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Dresdner Nachrichten : 26.03.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192703267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270326
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-26
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.03.1927
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Sonnabend. 2S. März 1927 Dresdner Nachrichten Nr. 144 Seile 11 Mik -em Flugzeug 2000 Meker lief abgeslürzk. Ein« Erinnerung an den US. Mürz 1917 von Hann» Hausse. Lachende, warme Mürzsonne überflutete unsere Flugzelte, dt« tn unintttclbarer Nähe des etwa 86 Kilometer nördlich von Reims gelegenen, bescheidenen Dörfchens «anvgne aus geschlagen worben waren. Soweit uns die Witterung das Fliegen nnd die Beobachtung nicht »nmüglich machte, starteten wir von hier aus täglich zu Erkundungoflllgcn, die uns weit hinter die französische Front zwischen Reims und Berry au Bac an der Atsne führten. Am 25. Mürz standen drei von unseren Flugzeugen, in der Sonne glänzend, vor den Flugzeiten, um startbereit ge macht zu werben. Mannschaften waren noch dabei, in meinem Beobachtersitz die grvste Kamera mit 60 Zentimeter Brenn- weite etnzuhängen und das Maschinengewehr auf den dreh baren Kranz auszumontierc», während ich an Hand meiner Karten den bereits am Abend nach Erhalt meines Auftrages sestgelegten Flngweg zum Ziel — Evurlando» im BeSletal — nachlas. Dann stieg ich in meinen Sitz und prüfte meine Werkzeuge; unterdessen liest mein Flugzeugsührcr Bost den Motor »nseres schncidigcn Flugzeuges probeweise mit vollen Touren laufen, da er sa 2sL bis 8 Stunden durchzuhalten hatte. Als wir starteten, zeigte die Uhr 10. Schnell kletterte das Flugzeug bis ans 2000 Meter Höhe. Ich stand im Beobachtersitz und hielt Umschau. Unter uns lag daö Flieger- dörfchcn mit dem Flughafen in der Sonne, die mir beim Photographieren gute Dienste leisten sollte. Unsere beiden nach mir gestarteten Maschinen schraubten sich zu uns herauf »nd leuchteten, gleich unserer Maschine, im Lichtmeer wie Silber. Ein Jauchzen entguoll dem Herzen in dieser Sonnen- freihcit angesichts der sich unter unö breitenden, weite», früh- lingsfrvhen Erde. Doch nein, — drüben, wo die weihen Linien die im Kreideboden eingewühlte» Schützengräben an deuteten, lauerte ja hinter Freund nnd Feind der Tod! Am Bvrtage schickten wir über dem Bois de Eonrton einen nnS angreifenden französischen Jagdeinsitzcr nach kurzem Kampfe in die Tiefe. Was würbe »ns heute erwarten?! Gleich- mästig sang unser Motor sein Lied und zog das Flugzeug mit seinem Gesamtgewicht von rund 1600 Kilogramm bis auf -1000 Meter Höhe empor, die ich für die Durchführung unserer Erkundung als ausreichend erachtete. Ich winkte deshalb meinen Führer, der mit mir hinsichtlich der Zeichensprache glänzend eingespielt war, »ach der Front ein. Dicht hinter unö folgten die anderen Maschinen, und abseits in unserer Höhe gab unö eine eigene Jagdstaffel das Geleit bis über die Linien, um dort so lange zu sperren, biö wir uns wieder in ihrem Schnhkreiö befinden würden. Ucber die Orte Evergniconrt. und Ncnschätcl an dem glitzernden Bande der Atsnc hinivcg hielten wir Richtung auf Lvivre zu. Die ersten Nichtungöschüssc der feindlichen Batterien standen unter uns. Um den Gegner über unsere Absicht zu täusche», bogen wir »ach Süden ab, flogen bis Fort Brimvnt und huschten hier hinüber zum Feinde. Trotzdem hatte man uns beobachtet und schickte eine Reihe Granaten und Schrapnells alS Morgengrust herauf. Ich verlor die anderen Flugzeuge ans d-m Gesichtskreise und hielt nun schnurgerade auf unser Ziel zu« Ich war eben im Begriff, meinen Führer in eine andere Flngrichtnng einzuwinken, als kurz vor der Maschine eine