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1K. 144 Seite 4 Dresdner Nachrichten Sonnabend. 2S. März 1927 9 Das Sygiene-Museum für Dresden verloren? Erneute Unfreundlichkeit des Reiche» gegen Sachsen. Berlin. 25. März. De» intcrsrakttanetze ««-schuß -e- Reichstages hat dem Vorschläge des Rcich-finanzministcrium- -»gestimmt. «oaach im Etat etwa LS Position«» aekttrzt oder «an» gestrichen werden. SS handelt sich hier nm eine Vr. sparnis oon rund 6» Millionen Reichsmark. Unter den ge strichenen Positionen bcsindet sich anch der schon dewUligte Rcichszuschutz von einer Million Mark sür daö Deutsche Hygiene-Mnsenm in Dresden. Diese 2tachrtcht dürste kaum geeignet sein, die Reichs» sreudigkeit in Lachsen zu hebe». Wir scheinen nachgerade wieder einmal zum Prügelknaben in Berlin geworden zn sein. In der vorigen Woche hatte Lachsen im FiuanzauS - gleich so unglücklich abgeschnittcn. Bor drei Tagen wurde der staatsvertraglich zugesagte Lüdflügel deS Mittel landkanals abgelehnt und nun wird wieder die im HauS- haltausschuß und in der zweiten Plenarlesung einstimmig ke- willigte erste der beiden Raten von se einer Million Mark als Reichsbeitrag zu den Baukosten des H r, giene - Muse u m S gestrichen. Mit dieser für Dresden und Sachsen ganz unverständ lichen Lvartaktik des ReichSsinanzministcrininS ist die Er haltung -er Lingnerscheil »rulturstiftung in der sächsischen Landeshauptstadt bedenklichster Weile gefährdet. Bekannt lich hat der Sächsische Landtag 2 Millionen Mark sür daS Museum bewilligt und die Stadt Dresden batte außer dem Bauplatz aus dem Gelände der Sekundogenitnr ebenfalls l Million Mark zur Verfügung gestellt. DaS Reich sollte die restlichen 2 Rlillionen Mark garantieren. Da der interfraktionelle Ausschuß, in dem sa die Regie rungsparteien vertreten sind, die Streichung gutgekieihen hat. so ist leider zu befürchten, das, auch in der abschließenden Plenarlesung nicht mehr viel dagegen zu machen sein wird. Trotzdem muh von Sachsen auS mit allen Mitteln gegen diese sür unseren Bundesstaat so blamable Streichiina vor- gegangen werden. Wenn das ReichSministerium 60 Millionen Mark cinzuspare» sucht, so soll eS nicht immer ansgerechnet unseren schon so arg vernachlässigten Freistaat herausgreifen,' vor allein sollte man aber in Berlin auch etwas me*"' Sin» für kulturelle Großtaten eines a u ß e r p r e u ß i s ch e n BundeSstaakeS bekunde». Nach diesen Erfahrungen ist. wie gesagt, stark zu be- sürchten, daß das Deutsche Hygiene-Museum für Dresden und Sachse» ganz verloren gehen wird n»d daß die Bemüh»»- gen Genfs, eS der Hygienischen Sektion deö BölkerbundeS an- zuglieder», doch noch Erfolg haben werden. Beispielgebend! Mit kindlichem Vertrauen War ich gewohnt zu schauen Auf sie, Sie Land und Stadt Sich aurerwählet hat, UnS Sie im Landtag. Rathaus Stets Senken gute Tat aus. Wie tief bin ich erschüttert l Wie hat mein Her; gezittert. Als ich jetzt mußte leien, Was Donnerstag gewesen! Wohin ist mein Vertrauen?! Sie haben sich gehauen!! UnS „Strolche", „Schweinehunde" Entquoll es ihrem Munde. Wie soll Sas bloß noch enSen, Wenn Lort mit rauhen HänSen Sie aufeinanderplatzen Wie Hunde und wie Katzen?! Ich bitt' Sich, liebe Linke, Gehorche meinem Winke. 