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Dresdner Nachrichten : 26.03.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192703267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270326
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-26
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.03.1927
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send um das Ewige strömt, der es umfaßt uni» vielleicht völlig erfaßt. Mehr als ein Mensch Es ist der vergeblich im Menschlichen zersplitterte Geist, der weit, weil „drüber weg ist" und »vch weiter weg will. Er sickit die Planetenbahnen nnd die Sonnensnsteme als sein tief verstandenes Teil, als völlig dnrchgefühltes Erlebnis descige ne» Kosmos an. Das, man dieses Naturgcsühl Beethovens »vch nicht al» sein Wichtigstes nnd Heiligstes erkannt hat!? Es ist dvch das. was ihn völlig als Deutschen kennzeichnet,- was der Franzose kaum je sv instinktvvil z» erfasse» u»d zu suhlen vermöchte. Demgegenüber in das „ir-tournons L la torrs" mehr vvlitische Phrase schon seit stionsseau gewvrden. Ja, selbst die beste» Engländer der nainrnaben Epoche »ach Wcriher kommen zn ihr nur wie blasierte Besucher: Lord Bnrvn liebt, bnrchdrtngt, versteht sic nnr. Aber er ist nicht Natur selber. Beethoven i st es. Er ist die Natur selber, »»bändig btnetnverslncht flir etwa ein Haibjahrhiiiidert in einen ungeduldig sich aufbünmen- den Körper. Er will zurück: er geht ihr nach, kann nur in ihr leben, nur in ihr erlöst sei», nur sie als wahre Ber- wandte suhlen. Bon der Pastvralsinfonte snoch ans einer .-seit, da er so gineklich war, die Lerchen am Himmel subeln nnd die Hirtenflöten blasen zn Hörens, bis zu den sürchter- lichen Tagen, da alle Wellenbar»,vnien im Inneren d«S Tauben elngeprestt waren, und er sic stir andere befreien und erlösen mußte, die »och hören konnten, immer sucht er sie. Er sucht sic in den Jemen der Sehnsucht, von der freien Bastei ans. Er sucht sie im Unwetter, im Sturme, im Kreisen der Himmelskörper, lind wenn man ihm die rätselhaften Aloinbahnen der verschiedenen Elemente graphisch dargestellt hätte, er hätte bloß schwermütig wissend mit dem buschige» Kopse sein „Ja" geschüttelt. Und all dieses wußte er längst. So war er. lind darum meine ich, es sei kein Zufall gewesen, daß in seiner Todesstunde, da Schnee vor seinen Feilster» in der Schivarzspanierskraße lag, sich die Spannung der Natur, der er ein innig Teil gewesen, in so nngewöhniicher Weise löste, das; ei» Blitz sein Zimmer erhellte, lind als der Donner ganz Wien zu solcher Zeit erschreckte, da ist er hingesunken nnd war erlöst. So ist Beethoven von dieser Erde hinwcggegangen in eine Welt, ans der er gesandt war. die er dreimal angerufen in seinem Liede „Nur wer die Sehnsucht kennt, weis, was ich leide". Dreimal hat er das komponiert. Zweimal vielleicht ans irdischer, zulevt aus hiininlischer Liebe. Hier war mehr als ei» Mensch. Beelhovens Beziehungen zn Sachsen. Bon Tr. Dl ax U n g e r, Leipzig. AlS Beethoven im Jahre 1795 seinen Unterricht bei Albrechtsberger in Wien beendet hatte, mar er schon dcr be deutendste Klavierspieler Wiens. ES hat den Anschein, als ob eine Neue nach Bauern, die er um die Wende deö Jahres unternahm, schon zu Konzerlzivecken gemacht morden sei. 'Nach »einer Rückkehr kann sich Beethoven nur ganz kurze Zeit in Wien ausgchalien haben, denn schon am 19. Februar schreibt er ans Prag an keinen Bruder Johann nach Wien u. a.: „Nun, daß du doch wenigstens weißt, wo ich bin und was ick mache, will ich dir doch schreiben. Fürs erste geht mir'S gut, recht gut. Meine Kunst ermirbr mir Freunde nnd Achtung. Was will ich mehr! Auch Geld werde ich dicsmale ziemlich be kommen. Ich werde »och einige Wochen verweilen hier und dann nach Dresden. Leipzig und Berlin reisen. Da werden ivobl wenigstens sechs Wochen dran gehen bis ich znrnckkomme. — Ich hofie, das, dir dein Ansenthalt in Wien immer besser gefalle» wird. 'Nimm dich nur in acht vor der ganzen Zunft der schlechten Weiber . . . Du kannst mir einmal hierher schreiben, wenn du Lust und Zeit hast. Fjurstl Lichnowski wird wohl bald wieder nach Wien sznruck seinj, er ist schon von hier weggereist . . Soweit zn sehen, gab Beethoven, ebensowenig wie ans seiner Neise »ach Nürnberg, in Prag nnd den anschließenden Städten, kein öffentliches Konzert. Wahrscheinlich war sein Auftreten in Ariskolralenkreiien einträglicher und überhaupt erträglicherer. Der Forschung hat diese Art seiner Kunstübung freilich Nachteile verschafft: denn waS und wann er damals jeweils spielte, ist ihr desto leichter entgangen. Noch bis vor wenigen Jahren war über dcS Tondichters Aufenthalt oder Durchreise durch Dresden und Leipzig nichts bekannt. Und -vch mußte er mindestens die Hauptstadt Sachsens berühren. Nach Dr. E.H. Müllers «Dresden) freundlicher Auskunft sind dort Ircmdcnlisien oder Torzeltel aus scner Zctt nicht mehr vorhanden. Da kommen ein paar neuere For- schttngsergebiiisse über die Hin- und Rückreise sehr gelegen. Wie Ludwig Schiedermair in seinem sehr verdienstvollen neue» Buche „Der junge Beethoven" sLeipzig 1925) „ach der Bonner Habilitationsschrift „Mar Franz von Oesterreich, letzter Kur fürst von Köln nnd Fürstbischof von Münster" von Ni. Brau bach i192I> mitteilt, schrieb der Kammcrhcrr Hosrat ».Schall aus Dresden am 21. April 1790 an seinen Knrsürsten Maxi milian Franz, dem Beethoven bekanntlich selbst sehr ner- pslichiet war: „Dcr junge Beethoven ist gestern hier an- gekommcn. er Hai Briese von Wien an Gras Elz, er wird bei Hose sich hören lassen und von hier nach Leipzig-Berlin gehen. Er soll sich unendlich gebessert habe» und gut komponieren." Und ain 0. Mai berichtete er weiter: „Beethoven hat sich un gefähr acht Tage hier aufgehalten, jedermann, so ihn aus dem Klavier spielen gehört, war entzückt. Beim Kurfürsten von Sachse»!, einem Kenner in dcr Musik, hatte Beethoven die Gnade, abends ganz allein ohne Akkompagnement bis 1^ Stunden z» spiele». L. K. D. sind ausnehmend znsricdc» ge wesen und beschenkten denselben mit einer goldenen Tabatiö'-c. Beethoven reiste von hier nach Leipzig und Berlin." Maximilian Franz aiitivortelc. er hossc, Beethoven werde von seiner Necke mehr Profit ziehen als Simonetti sBonner Tenorist), der über all beklatscht, aber nirgends beschenkt werde. Beethoven war in Leipzig bis zum Jahre 1790 in öffent lichen Konzerte» wohl noch nicht als Tondichter vertreten ge wesen. Nach den „Leipziger Zeitungen" sang Frau Tnschek aus Prag „aus dem Theater am Raustädtcr Thore" tu einem eigenen Konzert am 21. November >790 n. a. „eine Italienische Szene, comp, für Mad. Dickchck von Beethoven": das war natürlich die Arie: ..^b pckicko". Eima vierzehn Tage vor seiner Ankunft in Leipzig, am 29. April, hatte die Witwe Mozarts, die den umgekehrte» Weg — von Berlin Uber Leipzig nach Dresden — machte, nach der gleichen ZcituiigSgnelle im Gewandhaus ein Sonderkonzcrt mit Werke» ihres MauueS veranstaltet: cs ist nicht ausgeschlossen, daß Beethoven sic noch in Dresden sah. Am 2.',. und am 27. April gaben auch die -Sängerin Mad Lange aus Wie», Mozarts Schwägerin, und der Oboevirtnos Fortunats ans Parma je ein Extrakonzert, wahrscheinlich drängten sich diese Beraicktaltnngen deshalb so. weil Ende Avril die Ostermeslc stattsand. Beethoven konnte Zeuge keines dieser Konzerte sein, weil er wahrscheinlich erst wenige Tage später, Anfang Mai, in Leipzig rintras. Bor wem und was er da spielte, könnte höchstens durch einen solchen Zufall wie jene Vriefstellc auS Dresden ans Licht komme». Daß er sich nur in engerem Privatzirkel höre» liest, ist wohl sicher. Es ist auch anzuiiehmen, daß sei» Aufenthal! nicht von langer Tauer war. denn sei» eigentliches Ziel war Berlin, und es scheint, daß er hier etwa anderthalb Monat weilte: etwa von Mitte Mai b!S mindesteuS Ende Juni. Er »vielte da mehrmals bei Hose, lernte von den Berliner Tonkünstlern den Kapellmeister Fr. H. Himmel. Len Prinzen LouiS Ferdinand, E. Fr, Ehr. Fasch, den Leiter der Singakademie, nnd seinen Stellvertreter, 6. Fr. Zelter, kennen und spielte da auch gegen Ende Juni wtcdcrholl nach Schluß der Nebnngcn. ES sei hier »nr noch kurz erwähnt, daß im sogenannten Fischhofsschcii Manuskript, einer Art Noilzc»- iaminlnng. die aus nnbekannteii Ursvrnng zurückgeht nnd in der Preußische» Staatsbibliothek in Berlin ausbewahrt wird, auch von einer gefährlichen Krankheit, die der Tondichter im Sommer >799 dnrchgemacht haben soll, die Rede ist. Beethoven. Zu lichter Höhen Funkelndem Sterneublick Schwing' ich mich auf. Seb' ick dein Bild. Beethovenl Du kanntest das Leden, Du kanntest die Schönheit. Wer jemals von heiße» Blühende» Lippen Glühendes, sprühender Leben trank. Dein schleicht sich ins Auge Die bebende Träne, Denkt er an dich, Du einsamer Wandrer. Sanstes Kräuseln Auf den Wogen, Süh beseelte Liedesstimmcn Klingen in des Walde« Singe», Still im Atondenschcin Spielt der lust'ge Elsciireige», Und auf sonnumstrahlten Zweigen Scheu die Knospe springt. Wunderbare Herfensweiso», Die durch Sinn und Ader rucken Und die Pulse sprenge» wollen, Und dcr Leidenschaften Gluten Wäl-cn sich ln mächt'gen Fluten, Und de» Menschenwilienr Geister Kämpfen wuchtig sich -um Lichte. Blitze rucken auf den Berge», Donner rollen tief im Tale; Wie der Oreone Tose» Stürmt dein Herr r»r ew'gcil Liebe Und rum Abgrund Taumelnd, stöhnend, Sinken dcr Dämonen Heere. Und dann wieder Leise werbend Klingt dir Mutter Liibessagen In das Träumen Ihre» Kinde». Dann das Leid — Taub, auf ewig taub. Vorüber sind sie, Töne, die so mächtig quollen. Abgsschnltlcn und — Zerbrochen. Der du kanntest Keine Schranken, Bonvärts stürmtest Durch bl» Welten, Bor mir stehst du In Gedanken, Brütend ob dem herben Leiden. Und ein bittres Zucken gleitet Ueber dein Gesicht. Du kanntest das Leiden Und seine Verklärung. Kämpfer warst du. Weltenstürmer, Weltenduldcr, Weltcnschöpfcrl Deine Symphonien rauschen Wie der Urwelt heilig Tönen. Wie der Himmel» hehrste Lehren Und de» Allerbarmer» Liebe, Wie der Menschheit Kampf und Leiden, Widerstreiten und — Versöhnung. Zu lichter Höhen Funkelndem Sterneublick Schwing' ich mich aus, Leh' ich dein Bild. Beethovenl Wilhelm Vachniann. Th. v. Frtmmel hält in seinem neuen Beethoven-Hand buch eine Rückreise über Nürnberg und Linz für wahrschein lich. Diese Annahme kann hier widerlegt werden: Nach zwei wohl unanfechtbaren Urbcrltelerungen ist die Reis« wieder über Dresden-Prag erfolgt: ob auch wieder Uber Leipzig, sei edoch dahingestellt. In Prag oder vielleicht schon in Dresden begegnete nämlich der junge Künstler dein Kapellmctstcr und Theoretiker Ehristia» Kalkbrenner, dcr mit seinem damals etwa achijährigen Sohn Friedrich, dem lpätcren Klavierspieler und Tonsctzer vorwiegend leichterer Gattung, und wohl auch mit seiner Fra», von RhcinSberg, wo er Kaz»cllmcistcr des Prinzen Heinrich gewesen, unterwegs nach Italien war. Ein „dlomo-ic ol l coctei-ic kollckcacmer", das sich im sechsten Jahr gang der Londoner Musikzettschrist „Harmontcon" <1818 biS >828) findet, berichtet über den Prager Aufenthalt dcr Kalk- brenncr die folgenden Zeilen: „. . . Bet seiner sdeS SohneS) Ankunft in Prag, unterwegs nach Wien, wurde da- Spiel deö jungen Kalkbrenncr. der nun nenn (?) Jahre all war. als so außergewöhnlich angesehen, daß der Thcaterunternehiner »einem Vater 199 Dukaten dafür bot, ihn einen einzigen Abend öffentlich spielen zu lassen. Dcr Vorschlag wurde indes mit der Begründung zurückgcivicscn. daß er niemals össentlich spielen solle, bevor er vollkommener Meister seiner Kunst sei. Aus seiner Reise von Prag »ach Wien traf er nnverhvsster- weiie Beethoven, den er ln seinen» Wagen mit »ach Wien nahm. Dort wurde der junge Kalkbrenncr bei dem großen Handn cingeführt, dcr über seine Talente so erfreut mar, -aß er sHandn) seinen Vater ersuchte, den Knaben, wenn irgend möglich, nach Deutschland lOcstcrrcich) znrückznschicken, und daß er seine musikalische Erziehung umsonst überwache» wolle . . ." Da derartige „Memvirs" der Zeitschrift gewöhnlich ans persönliche Mitteilungen der einzelnen Künstler zurück- gingcn, wird man jenen Angabe» tm ganzen trauen dürfen. Vater Kalkbrenncr folgte HandnS Anerbieten erst nach sieben Jahren: der Sohn soll damals viel mit Beethoven znsammen- gckommen sein. DaS Zusammentreffen unterwegs nach Wien wird noch von einer kleinen Biographie KalkbrcnncrS bestätigt, die 1812 in Pari- erschien: danach soll cS aber nicht erst in Prag, sondern schon in Dresden stattgesnndcn haben. Ich habe die Mitteilungen darüber nun freilich nicht ans erster Hand — denn die anonyme Broschüre war mir nicht erreichbar —, sonder» als Oncllc diente mir die „Neue Zeitschrift für Musik" vom Jahre 18-18. Hier findet man das Heft nämlich Ironisch glossiert: cS war wohl etwas gar zu lobhudlcrisch für Kalk- brenncr abgcsaßt. Man muß sich dabei aber auch erinnern, daß jene Zeitschrift als Kampsblatt gegen alle seichte Salon musik, deren Vertreter teilweise auch Fr. Kalkbrenncr war, auflrat. Es heißt dort u. a.: „Im Knabenalter noch unternahm K. eine wissenschaft- lichc s!s Reise mit seinen Eltern. In Dresden angelangt, machte er dort die Bekanntschaft mit Beethoven, der dort soeben ein ..m«Kmfic»nor" Konzert gegeben hatte. Beethoven besuchte sehr oft die Familie K. nnd prophezeite schon, daß der junge K. dcr erste Pianist seiner Zeit werde» würde . . . K.s boten bei ihrer Abfahrt nach Wien Beethoven einen Platz i» ihrem Wagen an, was dieser mit größter Dankbarkeit annahm . . . Bon da ging di« Familie mit ihrem Klavierheiland, dcr die Welt vom schlechten Fingersatz und dcr Erbsünde, d. h. von, vierten Finger, befreien sollte, nach Italien . . ES sei also dahlngestellt, ob sich Beethoven und die Kalkbrenncr schon in Dresden oder erst in Prag begegnet seien. Es ist nicht meine Absicht, mich hier näher über des Meisters brieflichen Verkehr mit Leipzig und Dresden zn ver breite». Die Gesamtausgabe» der Briefe über die Beziehun gen. die er zu de» Leipziger Verlegern Hosmciitcr S. Knhnel l,pater E. F. Peters), Breitkvps S, Härtel und H.A. Probst iBorgängcr von Fr. Kistner) hatte, ausführlich Auskunft, »nd im Hinblick auf Dresden sei an Beethovens gelegentlichen »christlichen Perkehr mit Tledgc und Elisa vvn der Necke, vor allem aber auch an den mit Weber in Sachen des „Fidclio" erinnert: leider ist aber dieser Briefwechsel ganz verschollen. Hier ist es nur noch auf die Mitteilung einer Tatsache ab gesehen. die für Dresden vielleicht nicht ohne Interesse sein wird. In dem Briese an die sogenannte „Unsterbliche Geliebte", deren Name immer noch »nbekannl ist. kommt folgende Stelle vor: „Esterbazn Halle auf dem andern gewöhnlichen Wege hierin daSiclbe Schicksal seinen Wagenbrnchj mit acht Pferden, was ich mit vier. . ." Wir wissen heute bestimmt, daß der be rühmte Brief am 0. und 7. Juli 1812 in Teplitz geschrieben worden ist. Die Beweise dafür sind so gut wie vollzählig Un fällen an dieser Stelle nicht wiederholt wrrden. Bisher kehlte vor allem aber »vch die Feststellnng, wer denn jener Esterhazy überhaupt gewesen sei. Hier sei sie geboten: ES war nicht, wie man vermute» möchte, der in früheren Jahren Beethoven näherstebende Fürst Nikolaus, sondern dessen Sohn Paul Anton, der damals sechsundzwanziglährige k. k. Gesandte zu Dresden. Sicher der gleiche, dcr am IS. Juli 18l2 von Goethe, der damals auch in Deplitz weilte, einfach nur als „Esterhazy" i»v Tagebuch eingetragen worden Ist,- tn den Kurltsten steht er zwar erst unterm 18. Juli, jedoch vermag ich a»S Dokumenten zu beweisen, daß er sich schon Anfang Juli erst i» Prag nnd dann I» Teplitz befand, genau wie eö der Liebesbrief Beet hovens fordert. Am 18. Juni halte er die Prinzessin Maria Theresia von Thnrn und Taxis in Regrnsburg geheiratet, befand sich also auf dcr Rückreise mit seiner Frau »ach Dres den. Mit richtigen Sachsen kam Beethoven gerade während seiner Kuraufenthalte in Teplitz 1811 „nb 1812 natürlich viel zusammen. „In KjarlSbadl spielte ich", so schrieb er am 9. August 1813 auS Franzenvbrunn, wohin er sich für ein paar Wochen begeben hatte, „den Sachse» und Preußen etwa» vvr z»m besten der abgebrannten Stadt Baden tbet Wien) . . Aber weiter nördlich ist er niemals wieder gekommen. Bsn seinem brieflichen Verkehr mit Leipzig und Dresden ab gesehen. haben wir In späteren Jahre» hauptsächlich noch au» den GcsprächShefte» des IahreS 1830 Kunde davon, daß die Dresdner und Leipziger Musikverhältnisse seine Aufmerksam- keit anzogen. Damals hatte er nämllch mlt dem Fagottisten August Mittag, einem gebürtige» Dresdner, rin lange» Ge spräch darüber: da dies aber bereits von Ha»S Volkmnnn t» seinem lehrreichen Buche „Neues Uber Beethoven" (Leipzig 199-1) schon veröffentlicht ist. können mir uns hier eingehende Mitteilungen ersparen. Kein volle» Jahr »ach jener Unter- Haltung mar der Meister verewigt. Beethoven-Tage des Dresdner Musiklebens. Bo» Prof. Heinr. Platzbecker. Bon 1899 btS 1812 waren bet Breitkops >L Härtel tn Leipzig 25 Werke Beethovens erschienen, darunter dle Sin- fonte tn E-Mvll s5) und die „Pastorale" <8), ferner die E-Dnr-Mrsie, das Oratorium „Christus am Oelberg", dann die Oper „Leonore" („Ftbclio") und die „Egmont"»Musik. So kam eS, daß Beethovens Instrumentalmusik Verhältnis, mäßig früh auch tn Dresden zur Aufführung gelangte. Der Gründer der deutschen Oper in Dresden, Earl Marta v. Webe r, trat l8l7 mit großer Entschiedenheit für Beethoven ein, dessen 0. Linsonie bald von den Musikfreunden geschätzt wurde. Auch schrieb Weber tn ber „Abendzettung" Ein- sührungcn tn die Orchestcrwerke. Mit dcr Ucbcrstedlung der Sängerin Wtlhelmine Schroeder (der späteren Schroeber» Devrtent) gewann Weber eine glänzende Vertreterin de» „Ftbelio", der ihr schon «tn halbes Jahr vorher in Wien iKärnthnertor-Theatcr) anßcrgcwöhnllchcn Erfolg ein getragen hatte. Auch tn Dresden war dcr Eindruck sehr stark. Ein begeisterter Bankier lud den Komponisten nach Dreöden ein und bot ihm eine Ehreuwvhnnng von 18 Zimmern an. Beethoven kam allerdings nicht. Der „Ftdelto" tst das einzige Werk, bei dem sich eine gcnaue chronologische Ucbcrsicht über die Aufführungen fest- stellen läßt. In der Erstanfsührnng (29. April 1823) waren außer Wlllielmtne Schroeder noch beschäftigt: Berg« m a » n lFlorcitan), Sichert lPt>arro), Keller lRocco), Frau Haase (Marzellines und Wilhelm! (Iacquino). Der teuerste Platz im „Hosthcatcr in der Stadt" kostete da- mals 10, der billigste -1 Groschen. Die 59. Anfführnng erfolgte am 21. April 1852, die 199. ain 2. Mat 1877, die 299. am lö. August 1092, die 399. am 25. August 1929 und die letzte (852.) am 20. Januar 1027. Im Laufe dcr Jahrzehnte sind dl« bcdeiitendsten Sänger tn den Hanptpartten des „Flbelio" ausgetreten. Es seien genannt: Jenny Bttrde-Ney, Sachse- Hofmeister, Rosa Sucher, Tbcrcsc Malten, Marie Witt ich. Lilli Lehmann, ferner die Tenoristen Tichatschek, Schnorr v. EarolSseld, Riese, GudohuS, Wächter, AntheS, Bunt«,, v. Vary, die Baritoniste» Wilhelm Tegele. Mittcrivnezer, Köhler, Perron, Scheidemantel, die Bassisten Deitmer, Eich- bcrger, Scarla. Dccarli, Greder, Ernst Wächter, Nebuschka, Prag, und tn den kleineren Rollen lMarzelline — Iacquino) die Damen Babnik, Otto-AlvSleben, Rcnther. Bossenberger, nnd die Herren Scharfe, Anton Erl, Emil Goctzc und Georg Grosch. Leider lasten sich die Namen dcr Dirigenten und Spielleiter ivor 1899) schwer angcben, da sic auf dem Zettel nicht verzeichnet wurden. Nächst „Ftdelto" nahm vor allem dt« „Neunte Sinfonie^ eine Sonderstellung tn Dresdens Musikleben ein. In um- fastender Weise bereitete RichardWagner für daö Palm sonntag-Konzert am 3. Avril 1810 eine Ausführung diese» Werkes vor. Vorher hatte Rcissigcr die Sinfonie dirigiert. Sie war aber bann jahrelang liege» geblieben. Wagner schrieb seine bekannte Einführung, und dcr außergewöhn liche Erfolg lohnte die außergewöhnlichen Mühen dcr Bor. bercitung. In dem zn diesem Zweckd besonders hcrgestcllten „Alten Opcrnhausc" weilte unter den begeisterten Zuhörern auch dcr damals lOsährigc Hans v. Vülom. Frau Schrocdcr-Dcvrtcnt nahm am 10. Mat 1817 ihre» Abschied vön dcr Dresdner Bühne als „Fidclio". Die letzte Bccthvven-Aiiffübrnng dirigierte Wagner am 5. Mai 1819 i» einem WvhltätiglcItSkonzcrt (Hotel de Saxe). vier mußte er die „Erotca" infolge des in den Saal von den Barrikaden hercingrtragcnen StraßcnlärmS mitten tm dritten Satze ab brech c». In glanzvoller Weise wurde in Dresden der 199. Ge- bnrtSgcdenktag Beethoven? gefeiert, und zwar am Freitag, dem IO. Dezember 1879, im neuen Saale des Gewcrbehauses durch einen großen Festaktnö und ci» Festbankett. Damals herrschten freilich andere Stimmungen, wie 1929 und 1927. Kurz vvr der offiziellen Gründung de- neu- gceinlgtc» Deutschen Reiches pries man hier Beethoven als nationalen G c i st e 4 l) c l d e n. Einem Prolog von Ad. Stern folgte eine Festrede vom Dramaturgen Julius Pabst, die Ouvertüre „Naincnsfeirr" und dle „Neunte". Den Glanzpunkt dcS Festbankett» bildete die „Huldigung der Künste" ssür das Schauspiel: Emil Devricnt). Um Mitter nacht bekränzte Rudvlf Gcnöe nach formichön-cr Ansprache ein Standbild Beethovens, modelliert von Professor Schilling. Schon am 0. Dezember >879 hatte die um Beethoven viel- verdiente Dreyßtgschc Singakademie eine Vor feier veranstaltet, i» der u. a. die Ehorfantasic, das Ora- torinin „Christus am Oelberge" und „Meeresstille — Glück- lichc Fahrt" zur Anfführnng gelangten. Der Tonkünstler- vcrctn bot einen Kammermustkabcnd, den die Mitglieder Rollsuß sKlavler), Scelmann lVioltne), Ackermann lBratschc) und B tt r ch l (Cello) bestritten. Hier wurde als glanzvoller Auöklang da» B-Dur-Trto (Op. 97) geboten. Am l7. Dezember 1870 folgte tm Hofthcater eine Auffübrung de» „Fidclio" mit vorausgchenbem Festspiel von Jul. Noben- berg lMusik: „Ruinen vvn Athen"). Zu den personlftztcrte» Künsten, die vvn den Damen des HvsthcaterS dargestellt wur den, traten in feierlichem Zuge Bach, Weber, Dante, Thvr- walüsen usw. Die Feier des l',9. Gcbnrtsgcbenktag-eS <l929». mit der „Missa S o l e m n i S" als Höhepunkt, ist noch in aller Erinnerung. Am lebendigsten erscheinen un» aber doä» die Schlußworte, die IullnS Pabst 1879 dem „deutschen Ti tanen" widmete und die ihn als eine Säule -eö .cheutschen Einheitsdomrs" feiern. Diese Auffassung paßt in verstärktem Maße für unsere Tage, in denen eö gilt, das Vaterland dc> geschlossenen Einheit von neuem entgegenziiftthre». Diese Schlußworte klingen tn die Verse aus: „Hier wollen. Meister, wir dein 1'vb verkünden, Das Opfer liebender Bra»indrr»i,g. Drin Otöttrrsunke sott in aNcn zünden Erhabne OKute» der Begeisterung! