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Dresdner Nachrichten. Nr. 333. Seite S. E» Sonntag, 3. Tezbr. 18SS and einem KavaLerio-Re.annem verstärken. Drei Bataillone den Katalog, paräon„Erinnerungsblätter" vielleicht nicht übrig Infanterie, beritkene Artillerie, kanadische und australische Kon- bat und man ihm zu dieser Ausgabe mit gutem Gewissen nicht tingente rucken auf der Linie- Tr -Aar—Belmont vor. § übermäßig Zureden kann, io seien ihm daraus wenigstens die soge russische Dreimaster § »annteu „Zehn Gebote für's deutsche Heim" auf diesem so oft mit Li bau. Bei S anale» str andete der .Geschwister Damlaln". Dos Sä >iff ist vollständig zerschellt und sie ganze aus zehn Personen besä« bende Besatzung ertrunken. Die Berliner Börse ent 'sfnete heutig rn fester Haltung, namentlich bestand für Hüttrowerl he und sonstige Jndustnepaviere Kauflust. Man erwartet von den l Kanalbmiten. Flottenvlänen und der bevorstehenden Envciterring der anatolischen Bahn eine wesent liche Förderung der dsulschcn Jul» istrie. Tyr Reichsbankausweis wurde nicht ungünstig veurtheiit: die weitere Anspannung um :!8.8 Mill. ist im Hinblick aus d en elby» erledigte» Ultimo eine normale. Allerdings erregte der Ui irstand. daß der Metallbestand um nahezu 30Mill. abgenomnucv-ha t, eins ne Besorgniß, dagegen ist also die Vermehrung ^des 'Nvteiumä'llul's wesentlich geringer als in Stoffes', den Boriahren. Später macht«» sich Befürchtungen wegen einer Diskonterhöhung geltend, so drH > die Ai rsangs erhöhten Kurte schließlich nachgeben mußten. Frvitde Realien blieben fest. Die Börse schloß schwach. Piwatdiskowd»'/« Proz. — Dcr Spiritus- Markt war getchästslos. Loco 7l)er mit 47.80 Mk. gefragt. Termine nominell befestigt. Der Eaetreib e-Markt zeigte feste Tendenz in Folge der kälteren W rttening. . Roggen war aut gefragt und zog bei nacklassendem A »gebot s sir Dezember 1 Mk., für Mai SO Pfg. an. Welzen wenfiv veränl «rt. Hafer still und kaum verändert. Nack Ermittelung i «er Cent talnotirungsstclle der preußischen Lanwirthschastskammern tvurdyn bezahlt in Berlin: Weizen 147, Roggen 142,50, Hafer >40 Mlk.; Stettin-Stadt: Weizen 143. Roggen 137, Hafer 12< Mi. — Wetter: Kühl, regnerisch, Westwind. Nr«»rs»r> ». »>. iLchluß.' Lr-dtl »7.00. DU coilw —. Dresdner Bank IN,SV. Sinottboyn tS8,80. Lomdarden Si.Sti Lau«»«»,:. Ungar. Sold Porrugielen —. Lehauptei. rarts. IS Uhr Nachmittag«.) Rente loorv. JM'ieier S8.S8. Snamer W,40 Portuglelen 24,2V. Dilrl» 22,70. Diirkenloole v ttt«nanbanl L7I.V0. Staat«, dah» 7Ü3,V0. iloinbarhen —. Behauiitet. VartS. ProduttenniarN. Wette» per Teteinder lV.So, z «c Märj-Jnni >8,88, ruhig. Svirttu« «er Dezember SS.78, per Mai-August 38,—, deh. SiNdöl «er Tqemdcr 82,78, per Mai-Lugust 84,80, ruhig. «wfterdam. Produklen-Bench«. Weizen «er MSr.. g, jchästglo«, «er Mai ruhig. Si»ggen «er M8r, geschiftSIo«, «er Mai ruhig. Oertlichcs und Sächsisches. — Se. Majestät der König trifft hüuLl Abend ln Leipzig ein und nimmt im König!. Palais Wohnung. Morgen früh ve- giebt sich der Monarch zur Jagd aus Böhlitz—H brenberger Revier. — Gestern wurde eine König!. Jagd au f Pillnitzer Berg revier abgebaltcn. an der Se. Majestät der K ön ig, Ihre König!. Hoheiten die Prinzen Georg und Atbart und mehrere Kavaliere theilnahmen. Die hohe JagdgeseVcha ft fand sich Vor mittags Vs9 Uhr in Pillnitz, am Eingänge in Lei- Friedrichsgrund, zum Rendezvous ein. Das Jagdfrühstuck fMd» im Waldwärter hause an der Pillnitz-Porsbergerstraße und dk,' 