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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.12.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261201016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926120101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926120101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-01
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.12.1926
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Junqe Menschen. Der Roman «F r tt h l I n g S o p f e r" von Karl Adolf Mayer iBerlag Gebrüder Stiepel. Neichenbrrgi is» ein Stück Leben, da» Dtchiuna gemvrdr» ist Scheinbar gebürt es t» den KretS der Bücher. die »in WcdekindS ..Frühlings Erwachen" geschrieben morde» sind die Aehnltchkeit bcrubt te» -och nur in ein paar anfsallende» Aeusserlichkeiten. Im Grunde bat Mayer mit den Problemen wentg zu tun. die für Wcdektn-dS Drama ausschlaggebend stnd. Mayer ist inniger, stiller und zarter, seine Mensche» baden seine Deelen, die die Wunder der Wandlung nicht mit der Gier von jungen Raub tieren. sondern mit einer gewissen Ergriffenheit über sich er gehen lassen. Die Jugend der Menschen, von denen dieser Dichter erzählt fällt In die Jahre >013 und die kommenden. Man fühlt, daß die Mehrzahl unter der Denke des Schnitters Tod steht — In einem kurzen Borwort gibt Mauer ein Stück seiner Weltanschauung, als er sich an eine» Frühlingstag z» Podgora im Jahre ll»8 erinnert. I», Schutthaufen eines rauchgeschivärzten Hause ö sah er einen Blumentopf, In dem llühte es. Und tn meinem Lebe», sagt er, werde ich die roten Geranien nicht vergessen, diese sieghafte leuchtende Standart«, die den Tod und die Verwüstung überdauert hatte. Ergriffen fühlte er. dah all das Grausen und die episch schmetternde Gewalttätigkeit -eS sürchterlichstcn aller Kriege nichts ist gegen das stille AuferstehungSwunder der Erde. Und diese Betrach tung bringt einem Buch und Dichter ganz nahe. Er erzählt von dem nordmährischen Städtchen Hellau, seinen landschaftlichen und malerische» Reizen und den jungen Menschen, die da- humanistische Gumnasium der kleinen Stadt besuchen. Verstand und Gefühl sind gleich wach. Mit merk würdiger Klarheit sind stehler und Schn>ächcn in diese,, werdenden Menschen erkannt, aber nicht weniger intensiv «st das Auge für da» Wunder der Seele geössnet. die sich beim Werdeprozess der strUhltngsrcife offenbaren. Treu ist auch das Kollegium der Lehrer gesehen und geschickt sind markante Typen dieser kleinen Stadt in den Rahme» der schlichten Ge schehnisse gestellt. Wer kein Buch ohne Sensationell leien kann, wird enttäuscht sein. Eine gewisse Handlungsarm»« wird man Büchern dieser Gattung unschwer vorwerfe» können. Man muh sich an den Feinheiten psychologischer Ausmalung schadlos halten und der Zartheit des Empkindungslebens. st» der tragischen Episode brS jungen Hans Möhrs und seiner Liebe zu einer jungen, sehr begabten Schauspielerin blüht der Edclgehalt echter Poesie auf. der Jüngling namentlich ist über raschen) fein entwickelt und au» innerer Notwendigkeit heraus dem Ende zugeführt. Di« übrigen Primaner, von denen der Dcutsch-sttaltcner Tostt ganz besonders schön hingestellt ist. werden vom Krieg umklammert und gehe» „ach schweren Schicksalen dem Tod entgegen. Nur einer von den Freunden