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So««»««.«. Se»I««b»r 1»S« Gegründet 1886 V»V«n>»M, «»ch^chl«, g»r«t»r»ch»r-S«mm,Inumm»r: S0 2^1 «nr lür «-chis.lpril»,! «0011. k/Mv, 8c«oxoi./ll)c «/««c onciamo flt-m» gogr. 1833. SchrMIeitun» m>» Lau»ts»IchLst»I>»ll«: M»rt»»Nr»K» SS/N2. v«Ia, von Uteplch » «^ch,r»« in Dre«d»n. P»Mcd»ck.A»nl» IO«« Dr»,»,, D-zug-g-bühr WöfLIL'lS'L PllsizustellungLgedUbr. «In I»md»r Ivr- d^ IilftUch Ao»tmaltg« Juft«üun- Ir«t ...... — >.md»r3Mark°I>n, S»»r»i» IUr Monq Nj«I«»»«„ II Dt» Anzeigen werden nach «Soldmark derrchnel; die einlpalli«» 30 mm dreile Iül» 30 Psa., ttir auswckrl« 35 VI« AUzkltlbUVkLUL. Familie»«»,eigen und Siellengeluche ohne Rabatt IO Plg.. aulierbalb 20 Psg., die SO mm brettc Reklamezell, ISO Psg. auherhald 200 Psg. vsserlengedudr IO Plg. Auawärlig« Aullrltge gegen Dorauedezahlung. Nachdruck nur m« deulllcher VueSenangab» «.Dresdner Nach'."» zulSslig. Unverlangle SchrllMvcke werden nlchl ausbewakrl I'lolel ksllevue f^lsctirnitlsg-Tss mit Korirsrt. d/Iittsg- unck /zbsnct-'l'sfsi im Tsrrssssn-Sssl sri ctsr ^ibs. Sssiscints vornsirrris Tsksirnusii«. ««Konr«rvn»lmmer. e1s6ssi lVlittwocli ^dsssic! I^SUkZIOIZ MuWnis Gegenzug gegen AM. Italien propagiert einen italienisch-englischen Freundschastsvertrag. Nlickkritt des polnischen Kabinetts. - Die Vürgermeijter gegen Poincarös Sparpolikik. - Eröffnung -er Berliner Pottzeiausslettung. Die Konferenz Mufsvlini-Chamberlain. London, 25. Scpt. Der Berichterstatter des „Daily Tele graph" in Rom schreibt: Sine Zusammenkunft zwischen Chamber lain und Mussolini werde anscheinend von sehr weiten Kreisen in Rom lebhaft gewünscht. Der Bla», der Chamberlain unterbreitet werden soll, sicht den Abschluß eines FrenudschafisvertrageS vor. der gegenseitige Unterstützung iu allen das Mittclmeer und die allgemeine europäische Politik betresfcndcu Fragen zwischen Großbritan» nie« «nd Italien hedingt. Ein solcher Vertrag würde eine viel größere Reichweite haben und viel tiefere Interessen be rühren. als die ande-rrn biMr zwischen Italien und leinen unmittelbaren Nachbarn abgeschlossenen Frcundschastsvertrüge. Die Anwendung des Locarno-Paktes und seine weitere in de» Besprechungen zwischen Briand und Strcsc- mann in Thoiry vorgcschlagrne Entwicklung sei dazu angetan, die europäische Lage vollständig nnizugestalten. Wenn die Besprechungen von Thoiry zu einem wirksamen Einver nehmen zwischen Deutschland und Frankreich reisen, sei Italien gezwungen, die Haltung Frankreichs und infolgedessen auch die seiner Trabanten Polen und Tschccho-Slowakei gegen über einem Anschluß Oesterreichs an Deutschland, den der Vertrag von Versailles verbiete, in Rechnung zu ziehen. Ein Anschluß Oesterreichs an Deutschland würde für Italic« be deuten. daß. während es jetzt nnr 7 Millionen Ocstcrreicher ivon deutscher Nasses z« Nachbarn hat, es in Zukunft an seiner Grenze eine Bevölkerung von 78 Millionen Deutscher haben würde. Tollte ein neuer Plan zu einem freundschaftlichen Einvernehmen zwischen Frankreich und Deutschland entstehen, sv würde Italien seinerseits die Möglichkeit einer Ncn- grupvicrung in Betracht ziehen. Daher auch der Gedanke eines engeren Einvernehmens mit Großbritannien, der die höchste Aufmerksamkeit in Rom in Anspruch nehme. (WTB.) Die Tanger.Konf»renz Ende November. Ein Vorschlag Nioeras an Ehamberlai« «nd Briand. London. 