'Jagdtafcl Abends 6 Uhr in der Kpnigl. Villa Strehlen statt. — Wie aus Hermsdorf gemeldet wird, ist Se. Durchlaucht Prinz Georg v. Schönburg-Waldenburg,- Königl. sächs. General, schwer erkrankt. — Hossräulcin v. Op pell hat gestern bei J.srcr Majestät der Könmin den Dienst übernommen. — Se, Majestät der König hat dem StraßenwFrter a. D. Göthel in Zwönitz das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. — Dem Generalkonsul Ä. v. Nosencrantz, Vorsitzender deS AussichtSrathcs der Kreditanstalt für Industrie und Handel, Dresden, ist das Kommandcurkrcuz 1. Klasse des königl. ichnvdi.schen Wasa-Ordens verliehen worden. — Das bischöfliche Ordinariat in Mainz hat dem großhgrzog- lichen Ministerium für den dortigen Bischofssitz sechs Kandidaten unterbreitet: unter ihnen befinden sich Prinz Max von Sachsen und Weihbischof Fischer von Köln. — Herr Geh. Jnstizrath Fcnner. Rochtsanwalt beim Reichsgericht, feierte gestern seinen 70. Geburtstag. — An dem bevorstehenden Ncujnhrstagc werden am König!. Hose die üblichen B eg lü ck >v ü n s ch u n g s - E v u r c n und die -VssemblLv. am 10. Januar und am 7. und 27. Februar 1000 große Hosbällc abachnlten werde», bei welchen Gelegenheiten Vor stellungen angcmcldeier Dame» und Herren erfolgen können- Außer dem finden zwei Kamnierballc stakt, und zwar am 24. Jm.'.uar und 21. Februar. Ueber den Zeitpunkt der übrigen HvffistUrdkeitcn sind noch keine Bcstimmliiigen getroffen. Diejenige» am König!. Hofe vorgestcllten Damen und Herren, welche den Wunsch hegen, mit Einladungen zn den großen Hofbällen bedacht zu iveiven,. haben zu diesem Behrffe ihre Karten mit einem bezüglichen Z4er-' Glück betretenen Weg: in Bausch und Bogen zu Gemilth geführt. Also ausgepaßt, sehr geehrter Mittelstand! 1. „Richte Dich zweck mäßiger ein!" Das soll »ach den beigegebenen Erläuterungen etwa si' viel heißen, als wenn Du zufällig Sterngucker bist, dann richte Dir nicht etwa eine Souterrainwolinung ein. Das wäre einfach komisch, die Komik der Zweckwidrlgkeit. — 2. „Zeige Dich in Deiner Wohnung wie Du bist!" Damit soll natürlich durchaus nicht gesagt sein, daß Du Dich außerhalb Deiner Wohnung getrost so zeigen sollst, wie Du eigentlich nicht bist. Du sollst eben bei Deiner Einrichtung etwa so verfahren wie bei Deinem Schneider, rr mit ' ' rin Wort mit dreinreden, wie z. B. bei der Auswahl des der Bestimmung der Fason, beim Anvrobiren u. dergl. bis Alles recht bequem und wie Dir aus den Leib gegossen sitzt. Also mit andere» Worten: gehöre nicht zu den Leuten, die ihr ganzes Leben lang so wohnen, wie ihr Tapezirer es gewollt hat. Das sind arme Zatcherl. wenn sie noch so reich sind. — 3. „Nichte Dich getrost, nach Deinen Geldmitteln ein!" Das soll heißen: es ist gar nicht Alles schön, waS theuer ist. Das Geld hat noch Niemand schön gemacht. Stolz lieb ich auch den „kleinen Mann" und mag cs gerne hören, wenn er sagt: Klein, aber mein l" — 4. „Vermeide alle Imitationen!" Das ist selbstverständlich, jede Imitation ist Lüge — und folglich: nicht über Deine Schwelle! — 5. „Gieb' Deiner Wohnung kleben!" Wie man von einem gelungenen Porträt sagt, es sei sprechend ähnlich, man erwarte nur, baß es den Mund aufmache und zu reden anfange und wie man von dem spiegelglatt daliegenden See sagt, er ladet zum Baden ein. lo soll Dem Heim eben zum Wohnen einladen. und jedes Geräthe darin soll zur Benutzung so geschaffen sein, wie ein rischer Mädchcnmund zum Küssen, der Lehnstuhl soll förmlich bitten: „Setz Dich doch!