überlebt baS Grauen langer Fahre, kehrt aus den heimatlichen Hof zurück und hängt die. Wissenschaften endgültig an de», Nagel, um in einfachste» LcbenSverhältnisscn als Bauer Be griff und Gefühl des Lebens wieder zu gewinnen. — Dt« Verhältnisse liegen u, diesem Buch ganz besonder» und stnd nicht typisch. Da berührt es doppelt angenehm, dah die Welt »ltt ihren unfassbaren Entsetzlichkeiten nicht mit de», Augen de- Hasser», loydern des Wissenden aygejchen itz. der tn xyx de- Hassers, loydern des Wissenden ««gesehen ist. der in Liebe Triebkraft und Nährboden von allem sieht, das Menschheit einer freiere« Lebensauffassung z,»führt. Da» ist gewth kein neutr Weisheitsschluss. aber dt« Menschen Hatzen n«ch keinen Weg gefunden, der auf andere Weise zu einen, beglückender«« Ergebnis führte. Auch Eintl Grades „Das „nsichtbareGestcht", tm gleichen Verlag, behandelt das Wenden eines suügen Men schen, aber dieser Michael Arbcsman» ist so sehr psychopathischer stall, dah er anzicht und abftöht, und zwar das letztere im überwiegenden Mah. Schon sung ist er ganz und gar un kindlich. sein Geist geht krumme, ivahnwitzig« Wege, obwohl er den Willen zum Guten hat und auch die Vorstellungskraft, sich dieses Gute tn seinen Auswirkungen vorzustelle». Das yeiährliche seiner Natur ist das Lockend«, die Zartheiten seines Gemüts werden von dunklen Trieben verdrängt, er verfällt früh einem gewissen Komödiantentum »nd seine Triebe zum Mystischen und Grausamen wachsen ins N»- gemessen«. Aber er ist noch jung und immer wieder locken ihn Handlungen anderer, die z»m Ausgleich führen mühte». Wenn ein verständiges klares Elternpaar diesen merkwürdige» Charakter hätte entwickeln können, io wäre möglicherweise etwas LedcnStauglicheS aus ihm geworden. Jedoch die übcr- mähige Liebe der Mutter erweist sich bei der Bildung eines Charakters wie dieser vollkommen unzulänglich. So bleibt er für das Lebe» untauglich, fühlt es selbst, weih aber der Mitwelt eine andere Auffassung von sich bei,»bringen. Die Besessenheit seines Ich. als welche ivohl bas andere Gesicht anzusehcn ist. »vächst und ergreift von dem Unglückseligen ganz und gar Besitz. Scheinbar ist er noch ein vernünftiger Mensch, aber in ihm toben die Geister eines JrrwahnS. die ihn nach Geschehnisse» voll Blut und schrccklnrftcm Granen zum Fluss führen. „Das Wasser nahm ihn barmherzig und versöhnend aus." In seinen letzten Stunden ist er von einer merkwürdi gen Klarheit über sich selbst, und wen» er Gott in seiner Nn- erforschltchkett fragen will, warum das dunkle rätselhafte Wünschen seines Blutes stärker werden muhte als die Er kenntnis des Guten, so ist das kein« Phrase und in dem Leser ersteht etwas von dem Erbarmen „nd Mitleid, das, dieser Un glückliche für sich ersehnt. — Als psychologische Studie ist dieser Roman eine bemerkenswert« Leistung, er gehört dem Kreis der Dostoscwlky-Bücher a» und behauptet sich hier durch Klar- heit der Darstellung und Schärfe in der psychologischen Durch arbeitung. ES ist aber, als ob die Sonnr weniger hell schiene, wenn man das Schicksal dieses Unglücklichen miterlfbe» muh. Ans -e» Tagen, wo die Welt i» Rocaillcn eingesaht war. tritt Herzog Joachim Georg und erlebt alle Wunder der Liebe, die der geschickte Dichter HansKnoblochindrr „LtebcS- chronik Seiner Durchlaucht" ans