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Nr. 452 Sette 4 — »Dresdner Nachrichten" — Sonntag, 2S. September 1926 Oerlliches «n- Sächsisches. Jur Abänderung de» sächsischen Vandtagswahl geseyes. Die Völkisch.Soziale Arbeitsgemeinschaft. Deutschvölkische Freiheitsbewegung Groß, d e u t s ch l a n d S. D e u t s ch s v z t a l e P a r t e t, hat gegen den Regieriliigsentwurs des Gesetzes zur Aenderung des sächsische» Landtagsivahlgesetzes bei der Reichs- und Landesregierung, dem Reichstag und dem Landtag Einspruch erhoben i» bezug aus die Einzahlung von 800V Reichsmark »»d die Erhöhung der Zahl der Unterschriften bei Wahlvorschlägen der bisher im Landtag nicht vertreten gewesene» Parteien. Die Eingabe stutzt sich auf Art. 17 der ReichSversassung und Art. 3 der sächsischen Verfassung, nach welchen die sächsische VolkSvertreung in allgemeiner, gleicher, unmittelbarer und ge heimer Wahl gewählt werden muß. Bei gleicher Wahl sind nicht nur die Wähler, sonder» auch die Wahlvorschläge gleich zu behandeln. Wahlbestimmungen können also für alle Wahl vorschläge nur gleichmästia festgesetzt werden. Selbst ein Be schluk! mit Zweidrittelmehrheit würde jeder Partei aus Grund der ReichSversassung das Mittel des Einspruchs gegen die auf dieser Grundlage voraenommenen Wahlen zngestehen. Die völkische NeichStagsfraktion wird ebenfalls geeignete Schritte bei der Reichsreaieruna einleiten. Wer ist Verfasser -er Denkschrlsl Uber -a» höhere Schulwesen? Die Nachrichtenstelle der StaatSkanzlei verbreitet folgende Mitteilung: „Die Denkschrift des Ministeriums kür Volksbildung ..Zur Neuordnunq des höhere» Schulwesens in Sachsen" ist in einigen Tageszeitungen als das alleinige Werk eines einzel nen mit Namen genannten Rates des Ministeriums bezeichnet worden. Das ist nicht richtig. Schon die Mannigfaltigkeit deS Inhalts läßt erkennen, daß die Denkichrnt für den Arbeits kreis eines einzelnen Rates weit hinaiiSacbt Sie ist die unter .z»'.:iammensassender Leitung entstandene gemeinsame Arbeit aller zuständigen Referenten deS Ministeriums und will dem nach nicht als das Werk eines einzelnen, sondern als amtliche Schrift deS Ministeriums gewertet «ein " Zur Regelung -er Hochwasserschäden. Tie Nachrichtenstelle der StaatSkanzlei schreibt: „Die Prelle hat in den letzten Tagen eine eingehende Dar legung der von der Regierung zur Linderung der Not der Hochwassergeschädigten getroffenen Maßnahmen gebracht, die im wesentlichen den Inhalt der an die KreiShauvtinannschaften gerichteten Verordnungen richtig wiederaibt In einem Punkte aber bedarf sie der Berichtigung denn hinsichtlich der Dar lehen ist nicht völlige Freiheit von jeder Sicherstellung vor gesehen worden. Die sür die Gewährung von Krediten an ^lon olel." Man muß es Sem Stadtrat vo» Döbeln lassen: Sr weiß Sie Heit an der Stirnlocke ,u fassen! Sc macht das Stadtsäckel dick und fett: Sr besteuert künftig iedes Aloiettl Für jedes Sißbecken erbebt er eine Gebühr Don jährlich t> Mark. Genial — so dünkt mir — Ist dieser Gedanke. Denn jeder und jede — <vb früh am Morgen oder des Abends späte, Db mit oder ohne elektrisch Licht, Gb — nein genug! Mehr iaq' ich nicht! Noch ergiebiger freilich würde der Spaß, Wenn einer erfände irgendwas. Das automatisch aus jeder Sitzung Herausholte eine Stcuernützunq. Und verdürbe sich einer Magen und Gaumen, Tränke Wasser nach Birnen oder Pflaumen, Dann müßt' er sich lösen, solange er krank, Dom Stadlrat ein „laufendes" Abonnement — Luginsland in den „Dresdner Nachrichten" I Prlvatgeschttbtgte von der Regierung »ur Verfügung gestellte Summe von 3 Millionen Reichsmark wird der LandeSgenossen» schastSkalie überwiesen, die Ne zur Weitergabe von Notstand», kredite» dnrch Vermittlung der Sächsischen Landwirtschaft» bank zu verwende» hat. Da die LandeSgenossenschaftSkasse dem Staate gegenüber für rechtzeitigen Eingang der Zinsen und der se zur Hälfte in vier und in fünf Jahren fälligen Dar- lehnSbeträge haftet, muß ihr bzw. der von ihr mit der Erledi gung der Geschäfte beauftragte» LandwirtschaftSbank da» Recht zustehen. von de» Kreditnehmern In dem unbedingt nötigen Maße Sicherheiten zu fordern. Für die einzelnen Kreditgesuche wird die LandwirtschaftSbank Vordrucke den AnitShauptmannschaftcn und bezirkSsreien Städten zugehen lasse». Die auSgesülltcn Kreditanträge sind der Landwirt» schastsbauk durch die genannten Verwaltungsbehörden un mittelbar mit ihren amtlichen Bescheinigungen vorzulegen. Etwaige Gesuche der Geschädigten, die an die LandwirtschastS- bank direkt ohne Vermittlung der zuständige» Verwaltung», bebörde eingehen. müssen von der Bank erst an diese zur Prüfung gefandt werden. ES empfiehlt sich daher, daß alle Kreditgesuche nur bei den Verwaltungsbehörden angebracht werden." Dt« letzte Svn-erschau der Dresdner Gartenbau- Austtetlnnq. Die Jubiläums-Gartenbau-Auöstellung schließt bekanntlich am Montag, dem 11. Oktober, ihre Pforten, womit zugleich die süufte Iahresschau beendet sein wird. Noch einmal soll in einer letzten Souderscha» unter dem Namen «R e i ch S o b st s ch a u", verbunden mit einer große» «F r i s ch g e m tt s e - und E h r » s a n t h e m e n s ch a u . alles zusammengesaßt werden, was der Herbst an reicher Ernte und glühenden Farben zu ver schenken hat. Besonders sei daraus hingewiesen, daß diese letzte Sonderschan mit ihrem Obst. Gemüse und ihren Blnmen nur deutsche Erzeugnisse bringen wird. Die Vorbereitungen zu dieser abschließenden Veranstaltung, die naturgemäß auch äußerlich einen letzten Höhepunkt der diesjährigen Ausstellung darstellt, sind im vollen Gange. Bis zum 7. Oktober, an dem diese Sonderausstellung be- ginnt, dürften die Besucher auch erhöhtes Interesse nehmen an den prachtvollen Erzeugnissen einiger sächsischer Baum- s chulen. die mit ihren tadellos gezogenen Obstbaumsormen die Voraussetzungen für eine» erfolgreichen deutschen Obstbau zur Schau stellen. Die verschwenderisch scheinende Herbstsonne hat dem allseits gern besuchten Obstmustergarten der Firma Hauber einen besonders schönen Anblick dadurch verliehen, daß die an den dort staunenswert gut