«. Ueberall hört man, baß kommende große Ereignisse »ln der Luft liegen*. Da» äußer« Bild der Stadt ist wieder daß der Revolutionszeit. Ungeheure graue Massen durch, ziehe» unaufhörlich die Straßen. Ueberall Polizei und Trup. pen. Die Elttetruppen der Sowjetregterung, die Formationen »zur besonderen Verwendung*, wie die Truppen der G. P. U.. -er früheren Tscheka, offiziell heißen, bilden einen dreifachen Kordon um dt« polnische Gesandtschaft. Die Erregung ist u». geheuer. Der bargerltche Firnis der letzten Jahre ist »erfchwuudeu. Der Ton der Zeitungen erinnert wieder an 1018. Kein Wort mehr von ber Konsolidierung im Jnlande, wovon noch vor kurzem so viel bi« Rede war. auch nicht» mehr über die beginnende friedliche Ausbaupertob«. Dafür aber wieder blut rünstige Artikelfanfaren gegen dt« »ärgsten Feinde der Sowjetunion*, die Weißgardisten, dt«, wie vor neun Jahren, ihr Haupt erheben. Auch die Regierung ist nicht mehr nur ein Komplex von Verwaltungsbehörden, sondern wieder Generalstab der Revolution. »Kreml*, stand al» Unterschrift unter dem terroristischen Aufruf der Regierung nach den Attentaten in Leningrad und Minsk. Der Kreml ist. wie 1017 und 1018 da» Smolny-Jnstttut in Petersburg, wieder zum Symbol -er roten Diktatur geworben. Wie ist e» soweit gekommen? Trotz der scharfen Kontra- verse mit England standen die ersten Monate des Jahres 1»S7 im Zeichen einer fortschreitenden Annäherung Rußlands an Europa. Die Regelung des Konflikts mit der Schweiz und die Beschickung der WeltwirtschastSkonserenz erössneten bis- her ungeahnte Perspektiven für «ine Zusammenarbeit zwischen dem kommunistischen Sowjetstaat und der kapitalistischen Um- weit. Der Mißerfolg in Genf, der Bruch mit London und vielleicht in noch weitaus größerem Maße die Schüsse von Warschau haben diesen Annäherungsbestrebungen «in brüskes Ende bereitet. ES muß offen ausgesprochen werden: der Glaube an die Möglichkeit von Kompromissen mit der bürger- lichen Umwelt, an ein Zusammenarbeiten der zwei entgegen, geletzten Wirtschaftssysteme, ist in Moskau in schnellem Schwinden begriffen. Man glaubt vielmehr, daß da» Verhält, nis zwischen Sowjetrußland und Europa in eine Phase ein. getreten ist» deren Zeichen auf Krieg deuten. Daraus erklärt sich auch die immer schärfer werdende Sprache gegen Polen, obgleich die Warschauer Regierung ganz offensichtlich bestrebt ist, einen offenen Konflikt zu vermeiden. Auch gegenüber England, von dem, wie die »Prawda* sagt, »alles Gemeine und Niedrig« in der Außenpolitik hcrrührt", manövriert man sich in Moskau mit einer gefährlichen Schnelligkeit in «ine Position hinein, in der. um wieder ein »Prawda*-Wort zu gebrauchen, »die Kanonen manchmal von selbst schießen*. Immer wieder muß aber darauf hingewiescn werden, daß die Sowjetregterung keine« Krieg will, nicht au» Pazifismus, sondern weil man glaubt, gegenwärtig für den Krieg nicht genügend vorbereitet zu sein. Die letzten Tagesbefehle Worvschilows. des Kriegskommtssars, nach seiner Inspektionsreise durch Rußland waren zwar des Lobes voll sllr die ausgezeichnete Stimmung der Truppen, enthielten aber auch viel ernste Kritik ber noch vorhandenen Mifzstänbe aus dem Gebiete der Ausbildung, der Disziplin und der Aus. rüstung. Ueberaus bemerkenswert ist, daß ein gewisses Ge- sühl der Unsicherheit anscheinend auch in den Reihen der Roten Armee herrscht. Mit großer Sorge wie» neulich die »Prawda* darauf hin, baß in der Roten Armee ber Gegner überschätzt, die eigenen militärischen Möglichkeiten aber stark unterschätzt werden. „Die Soldaten der Roten Armee*, schrieb das Blatt, »glauben, daß sie im Falle eines Krieges den Feinden nur mit Flinten und Maschinengewehren werden entgcgentreten können, während der Gegner mit allen neuesten Errungenschaften ber Kriegstechnik ausgerüstet sein wird.