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Dresdner Nachrichten : 03.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189912038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-03
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.12.1899
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- v-. »» «H» — Zur Erinnemng an die glorrci und Brie sur Mame am 1. Dezemt König!. Sächsische Militärverein in den Räumen des „Eldorado" ^ eier und verband damit zu Fest einen glänzenden Verlauf, bemerkte man u. A. Se. v. Zeichau, Ehrenvorsitzender des Nerems. Oberst loncichen Kämpse von VillierS der 1870 veranstaltete der r Ehemaliger 107er" vorgestern Abend eine Gedenk- die Feier seines 2. Stiftunas- leineS Ehrenmitglieds, der ntung sich nahm das An der reichbeletzten Ehrentafel Erccllenz Generalleutnant z. D. .. . des Nerems. Oberst Schubert. Oberstleutnant v. Haugk, Major v. Heddenhausen. Oberstleutnant z. D. Gödsche, sowie Herrn Bundesvräsident Hauptman a. D. Justtzrath Windisch: ferner waren zahlreiche Brudervereine durch Delegationen vertreten. Auf dem Podium batte die Bütte König Alberts. umgeben von Blattpflanzen. Aufstellung gefunden. Mit der Fcstouverlure über „Ein' feste Burg ist unter Gott" von Nicolai leitete die Kapelle des 2. Jägerbataillons das Cvncert ein. In feinem Willkommensgruh brachte der Vorsitzende, Herr Sekretär Kästner, den Ehrengästen fernen Dank zum Ausdruck für das dem Verein bewiesene Wohlwollen; er schloß mit einem Hoch aus Kaiser und König. Hierauf tmg Kamerad Kauitz eine patriotische Dichtung mit Musik von Kamerad Länge-Leipzig vor. der sich das Kreinser'tche Dankgcbet anichlotz. Mit warm empfundenen Worten gedachte Kamerad Diakonus Müller in der Festansprache der schweren Kämpfe 1870/71. insbesondere berührte er de» Heldenmuth der Mer bei Brie und Villiers 1870, wie diese im Verein mit den tapferen Jägern und Schützen siegreich sich durchgekämpft, trotz aller Gefahren und Opfer. Die Ansprache klang in ein Hoch auf den Chef des Rcginicnts, Prinz Johann Georg, aus. worauf die Sachscnhymne erklang. Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg erwiderte de» Dank für die Einladung und gab feiner Freude Ausdruck, dass der Verein trotz seines erst zweijährigen Veilchens bereits so viele Mitglieder zähle. In der Hoffnung, das; der Geist der Königslrcue und Kameradschaft fest weiter bestehen bleiben möge, brachte der Prinz dem Verein ei» dreimaliges Hoch aus. Ncichsgerichtssekrelär Kammerrath Brückner-Leipzig übermittelte Namens des Leipziger Brndervercins Grütze uiid Glückwünsche und schloß mit einem Hoch aus die echte und rechte Kameradschaft. Kaufmann Kamerad Dietrich-Chemnitz widmete sein Hoch dem guten Einvernehmen der bestehenden Brndcrvcrcine. An das mit Beifall anfgenonunene Concert schlotz sich ein Ball. Mehrere während des Abends cingelanjenc Telegramme, n. A. vom Ncichs- tagsabgeordneten Dr. Hassc-Leipzig, winden srcndig ausgenommen. — Mit einem vollständig neuen und ebenso reichhaltigen als gewählten Programm tritt diesen Monat das Central-Tbeater vor die Bemcher des Hauses. Ten Reigen eroffnetc bei der Premieren-Voislellling am Freitag Abend die Deutsch-Schwedische Soubrette und Tänzerin Hedwig Wagner,-eine ebenso graffmeals bewegliche und — was im Sonbrctlenfach nicht immer der Fall — Mit guten Stimmmitteln ausgerüstete Künstlerin. Eurtis und Gordon (Herr und Dame) führen als amerikanische