Volltext Seite (XML)
«valischen Peich« Hab« diesen Zustand vorbereiten helfen, t., ball« cS überhaupt sür falsch, über internationale Gegenstand« Ssjeiitlllb »u sprechen, was man leider in Deutschland besonders tied«. sHierbei muß Dr. PeterS die provokatorischen Reden verschiedener hervorragender englischer Persönlichkeiten, die in Deutschland verblüfien muhten. ganz vergessen haben. D. Red l Durch alt diese Dinge sei man allerdings selbst in ««bildeten und besonnenen Kreisen Englands jetzt sehr miß- trauisch. Dr. PeterS bestätigte in diesem Zusammen, haaae. daß eS der Meinung weiter Kreise in England ent sprach«. wenn kür»lich von einem angesehenen englischen Kaus- manne gesagt worden sei, bis zur 'Vollendung unterer Flotte gemäß dem Mottengesetz müsse diese, unsere Flotte, zerstört t?!j sein. — Aus die Frage, waS er für die Vorzüge der englischen Art zu kolonisieren halte, verwies Dr. Peters vor allsni daraus, daß England bei der Inbesitznahme eines fremden Landes alles Land und alle Rechte sür die Regierung in Anspruch nehme: das heiße nun nicht etwa, den Einwohnern all' ihren Besitz weg- nehmen: vielmehr könne diesen, wenn sie sich als brauchbar «riviesen, ihr Grund und Boden belassen werden, in anderen Füllen würden sie in Reservate verwiesen, wo sie, ganz unbeein flußt vom englischen Kolonisator. weiter>cben könnten. Finde der Engländer taugliche, geschickte uns intellektuell genügend ae> bildete Kolonisatoren vor. so lasse er diesen alle Rechte der Selbst verwaltung und verschone sie. wenn angängig, völlig mit einem kostspieligen Bureaukratiswus. — Bei der Besprechung der Zukunft unserer Kolonien und der Möglichkeit, sie aus ein« hohe Stufe der Entwicklung zu bringen, wendete sich Dr. PeterS vor allen, gegen die Neigung, die in Deutschland bestehe^ von hier aus die Lage der Dinge in den Kolonien zu beurteilen und Maßnahmen der dorthin gehenden Beamten zu kritisieren, während daS nur durch die genaueste persönliche Kenntnis aller einschlägigen Verhältnisse und wirklich gut nur durch die persönliche Erfahrung an Ort und Stelle möglich sei. Deshalb sei es bei der Entsendung neuer Beamten oder Militär- auch völlig unmöglich, zu sagen, lvas sie ldrüben etwa leisten würden: ein« Vermutung, was der neue Chef des Kolonial- amtes, Erbprinz zu Hohenlohe-Langenbiirg, etwa sclnis'en werde, sei wegen seiner noch pänzlich mangelnden praktischen Kolonial- ersahrung völlig unmöglich. — Bom Februar ab wird eine Paketbestellung an Sou», und Feiertagen — abgesehen von, Weibnachts-, Oster- und Pfiiigslverkehr und von de» durch Eilbote» z» bestellen den Paketen — im ganzen Reicbs-Pvslgebiete nicht »> e h r statlsinden. Um gleichwohl das Publikum in de» Stand z» setze», auch an Sonn- und Feiertage» in dringende» Fällen Pakete auS- geliefert zu erhalten, bieten sich zwei Wege dar: die Beilelliiiig durch Eilboten und die anßergewötniliche Abkoluiig. Die Be stellung durch Eilboten erfolgt nicht, wie in den Kieilen deS Publikums vielfach angenommen wird, nur aus Verlangen des Absender-, sondern sie ist auch aus Antrag des Empfän gers zulässia. Derartige Anträge sind a» das Post Pakeibestell- amt lKrllstratze 12) rechtzeitig schriftlich oder durch Fernsprecher oder durch