*; das Glas soll sprechen: „Wohl bekomm' Dir der Trunk!" und das Bett soll ordentlich gähnen: „Gut' Nacht, chlaf wohl!" — 6. „Du sollst nicht pimpeln!" Das ist schön gesagt. — aber wie pimpelt man denn? Wenn man ethevethete thut, wie der Berliner sagt, oder bärmelt auf gut Sächsisch, heute über einen hohlen Zahn und morgen über eine dicke Backe bleich aus dem Hänschen ist und sein Leid den Leuten vorwinsclt. Wenn also der Wohnungseinrichtcr schon nicht „pimpeln" soll, so kann das »nr heißen, er soll wegen unvermeidlicher kleiner Fehler und Gebrechen, die jeder Wohnung anhafte», die gute Laune nicht ver lieren und Einbuße an Lebcnsmuth und der Lust am Ganzen nicht verlieren. Mo kein Pimvelhase oder keine Pinipclliese sein! — „Fürchte Dich nicht vor der Form!" . . . also was em Hack brett ist, das braucht in keiner Wohnung wie ein Klavier aus- ufihen. — 8. „Fürchte Dich nicht vor der Farbe!" Farbe soll der Mann überhaupt bei Allem, was er thut. bekenneil — und zwar eine ehrliche ansgesprothenc Farbe, kein Changeant, das bei >eder Bewegung in anderen Farben schillert und schielt. Und an Haus und Herd, da soll er's nur frisch, fidel und frei leuchten und glänzen lasse», der laiidcsiwliche Ruß liebt schon genug, das Strah lende zu schwärzen. — 9. „Strebe nach Ruhe!" Es ist die Ruhe gemeint, die in dem harmonischen ZusaiiimcnNingell über einen Grundton liegt. Das versteht auch, wer nicht extra musi kalisch ist, und sagt: da lieat Musik drin. Und wo Musik, da kannst Du ruhig wohnen — böse Menschen haben keine. Es ist auch die Ruhe, die dem Svätnachnffttagssonnenlicht eigen zu sein pflegt mit den eriistcr werdenden langen Schallen. Kein Zittern und Flimmern und Flitter» —, also keine kleinlichen Rippchen und Wippchen und leine Butzcnichcibcnwitzchen, die lasse den Gigerln und Mvnokclfexen, die auch ohne Dich nickt alle werde». — 10. „Führe auch freie Kunst in Dein Heim!" Wenn Du irgend kannst, suche ein Kunstwerk, wie es in den bescheidenen Rahmen Deiner Wohnung paßt, zu erwerben. Aber dabei sei ja mindcslens ebenst' vo»ichtig. wie Du. wenn Tu gekonnt hättest, bei der Wahl Dauer Eltern gewejcn sein würdest, — Das sind goldene Lehren. 'Ja nicht zu verwechseln mit den berüchtigt»:» Reklame-Imperativen: „Slclpnücke Tein Heini, heize mit Lust, koche mit Gas" rc. An ihncc Hand wird das große PiilMuin und, namentlich der kleine iM'»n die Ausstellung mit Nutzen durchwandern. Aber auch der ..besser Sitnirtc" wird seine Freude an ihr haben — und wenn er N«i» alte» OxeNstiernn gelcrnr hat, darüber zn erstaunen, mit wie ivrwig Verstand die Welt regiert nnck, so wird er hier lernen, sich ckanüber zu freuen, sür wie wenig Geld mg» sich's beinahe ebenso schön nzü» behaglich machen kan» wie der batbeneidefi Millionär. In dE Tliat, ein Orientimngsgang durch die Ausstellung, ein flüch tiger Blick auf dje überall ansgestaveltrii bunten Siebensachen, in die blltzblankcii Kücken, die lustigen Schlafstätte» und salben 'den Eisenbahnen Hauptstrecken durch Nebenstrecken zu verbinde» bestrebt sei, um nicht getrennte Verkchrsgebiete zu haben, ebenso sei eine derartige Verbindung zwischen den Strömen Rhein, Weser, Elbe i» Aussicht genommen, in deren in Frage kommenden Gebieten die wirtlffchaftliche Trennung sehr groß sei. und es ent stünden In Bezug auf die Frachtkosten zwilchen Wasser- und Eisen bahntransport geradezu karrikirte Zustände. Der Kanal sei theils als einschiffige, theils als zweischisfiae Strecke gedacht, die ein schiffigen