25. Sept. Wie aus Madrid gemeldet wird, hat Primo de Nivera in einem schreiben an Chamber lain und Briand den Vorschlag gemacht, die Tanger- Konferenz erst in Ser zweiten Hälfte des Novembers ab zuhalten. An dieser ersten Sitzung wird Italien noch nicht reilnehmcn. lT.-U) Aiicklrikl -es polnischen Kabinetts. Warschau, 25. Scpt. Der Staatspräsident hat die Gesamt- dcmission des Kabinetts Bartel angenommen und die bis herige Negierung mit der Wetterführung der Geschäfte betraut. Uebcr die vermutliche Weiterentwicklung der Lage herrscht zurzeit noch Unsicherheit. Der größte Teil der Pilsudski nahe stehenden Presse rechnet damit, daß der Präsident der Republik im Lause des morgigen TageS Bartel mit der Neubil dung der Regierung betrauen wird, eine Auffassung, die übrigens auch von der Oppositiouspressc geteilt wird. sW.T.B.) * Warschau, 2t. Scpt. Der Sejm hat in seiner Vollsitzung den Bu-gctvorschlag für das vierte Quartal in der Fassung der Regierungsvorlage unverändert angenommen. iW.T.B.) KommuntsNlche A'lenlöler in Gdingen verhaUei. Warschau, 88. Sept. Polnische Blätter berichten, daß in Gdingen einige kommunistische Agitatoren verhaftet wurden, die nach den polizeilichen Feststellungen ein Attentat ans den G d i u g c r Hafen geplant hatten und Teile der Hascnanlagcn in die Lust sprengen wollten. England über Deulfchlan-s Wirtschaftslage. Oplimismus -es Kan-elsmlmfleriums, Bedenken -er Wirtfchaftler. London, 25. Sept. Soeben ist ein von der Ueberseeabtei- linig des englischen Handelsministeriums her- avsgcgebener Bericht über die wirtschaftliche« Verhältnisse Deutschlands im Jahre 1S88/8S erschienen, der von den bei de» englischen Handelsattaches tn Berlin ansgearbeitct ivor- den ist. Der Bericht beginnt mit einer Hervorhebung der industrielle» und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutsch lands und fährt dann fort: Deutschlands Verpflichtungen nach dem Damcü-Plan werde wciscllos als eine Gefahr für seine finanzielle Stabilität in den kommenden Jahren ange sehen werden. Aber cs liegt kein ernsthafter Grund für irgendeine Vennruhignng vor. Das, der volle Betrag zur richtigen Zeit bezahlt ivcrdcn könne, sei ivahrscheinlich. Ob -er Transfer durchführbar sei, sei nicht Deutschlands An gelegenheit, sondern die eines von allen anerkannten .üuinitecS. ES sei Vorsorge getroffen, daß der Transfer nicht in das normale wirtschaftliche Leben des Landes ein- greisen könne. Die Last selbst könne auch nicht als über- triobqn angesehen werde«, noch könne sie. wenn man de« Wohlstand des Landes in Erwägung ziehe, als schwerer be zeichnet «erde», als diejenige anderer Länder in Europa. Deutschlands Hauptaufgabe, zu deren Lösung cs all seine Energie verwenden werde, sei die Bildung neuen Kapitals für das durch die Inflation zerstörte Kapital. Dieser optimistische amtliche Bericht sicht im ossencn Widerspruch zu den Ansichten bekannter englischer Finanz- n»d Wirtschaftsspezialistcn, wie beispielsweise Iosna Stampö und Kcynes, die mehr als einmal der Auffassung Ausdruck verliehen haben, »aß die Last der Bcrpfllchtmngen unbedingt zur Revision der Bestimmungen führen werde, sobald das erste St-andardsahr erreicht sei. — Der „Daily Ehrv- nicle" weist ans den Unterschied zwischen dem Bericht und einem vor mehreren Monaten von seinem Berliner Kor respondenten über die wirtschaftliche Lage Deutschlands vcr- öffentlichen sehr pessimistisch gehaltenen Artikel hin. Die Ursache sei zweifellos der Vcrgarbclterstrcik, der die Ber liner Attaches zu einer