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Mittwoch. 1 Dezember 1926 — «Dresdner Nachrichten" — Nr. 563 Seite 3 Dar Urteil gegen den ZuwelenrSnber Spruch. Sechs Jahre zwei Monate Zichtliais. Berlin, HO. Nvv. Im Prozeß gegen de» Iuwelenräuber Spruch perlündigte nach etwa ciiistündiger ^ierainng des Gerichts der Burschende Landaerichtsdirektvr Tr. Erohne folgenden Spruch: Es werden koftenpslichtip verurteilt: Johannes Sprach wogen schweren Raubes, Nötigung und erschwerten Wassenbesitzea zu einer Znchthausstrase von t> fahren S Monate», sowie zur Aberkennung der bürgerliche» Ehrenrechte aus 5 Jahre. Tie Ltelluna unter Polizeiaussichi wird sür zulässig erklärt. L Monate der erlittene» Unter- suchungshast sollen angerechnet werden. E h a r > o t t e Spruch erhält wegen Sachhehlerei .'» Monate Gesängnis. Flle Ninghans gleichfalls wegen Sachhehlerei 3 Monate Gesängnis. Er gedachte berühmt zu werden. Berlin, 30. Nvv. Neber die Verhandlung gegen den Jnwelenräubcr Spruch ivird »och gemeldet: Der Bertcidiger überreicht zwei Bände L e b c » S e r i n » e- ruiigc», die Spruch im Gefängnis geschrieben hat und die interessante Einblicke in sei» Seelenleben nnd die Tatmotive gewähren sollen. Der Verteidiger ersucht, diese beide» Bände zn», Gegenstand der Verhandlung z» machen. Bo» einem Buchhändler seien ihm siir die tteberlassung de» beiden Hcs'c bereits 5»I>0 M. angeboten worden. Weiler überreicht der Ver teidiger eine größere Reihe farbiger Bilder, die Spruch in letzter Zeit gemalt hat. Tie Bilder sollen die Phantasie» zeigen, von denen sich Spruch »mgankeln lieh. Tic jüngere Schwester Spruchs verweigerte die Aussage. Bei Zen it cliung der Personalien rühmt sich Spruch vieler schlimmer Streiche, die er während der Schulzeit anSgesührt hat. Rechtsanwalt Huchs machte darauf ausmerksam, das, in -er Familie Spruchs eine grobe s ch w c d i sch e Millio n e »- erblchaft eine Nolle spiele, um die die ganze Familie Generativuc» hindurch kämpfe. — Bei dem Oberichlcnschen Ailsstand will der Angeklagte viele Heldentaten vollbracht haben. Er machte dann Angaben über weitere Selbstmord versuche. Tic 31 jährige Mitangeklagte Eharlotte Spruch war am Breslauer Hguptlele-graphenamt tätig. 102.', zog sie mit ihren Ellern nach Berlin, konnie hier aber keine Arbeit linden. Tie 21 jährige Filmslalisti» Else Ninghause» ist die Tochter eines GewerkschastSsekretärS ans Köln, Sie ist mit drei Wochen Gefängnis wegen Diebstahls in einer Pension »vr- bestrast. Der Hanpiangckiagle Johannes Spruch äuherle sich dann zur Tat selbst. Er habe sich überlegt, das, man als Aben teurer b e r ü h m t werden kvn n e. ES sei gerade die Zeit der Polizei» n s st e l > n n g geivesen und er habe sich gedacht, cs müsse aus jeden Hall etwas geschehen, was die 'Welt bisher Noch nicht gesehen habe Wenn es nicht gelingen sollte, wollte er sich erschiehen, damit dann »ach seinem Tode die Welt von ihm ersahren sollte. Ans der Polizei hätte er dann schließlich sagen wollen, er sei durch Eid gebunden. Er sei nur der anssührende Teil, die Sache habe ein Herr der höchsten 'Berliner Geiellschan. „ein Negierungs- ma»n". arrangiert, um die Polizei ans die Probe zu stellen. Tann wäre er der glücklichste Mensch ans der Well gewesen. Ter Angeklagte schilderte dann die bekannten Vorgänge an läßlich seines Einbruches bei dein Juwelier Marotti. Ans die Frage des Vorsitzenden, warum er geschossen habe er widerte der Angeklagte: Mit Tamtam sollte cs gehen, wie es bei ihm immer sei. mit Heuer. Ter Angeklagte gab dann eine genaue Schilderung der Einzelheiten des Raiibes sowie von seinen 'Beninhungcn, sich den Nachforschungen der Polizei zu entziehen. Er schilderte seine Bekanntschast mit der Hilmsiatistin Else Ncnghansen, der er in einem Hotel die Uhr mit Bette nnd eine Perlenkette ge schenkt habe. Bei seiner Verhaftung habe er zunächst die Ge schichte mit der Sonja angegeben Sein Geständnis habe er aber erst abgelegt, als er sah, daß seine Schwester, die er nicht verraten wollte, die Ningc heranSgegeben halte. Ans dein Plädvver des Oberstaatsanwalts ist heroorzn- heben, daß er das Gericht bat, die zur Verhandlung stellende Sache ans der Atmosphäre des „Kieniopvs" lieransznheben, in die sie hineingebracht morden sei und das Thema „falsche Heldenehrnng" beiseite zu lassen. Es bleibe dann nichis übrig als ein übler Naubüberfatl. Im weiteren Verlaus der Plädoyers beantragte der Verteidiger des Angeklagten, im Nahmen der mildernde» Umstände über seinen Mandanten ein auSaesprvchen mildes Urteil zu verhängen. Zn seinem letzten Wort bat der Angeklagte nm mildernde Umstände. Gegen polnische Herausforderungen. Deutscher Protest gegen öie Hattowiher Demonstrationen, Bcuthcn, ll». Nov. Als Temonstration gegen den Ausfall der Gemeindewahlen in Pvlnisch-Obcrschlesien hat bekanntlich am norigcn Sonntag i» Kattowitz ein Aufmarsch der polnischen Ausständischenverbändc stattgesnndcn. Im Demonsiraiionszng wurden Plakate mitgesührt, die unter hetzerischer bildlicher Darstellung die Vertreibung der Deutschen, die Auslosung nnd Vertreibung des Deutschen Volks- bnndeö, die Entlassung der sich zum Tentscbtni» be kennenden Staats- und .Bvmniu»albeainten, die Un gültigkeitserklärung der Gemeinde w ahle n und anderes mehr verlangten. Obwohl hohe polnische F-unk- tionäre zugegen waren und obwohl zahlreiche Polizei zu Fuß nnd zu Pferde ausgcboten war, wurde gegen diese verhetzende Agitation nicht eingeschritte». Sie hielt auch den polnischen Fnncnininister und den 'Woiivoden nicht ab, ihre Ansprachen ans dem Marktplatze zu halten. Ter Reichs- und Ltaats- nertreter bei der Gemischten Kommission wird daher unter Hinweis ans Artikel des Genfer Abkommens die Ansmcrk- samkeit des Präsidenten Ealonder au» diese Vorfälle lenken, da nach diesem Artikel die vertragschließenden Teile ver pflichtet sind, allen Einwohnern deü Abstimmungsgebietes ohne Unterschied Schntz ihres Gebens nnd ihrer Hreiheit zu gewährleisten. Vor einem Anschluß Dombrowas an Osioberseülesten. Eine Erklärung des polnischen Innenministers. Kattowitz. 