Strecken jedoch immer »och so, daß an gewissen Stelle» gefahrlos ein Begegnen oder Ausweichen zweier Schiffe möglich sei. Bezüglich des Verkehrs auf dem Kanal seien in beiden Richt ungen ie 20 Schiffe in Aussicht genommen, doch sei. um ein Miß- versländniß in der Presse richtig zu stellen, die Leistung deL Kanals eine wesentlich höhere. Man werde 46 Schiffe m der einen und 36 Schiffe i» der anderen Richtung passiren lassen können, wenn man einen 22stüiidiaen Betrieb eintühre. anstatt ihn aus 14 Stunden zu beschränken. Was die Ausführnngskoste» des Kanals anlarmt. jo versuchte der Herr Vortragende nachzuweisen, daß sich die Eiseiibaukosten im Berhältniß wesentlich Höher stelle« würde», daß der Verkehr gehoben und eine bedeutende Frachten- erlvarniß erzielt werden würde. Für Sachsen sei dcr Kanal noch besonders vortheilhast. insofern als dadurch die Elbe eine zweite: Mündung in der Weser finden würde. Daß den preußischen Staatsbahnen ein beträchtlicher Einnahmeaussall erwachsen weide, dürste feststehen, ob er aber die Höhe von 53 Millionen jährlich erreichen werde, stehe, da der Kanalverkehr zunächst ja nur ein er rechnet« sei, noch dahin. Die Einwendung, daß der Kanal nicht genug Verkehr haben werde, müsse nach den z. B- mit dem Finow- Kanal gemachte» Erfahrungen zurückgewiesen werden. — Ais zweiter Redner des Abends berichtete Herr Baurath Wallbrecht- , . . freudvg, lachenden Wohnstuben, wie sie der kleine Mann in Zn- merk an das Königl. Oberhosiiiarsckallnmt gelangen zu lasse» ot«r- Innft fiür Eigen nennen soll — und man müßte ein hartgesottener ihre Namen in eine zu diesem Zwecke daselbst von Vormittags.'Egoist sein, i 9 Uhr bis Abends 6 Uhr ausliegcnde Liste einzutrngcn. — Eine Veränderung hat die längere Erkrankung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Augn st für den hohen Patienten mit sich gebracht, die nicht zn übersehen ist. Dcr Prinz hat sich zur Zeit einen — Vollbart stehen lassen. — Dem Direktor des Cirkus Eorth-Althoff, Herrn Direktor P i erre A l th o fs. ist von Ihrer Majestät dcr Königin eine kostbare Brillantnadel als Ehrengeschenk zugleich mit einem huldvollen Anerkeitinliigsichrclben zilgegangeii. — Das amtliche „Dresdner Journal" schreibt offiziös: I» - einem Theilc der Tagespreise findet sich die Bemerkung, daß der Finanzminister v. Wo tzdors in der sächsischen Zweiten Kammer eine gegen die preußische Staatseisenbahn-Verwaltung gerichtete Erklärung wegen Ablenkung des Güterverkehrs von den sächsischen Bahnen abgegeben habe. Demgegenüber wird fest- gestellt, daß eine solche oder eine ähnliche Erklärung, wie auch dcr stenographische Sitzungsbericht ausweist, von dem Herrn Minister überhaupt nicht abgegeben worden ist. — Haus und Herd erscheinen einer Ausstellung werth. Und Dresden ist aller Welt mit dem rühmliche» Beispiel voran- gegangen. Und wie! — Und notickeng wie v o l ks t h ü m l i ch! — Das versteht sich. Im Volkstbümlichen sind wir jetzt groß. Und in der Ausstellung gicbt's natürlich „Urväter Hausrath" aus Dorf und Stadt. Ueberhaupt Wes. was nian in's Haus braucht. Also hauptsächlich Möbel und wo Möbel sind, da ist auch Stil und wieder Stil und noch einmal Stil. Was eine halbwegs assortirte Möbelhandlung ist, die macht Offerten in mindestens wlgeiiden Stilaiten: deutsche, französische, italienische Jrüh- ^ Renaissance: Rokoko, Zopf, Barock, Empire; gothischer. eng lischer, amerikanischer, fläinischer. tiroler, japanischer, russischer, arabischer, nordischer, Lvuis