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Sonnabend, 1Z. November 1S2S — »Dresdner Nachrichten" — Nr. 534 Sette 5 Die LStilhrtge Atrchwechjeier ln Wettzig. Dt« Kirchgemeinde Wetßig hat a„, reraangcnen Sonn tag und Montan da» SS. Kirchweihfest seit Erneuerung der Kirche im Jahre 1001 gefeiert. Dao Gotteshaus ivar auü diesem «nlaf, vom Frauenverein festlich aeschmtickt. der schönste Schmuck war aber eine zahlreich versammelte Gemeinde. Die Hauptseier war t» Rücksicht auf den werktätigen Teil der Bcwvlmcr aus de» Sonntag verlegt. Der Ortspsarrer predigte über Psalm 121, 8. Sr wies vor allem ans die Bedeutung eines gesegneten Ausgangs ans dem GotteShanse hin. als Fortsetzung der Festprcdtgt vor SS Jahre» vom rechten Hemmen »ach Luk. 11. 17. Al» Ehrengäste waren anwesend die beiden Amtsvvrgänger, der 88tälnige Pfarrer i. R. Mannschatz. z. Z. in Dresden, und Pfarrer Schulz au» Loschmitz. sowie der Baumeister des Umbaues. Architekt Kandier aus Klotzsche. Auch die Kirchgemeinde Dresden- Biiblau. die bis 1881 zu einem Telle in Weißt« rtngepsarrt gcivcse» ist. hatte eine Abordnung gesandt. Oberltrchenrat Reimer und Ktrchenamtsrat ro» Welck hatten Segens- nltiikchc gesaudt. Ties ergreifend waren die Anivrache» der beiden srithcren Pfarrer am Ende des Gottesdienstes. Der greise Pfarrer Manuschatz rühmte die Einigkeit der Ge meinde vor 25 fahren und wünschte derselben ein Belmrren darin. Pfarrer Schulz knüpfte seinen ScgcnSgrust an die Unterschrift des Altarbildes an. „Herr bleibe bet nnS. denn cs will Abend werden!" Verschönt wurde der Gottesdienst durch eine Motette des Gesangvereins Amicitia. und durch ein sich anschlicstendeS Kirchenkonzert unter Leitung des Kantors Hänchen, der als erstes Stück ein Orgel-Adagto von Mendelssohn darbot. Mitnürkenbe waren der Freiwillige Kirchenchvr. bestehend aus einer Anznlil Damen und einige» Herren, die zwei gemischte Eliöre sangen: außerdem die Dame» mit dem Beckerschen „Macke mich selig". Lehrer Michael und Kansmann Richard Wagner (Duett). Lehrer Tücher (Orgelt und die Herren Bruno Schöne aus Wcißia und Schröder aus UllcrSdorf (2 Vivline») Am zweiten Festtag predigte der OrtSpfarrcr über 5. Mos. 82. 7 und südrte n. a. anS. das, die Gemeinde aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bloß einer 25tährigcn. sondern zugleich auch einer Mickrigen Erneuerung ihrer Kirckc zu gedenken habe. Perschönt wurde dieser Gottesdienst durch eine Motette deS KinderckorS. Ißm folgte ein FcstkinderacftteSdieiist. AlS Stistungcn zum Jubelfest konnte der Pfarrer bekanntacbcn: Pom Franenueretn eine GedächtniSsahnr fiir die in den beiden letzten Kricaen gebliebenen Glieder der Geineindei mit einer von Fran Bürgermeister Müller gesticlien Inschrift, die ihren Platz an der Altarleitc gegenüber dcr.Kanzel gcsiindei, bat: von Iran Pfarrer Sck Mieder eine silberne Tans- schale s>ir Sckiil- und HanStanfcn. rin Familienstück. zu solch heiligem Gebrauch: non Bürgermeister Gehre in Pappritz 5>t1 PegräbniSliederbücker für BeerdignngSseiern. die in der Kirche abaebalten werden. An beiden Nesttagen fand im Plarrlianlc eine Kirchweth-AnSstellung statt, von Bildern und Plänen der alten, ältesten und neuen Kirche, der Altar- und Tansgcrätc, der ältesten Kirchenbücher und anderen llrinnernngSstlicken. die zur Kirche in Beziehung standen. PclondcreS Interesse fanden die vom Ortöchronisien Lehrer Tischer entworfenen Dorfplänc. von 1588 an. auf denen Kirche und Kirchhos schon in ihrer jetzigen Lage ringczeichnet ui finden sind- Dom