's tut keinem von euch Schaden: Nehmt eins von den Plakaten Aus euerm Arsenal UnS hängt es in den Saal, Daß deutlich man kann's lesen: „Nie wieder Krieg — in Drüsen!" Luglnslan- in Len „Dresdner Nachrichten" Vortrag un- tlach-ruct nur mit dieser Quellenangabe gestattete Oerlliches un- Sächsisches. Einigung in -er Frage -er Wohnung«- Awangswirlschasr. Die sächsische« Regierungsparteien sind i« einer Sitz««« de» interfraktionellen Ausschusses am Freitagnachmtttag in der Frage der Lockerung der Wohnnng-zmangp« Wirtschaft zu einer Einig «na gekommen. Eine ent« sprechende Verordnung soll zunächst der ReichSregiernng zur Genehmigung vorgclegt und dann möglichst noch vor de« 1. April verösseutiicht werden. Einzelheiten darüber werden erst nach Genehmigung durch daS Reich bckanntgeaeben. in der Hauptsache handelt eS sich um eine Herausnahme der grosten und teueren Wohunnge» a»S dem W o d n u n g S m a n g e l g c s e tl. Auch in bezug ans die Berteilnng der iivprozentigen Miet- zinostcucrerhöhnng >U> Prozent am 1. April »nd 1V Prozent am 1. Oktobers ivnrdr eine Einignng erzielt, und zwar sollen 1» Prozent dem Wohnungsbau. 1 Prozent der Wohl fahrtspflege nud » Prozent dem Hausbcsist zusliesten. Die letzteren S Prozent dienen zur Abaeiinng der erhöhten Be triebskosten. insbesondere der Grundsteuer, Fencrschutz- abgade nkw. Skratzensammiung für die Kin-erheil- anitall Der Stiftung Dresdner Kinderheilanstalt ist vom Polizei. Präsidium für den Nachmittag des 2. und für den >. April 1227 eine öffentliche Ltratzensammlung in Dresden genehmigt worden, sür die Frau Oberbürgermeister Dr. Blüher den Ehrenvorsitz übernommen hat. An den Sammel tagen sollen vor allen Dingen von der Frauenerwerbshilse, e. B-, Dresden, aus Wolle. Samt und Papier hergestellte Schmetterlinge verkauft werden. Da die Kiiiderheilanstalt ihr großes Stiftungsvermögen mit allein k>2 Freibettstiftungen durch die Inflation völlig ver» lvren hat. ist sie zur Beschaffung der sür die Fortführung deS Betriebes, insbesondere sür die Aufbringung sür Neueinrich tungen und für die Schaffung neuer Freistellen erforderlichen Mittel erneni ans eine solche Sammlnng angewiesen. Der Gesangverein und Biäserchvr der Städtischen Beamten hat sich bereiterklärt. Sonntag, den 8. April, vormittags -411 Uhr, vor dem Reuen Rathaus. Ringstraße, zugunsten dieser Sammliing zu konzertiere», ebenso werden Neichswehrkapellen am S o n n a b e n d. den 2. April, vormittags ^13 bis )4l Uhr, aus dem Albertplatz und Sonntag, den 3. April, vor mittags -412 bis -41 Uhr. ans dem A l t in a r k t zum Besten der Kinderheilanstalt ausspielen. Durch ein vom Maler Kriege! entworfenes Werbe plakat soll an den Anschlagsäule» und in Schaufenstern und Geschäften auf die Sammlung hingcwiesen werden. Dieser Künstler hat auch den Entwurf für daS Plakat zur WohlfahrtS- markenwvche geliefert. Das Plakat sür die Kinderheilanstalt wird sicherlich