einen goldenen Fad«,» gereiht hat. Diele Abenteuer an» dem achtzehnten Jahr hundert sind tu der Mehrzahl typischer alS individuell. Aber Wan spürt, dah Hans Knobloch seinem iungen blitzenden Herzoa mit den bronzenen Händen mit zärtlichem Gesühl zu getan ist und ihm immer da« beste Glück gönnt. Dein Er scheinen in der Welt kostet der zarten Mutter das Lebe», aber oer letzte dunkle Blick der Sterbenden umfängt die jüngste der Hofdamen, die wie eine Verkörpern»« der Liebe an der Wiege de» Neugeborenen steht — durch die Wirbel der letzten Gedanken sinkt es wie Klingen »nd Melodie .mlle Frauen werden ihn lieben". — Und so ist eS: ErvS steht bei diesem Kinde d«S Rokoko Gevatter. Sr mnh den Reigen beginnen, de» ihm da» Schicksal bestimmt lmt. — Wie zwei störrische Kinder schreit« das fürstliche Kinderbrantpaar zur Kirckze, schon hier Sehnsucht und Widerstand. Die Hofdame seiner Mutier, noch zart »nd lockend wir eine reise Frucht, genteht in kurze,, Augenblicken die Erstlinge seiner Liebe. In einer Schnsterstochter lernt er dt« spröde Bürgerlich« kennen und zugleich eine Ahnung ciner zweite» Weil, dem Glanze d«S Mokokohcrrschertum» entgegengesetzt. Durchlaucht auf Reisen: Die Benetiaiirrln zeigt ihm unter Glanz und hesttgei» Tein- perament das Trennende zwischen germanilchcr und romani. scher Art. In Wien lernt er tn Colombtne da» Lächeln holder Verführung bxl kühlem Kops »nd Berechnung- de» Aeld- punktS kennen. Bei drr svanllch-habsbiirgischen Prinzessin, ganz ringesponnen in da» Weben katholischer Mystik, muh er whlen, Uetze« und leiben, das schwache Herz Ler Haüsburgerln hält den GefühlSsturm des jungen Kerls aus Bronze nicht auS. Glänzend mit dem Flimmer echter Rvkokohrrrlichkei, ist das Pariser Kapitel mit der Grande Amourcnse. In das Wirke» de» feinste» Luxus und ichärsstcn NassiiicmeiilS schlägt zum zweiten Male wie Gongschlag das Leid der zweiten dunklen Welt an seine Sinne. „Die Sennerin" „die Pnvve". „die Jüdin", „die Revolutionärin" sind Tnven. mit Krampi herbei, gezogen. lun de», Liebesroman nun auch noch vielieitigen kulturellen Retz zu verleite». In diesen Kapitel» ist vieles mthglückt. Drr eigentliche Roman letzt dann mit dem Er scheine» der jungen Fürstin ei», die de» Vielgeliebten lieb«, aber sich von ihm wendet. Set» leuchtendes Leben wird von Tragik umwittert und ielbst el» echtes tiefes sileiiihl und brausendes Leben unter de» Angen des Grohe» Friedrich bringe» dem Lebe» dieser Nvkokodiirchlaiicht nicht de», vollen Glanz zurück Melancholie tm Ausklang. --- Das Buck an Ab wechslung reich, wird Leser finden. wen» man sich auch darüber klar ist. bah cs sich hier um etwas Tnpisch-Gefjihlsmässtges handelt, ohne die Netze feinerer Ziselierung die gerade No kok ob sichern Scharm gebe» sollte. Das Buch ist hübsch auö- gestattet bei Evita jStuttgartj erschiene» P. H. Hartwig. Zwei Lebensbilder. „Boi, der groben Sehnsucht" nennt sich das erste Lebensbild, das Hans v Haebler lsrüher Offizier im alten Dresdner Gardereiterregimenti in der „Geschichte einer Jugend", di« mit dem Heldentod im Weltkriege ei» jähes Ende sindet. mit kri'che». dichterisch aukleuchlenden Farben malt Dichtung und Wahrheit sind im Bilde dieses Jugendlebens vermischt. Als dem vierjährigen Bübchen von Mutier n»d Grohmntter die trauten Märchen von Prinzessinnen und Rittern von bösen Geistern »nd Drachen erzähl, werden keimt sie zum erste» Male auf. die grohe Sehnsucht, die der Verfasser in einem Einführungsgedicht in die Worte kleidet: Herr, verschaff' mir tausend Drachen schick' mir tausend schwarze Ritter, meinem starken Arm zur Beute, holde» Schlummer zu bewachen!" Und mit fünf Jahren überrasch, der nachdenkliche Junge einmal seine Umgebung mit dem frühreifen Ausspruche: „Man hat Sehnsucht." Dieses grohe Wort gelassen ausgesprochen, trägt ihm freilich zunächst nur allseitig« Spötteleien und den fortan bleibende» Spitz namen „Man" ein. Aber cs ist doch mehr gewesen als ein leicht hingeworfcnes Kindcrwort. Ein grobes geheimes Sehnen nach ritterlichem Sinn »nd »utzbrinacndeii Tate» üurchdringt t» der Tat keine kindlichen Spiele, beherrscht seinen Umgang mit der schönen Kusine Ltlo und der kleinen An,,»» während der Ferienzeit, beflügelt das Lernen aus der Schul bank des Gymnasiums, insonderheit die Lektüre der göttlichen Jlia» und der Odyssee, zügelt die ersten zarten Regungen einer Sekundanerlicbe und die bald folgende ticfersitzende Neigung zu dem „angebcteten" ihm an Alter überlegenen Mädchen Maria, seiner „Nansikaa", bis endlich — nach glän- zcnd bestandenem MaturuS »nd mährend der Einiährigenzeit bei den blauen Gardercitern — die grohe Sehnsucht in die hohen Ideale eines vaterländischen Heldentum», eines Dieiiücs am ganzen deutkchcn Volke auSmlindet. So deckt sich „mm,s" Sehnsucht mit der Sehnsucht seine» ganzen gxossen Volkes. Anders wirb die Erfüllung vieler Sehnsucht. M.. . , - , . . al» „man" gedacht hat: auf feindlicher Erde bricht das Herz, in dem die grohe Sehnsucht flammte. Aber eine Erfüllung tstss doch: der nach Hochzielen strebende Knappe wird auf blutiger Walstatt gleichsam zum Ritter geschlagen. Mit be- sotiderer Feinheit wird in dem Lebensbilde des heranwachsen de», jungen Menschen aus guter Familie der Einsluh ge schildert, den weibliche Wesen verschiedenen Alters und Staizdes auf die Siiinesrichtnng und auf die grobe Lebens kehnsucht des kleinen Helden haben. Eine flüchtige Bekannt schalt im Sccbadc. eine ideal gesinnte sunge Frau in weibem Kleid, die dem Jungen ei» liebe- und verständnisvolles Herz erschlicht, wird als die ..weihe Frau" für lein ganzes künftiges Leben die zielwetiende gütig« Fee. Lila. Tbca. Maria und Lea —> jede ein dem Leben abgelaulchtcr Mädchentnp sür sich — werden nnbewuht zu Miterzichcrinncn und zu Förderinnen seiner auf männlich-edle Ziele gerichteten Sehnsucht. Trotz dein starken Anteil des weiblichen Elements an der Geschichte dieser Jugend, dem von männlicher Seite her nichts ent sprechend Starkes, sonder» eigentlich „nr Hinderliches »nd Nachteiliges gegenübertritt hastet dem Buche doch nichts weniger als ein femininer Zug an. „Mans'" grohe Sehn sucht ist im Gegenteil nichts anderes als ein geheimer Drang nach starkem, männlichem Handeln, und darum sollte dieser von hoher Sittlichkeit beherrschte Roman einer Jugend in die Hände recht vieler heranreiscirdcr junger Männer gelegt werden. Der Verlag von Theodor Welcher. Leipzig, hat dem Buche eine auhergewöhnlich vornehme Ausstattung iEdcldrnck auf Büttenpapier und einen gediegen-künstlerischen Einbands mit ans den Weg gegeben. Wie «Nie modernisierte Neugestaltung non Gustav Frcu- tags ./Soll und Haben" mntct das zweite Lebensbild an das in einem dickleibigen, schmuck cingekleideten Bande den Werdegang von Peter Josef Löllgen. dem Inhaber der Kölner Zcitungs- und Biichvcrlagsfirma Stolzing u -Hoh berg. in Form eines ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen NomanS anfzetgt. Der Untertitel. Sen der Verfasser Carl Liefe „bcrg seinem Buche gegeben Hai: „Ein Lebe» im Gesetz von Nehmen »nd Geben" schält den Kern dickes BncheS klar heraus. Nehme» und Geben müssen wie Soll und Haben in der Lebcnsrechnung des Ei»zelmc»cchei, wie in der Bilanz grosser kultureller Unternehmungen aufgcl, en: sonst stimmt die Rechnung nicht. Diese Idee wird zunächst am äusseren wie inneren Entwicklungsgänge der Hauptperson dürgelegt. Viel empfängt der junge Peter Joses als Spross eines ehrsamen Kölner BürgergeichlechtS au» der Hand und dem Herzen eines schassensfreitdigen Vaters »nd einer in telligenten, gütigen Mutter, aber auch aus den vielseitigen Anregungen, die »m ihn besorgte Verwandte, tüchtige Lehrer „nd dehrherren, nicht zum mindesten auch die BildungS- impulse einer deutsche» Grohstadt vom Range Kölns ihm vermitteln. Aber reichlich zahlt er auch allen diesen Gebern heim, was er empfangen, indem er in stetig aufstctgenber Linie sich zu einem selten tüchtige», stets seinen Platz voll anöfüllenben „nd seine Umgebung beglückenden und vor- wärtstrctbenden Mensche» von schöpferischer Kraft entwickelt Das Gesetz von, Nehmen «nd Gebe» beherrscht aber auch die grossen industriellen Unternehmungen, bts zu deren Spitze er sich mit unermüdlicher Energie rmnorarbeitct. In Ham burg' bringt er tm Dienste eines Bankhauses ein verlottertes Buchverlagsunternehme» wieder auf die Höhe und erweitert es durch Begründung einer neue» Zeitung, die alSbald floriert- Der Besitzer der bereits erwähnten Wcltftrma in Köln, ebenfalls eines ZeitungS- und Buchverlagß. ln dem er sich I» sungen Jahren bereits die Sporen verdient hat. be ruft ihn auf Grund seines Hamburger Erfolges zum gleich- berechtigten Mitarbeiter »nd Mitteilhaber »nd in dicker Eigen schaft kann er nun erst recht sein« Grundsätze vom Ausgleich de» NehmenS und Gebens sich a-uswirke» lassen. Bon den klnarn kaufmännisch-technischen Massnahmen, die kein Ge- schäft crtragSfähig gestalte», die also das „Nehmen" aewähr- leisten, soll hier nicht gesprochen werde»: nur ein paar Worte seien gesagt über das Bcrantwortltchkeitsgeftthl LöllgenS ftir baö rechte „Geben". Er erblickt im Zettungs- »nd Nuchver- legertum eine Hobe Kulturmission, eine Verpflichtung zum Geben nicht bloss an die geistig Schassenden aus den ver schiedensten Gebieten der Wissenschaft der Literatur, der Kunst der Politik drr Volkswohliohri ukw. deren Schrift- erzeugntffe er durch de» Abdruck im Buche oder in der Zeitung überhaupt erst z» eigentlichem ersprießlich wirkendem Leben weckt: sondern auch — und erst recht — ctne Verpflichtung zum Geben an die Leierichast. an das ganze Volkstum Der Oeffcntlichkei, nur das Gute. Wahre Edle Volkserzieherische und Bildende zugänglich zu mache» ohne Rücklicht daraus dah die Druckleguna literarische» Schundes oder platter Sensatio nen zumeist einträglicher ist ferner ..verlegerisch gewinnlose Alitorenerzeiigntssc nach Kräkie» zu fördern si'sern solche der mlssciischaktlichcn Forschung