flüdittchen Pkanelarimrr. Wie wir vom städtischen Verkehrsamt erfahren, kann daS Planetarium nach den ersten drei Monaten seines Bestehens die stattliche Besucherzahl von rund 58 888 anftvciie». Im Gegensatz zu Planetarien in anderen Städten ist dies ein nicht z» unterschätzender Erfolg. Er zeigt das wachsende Interesse, das diesem „Vermittler des Weltalls" entgcgcii- gcbracht wird, und lässt daraus schlichen, das, ein grosser Dell der Bevölkerung das Bcrlnngen hat. in die Geheimnisse der Stcinciiwelt eiiizirdriiigen. Ihm wird durch von Zeit z» Zeit wechselnde Vortragssolgen hierzu die Möglichkeit geboten werden. Vorläufig finden täglich um 1 und 6 Uhr, Sonntags auch um II Uhr vormittags, noch Vorträge mit dem Programm ..Der Himmel der Heimat" statt. Da dieses Programm mir »och kurze Veit bcibehaltcn wird, ist ein Besuch um so dringender zu empfehlen, als sich hieraus die weiteren Vor träge ausbanen werden. Am kommenden Busstag, dem 17. No vember, abends 8 Uhr, findet wieder einer der beliebte» Londervoriräge statt, und zwar wird Direktor Kihhancr über den Mars sprechen. EinlrittspreiS iiir Erwachsene 1 Mark, für Kinder 58 PH Vereine erhalten bei vorheriger An meldung PrciScrmässtgiing. — Hygiene-Akademie Dresden. Am Donnerstag, dem 25. No vember, 7,.'M Uhr, beginnt ein Lehrgang für HanS- und Privatpslege über Schutz gegen a n st c st c n d c Krankheiten inst beson derer Berücksichtigung der laufenden DcSinlekllon am Krankenbett aus Grund der neuen DeSinfektionSvorschrlftem (Vortragender: Pros. Dr. W. WciSbach.) — Der KurlnS ist ans viermal zwei Stunden berechnet, die Teilnehmergebühr betrüg« a Mk. Anmcldniigcn werden umgehend an das Sekretariat der Hygtewc-Akadcmic, Dresden, ZirkuSttraßc «8, erbeten. —* Di« Feuerwehr wurde Donnerstag 8,18 Uhr abends wach Schnorr st rast« 8« gerufen, wo tn einer Bodenkammer deS Dachgeschosses Latkenverschläge, Bodenrnminel und die Dach- konstritkiion auf »nermstieltc Welse in Brand geraten waren. Neue Wege zur christlichen Schule! Dt« Wahlparole -e» chrtMtchen «ausesr Eine chriUltche Dersuchsschule sllr Dresden. Der Ev. »luth. LandeS schulvcrcIn hatte am Ireitag-abciid zu einer Kundgebung des christlichen Haines ins GcwcrbchauS ringelnden. ES lag von Anfang an eine weihe volle Stimmung über dieser großen Versammlung. Nichts von der Unruhe einer beliebige» Wahlversammlung, nichts aber auch von BcrsanimliingSinüdigkeit, die wir sonst bei ähnlichen /olttischen Versammlungen beobachten musste». Pvsaunenkläng« Le- trefflich geschulten Stadtvcreins für Innere Mission unter Leitung von Pfarrer Lnthardt um rahmten die Veranstaltung. Viele bekannte kirchliche und politische Führer und vor allem Kandidaten für die Stadt- verordnctenivahlen verschiedener Parteien sah man in der Menge. Der Schulvercin hatte ans jede Einladung einer kirchliche» oder weltlichen Behörde verzichtet: er wollte nur wieder daS Sprachrohr deS christlichen Elternhauses sein, um Liesem in seiner Not neue Wege zu einer christlichen »Schule zu zeigen. Eine christliche Versuchoschnle in Dresden! Das ist oaS Viel, daS, wenn eS erreicht sein wird, ein neuer Beweis für die segensreiche Arbeit deS SchnlvereinS sein wird. Der Letter der Versammlung, Dr. Gerhard Kropnt- scheck, erinnerte tn seiner kurzen Begrüßungsansprache an jene erste Kundgebung des christlichen HanscS, die 1888 zur Gründung des SchulveretnS führte. Wie damals, so ist auch heute die Gewissensnot des seiner Verantwortung bewusste» Elternhauses im Blick ans die Erziehung der Jugend in der