XVI., Queen Anna-, Adam- und Jayencestil. Das genügt! — Wer weiß! In zehn Jahren wird jeder Kommerzrenratb seinen eigenen Stil haben. Meinet wegen, aber in unserer „Ausstellung für Haus und Herd" spielt der Stilduiel der oberen Zehntausend gar keine Rolle. Wirklich nicht? — Hier steht es schwarz auf weiß im Katalog — nein, ver- zeihen Sie „Erinnerungsblättcr": „Ter moderne dekorative und kunstgewerbliche Stil richtet sich ehrlich und zeitgemäß auf solche Wirkungen der Schönheit, die auch mit geringen Mitteln erreich bar sind — der Mittelstand muß nur selbstbewußt sein undMuth haben —" Alle Achtung! Steht das wirklich da vom Mittel stand? Bravo! Das ist doch einmal ein Wort zu rechter Zeit. Ta hat man seit Menicheiigedenken immer und immer nur den Stoßseufzer gehört: Ter Mittelstand kann's nicht! Und bei dieser Weltanschauung nnsercr Großmutter hat man sich bis heute be ruhigt. Gott sei Dank, daß dieser Waschlappigkeit endlich einmal ein Ende gemacht wird. Und Heil dreimal, nein All' Heil der Ausstellung für Haus und Herd, wenn sie den auf den Xon possnmrrs-StandPunkt herabgesunkenen Mittelstand wieder zu Ehren bringt und als Gruß an des Jahrhunderts Wende den Völkern aller Länder das neueste geflügelte Wort zuruft: Ter Mittelstand kann's jetzt auch! Und warum sollt' er es auch nicht? Als vor rrahezu einem Vierteljahrhundert der „Meister" in Bavreuth das große Wort gelassen auSsvrach: „Sie brauchen nur zu wollen, dann haben sie jetzt eine Kunst", da gab's Achselzuckcr und Hohn lächler genug. Aber heute haben wir Deutsche die Kunst, die er meinte, und an der Reva wie an der Seine klatschen unsere lieben Nachbarn, die Russen und Franzosen, ihren frenetischen Beifall. Also nur ein bischen Selbstbewußnein und etwas Muth und dann immer 'ran, verehrter Mittelstand. Du brauchst nur zu wollen, dann kannst Du's auch! Ja wohl — Du kannst in Zukunft Tein Helm mit Schönheit und Behagen schmücken. Du hast gar nicht nöthig, viel Geld ln Deinen Beutel zu thun. Mit den ca. 1000 bis 2000 Märkchen, die Du xrseter proptor im ein Jahre zu verzehren hast. ' bischen gelehrig anstellen, Dir wird. Und dazu ist eben die ^ , da. Und dämm also nur immer 'ran aus den weitesten Arenen in Schaaren herbeiaeströmt; für 30 oder 50 Pfennige bat auch der Sonst« Wann Zutritt. Well derselbe aber dt« Lü Pfennige für ^ wenn Einem nicht ganz optiiiiiililck-wari» um's Herz VÜrde. Ta kann es ja bald keine kellerbleichen und souterrain- g.ckben Fericnkolonieffndcr mehr geben —. nur rothwcmgige und pcuüsbacklge Zinngen: man sieht im Geists wie sie „Muttern" juh eind umtanzen, die adrett die dampscnde Schüssel ans den sauber ged ackte» Tuch setzt, wo Vater nach des Tages Müh' und Arbeit mllld' und hungrig eben sich's bequem gemacht hat. Am farbig glchuzcnden Topf sehlt's nicht, bald wird s auch am Huhn dar!» nicht mehr fehlen, wenigstens Sonntags iricht. Das wird Alles .keiiiriie», cs muß ja immer besser werden, wir erfinden und ent decken »ns zu immer höheren Taseinsiormen hinaus, und durch uns«« Zeit geht mehr denn je die große Sehnsucht, daß cs allen, allem "Menschen wohl und licimelig auf Erden wecke. Ein Hauch 1>ie»«ch Sehnsucht, die zur Weihnachtszeit die Herzen mehr erfüllt als si«>rst. weht auch durch die künstlerisch geschmückten Halle» an der SVübel-Allce. Es war ein guter Gedanke, die Ausstellung sür Latus und Heck in die selige Weihnachtszeit, die Zeit der Gebellmne, zu verlegen, und daß an dieser Ausstellung, ganz ab gesehen von dcr gelungenen