Volltext Seite (XML)
>/ ISO, I. Juli 1916, Redaktioneller Teil. Clique unbeliebt geworden ist, auf einmal vollständig von der Bildfläche verschwindet. Es ist andernfalls die Möglichkeit ge boten, dag man einen verdienten Vorstand wenigstens teilweise länger im Amte halten kann, Vorsitzender: Ich nehme an, Sie sind damit einver standen, dag die Vorstandsmitglieder auf drei Jahre gewählt werden (Kriedte: Jawohl!), dah sie aber auch länger amtieren können, also beispielsweise sechs Jahr«, (Kriedte : Ja, wenn sie es erleben und wiedergewählt werden!) Run sollen nach Ihrem Anträge jedes Jahr immer zwei Mitglieder ansscheiden. Wie stimmt das nun zusammen? Das mühten Sie doch etwas näher formulieren! Arnold Kriedte (Graudenz): Ich denke es mir so: wir wählen heute den ganzen Vorstand, Im nächsten Jahre würdet! der Erste Vorsitzende und der Erste Schriftführer aus 3 Jahre gewählt werden, im übernächsten Jahre der zweit« Vorsitzende und der Zweit« Schriftführer wieder auf drei Jahre und iin dritten Jahre der Schatzmeister nochmals aus drei Jahre, Da durch wird erreicht, dag jedes Vorstandsmitglied in drei Jahren einmal ausscheiden kann, aber nicht der ganze Vorstand, Sonst ist es möglich, daß der ganze Vorstand durch eine kleine Gesell schaft einfach herausgewählt wird, (Widerspruch und Zuruf: Die Hauptversammlung ist ja in Leipzig!) — Ach so! — Aber auch hier kann es möglich sein, daß der ganze Vorstand nicht wiedergewählt wird; das ist überall möglich. Wir, die wir in Vereinssachen tätig sind, wissen ja alle, wie leicht etwas in einer Hauptversammlung durchgeseyt werden kann, wenn man die Stimmen sammelt, Paul Nits ch m ann (Berlin): Meine Herren! Die Haupt versammlung findet laut Z 10 während der Ostermesse in Leipzig statt. Sie wird also annähernd immer so besucht sein, wie diese Versammlung heute hier oder vielleicht noch besser, falls wir sie später auf den Sonnabend-Vormittag verlegen sollten. Also ich kann niir gar nicht denken, wie eine kleine Gruppe irgendwel chen Einfluß auf die Wahl des Vorstandes ausüben kann. Wenn sich aber hier die Mehrheit der hundert Personen gegen den Vorstand erklärt, dann wird der Vorstand Wohl mit Vergnügen abtreten, weil er eben das Vertrauen der Mitglieder nicht mehr hat. Also dieses Bedenken ist wohl hinfällig. Das turnus weise Zurücktreten von je zwei Mitgliedern, wie wir es im Börsenvereinsvorstande haben, würde für uns die Sache unge heuer erschweren, Fragen Sie einmal den Wahlausschuß da rüber, wie schwer es dort ist, die geeigneten Personen zu finden! Für uns Sortimenter würde die Schwierigkeit aber noch viel größer sein. Ich glaube, daß der ganze Vorstand nach sechs Jah ren zurruktritt, wird auch kaum Vorkommen; es werden ein oder zwei Mitglieder Wohl immer wiedergewählt werden, andere vielleicht vorzeitig ausscheiden. Also ich glaube nicht, daß regel mäßig nach sechs Jahren der ganze Vorstand zurücktritt, und ich möchte Herrn Kriedte bitten, seinen Widerspruch zurückzu- ziehen. Es wird ja überhaupt kein ganzer Vorstand gewählt, sondern nur die einzelnen Mitglieder, Arnold Kriedte (Graudenz): Ich möchte aber dann den Antrag ausrechterhalten, daß der Satz: »Wahl durch Zu ruf ist zulässig« gestrichen wird, Has halte ich für sehr wichtig, Vorsitzender: Das ist mir sehr sympathisch. Mir ist die Wahl durch Zuruf immer bedenklich gewesen, Herr Hartmann hat das Wort, Bernhard Hartmann (Elberfeld): Wenn Sie diesen Satz fallen lassen, was ich auch befürworten möchte, wenn also die Wahl durch Zuruf nicht mehr gestattet ist, dann möchte ich aber bitten, daß der Schlußpassus von b) gestrichen wird: »Län ger als zwölf Jahre hintereinander darf kein Mitglied im Vor stand« tätig sein,« (Kriedte: Das möchte ich auch bean tragen !) Denn Sie können nicht wissen, ob es Ihnen nicht sehr angenehm ist, wenn ein sehr verdientes Vorstandsmitglied noch ein dreizehntes Jahr amtiert, Vorsitzender : Meine Herren! Das ist ja ganz richtig, es kann einmal der Fall Vorkommen, Im allgemeinen ist es aber wünschenswert, daß der Vorstand möglichst vielen Nachwuchs er hält, Sehen Sie, ich bin jetzt 27 Jahre im Vorstand der Ber