besondere» Boten zu richten. Für die Eilbestellung ist das bestimmungsmäßige Eilbesteltgeld 110 Psg. sür jedes Paket) zu entrichten. Die a u ß e rg e w ö b n l i ch e Abholung — sür die eS der Niedkllegiina einer Abholniigserklüruug nicht bedarf — hat gleichfalls beim Post-Paketbestellamt ans der Ketlstraße wäh rend der Schalteldieiiststiiiiden ,7 bezw. 8 bis 9 Uhr voiniiltags, 12 bi- k Uhr nachmittags) zu erfolge». In solchen Fällen muß sich jedoch der Empsänger, sofern er dem Personal des Posl-Paket- bestellamtes nicht persönlich bekannt ist. mit genügende» Answeis papieren versehen, um dem Ansgnbebeainlen gegenüber seine EmpsangSberechtigling Nachweisen zu können. — Gestern abend kurz nach 7 Uhr brach in dem Logen- Gebäude auf der Ostra-Allee ein Feuer aus, welches nach kurzer Zeit die ganze linke Halste des Dachst,chlcs zerstörte. Die rasch herbeiaeeilte Feuerwehr, unter Führung des Herrn Brandmeisters Hanptmann Keller griss den Brand mit vier Schlauch-Leitungen unter Benutzung der großen Schreibet«iter mit Kohlensäure - Antrieb an. Die Wirk- samkrit der Feuerwehr wurde zunächst besonders gehindert durch die Schwierigkeit des Zuganges zu dem Brand- Herd«. Trotzdem gelang es »ach kurzer Zeit die hoch empor- züngelnden Flammen zu dänrpsen und jede weitere Gefahr zu beseitigen. Die Ursache des Brandes ist in der Uinkieidung eines für die Zentralheizung bestimmten »nmfttelbor unter dein Dach gelegenen Reservoirs, welche sich selbst entzündet hatte, zu suchen. Die Besucher des im benachbarten Gewerbehaiise slattlindenden großen Konzertes hatten von dem Brande nichts walirgenoininen. Als sie gegen ^9 Uhr den Koiizerlrauin verließen, war die Feuenvehr nur noch mit Abräiimungsarbcilen beschäftigt. Ter entstandene Schaden dürste immerhin beträchtlich sein, da die Decken der Sitzungs- und Jestsäle erheblich durchweicht worden sind. — Dichtung und Leben. Der „alte Dresdner", der vor anderthalb Jahrzehnte» i» dieser Zeitung unter der Spitz marke „Bor fünfzig Jahren" Mitteilungen ans dem reichen Schatze seiner Erinnerungen veröffentlichte, war in jüngeren Jahre» em eifriger und geschätzter Jugendschriftsteller: manche unserer Leser werden gern an seine Bücher denken, die leider längst aus den, Buchhandel verschwunden sind, und von denen wir »»r das „Zuckerdütenbuch", „Das Morgenrot des Lebens", „Die Silber blicke ans der Kinderwelt". „Die Jngendbidliothek", „Unter dem Ekrislbaum", „Das Weihnachtsbilch" inid „Die Weltgeschichte in Bildern" ne»»en wollen. Eine der ersten seiner Jugendschiisten war die hübsche, in der Dresdner nnpoleonische» Zeit Wiele,idr Erzählung „Der Sohn d e s S a k r i sta » S Ihr Held, rin früh verwaister Knabe, findet seine» väterliche» Beschützer in der Person eines sranzöfischen Ofiizieis. Als dieser bei», Rückzüge der großen Armee an der Bcrcsiiia tödlich veiwiiiidcl wird, schreibt er ln seinen letzten lichte» Augenblicke» in sei» Taschenbuch Abschiedsgiüße an seinen jungen Freund und gibt an, daß er na» dem Abmärsche von Dresden eine ansehnliche Sun,me im Großen Garten veigraben habe; die Beschreibung der Stelle nach Allee und Scbrittniaß wird durch das Schwinde» des klare» Bewußt, seins unbkiitlich. Ein Kamerad erfüllt die Bitte des