Ausführung, Alles so gut — so im höchste, Sinne menschlich gut gemeint ist — das giebt ihr einen ganz eineiiartigcil Gefühlswert!,. Und gegenüber der optimistischen Znlnnsii'Musik, die nun einmal in ihr drin liegt, läßt der romantische Tbcil rnit seinem Tortplatz und dem Stuck alten Dresden zur Kimtrasnvirkung einen Blick i» die anspruchslose Vergangenheit lhnu. Bei der Urväter Hausrath, einem guten Schluck oder deui. TckÄche,. „Bliemchen" geht's Einen, ans, wie Haus und Herd von jeher sein eigen Freud' und Leid gehabt, kein Glück im Winkel, und l^ie Sage und Märchen icdcs Gerätst vom Spinnrad bis zum Bese»«iel herunter verklärt hat und wie des Volkes allzeit schlag fertige Sv cuchwcisheit einem jeden Ding besonderen Sinn und Deutung »liebt. Und wenn Einem dann, durch die Anschauung angeregt, ' Äroßmütterchens uralte Geschichten durch den Sinn ziehen, wenn Einem jetzt ein Gedicht von Goethe, Rückert oder Schlegel oder meinetwegen auch von Albert Träger einsällt oder ein SpinnFubenlied, ein Schnadahüpserl oder ein Eiapopeia unwillkürlich' im Ohr klingt — jo ist das neben dem schon er wähnten GeAihlswerth ein ganz ebenbürtiges Stimmuiigsnwment, das dcr Ausstellung zn Gute tommt, und beweist nur, daß als schönste Mitcgft ihrer Volksthümlichkeit ein gut Stück echter deutscher Poesie die Ausstellung für Haus und Herd umwebt. — Vorgestern Abend hielt der Nationalliberale Deutsche Reichsverein im Weißen Saale dcr „Drei Raben" eine öffentliche Versammlung ab. deren Tagesordnung zwei Vorträge über den Rhein-Weser-Elbe-Kanal zum Gegenstand hatte. Die-Versammlung Halle sich eines guten Besuches zu er freuen : u. A. wohnten ihr bei die Herren Generaldirektor Belling roth, Direktor Philipps. Generaliekretär Dr. Rentsch, Stadtverord neter Hartwig II. sowie eine Anzahl Vertreter von schifffahrt treibenden und Speditionsfirmen, »lach einer begrüßenden An-- spräche des Vorsitzenden. Herrn Stadtrath Dr. Vogel, in welcher derselbe auf das große Interesse hinwies, welchem das Mittelland- kanalprojekt in ganz Deutschland begegnet sei, verbreitete sich Herr Major a. D. Kurs-Berlin in einem etwa >>/,ständigen Vor-' trage, dessen Verständniß durch aushärmende Zeichnungen wesent lich unterstützt wurde, über den Rhein-Wcser-Elbe-Sanal und seine' Bedeutung für das Erwerbsleben unter besonderer Bezugnahme auf die Elbgegenden. Einleitend zog der Herr Vortragende einen' Vergleich zwischen der Größe der deutschen Binnenschifffahrts straßen und der, des deutschen Eisenbahnnetzes und wies zahlen. Tonnen-Kilometer leisten. Deutschlands Flüffe seien im Verhält-' nisse zu Frankreich, wo ungefähr die gleichen Bedingungen für die- Wasserstraßen bestehen wie bei uns. dessen natürliches Mußsystem aber weit weniger auLaebildet sei als dos deutsche, minder voll kommen lanalisirt. SLachdem der Herr Vortragende die in den verschiedenen Gegenden Deutschlands der Kanalisirung von Flüssen entgegenstehenden Hindernisse und Schwierigkeiten besprochen hatte» führte er aus. daß das Terrain für den projcktirten Kanal kaum besser und günstig« gedacht werden könne. Ebenso wie mau bei Neuerlich, erwähnte Redner sodann, wecke gegen den Kanal die Flottensrage in's Feld geführt. Beides hänge aber innig mit einander zusammen und sei mit unserer nationalen EntmickelmiN verflochten. Sowohl dcr Kanal als auch die Flotte seien iwth-> wendig. Neichen Beifall zollte die Versammlung beiden Herren Rednern, dem der Vcreinsvorsitzende. Herr Sladtrath Tr. Vogel, noch warme