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wohl möglich wäre, daß sich in Berlin nicht der geeignete Vor sitzende fände oder daß die Provinzialen auch einmal «inen Vorsitzenden haben möchten, der in der Provinz wohnt und der vielleicht auch die bessere Kraft sein könnte. Es müßte also meiner Ansicht nach doch möglich sein, den Sitz der Sortimenter organisation von Berlin nach Leipzig oder Hannover oder Köln oder sonstwohin zu verlegen, falls der geeignete Mann für die Leitung des Vereins gerade dort wohnt. In den Kreis- und Ortsvereinen ist das möglich, und ich sehe nicht ein, warum uns die Möglichkeit hier für die Buchhändlergilde genom men werden soll, bzw. warum, wenn wir diesen Wunsch in die Tat umsetzen wollen, erst eine Satzungsänderung erfolgen müßte. Es könnte doch meiner Ansicht nach von vornherein in dem Wort laut zum Ausdruck kommen, daß der Wohnort des Vorsitzenden eo ipso der Vorort des Vereins ist. Bernhard Staar (Berlin): Meine Herren! Die Be denken, die Herr Pahl geäußert hat, kann ich nicht teilen. Ich spreche hier nicht pro ckomo, d. h. für Berlin, sondern die Sache liegt ganz einfach. Genau wie der Börsenverein der Deutschen Buchhändler seinen Sitz zu Leipzig hat, währen die Vorstands- Mitglieder in allen möglichen Städten unseres Vaterlandes woh nen, so liegt auch die Sache bei unserer Gilde, deren Erster Vor steher z. B. auch sehr gut mal in Dresden wohnen könnte. Wir hoffen doch, die Gilde einmal recht groß zu machen. Dazu brau chen wir eine Geschäftsstelle mit dem nötigen Beamtenkörper; denn der Vorsitzende kann die Arbeit nicht machen, der soll nur Leiter des Vereins sein. Eine solche Geschäftsstelle kann un möglich hin- Und herziehen; denn wir müssen doch langfristige Verträge schließen, wenn wir Räume mieten. Ter Vorsitzende der Deutschen Buchhändlcrgilde wird gewiß auch einmal außer halb Berlins seinen Wohnsitz haben, die Geschäftsstelle muß aber in Berlin bleiben. Ebenso ist unmöglich, daß die Beamten der Gilde in Deutschland hin- und herziehen. Also Berlin muß der Vorort bleiben, schon aus dem einfachen und wichtigsten Grunde, weil der Sitz der für uns in Betracht kommenden Behörden, der Parlamentarier usw. in der Reichshauptstadt ist. HaynoFocken (Dresden); Ich möchte nur fragen, welche Gründe denn eigentlich besonders für Berlin maßgebend sind. Alle anderen buchhändlerischen Organisationen haben ihren Sitz in Leipzig. Ich meine, warum wollen wir denn von dieser Tra dition abweichen und hier eine Ausnahme machen bei einer so großen Organisation, wie sie doch die Deutsche Sortimentergildc zu werden verspricht? Ich sehe keinen Grund, warum es nicht ebenso sein kann wie bei dem Börsenverein; Geheimrat Siegis- mund sitzt in Berlin, und die Geschäftsstelle ist in Leipzig. Ich meine, es sind auch gewisse traditionelle und historisch festgelegte Gründe, die mich ganz besonders veranlassen, für Leipzig einzu treten. Leipzig ist einmal die Zentrale des deutschen Buchhan dels, und »in großer Verein, wie die Deutsche Sortimentergilde, gehört nach Leipzig. Der Vorsitzende kann ja in Berlin, in Köln oder anderswo wohnen. Otto Paetsch (Königsberg i. Pr.): Ich möchte dem Herrn Kollegen Focken nicht als Ausschußmitglied antworten, sondern rein persönlich ihn darauf Hinweisen, daß für mich Leipzig als Sitz einer Sortimentergilde eine absolute Unmög lichkeit ist, und zwar aus dem Grunde, weil die Leipziger Kol legen sich bisher systematisch gesträubt und das Sortiment an einem Fortschritt hinsichtlich der Rabattabschaffung gehindert ha ben. (Lebhafte Rufe: Sehr richtig!) Meine Herren, keine Stadt ist in dieser Beziehung so rückständig wie Leipzig. (Bravo!) Leipzig hat das geringste Verständnis für die Gemeinsamkeit des Handelns in Lebensfragen des gesamten deutschen Sortiments gezeigt und wird es auch in absehbarer Zeit nicht zeigen. Ich bin fest davon überzeugt, daß wir in Leipzig werden Wider stände zu überwinden haben, die uns schwere Sorge und große Arbeit machen. (Sehr richtig! Bravo!) Ich weiß nicht, ob Leipziger Kollegen hier