gezogenen Obstbaumsormen in reichlichem Maße hängenden Früchte prachtvolle Farb tönungen ausweiien. Auch die unvergleichliche Pracht der Dahlien und E h r n s a n t h e m e n. die setzt zur vollsten Blüte gekommen sind, ist dazu angetan, noch einmal die große Dresdner Gartenban-AuSstellung dem Herzen der Besucher nahczubringen und für den langen Winter den Hunger nach Farben- und Gartenschönheit zu stillen. Die AuSstellungS- leitung hat durch geeignete technische Vorrichtungen Sorge ge- tragen, daß auch ein etwaiger Nachtfrost all die vorhandene Pracht nicht vor dem offiziellen Schluß der Ausstellung zcr- stören kann. * Am Donnerstag, abends 7 Uhr, findet ein Elitekonzert statt unter Leitung von Musikdirektor Feiereis. Als Solistin wurde für dieses Konzert die Opernsängerin Wanda Schnitzing verpflichtet. — Mittelstand! Kauf' bei dir selbst! Der Bezirksausschuß deS Kleinhandels, der berufene Vertreter des gesamten ge werblichen Mittelstandes, hat eine hoffentlich recht erfolgreiche praktische Werbetätigkeit für seine Mitglieder damit begonnen, daß er sechs rote Handzettel drucken ließ und zur allgemeinen Verteilung bringt. In Poesie und Prosa wird auf diesem Zetteln der Mittelstand aufgefordert, bei sich selbst zu kaufen als wirksamste Mittclstandshilse. — Die weißen Verkehrslinien einhalten! Das Presseamt des Polizeipräsidiums teilt uns folgendes mit: Um den Fuß gängerverkehr auf dem Pirnaischen Platz in geordnete Bahnen zu leiten und die Sicherheit der Fußgänger zu er- hohen, sind auf dem Pirnaischen Platz weiße Verkehrslinien gezogen worden, die dem Fußgänger zeigen, an welchen Stellen die Fahrbahn überschritten werden soll. DaS Ueber- schrciten der Fahrbahn außerhalb der weißen Verkehrslinien ist nach der VerkehrSordnung verboten. Es wird erwartet, daß die Fußgänger sich in ihrem eigenen Interesse und im Interesse der allgemeinen Verkehrssicherheit streng an diese Vorschrift halten. Zuwiderhandelnde machen sich strafbar. — Das Dahlicnheim von Kurt Engelhardt, Dresden- Leuben, steht gegenwärtig in voller Blüte. Um auch dem un bemittelten. blumcnliebhabcnden Publikum Gelegenheit zu geben, sich an der Pracht der 10 0 0 0 0 b l ü h e n d c n D a h l t en zu erfreu««, wird dm Anzeisenteil zur kostenlosen Besichtigung eingeladen. Zur erreichen ist d«S Dahltenhetm mit Linie 13 und lS. — Der vllhnrnoolkSd««» l«. v i weist lm «nzetgentrtl dieser Nummer aut die Veranstaltungen und Vergünstigungen ulw. hin, dt« er seinen Mltglledern gewährt. — Der Wlrderbrglu» der VolkSwohlabeub« findet am l. vklodcr mit Kreutzer» romantischer 'Oper «Da» Nachtlager von Granada" durch dle SrössnungSvarstellung der Vetrenz-Oper lm Theaters»«! her Kausmannschast statt. Am 4. Oktober folgt elieiidoN ein «Fröhlicher Abend" von OSkar Aigner, den Prvscgor Uarl Pretzsch begleitet, und am ü. Oktober im Wewerbehau»-Laal da» erste Volk»wohl-Vrch«sterkonzert dieser Saison mit Wagners „Tie Meistersinger von Nürnberg". Da» Werk wird ln einem einführenden Vortrag von Eduard Mörlke erläutert und durä, dle Dresdner