3»>. Nov. In einer Unterredung mit einem Pressevertreter der „Polonia" erklärte der pvlnische Innen minister, haß eine Anstellung der 'Woiwodschaft Schlesien unter die drei benachbarten polnischen Woiwodschaften nie mals beabsichtigt worden sei, daß aber zum Zwecke der Zn- >ainmei»ais»»g der Industrie im Süd westen Polens und ;„r Schaffung eines gemcinscimitlichen 'WirtschnftSma rk t c s die Zuteilung des Dombrowaer Gebietes an die Woiwodschaft Schlesien in nächster Zeit vom Ministerrni beschlossen werden würde. Vor der Aufklärung in Gleiwih. Ein Beamter mitschuldig'? Gleiwih, 3t>. Nov. Tie Besreinng der zehn Gesangenen aus dem hiesige» Gerichtsgesängnis hat gestern abend zur Verhaltung des gesegelt auigesnndenen Znstizwachimeisters Krause aesiihrt. Er wird wegen Mittäierschnit und Be- siechnna dem zuständigen Nichte, zugeiührt werde» 'Bei der Vernehmung verwickelte er sich in eine Neilie von Wider sprüche». Außerdem wurde bei ihm ein 'Betrag »on :»»t Mark »orgesunde». den er angeblich von seiner Braut ans Leobschütz erlzalten haben will. Es steht sest. das, die Benei'ingsaktio» von langer Hand von polnischer Seite vorbereitet lunr. Alle zehn Befreiten sind über die Grenze nach Ostoberschlesien in polnisches Gebiet entkommen. Einer von ihnen teilte das Gelinge» seiner HIncht durch Telegramm an das Gleiwiher Gerichtsgesängnis mit. Landwirtschaftliche Zollforderungen. Nicht nnter die Sähe des schwedische» Handelsvertrages! Berlin, 30. Nov. Ter N c i ch s l a n d b » n d hat zur Frage der Interimszblle an die Reichsregiernng eine Eingabe aerichiet. i» der er daraus verweist, daß Pressemeldungen zu folge das Neichsernährnngsininisicrin», dein Netchslabinel, eine Bortage bctr. hleuregeluna der Zölle für Noggen. Weizen. Hutlergerste und Mais habe zngelien lassen, die be reits in den nächsten Tagen an den Reichstag gebracht werden solle. Man gehe in der Annahme kam» seht, daß cs sich hier bei um eine Verlängern»« der im Gesetz vom M. Juli d. I. andcriveitig geregelten Zollsätze für Getreide. Schiveinetleisch. Speck und Schmatz handelt Diese Regelung läuft am :!l. Dezember ab. Halls keine Neuregelung erfolgt, so würde das bedeuten, daß die ineinbegünsiigie» Staaien die Lätze des deuisct,-schwedische» Hnndelsoerirages. die andere»' die anderen die anivnouie» Sätze iragen müßie». Es oertaulet nnn. das, die'N e g i c r » » g . um die nnionomen Sätze bzw. die Sätze des schwedische» Zolioerirages niil,l in .Krasl treten zn laßen, die jet'.t Neltoildeu erinäsiiglen !ölle »erlängern ivoUo. Sollte diese Absicht bestehen erklärt der Neichslandbnnd. so würde dies einen Verstoß gegen den ursprünglichen Sinn der ietzigcn bis znm 31. Dezember d. I beirisieten Regelung bedeute». Wenn jetzt die NeichSregsernng neue Zoltbindnnaen für die iw tsicsetz vom io. Inli d I. behandelten Positionen herbci- iühren ivill. so ivird d-, Neichslandbnnd daraus dringen, nicht unter die im schwedischen Handelsvertrag bestimmte» Sähe herunter uigehen. glsv nicht unter O.siO Vtgrk sür Weizen, 0 Mail für Noggen nnd Hafer, si Mart kür lg erste, linier Wegfall des difseren zierten Zolls ans Fnttergerste. bei :>Nais gleichsalls nicht nnter ü Niark, nicht nnter 32 Mark bei Schweinefleisch, 2si Marl bei Speck und IsiMark bei