* In den letzten Tagen und Wochen ist jedoch ein ge. sährlicheS Anwachsen kriegerischer Stimmungen zu verzeichnen. Die außenpolitischen Momente treten aber immer mehr hinter der Zuspitzung ber inneren vage zurück. Die Hinrichtungen durch die G. P. U., das Wieder- ausleben des roten Terrors unter Umständen, die an die vlutwelle 1018—1020 immer stärker erinnern, hat den bürger. ltchen Van«, der zum großen Bedauern gewisser Parteikreile aus dem revolutionären Elan der proletarische» Diktatur seit Genua gelastet hat, gebrochen. Die mit Rücksicht aus bas Ausland erzwungenen politische» Hemmungen sind ver schwunden. Die »Prawda* fordert «grausame Maßnahmen* gegen den »inneren Feind*. Das »Schwert der proletarischen Diktatur* ist wieder aus der Schelde gezogen worden, und. wie die über Nacht vollzogenen Hinrichtungen gezeigt haben, «S ist in den Jahre» der »Atempause* nicht verrostet. Die gegenrevolutionäre Gefahr wirb überaus ernst genommen. DaS »schnelle Anwachsen der ber Sowsetregierung aktiv feind, lichen Ideologien*. baS die »Prawda* offen zngtbl, erscheint im Zusammenhang mit der Verschärfung des Konflikts zwilchen Parteimehrheit und Opposition besonders gefahrdrohend. Es wäre daher falsch, den Rückfall in den roten Terror als eine isolierte Maßnahme zu betrachten. Die Regierung ist viel- mehr fest entschlossen, rücksichtslos gegen die Gegenrevolution vvrzugehen. Vieles, beinahe alles spricht dafür, daß Sowjetrußland an einem entscheidenden Wendepunkt angelangt ist. Die Lage erinnert stark — der Vergleich braucht nicht bis zum Ende gesponnen zu werben — an die Zeit unmittelbar vor dem Sturze des Zarismus, als sich die einzelnen Hosparteie» aufs schärfste befehdeten, Attentate geplant und verübt ivnrden. Jedoch liegt es vielleicht noch immer in ber Gewalt der Mos kauer Machthaber, den Sturm noch einmal abzublasen. Es ist daher immerhin möglich, daß im Falle einer außcmwlitische» Entspannung auch im Innere» ber Rückfall in die Zeiten des roten Terrors von nur kurzer Dauer sei» wird. Derjenige aber, ber seinerzeit im Jahre 1020 die Gefahren erkannte und das Steuer scharf umdrehte, leitet nicht mehr die Ge schicke des Staates. Lenin ist tot. Die Einheit der Partei ist schwer erschüttert. Alles kommt daher daraus an. ob, wie schon so oft, im Augenblick der drohenden Gefahr die „lenini stische Einheit*, und sei es auch nur äußerlich, wiedcrhergcstellt werden kann. Arlegsruf eines Petersburger Blattes. Di« Kriegsbereitschaft der Roten Armee. Petersburg, 18. Juni. Die »Lentngradskasa Prawda" bespricht in einem längeren Leitartikel die Kriegsbereitschaft der roten Armee. Das Blatt erklärt, man müsse vor allem die falsche und schädliche Vorstellung, daß die bürgerlichen Armeen über unüberwindliche kriegstechnische Errungen schäften verfügten, zerstreuen. Die roten Streitkräste seien in demselben Maße mit den neuesten Errungenschaften der KriegStechntk ausgerüstet. DaS Sowsetheer habe im Vergleich zu den Armeen des Auslandes den großen Vorzug, daß cs einen festen Ll o ck mit den Arbeiter- und Bancrnmassen bilde. Die OpfeNvilligkeit der Massen sei bereits im Bürger krieg die wichtigste Kraftquelle der roten Armee gewesen. In folgedcssen müsse der Kontakt zwischen der Armee und den