Schule groß, ja wohl noch weit größer. Wie aber der Dchnl- vcrein lüvü durch seine Forderung voller Glaubens- und Gewissensfreiheit für Eltern und Lehrer im Blick aus den Religionsunterricht unter Bcioiiung des Elternrechts und unter Ablehnung eines StaatSoinnipvtcnz ans dem Gebiete der Schule neue Wege wies, »in aus der Not hcraus.ziikvinmcn, so will er auch jetzt Wegweiserdienste dem christlichen Hanse leisten. Jetzt sei die Veit gekommen, endlich zu zeigen, was christliche Pädagogen leisten können, wenn ihnen Gelegenheit gegeben wird, ihre Ncsormgedanken In einer Versnchsschnle zu verwirkliche», die ein einheitliches Lehrerkvllcginm und ein mit diesem freudig ziisammciiarbcitendeS Elternhaus bietet. Bemerkenswert war die Mitteilung, daß bereits acht christliche Verbände — n. a. der LaiidcSvereln für Innere Mission, der Bund für eine lebendige Volkskirchc. die LandcS- kirchlickc Gemeinschaft, der Verband rvang. Ncligions- lchreriiincn, der Verein fiir christozeiiirischcn RcligionSiiiitcr licht — die Eingaben des SchnlvereinS an den Rat der Stadt Dresden warm unterstützt haben. Als Vater begründete darauf der Vorsitzende deS LaiideSschiilvcrcinS. Kaufmann Alfred Keller, die Frage, warum christliche Eltern eine solche Vcrnichsichnle iordern müssen. Er führte n. a. aus: DaS Retchsschulgesetz steht »och immer ans. Die heiligsten Rechte deS christlichen HanscS werden non den Mrhrheitsparteicn noch immer nicht beachtet. Selbstverständlich halten wir an der Fordern»» eines gercchlen Schulgesetzes fest mit aller Energie. Wir wollen keine Winkel- schule, nicht in selbstsüchtiger Weise nur an uns denken bei der VcrsiichSschiilc. Wir wollen auch nicht etwa durch eine einzige Schule die christlichen Eltern abspeiien lassen. Ab seits vom Streite der Parteien fordern wir die christliche Versnchsschnle, zumal wir kaum noch Vertrauen zu den jetzigen gesetzgebenden Körperschaften haben können, das, sic ein gerechtes Ncichsichnlgcsetz schassen. Nun wollen wir etwas Neues bauen! Selbst bei Kommen des NcichsschulgesetzcS aber bleiben unsere Forderungen bestehen. Schon vor dom Kriege forderten mir — leider vergeblich — Reformen. Ohne einheitliches Lehrerkollegium und ohne dahiiitcrstchcndc Elternschast ist ein gesegneter Unterricht nicht möglich. In der Stille soll die Ver-siichsschnle wirken. Die Art der Dar bietung deS alten Stoffes in alle» Fächern, besonders im Religionsunterricht, hat sich geändert: Entsprechend der ge sunden Eiiiivicklniia gesunde Reformen! Selbstverständlich hier volle Freiheit für Eltern und Lehrer in voller Freiwilligkeit. Rechtliche Bedenken streifend, forderte der Redner volle Gleich berechtigung mit der weltlichen VcrsnchSschiilc, die i'cincrzcil bewilligt wurde. ES handelt sich nicht um die alte Bekennt nisschule, die seit 4M Jahren in Sachsen eingcsüsiri sei: sonst bekommen wir nur die alte Not, die schon vor dem .Kriege zur Gründling deS Schiilverciiis geführt hat. DaS christliche Hans verlangte schon damals Reform der Bekenntnisschule. Jetzt ist eö Veit, im Bunde mit christliche» Lehrern zu zeigen, was wir leisten können. Lebhafter Beifall zeugte von dem dankbaren Einverständ nis der Versammlung, dem der Leiter noch besonderen Aus druck gab. Nach kurzer, durch Posanneiiliilisik anögesnllter Panse nahm der zweite Redner des Abends das Wort, Lehrer Schlei ch. Er führte u. a. auS: Der Gedanke, eine christliche Ver- snchSschnle zu gründen, ist auch von ch r i st l i ch c n L c h r e r n mit Freuden begrüßt worden. Sic sehnen sich