Schmalz. Ga»; besonders wichtig seien die Zölle sür die drei letztgenannten Produkte, da an diesen in erster Linie die kleinen nnd kleinsten Landwirte interessiert seien, in deren Ställen sich die ganz überwiegende Menge der Lchweinebestände befindet. Ta die politischen Parteien ohne Ausnahme fortgesetzt erllärten, daß ihnen gerade das Wohl der Bauern, insbesondere der lleiucn Bauer», an, Herzen liegt, dürste wohl leine Partei diescin Antrag sich entziehen sonnen. Bei dieser Gelegenheit wiederholt der Neichslandbnnd dann nochmals seine bekannten und eingehend begründeten Hvrderiingeli bezüglich des Zucker- und des Mehlzolles Zum Schluß ruft der Neichslandbnnd der Reichsregiernng ins Ge dächtnis, daß Tcuischlaiid bei künftigen Handelsverträgen von vornherein eine nm so schlechtere Positiv» hat. als es, »sie anscheinend jetzt wieder beabsichtigt, seine Zollsätze berabsetzt. De r G e » n m tvorstand deS O b e r s ch l e s i s ch e n iLandbnndcö hat in seiner letzten Sitzung eine Ent- ! schließ»»» gesaßi, in der gebeten wird, bei de'» dentich-pol- j nischen Handolsvertragsverhaiidlnngcn mit aller Kraft die ! F nieressen der oberschlesischen Landwirtschas, zn beriicksich- ! tigen. Tie vbcrschlesische Landwirtschaft könne eine Kontur rcnz polnisch-landwirtschastlicher Produkte nicht anshalten. Benachteiligung Deutfchtands in der Genfer Stellenbesehung. Berlin, 30. 2kov Ter „Lvtalanzeiger" besaßt sich heule nnter der Ueberschrist: „lieber den Lössel barbiert" mit den Ernennungen in Gens. Er schreibt: Ter bisherige dcntschc Botschaftsrat in London, Dusonr. ist bekanntlich zu einew der Untergcneralsekretäre dcS Völkerbundes ernannt wor den, und zwar mit der Begründung, daß der bisherige japa nische Untergciieralsekrctär Nitobe seinen Posten ausgebe, dessen unpolitisches Dezernat Dusonr übertragen ist. Jetzt stellt sich heraus, daß das Ganze eine Schiebung ist, »m Deutschland nicht an die politische Abteilung heran- kommcn zn lassen. Diese ist durch den Rücktritt des bis herigen sranzösischcn Direktors Nt antoux freigewordcn und wird jetzt mit dem Japaner Sugimura beseht, der gleich zeitig zum Untcrgencralsclretär vorrückt. Hilferufe aus Äankau. London, 30. Nvv. Tie Zeitungen veröffentlichen 'Nach richten ans Schanghai, ivvnach die in Hanta» ansässige § enrvpäisciie Bevölkerung ein dringendes Ersuchen nm Hjlsc s nach Schanghai gerichtet hat. Insbesondere ivird darum gc- i beten, svsvrt Nahrungsmittel nach Hankan zn cnt- ! senden, da die dortigen LcbenSmittelvvrräte erschöpft sind. § 'Bewgssiiete Standen, die der Kantonarmce angehören, seien ! in die sremde» Niederlannngen einqcdrnngcn. In ganz Hanlan herrscht der Schrecken. Grokfeuer auf -erZika-elle von Magdeburg. In de, Nacht zum Dienstag brach auf der Zitadelle von ^ Magdeburg Heuer ans. das sich zn einem riesigen Großfeucr answuchs. In einem Schuppen gerieten Motorräder und > Krafträder in Brand. Es gab mehrere Explosionen von j Benzin. Tie vordere Wand des Gebäudes stürzte dabei teilweise ein. Ein Hcuermchrmann wurde verletzt. Tie Henerwehrlentc konnten nur mit Gasmasken arbeiten. Weilinaciil5-Verkauk ausIItäts-VVögche >»t clis dilllgrte .