breiten Massen der Bevölkerung noch weiter ausgcbant werden. Jeder Bauer und Arbeiter müsse z« einem voll, komme« anSgebildete« Kämpfer werden. Zum Schluß weist das Blatt daraus hin, daß im Kriegs falle Rußland auf eine Unterstützung durch bas internationale Proletariat rechne» könne, jedoch dürfe man die inneren Aufgaben nicht vernachlässigen, da der Ruf nach ber inter nationalen Solidarität des Proletariats Sowjetrußland die Verpflichtung auferlege, jederzeit bereit zu sein. Schulter an Schulter mit den Proletariern aller Länder auf den Barri kabcn zu kämpfen. Die Utkettsmilderung für den Mörder Wojkvffs verschoben. Warschau. 18. Juni. Die Frage der Milderung des Urteils gegen Kowerda ist auf einige Zeit hiuausgcschobcn worden. Amtlich heißt eS, dies sei darauf zurückzuführcu, daß der Staatspräsident sich auf eine mehrtägige Reise nach Lublin und Paris begeben habe. (T.-U.j Der AlkenlSker von Minsk schwer erkrank!. Warschau, 18. Juni. Es waren hier neue Meldungen verbreitet, baß der polnische Offizier Iani, der in Minsk verhaftet worden ist, hinge richtet sein soll. — Das Außenministerium teilt soeben mit das, diese Gerückte falsch sind. Vielmehr ist Jani schwer erkrankt und befindet sich in sehr bedenklichem Zustande im Minsker Krankcnhause. Kirche und Der Evangelische Kirchenlag. ISIgneiDrahtberichl der »DresdnerNachrichte n*.I Königsberg, 18. Juni. Gestern abend vereinigten sich die Abgeordneten deS Kirchentages in der ehrwürdigen Dom» und Kathedralkirche zu einem feierlichen EröffnungSgotteS. dienst, in dem v. Dr. Sonrad (Berlins den von der Mutter kirche abgetrennten evangelischen Gemeinden Ostprcu. benS die treuen Grüße des Deutschen Kirchenbundes über mittelte. — In ber heutigen zweiten Plenarsitzung des Bundesparlaments erhielt außerhalb der Tagesordnung der Präsident des OberkirchenratS in Wie«. Dr. CapesiuS, bas Wort, um den Dank und die Freude der Evangelischen Teutschösterreichs über die Verbindung mit dem Deut- schen Kirchenbunb zum Ausdruck zu bringen. Die parlamen. larischen Körperschaften der evangelischen Kirche haben seiner zeit einstimmig, ohne jede Debatte, beschlossen, den Anschluß zu beantragen. Wenn nun die evangelische Kirche dem Bunde angegliedert sei, so sei damit zum Ausdruck gebracht, daß die Evangelischen Deutschösterreichs nicht nur durch Stammes- und Blutsgemeinschaft, sondern auch durch Glau- bei, sgemeinschast mit den Evangelischen Deutschlands verbunden sind und nnanflöslich verbunden bleiben. Sie werden alles daransctzen. sich deS in sie gesetzten Vertrauens würdig zu erweisen. Der Bischof der evangelisch-lutherischen Gemeinden in Lettland, Dr. Paelchan a»S Riga, ha» im Namen des deutschen KtrchenwcsenS in Lettland dem Kirchentag chrfurchts- volle Grüße übermittelt. Der gesamte Protestantismus er weckt und erfährt von der Tagung deS deutschen Kirchenbunds- varlamentS Stärkung und LcbcnSzufuhr. Die evangelischen Gemeinden Lettlands haben in weitem Maße von der deut sche» Kirche Hilfsbereitschaft erfahren dürfen. Ebenso hat das cvangelisch-lettländische Konsistorium in Litauen dem Kirchentag seine Grüße übermittelt. Sodann referierte Geh. Justizrat Prof. Dr. Kahl (Berlin) über „Kirche und Vaterland". Der Redner führte dabei u. a. aus: Kirche und Vater land ist nicht das Problem von Kirche und Staat, wie wohl beide notwendige Berührungen haben. lieber dem Staate erbebt sich eine noch höhere Lebensform der Volks- -emeiiischast im Vaterland, als der Einheit aller natio nalen LebenSwerte. „soweit die deutsche