aller Augen aus sich ziehen und die auf ihm ent haltene Schlagzeile „Helft der K i » d e r h e i l a n st a l t I" hoffentlich recht viele Herzen rühre». Schmetterlinge in allen Farbabstufungen leuchten ans dem gelb getönten Untergrund des Plakats und weisen daraus hin, daß man durch Kauf der Falter ans Wolle. Samt oder Papier ein Dresdner Kinder krankenhaus unterstütze» soll, das bisher ungezählten Taufen- den leidender Kinder geholfen hat und noch weiter helfen will, wenn ihm durch die Straßensainmlung am 2. und 3. April die Mittel zugcführt werden. Angliederung des Volli»re6»ungsamles an das Steueraml. DaS städtische Vollstrcckungsamt wird vom 1. Avril 1327 ab an daS Stadtsteueramt ungegliedert. Die gesamten mit dem BeitrcibungSt erfahren zusainmenhängerrden Arbeiten werden künftig von den Stcuerstellcn erledigt, soweit eS sich nicht um MietzinSpfäiidiingen. Konkurs- und ZivangS- versteigenrngssachen sonstige Berstetgerungen. Pfandrckla- mativncn und dergleichen handelt. Diese letzteren Geschäfte u-erden durch eine besondere Abteilung, die BollstreckungS- abteilung des Stcucramtes. auch weiterhin in den bis herigen Räumen deS BollstreckungSamtes im Neuen Rathaus, Krcnzstraßc 8, 3. Obergeschoß, Zimmer 303 bis 306 erledigt. Die Bereinigung des BollstreckungSamtes mit dem Steuer amt bat u. a. den Bvrteil. das, Steuerrückstände. auch wenn der BvlliireckuiigSbeamtc schon de» Auftrag zur Pfändung erhalten hat, nicht mehr an daS BvllstreckungSamt im Staüt- iiincrn zu bezahlen sind, sondern daß sic vom 1. Avril l!)27 ab in der für den Stcucrpslichtigcn zuständigen, ihm näher ge legenen Steuerstellc bezahlt werden können. Wegen der UeberleitungSarbcite» bleiben die Dieiisträume des Voll streck u n g s a m t c s am 30. und 31. März für den öffentlichen Verkehr geschlossen. — Ernennung Der Minister des Innern bat den Hauptmann der Zittauer LandeSpolizci. Motor a. D. HanS Meißner, zum Leiter der staatlichen Polizeischule in Meißen ernannt. — T,-«-sa>. Gestern früh verstarb tn DreSben-Renftadt der Gapitätsrat Dx. Julius Ehrtftoph. — Di« «per»»»» de» Wiener Platz«- »«««« ««»arbeite» betrifft eine Bekanntmachung im amtliche« Teile dieser Nummer. — Die »rh»h«n> de- WohnnogSgelöznschnffeS für die Ruheständler us«. Rach Mitteilung des Vcrsvrgungsamte- Dresden ist die Erhöhung des WohnungsgeldzuschusseS stir April 1V27 an Ruhegehalts-, Wartegeldenrpsänger, ihre Hinterbliebenen und an die Eurpsänger vvu Uebergang-. gebtthrnisken besttmmungSgemäb erst mit den Versorgung-, gebührnissen für Mai 1V27 zu zahlen. Vorherige «». fragen Möchten vermieden werden. — Zwei vismarcksciern veranstaltet der Alldeutsch« Verband: Dienstag, den 2V. März, im Westendschlößchen Plauen und Mittwoch, den 80. März, im Parkbotel Weißer Hirsch. An beiden Abenden sBeginn )48 Uhr) hält die Gedenkrede ß,Laß nicht de» Bismarck sterben tn Dirl") der durch seine Tätigkeit für -te Hindenburg-Wabl bekannte Oberstleutnant rvn Fcldmauu aus Hannover. Den die Feiern umrahmenden künstlerischen Teil bestreiten der Deutsche Männergcsangverein Fürst Bismarck