Boxer in mehreren Gängen ein regelrechtes, des Humors nicht ermangelndes Schaugefecht auf, aus welchem die Dame, deren Kraft und Ge wandtheit dem Zuschauer übrigens allerhand Achtung nbnvthigt, natürlich schon ans Gründen der Galanterie als Siegerin hervor- aeben mutz. Wenn cs als ausgemacht gilt, datz in einem Varibtä- Eniemble musikalische Excentncs nicht fehlen dürfen, dann darf man behaupten, datz die Theaterlcitung diesmal einen Griff in's Volle gethan hat. indem sie die ans 5 Personen (2 Damen und !) Herren) bestehende Barra-Truppc engagirte. In tadellosem Zn- sammenspiel prodnziren sich die Leutchen auf allen möglichen und unmöglichen Instrumenten in einer Wciie, die auch den ärgsten Hypochonder zum Lachen zwingt. Eine vorzügliche Besetzung hat das Fach der Gesangskvmrk durch Herrn Georg Rösser gefunden, der In gewandten! Vortrag nicht nur alle möglichen Dialettc be herrscht, sondern auch die nicht z» nntcrichätzende und für einen Künstler dieses Genres doppelt wcrthvolle Gabe besitzt, sein humoristisches Material selbst zu verfassen. Als vollendete Tanz- seilkünstlcrin produzirt sich Lina Panzer, die cs fertig bringt, auf dem Seil die verwegensten Saltomortales ausnisühren. Eine brillante Programm»»»«»» bildet das Auftreten der französischen Duettisicn Dcsroches Bianca, die ihrem auf humoristischem Ge biete sich bewegenden Vortrag noch dadurch einen besonders poffir- lichcn Anstrich zu geben wissen, datz sie zwei reizende, zweck entsprechend dressnte und mst gleicher Eleganz ivic ihre Herrschaft kostümirte Hündchen mit ans die Bühne bringen. Die Akrobatic ist in hervorragender Weise durch die komische» Nccktnrner Frores Morellv und die Handstnndknnstlcr Zervna und Fvdcn vertreten. Beide Artistenvaaw zeichnen sich, crstercs durch autzerordentliche Kraft und Gewandtheit, letzteres durch eine nicht minder bemerkcns- werthe Valancirfähigkeit. aus. Olivotti. genannt „der moderne Paganini". bei dessen Vortrag die Saalthnren geschlossen bleiben, beherrscht sein Instrument in der Thal mit seltener Vollkommen heit nnd seine Technik dürste wohl io ziemlich an das Acntzerste heranrrichen, was ans diesem Gebiete geleistet werden kann Ein freundliches Bild führt Gco Tcchvw mit seinen drcisirtcn Katzen vor., Tie zum Thcil besonders hübsch gezeichneten Vertreter der FamilicMnrr liefernden Beweis, datz sie bei aceigneierDrcssnrmethodc an Lernfähigkeit und Gehorsam ihrem Erbfeind, dem Hund, nichts nachgebcn. Von hohem Interesse ist die Vorführung mutvikopnchcr Bilder unter der Bezeichnung The amcriean Biograph, die autzer- vrdentlich packende Vorgänge in einwandfreier Naiurtrcuc zur An schauung bringt. Erwähnt sein mögen n. A. folgende Bilder: das Sächsische KönigSpaar beim Ttavellauf des „König Albert" i» Stettin: der Rauer und die Kaffen» beim Stapeliaus des „Kaffer Wilhelm der Grosze": Kaiser Wilhelm II. an der Spitze des Gardcregimcnts und der Zahnen-Kompagnie auf den, Tempel- Hofer Felde: ein grotzcr Brand in Paris, wobei man die Feuerwchr- mannschaften mittelst Leitern und Sprungtüchern die gefährdeten Bewohner des brennenden Hauses retten siebt re. Eine für begriffsstutzige Gemüthcr geradezu unheimliche Fingerfertigkeit ent wickelt als Prcstidigilatcnr der „Mnnzenbcichwörer nnd ameri kanische Silberkönig" Nelson Dowcn, der die Cilbermünzcn scheinbar aus der Lust greift und zwar in solcher Menge, datz man sich vergeblich fragt, wo der mit aufstricktcn