Philharmonie und fllns Solisten, darunter Joseph Eorreck al» Lachs und Fritz Zobsel als Dtolzlng, kommen di« bedeutendsten Stellen zum Vortrag. Der völlig neu vor- gerlchtrte Bolkdivohl-Laal, der durch geschmackvolle neu« Fnnenaudmalung. neue Bestuhlung, Parkettierung, Beleuchtung. Ae- Heizung sowie verbreiterte», Eingang und verschönerte Ncbenroum« ein seitlicher Konzert- und Tbcaterraum geworden ist, wird vom 9. Oktober ab wieder seiner Bestimmung zugesllhrt. ES kommen dort am Montag, dem ll. Oktober, Webers «Peez tos»", um 12. Sudermann» Schauspiel «Johann iSseuer" mit bekannten Darstellern wie Gottfried Kaltenhausen. Hermann Rudolph, tz,>rl Zimmermann. Marianne Frltzsche, Eharloit« Friedrich. Sinn» Lchendler »»d Lisa Hellwig zur Aiifsübrung. Am 18. Oktober folgt ein klassischer Operetlen-Abend mit Mozart» «Bastle» und Baftiennc" und Suppös »Die schöne Galathcc" und am 14. Oktober al» lvoo. V o l k S w o h l - A b e n d ein Goetüe-Lchubert» Abend. Karten für die genannten Abende sowie Neuanmcldnngkn zur Mitgliedschaft in der VolkSwohl-GelchästSstelle, Waisenbans- ftraße 8g. I., wo auch noch Anmeldungen sür den Vortrag»z„kl>tö von Prof. Ottomar Enking über «M ei st erwecke der Welt literatur" erfolgen können. 18V. Sächsische Lan-eslotterie. !i. Klasse. Ziehung vom 25. September 192». II. Tag >Lhne Gewavt.t 28 MM Mark: 49893 >9 0NV Mark: 48770 S90U Mark: 82901 «>2909 39V9 Mark: l8437 998l8 121809 2999 Mark: 87l 4877 >985« 24898 44N92 81458 ll«t94 «99» Mark: 1tt«39 82977 5,4340 81190 IIS828 590 Mark: 8113 157,87 15815, 818N» 8MI4 8,923 59186 «448, 72582 '7454 82245 82822 9tt239 II0788 1I2I88 120838 12«180 8oollt»8. 26., tNitlword, 29., vonnerslax, Zü. 8ept., ?'/, vdr § 6S 8cdw»nk In S Klickern von I'oal Impekoven uncl Uao8 kelmsnn VIlSlASlI« S Kesaasatlmmsn rur ke»t»uftüt»eunq: 0r«»«ln«r I4»vt>rIvNt»n t ... äs, ausveekaulte Kau» lehrte Ibm ä,S ms» seine deäeulsainen Kunstleistungen vier nock in bester Keinneeunk batte miä »tcb beerben äaeauk beute, eme neue Probe seiner sonnigen dlonscbca- asrsteNung devunäern ru können . . . 0eo»«li>«e : . . . dtan muö es gesehen beben, vie Nana, piscber äiesen sticbsiscben Padriiran en von I-ubnumpen lllr Oumm platt- tuLeinIagen »vielte Wie lieg er äie LpbLe aut äen 2ul>örer einprasselnt . . . unvergeöltcli Iromiscb >m Soiet äer -Zügen. k4»«t»rI«N4»»n r . . . blun siebt man Nann» PI, eher nacb sab,e» voieäer in Diesäen aut äer kükne Kann kerrUcb Uder tbn lacben uoä sein« grnve Kunst, iNenscken unä lypen ru reicknen, bevunäern. ziinutcniaaxer Keilali empilng ilm. : Kann, PI,eher bat sieb mit »einem Paul Pag« beim Dresäner Publikum »- eäer in ct e »Ne Ouns» gespielt. 1a. ma mdcbi« man sagen, äaü seine Komin nocb IrUnslIer,scd reikcr unä wirksamer ge- voiäen ist . . . 