und der BortragSkünstler Hermann Droop. —* Der Vlud Aapaynol ä» vrasck« will einmal die in Dresden lebenden Ausländer der latein-amcrikautschen Welt zusammenfassen, zum anderen neben Pflege der spanischen Sprache und ihrer Verbreitung tn. deutschen Kreisen durch Vorträge. Rcisebeschrcibungen, Darbietungen auS spantscher Literatur die Kenntnis ron Land und Leuten Latetnamrrika- fördern und Beziehungen zwischen oen bet uns lebenden Süd- un- Mtttelamertkanern und uns Deutschen anbahnen. Dazu soll. » tu erster Linie die jeden Donnerstag im Künstler- HanS stottftnderrden Vortragsabende dienen Wenn anch i» diesen zumeist nur spanisch gesprochen wird, so stellt man da. neben doch die deutsche Uebertragung. damit die Mitglied«, deren Kenntnisse der Sprache noch nicht so wett gefördert sind, eine Kontrolle haben. A», letzten Donnerstag sprach Herr H. Weichelt über „Die Wasserfälle des Uguazu". Er führte seine Hörer in seinen farbigen, lebendigen Schilderungen an der Hand zahlreicher Photographien tief hinein in den südamcrikanischen Urwald, in Gegenden, die noch völlig unberührt von Kultur und Siebelungen sind. An der Rordgrenze Argentiniens, an der Dret-Länbcr-Ecke. wo Brasilien, Argentinien »n- Paraguay zusammentresfeii, donnern die Riescnsüllc des Nguaz» sprühend, brodelnd in Schaum und Gischt gehüllt, schillernd tn den Farben de» Regenbogen», die die Sonne tn die schneeweiße Wasserflut zaubert, zu Tale. Größer als die Niagara- und Viktoria, fälle, biete» sie ein Naturwunder von gigantischen Ausmaßen. Die vorzüglichen Bilder gaben einen kleinen Begriff von dem Anblick dieser auf 1>/? Kilometer Breite 70 bis 80 Meter senk, recht abstürzenden Fluten. Nach diesem deutschgcsprocheneu Bortrag gab der Präsident Jose Viader, aus Barcelona ge bürtig, einen Abriß über Bnron in spanischer Sprache. Alle in allem ein ebenso interessanter, als auch genußreicher Abend. — Der Wach-Schutz-Ning e. B. hielt im Hotel »Drei Naben" seine Jahreshauptversammlung ab. In den schweren Nachkriegszeiten gegründet, aus dem Be dürfnis heraus, den Geschälten der inneren Altstadt einen ausreichenden Schub gegen die überhandnehmenden Einbrüche zu gewähren, hat sich der Verein jederzeit das Wohl seiner Mitglieder in anerkannter Weise angelegen sein lallen. Wie zweckmäßig eine Bewachung ist. bewies zur Genüge eine Zusammenstellung aller Vorkommnisse im Lause des letzten Jahres. Durch Verhütung von Einbrüchen, rechtzeitige Ent- dcckung von Feuer, Wallerrohrbruch. Behebung von Stö rungen von elektrischen und Gas-Anlagen, sowie Schließe» offener Türen und Fenster konnte mancher schwere Schaden verhütet werden. — WäschcauSbesserstube. Der Albert-Zwelgverein Dresden — Frauenvcrein vom Noten Kreuz — unterhält in der S ch e ff e l st r a ß e Nr. v, 1. Stock, eine WäscheauS- bellerstube Mittelstand-Hilfe). In dieser werden Klein- rcntnerinnen und Witwen beschäftigt. Um dielen auch weiter hin reichlich Arbeit zu verschaffen, wird dort alle Art vor Wäsche zur Ausbesserung sowie auch zur Neuanfertigung an- genommen. Ebenso werden Strümpfe gestopft oder