Sterbenden und übeuiiittelt dem Knabe,, das Vermächtnis: diese», aber ge lingt es nicht, den verborgene» Schatz zu beben. — Tiese Erzäh lung hatte eine ganz unerwartete Wlrknng. Der damals zur Nachtzeit stockfinstere und ganz stille Große Garten zeigte auf rm- mal in einer bestimmte» Gegend ein geheimnisvolles Leben: es fanden sich Leute mit Blendlaterne» ei», die emsig die Bäume objählte», Enlsernnnge» abschritten und das Erdreich anfwübllen. Mitunter gabs auch heftige Zusammenstöße zwischen gleichzeitigen Schatzgiriigen. Endlich wurde der Polizei die Sache zu arg. Der Verfasser wurde zum Polizeirnt N. beschicken und ihm dort die Frage vorgelegt. ob die EcZählmig ans Wahrheit berube und ob er selbst etwas über den veibvigenen Schatz wisst. Auf diese mehr als knrmlvse Frage konnte er nur erwidern, daß die Schrift seine Erfindung sei. Obgleich diese Eiklärung weiter verbreitet wurde, hörte die Schatzgiäberei doch nicht sogleich auf. Wen» .Der Sohn des Sakristans" vvn Meinhold u. Söhne noch einmcil herausgegebe» werde» sollte, so wnrs ja gar nicht unmöglich, daß auch dos Schatzgräber, eine zweite Auflage ellebte. — In England wie in Deutschland haben weite Kreise in öffentlichen Versammlungen ihre Bereiffchaft kund getan, die gegenseitigen Beziehungen beider Kulturvölker noch mehr als bisher zu Pflegen und freundschaftlich zu gestalten. Auch in Dresden soll eine öffentliche Kundaevuna sür die Er haltung des Friedens und für Schaffung sreiindschaftlicher Be ziehungen zwifche» beiden Völkern veranstaltet werden. Sie findet Sonntag, den 28. d. Mts., mittags 12 Uhr, im großen Saale des Vercinshauses. Zinzcndorfslraße 17, statt. Herr Pro- fessor an der Technischen Hochschule Dr. phil. Geß wird einen einleitenden Bortrag halten. Die Einladung ist unterzeichnet von den Herren Komnierzienral Collenbusch, Vorsitzende», der Handelskammer, Kammerrat Stadlrat Schröer, Vorsitzendem der Gewerbekammer, Oberbürgermeister Beutler, Professor Dr. Gravelius, Vorsitzendem des Konservativen Vereins, und Dr. Heinz«, Vorsitzendem des Nationalliberalen Deutschen Reichs- Vereins. ^ — Die Platzmusik, die sonst allsonntäglich ans dem Altmarkte stattfindet, fällt heute aus. — Als Borseier von Kaisers Geburtstag ver anstaltet der Konservative Verein zu Dresden Freitag den 26 Januar nbeuds 8 Ubr im Saale des „Griverbehnnies" eine große»« Festlichkeit, bei welcher Herr Rektor Professor I>r Giesi» g die Festrede halte» wird. Außerdem wirken mit der Dre-'dner Männergesangvelkin mite, Diiektion des Herr» Kantors Poul Schöne und die GewerbchanSkapelle unter Leitung des Herrn Kapellmeister- Olsen. — Die vereinigten Bezirks» und Bürgervereine, haben beschlossen, auch dieses Jahr den Geburtstag des Kaisers im AuSslellungspalast festlich durch eine BollSseier zu begehe», für welche Herr Obe>bt»ge>metstrr Geh. Finanz»«! a. D. Beutler wiedernm den Ehrenvvtiitz übelnominen hat. während, wie auch in de» stüheren Jahren, die Henen S-Iaalsmiiuster und andere hochgestellte Herren aus Regier,„igs-, Handels- und Gesell schaftskreisen den Ehreiiansschiiß bilden. — Bereinsnach richten. I m Verein für V o l ks l> v g i e n e.Landhaus,traße 7. 