Worte des Dankes anschloß. Hierauf schlug der Herr Vorsitzende dcr Versammlung die Annahme einer Resolution vor, in welcher den Vertretern der Kanalvvrlage im preußischen Ab- geordnetenhause Zustimmung ausgesprochen wird. Im Anschluß hieran warf Herr Handelskannnersekretär Schulze die Frage auf, ob es nicht angezeigt sei. die Wichtigkeit des Kanals kür Sachsen besonders zn betonen, wies nochmals auf die Vortheile des Knnals in Bezug auf Verbilligung der Frachten hin und schloß mit der Bemerkung, daß. wenn das Prcußitche Abgeordneten liau-s für den Kanal nicht das nöthige Verständniß zeige, das Projekt von Relchsivegen anfgenommcn und zur Durchführung werde gebracht werden. Die erwähnte Resolution fand einstimmig Annahme und die Versammlung beschloß auf Vorschlag des Vor sitzenden die Abfindung folgender Telegramme: An Se. Maiestät den Kaiser. „Ew. Majestät findet die zur Besprechung der Kanalvorlage vom Nationalliberalen Deutschen Reichsverein zu Dresden einbcrufine öffentliche Versamminng ehrerbietigen Gruß. Die Versammlung hofft, daß dcr Mittellandkanal, das große deutsche Kulturwerk, zu Stande kommen, den Wohlstand Deutschlands mehren und an seinem Theil dazu beitragen möge, die Wehrkraft der 'Nation in Heer und Flotte zu heben" — und an Se. Maiestät König Albert. „Ew. Maiestät, dem allzeit thätigen Förderer vaterländischer Wohlfahrt, sendet die zur Besprechung der auch sür Sachsen bedeutungsvollen mitteldeutschen Kaiialvorlngc vom Nationalliberalen Deutschen Reichsverem zu Dresden einbcrufine öffentliche Versammlung ehrerbietigen Gruß." Mit einem lauten Widerhall findenden dreifachen Hoch des Vorsitzenden aus beide Monarchen wurde die Vcrianimlung geschlossen. — Wenn der LandMg dem Gesetzentwurf betreffs Gewährung von 2 Millionen ans Staatsmitteln für die Alters; »lagen an Vol k s schnllehrcr bestritt, entfallen auf die Stadt Dres den etwa 50,OM Mk. — Der Staatshaushalt sieht unter Anderem bei den Posten der Königl. Polizcidirektion Dresden die Theilung des 7. Pvlizei- bczirks. Wilsdruffer Vorstadt, in zwei bevor. Es toll ein »euer Bezirk Mit 1 Inspektor, 2 Wachtmeistern und 30 Gendarmen er richtet werden, wovon 10 dem 7. Bezirk entnommen werden sollen. Die Ausübung des Sicherheitsdienstes ist bei dcr starken Bc- völkcrnngszunnhine und der räumlichen Ausdehnung dieses Bezirkes mit den bisherigen Kräften unmöglich. Das gleiche Bedürfnis; stellt sich auch sür den städtischen W o hl sah r ts-P o l iz e i- Bezirk heraus, dcr sich mit dem staatlichen Sichecheitsbczirke deckt. Auch für die Wohlfahrtspolizei macht sich die Gründung eines eigenen Bezirkes erforderlich Mit der bisherigen Bcansten- zahl ist i» dcr iiidustriereichen ÄilSdrusfer Vorstadt nicht länger auszukoinmea. Ter langjährige Inspektor desselben, Herr Bos tvetter, hat sich aus seinem Posten buchstäblich auigearbeitet; er ist so überangeslrengt gewesen, daß er völlig erschöpft um seine Pensiouirung eiiigekommeii ist. Ter Rath hat sie dem pflichttreuen Beamten sür Neujahr bewilligt: an leine Stelle tritt Herr Lber- aussebcr U b lman n. Auch sonst steht bei der rasch wachsenden Zunalnne der Bevölkeung und Ausdehnung dcr Stadt eine starke Vermehrung der städtischen Wohlsahrtspollzeibcamten als unver meidlich bevor. — Aus dem Trinitatisfriedkofi schloß sich gestern Nachmittag das Grab über dcr irdischen Hülle des am 29. November ent schlafenen Königl. Gartenbaudirelwrs. Herrn Sladtrath a. D. Laemmerhirt. Von der Bcliebjheit des trenveckieisten Mannes zeugte die zahlreiche Tranervermmmlung. die sich in der Parentationshalle wahrte unter Münzner, Professor , . . . . stein, firner Geh. Baurath Lehmann, Oberregierungsratb Kraft, Obergartendirektor Bonchs, Ma>or Aster. Gartendirelkor Bertram Stadlräthe Kuhn. Lungwitz, Wetzlicb, Oekonomieralh Sieber, Rittergutsbesitzer Degenkvlb, Direktor Schumann, Dr. Steglich. Dr. Raubold, Garteniiffvektor Levieii. Kunst- und Handelsgärlnec Seidel. Bertreter der „Flora" und „Feronia", das Kuratorium und Lehrerkollegium nebst Schülern der Gartcnbamchule, Obstban- Wanderlehrer Schauder-Banken. Obergärtncr Tamms-Radcbeul, Sekretär Grüner, die Ausschüsse von der Jubilänms-Obstbau- Ausstcllung und viele Gärtner und Obslzüchter von Nab und Fern. Der Schulze'schc Friedhofschor eroffnete die Feier mit dem Gelange „Jesus meine Zuversicht", worauf Herr Pastor Blanck- meisier ein getreues Lebensbild von dem Entschlafenen zeichnete aus Grund des Schristmvrles Offenbarung Johannes: „Ich weiß die Werte, die Liebe, die Geduld und den Glauben". In seinem warmempfundenen Nachrufe betonte dcr Geistliche in Sonderheit das Wort in Bezug ans die Glaubensstärke des Verstorbenen: „Ich sterbe, aber Gott wird mit Euch kein." Bei erneuten Ge sängen formirle sich unter Alsistciiz des städtischen Beerdigungs instituts der lange Kondukt zum letzten Gange. Die Fahne ocr Zlora" wurde mit den kostbarsten Palmen dem blumenuberdecktcn Sarge voransgetragen. Hervorragende Liebeszeichen hatten u. A. gespendet: der Gartenbauverband, der Landesobstbauverein, das Lehrerkollegium der Garlenbauschule, die „Flora" und „Feronia", der Obstbau-Verein, die jetzigen und ehemaligen Gartenbauschüier, die Mitglieder des Mittwochkrünzchens. Während die Sänger nach dem Gebet und Segen des Geistlichen den Choral: „Es ist bestimmt in Gottes Rath" unstimmten. wurde dcr Sarg des herz lich betrauerten Mannes in die Gruft gesenkt. — Ueber die Be deutung des Entschlafenen ist noch nachzutragen, daß seine Vor träge, Urtheile und Anweisungen dem sächsischen Obst- und Garteickau vielfach zur Richtschnur dienten. Ec redigirte u. A. auch das Organ des Landesobslbauvereins. Von ihm wurde auch vor einigen Jahren in den Lößnitzbergen das massenhafte Auf treten der Reblaus festgestellt. — Für die Zöglinge des StadtwaisenhauseS wird sich der hentige Tag besonders festlich gestalten, da ihnen ein Gönner und Woblthäter der Anstalt. Herr Justizrath Dr. Pilling, aus Anlaß der fünfzigsten Wiederkehr deS TageS, an welchem er vom Königl. Justizministerium Genehmigung zur Ausübung der ig nach, daß der Verkehr aus den Strömen ein wesentlich; Rechtsanwaltschaft in hiesiger Stadt erlangt batte, eine festliche „ „erer lei als aus den Eisenbahnen. Die Wasserstraßen leisten, Bewirtdung, verbunden mitckerlchledenen Belustigungen, zu Theil 750,000 Tonnen-KUometer, während die Eisenbahnen nur 590.000 wecken läßt. Bereits am 23. Januar 1897 hat der Herr Jubilar. ------- ^ """ " °" chält-> 1>er sich auch in den Jabren 1856—1868 alS Stadtverordneter de-> r diel sonders verdient gemacht hat, zur Fei« d« 50. Wiederkehr deS TageS seines Eintritts in den Dienst der Stadt Dresden als Aktuar eine ansehnliche Stiftung »ur PrämIIrrnna ehemaliger würdiger Anstaltszöglinge am Geburtstage deS jeweiligen regieren den Königs errichtet. Möge dem edlen Menjchenkemcke. der sich bicckurch ein bleibendes Andenken bei der Anstalt und ihren >' lingen gesichert hat. noch ein recht langer, relchgesegnetn Leb abend beschledeu sei».