und der geistigen Entwicklung im Menichtlim dienen". — das tst's was er alS die beruflich« Pflicht zum Geben zum Diene» am Wohle der Gesamtheit empfindet. — Das Buch ist aber keineswegs bloss ein lehr- Hafter Wegweiser kür den künftigen Verleger Buchdrucker und Buchhändler, sondern durch eine Fülle gelegentlich ein- acstrcuter allgemeiner Lebensweisheit auch ein Berater und Führer ani allen möglichen Gebieten deö heutigen össent- ltchen und beruflichen Lebens. Probleme der Jugenderziehung in Haus und Schule, der handwerklichen, kaufmännischen, Beamte», »nd Gelehrlenbildung der Ehesüürung. des gesell schaftlichen Lebens, der Wirtschaft, deö Welthandels, der Sozialpolitik und der Stellungnahme Deutschlands zu anderen Staaten werden von grossen Gesichtspunkten aus erörtert, ohne dass, der Grundcharaktcr des Buches, ein Zeitroman zu iei». dabei verloren geht. Auch jede deutsche Frau wird das Buch gern zur Hand nehmen, da gerade a»S der Familiengeschichte der Löllgens. die des Buches leiten den Faden bildet, der bedeutsame Einfluss der Frauen auf das Aufblühen oder den Niedergang der beruflichen Unter nehmungen der Männer deutlich hcrvorleuchtet. Das nicht gerade blendend aber anmutcnd. nicht prunkend, sonder» '«blicht und sachlich geschriebene Lebensbild Peter Josef Löllgens ist recht beherzigenswert. Es ist i» der Pfälzischen BerlagSanstalt, Neustadt a. d. Haardt, erschienen. Prof. Felix Reichardt. < Der wilde Landor. Eine Reisebeschreihung von Sir Samuel Baker fesselte den junge» Bandor derart, dass auch er hinausziehcn wollte, um neue Länder zu sehen. Er ahnte nicht, dah er dabet Abenteuer haben würde, genug, ,mm das Leben von zwanzig Menschen damit zu erfüllen". In dem soeben erschienenen Buche „Der wilde Lands r, das Maler- und Forscherleben A. H. Savage LandorS, von ihm selbst erzählt", schildert der tollkühne Forscher sein reichbewegtes Leben. Dem Berlage F. A. BrockhauS muh man für dieses wert- »olle Buch danken. Es ist gediegen und mit erlesenem Ge schmack ausgestattrt. sowie mit 58 bunten und einfarbigen Ab bildungen nach Originalen und Ausnahmen des Verfassers in künstlerischer Vollend»»« geschmückt. Weit über die üblichen Reiseberichte und Lebensbeschreibungen erhebt sich dieses Werk. Fesselnd und teilweise atemberaubend ist e» geschrieben, kernig, oft mit herzerfrischendem Hnmor, gelegentlich mit feinem Sar kasmus. Mit -er ruhigen Abgeklärtheit de» weitgereiste», in vielen Gefahren erprobten Manne- schreibt Landor. Manche hohe und weite Gedanken findet man. Der Verfasser hat eine glückliche Gabe kür anschauliche Schilderung. Um die Spannung nicht vorweg zu lösen, sei nur in grösste» Zügen der schier überreiche Inhalt angedeutet. Die' schmierigsten Ausgaben locken thn. Mit ausgesprochenem Er- lebniSivillci, lucht er möglichst bisher nie betretene Pfade auf. Der junge Landvr will Maler werden. Die Karikatur, zeichiiuiigen des Sechsjährigen zeigen schon sein großes Talent. Freilich, der mit grösster Aehnlichkeit getroffene Hausarzt verordnet dem jungen Künstler eine Woche lang zur Strafe Rizinusöl. Die Bilder des 15jährigen gehen reissend ab. Mit dem Erlös kann Landor bereits eine Reise nach England und Frankreich machen. Spanten und Marokko anssuchen. Mit 2N Jahren ist er ein Liebling der Neuyorkcr Gesellschaft. Frei lich