Zunge klingt und Gott tm Himmel Lieder singl". Das Problem von Kirche und Vaterland ist kein rechtliches, sondern im tiefste» Wesen rin ethisch-religiöses. Die Verbindung von Christenart und Vaterland ist vorbildlich verkörpert in Luther. Obrig keit. Staat und Vaterland sind ihm in Gottes heiligem Rat schluß verankert. Für kein Vaterland fühlt er eine gott- gegeben« persönliche Verantwortlichkeit. Die Fernwirkungen dieser Vaterland. ««löslichen Verbindung von Religiösem «nd Vater, ländischem waren gewaltig, universell und bleibend. Alle Großen in Dichtung. Philosophie, Theologie. Staatskunst haben in Luthers Geist geredet und gehandelt. Ueberall im deutschen Geistesleben finden wir eine volle Harmonie tm Zusammen- klang von Christentum uird Vaterland. Mitten in diesem Strom die deutsch« evangelische Kirche. Keine inneren Nichtungswandlungen. nicht Orthodoxie, nicht Rationalismus, nicht Pietismus, haben an dieser Einstellung zum Batcrlgnd etwas Grundsätzliches geändert. In geheiligter Tradition wurde sie von der Gegenwart übernommen. Auch in ihr kann ber Vaterlandsdienst der Kirche nur ein et hi sch reit giös er sein. Alle ihre Kundgebungen können nicht rechtlich-politischen Charakter haben, nicht Machtansprüche dar stellen. vielmehr nur, wie bei Luther, religiösen Beweggrund ln sich tragen. DaS jüngste Versuchsfeld dafür ivar die große Vdenschheitskatastrophe -er Gegenwart. Vom Vaterlands dienst der Kirche in Kriegs- und Nachkriegszeit entwirft der Vortragende ein umfassendes Bild und betonte besonders, daß die Kirche nicht an eine bestimmte Staats- und Verfassungsform gebunden sein, aber weder ihre eigene Geschichte, noch die dcö Vaterlandes vergessen könne. Ein dauernder pflichtiger Dienst am Vaterland ist auch für die Kirche der Kampfgcgen dieKrtegsschuldlüge. Von der politischen Neutralität der Kirche unterscheidet sich notwendig die vaterländische Stelluna der einzelnen Kirchenglteder. Sie sind zugleich Staats bürger. Pflicht des Geistlichen ist eS. die im Wesen des geist lichen Amts begründete Selbstbeschränkuna der staatsbürger lichen Freiheit tm Einzelfall zu finden. In Fällen -es Kon» sliktS zwischen Kirchendienst und Betätigung im religiösen Sozialismus tm besonderen ist ber Kirche aus dem Geiste evangelischer Freiheit und Duldung, zumal in einer Zeit der Gärung und des UebergangeS. Weitherzigkeit zu empfehlen. Auch für die Lösung von unvermeidlichen Gewissens, konflikten tm Verhältnis von Staat und Vaterland ist di« Norm der Entscheidung aus kirchlichen Quellen zu suchen. Die Revolution hat kür viele den ungeheuren Zwiespalt zwischen gegenwärtiger VaterlandSpfltcht und geschichtlicher Treue aufgcrissen. Aber man muß sich hüten, in das Evangelium einen Sinn hineinzutragen, wie er der eigenen Stimmung entspricht, oder auS ihm eine Antwort hcrauSzu- bören, die den persönlichen Wünschen cntgegenkommt. Paulus ist eindeutig und unerbittlich: „Denn eS ist keine Obrigkeit ohne von Gott,- wo aber Obrigkeit ist, die Ist von Gott ver ordnet* Die evangelische Kirche selbst hat in Ihren Kund gebungen den Konflikt zutreffend gelöst. Der Bortrag schließt mit Dank für alle Treue Ost preußens in alter und In neuer Zeit: „Durch Gewalt räumlich getrennt, aber eine Kirche, ein Vaterland* lvet Schluß de» Blatte» bauert die Verhandlung an.1 Zum 2S. Todestage König Alberis. Am lg. Juni 1002 starb König Albert im 7-1 Lebens jahre. Gewaltige Stürme sind seitdem über unsere engere Heimat und das große deutsche Vaterland baliingebraust. das Alte ist in teinen