liner Vereinigung, Ist das nicht ein Unding? (Heiterkeit,) Jetzt bin ich aber so alt geworden, und da wir nun leider auch oic Zurufswahl in unsere Satzungen hincingebracht haben — ich bin nämlich dagegen gewesen —, so heißt es jetzt alle Jahre bei der Wahl: »Nein, wir können doch den alten Herrn Prager nicht heraussetzen«. Also das ist der einzige Grund, sonst wäre - ich schon längst heraus, Herr Kriedte hat das Wort, Arnold Kriedte (Graudenz): Gerade das, was Herr Prager sagt, daß er schon 27 Jahr« im Vorstande der Berliner Vereinigung ist, bestärkt mich iir meinein Anträge, Wenn er übrigens meint, daß er so verbraucht ist, dann glaube ich, daß wir den Eindruck nicht haben. Er leitet die Sitzung und be herrscht die Situation, führt die Einzelnen so gut ab, wie es gar nicht sachgemäßer sein kann, — Meine Herren, wir sehen es gerade jetzt beim -Börscuvcrcinsvorstand, wo cs sich darum handelt, Herrn Geheimrat Siegismund wiederzuwählen, welche Zwistigkeiten dort hervorgetrcten sind. Wozu wollen wir jemand, der wirklich arbeiten kann und will — es gibt gewiß nicht viele solche Menschen —, nicht länger behalten? Und wenn wir di« geheime Wahl haben, dann ist ja das Bedenken hinfällig, daß jemand länger im Vorstand gehalten wird, als er es ver dient, Deshalb wollen wir uns also jetzt diese Beschränkung nicht auserlegen, weil*wir nicht wissen, ob wir später einen neuen tüchtigen Vorsitzenden bekommen werden, Vorsitzender: Meine Herren! Ich mache Sie auf eins aufmerksam, das ist die Umkehrung, Dieser ganze Streit, den wir jetzt im Börsenverein erleben, wäre nicht gewesen, wenn das Börscnvereinsstatut eine ähnliche Bestimmung gehabt hätte. Ich bin ja selbst für die Wiederwahl von Karl Siegismund eingetreten; aber das ist ein Ausnahmefall jetzt im Krieg«, eben so wie per Ausnahmefall im Verband« der Kreis- und Orts- Vereine, wo ich allerdings eine Änderung der Satzung beantragt habe, die ja auch angenommen, worden ist. Abgesehen aber von diesem Ausnahmefalle mutz ich sagen: wenn jemand zwölf Jahre im Vorstand gewesen ist, dann können Si« ihm auch die Ruhe gönnen und können neue Leute hineinwähle». Wo soll denn der Nachwuchs Herkommen? Wir sehen das in der Ber liner Vereinigung: wir haben keinen Nachwuchs, weil di« Her ren, di« einmal im Vorstande sind, immer wiedergewählt wer den, Und damals, als Siegismund in den Vorstand des Bör- senvcreins kam, da war er auch zwölf Jahre Vorsitzender gewesen, und da wußten wir nicht, was wir tun sollten; wir hatten leine Leute, Gerade auf diese Weis« können wir immer wieder jungen Nachwuchs heranbringen, wenn die alten Leute auf Grund der Satzungen hinaus müssen. Ein derartiger Ausnahmefall, wie er hier durch den Krieg und durch die Begründung der Deutschen Bücherei gegeben ist, das ist kein Regelfall, der für unsere Statuten maßgebend sein kann. Also ich möchte Sic Loch bitten, es bei dem Vorschläge des Entwurfs zu belassen. Ich würde aber auch für meine Person für d«n Antrag eintreten, daß die Zurufswahl gestrichen werden soll, Arnold Kriedte (Graudenz): Dann stelle ich den An trag; »Länger als 12 Jahre hintereinander darf kein Mitglied ein und dasselbe Amt im Vorstande bekleiden,« Vorsitzender : Das steht ja schon darin! (Kriedte: Nein!) — Es steht schon drin: »Länger als 6 Jahre usw, (Kriedte: Ich will es eben länger haben!) — Lassen Sie es doch dabei. Wir können die Statuten immer noch ändern, (Kriedte : Später ist das Ändern aber sehr schwierig!) Meine Herren, ich stelle den Z 7 so, wie er hier steht, zur Abstimmung mit Ausnahme des Satzes: »Wahl durch Zuruf ist zulässig, wenn kein Wiederspruch erhoben wird«. Es liegt ja ein Antrag vor, diesen Satz zu streichen. Erhebt sich Widerspruch gegen diesen Paragraphen? (Rufe: Nein!) Paul Toeche (Kiel): Ich möchte keinen Widerspruch erheben, sondern nur noch fragen: es ist doch zulässig, ein Vor standsmitglied nach drei Jahren wiederzuwählen? Vorsitzender : Das ist natürlich zulässig, (Nitsch - mann: Außerdem können Sie di« Satzungen ändern I) Also, meine Herren, ich frage nochmals, sind Sie damit einverstanden, daß Z 7 so, wie er hier steht, angenommen wird 863