1., spricht am Dienstag abend 8 Uhr Herr Oberarzt Dr. Flachs über „Die geschlecht- siche Aufklärung bei der Erziehung unserer Jugend". Der Eintritt zu de» Vorträgen dieses Vereins ist sür jedermann frei. — Die Frauenorlsgruppe des Allgemeinen Deutschen Schulde re ins zur Erhaltung des Deutsch tums im Auslände veranstaltet Mittwoch, den 7. Februar, abends 8 Uhr. im Äonzerlsaat des Ausstelluiigspalastes ihr erstes Konzert in diesem Winter mit darauffolgendem Ball. Für dieses Konzert haben ihre Mitwirkung zugewgt: Frl. Helene Normaun tDellamolioiil, Fr. Tr. Joseftne Schoo, lGcsangs und Herr Kaiiimcrvirliivs Smith iEelloj. — Ter Allgemeine M i e t b e w oll n e r o e r e i n hält am Dienstag im Saale der Eeiitrglhalle. Fischhvsplatz, eine öffentliche Versammlung ab. Herr Rechtsanwalt Türk wird über „Allerlei Fragen aus de». Mietrecht'' und Herr Kausiuaiin L. Schatz über „Japan und seine Bewohner" sprechen. Dabei wird die Firma R. Seliger, Prager Straße 30, eine reichhaltige Aiisstellung von japanischen Kunslgegensiändeii »nd Photographie» veranslallen. — Im Christlichen Verein Junger Männer, Ncumarkt Nr. 9, 3., findet heule abend 6 Uhr ein Lichtbilder-Vortrag des Herrn Oberst z. D. Laulerbcich statt über daS Thema: „Meine Reise um die Erde", 1 Teil: ">>>, dem Bismarck-Archipel. — Kürzlich fand hier der Bademeister des Bades „Alberts hof", He-« Kiklschmar. aus der Ssiaße einen B>i's»»öchlag, der 3100 M. i» Papieigeld enttstilt. Er gab den Fund im Fliad- biiieau der '' '»igl. Polizeidaekiivii ab, wo sich alsbald der Ver liistlräge» — ei» Herr aus Görlitz — meldete, der erstellt dem ehllichen Finder eine eutip»eche»de Belobnung zu lest we.deu ließ — Die von de» Sozialde»"''rate» tn Freiberg sür Sonn tag, den 21. Januar, abcods Uhr anaeietzle Veisai»mlm>g mit der Tagesordnung: Wahlrechts- »nd VersnsinngSkäiiivse de» Gegenwart", ist von der Polizei verboten wo,den. — Dagegen ist sür Montag abend eine Zigarle»albeiter-Beria»iml>iiig gegen die Tabaksteuer genehmigt. — I» Oe Vera» ist st,r Montag ebenfalls eine Ziaarreiiaiveiter-Veriammlilng einbecnsen worden. — Bon der 2. Strafkammer des Chemnitzer Land, gerichts wurden der 2ljährige Eisendreher Küuzcl und der gleich- asirrge Former Kurch wegen Belcisiguirg an Silagen- » e m v nst r a t i o » e n verurteilt, und zwar Künzel wegen groben Unfugs zu 1 Woche» Hat! und wegen Beamter'- leid- „ing zu 6 Woche» Gefängnis, Kurts, tvegen AlissorLenuig zum Aus- ruhr zu 6 Monaten Gefängnis. N»S den amtlichen Bekanntmachnngen. Wer mährend der Nacht fürKranke ärztliche Hilfe sucht, kann solche durch Vermittlung der Wohtfcchrtsposirei- Jnfpeklionen erlangen. Daselbst sind die Nomen der zur Hilfe leistung bereiten Aerzle zu erfahren, auch «'ird aus Anstichen die Herbeiziehung eines Arztes übernommen. Für die Bezahlung der Aerzie haben die Hilfesuchenden selbst ouszukonuilen, nur für gänzlich Unbemittelte übernimmt, die Armenkasse die Be zahlung. Seitens der Direktton der Königlichen Frauenklinik ist die Einrichtung getroffen worden, daß in dringenden geburts hilflichen Fällen sofort ärztliche Hi se aus der Königlichen Frauen klinik, sei es bei Tag oder bei Nacht, unentgeltlich gewährt wird. Die Wohlsahrlsposizei-Jnspektionen vermitteln die Herbeiziehung ärztlicher Geburtshilfe aus der Königlichen