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Erinnerungen an Earl Pelers. Wäre «n» nicht der Gründer der größten und -ukunft», reichsten deutschen Kolonie kur- vor dem unglücklichen Au», gang« de» Weltkriege» durch die Nachwirkungen de» alten Malarialeiben» entrissen, so würden heute alle kür Kolonien eintrrtenben BolkSkretse am 27. September seinen 70. Ge durtStag feiern und seinen Rat für den ZukunftSweg unsere» Volke» haben. So aber hat mich dieser Gedenktag in -a» Heim seiner noch älteren Schwestern geführt, um au» seinem Geiste heraus ihm ein Gedenkblatt »u widmen und manche» noch Unbekannte au» seinem Werben und Schaffen zur Stärkung der Kolonialbestrebungen Mitteilen zu können. Al» achte» Kind de» Pastor» in dem hannoverschen Elb. dorfe Neubau» war er geboren: Hamburg war nicht weit ge» legen — die weite Welt beschäftigte den Knaben so von klein auf. Der Vater hatte immer die Reisebttcher LivingstoneS und eine Karte von Afrika auf dem Tische liegen und oft sagte er dem Knaben, auf da» mittelafrikanlsche Seengebiet zeigend: «Dort liegt die Zukunst Afrikas!" Erlebt hat er e» zwar nicht, daß sein Jüngster diesen väterlichen Gedanken einst in die Tat umsetzte. Immer aber hat eS der Sohn dem Pater gedankt, baß er ihm die Wege wie», seinen Körper abhärtete und stählte. Entschlossenheit und Selbständigkeit in ihm entwickelte. Earl PeterS hat oft erzählt, wie er al» Schüler nach -er Neichsgrttndung auf überseeischen Karten nur beschämt immer gesehen habe, dak darauf mit den starben anderer, kleiner Staaten, wie Holland und Dänemark, fremde Erdteile gefärbt waren, mit deutschen indes nicht. Nach dem Lüneburger und Jlfeldcr Schulbesuch mutzte der hochbegabte Jüngling — sein Vater war kurz vorher ge storben — sich das Geld zum Studium selbst beschaffen: Leit artikel. Romane und Stipendien brachten ihm aber bald soviel ein, das, er „flott" leben konnte. In Göttinnen, Tübingen und Berlin studierte er Geschichte und Geographie, um auf Wunsch der Mutter das Obrrlehrercxamen zu machen. Da kam bald nach dem Examen die ersehnte «grobe Wendung": ein Londoner Onkel, ein angesehener Künstler, rief ihn nach dem Tod seiner strau zu sich zu seiner Gesellschaft. Besonders durch die Schwester der verstorbenen Tante kam PeterS, da sie die Schwiegermutter des späteren Kolonialministers Joe Ebamberlatn war. in die erlesenste englische Gesellschaft hinein. Er lernte die Ursachen der Grötze Englands durch Augenschein praktisch kennen. Eine strucht dieses Studiums war u. a. ein Aufsatz in einer englischen Zeitschrift, das den Reichskanzler ViSmarck auf ihn aufmerksam machte. Dieser schrieb daneben: «Wer ist PeterS?" Damals hat Peters übrigens zweimal den st anal zu dnrchschwimmen versucht.' Als ein Amerikaner ihm (sein Onkel war plötzlich ge storben) den Plan der Golderschlietzung südlich vom Zambesi entwickelte, scheiterte er an Peters Bedingung, datz das Land deutsch werden solle. Er kehrte nach der Heimat zurück und gründete in Berlin die «Gesellschaft für deutsche Kolonisation". Allzu langsam kam ihm das Geld zusammen für seine geplante Expedition nach Ostafrika. Erfuhr kühn mit drei Gefährten los, die Presse Über sein Ziel durch falsche Nachrichten irreführend, um einer belgischen Expedition zuvorzukommen. In Sansibar empfing ihn der deutsche Konsul mit einem Erlatz der Ber» liner