Granate krepierte, von der ein Sprcngstück in die Karosserie nnd dann zwischen den Tragflächen hindurch nach unten sauste. Die Maschine hatte vorn Beschädigungen erlitte», die sich nicht ohne weiteres feststcllen liehen. An der Motvrvcrkleiduiig flatterten lose Blechteile herum, wcöhalb ich cs für ratsam hielt, auf dem kürzesten Wege zur Front zurückzufltcgen. Zn Hunderten schwebten die Pulvcrwölkche» um uns tn der Luft, als wir das Flugzeug frvntwärts wendeten. Ich horchte an gespannt auf das Pulsen des Motors und verfolgte die Sprcngpunkte der hcransjagendcn Granaten. Alles in der Welt, nur keine Landung beim Franzmann! Ich wäre vor Aerger schwarz geworden! Kanin gewendet, sah ich hinter uns durch die sich verziehenden Rauchwolken einen fran zösischen Jagdeinsitzcr auf uns zu fliegen, den ich bald als Nteuport-Typ erkannte. Ich verständigte sofort meinen Führer und stellte mich mit meinem Maschinengewehr in Anschlag. Ich liest den Gegner bis auf 100 Meter heran- kommen und erösfnete daö Feuer, das er sofort erwiderte. Er schien in meine Fenergarbe gekommen zu sein, da er in jäher Kurve abbog und vor unsere Maschine flog, ivo ihn aber das Feuer unseres starr eingebauten Maschinengewehrs faßte und vertrieb. Schon schoß ich mich wieder mit ihm herum. Seine Gcschostgarbc sah gut; vor mir klatschten die Kugeln durch den F-lugzengrumpf. Ich hielt jetzt mit meinem Gewehr genau auf seinen Motor und hätte sicher auf Erfolg rechnen dürfen, wenn nicht im nächsten Augenblick mein Maschinengewehr gegen meinen Kops geflogen wäre. Ein Treffer hatte es ans der Befestigung herausgcbrochen. Donnerwetter, das fehlte jetzt noch! Aber nur keine Auf regung; der Kerl sollte über unö dennoch nicht triumphieren! Ich packte das Gewehr, legte eö auf de» Rand des Bevbachter- sitzcö und schoß, so gut cS ging, weiter, weniger mit der Aus sicht, den Gegner zu treffen, als in dem Bestreben, ihn so viel als möglich zu beunruhigen nnd ihm das Schießen tn jeder Beziehung zu erschweren. Leider klemmten sich die Pa tronen infolge der unsachgemäßen, aber im Augenblick ge botenen Behandlung dcö Gewehres so, daß das Schießen un möglich gemacht wurde und der Schlagbolzen brach. DaS außer Gefecht gesetzte Maschinengewehr flog in die Ecke; ich mußte eine andere Abwehr finde». Mit dem Rücken lehnte ich mich rasch gegen den meines Führers, und wie ich ihn mit de» Ellbogen stieß, führte er bald Rechts- bald Linkskurven a»S, die den Gegner natürlich auch zu immerwährendem Wechsel zwangen. Trotzdem pfiffen mir die Kugeln noch um den Kopf. Als der Franzose gewahrte, daß ich nicht mehr schießen konnte, kam er noch näher heran, so daß ich seine schwarze Lederjacke und die dunkle Brille deutlich erkannte. In meiner Wut drohte ich ihm mit der Faust, worüber er wohl recht gclächelt haben mag. Eö half nichts, ihn abzulenken, nnd als er unö eben wieder eine Ladung blauer Bohnen in die „Kiste" jagte, stellte sich diese ans den Kopf, so daß die Kamera und daS Maschinengewehr nach vorn auf mich sielen. Ich fühlte am Druck aus die Schläfe, daß es mit uns in rasender Geschwindigkeit abwärts ginge. Ich hörte das Pfeifen der Perspannungsdrähte und sah über mir den blauen Himmel. DaS Flugzeug drehte sich lebhaft um seine Achse senkrecht der Erde zu; mir wurde klar, daß wir regelrecht abstürzten. Tausende Gedanken durchzuckten mich! Nicht etwa Angstgefühle oder Ucbcrlcgnngen, was kommen würde, nein —, eö kam mir ein, ob die Wäsche in meinem Koffer richtig verpackt wäre, und noch solch dummes Zeug. Verrückt! Und dabei riß «ns der Tod in die Tiefe. Halb im Traum fühlte ich nach Augenblicken, die mich der Absturz deuchte, wie die Maschine ihre alte Lage wieder einnahm; ich richtete mich auf und sah nach meinem Führer, dem