neu gestrickt. — Für Tiersrrnud«. Pserderefitzer und Pferdepsteger veranstaltet der Neue Dresdner TIerschutzveretn heute Eonnabent, abends 8 Uhr, In Hermann Schönes Wirtsihait, Großer Garte«, eine Sjsentllche BortragSveranstaltung. Tierarzt Dr. med. »et. Arthur Noble aus Chemnitz wird unter Vorführung von Licht bildern über „Pserdepslcge im Krieg und Frieden" spreche». ' ' ' ' Im Lapttol finden am Sonntag die letzten Vorstellungen von .Kiki' statt In der heutig«« 8»o Vorstellung sowie in den b« und 8»o DvrstBIungen am Sonntag trtil wr«t« Brill vom Residenziheater periöniich aus. 8 Montag, den 2«. März ist im Tapilol die Erstausführung des neuesten Pboebus-Film „Prinz Vouis Ferdinand". In den Hauptrollen: g«uny gug». Christa Tordy» Sana Siiiwe Regie: San» Behrendk. Die soo Vorstellung am Montag finde! unter Müwirknng von Willy Bader von der Skaataoper jioit. Seinz Woetter vom Skaaislheaker rezitiert das Lied vom Prinzen Laut» Ferdinand von Theodor Fontane und Brt«se d«a Prinzen. Kunst und Wissenschaft. s Dresdner Thcatcr-Lpielplan für heute: Opern- Haus: Beeihoven-Znklus, 6. Konzert s-48): Schauspiel haus: „Emilia Galotti" i-48): Albert-Thcater: Beet hoven-Feier i-48),- Residenz-Theater: „Die ZirkuS- prinzessin" s-48>: Die Komödie: „Der Dummkopf" sX8s.- Central-Thealer: „Pit-Pit" 1!48). 1° Albert-Tbeater. Heute abend X8 Uhr B c e t h v v c n > Fe i e r: Adagio molto exprcillvo für Violine und Klavier iKammermusiker Theo Bauer und Feanne Franckcni, „Beethoven" aus der Samm lung Göttlicher Lieder iRudols Basilt, „Wachlclschlag", „Ich liebe dich". „Der Kuß" iKammerfängerin Margarete SiemSi. Streich quartett C-Moll iKammermusiker: Tbco Bauer, Arthur Fröber, Oskar Geier, Richard Kohlrabi. — F. A. Geißler: „Die Mondschcin- ionate." — Morgen. Sonntag, vormittags -413 Uhr. Wiederholung der Beethoven-Feier zu kleine» Preisen. Ten Mitgliedern des BühnenvolkSbundes stehen zu dieie-- Morgenfeier Karlen in der Ge schäftsstelle zur Verfügung. — Sonntag nachmittag -jl Uhr „Komödie der Irrungen" »nd „Der zerbrochene Krug" mit Hanns Fischer als Dorsrichter Adam. Kleine Preise. Dresdner Konservatorium. Heute Sonnabend, abends -48 Uhr. findet im Vereinshaus, Zinzendorfstraße, das Schlußkonzert mit Orchester statt. Eintrittskarten im Konservatorium, LandhauS- ftraße >l. 2.. und an der Abendkaiie. 4 Kirchenkonzert. Nächsten Donnerstag <81.1 7-4 Uhr findet in der Amerikanischen Kirche eine Ausführung des „8tnbst mater" von Pergolese durch Studierende der Hochschullchrerln am Konser vatorium Mary Wollen statt. An der Orgel: Clemens Brau». Das zweite IubilSom-konzer« des Dresdner Männergcsang- »ereinS am Donnerstag, den 31. März, abends -48 Uhr, Im Ge- werbchause bringt süns Uraufführungen von Chören, die Musikdirektor Fricke. Komponist K. Kämpf, Professor H. Platzbecler, Tonkünstler Georg Striegler und Staglskapcllmcister K. Strieglcr dem Vereine alS Ehrengabe zur 50jährigen Gründungsfeier ge widmet haben. Solistin: Lotte MädcrlWohIgcmuth. Am Klavier: Profegor Pretzich. s* Erstausführung ln der „Komödie": „Der Dnmmkops", Lustspiel