Acrmeln arbeitende Künstler die Silberfischchen alle hcrnimmt, zumal ec vor >edcm Fang beide Hände als vollkommen leer vorzeigt, und man auch bei gespanntester Aufmerksamkeit nicht wahrnimmt, datz er mit seinen Händen eine Bewegung macht, die eine plausible Erklärung des Mthsels zuliebe. Jedenfalls kann der Tausendkünstler froh lein, datz er nicht nm ein paar hundert Jahre früher aus die Welt so wird auch der Anipruchsvollste zugebcn müssen, datz das Dezemberprogramin des Centraltheaters an Umfang Nichts zu wünschen übrig lässt und datz die Leitung sich dem Geschmack des Publikums anzupasseu versteht, bewies der Applaus, der sämmt- Itchen Nummern zu Tlieil wurde. — Tagesorvnnng der Zweiten Kammer für Montag, den 4. Dezember, Mittags t2 Ubr: Allgemeine Porbcratlnmg über die Verwalt ung der LandcS-Brandversichcrungsanstalt in den Ialne» l887 und 1888. Schluhberathung über Kapitel 27 und 28 des SlaalsbausbaltS.Etats. — Tagesordnung für die Erste Kammer, Montag, den 4. Dez., Mittags 12 Ubr. Vortrag aus der Ncgistranvc und Beschlüsse ans die Ein gänge. Antrag zu dem Gcscdenlivurs wegen der vrovisorffche» Forterl,ebnnq der Steuern und Abgabe» im Jahre 1VV0. Anzeigen über drei sür unzuläs sig erklärte Petitionen. den Gouverneur der kaiserlichen Prinzen " lben Oi Grafen v. Platen-Haller- laffe TagcSgeschichtc. Deutsches Reich. Ter„Westm. Gaz." zufolge lud angeblich der Kaiser den Prinzen von Wales zur Königl. Jagd zu Svringe in Hannover sür den nächsten Monat ein. Der Prinz von Wales könne jedoch nicht kommen wegen Verpflichtung-», die er in Eng land eingeganaen hätte, laut mioux, wenn es wahr ist. Der Gwßvritannische Viktoria-Orden, zu dessen Ehren ritter vom Großkreu; der Kaiser von seiner Großmutter ernannt worden ist, wurde 1856 für persönliche Tapferkeit vor dem Feinde gestiftet und zerfällt in das Großkreuz, das Komthur, Offizier- und Ritterkreuz. — „Weder Kaiser Wilhelm I. noch Kaiser Friedrich ^ben^deu Orden gehabt, noch sonst irgend ein nicht englischer DaS Londoner Anitsblatt veröffentlicht folgende Auszeich nungen: Die Königin hat de» Staatssekretär des deutschen Auswärtigen Amtes Grafen v. Bnlow, den Oberhosmorichall Grasen zu Eulenburg, den Generaladsutanten v. Plessen und den Chef des Marinekabinets Freiherr» v. Senden-Bibran zu Ritten, de» GroßkreuzeS des Viktoria-Orden- ernannt, ferner den General major v. Scholl und den Kanunerderrn der deutschen Kaiserin mund zu Kommandeuren desselben Ordens. Die 4- Klasse des Ordens wurde dem Geh. Legationsrath Klehmet und dem Leibarzt des Kaisers Dr. Jlberg verliehen. Der Beschlutz de» Reichstags, datz der La bensch lutz um S Ubr an Wochentagen stattfinde, begegnet in der Presse und im Pubiiklzm bereits dem lebhaftesten Widerspruch. Wir können, so schreibt die ,B. B. Z ". in der That nicht glauben, datz der Bundesrath einem Geietze seine Zustimmung geben wird, das eine» Eingriff in die Rechte des Einzelnen bedeutet. Der Ladenschluß ist um 9 Uhr obligatorisch — so heißt es in dem am Donnerstag angenommenen Gesetz — wer also mit Einsatz seiner Person in seinem eigenen Geschäft nach 9 Uhr noch etwas verdienen will, auch wenn er gar keine Angestellten hat und seinen Betrieb mit Frau und Kindern, die gern Mitwirken, führt, darf seinen Laden nicht offen halten, die Behörde, die von ihm pünktlich Steuern fordert, schreibt ihm vor — ihm? Nein, nicht ihm allein, sie schreibt auch den Konsumenten vor, früher bei