Grundfesten teils ganz zerstört, teils schwer erschüttert worden, und neue Bildungen habe» sich DaletnS- recht errungen. Nicht »niergegangen i» der Umwertung aller Werte sind aber di« in unierer nationale» Entwickinngs- geschichle fest cingezcichnetc» Verdienste, die sich die Vurkrieas- dynastten um die geistige und kulturelle Hebuna »nd »in die Förderung der materielle» Wohlfahrt ihrer Völker er worben haben. Diese Verdienste werde» wir »>» so gerechter zu würdigen imstande sein, je gröber der zeitliche Abstand von den »»ruhigen Tagen wird, I» denen parteipolitische Leiden schaft »nd Besangenheit ei» ruhiges objektives Urteil in vielen Kreisen des deutsche» Volkes verhinderten Eine solche Trübung des Blickes muß heute jedem sächsischen Liaats- bürger, der sich Verständnis für die ruhmvolle Vergangenheit seiner engeren Heinml bewahrt Hai, sernliegcn. wenn es sich darum handelt, in einer pietätvolle» Rückschau des Wirkens eines der besten Monarchen zu gedenke», die je die Wettiner Krone getragen haben. König Albert wurde als Kronprinz vom Schicksal mitten in eine Zeit gestellt, in der die Gebnrts- wehen des deutschen EinheitSgedgnlenS unter pre»s!scher Führung grundlegende Umwälzungen hervorrielen Die nn- verineidliche Auseinandersetzung mit dem babsbii'-gischen Oesterreich fand ihn noch ans der gntivrcnßiichcn Seite, wo er die ganze sächsische Armee betehligtc Nachdem aber die non Preußen geführte deutsche Sache ihre „»'"iderstchliche Lebenskraft bewiese» hatte, zog sie auch den Kronprinzen Albert mit Macht in ihren Bann, und im Kriege 1870 71 gegen Frankreich zeichnete er sich als Oberbefehlshaber des sächsischen 12. Armeekorps des deutsche» BnndeshecrcS bei Gravclotte derartig ans. daß ihm der Oberbefehl über die MaaS-Arince übertragen wurde, mit der er bedeutsame» Anteil an der Ersechtung des Sieges bei Sedan nahm. Nach dem Kriege wurde er Gencralfeldmarschall und Gcneralinspckicnr der ersten Armeeinspcktion. Am 20. Oktober 1873 folgte er seinem Vater, dem durch außergewöhnliche Geistesgaben ausgezeichneten König Johann, auf dem Throne. Seine Regierung war für Sachsens Lank und Volk eine Periode großen Glücks »nd ständigen Auf schwunges ans allen Gebieten des öffentlichen Lebens. Mensch liche Eigenschaften und Hcrrschertngcnden zeichneten König Albert in hohem Grade aus. Sein Wesen war im persön lichen Verkehr freundlich und gütig, und dieser Grnndzng machte die Auseinandersetzung seiner Berater mit ihm im Falle von Meinungsverschiedenheiten leicht, da cs ihm nicht schwer fiel, sich sachlichen Gründen zu beugen. Seine leut selige Art, sich zu geben, verschaffte ihm in allen Volkskrciscn hohe Verehrung, und so trugen die Kundgebungen der Loyalität, die ihm in reichem Maße gewidmet wurden, stets den Charakter wahrer Herzlichkeit und Aufrichtigkeit. Seine strenge monarchische Pflichterfüllung kannte keine Müdigkeit, und so vereinte» sich seine ausgezcichncten Eigenschaften zu einem Gesamtbilde, bas an Kaiser Wilhelm I., wenn auch in wesentlich beschränkterem Wirkungskreise, erinnerte. Dies galt auch für seine konstitutionelle Betätigung, die ihn stets in der Oeffentlichkeit eine sorgfältige Zurückhaltung üben ließ, ohne daß er deswegen aus die pslichtmäßlgc Geltend machung seines persönlichen Einflusses verzichtet hätte, der sich insbesondere in der geschickten Auswahl seiner ministe riellen Mitarbeiter offenbarte. König Albert wußte stets den rechten Mann auf den rechten Platz zu stellen. Sv war seine Negierung für Sachsen eine wahrhaft