Frauenklinik durch Fernsprecher. In «den städtischerseits eingerichteten Wundarzt- lrclfen Hilfsstellen und in de» Saiiitcstswack>en des Samariter- vereins Freiwillige Rcttuiigsgc!ellsck>ast> wird Verunglückten oder auf der Straße plötzlich Erkrankten, welch« die Hilfsstellen selbst aufslichen oder ihnen zugesührt tverden, die erste Hirse ge- währt. Durch die Sanitätswachen ist auch die Enncndiing von Aerzten zur Hilfeleistung außerhalb derselben zu erlangen. I» den nächsten Tilgen beginnen wir i» der Belletristischen Beilage mit dein Abdruck eines Romans von M. Jinnnsch- Nur -re Achtung -er Welt". In spannender Weise schildert der Verfasser die Seele» quälen einer jungen Mutter, die sich, um nicht die Achtung der Welt zu verscherzen, von ihrem vaterlosen Kinde trennt und dieses im Lause der Jahre scheinbar völlig vergißt, endlich aber, von unstillbarem Sehnen getrieben, sich zu ihm bekennt, als es zu spät ist. Sicher werden unsere Leser die Ent wickelung der Handlung mit lebhaftem Interesse verfolgen. Die sozialdemokratische NevolutionSproüe sollte heute in Szene gehen. Die blutigen Ausschreitungen, welche die Sozialdemokratie am Mend des 17. Januar in Hamburg herbe »gesuhlt hat, geben einen Vorgeschmack davon, was man eventuell in Bern» zu erwarten hätte, wenn nicht Maßnahmen getroffen wer-ven, um jedem Versuche zu Ausschreitungen und Plünscrungen mit eiserner Energie cntgegenzulreten. In Ham burg siegen im ganzen 40 Mannschaften der Polizei, die in rühmenswerter Pflichttreue ihre volle Schuldigkeit taten gegen über den durch sozialdemokratische Agitation mobilisierten radau- und blutlüsternen Pöbclhorden, mehr oder weniger scheuer ver letzt darnieder. Natürlich suchen die Rädelsführer sich in be kannter Weise ihrer Verantwortlichkeit zu entledigen, indem sie behaupten, nicht ihre „Genossen", sondern halbwüchsige Burschen, die „Halbstarken", wie sie »n Hamburg beißen, der Mod und Janhagel, welcher sich überall breit mache, hätten die Ausschreitungen herbcigeführt. Wer ist so unklug, daß er solch sinnloses Geschwätz glaubt'? Ein denkendes Wefen kann es unmöglich. Ist es venu nicht gerade die Schar der „Halb- starken", der halbwüchsigen Burschen, deren die Sozialdemokratie sich seit längerer Zeit fo besonders liebevoll angenommen hat deren Aufwiegelung und Verhefung sie fststeiuatisch betreibt, denen sie den letzten Rest von Scheu und Ächtung vor Gesetz und Recht aus dem Herzen reißt, in denen sie mit religiösen und patriotischen Empfindungen alle sittlichen Kenne erstickt und zertritt, da,»it sie als durch und durch verdorbene Subjekte ins Heer treten? Und nun, wo sie unbequem tverden. weil die Produkte sozialdemokratischer Erziehung an ihnen vorzeitiger, als es den ,,Genossen" paßt, und drastischer, als es ihnen angesichts der Wirkungen ihrer zügellosen Auf- wiegesiing zum Vorgehen auf der Straße opportun erscheint, offenbar werden, da hält man es sür rsieg, sic abziischüttcln. Und ivohchast lächerlich wirkt der Hochmut, mit dem das „Pro letarier" - Zentralorgan sich weit über den sogenannten Jan- Hagel und Mob erhebt. Di« Hamburger Ausschreitungen und Plünderungen staben wieder einmal gezeigt, daß das ge werktätige Bürger tum bei Revolten immer der am leichtesten verwundbare und am schwersten betroffene Teil ist, indem die Läden erbrochc» und geplündert werden. 