Negierung, wonach sie keine Verantwortung für das Ergehen ber Expedition übernehme. Peters lief, sich nicht zurückfchrecken. sondern antwortete Bismarck, er hätte ja nicht um Schutz nachgesucht. Sie fuhren am 19. November 1881 nach dem Festland hinüber: beim Landen lietz er sich, ungeduldig, ans Land tragen: der Träger stürzte, Peters jedoch rief nach berühmten Beispiele, um einen ungünstigen Eindruck zu ver meiden: „Hier bin ich, und hier bleibe ich!" Schon am 1. Dezember konnte er zum erstenmal die deutsche stlagge hissen >- In Nsagara — und einen Nnterwerfungsvertrag mit einem Häuptling schlichen. Als er sich am Abend auf seine Matte streckte, sagte er zu seinem Schulfreund Jühlke: .LSie herrlich ruht sich'S unter deutschen PalmenI" Ein beschwer- lichcr Rückmarsch unter der glühenden Sonne: sie rechneten schon mit dem Tode. Es wurde Überstunden. Stolz kehrte Peters heim mit 1 Verträgen. Als Achtundzwanztgjähriger hatte er durch Entschlossenheit ein Gebiet so groß wie Süddeutsch, land deutsch gemacht. Zwischendeck war man freilich hin- gcfahren, nur 2000 Mark hatte die Expedition von Sansibar aus gekostet. In Berlin hatte er schnell, am 27. Februar 1665, den be. rühmten Schutzbrief Kaiser Wilhelms I. und Bismarcks. Als er vor dem Kaiser beim Vortrag die Karte ausbreiten wollte, holte der greise lebhaft interessiert Briefbeschwerer herbei. Ter sunge Prinz Wilhelm sagte ihm freudig: .Ammer höher mit -er deutschen Flagge!" Und als Peters bei Bismarck auf einer Karte das erworbene und das noch in Aussicht ge nommene Land markierte und erklärte: «Dies Sand mutz unser werden!", erwiderte der Reichsgründer: «Hoho, nicht allzu kükn, junger Mann!" Peters aber: .Ms Ende des JahrcS hoffe ich. das Land unter deutschem Schutz zu haben." Darauf Bismarck: „Donnerwetter, wenn Sie das fertig bekommen, dann kommen Sie einmal wieder!" Zu seiner Umgebung sagte der Kanzler: er halte Peters für inkommensurabel. Mit Zu seine« 70. Geburtstage, von Max Dretzk« r. Hannover. «Generalen und Geheimräten", hielt BtSmarck fvetltch eine Kolonialpolitik für nicht möglich: wie Peter» sah er einen er» folgrelchen Weg: nur nach dem englischen Grundsatz: Die Flagge folge dem Handel! Ein Schott« hatte Peter» sieben Millionen für die Gebiete geboten — ohne Besinnen lehnte er ab. Teilexpeditionrn seiner Gefährten und neu hinausgesandte erweiterten auf Grund des Schutzbriefes bas Schutzgebiet: durch Bergingenieure lietz er die Bodenschätze feststeNen, durch Garteningenieure Muster- gemüsegärtrn anlegrn. Er selbst war im Reiche für die von ihm neugegrünbete «D-ntkch.Ostafrikanische Gesellschaft" tätig: Finanzierung ber Kolonie war das wichtigste. Er ent- warf eine Flagge der Kolonie: weih der Grund mit schwarzem durchgehenden Kreuz und rotem Eckfeld mit dem südlichen Kreuz in Weitz. Ende 1888 wehte die Flagge bis auf den Komoreninseln und im SUdwest von Madagaskar über ein Gebiet, sechsmal so grotz wie das Reich daheim und ebenso grotz, wie Brttisch-Jndien! «Ich wollte um mich fressen wie ein Wolf", hat er später selbst gesagt. 