so opttmlstilchcn Beurteilung der Lag« verleitet habe. Auch die „Financial Times" äußert sich an leitender Stelle zu dem Bericht der Handels attaches. Deutschlands wirtschaftlich« Wiederherstellung, so führt das Blatt an», sei eines der bedeutsamsten Phänomene aller Zeiten. Zweifellos werde es »och von Zeit zu Zeit Rück schläge geben, denn Deutschland könne sich kämm den Wir kungcn, die von der Depression in anderen Ländern aus gingen, entziehen. Aber der Entschluß des deutschen Volkes, auf friedliche Art und Weise verlorenen Grund wieder zu gewinnen, sei nicht zu bezweifeln.. Deurfchlan-s guter Wille — weil es zahlt. Erklärungen des Botschafters Schnrmanu in Amerika. Neuyork, 25. Sept. Der amerikanische Botschafter Schur m a n n in Berlin gab nach feiner Ankunft in Amerika folgende Erklärung ab: Deutschland ist anacnblicklich der Führer zum europäischen Frieden- Die FricdcnSaussichtcn sind niemals so gttnstia gewesen, wie jetzt. Deutschland gab allen, die ihm feindlich gegenüberstanden, ein autes Beispiel, was ihm hoch angercchnet werde» muß. Deutschlands auter Wille siebt, wie seine Taten bewiesen, völlia anster Zweifel. Der beste Beweis sind die Reparationszahlungen. Als „A ncrkcnnu n g" dafür ist Deutschland als gleich- bercchtigtcs Mitglied tn den Völker bund auf- acnoinmen worden. Wirtschaftlich und finanziell erstarkt Deutschland immer mehr. Die republikanische StaatSsorm ist fest begründet, und weder von rechts noch von links sind Putsche zu befürchten. Reichspräsident v. Hindenbura ist in allen Vvlksteilcn äußerst beliebt, und datier eine der stärksten Stützen des Staates. Deutschlands Beziehungen z« Amerika sind die allerbeste» «nd cö liegt kein Grnnd vor. daß hierin ein Wandel eintrcten könne. Die Freundschaft könne noch dadurch gefestigt werben, wenn recht viele Amerikaner Deutschland und viele Deutsche Amerika besuchen würden- Die -eulsch-amerlkantlchen Schutzzoll- Verhandlungen. Ein Bericht über die Walzwerkerzcngnisie. Berlin, 25. Sept. Die aus deutschen und amerikanischen Mitgliedern bestehende Kommission zur Untersuchung der deutschen W a l z w c r k e r z e» g II i s s e hat gestern im Auswärtigen Amt ihre Schlußsitzung abgchalten und einen Bericht unterzeichnet, der sowohl der deutschen, wie der amerikanischen Regierung unterbreitet wird. Vis dies ge schehen ist, wird der Inhalt des Berichtes vertraulich be handelt. Die Arbeiten dieser Kommissivi, betrafen bekannt lich die Klärung der Fragen der Schutzzölle, die Amerika für deutsche Malzwerkerzciigüissc erhebt. Die politische Neuorienkierung im Reiche un- in Preichen. Die ungelöste Frage der Regierungsumbildung liegt wie ein Alp auf der inneren Politik im Reiche und in Preußen. Wenn auch die Verhältnisse an den beiden Brennpunkten unseres öffentlichen Lebens wesentlich verschieden sind, weil im Reiche die Sozialdemokratie außerhalb der Regierung steht, während sic in Preußen das Heft in der Hand hat, so ist doch hier wie dort der gemeinsame Zug vorhanden, daß Zentrum und Demokraten ein krampfhaftes Drängen nach einer Neu orientierung auf der Grundlage der Großen Koalition zur Schau tragen. Im Reiche soll zu dem Zwecke die Sozialdemo kratie in die Regierung hereingenommen werden, in Preußen will man die Deutsche Volkspartei veranlassen, bas Kabinett durch Ihre Beteiligung auf eine breitere Basis zu stellen, da mit die Herren vom Zentrum und die Demokraten dem ihnen allmählich doch unheimlich