von Ludwig Fulda. „Zeit: Gegenwart." So lieft man's auf dem Theaterzettel. Aber Ludwig Fulda brachte diese Ortentierungsangabe im Jahre 1007 zu Papier. Merkwürdig, wie diese Gegenivart von ISO? uns heute 'chon als altmodische Vergangenheit anmutet! Und doch trennen uns nur zwanzig Jahre von ihr. Wer hält es heutzutage noch sür möglich, daß ein alter Junggeselle von Erbonkel durch ein gerichtlich festgelegteö Testament „den Dümmsten" unter seinen Verwandten zum Erben einsetzt? Wer glaubt heute noch an die grenzenlose Gutmütigkeit eines sonst leidlich ver nünftigen Menschen lobschon er Im Stück als der „Dummkopf" gebrandinarkt wirdt, auf eine Mtllionenerbschast zu verzichten zugunsten dreier Vettern, denen Habgier und kaltherzige Be rechnung an der Stirn geschrieben steht? Wer ist heutzutage noch naiv genug, einer jungen steinreichen Amerikanerin so viel Edelsinn zuzutranen, daß sic ctncn weltfremden deutschen Idea listen mit rührender Fürsorge betreut und ihn zuletzt sogar alS liebende Gattin unter ihre Fittiche nimmt? Indes, man weiß, wie nett und gefällig der gute Fulda solche und ähnliche Un gereimtheiten seiner Phantasie tn eine wortreiche, bald daS Gefühlsregister, bald die Mixtur anmitttgcn Scherzes und er probter Situationskomik hcrvvrziehcnde szenische Form zu kleiden versteht, »nd sich« da, — die Wirkung aus anspruchs lose Gemüter bleibt anch niino ll>27 nicht aus. Um so weniger, wenn tüchtige Schauipiebkräste sich mit Liebe der etwas anti quierten Angelegenheit annehmen und wenn diese durch aller lei schwankhgste Negiewitzche» etwas modern aussrisiert wird. Johannes Steiner als Spielleiter lxitte reichlich für solche auffrischende Zutaten gesorgt, und auch der treffliche Bühnen- bildncr der .Komödie", Leopold Lustig, hatte die fünf Akte in modernem Sinne wohlgefällig etngerahmt. Bon den Dar stellern erwarben sich — nicht bloß dank der Natur ihrer !nm. pathischen Rollen, sondern auch durch die natürliche Wärme ihrer Chgrakterzeichniing — Alfred Haase als der ver- trauenSsclige, gutherzige „Duminkopf" und Trude Wessely als die lebenskluge, fürsorgliche sunge Amerikanerin die stärkste Anteilnahme beim vollen Hause. Den drei selbstsitchti. gen Vettern liehen Adolf W oh l br ii ck sder lispelnde Dich terling), Karl Koch tdcr hohlkvpstge Erfinder eines lebenS. gefährlichen LiiftfahrradcSt »nd Walter Zickler ider dünkcl- hafte Rechtsanwalt und Aiifstchtsrat) manchen belustigenden, treffsicheren Zug, und Elisabeth Frank und Bella ErboeS vertraten anmutig die süngerc Weiblichkeit. Aus der Menge der sonstigen MItwirkcnden ragte durch sichere Repräsentation noch Mar Rn Hb eck als menschenkundtger und menschen freundlicher Sanatorinmsarzt hervor. „Dumm hat Glück", heißt's im Sprichwort. Von Fuldas „Dummkopf" gilt das- selbe. Man belachte und beklatschte die alte harmlose Nichtig keit mehr als manche geistvolle Neuheit unserer Tage. —R. s* Beethoven-Feier im Tonkiinstlerverein. Der vierte AufführungSabend galt dem Gedenken Ludwig van Beethovens. DaS ursprünglich in Aussicht ge- nommene Programm