1880 fuhr er selbst wieder hin, um das Gebiet durch die Küstcnstrecke zu ergänzen, die er durch kluge Verhandlungen dem bisher unfreundlichen Sultan von Sansibar entlockte. Bureaukratische und Finanzcinflüsse verleideten ihm das Arbeiten In seiner Gesellschaft — er schied aus: er wollte das Gebiet noch mehr abrunden. Deshalb unternahm er 1889 bis 1890 die E m i n - P a sch a - E rp« d i t i o n. zur Auffindung des deutschen Forschers und zur Erwerbung einer Aeguatorial- provinz und der Nilguellen. Tollkühn das Unternehmen, prächtig sein Buch darüber! Unter seiner unerschrockenen Führung singen seine Somali im blutigen Kampf und auf ruhiger Seefahrt ihren KriegSgesang: «Buan» mlcudua «tu kupaocka sokaro!" «Unser Führer ist der Stürmer der Städte!" Sein Ziel erreichte Peters — aber -er Sansibar- Vertrag der deutschen und der englischen Regierung tauschte gegen Helgoland die Hälfte alles ostafrikanischen Ge bietes ein. 16 Jahre später hat Peters selbst in seinem Ost afrikabuche angesichts der wachsenden englischen Kriegsgefahr erklärt: „Da im Krieg nicht nur überseeischer Besitz auf dem Spiel steht, so ist ernstlich zu erwägen, ob Sansibar, Witu und Uganda ein zu hoher Preis gegen Helgoland war." Hochgcfeiert warb Peters damals nach seiner Rückkehr überall, wo er hinkam. Lenbach malte ihn. Im nächsten Jahr ging Peters als Neichskommissar an den Kilimandscharo. Vorzeitig kehrte er nach einem Jahr zurück, der Streit um seine Eingeboreneirpolitik begann. Uebergehen wir dies schmerzliche Kapitel neubeutscher Geschichte. Nach seiner Ent lassung ging Peters nach England, untätig der rastlose Mann im Alter von 11 Jahren. Um die Jahrhundertwende unter nahm er die Forschungsreise nach Ophir, dem Goldland des Altertums. 1908 verheiratete er sich mit der Tochter des Kommerzienrates Herber in Iserlohn. Bald nach Kriegsausbruch trieb es ihn in die Heimat, ihr, wenn möglich, mit seiner Erfahrung zu nützen. Der bisher drüben Gefeierte wurde bei der Ucberfahrt über wacht, sein Heim beschlagnahmt. Lloyd George ließ ihm von seinem Vermögen nur 2lM) Mark auszahlen. Peters wohnte in Hannover, bei seinen Verwandten, und in Harzburg. Von da schrieb er mir am 21. Juli 1917, als sich eine linksgerichtete Berliner Zeitung für ein mtttelafrikanischeS Kolonialreich Ins Zeug legt«, -aß er doch immer dafür eingetreten sei: ,-Jetzt sind alle derartigen Ausführungen völlig zwecklos, denn wir werden das britische Reich doch nicht schlagen können, woran Deutschland nach der letzten Friedensentschließung im Reichs tag nicht mehr zu denken scheint." Seit Sommer 1918 mußte er sich in ber Privatheilanstalt Wotorf bei Peine aufhalten: die Malaria zehrte an ihm. Ganz plötzlich führte ein Herzschwächeanfall in der Nacht zum 10. September, kurz vor seinem 63. Geburtstage, zu seinem Tode: wenige Wochen vor dem deutschen Zusammenbruch. Noch in den letzten Tagen hatte er zu seiner Frau gesagt: ,Ach habe große Sorge für Deutschlands Zukunft. Ich sehe ein Weltreich der Angelsachsen emporziehen: England und Amerika!" Ein anderes Wort lautete: «Wenn es dazu komme« sollte, -atz der Kaiser von seine« Feinde« irgendwohin verbannt «»erden sollte, werbe ich »m die Ehre bitte«, ih« begleite« z« dürfe». Er würde -an« sehe«, datz ich es immer tre« «nb g«t mit ihn, gemeint habe." Neben seinem Vater in seinem Heimatdorf« wollte Peters begraben sein. Hannovers Stadtoberhaupt, Tramm, lietz von der Provinzhauptstadt ein Ehrengrab für des Haiinovcrlandcs grossen Sohn anbteten. Und so hat Carl Peters auf dem durch berühmte Gräber bekannten Engesohder Friedhöfe seine letzte Ruhstatt gefunden. Der schönste Kranz war -er mit der Widmung: .