werdenden sozialdemokratischen Einfluß ein stärkeres Gegengewicht gcgenüberstcllen können. Das Ist der tiefere Sinn der Koalitionsschnsucht. Dabei hüten sich aber beide Parteien wohlweislich, nach außen hin dem sozialdemokratischen Weggenossen irgendwie zu nahe zu treten. Herr Heinrich Hirtsiefer,/er preußische Zcntrumsminister für Bvlkswvhlfahrt, hat erst dieser Tage eine Solidaritäts- crkläruttg mit Scvcring erlassen. Er sagte, daß Severing tatsächlich wegen seiner schwer erschütterten Gesundheit seinen Abschied habe elnrcichen wollen. Die letzten persönlichen An griffe gegen ihn von rechts her hätten aber seine Stellung aufs neue befestigt. Es sei kein Gedanke mehr daran, baß die beiden bürgerlichen Regierungsparteien ihn unter solchen Umständen ziehen lasten könnten: der Minister müsse auch meitcrhin das Opfer bringen, auf seinem schweren und ver antwortungsvollen Posten auszuhgrrcn. Gleichzeitig aber machte Herr HIrtsiefer auch eine tiefe Verbeugung nach der volkSpartcilichcn Seite hin. Er erklärte, es bestände „eine gewisse Wahrscheinlichkeit" dafür, daß die Deutsche Volks partet wieder in die Regierung zurückkehrcn werde, und fügte hinzu, ,^>iesc veränderte Stellungnahme einer so bedeutenden Partei würde natürlich für die Befestigung des StaatS- gedankens einen außerordentlichen Gewinn bedeuten: die Regierungsparteien würden über diesen Zuwachs besonders erfreut sein". Die Freude erscheint wohl glaubhaft aus dem vorerwähnten Grunde. Eine andere Frage aber ist es, ob die behauptete Geneigtheit der Deutschen Volkspartei wirklich besteht, oder ob nicht vielmehr der Wunsch der Verbreiter solcher Gerüchte der Vater des Gedankens ist. Man darf nicht vergessen, daß gerade die Deutsche Vvlkspartei cs war, die sich erst kürzlich aus Anlaß der sich häufenden kom munistischen Ausschreitungen mit ganz besonderer Schärfe gegen das System Braun-Severing wandte. Soviel geht aber aus den Fühlern: die Zentrum und Demokraten in Preußen nach rechts hin ausstrecken, jedenfalls hervor, daß die jetzige Lage auch von dem nicht gerade übermäßig entwickelten bürgerlichen Empfinden dieser beiden Parteien als unhaltbar empfunden wird. Nur ist nicht einziischcn, wie die Rechte eine Möglichkeit zur Teilnahme an der preußischen Negierung finden soll, solange das unüberwindliche Hemmnis einer solchen Wendung, das in den Persönlichkeiten bcS Minister präsidenten Braun und des Innenministers Severing gegeben ist, fortbesteht. Die Versuche, die Person des Nelchsaußen- mlnistcrs als Vorspann für den KoalitlonSgedanken zu be nutzen. sind zu durchsichtig, um Eindruck machen zu können. Es Ist bezeichnend genug für ihre Urheber, daß ausgerechnet über Paris solche Meldungen verbreitet werden. Von maß gebender volksparteilicher Seite ist denn auch prompt die un zweideutige Antwort erteilt worden, daß ein Zusammen arbeiten mit der Sozialdemokratie unmög lich sei. Daß die Dciitschiiativnalcn von Herr» HIrtsiefer gar nicht erwähnt werde», entspricht Ser gleichen Auffassung, die auch beim Zentrum und bei den Demokraten tm Reiche herrscht. Von demokratischer Seite liegt eine Kundgebung des Abgeord neten Koch vor. die interessante Schlaglichter auf die Geistes verfassung dieser Partei wirft und die tieferen Beweggründe ihres temperamentvollen Eintretens für die Große Koalition offen enthüllt. Herr Koch will von der Weimarer Koalition, die Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten vereinigt,