ich auf die Schulter klopfte. Ich bemerkte im Spiegel, daß er sehr blaß aussah und rüttelte ihn kräftig, in der Meinung, ihn habe der Absturz etwas Nerven gekostet. „Motor springt nicht mehr an! Benzin leer! Muß lande»!", rief er mir zu, während er die Ma schine tn flachem Gleitslng hielt. Boß zeigte dabet nach einer größeren Feldfläche in der Nähe von Reims, die er wahr scheinlich als Landcplatz auserkoren hatte. Na, nur nicht so stürmisch, dachte ich. deine Rechnung stimmt noch nicht, lieber Emil! lLv heißt in der Fltcgersprache der Führer.) Schnell einen Blick auf den Höhenmesser! 2000 Meter?! Das gab allerdings zu bedenke», wo wir noch etwa 15 Kilometer von der Front entfernt und dem Wind entgegen waren, der uns nur mühsam ostwärts kommen ließ. 2000 Meter waren wir abgcstürzt; hoch über uns kreiste der französische Einsitzer und sah sich gewiß schon als stolzer Sieger »eben uns aus der Erde. Daö waren nur Augenblicksgedanken. Jetzt hieß es, den Vorsprung auSnutzen. Ich merkte, daß mein Führer immer nach der Gegend bei RcimS, die er mir gezeigt hatte, zustrebte und stellte uns über Pargny befindlich fest. Wir mußten unbedingt vermeiden, in den Feuerbereich der Ab- wehrbatteric» von Reims zu kommen, wcöhalb ich mit ener gischem Schulterschlag meinem Führer Richtung Fort Bri- mont etnwtnktc. Er hatte auch verstanden nnd bog in scharfer Kurve nach Norden ab. Ich beobachtete inzwischen die Straße bet Pargny und sah stärkeren Verkehr. Im instinktiven Gefühl meiner Pflicht begann ich wieder zu photographieren, als sich der Kampfeinsitzer von neuem auf uns stürzte und uns eine schöne Serie blauer Bohnen ins Flugzeug jagte. Der Kurvenkampf wurde fortgesetzt. Aus einmal zeigte mir mein Führer ein Flugzeug, das uns von Norden entgegenkam und von mir als Gitterrumpf vom fran- zösischen Eandron-Typ erkannt wurde. Was nun? Die beiden mußten verblüfft werden, um Zeit zu gewinnen. Ich rief meinem Emil „Steiler Glcitflug!" zu. Schon stellte sich die Maschine auf den Kopf nnd wurde erst in 60 Meter Höhe in den flachen Gleitslug zurllckgeuvmmcn. Wer kann aber meine Freude nachfühle», als unser Motor wieder ansprang und mit uns davvnbrauste?! Wir hatten ja noch Fallbeuzin in nnserem Reservetank, der unverletzt geblieben war. DaS war meinem Emil tn seiner höchsten Not eingefallen. Für wahr: Wen» die Not am größten ist, ist Gottes Hilfe am nächsten! Die Franzosen waren tatsächlich überlistet worden und zurückgeblieben, in dem Glaube», wir wären restlos abgestürzt. Unser Abstand wurde merklich größer; die Front kam näher, lieber die Dörfer Merfy, St. Thierry und Thil, in denen ich die französischen Soldaten auf den Straßen zu- sammenlaufcn sah und verschiedene nach uns schossen, hin weg erreichten wir die feindlichen Stellungen, aus denen lebhaftes Feuer auf uns eröffnet wurde. Was wollten diese Blanrücke jetzt noch von uns, wo wir mit den Fliegern fertig geworden waren! Ei» Maschinengewehr brachte unserem Flugzeug au den Tragflächen zwar noch einige Schönheits fehler bei; ich hatte aber die Genugtuung, mit den vorhan denen sechs Leuchtpatronen die Bedienung dcö Maschinen gewehrs verjagt zu haben. Ueber den deutschen Gräben, aus denen uns Kameraden, die teilweise den Luftkamps verfolgt hatten, mit Zeltbahnen freudig zuwinkten, atmete ich befreit auf und hätte meinem Führer um den Hals fallen mögen; die Bauart der Maschine erlaubte mir jedoch nur, ihm anerkennend aus die Schulter zu klopfen. Beim Ueberfltcgen unserer Neservestellungen blieb unser Motor vollständig stehen und Voß mußte sich zur Lan dung beim Orainviller Wald entschließen. Ich hatte jetzt gegen eine Landung nichts mehr einzuwenden. Wir waren ja auf eigenem Gebiet, lieber Drahtverhaue hinwegglcitend, nahmen wir eine Fcldtelephonlcitung mit fort und brachten das Flugzeug, unweit vom Wald, dicht vor einer Batteric- stcllung zum Stehen. Wir saßen zunächst still und wortlos in unseren Sitzen. Wie Blei lag eö mir in allen Gliedern. Ich sah nur einmal nach der Uhr; sie zeigte 12,80 an. Wir hatten tn den 2!-i> Stun den einen ereignisreichen Flug hinter uns gebracht. Die Hauptsache dabei war aber, daß wir auf deutschen Boden ge kommen waren und dem Generalkommando neues Material durch die Ausnahmen liefern konnten. Nach einiger Zeit des Verschnaufens wandte ich mich nach meinem Führer und fragte, was es mit dem Absturz gewesen sei. „Ich erhielt einen Schub in die Ferse nnd verlor dabei für Augenblicke die Besinnung", gab er mir zur Antwort. „Ilm die Maschine aus dem Feuer zu bekommen, stellte ich diese auf den Kopf und verlor infolge der Verwundung die Gemalt über das Flugzeug." Mir wurde alles klar. Sein Fuß hatte die not wendigen Bewegungen des Seitensteuers nicht mehr aus führen können, was den Absturz mit verursachte. Bald eilten von der Batterie Kameraden herbei, die unö anfangs nicht recht zu trauen schienen und erst auf meinen energischen Anruf hin beim Heraushebcn meines verwun deten Führers aus der Maschine nnd beim Wegbringen meiner wertvollen Apparate in echt kameradschaftlicher Art Hilfe leisteten. Bis zum Abend genossen wir die Gastfreund schaft der Batterie, die ab und zu den Franzosen einen Gruß hinübcrschickte. Am Abend brachte ein Auto unserer Abtei lung zwei Glückliche nach dem Fliegerdörfchcn zurück, deren Freude leider durch die Mitteilung, daß die beiden anderen Flugzeuge nebst ihren Besatzungen von feindlichen Jagdflie gern abgeschosscn worden seien, völlig getrübt wurde. Vermischtes. Geschäftsgeist und Anständigkeit. Zur Charakteristik der amerikanischen Cusiness-Psychc. Wie dem „Tag" berichtet wird, haben in Neuyork die großen Erfolge antideutscher Filme, die in der letzten Spielzeit mehrere große Kiuolheatcr herausbrachten, zur Auf frischung alter, aus den KriegSjahrcu stammender Filme ge führt, in denen gegen Deutschland und die Deutschen in wüster Weise gehetzt wird. Die Konjunktur wird jetzt auch von einer Vcrleihsirma ausgenutzt, die in einem der größten Ncu- yorker Kino einen 1918 hergesteltten Zeppelin-Film neu und mit vielem Erfolg heransbringt. Die antideutsche Tendenz die ses Filmes, so heißt eS in dem Bericht, sei »och niemals so unverschämt zutage getreten, als hier, wo ein grotesker Schau spieler mit größten Clownspäßcn arbeite. Zur Charakterisierung dieses Films wird aus einzelnes seines Inhalts hingewicse». So kommt Chaplin mit Stock und Hütchen an einen deutschen Schützengraben geivackclt, wo er einen winzigen monokcltragendcn Leutnant, der von einem Schulbuben dargestellt wird, und einen baumlangen Soldaten trifft. Der Leutnant hält seinem Untergebenen eine Flasche Bier vor die Nase, trinkt aber stets selbst, sobald dieser zu- grcift. Schließlich ist der Offizier total betrunken und be arbeitet den Soldaten mit Fußtritten. Nun tritt Chaplin i» Aktion, nimmt den Leutnant gefangen und dieser hebt angst voll die Hände empor. Chaplin bietet ihm Zigaretten an, legt ihn übers Knie und verprügelt ihn. I» diesem Stile geht es dann weiter. Schließlich erscheint noch der deutsche Kaiser und der deutsche Kronprinz, die aus die gleiche Weise von Chaplin abgcfcrtigt werden. Und diese ekelhaften Szenen finden, wie cs in dem Bericht des „Tag" heißt, den lauten Bei fall dcS Ncuyorker Broadway-Pöbelö. Chaplin selbst hat diesen Film im Auftrag einer Finna hcrgestellt, gegen die er heute keinen Einspruch ans Zurück ziehung erheben kann. In Neuyork allerdings meine man, daß die Ausfrischung dieses Films dazu dienen soll, Chaplin wieder restlos populär