danach, an einer Schule arbeiten zu können, wo sic sich nickt bloß durch Wort und Schrift, sondern auch praktisch voll betätigen und ihre Ideen über christlich-religiöse Unterweisung und Erziehung verwirklichen können. Wir müssen die christliche VcrsncliS- schule haben als Versnchsschnle im engeren Sinne, als Muster» und Mutterschule. RcUgivnSpttdagogische Ideen und Methoden, die n»s seit Jahren beschäftigen, harren der praktischen Er probung. Tenn auch die christliche Pädagogik ist nicht stehen geblieben und wird nicht stehen bleiben. Das Wort christo- zentrisch bedeutet ein ganzes Programm neuzeitlicher Reli- givnSpädagvgik nnd -Methodik. I» unserer Versnchsschnle sollen andere Lehrer, insbesondere In »gl eh rer, An regung, Vertiefung, methodische Förderung und Berns». begeistern»» finden. Ein Segcnsstrom soll von thr in die anderen christlichen Schulen flieste». Darum brauche» wir diese Schule vor allem auch dann, wenn wir die durch die ReichSversassuiig verbürgten christlichen Schulen habe» wer den. Die Forderung einer christlichen Versnchsfthule bedeutet für uns also durchaus nicht die Lösung der Schnlsrage, sondern nur eine erste, aber unbedingt notwendige Tat der christlichen Elter». An die Lehrer müssen hohe Ansordernnge» gestellt werden, sie müsse» echt christliche Per sönlichkeiten sei». Möchte die Versammlung ein Markstein werden auf dem Wege zur Verwirklichung des Gedankens, in Dresden eine christliche Versnchsschnle zu gründen! Auch diesem Vortrag zollie inan dankbarst Beifall. Tie hcrumgebcildcii UnterschriltSbogen stillten sich rasch mit Namen, ein Zeichen, wie sehr die Anwesenden die Ausführun gen beider Redner bcgrüßien. Mit warmen Worten dankte Dr. Kro patschek »och einmal den Rednern, dabei be sonders auch der ansopsernden Vorarbeit der Mitglieder des Lehrerb nnd es des LandesschulvercinS gcdcnlcnd, die tm Bunde mit anderen besrenndetc» Verbänden die Richtlinien für den Lehrplan der christlichen Versnchöschnlc erarbeitet haben. Unter Bekanntgabe der Antworten der Par teien auf ihre Befragung nach der Stellung zur Versuchs- schulc rief er alle Anwesenden noch einmal ans, auch bei den Wahlen nur die Listen solcher Parteien zu unterstützen, die sich schriftlich für die Verwirklichung der christlichen Ver- suchSschiile eingesetzt haben. Pvsannenklänge und gemein samer Gesang bildeten den rechten Ansklang der eindrucks vollen Kllndgebnng, die von der nnermüdlichen Vorarbeit des SchnlvereinS für die Rechte des christlichen HanscS erneut Vcngnis ablcgte. Die Devöttrerlin" Sachsens. (Mitteilung des Statistischen LandesamtcS.) Ans einer Vusammenstelllilig. die das Statistische Landes- amt über die Ergebnisse der Volkszählung, rcrbnnden mit Berufs- und Betriebszählung, vom ltt. Juni 1825, in Sackiscir gibt, ist zu ersehen, -aß sich die Bevölkerung Sachsens seit dem 1. Dezember 1818 ldie in den Jahre» 18>6. 1817. 1818 vor- acnommenen Vwischciizähllingc» tonnten hier wegen der un zureichenden Erfassung der sächsischen Bevölkerung nicht be rücksichtigt werden) nur um 185 858 Personen oder 8,88 Pro zent vermehrt trat: eine im Vergleiche mit der vor dem Kriege beobachteten Vermehrung sehr geringe Viinahine. Schwere Kriegövcrluste. eine sehr geringe Zahl der Lebendgeburten während der Kriegszcit und besonders eine ungewöhnlich große Abwanderung linSgesaiiit 88 038 mehr Fort- als Zn- acwanderte) haben hauvisächlich eine stärkere Zunahme ver hindert. Ter Frauenüberschuß hat sich dabei wesentlich er höbt. Während man ans 1888 männliche Personen