'Dann» hätten diese Kreise am meisten Veranlassung, sich entschieden gegen die M a u s c r u n g s - I l l u- sionistcn zu kehren, die in Verblendung am meisten dazu bei- getragen haben, den sozialdemokratischen lleberinut bis ins Maß- lose zu steigern »nd den Glauben an die Widerstandsfähigkeit der bürgerlichen Gescllsclnift bei den rovoluttonären Elementen völlig zu untergraben. Es ist die höchste Zeit, daß das deutsche Bürgertum sich grnndsätzlich von diesen salschci, Profcheten ah. kehre, che es die schwersten Schädigungen durch die revolutio nären Plünderbanocn erleidet. Gegen revolutionär« Kundgebungen werden von national gesinnten Elementen der Berliner Bevölkerung geplant. Unter den nichtsozialdemokratifchen Bereinigungen Ber lins ist gegenioärlig eine Botvegung im Gange z» dem Zweck, di« Wlrtuuq der sür Somrtag zu erwartende» sozialdemokratische» Straßendemonstrationen durch deutschnationale Gegendemo»-- strationcn zu vereiteln. Eine Beriammsiiiig d e u »s ch n a i i o - naler Handln »asgehilien und Studenten in der ,,AndreaSourg" beschloß am Freitag abend, jeden Auszug der Sozialdemokraten durch anttfozialc-euwkratische Kundgebungen mit patriotischen Abzeichen aus de» Straße» zu beantworten. Einstimmig gelangte solgende Erklärung zur Annahme: „Die heute in der „Anbreasburg" versammelten deutschen Männer erklären angesichts der von der Sozialdemokratie sür den 21. Januar voroereueten Slraßendemonslralioncu, daß sie nickst untätig mit ansehen werde», daß in der Hauptstadt des Deut schen Reiches von u »deutschen Elementen ongefiihrle Massen sich als Herren der Straße aufspiclen. Es steht fest, daß die zweifellos beabsichtigten Straßendemonslrat>o»en nicht die Eiiisuhrung eines bessere» Landtagswahsicchts bezwecken, sondern lediglich den Ausbruch der ruffi'che» Revolution vor einem Jahre verher rlichen sollen, um eine U e b e r t > ag u u g der russischenBeivegiingaus Deutschland herbei- zusühre». Wir Tcuiiche haue» aber aus dem empörenden Trcj- den der russischen Mordlauden gelernt, daß die von den internationalen Hetzern aclcilete „Bewegung" »ist wahrer Freiheit nicht viel zu tu» hat. Wir verpflichten uns. der beabsichtigten Ri'iwlliticnstst'uwiste gegenüber zu bewegen, daß auch d,e deutsthualionalen Kreise der Bevölkerung Berlins aus dem Platze sind." In einer Reihe k o n s e r va t i D e r V e r s a m m l u n g e n ist in den letzien Tagen beschlossen worden, der sozialdemokra tischen Demonstration den jchärsjicn Widerstand entgc'gcnzusetzcn. Die Regierung wurde ansgesordert, durch Aufstellung der ver sammelten Streitmacht dafür z» forgen, daß die Pläne des sozialdeiuocralischen Pnrteivorstcmdes zunichte gemach» n«rden. An die Regierung wurde in sechs Versammlungen folgende gleich lautende Erklärung gerichtet: „Die Verscunmlung der Konserva tive» gibt sich der .Hoffnung ch'», daß die Staatsregierung die von der rc'vofiiliouären Sozialdemvkraiie für den 2l. Januar d. I. geplanien Verrammlungen mit solgenden Straßenunruhen als l a n d e S v e r r ä t e r i j ch verbieten und bewirken wird, oaß scruer d,e nueihort schimpfliche Art, in welcher die Presse euer Partei Beliörben uns Ltaaisclnrichtuiigen angrcist, euer- gische Sühne sinbct. Der koittcrpaiive Bürgerverem „Kreuz- verg" hat st, einer am 17. d. Mts. ak>geha!lc»c» Versammlung eine Resolution angenommen, welche besagt, daß er i» den Ve- iirel»iiigeii der rer,illusionäre» Sozialdemokratie, d'e Massen ihrer Aubängcr z» Maffciide»ioiistralioiien gegen »das preußifche Landtag-Wahlrecht o„iz»!