-Seinem Lebensretter. E. Krone." Der schönste Schmuck des Sarges die aus London gerettete ostafrikanische Flagge. Dem hannoverschen Vaterländischen Museum haben die Angehörigen sie später gestiftet. Auf der kleinen, meisten Marmortafel zu Füßen des Grabes steht schlicht: «Carl Peters". Reinholds Abbau im Finanzministerium. Am -ie Wahrung -er Deamkenrechte. Ei«e de«tsch«atio»ale Ausrage. Berlin, 26. Sept. Von deutschnattonaler Seite wird mit geteilt: Die Versetzung einer Anzahl höherer Beamter des ReichSfinanzmtntstertumS in den einstweiligen Ruhestand durch den Reichsfinanzminister hat in der Beamten schaft mit Recht Beunruhigung erregt. Wie bekannt geworden ist, beabsichtigen die Beamtenorgantsationen der verschiedenen Lager. Schritte zu tun. um die zur Wahrung der Rechte öeS Beamtentums nötigen Maßnahmen einznleiten. Auch die De u ts ch na t i o n a l e Volkspartei hat gegen die Recht» Mäßigkeit ber getroffenen Maßnahmen ernste Bedenken und ist entschlossen, an den verfassungsmäßigen Rechten beS Be- rusSbccimtentumS nicht rütteln zu lasten. Sir wird daher die von selten der Beamtenorganisationen zu erwartenden Vor schläge und Anregungen ihrerseits mit allen Mitteln unter stützen. Einstweilen hat die dcutschnationalc Ncichstags- sraktion, um den Sachverhalt nach der tatsächlichen und recht lichen Seite hin weiter kläre» zu können, folgende Anfrage etngebracht: Nachdem die Umbildung des RelchSftnanzministeriumS durch Verordnung des Herrn Reichspräsidenten vom 7. Sep tember 192« in allgemeinen Richtlinien geordnet und bi? An- wendbarkett de» 8 21 deö RetchSbeamtengesetzeS grundsätzlich ausgesprochen ist. war eS Aufgabe des mit der Durchführung beauftragten RetchSsinanzministers. im Etnzelfalle zu prüfen, ob die Voraussetzungen der Verletzung in den einst weiligen Ruhestand kür die einzelnen Beamten tatsächlich ge geben waren. Die »»trrfienden Maßnahmen waren nicht nur für die davon betroffenen Beamten, sondern auch im Hinblick aus die verfassungsmäßig gesicherte lebenslängliche Anstellung für die gesamte Beamtenschaft von größter praktischer und grundsätzlicher Bedeutung. Wir fragen, ob die angeordneten Versetzungen in den cinstiveiligen Ruhestand dnrch au», jährlich« Rrchisg» lachten der BramtenrechtSabicl- lung -eS Flnanzmi»isi''ri"",s ,,„d der Miuisterien -cs Innern und -er Justiz gestützt sind, welchen Inhalt diese Gutachten haben und ob das Gesamtkabtnett die Maßnahmen nach gründ licher Vorbereitung seiner Stellungnahme durch solche Gut- achten gebilligt hat. Der preußische Aun-funk-Skan-al. Berlin, 26. Sept. Der Umstand, daß der sozialdemokratische Landtagsabgeorbnete Heil mann, ber bekannte Barmat- Frennd, und der sehr linksgerichtete demokratische Landtags- a«geordnete Riedel in dem UobevmachnngSansschuß für den Berliner Rundfunksender berufen worden sind, hat erklär licherweise in rechtsstehenden Kreisen sehr unangenehm be rührt. Man steht mit Recht darin eine parteipolitische Beein flussung. Die preußisch« Negierung hat die Berufungen u. a. damit zu rechtfertigen versucht, daß sie erklären ließ, das volkS. parteiliche AussichtSratSmitglieb, der Landtagsabgeorbnete Buchhorn, hätte sie ausdrücklich gebilligt. Nun läßt dieser Ab geordnete aber erklären, daß davon keine Rede sein könne, daß er im Gegenteil in der Ernennung der betden sehr linksgerichteten Abgeordneten «ine einseitige Parteinahme erblicken müsse. Die Desliiliaung DorpmMers bevorstehend. Berlin. 