ihm zu kansen, un bekümmert dämm, ob dies immer möglich ist. Der Nonsens ist augenfällig. Der bis 9 Uhr Angestellte kann — im Angenblick, wo er frei wird — keinen seiner Wünsche befriedige», denn die anderen Geschäfte haben ja auch uni 9 Uhr geschlossen Man eifert gegen die Waarenhäuser und tödtet kleine Kausteute durch solche Gesetze. Gewiß sind auch wir sür Schutz der nur zu oft ausgebcuteteu Arbeitskräfte. Kann dies aber wirklich aus keinem anderen Wege geschehen, als dem der Eingriffe in ursprünglichste Rechte im Kampf um's Dasein? Man erkläre einfach, es sei obligatorisch, datz der Angestellte bei Vermeidung schwerer Strafen vom Prinzipal so nnd so viele Ruhestunden innerhalb eines Tages erholten müsse und die Frage ist gelöst. Man wendet zwar em, datz der angcitrebte Schutz dadurch illusorisch wird, weil der An gestellte aus Furcht vor Entlassung nicht denunziren ivird, wenn lein Prinzipal ihn schärfer heranzicht. Ein anständiger Brotherr fügt sich aber dem Gesetze, lind dahin müssen wir eben kommen, datz das Gesetz an-Z Selbstachtung jedem politischen Wähler, icdeni Staatsbürger eine selbstverständliche Pflicht wird. Mit welcher Berechtigung man ein Gesetz ausheckte, das sich gcgen die Konsu menten richtet, ist nicht gut zu erkennen. Der Wunsch, als Träger sozialpolitischer Fortschritte den Ruhm der Priorität zu ernten, darf nicht hypnotisirend wirke», sonst kommen wir eben zu Be stimmungen, die als krasser Rückschritt zu bezeichne» sind, wie im vorliegenden Falle. Wird das Gesetz Giltigkeit erlangen, dann werden die Gastwirthe sich mit Kolvnralwaarcii, Cigarren. Obst, Brot rc. berschen und das Publikum wird bei dielen kauten — bis nach Mitternacht von Angestellten bedient, die inan vor Ueber- arbeit schützen wollte. Man wird den Gaslwirthe» eine ganz neue ElwcrbSguelle eröffnen und der Kolonialwaarcnhändlcr, der klug ist, wird eine Gaslwirthschast einrichle», dann kann er seinem Ge schäfte ungehindert »achgehcn. Das; man aber Droschkenkutschern, Eisenbahnbedienstete», Tclcgraphenbeamten und eben Kellnern ge stattet, auch nach 9 Uhr zu arbeiten, enthält eine Inkonsequenz, die in die Augen springt. Auch die Theaterarbeitcr haben — im Königl. Opernhause oft bis Mitternacht — sehr laugen Dienst, nicht weniger die Muster tu Eoncertlokalen rc. Warum nimmt sich kein Reichstag ihrer an? Ter Sekretär des Deutschen Flottcnvereins, Herr Victor Sch wein bürg, veröffentlicht in den „Bert. Polst. Nachr." folgende Erklärung: „Von verschiedenen Seiten werde ich arrf- gcfordcrt, gegenüber den gegen den Deutschen Flottenverein »nd meine Perlon gerichteten Airgriffen gus der bisherigen Reserve herauszntlcteii. Für den 16. Dezember ist eine Sitzung des Vor standes des Deutschen Flottenvcreins nach Berlin cinbcrusen. Ich bin nicht i» der Lage, vorher meine Zurückhaltung aufzugebcn." In HildeSheim starb der General der Infanterie z. D. Frei herr v. Rosst n g. Der vor wenigen Tagen in Halle verstorbene Justizrath Ni er» nnd, Sohn des früheren Ternstirtcn der Mannsseldcr tupferschieferbarrenden Gewerkschaft, vermachte 2 Millionen Mark zu Wohlfahrtsciiirrchtirngen sür die Bergleute dreier Gewerkschaft. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit erwies eine Abordnung von !x> Bergleuten dem Verstorbenen bei seinem Begräbnis; in Berlin bergmännische Ehren. Bei den Bürgerschaftswahlen der vierten Klasse in Bremen wurden im Ganzen sieben neue sozialdemokratische Vertreter ge wählt ; irr zwei Stichwahlen habe» die Sozialdemokraten sichere Aussicht. Im Ganzen wird die Bürgerschaft 11 Sozialdemokraten erhallen; bisher gehörten ihr zwei an. Der Panzerkreuzer „Fürst Bismarck" ist setzt so weit fertig gestellt, datz er demnächst seine Probefahrten beginnen tann. Er ivll Flaggschiff des ostasiatiichen Geschwaders anstatt ^„Deutsch land" werden. Als Gallionsngnr erhält der Kreuzer auf Anordnung des Kaisers eine Büste des ersten deutschen Kanzlers: das Harrvt trägt den Kürassierheffn. Darunter befindet sich das Bisniarck'schc Wavpcn mit der Inschrift: „ln trnrstato robur". Unterhalb der Büste stehen in goldenen Buchstaben die Worte: „Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nichts in der Welt". Diese Verzierung ist nach einem Entwurf des Kaisers angebracht worden. Oesterreich. Ter Kaiser cnwsing in Wie» die ringarische Delegation und darauf die österreichische Delegation. Bei dem Emvsnnge sagte der Präsident der Delegation des Reichsraths Graf Vetter i» teurer Ansprache au den Kaiser, die Delegation werde der gemeinsame» Regierung die Mittel zur Verfügung stellen, die die Gr»tz»iachtslcÜung des Reiches, die Wahrung des Ansehens der Monarchie nach außen nnd deren Verthcidignngs- sähigkcit unbedingt erfordern. Ter Präsident drückte den Schmerz der Telegation über das Hinicbeiden der Kaiserin aus, wodurch > mjt dem atlgelicbtcn Kaffer alle Volker, des Reiches mitgetrvffcn seien, und ichlotz nrit heißen Segenswünschen sür die Geulndheit und das Glück des Kaisers. (Stürmffche Hochrufe.) Ter Präsident der uiigarnchen Delegation Graf Szavary drückte ebeistallS den tiefste» Schmerz über das Hnncheiden der nnvcrgetzlichcn Königin ans und brachte dem König als dem Hüter der venassnngsmätzigen Rechte dir Huldigung der Delegation dar. Er erklärte ferner, die Delegation werde um io leichter ihre Pflichten sür die Macht stellnng der Monarchie erfüllen können, da die Mehrheit des Reichstages der Regierung Vertrauen eiitgegenbiinae» nnd wie in den Vorjahren die Beiuhiginig zu finden bossle, daß die Völker. Tank dem Fortbestand des Dreibundes nnd der gute» Beziehungen zu de» übrigen Staate» eine Störung des Friedens nicht zu fürchten brauchen und sich d'cnr Ausbau des Reiches im Innern zliweirdeil können. Der Präsident schloß mit Segenswünschen für den Monarchen. (Slnrmffche Elienrnsc.) Die Erwiderung des Kaisers aus die Ansvrache der Tclcgativiisvräsidentcn lautet: Mil aufrichtiger Genngtlnrinig nehme ich die Versicherungen treuer Er gebenheit, welche Sie »irr durch Ihre Präsidenten nuSgeioröchen haben, entgegen. Ich gedenke bei diesem Anlatz mit Rübrnng der zahlreichen Kundgebungen unerschütterlicher Anhänglichkeit an mich und mein Haus, welche alle Volker der Monarchie in dem tiefen Schmerze über den Heimgang der Kaiserin und Königin, meiner in Gott ruhenden heißgeliebten Gemahlin, vereinte. Die Beziehungen der Monarchie zu de» auswärtigen Brächten tragen durchweg einen unverändert irenndschafttichen Eharaktcr und lassen auch fortan die Zuversicht auf ungestörte Fortdauer der friedlichen Lage in Europa gerechtfertigt erscheinen. Die sicherste Gewähr hierfür erblicke ich nach wie vor in dem imgetrilbten Bestände des engen und vertrauensvollen Verhältnisses zu unseren Verbündeten. Ais eine weitere Bürgschaft des Friedens darf das allgemeine Zusammenwirken aller civilisirten Staaten ans der dieslährigen Hanger