zu machen, wie er vor seinem bekannten Ehcskandal war. Deutschland hat ein gutes Recht, von den amerikanischen Behörden zu erwarten, daß sie die Wiederaufführung derart widerlicher Filme verbieten und bah unsere Ehre nicht in so amerikanisch-geschmackloser Weise besudelt wirb, damit nur der KinohanSwurst Chaplin „populär" wird und die betreffenden Firmen dicke Gelder ein- streichcn. Selbstmord einer Fünfzehnjährigen. In Schwäbisch-Hall hat sich ein 15 jähriges Mädchen von einem Zuge überfahren lassen. ES wurde ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt. Schon vorher hatte sich das Mädchen von einem Güterzuge überfahren lasse» wollen, doch war cs dem Lokomotivführer gelungen, eö durch Zurufe vom Gleis zu entfernen. Eine Ibsen-Briefmarke? Die von verschiedenen norwegischen Kreisen ausgegangene Anregung, aus Anlaß des Hundcrtjahrestages der Geburt Henrik Ibsens eine besondere Ibsen-Briefmarke in den Ver kehr zu bringen, ist von der norwegischen Postverwaltung mit Interesse ausgenommen worden. Die Marke soll in einer so großen Auflage gedruckt werde», daß jede Spekulation aus geschlossen wird. ** Ein deutscher Schoner untcrgcgangen. Ans Malmö wird gemeldet: A", Donnerstag abend gegen 8 Uhr wurde ein deutscher Schoner „Marie" aus Vach gegen die Felsen südlich SimbriSlnnnn getrieben. Infolge des Sturmes und des starken Seeganges konnte für die Rettung der Besatzung nichts getan werden. Das Fahrzeug wurde in weniger als einer Viertelstunde vollständig zertrümmert. Die ganze Be satzung. die ans vier Mann bestanden haben soll, ist ertrunken. Alteisen! Das schwere deutsche Unterseeboot „H 26" ist für 800 Franken l?l an die Arbeitcrgewerkschaften von Cherbourg verkauft worden. Es wird von Arbeitslosen ab gewrackt werden, um als Alteisen Verwendung zu finden. Das Boot mußte seinerzeit auf Grund des Versailler Diktats an Frankreich abgetreten werde». ** Mord an einer Kommcrzienratsgattin. In Ambcrg wurde in ihrer Wohnung die Gattin des Kommerzienrats Baumann mit zerschnittenem Halse tot aufgefuuden. Der vermutliche Täter, der seit langen Jahren dort beschäftigte Gärtner Riedel, der geflüchtet war, wurde sestgenommen. Der Beweggrund zur Tat ist noch unbekannt. ** Ein schweres Unglück beim Fischen. Nus Breslau wird gemeldet: In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag war ein Fischmeister mit seine» beiden Gehilfen zum Fischen nach Raufern bei Breslau ausgesahrcu. In der Nähe des WchrS wurden die beiden Fischerkähne von der reißenden Strömung erfaßt und über das Wehr getrieben. Die drei Fischer ertranken, die drei Leichen wurden unterhalb des Wehrs gesunden. ** Urteil gegen die Sommerfelder Raubmörder. Vor dem Gubener Schwurgericht wurde gegen die Sommer felder Raubmörder, den 19jähriaen Glaser Friedrich Lieh ren z und den 18iährigen Handlungsgehilfen Kurt Som mer verhandelt, die beschuldigt wurden, in der Nacht vom 80. zum 31. Januar, die Eheleute Tschentke in Sommer feld nach vorheriger Beraubung getötet zu haben- Die An geklagten wurden wegen schweren Raubes in Tateinheit mit Tötung zu folgenden Strafen verurteilt: D<»r 18jährige Kurt Sommer zu 16 Jahren Zuchthaus und der 19jährige Friedrich Licbrenz z 10 Jahren Zuchthaus. G^aen beide An geklagte wurde ank Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren erkannt. »» Eine Schülcr-DicbcSbandc verhaftet. In Bad Käsen wurde eine ans einer großen Anzahl von Knaben bestehende Diebesbande sestgenommen, die seit einem Jahre die Gegend um Bad Käsen, Naumburg und Frenburg an der Unstrut durch Ladendicbstähle, Schaufcustcrcinbrüche und Eisenbahn- diebstählc größten Umfangs unsicher machte. Haussuchungen förderten eine Unmenge von Diebesgut aller Art zutage, dessen Herkunft noch nicht restlos