^ein prinrip: ttoclisle bei nieclrixsler s'reis.eest.ilnme üiHngunxssilkr I8ZV l-öinsnsisus kr. k-keekl 8peri3lk»U8 Mr xnte ^eine Lcliuukenster drinxen über^euxencle Kei5pie1e >VZ8cke W Lothar Mehner! L o I li a r Mehnert, einer der führenden Ksinstlcr moeres Staatsschauspielö, ist, wie in einem Teile der Auslage »nieres Blattes bereits gemeldet wnrde. am Dienstag mittag siincni Leiden erlegen, das ihn etwa acht Wochen wieder von cinein Berufe scrngchaltcn hat, nachdem er vor I-ahr und ?,ig bereits lange Zeit ans dem Krankenlager gelegen hatte. Ecit sil Zahrc alt. ist er dahiirgeschicde», seinem Altersgenossen, Zrennd und Berufskollegen Alexander Wterkh schneller im lode solgcnd, als man ahnen konnte. ES ist ein schwarzes Hilir sür das Dresdner Schauspielhaus, dieses Jahr 1020, das sinn zwei seiner hervorragendsten Künstler geraubt hat. Lothar Ntrlmcrl hat über 20 Jahre, seit lOOsi, u„ ehemaligen Dresdner vosilieaicr au erster Stelle unter den männlichen Darsteller» gestanden, überlegen durch seine wuchtige Persönlichkeit, seine eigenartigen Mittel, seine schauspielerische Intelligenz. Ihm sielen nach und nach alle großen Elxiraktcrrollcii dcS klassischen Dramas z». all die gewaltigen Männcrgcstaltcn Shakespeares, Goethes. Schillers, Kleists, Hebbels, Ludwigs, ln denen die große» Dichter Kraft der Leidenschaft st»,d sittliche Größe dcS »ggsichen Kampfes geballt haben. Mehncrt war diesen höchsten Ausgaben »einer Kunst immerigcivachscn, zum mindesten in 'einer großen Zeit, in der die Krankheit noch nicht an ihm u,nge. Darum tragen die Dresdner Thcaierbcsiicher der letzten i» iii,ig Jahre die sreslohaslcn Bilder dieser Gestalten von der Bubnc her in Mchncrts 'Verkörperung im Gedächtnis und werden ne nie wieder verlieren, solange ihre Erinnerung lebendig bleibt. Es ist das Einmalige einer großen Formung, das den Dichtergcbildcn Leib »nd Leben gab, a»S einen, Geiste heraus, der ihrer Problematik »vic ihrem dichterischen Gehalt iu jener geheimen Scclenverwandlschast kongenial »var, die de» großen Schgnspielcr macht. Man entsinne sich etwa des Wailensicin. und dcS Königs Philipp im „Don Earlos": hier die iebensglänbige und doch vom Ahnen des Schicksals über- iclbMeie Gcstgll eines große» Hcldhcrrn, dort die leid- gebrochcnc, gnaigejagte, finstere Hignr eines Tnrnnnen mit Wem Gewissen, beide nmiviticrt von aller PhantasiekrasI hsiivrsicher ZiinnonZ llnd loieder eine andere Kultnrivclt: der Präsident von Walther in „Kabale »nd Liebe": welche geistvolle Ilcberlegcnlicit der höheren Schurkerei,- welcher Glanz des bosi'äien Rokoko, der inachiaocllistischcn Politik eines absoluten Zcualicrs mn diese Persönlichkeit! Staatsmünnische Große »crmochie Mehnert mächtig zn suggerieren, so in seinem Bur- lcigh, in seinem tK„ldberg. in Erlers „Strueniee". Und ans der anderen Seite der kühne Zug zum Skeptischen. Höhnischen, Hronischc», der scincn Mephisto zum großen Höllcnlavalier machte und seinem Hagen etwas ubihrhast »Dämonisches gab. Es »var diese Doppelseltigkelt seiner kNustlevisch-meusch- lichcn