«tzen, im gegebenen Aiigenbsiche lanc-es- oerrätcriiche Tendenzen sieht. Die Versamwliiiig erwartet daher, daß die Regierung alles gegen die Gc-etze verstoßende Gebaren acr Lvzialdemvkiaiie mit allem Nack'druck verfolgen und ver hindern wird. Tie Versammlung spricht scrncr die Erfoartnng aus, daß. falls die beslebeiiden Gesetze nicht ansreichen, der iiinvahihasttacn und gemeingefährlichen Verhetzung der Massen durch die Sozialdemokratie erfolgreich entgegenzutreten. die Refferimg auf gesetzlichem Wege schärfere Waffen sich zu verschaffen bestrebt sein wird, den, berech- tigtcn Empfuiden des vaterländifch denkenden Volkes Genüge zu tun! Die sozialdemokratischen WcihlrechtSversammkun- gen sind Toniierslag abend beim Berliner Polizeipräsidium mit folgender Tagesordnung cingcmeldet worden: 1. Die poli tische Rechtlosigkeit der Arbeiterklasse in Preußen: 2. Die Ereignisse in Rußland: 3. S a in m l u n g von Geldern sür die Opfer in Rußland. Am Donnerstag und Freitag haben zwischen den Führern der Partei und den 30 Referenten der Berliner Volksversammlungen Besprechungen stattgefunden, in denen die Referenten angewiesen worden sind, ihre Reden außerordentlich scharf abzusassen und alles, was bisher an Hetzerei und Blulrünstigkeit geboten worden ist, KU übertrcffen. T^tSneschichte. Der Kaiser in unserem öffentliche» Lebe«. Unter dieser lleberschrift schreibt die „Köln. Vokksztg *, das Haupiorgan der rheinischen Zentrnmspartei, im Anschluß an die 'Stellung des Reichskanzlers zur Diäten- und Tnellfrage: „Kaiser Wilhelm II. tritt weit mehr als insbesondere Kaiser Wilhelm I. i» den verschiedensten, das Volksleben bewegenden Fragen persönlich hervor und siebt es, seiner Stellung nahme in manchen Fällen einen charakteristischen Ausdruck zu geben. Wir haben den Kaffer im Heerwesen zahlreiche ein- fchiicide»de Aendcrnngen treffen sehen tVersüngnng des Offi- zicrkvrvsf: er hat eine Jnisiaiive im Schulwesen ergriffen lGvmnasialrefvim); in theologischen Streitfragen hat er feine Meinung der Oefsenllichkeit kunbgegcben lBibel- und Babcl- Bries): der bildenden Kunst hat er ein reges Interesse zuge- wandt sVcrlii'.cr Sieqcsalleej: in das Theaterivesen hat er wiederholt in bcsttw'mler Richtung eingearlssen s'Wiesbadener Hofbnlmej. Das persönliche Hervortreten des Kaisers in Fragen der auswärtigen Politik bildete wiederholt den Gegenstand der Erör»runq in der Presse des In- und Auslandes. Kaiser Wil helm II. ist eine kraft- und temperainentvvlle Persönlichkeit, wie oercn zurzeit keine zweite auf einem europäischen Throne sitzt. Es,ist ganz naturgemäß, daß eine solche Persönlichkeit den Beruf' verspürt, sich auch zu betäugen. Aber diese Betätigung ist un gewöhnlicher Art und geschieht nickst selten in einer Weif«, welche zu unliebsamen Erörterungen Anlaß bietet. Mehr