sestgcstellt ist. Ein Denkmal für die Opfer von Bellinzona. Die Eisenbahnerverbände werden den Opfern der Eisenbahnkata- strophc von Bellinzona» bei der auch der deutsche Staats sekretär Dr. Helfferich ums Loben kam. in den Anlagen von Bellinzona ein Denkmal setzen, dessen Einweihung bereits zu Ostern erfolgen soll. ** Absturz eines Militärflugzeuges in Marokko. Wie HaraS aus Casablanca berichtet, ist aus bisher noch un bekannten Gründen ein Militärflugzeug über der Dissidenten- zonc abgestürzt. Der Beobachter, ein Leutnant, war sofort tot. Der Flugzeugführer, ein Sergeant, wurde schwer verletzt. Kinriehkung eines albanischen Priesters. Der „Osservatore Romano", das Organ des Vatikans, ver öffentlicht Einzelheiten über die in den ersten Märztagcn in Albanien erfolgte Hinrichtung des katholischen Priesters Don Giovanni Gazulli, der bezichtigt wurde, im November vorigen Jahres an einer aufständischen Bewegung gegen die derzeitige Regierung von Albanien teilgcnommcn zu haben. Die Regie rung war damals des Aufstandes rasch Herr geworden, was sie nicht hinderte, mit aller Strenge gegen die Aufrührer vor- zugchen: cS wurden in einem summarischen Verfahren zahl reiche Personen zum Tode verurteilt. „Leider", so fährt das vatikanische Blatt fort, „befand sich unter den Opfern der alba nische Geistliche Giovanni Gazulli, ein noch junger Priester, der infolge seiner hervorragenden Fähigkeiten und seines Glaubenseisers zu den besten Hoffnungen berechtigte. Seine Hinrichtung war eine Schmach. Der arme Priester wurde näm lich, wie daS in Albanien in solchen Fällen üblich ist, zum Tode am Galgen verurteilt, und die Exekution fand vor kurzem in aller Oesfentlichkeit statt. Man hatte nichts außer acht gelassen, um die Begnadigung des Don Giovanni Gazulli zu erlangen, aber es war alles vergeblich geblieben. AIS seine letzte Stunde nahte, begaben sich zu ihm zwei Frauziökancrpatres, um ihm beizustehen und ihm Trost znzusprcchen. Gazulli nahm die Nachricht, daß sein Ende bcvorstchc, mit großer Würde und Kaltblütigkeit auf. Er wünschte sofort, zu beichten, und empfing mit großer Andacht und Inbrunst das heilige Abend mahl. Dann wünschte er zu den Anwesenden zu sprechen. Er sagte, daß er nun bald vor dem Erlöser erscheinen werde, um aus dessen Mund sein Urteil entgcgcnzunchmcn, und daß er in diesem feierlichen Augenblick erklären müsse, daß er niemals etwas begangen habe, was dem Vatcrlande Schaden hätte bringen können; er habe sich vielmehr als katholischer Priester immer für des Vaterlandes Heil und Wohl eingesetzt; gegen über den Anklagen, die man gegen ihn erhoben habe, fühle er sich unschuldig; aber wie Jesus unschuldig am Kreuze ge storben sei um des Heiles der Menschheit willen, so nehme auch er den Tod auf sich und verzeihe allen. Darauf schickte er sich an, zum Galgen zu schreiten, begleitet von den beiden Patres und von den Soldaten. Da diese Nacht die erste Nacht des mohammedanischen Fastcnmonats Ramadan war, befand sich viel Volk auf den Straßen und ward Zeuge der Festigkeit und der Gläubigkeit dcS unglücklichen Priesters, der den heiligen Rosenkranz und das Miserere betend zum Tode ging. AlS Gazulli aus dem Galgcubrett stand, wandte er sich au das Volk und rief: „Es lebe Jesus Christus König! ES lebe der Heilige Vater! ES lebe die katholische Religio»! ES lebe Albanien!" Während er dann noch sagte: „Jesus, Joseph, Maria!" wurde ihm der Strang »in den Hals geworfen, und er verschied, indem er das Kruzifix küßte, das man ihm an die Lippen gelegt hatte. Die Hinrichtung — so fügt der „Osservatore Romano" hinzu — hat selbst auf die Mohammedaner tiefsten Eindruck gemacht. I^SUSStS ab i-s-IVI I l s Kostüms IVIäntsI Klsicisn
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