gesegnete, und das Land blühte unter ihm auf in kultureller und wirtschaft licher -Hinsicht. Gleichzeitig sorgte er auch dafür, daß unsere engere -Heimat unter den deutschen Bundesstaaten den ihr zukommenden Einfluß behielt. König Albert war Föderalist durch und durch, aber nie gab er engherzigen partiknla- ristischen Regungen nach. Seine Reichstreue war unerschütter lich und ließ ihn bei der Vertretung der berechtigten säch sischen Sonderintcressen nie über die Grenzen btnansgehen, die jedem Bundesfürsten durch die Rücksicht ans die Zentral gewalt gesteckt waren. Das Gedächtnis eines solchen Fürsten an seinem 25. Todestage in stiller Erinnerung z» begehen, ist eine Pietätöpflicht des sächsischen Volkes, das ihm so viel verdankt. König Alberis Leben war ein fortgesetzter kategori scher Imperativ, ein vom strengsten Pflichtbcgriff beherrschter ständiger Dienst an seinem Lande und Volke wie am Reiche, mit einem Worte, er war ein Staatsoberhaupt, wie cs sein soll und muß. So leuchtet sein Vorbild in die heutige Zeit mit ihrem vielfach gelockerte» staatlichen und privaten Pslichtbcgriff herüber und lehrt unö erkennen, wie nötig »ns die Pflege der Tradition unserer große» Verganoenheit ist, damit wir nnS an ihr ausrichten können, um den neuen Staat mit dem gleichen Geiste zu erfüllen. Eröffnung -es Nürburg-Ainges. Adenau, 18. Juni. In Gegenwart von Vertretern der Reichs- und Staatsbehörden, darunter Rctchsverkchrsministcr Dr. Koch, Wohlfahrtsminister Htrtsiefer, des Obcrpräsi- denten der Rheinprovinz Dr. Fuchs, Landeshauptmanns Dr. Horton n. a. wurde heute vormittag die größte Renn straße Deutschlands, der Nürbnrgring, feierlich er öffnet. Neichsverkchrsministcr Dr. Koch ttberbrachte in, Namen der Neichsregieriing die herzlichste» Glückwünsche zur Voll endung des Nürbnrgringcs. Er führte ». a. aus: Der Nür- burgring solle den technischen Fortschritt fördern »nd darüber hinaus ein Symbol des Willens zum Leben sein, der ganz Deutschland erfüllt. Der Minister gab schließlich ber Hofs, nung Ausdruck, daß durch harmonisches Zusammenarbeiten ber Verwaltung des Nürbnrgringcs mit den am Kraftfahr- wescn beteiligten Kreisen der erhoffte volkswirtschaftliche Nutzen erzielt werde und erklärte sodann den Nürbnrgring für eröffnet. Entblößten Hauptes sang die Versammlung hierauf das Deutschlandlied. Sodann erfolgte eine Rundfahrt der Ehrengäste. Ein Zyklon in Thüringen. 5000 Räume vernichtet. Gräfenthal (Thüringens, 18. Juni. Vergangene Nacht gegen ^«12 Uhr vernichtete ein Zyklon an der Grenze des bayrisch-thüringischen Staatswalbcs bei Schrcidcrshammcr einen großen Teil des Hochwaldbcstandcs. In einer halben Minnte wurden 10110 bis 5000 Bäume, darunter 50 Zenti meter starke Stämme, wie Streichhölzer abacknickt. Die qanzc Bergwand ist wie abrastcrt. Die Straße ist gesperrt. Forst- kolonncn machen die Bergwand frei. Die angeblichen Signale Aungessers « Quebec, 18. Juni. Die Geheimnisse der Lichtzeichcn, die in den letzten Tagen tm SIgncnay-Vezirk beobachtet ivord.m waren, und die man für Notsignale der beiden vermißten französischen Flieger Nung esser und Coli hielt, haben ihre Aufklärung gefunden. Sie stammen von einer neuen K ra s t a n l a g e, die zum erstenmal In Betrieb gesetzt worden ist. lWTB.s L.sngjAlirIgsr vürssnfsekmsnn M Sl«1«01llllltl »MvilNe onü »iltllMögo sar riolllLoillM kn-«. Ilei»«»! von LIMon ferner Hinweise, wie Verlust« wieder einaekolt werden können. Mewinnbetelltguna na» Vereinbarung. Off. ». » Kl.«. »I«» an »ln, Haaienstein L Voaler. Berlin