im Jahre 1818 nur 1888 weibliche zählte, stieg die Verhältniszifscr bei der Wohnbevölkerung im Jahre 1825 ans 1185. Eine genauere Würdigung der Ergebnisse der Volkszählung von 1825 wird daS nächste Heft der Zeitschrift des Statistischen LandcSamtcs bringen. — Marcell Salzer veranstaltet beute 8 Uhr !m KünstlcrbauS einen Lüftchen Abend. Karten in E. Ttttmanns Buchhandlung. Prager Straße iS. und an der Abendlaßc. — Deutsche NolkSpartcl, TrtSvcreln DrcSde». Die Mitglieder de? QrlSvcreinS treffen fich Sonntag, den 14. November, von 8 Uhr ab im Wctnsalvn des Italienischen Dörfchen? znr Entgegennahme der Wahlrefiillatc. IM Kind Hustet. , Ein Kettmittel aus dem Flchkenrval-e. Müller erkennen nicht immer die Gefahr für die Gcsimdheil ihres Kindes, welche ein gewöhnlicher Küsten oder eine ciniache Crkällung mit sich bringen kann Bei Vernachlässigung liönnen sich diese kleinen Unpäßlichkeiten zu schweren Bronchialleiüen und selbst zur Schwind sucht entwickeln Und Küsten und Erkältungen sind so leicht zu heilen, wenn man gleich zu Aiilang Ansy einnimmt. Ansy enthält neben anderen wertvollen Bestandteilen Teer und Fichlennadclöl, von welchen heilkräftige Dämpfe in die Lunge und das Bronchialniüem cindringcn und so lindernd aus die Entzündung wirken nnd Erleichterung und Heilung der Erkältung dringen. Wenn Sie Ihrem Kinde Slnjy ein- geben, geben Sie ihm damit die segnende Heilkraft der narweaischcn Fichtenwälder ein. mit ganz geringem Kostenaufwand Sine Flasche Ansy genügt zur Zubereilung von '/« Liier köstlichcn Hustenstrups. gelbftaumigeS Klicken, soeben dem Ei entschlüpft — eS war »och ganz feucht — mit herabgcbracht. Eine Put«, die eben auch Hühnereier erbrütet hatte, habe daS Findelkind dann mit aufgezogen. Ob alle Einzelheiien ganz richtig sind, kann ich nicht mehr verbürgen: denn ich war damals nicht älter als sieben oder acht Jahre. Ter Obermüllcr, der auf dem Gebiete der Geflügelzucht sehr erfahren war nnd von manchcr Ausstellung — damals etwa» ganz Neues — einen Preis mit hcimgebracht hatte, ebculo die Nachbarn, überhaupt alle, die das cholerische Tem perament deS kleinen Hähnchens kamilen, waren der Meinung, das, sich in dessen Charakter die Verschlagenheit, die Ranb- mid Movdliist seiner schackerndcn Pslcgeeltern, die daS Ei er brütet halte», widerspicgcle. Es sei nicht ohne Einfliist. das, der „Elsterhah»", wie man den kleinen Frechling nannte, im Horst wilder und räuberischer Vögel das Licht der Welt er blickt habe: deren Brntmärme liabe dem Kücken einen so bös artigen Charakter mit auf den Lebensweg gegeben, eine Er klärung. die mir damals vollständig cinlcnchteie. Auch später habe ich eS gehört, das, einzeln« Landlentc ähnliche oder wenigstens vergleichbare Erfahrungen gemach! habe», nnd das, der Glaube, der verschiedene Ursprung der Priitivärme übe einen verschiedenen Einfluß ans den Charakter der erbrüteten Kücken aus, ziemlich allgemein ver breitet ist. In der einschlägigen Literatur lmbe ich allerdings nur wenig glaubwürdige Beispiele, die diele Theorie stützen könnten, gefunden. Acußcrst lebhafte und kampfeölustigc Klicken wurden einmal von Eulen erbrütet. Sie verteidigten sich — so lautet der Bericht —. als sie größer waren, nicht nach viihncrart im bekannten Hahncnkamps. sonder» nach Eulen manier. d. h. sie warfen sich ans den Rücken und gebrauchten Schnabel nnd Füße als Masse. Besonders hatten es die krmpscSlnsilaen Hähnchen ans den HanShnnd abgesehen. Um gekehrt sollen die Nachkommen wildlebender Vögel, wenn man die Eier durch