26. September. Zu -er Meldung, daß das ReichS- kabtnett die Bestätigung des Generaldirektors der Reichs bahn, Dr. D o rp m ü l l e r. in den nächsten Tagen vollziehen wird, erfährt dir T.U.. datz man sich in maßgebenden Kreisen nicht länger -er Ansicht verschließt, daß man schon mit Rück, sicht auf die Auswirkungen der Thotro-Bcrhandlungen. bei denen sa doch die Reichsbahn insbesondere die Frage -er Mo bilisierung ber Ncichsbahnobltgationen eine wichtige Nolle spielt, das gegenwärtige Interregnum beenden müsse, um den Schlußfolgerungen, die man bereit» ver- schiedentlich in ausländischen Kreisen über eine lange Hin» anSzögeriing ber Bestätigung Dr. Dorpmtttterö gezogen Halle, »achdrttcklichst eiitgegcntrete» z» können. Eine aussSMge Strafversetzung. D«»kl« Hintergründe »e» Svrit.Weber «Prozeßes Berlin. 21. Sept. In dem Riesenprozetz gegen die Sv rt t- Weber spielte ber Sachverständige de» ZentralitnanzamteS. Regierungsrat Hatz, eine gröbere Nolle, der über die Tätig keit der Angeklagten, ihre Verfehlungen und die Beziehungen der Weber zu einzelnen Behörden usw. interessante Aufschlüße gab. Er hatte das Strafverfahren in Gang aebracht. In nicht allzu ferner Zeit soll die Revision des Sprit-Weber-Prozesses stattftnben. und Negterungsrat Hatz war vom Gericht wieder als Sachverständiger herangezogen worden. Im ersten Pro zeß scheinen nun nicht alle Vorgänge im RetchSmonovolamt ihre Aufklärung gefunden zu haben, und die Anaeklagten haben angedeutet, datz Ne imstande seien, manche Ausschlüsse zu geben. Rn« ist RegierungSrat Hatz dnrch das Reichssinanzamt kurzer Hand versetzt worden. Die Versetzung «nrde im geheimen dnrchgeführt. Der Leiter des Zentralftnanzamtes erhielt von dieser Maßnahme der Personalabteilung im Neichssinanzministertum erst in dem Augenblicke Kenntnis, als er von einem Erholungsurlaub zurückkehrte. Rrgieruugs- rat Hatz hat das Ministerium um Aufschluß darüber acbeten. aus welchem Grunde er. gegen den nicht das geringste vor- ltegt. nach dem Osten -es Reiches gehen soll- Eine Be. aründung ist bisher nicht erfolgt, weshalb der Nc- gicriingsrat sich vorläufig krank gemeldet hat. um eine end gültige Erklärung seiner Vorgesetzten Behörde abzuwarten. Die wlrlschastllchen Forderungen -es Kanfaburi-es. Berlin. 25. Sept. Bor dem wirtschaftspolitischen Gesamt- ausschutz des Hansabundes sür Gewerbe, Handel und Industrie erstattete heute -er Präsident des Hansabundcs. der demokratische Reichstagsabgeordnete Dr. Hermann Fischer, ein Referat über die seitens des Hansabunües vertretenen wirtschaftspolitischen Forderungen. Einleitend stellte er unter Bezua auf -ie bekannte Rede Silverbergs in Dresden fest, datz in den vergangenen Wochen die Grmrd- anschauungen, die der Hansabund von jeher vertreten habe, eine Vertiefung im deutschen Unternehmertum erfahren hätten. Er hält es jedoch nicht für angebracht, aus -er Ein. stellung des deutschen Unternehmertums Kouseauenzen zu ziehen, die das parteipolitische Gebiet und die Frage der parteipolitischen Koalition herrührten. Es bestehe sogar eine Gefahr darin, wollte die Wirtschaft in ihren Verbänden dazu übergehen, von sich aus nach dieser Richtung bestimmte Forde rungen aufzustcllen. Die politische Verantwortlichkeit müsse den Träger« der