anwesend sind; wenn das der Fall ist, dann nehmen Sie das, was ich hier gesagt habe, mit in Ihren Verein und lassen Sie einmal Ihre Mitglieder in sich gehen; ob es nicht eine moralische Pflicht wäre, die sie zu erfüllen haben, und zwar als Leipziger, als Vorort des deutschen Buchhandels, daß sie dies« Rücksichten gegen das ganze deutsche Sortiment zu nehmen haben, das schwere Zeiten hinter sich hat und noch viel schwereren Zeiten entgegengeht. (Lebhaftes Bravo und Hände klatschen.) Vorsitzender: Meine Herren! Wünscht noch jemand das Wort? — Das ist nicht der Fall. Ein bestimmter Antrag liegt nicht vor, wenigstens ist mir ein solcher nicht «ingereicht worden. Wir würden also nur über den gedruckten Paragraphen abzustimmen haben. — Herr Schmidt (Hannover) wünscht noch das Wort. GeorgSchmidt (Hannover): Ich wollte nur eine Klei nigkeit erwähnen. — Ich ckvürde es für zweckmäßig halten, daß bei K l; Name, Zweck, Sitz, Geschäftsjahr, auch die Errichtung einer ständigen Geschäftsstelle erwähnt würde. (Widerspruch.) — Ja, meine Herren, später taucht die Geschäftsstelle im Z 8 auf einmal aus, ohne daß man vorher etwas davon gehört hat. Es ist doch gerade die Errichtung einer Geschäftsstelle für viele Kollegen mit ein Hauptgrund gewesen, sich dem neuen Sorti- mentervcrein anzuschließen. Deshalb halte ich es für zweckmäßig, wenn auch die Geschäftsstelle als eine der wichtigsten Einrichtun gen gleich hier im K 1 erwähnt wird. Vorsitzender: Herr Schmidt, ich glaube, Sie ver wechseln Zweck und Mittel. Die Geschäftsstelle ist Mittel, aber kein Zweck, und wir können doch keine Geschäftsstelle gründen, bis wir nicht den Verein haben. Also ich meine, im K 1 hat die Geschäftsstelle keinen Raum, und Sie ziehen Ihren Antrag zurück. Wenn also weitere Anträge nicht vorliegen, so bringe ich K l in der Fassung des gedruckten Entwurfs zur Abstimmung. Die jenigen Herren, die dagegen sind, wollen aufstehen. — H l ist einstimmig angenommen. Ehe ich nun zu Z 2 komme, glaube ich Ihnen das W a h l - ergebnis Mitteilen zu müssen. Die Zahl der anwesenden Mitglieder beträgt lvl. Stimmzettel sind abgegeben worden 97. Davon haben erhallen; Herr Nitschmann 89, Herr Diebe- rich 97, Herr Paetsch 96, Herr Eckardt 96 und Herr Schmerfahl 96 Stimmen. Also die Herren sind sämtlich mit überwiegender Majorität gewählt. — Ich frage Herrn Nitschmann, ob er die Wahl annimmt. Paul Nitschmann (Berlin): Meine verehrten Herren Kollegen! Ich danke den Herren der Mehrheit, die mich gewählt haben und mir dadurch ihr Vertrauen bezeigen, und ich bitte die Herren der kleinen Minderheit, die geglaubt haben, mich nicht wählen zu sollen, eine Personenfrage nun nicht etwa mit dieser großen und gewichtigen Sache verquicken zu wollen. Denn für unsere Organisation von der heutigen Versammlung an würde es nichts Schlimmeres geben, als wenn von vornherein Spal tungen und Mißheltigkeiten unter uns entständen, und ich könnte mir nichts Bedauerlicheres denken, als wenn wir eine auch nur kleine Minderheit hätten, die abseits von unseren Bestrebungen steht. Meine Herren, ich hoffe, das Vertrauen, das die Mehrheit mir entgegengebracht hat, mir zu verdienen und es zu festigen. Ich gehe aber darüber hinaus; ich hoffe, von der Minderheit, die mich nicht gewählt hat, einen ganzen Teil im Laufe meiner Amts tätigkeit zu mir herüberzuziehen. In diesem Sinn« nehme ich die Wahl an. (Bravo!) Vorsitzender; Dann frage ich Herrn Diederich, ob er die Wahl annimmt. Albert Diederich (Pirna): Ich nehme die Wahl dan kend an und werde bestrebt sein, Ihr Vertrauen zu rechtfertigen. Vorsitzender; Herr Paetsch? Otto Paetsch (Königsberg i. Pr.); Auch ich nehme die Wahl mit Dank an. Mit ganzem Herzen Buchhändler, bin ich davon durchdrungen, daß es notwendig ist, so viel Arbeit, wie sie jetzt vor uns liegt, aufwenden zu müssen, um die Hebung des Standes in der Weise vornehmen zu können, wie es uns allen vorschwebt. (Bravo!) Vorsitzender; Herr Eckardt? Johann Heinrich Eckardt (Heidelberg); Auch ich nehme die Wahl dankend an. Vorsitzender; Herr Schmersahl? 859