Hanöhühner oder Puten hat auSbrüten lasten, sanft und zahm werden. Namentlich an Fasanen will man solche Erfahr»»» gemacht haben, aber nur -an», wenn die Eier nicht schon von der natürlichen Mutier angcbrüict waren. Auch auf andere Eigciiichaste» soll der Ursprnna der Bnftwärme nicht ohne Einfluß leln. So ist der Glaube hier und da verbreitet, daß Gänse und Enten, die von Hühnern erbrütet wurden, schlecht brüten und kein« Neigung zum führen Ihrer Jungen haben: auch die künstliche Erbrtttung »nb Aufzucht übe selbst bei Rasten, die sich sonst durch Briit- lui, nnd g»ic Führnna anszeirhnen, eine» nachteiligen Ein- stuft auS. Derartige Urteile hört man gar nicht selten bei unseren Lai,dienten. Ob etwas Wahres daran ist, wage ich nicht,u entscheiden. Aber ein Urteil, das sich aus jenen „Elsterhahn" vom Nachbar Obermüllcr bezog, »ins, ich doch noch erwähnen. ES hat mich damals, als ich ein Kind war, ausS tiefste gekränkt und mir viel zu denken gegeben. Der Obermüllcr hatte eben meinem Vater die Geschichte deS streitlustigen Hähnchens er zählt und dessen böse» Charakter anS der wilden, räuberischen Natur seiner Pslcgcclicrit zu erklären versnchi. Mein Vater lächelte ungläubig dazu. Der Nachbar aber erwiderte: „Bei n»ö Menschen ist's ja ganz ähnlich. DaS weis, doch jeder, das, auch die geistigen Eigenschaften der Amme durch die Milch mit auf den Säugling übertragen werden. Warum sollte die Aruiwärme nicht ebenso von Einfluß sein?" Ich habe nicht mehr gehört. waS mein Vater daraus sagte. Ganz klein laut und niedergeschlagen schlich ich davon, war ich doch das einzige von meinen Geschwistern, das inan mit Kuhmilch auf gezogen hatte. Warum hatte gerade bei mir ein Rindvieh, von dessen geistigen Eigenschaften man im allgemeinen nicht viel hält, die Stelle einer »icnschlichcn Amme vertreten müssen? Heute denke ich ruhiger darüber, nnd deshalb habe ich der kleinen Erzählung die Ucbcrschrift gegeben: „Die Mär vom Elsterhahn." Bücher nnd Zeitschri len. X Meyers Nivirra, italienische »nd französische Nivlcra von Livorno bis vaniieS. Keimte Auslage. 1N2U. Mil 18 Karlen »nd 15 Plänen. lMencrS Nclsebttcher.) lVerlaa des Bibtiogravllftchc» Instituts Leipzig l» Leipzig.) In der Saminlung „Meners Ncisc- bilchcr" ist soeben der Band „Riviera" tn zehnter Auflage erschienen. Mit der ans den, Jahre inl:> staiiinicndeii nennten Auslage verglichen beschränkt er sich anf da« eigentliche Nivieragebiet, also ans die iiltvtcra di Levante bis Pisa und Livorno nnd ans die Nivirra di Ponente einschllcsilich der französische» Niuicra bis Cannes und Hvcrc». Diese Abschnitte sind vollständig ncn dargcstcllt nnd weit niiSsiihrltchcr al« früher behandelt. Neben den mehr ans das Praktische gerichteten Angaben, die für den Reisenden natnrgcinäs, im Vordergrund deS Interesses siebe», ist bei jedem Orte auch alles sonst WissenSiverie milgctctlt: so findet man z. V. bei Pisa nnd Genna sehr wertvollc geschichtliche nnd knnstgcschichllichc Hinweise, bei Carrara «ine Schilderung der interessanten Marmorgewinnung. Sehr z» begrüßen Ist eS, daß bet den einzelnen Kurorte» auch ans die klimatischen Verhältnisse, anf die Hetlanzclgen nnd anf die Heil wirkungen etngegangcn wird. Die Beschreibungen der AuSslUgc im Reiscgebtet sind bedeutend erweitert und vermehrt, dabei a»ch die lohnende» Teuren tn das Hinterland bcriüksichcigl worden. In der nwsangreichen Cinicilnng sindct man vielseitige »nd zuverlässige AnSknnst über die Verkehrs-, IlnterknnstS- und LandeSnervällnisse des RcisegebtetS und in dem Abschnitt „Reiscwcge »ach Genna", dem übliche» AttSgangsorl für Rtvicrarcisrnde, eine zweckdienliche Be handlung der in Frage kommenden Strecken. Auch die Karten »nd Pläne des Bandes sind sorgfältig ans den heutige» Stand gebracht, viele davon erweitert nnd verbessert. Mit diesem Führer erhält der deutsche Ntvterabcsnchcr daS erste nach dem Weltkriege verösscntiichie deutsche Ncisebuch sür dieses reizvolle Küstengebiet am Mols von Gcnna. X Die Hochleesftcherel. HcrauSgegeben vom Institut flir Sce- stscherci in Wesermündc: bearbeitet von Direktor Dr. Lücke und Korv.-Kap. a. D. Rcicherl-F-acilideS, Wesermündc. Eine kinsüh- rnng in die geschichtliche Entwicklung, Technik und wirtschaftliche Bedeutung der Hochseefischerei, des FischhandclS und der Fisch industrie. Der Fisch als VickkSnahrungSmittcl. Abbildung «nd Beschreibung der wichtigsten Seefische. i!4 photographische Wieder gaben und Abbildungen, drei Tabellen nnd eine Umschtagzcichnniig. X Lyzeum nnd Obcrlyzenm. Da« Ientrolinstitiit Nir Erziehung und Unterricht gibt bekanntlich »liier dem Gesamititcl „Schul- s o r in nnd R i l d » n g S z i e l" eine Reihe von pädagogische» Schriften heraus, die ln Monographien die Etnrichiungcii und IlnlrrrtchtSzicle der verschiedenen Schnlgnttuugcii tMcnieinschafls- schulc, Mittelschule, Realschule, Giunnasium nsw.), sowie auch ein zelne wichtige ErziehnngSfragen tLchuIzncht. Ethik, Schnlgcsliiid» bcilSpflcge, Gemeinschaftsleben der Jugend, Ziele »nd Wege des Unterrichts nsw.) behandeln. Von diese» im Verlage von Quelle L Melier, Leipzig, erschienenen Bändchen ist vor kurzem von Stu diendirektor Dr. Friedrich Caucr »nd Sindienrätin Dr. Agnes M o l t h a ii ein neuer Tcilband veröffentlicht worden, der sich anS- schtießtlch mit dem Lyzeum und Obcrlnzcnm beschäftigt. Lyzeum und Qberlyzeum sind die in Preuße» »nd einigen anderen dcnlschen Staaten üblichen Bezeichnungen siir unsere sächsischen höheren Mädchenschulen, Sliidicnanslaltcn und Mädchenoberschnleii, denen sie in Ihrer Organisation, ihren Lehrzielen nnd Berechtigun gen völlig entsprechen. Der neue Band lM4 Seiten) saßt in der Hauptsache lobcr unter Berücksichtigung der neueste» EntwicklungS- vorgänge »nd mit etlichen Ergänz,ingrni die Ergebnisse der im Mai IW4 vom Zeiitralinstftiit einbcrnfenei, Tagung sür „Lyzeum und Qberlyzeiiin" zusainmen. Ein sehr beachtlicher Aussatz über „,'ftcle der Mädchcnbildiing einst und jetzt" von Dr. Eancr leitet das Büchlein mit grundlegenden Betrachtungen ein. Weitere Ab handlungen prinzipieller Natur erörtern die „Iugtndpsychologlschcn Forderungen", die an die Mädchenbildnng von heute zu stelle» sind, ferner die allgemeine „BlldungSansgabe des Lyzeums und Qbcr- lnzcumS" vom soziologischen Standpunkt an«, während sich die übrigen Aussätze mit de» Sondersragen und -aufgabcn des Reli gionsunterrichts, den Kielen »nd der Methode von Dentich, Ge schichte, Erdkunde, Fremüsprachen, Mathematik, Physik und Ehcmtc, Biologie, Musik, Zeichen- und Kiinstuntcrricht, Nadelorbelt »nd Leibes- Übungen befaßen. Eine Stundentafel für dtc einzelnen Klasse,i- stnfen der beiden Hanptformcn der MädchenbildiingSanstalte» be- schltesft daS von vcriiscnen Fachleuten geschriebene Buch, das eine Art Qniiitcßenz der beute besonder« lebhaft erörterten Frage» der höheren Francnbitdnng darstftll und »aber weil über de» Kreis der zunächst tntcressiertcn MädchenschilUehrcrichaft hinaus auch alle ge bildete» Frauen, Eltern, ErziehniigSpslichtigcn und schutbchördlicheu' Personen lebhaft fesseln muß. —ckt.