ist diese entsetzt über die Honorare. Man versteht nicht, dass das „junge Bürschchen" mit einem Bilde, das er in zwei Stunden herstellt, so viel bekommt, wie ein anderer in zwei jähriger Arbeit. Rlescnsmnmcn erhält Landor. Die gestatten ihm eine Reise durch Kanada nach Japan. Hier fesseln den Maler die herrlichen Sonnenuntergänge, die Kirschblüte, dte Tempel, die „vergnügte Menschenmenge". Nach den Kurilen »nd der Insel Jcffo macht Landor eine Reise. Einsam reitet er durch das Jnselland. Als erster Weißer betritt er das Gebiet der Ainus dte noch Kannibalen sind. Wir begleiten dann den Verfasser nach Korea, ins Innere Chinas, in das Gebiet des Vangtiekiang und nach Australien. Hier trifft Landor den berühmten Asrikaforicher Stanley. Nach vier jähriger Abwesenheit kehrt er nach Europa zurück. Hier kon struiert der ruhelose Mann eine Flug-maschtne. Man verlachte damals — l«l>3 — die „unsinnigen Ideen LandorS. als würde ein Mensch einst fliegen können". Tibet ist daS nächste Reise ziel. Landor dringt in das heilige Gebiet von Lhasa ei«, wird acf,ingen genommen und furchtbar gefoltert. Schon schwingt -er Henker das Richtbeil über ihm — da rettet eine eigenartige Hantverbindung seiner Finger thm das Leben. Einen Mann mit solchen Fingern wagt kein Tibeter zu töten. DaS später erschienene Buch „Aus verbotenen Wegen" schil dert die grausige» Erlebnisse dieser Tibetrciie. Bortragsreisen führen Landor dann durch Europa und Nordamerika. Ein amerikanischer Impresario bietet unserem Landor eine grosse Summe, wenn er aus der Schaubühne täglich dieselbe Folter durch»,acht wie in Tibet! — In die Eintönigkeit eines Lebens inmitten der Kultur kann sich Landor nicht linden. Tibet, das Land seiner Folter, will er nochmal sehen — »nd wenn es ihm das Leben kosten sollte. Nebcr die Gletscher Nepals und dte eisigen Pässe deö Himalasa dringt er vor, allen Gefahren znm Trotz, und gelangt bis Natn Tal in Tibet. Selbst seine Feinde, die mit allen Miteln ihn töte» wollten, müssen seine» Mur anerkennen. Als 1V00 in China der Boxeraufstand auSbrach, ist Landor natürlich zur Stelle. Er nimmt an den Kämpfen um Tientsin und Peking teil. An der Seite des russischen Generals Lcnewitich reitet er I» die „Verbotene Stadt" ein. Vor ihm dreht sich knarrend das heilige Tor i» den Angeln und er betritt den heilige» Bezirk, -er fü»s Jahrhunderte lang Europäer» verschlossen ivar. Bald daraus bereist Landor Persien »nd die Salzwüste Irans. Dann durchforscht er die Philippinen. Unbewaffnet dringt er zu den Kopitäger» auf Luzon vor und »»eilt allein im Innern der wilden Insel Mindanao. Nach einem Abstecher »ach Nordamerika, geht es nach Afrika. „Ich dachte mir. cs müsste schön sein. Afrika dort zu durchgnercn, wo es am breitesten ist." Im einfachen Stroh hut und im gewohnten blauen Chevtotanzug. waffenlos, reist Landor durch Abessinien, durch den englischen Sudan. Fron- zvsiich-Kongo nach Deutsch-Kamerun. Der Engländer Landor Ist voll Bewunderung vor deutscher Ordnung: ..EI» Briefkasten mit de» Ablwlungszeiten. Fabelhast, und »och erstaunlicher, die Post ging und kam in regelmässigen Abstände», „nd das will viel heissen mitten im dunkelsten Afrika." lieber den Tschadsce, durch die Sahara und das Gebiet der Tuareg re ist
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