0«> ttanns piscber . . . . so svmoatbiscbes cbarableri- »lerungsvermögen. ungcaknte, niemals begrenrte ddogliebnenen.., 0e«»ckn»r Ve»lK»»aNung: Wenn »der äie Lulchbrurg mebr beäeuleie alt einen tillcbligen oiatlen 8paü, so nur äurcb äie Kunst ttanns piscbers. däit ibm nat Nresäen einen voligUttigen Ver >e«er äes aus äen, Innen« queilenäen. kebaglichen, batä leinen, dsiä äerben, nie aber plumpen Ilumort rurucirgevonncn. »»«««. r ... »an lackte "pränen äsdel. ttauptsilcblicb libet piacker . . . Vas war keine possenre'Lerei. sonäern äie »ascbeckte 1>p« äea säcdsiscben ckoleiikers, eine lamose «.baraktersllläie . . . t . . . Wie ttanns piscber äas »Ne, macblct 1-äcbei iicbe präge, einlack dlenäenä . . Das Publikum «cbwLmm in probiinn „Die Aäuser -es Kerrn Sartorius " Komödie von Bcrnard Shaw. Erstaufführung im Albcrt-Theater 2 4. September 1026. Es ist das erste Drama des letzt siebzigjährigen Ver narb Shaw, bas uns das Albert-Thcnier zum ersten Male in Dresden vorletzt. „WibowerS Hom'es" ist cs englisch betitelt und „Heuchler" hat es der Ueberietzer verständlicher benamst. Indessen trifft der Titel „Tie Häuser des Herrn Sartorius", der sich bei uns eingebürgert hat, die Sache am besten. Shaw kam aus seiner praktischen so zialen Tätigkeit und seinem Wirke» als Kritiker zum Dramen- schreiben und hat Sozialgenihl und Kritik in diesem seinem ersten Stücke das eine eigenartige Enistehungsaeschichte hat. an einen Stoff gewandt, der ihm als Gemeindevertreter sehr vertrant war. Bcwucheruna von Grund und Boden. Hüiiier- spekulaiion und AuSbeutertum hatte er sehr nahe aeiehen und kenncngelcrnt, aber kein durchaus kritischer Kops hatte auch eingesehen. daß daS Uebel tiefer lag als in der Gewissenlosig keit einzelner Missetäter, daß vielmehr die Gesellschaft für vieles verantwortlich >ei. Das stimmte ihn nachsichtig gegen seinen SarwrinS. der „der Witwen Häuser" bewuchert, und er legte ihm eine Rechtfertigung sür die trübe Herkunft seines Reichtums in den Mund, die gar nicht nur Heuchelet ist, son dern ein Ouoiilchen Wahrheit enthält. Wer wie Dr. Trench, der um des Herrn Sartorius Tochter wirbk. Ausnutzer des Bodcnienteiisnstems ist braucht sich nicht auss hohe, mora lische Roß zu letzen und über des Schwiegervaters Geld hin- wegziigaloppieren. So argumentiert Sartorius und io mit ironischem Lächeln auch Sbaw. Sein Witz und Spott ist »och nicht frei geworden, seine Gcsell'chasl'ssgtire ist noch im Wer den. So hat seine leichte und gefällige Komödie trotz dem un gefälligen sozialen Thema noch keine Schärfe und keine lleber- legenhcit. Sie ist noch stark Familienlustsviel mit geiellschafts- kriti'chem Einschlag. Ibsenismus mit Shawichei» Skeptizis mus humorvoll verbunden. Ein netter Komödtenakt am Rhein, eine große Auseinandersetzung über Armut. Geld und Ausbeutung i». Londoner Hans des >>r>" -"Norins. Ver söhnung »nd Verlobung der Parteien die einander wert sind, das macht die drei Akte aus. Der Wert der Komödie liegt im zweiten Akt. während der dritte alle Anzeichen der dra matischen Verlegenheit und Uncrsahrenheit des Biihncnneu- lings trägt. Das aber diese noch reckst versöhnliche Gesell schaftskritik bei ihrer ersten Ausführung in London 1802 einen großen Krach hcrvorruien konnte, ist nur noch bei der An nahme begreiflich daß damals recht viel Geistesverwandte des Herrn