Staatsleitnng, de« politsche« Parteien, überlaste« «erde«. Man habe eS oftmals mit Bedauern feststellen wüsten, daß die Neichsregierung in schwierigen Situationen sich von außer halb der politischen Vertretungen stehenden Gremien, z. B. den Gewerkschaften. Handlungen abzwingen lieb. Dieser Zu stand dürfe nicht dadurch gefördert werden, datz die wirtschaft lichen Vertretungen deS Unternehmertums zu Grundlage» unverantwortlicher Nebenrcgiernngen ansgestaltet würde«. Die Hauptforderungen des Hansa Hundes, die von Dr. Fischer erhoben wurden, lassen sich folgendermaßen z-u- saminenfassen: Die Neuordnung der -cntschen Finanzwirtschaft st »ach den mit dem Sbeuermilderungsgesetz eingel.esteten Richtlinien in beschleunigtem Tempo fvrtzn-führen, sowie eine Neugestaltung des Ei »kommen steue rtaris s vorzuuehmen. Die Beschleunigung der allgemeinen einheitlichen Skrivaltnngö- rcsorm ist durch die Anerkennung des Grundsatzes, daß sich dte Ausgaben der öffentlichen Körperschaften nach den in der Leis tungsfähigkeit der Wirtschaft begründeten Einnahmemöglich keiten zu richten haben, zu erzwingen. Die Ueberwindnng der Arbeitslosigkeit mutz die vornehmste Ausgabe der allernächsten Wirtschaftspolitk sein. Die entsprechenden Maßnahmen dürfen sich aber nicht auf sozialpolitische Hilfsaktionen beschränken. Da die Arbeitslosigkeit über Deutschhnids Grenzen hinaus auch Sorge aller anderen europäischen Industriestaaten sei, müsse versucht werden, unter beratender Fürsorge ber Negie rungen die internationalen Produktionskar telle zur Grundlage für die Erschließung neuer Märkte und die Erweckung neuer Bedürfnisse zu machen. Stärker als bis her müsse Deutschland de« Ruf nach kolonialer Arbeit erheben. Des weiteren wurde Vereinfachung und Verbilligung des sozialen Apparates gefordert. Zum Schluß wurde auf die Nevisionsnotivendigkcit des Dawcs-PlaneS Hingeiviesen und hierbei das Mitbestimmnugsrecht Deutschlands bei den d^c Sachleistungen und den Bartransfer betreffenden Entscheid»«, gen, Aufhebung der Skprozentigcn Reparationsabgabc «nd Ucbcrnahme der Jndnftriebelastnng ans den Gesamthanshakt verlangt. Im Zusammenhang mit der Durchführung des Dawes-Planes und dem erfolgtem Eintritt Deutschlands tn den Völkerbund wurde nochmals der Anspruch ans Kolo nial m a n d a t e besonders wiederholt. 1744 Typhuskranke in Hannover. Hannover. 25. Sept. Wie amtlich mitgcteilt wird, be trug die Zahl der an Tnphns Erkrankten heute morgen 1714. die Zahl der TodesfSlle 117. <W. T. V.) Verschiebung des Dismarrk-Tages. (Durch Funkspruch.) Köl«, 25. Sept. Infolge der in Hannover herrschenden Typhusepidemie muß auf besonderen Wunsch ber Erste Deutsche Btsmarcktag vom 10. und 17. Oktober auf den 2. und 3. April 1927 verlegt werden. Er wirb mit einer groben Bismarck-Geburtstagsfeier verbunden werden. Inkraftsetzung -es Sandeisabkommens «U Finnland. Berlin, 25. Sept. Die Reichsregterung hat beschlosten, das mit Finnland abgeschlossene vorläufige Handels- abkommen, besten Zustimmung durch den Reichstag noch zu erfolgen hat. nachdem die beS Reichsrats bereits erfolgt ist, vorläufig in Anwendung zu bringen, und zwar unter Zu stimmung des handelspolitischen Ausschustes des Reichstages. Im nsusr, t-tsuss lVlOsersnskvLtt-sLs 3 81» 6KO33^ ttOI_I_^7IO^I Kostüm« t KIsIcksr / tzciSntsl WWWWW» tsiüts MMWllllM In » I I « n 8>e«I»I«g»»>