Konferenz betrachtet werden, welche der hochherzigen Initiative Sr. Majestät des Raiters von Rußland entsprungen ist und dem allgemeinen Fricdcnsbedürsnitz der Welt neue und verstärkte Hoffnungen zirgefühtt hat. Mil Befriedigung kann ich daraus Hinweisen, datz die Pflege durchaus lovaler nnd freundschaftlicher Beziehungen zum rnssffchen Reiche im Sinne eines eiiivernehmlichcn Vorgehens gegenüber den ans der Balkanhalbinscl auftauchendcn Fragen fortführt, erfreuliche Erfolge zu zeitigen. Den in Südafrika cingctretenen kriegerischen Konivlikationen gegen über sind wir zur Beobachtung strikter Neulratität entschlossen nnd können nur wünschen, datz dieser Konfliktes»» baldigen Beendigung entgegengeht. Einem unabweislichen Gebot der Billigkeit ent sprechend, sind in den Ihnen zur verfassungsmäßigen Behandlung zugehenden Vorlagen drc Erfordernisse für die Rcgnlirung der Bezüge der Gagislcn meines Heeres und meiner Kriegsmarine, so wie der gemeinsame,, Beamten und Diener ausgenommen. Die Anforderungen meiner Kriegsvenvaltung beschränken sich auf dringende und nothwendige Vorsorgen. Die Verhältnisse in Bc>snien und der Herzegowina befinden sich, wie bisher, in normaler Entwickelung und werden auch sür 1900 die Erfordernisse der Ver waltung dieser Länder in den eigenen Einnahmen derselben ihre Deckung sinken. Indem ich auf die Einsicht und den patriotischen Elfer, mit welchen Sie an die Erfüllung Ihrer Aufgabe heron- ttcten werden, vertrauensvoll rechne. Heike ich Sic herzlich will kommen. — Beim Cercle der österreichischen Deleairteu legte der Kaiser den Delegirten aller Parteien an'S Herz, die i» Zu« Le-i kindliche Verständigung zu einem gedeihlrchen Ende zu vnngen, damit die Parlamente ihre dringenden Ausgaben erledigen können, da die Zeit dränge. Telegirter Funke erwiderte, die Deutschen seien ernstlich bestrebt, eine Verständigung herbeizuführen, so »reit solche mit den Rechten und der Ehre des deutschen Volkes Ver einbar lei. Auch die Ezechen betheuerten ihre Versöhnlichkeit; sie wiesen jedoch aus die Erbitterung des Czechenvolkes hin über die Aushebung der Svrachenverordnuuaen. Telegirter Stransky bat den Kais», den Deuttchen zur Nachgiebigkeit ruzureden. Der Kaiser erwiderte: An mir soll es nicht kehlen, aber Sie müssen sich staatsmännisch benehmen. Die Staatsnothwendigkeiteu müssen gemacht werden. In der Besprechung derAnsvrache des Kaisers an die Delegationen betonen die Wien» Blätter den eminent friedlichen und beruhigenden Eharaktcr und heben den Fortbestand des Drei bundes. das Einvernehmen mit Rußland und die Haager Konferenz als besondere Merkmale hervor. Die „Neue Freie Presse" sagt, die Rede biete keine Ueberraschung. aber eine Bestätigung dessen, daß man über die Weltlage Beruhigendes wußte. — Die Blätter veröffentlichen eine große Zahl von Aeutzerungen des Kaisers während der Cercles bei dem Empfange der Delegationen. Aeußer- uimen, deren Authentizität selbstverständlich nicht feststellbar ist. Alle stimmen aber darin überein, datz der Monarch sowohl den deutschen wie den czechischen Delegirten gegenüber seinem innigen Wunsche nach Gelingen des eingeleiteten Verständigungs- verluchs wiederholt »nsten.Ausdruck verliehen habe. Die „N. Fr. Pr." drückt die Ueberzcugung aus, datz damit der Jriedens- aktion ein mächtiger Impuls gegeben wurde, der zum weiteren Verlaufe nur wohlthätig wirke» könne. Weiter melden die Blätter, datz die Versuche