als eine an gebliche Aeuberning des Kaisers, welche durch die Blätter ging, ist hinterher dementiert worden, aber trotz der Dementis ist doch manches hängen geblieben. Schließlich wird auch manches Unwahre geglaubt, was der Autorität des Reichs» oberst auptes minder förderlich erscheint. . .. . Der Monarch ist staatsrechtlich unverantwortlich: die Kritik reicht an ihn nicht heran. Aber wir haben verantwortliche Staatsmänner, an welche die Volksvertretung und die Ovgane der öffentlichen Meinung sich basten können und halten müssen. Ihne» kann es univögsich verborgen bleiben, welche Schwierig keiten aus der Betätigung der Eigenart Sr. Mafestät sich zu- -veilen ergeben, und es ist deren Ausgabe, diese Schwierigkeiten nach Möglichkeit ans dem Wege zu räumen oder doch zu ver ringern. In aller Lonaluät. aber auch mit Freimut — das ist Pflicht der unabhängigen Presse namentlich in Zeitläuften, wie die gegenwäriige ist — sprechen wir cs ans: man hat auch in der lvintten Bevölkerung das Geiülst. daß ein aewisser selbstherrlicher Zug durch unser -Staatsleben geht und daß sich daraus manche unliebsame und nicht unbe- dcnkliche Erscheinungen erkläre». Man hat auch das Gefühl, daß der gegenwärtige leitende Staatsmann aus seiner Verant wortlichkeit heraus ein Mehreres tun sollte, um den Gefahren, welche die angedeutele Entwicklung in sich birgt, zu begegnen." Zur Lage in Rußland wird aus Moskau gemeldet: Der Tag der Wasser-weihe ver lief vollsiändig ruhig. Die Arbeiter erklärten die Gerüchte von einem Aufstand am 22. Januar für falsch. — In dem Obuchowgäßchen zu Moskau wurde in der Wohnung einer jungen Fra», die sich F ü r st i n Kostowska nennt, ein eiserner Kasten gefunden, in dem sich acht geladene Bomben befanden. Auch Waffen wurden entdeckt. Wie aus Vorgefundenen Bries- scha'tcii hcrvorgclst. sollten diese Bomben daw dienen, während einer kirchlichen Feierlichkeit eine Panik hervorzurusen und einen Anschlag gegen den G e n e r a l o o » v c r n e n r ciuszus,"ihren. Außer der genannten Koslowska wurden noch zwei Frauen und ein sungcr Mann verhaftet. In ganz Polen bereitet sich alles aus eine tätige Anteil nahme an den WahIcnzurDli m a vor. Gegen die Duma an einige» Orten gesponnene Intrigen sind durch die Geistlich keit und die Landbevölkerung unschädlich gemacht worden. Die offiziöse Petersburger Tclearaphen-Agentur schreibt: „Während der beiden 'etzien Monate hatten unter dem Einfluß der- Revolutionäre, die danach strebten, durch Herbeifüh rung des wirtschaftlichen Ruins die Bevölkerung zu Verzweisl»ngstaten zu treiben, viele Privatpersonen und russische Handelshäuser damit begonnen, ihr Vermögen nach dem ÄuSlande zu schassen. Gewinnsüchtige Leute spekulierten auf der Börse ans Baisse der russischen Fondswerte „nd des R » b e l k u r s e s. Sie versicherten den Besitzern rufst- scher Papiere, daß die Staatsbank schließlich nicht mehr in der Lage sei» werde, die russischen Werte in Gold einziilöfen. Nach dem Laufe, den die Geschäfte jedoch in den letzten Wochen neh men. ist die Annahme berechtigt, daß die Spekulanten sich in ihrer Rechnung getäuscht »nd schleunigst ihre Spekulasiouen liquidiert bab«o " Drer-nev Nachrichten. Nr. Serie ö. Sonntag. 2t. Januar LVO»