Sartorius im Theater gciesien haben, die sich ge troffen kühlten. Es war allerdings non Anfang an Shaws Grundsatz für seine schriftstellerische Tätigkeit: „Ich kann es nicht ertragen, Leute behaglich zu sehen, denen von Rechts weg«cn sehr unbehaglich sein müßte." Was Hanns Fischer als Regisseur aus der Komödie gemacht hat, das ist vor allem aber sehr behaglich. Er hat der Sache erst recht alle Schärfe genommen und Herrn Sar torius zu einem biedere» Papa mit starkem Familiensinn und sehr verstecktem Auftrieb iu die höhere Gesellschaft ausge bildet. Er stellt ihn selbst dar, einen würdigen älteren Herrn, der in einem Roman von Dickens leben könnte, mit einer unberührbaren Würde und Ruhe, durch keine Enthüllung seines Geschäftsgebarens aus der Fassung zu bringen. Er ist auch kein Heuchler, er glaubt vielleicht selbst daran, daß er den Arme» nur Gutes tut, wenn er sie recht übel Hausen läßt, da sie sich anders doch nicht wohlfühlen würden, wie er meint. Fischer macht das ganz leise und mit still versonnener Hiutertücke. Dieser Biedermann erscheint unüberwindlich. Er ist den» auch der geruhige Sieger aus der ganzen Linie. Seine Tochter Blanche macht Lotte Klein, die damit wieder vor daS Dresdner Publikum trat, dessen Liebling sie schon einmal gewesen ist, zu einer modernen Dame mit stark lmsterischem Temperament. Shaw will das übrigens so. Diese Blanche ist durchaus nicht durchweg liebenswürdig »nd kein GänSchc» mehr, sondern eine sehr selbstbewußte, verwöhnte, elwaS spleenige junge Engländerin, die keinen Widerspruch erträgt. Man konnte sich an der scharfen Charakteristik und ulkigen Rhythmik Lotte Kleins und an inanchen modern-vcr- rückien Sviiderbarkeite» des Gehabens höchlich ergötzen. Der ZornaiiSbrilch dürste die Linie des Angenehmen weniger überschreiten. In Paul Rainer fand die Blanche ihren Gegenspieler, der im Pnllower-Kostüm des ersten Aktes doch zu siingeiihaft, später mit mehr Würde des jungen, un erfahrenen Arztes aliftrat. Shaws Humor kvinint in der vianr des Evkanc am freiesten znm Ausdruck. Franz S ch o e n e m a n i, gab ihr die nervöse Empfindlichkeit deS immer taktvollen GcsellschastSmenschen, dessen Charakterfestig keit geringer ist als seine Anpassungsfähigkeit, und Schoene- manns lustige Vornehmtuerei machte viel Vergnügen. Den Hcliershelscr des Sartorius, der ihm dann über den Kopf wächst, spielt Albert Willi mit volksmäßigem Gauner- Humor. Bei ihm besonders trat hervor, was Fischer für die Abtönung der Gestalten getan hatte, wie er bas blasse Buch wort zur lebendigen Svrache gesteigert und überhaupt jedem seine kennzeichnende Sprechweise gegeben hatte. Daß Fischer ei» Regisseur von Bühiienerfahrnng und VelebungSkraft ist, wußten wir ja schon von früher her. Es mar ein Vergnügen, zu bemerke», wie er alle toten Stellen durch kleine Vühnen- späße füllte, Ansätze bei Shaw erst entwickelte, Ucbergänge und Spielgelegenheiten schuf. Ihm kommt es überall aus die Bühnenwirkung an, und wo wie hier, tu diesem noch un- bcdeiitcndeii Werke Shaws dem Dichter damit