privaten Charakters, für die offizielle Ver- ständigungskonseren; den Boden vorzubcreitcn. die Schwierigkeiten zu beseitigen oder zu vermindern, im Abgeordnetenhause sowohl seitens der Mitglieder der Regierung als auch hervorragend» Mit glicder aller an der Aktion betheiligten Parteien eitrig fortgesetzt wurden. In der Veranschlagung des Erfolges gehen die Blätter auseinander, wobei die Anschauung immer mehr an Boden ge winnt, das Jricdenswerk müsse jetzt oder bei ein» späteren Wieder ausnahme des Versuches einmal unbedingt gelingen. Frankreich. Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen des Staatsgerichts Hofes folgte die Vernehmung des Generals Roget, welcher über die Vorgänge bei der Kundgebung am 29. Februar berichtete. Er sagte aus, DvronR.de, welcher an der Stütze der Manifestanten war, habe den Zügel seines, des Zeugen. Pferdes ergriffen. Dieses habe sich gebäumt: er habe seinen Degen auf die Hand Dvronlede's gelegt. Daraus habe dies» losgelassen. Roget sagt, er habe kein»!» von TorouRde an die Soldaten gerlchtete Ansvrache gehört. Auch teiner der Letzteren habe Worte Dvroulede's vernommen. Ter nächste Zeuge. Hauptmann Morris, sagte aus. » habe gehört, wie Tvroulede ries: „Nach dem Etysse!" General Florentin berichtete, er habe Dvroulvdc und Hadert, welche sich weigerten, die Kaserne zu verlassen, in Gewahrsam bringen lassen. Das „Journal deS Debats" bespricht die Rede Chamber lai n ' s und sagt. Ehamberlain bedaure sichtlich, daß die längste Rede Tclcassä's die Jingoisten der Möglichkeit beraube, gegen die Politik Frankreichs irgend welche Beschwerde zu führen. Die. Campagne Ehamberlain's bezwecke, die Franzosen zu Unbesonnen- i heilen zu verleiten, um aus denselben Vortheil zu ziehen. Die^ England. Ter „Globe" erhebt gegen eine britische Allianz mit D c n ts ch l a n d unter der Begründung Einspruch, daß Frankreich und Rußland aus einer Seite, Deutschland. Oester reich-Ungarn und Italien auf der anderen Seite sich in die Kontrole des kontinentalen Europas theilen und datz England seine Stellung als Schiedsrichter zwischen diesen beiden Ligueu opfern würde. Ueberdies könne Deutschland England keinen Ersatz sür die Verantwortlichkeit geben, welche eine Allianz England aut- erlegen würde. Die ctbe Erwägung paffe aus die Allianz mit Amcrika. Tie „Pall Mall Gazette" hebt, indem sie zugiebt, daß die Behauptung richtig sei, die natürlichste Allianz sei diejenige zwischen England und dem Deutschen Reiche, zugleich hervor, daß zur Zeit ein starkes Vorurtheil gegen England in Deutschland vor handen sei. und mißbilligt den ausdrücklichen Hinweis daraus, daß England mit der deutschen Hiegierung, nicht mit der deutschen Presse, eine Verständigung oder Allianz suche. Die „Times" melveii aus New-Iork: Die einzigen die bisher die Rede Ehamberlain's in Manct « Blätter. bisher die Rede Chambcr'lain's in Manchester be sprechen, sind zwei chauvinistische. Diese äußcni sich dahin, daß in vielen Punkte» Ehamberlain mit den Amerikanern übnein- sti'mme. Alles, was die Amerikaner von ihm forderten im Hinblick nnf die Beziehunaen Englands zu Amerika, sei, daß er ihnen nicht Nnmöglichcs Vorschläge und nicht eine Sprache gebrauche, welche die Erfülluna seiner und ihrer Wünsche schwierig mache. — Ein „Times"-Artikel legt dar, die deutschen Freunde seien ohne Zweifel überraicbt, die Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutsch land niit einer