Natur, die Mehnerts Eigenart und Größe ausmachte: männlich gefestigte Ernsthastigkeit einerseits und ironisch- ptiot. Uruno VVictir, vro^gcu spöttischer Humor anderseits. In die eine Reihe gehören Ge stalten »vic König Lear, ThoaS, VarnS, Guiscard, Stanssaclier, Bernancr. Erbsörstcr, in die airdcrc seine zahlreichen Schöps»» gen im »ivdcrncn Schauspiel und Lustspiel. Gerade durch diese Sette gewann MehncrtS Kunst eine ungewöhnliche Reichweite. Als einst Oskar Wilde der Modcdramatikcr »var, schn» Mehnert seine witzigen und vornehmen älteren Gcntlcmcn, die Aphoris men sprühten, ohne ihr äußerliches Phlegma zu verlieren. Auch in Shaws Dramen kam sein ciwaS schwerer Humor zur Geltung. Das Beste dieser Art waren vielleicht der Wchr- hahn im „Biberpelz", der Schriftsteller Abel in Wieds „Zwei mal zwei ist fünf" und der gcckigc Hnazinih in Enlenbcrgs „Bclinde". Hier streifte MebncriS Darstellung die Karikatur des Menschlichen, ohne in ihrer Verzerrung aiiszugchcn, viel mehr immer an Tiefen des Eharasteristischcu rührend. Aber auch der leichte Konversationston »var ihm gegeben, »nd »vir werden seinen Abel in dem Drciccksdraina „Am Tcet sich" nicht vergessen, wo er mit Alice Verden und Alexander Wicrib ein köstliches Terzett gefälliger Plauderei bot. Dergleichen Figuren schuf er noch manche, ernster oder heiterer, immer ge haltvoll nud persönlich. Das Geheimnis des Individuellen tritt kaum bei irgend einer nndcrc» Kunst so bezaubernd her vor, wie bei der Schauspielkunst, und bei keiner ist cs mit de», Tode so gänzlich gufgchobcu, wie beim Schauspieler. Schil dernde Worte können da wenig ersetzen, Bilder nur einen Ab glanz bewahren. Im Ohre hat man noch den Klang der ge brochenen, oft mißtvnigcn, im Pathos schweren Stimme Lothar MehnertS, die ihm Achnlichkcit mit den spröden Sprachmiitcl» Basscrmanns gab. Und doch mar er einer der gute», weil ge schulten und geistig dnrchgcarbcitctcn Sprecher der älteren Generation. Dieses Einmalige der menichlicben und ln»» lcrischen Persönlichkeit MehncrtS, die Aiwviphärc des Be deutungsvollen, die ihn umwehte, Knnsteriisl, Moniimenlalitäi, Stimiugewakt, Dämonie. Ironie — all das ivird Tausenden dauernd in Sinn und Gedächtnis bleiben, die heute trauernd an der Bahre eines großen Künstlers steilen, der ihnen tra gische Erschütterung und frohe Erhebung zu geben vermochte. Tr. Helix Z i m m c r m a n n. Kunst und Wissenschaft. s Dresdner Dheaterspielpla» siir heute. O p c r n l> a u s : „A>da" S cl> a »spiel >> a n s: „Volpone" st-tzs: A lber t- Theater: „Scitcniprüngc" N c s i d e n z. T h e a t c r: „Schnceiveißchen nnd Rosenrot" sRis, „Die beiden Nachti gallen" D i c K v mödie: „Hedvra" < «8s,- E cntral - Theater: „Die keusche Susanne" is-8j. s Veranstaltungen. Heute llkn: Kl. .Ka»s»ia»»sctiast--saal. Literarischer Verein, Vertrag Pamela Wcdekind: Ubr: Lacmanie- saat, cKesellschast siir Lileralnr und .Kunst, Ulavierabeug > ailct>: Vereinshans, Tanzabend Wigmann: Gewerbehans, Vallsbiitjnen- lonzcrt: ?>^ llbr: 'A>:dslclliiiigspalasl, Festabend der Orchcstcischulc- b Uhr: 2. Bcctlivvcn-Abciid im Planetarium.