geholfen wird, ist dieser sichere Instinkt sür daS Komödienhafte mir zu loben. Dnrch ihn sind die uiibchaglicheii „Häuser des Herr» Sartorius" z» einer recht behaglichen Außenseite gelangt, die angenehm zu betrachten ist. Die Ausnahme der Komödie war deshalb heiter und von den sozialen Schlagschatten un- verdüstert. ES gab wieder Blumen und Beifall in Fülle. Dr. Felix Ztmmermann. Kunst und AWerijchast. s Dresdner Theaterspielplan sür heute. Opernhaus: „Aida" s7>. -Schauspielhaus: Morgenfeier: Goethe ii« Alter lN12s,- „Dame Kobold" l^8>. — A l b e r t - T h c a i c r: „Der Igel" i>68>. — Residenz-Theater: „Ein Walzer« träum" s!44); „Tic lustige Witwe" ss-8). — Die Komödie: „Amerikanerinnen" (^,8). — Central-Thcatcr: der Iohannisnacht" s^8). s Mitteilung der Sächsischen Staatöthcater. Opern haus. Aus Anlaß des 100. Todestages Ludwig van Bccl- Hovens hat die Dresdner Staatsoper eine Neueinstudierung des „Fideliv" vorgesehen. Außerdem werden in einem be sonderen ZykluS in der Zeit von Neujahr bis Anfang April l027 im Opernhaus sämtli '7 Sinfonien und andere Orchcslcr- wcrke ausgcsührt werden. Namhafte Solisten sind zur Mit wirkung verpflichtet morden. Das Gesamtprogramm. daS auch Kammermusik und selten gehörte Merke Beethovens um faßt, wird noch veröffentlicht werden. Diese Abende dirigiert Fritz Busch, mit Ausnahme der 0. Sinfonie, die Richard Strauß als Gast leitet. Mit Rücksicht auf diese Veransial- tungen wurde von der Ausnahme Bccthvvciischcr Werke ni das Programm der regelmäßigen Sinsvniekoiizcrte in diesem Jahre abgesehen. Montag, 27. September, Nnrechtsrcihe F, „Ter Evan- gelimaiiit" von Kienzl mit Vvgcistrvm, Elisa Stünzner« Plaschke, Helene Jung, Puttlitz, Lange, Ermvld, Teßincr: Musikalische Leitung: Striegler. Spielleitung: Toller. An fang !48 Uhr. Dienstag, 28. September, Anrechtsreihe F, Verdis „Troubadour" mit Anne Roscllc szii», ersten Male Levnorch Dworsky, Stacgciiiaii», Irma Tcrvani. Musikalische Leitung'. Striegler. Spielleitung: Stacgcmaitu. Anfang ^8 Uhr. Die Freitag, den l. Oktober, aussalleiidc A » r c ch i s - Vorstellung für die Freitag-Reihe wird Freitag, den 8. Oktober, nachgcholt. Zu Hiiidcmiths Oper „Cardillac" tu drei Akte», die dem nächst an der Staatsoper zur Uraufführung gelangh bat Ferdinand Lion nach E. T. A. Hvssinaiins Novelle „Tas Fräulein vo» Scudcri" das Buch geschrieben. Die Ausgabe der Anrechtskarten f it r die Stnfonte-Koiizerte 1026 27 an bisherige Inhaber, die zunächst nur den Betrag sür drei Konzerte zahlen wollen, er folgt von «onnabend. den 2',.. bis mit Montag, de» 27. Sep tembcr in der Zeit vo» 10 bis 4 Uhr lSoiintag von )Ul bis 4 Uhr> an der Konzertkassc deS OpcrnhanscS, Vestibül links. ES wird besonders darauf hiiigcwiescii, das, den Anrechts inhabern der Stnsonie-Konzertc Il>20 27 auch Gelegenheit ge geben ist, Programmhefte in, Anrecht zu erwerben. Die Aus gabe der Gutscheine erfolgt gleichzeitig mit der Anrcchis- ouSgabe. Schauspielhaus: Infolge Erkrankuna Lothar Mcft- nerts. bte ihm zwar nicht die Durchführung der zu spielcndeii