konnte leider nicht durchgeführt wer. den, weil mehrere Herren sBläser) von der GtaatSkapell« dienstlich behindert waren. Damit ging einige- von dem festlichen Charakter der gut besuchten Veranstaltung sGewerbchaussaal) verloren. Kammersänger Fritz Soot ervffnete den Abend mit „Adelaide" und lieb dann weiterhin den LiederkreiS „An die ferne Geliebte" folgen. Wenn e« ihm auch nur zum Teil gelang, diese Herzensbekenntntsse tn ihren Tiefen zu erfassen, so fanden seine Nachdichtungen doch überaus lebhafte Zustimmung. Der Schluß „Nimm sie hin denn, diese Lieber", in packender Steigerung, gab dem Sr- folge gesicherten Bestand. K. M. Pcmbaur am Flügel, ließ in den Begleitungen Beetbovcnschen Geist auslenchtcn. Jnhaltschvne Gedenkwvrte, für die Bonner Beethoven-Feier verfaßt, sprach Karl Svhle. Er rühmte Ludwig den Großen al» echten deutschen Meister, der das Ethos der Musik verlebendigte, der ein zum Lichte drängender Freiheitsapostcl war, ein Optimist und musikalischer Wohl täter für die ganze Menschheit, erfüllt von Innerlichkeit un reinem Naturgefühl, getragen von göttlicher Naivität, von herzerquickendem Humor, ein Genie wie Goethe mit erstaun-' licher Gestaltungskraft und unermeßlichem Reichtume an Phantasie. Bei aller Tragik seiner Lebensverhältnisse. bei der Tragödie der Weltübcrwtndung war er durchaus kein Kopfhänger. Mutvoll griff er dem Schicksal in den Rachen. Herrlichstes hat er uns tn seinen Werken gegeben. Sein Reich ist allumfassend. Beethoven. Kämpfer und Sieger, in allem aber ein deutscher Mann. — Mit den schlichten, zur Seele dringenden Ausführungen fand Redner begeisterten Beifall. Altmeister Bertrand Roth spielte sodann Beethovens letzte Sonate sWcrk 111, L-Moll) Am Schlüsse stand das Streich-Quintett tWerk 20), eine der O-Dur-Ton- dtchtungen. die mit ihrem sonnigen Inhalte als Ergänzung der vorangegangenen Sonate erschien. Um poesievolle Aus legung der hvheitsvollen Schöpfung mit dein wundervollen Adagio, dem von Uebermut erfüllten Scherzo und dem genial aufgebauten Finale waren die Herren Dah men, Jan da sBtoline), Koene, Seifert (Bratsche) und Hesse sVioloncello) sehr erfolgreich bemüht. k. ?. s Eine Mustkanfsührung im Sonservatorinm für de» Patronatveretn unmittelbar vor dem große» Schlußkonzert, das zeugt nicht nur von dankbarem Eifer, sondern auch von einem erfreulichen Kräfteüberschuß. Vier tüchtige Pianistin nen waren zu hören: in aufsteigenber Linie Frl. Schnettler mit dem 1. Sah von Mendelssohns k'is-Moll.Fantasie, Herr Lüdtcke mit Stucken von Hermann Vetter, Frl. Krauß mit Chopin und Gmetana, Frl. Kubtsty mit der 12 Rhapsodie von Liszt. Al» Lehrer zeichneten Selene Zimmermann, Hermann Vetter, Frl. Nitzsche und Frl. Schilde. Drei GesangSschülerln- nen führte Frau Schlegcl-Dtetrtch ins Treffen: eine An fängerin mit Franz-Ltebern, schon weiter entwickelte, hoff nungsvolle Kräfte ln Frl. Hosfmann mlt Schubert» unö Frl. Richter mit Wolf-Lledern. Vühiienetgnung bewiesen Marianne Ltebscher (Klasse Wollen) mit einer Arte au» FlotowS „Stradella" und vor allem Ella Ltebscher mit Szene