Gesühlsergietzung beschrieben zu sehen, wofür sie keine Acutzcriing im eigenen Lande vorbereitet bätte. Indessen, wenn die deutsche Presse Sinn sür Humor und gute Laune habe, würde sie in Ehamberlain's Rede daS Zeugnitz sür den persönlichen Zauber des deutschen Kaisers gesunden haben. Trotz der Heftig keit der deutschen Pretznrtbeile vermuthen wir. daß das augen scheinliche Bestreben unseres Kolonialsekretärs. so viel als möglich die Freundschaft mit Deutschland zu pflegen, weit davon entfernt ist, den deutsche» maßgebenden Kreisen unwillkommen zu sein. Wenn die Deutschen meine», daß einige unbestimmte Wendungen in d» Rede des Kolonialsekretärs die fest gestimmte Politik die!» Nation ablcnken können, so können wir nur sagen, daß sie noch Manches zu lernen haben. Dänemark. König Christian, die Kaiserm-Wittwe von Rußland, der Großfürst-Thronfolger und die Großfürstin Olga reiften gestern Vormittag mittels Sonderzuges von Gientoste über Fredericia nach Neumünslcr ab. Ter König reist von dort nach Hamburg, die Kaffcrin-Wittwe mit den Kindern und Gefolge nach Rußland weiter. Türkei. Mehrere diplomatische Vertretungen sollen von der Pforte Aufklärung erbeten haben über die Massenverha si nn gen in der letzten Zeit, da diese'geeignet seien, eine bedroh liche ninerpolitnche Bewegung hervorzurusen. Afrika. Offiziere der Sudan-Armee »zählen, daß der Khalii, als er sah. daß es unmöglich sei, zu entkommen, seine Emire aufgesordcrt habe, bei ihm zu bleiben und mit ihm zu sterben. Er habe sodann ein Schaffell aus den Boden aus- gcbrcitet und sich, seine Emire zur Rechten und Linken, darauf niedergesetzt. Tic Schüsse trafen seinen Kopf, sein Herz, de» euren Arni und seine Beine. Seine Emire und seine Leibgarde starben an seiner Seite. Tic Truppen Oberst Wingate's stürmreu üb» den Khatisen und die Emire binwcg nnd Oberst Wingatc kehrte erst zurück, um die Leiche zu suchen, als er die Meldung vom Tode des Khaüfeu erhallen hatte. (Wiederholt.) , Transvaal. Immer mehr bricht sich auch in der englischen Presse dir Ueberzeugung Bahn, daß die Sicgesiiachricht Lord Methuen'S über seinen Kamps am Modderstutz eine arge Uebertreibiing war. Kein einziges Blatt, nicht einmal ein jingoismchrs. bezeichn» heute mehr das Tressen am Mvdderflutz als Sieg. Vielmehr wird all gemein die Befürchtung ausgesprochen, datz Methuen furchtbare Verluste »litten haben müsse, ohne datz es ikim gelungen wäre, den Feind zu demvralisircn oder dessen Geschütze zu »beuten. Ja, man erlivfst äiiastlich, datz Methuen baldigst verstärkt werde, damit nicht gar vielleicht seine Nückzugslinie abgeichnftten werde. Die „Times" bemerken, die uniellge Zweideutigkeit und Vn- Paris» „Temps" wird aus London gemeldet, man schätze die Ver luste Lord Methncn's im Gefecht von Modderslutz aus 1500 Mann an Todten und Verwundeten, während man die Verluste derBurcn tm Vergleich mit den englischen sehr gering, und zwar auf 400 Tobte und Verwundete berechne. Es bestätige sich, datz eine große Burenabtheilung von Mafekiua nnd Kimberlev und wahr scheinlich auch noch andere Burenabtheilungen Lord Methuen ent- gegenrückten. Gcneml Eronje befinde sichan der Spitze von 4000 Mann wieder im Vormarlcb gegen Lord Methuen. — Nach einer Londoner Meldung der „Magd. Atg." ist Lord Methuen'S Korps kampfunfähig am Moddeifluß sestgekeilt. Methuen hat zu wenig Kavallerie un' - - - - - ' "
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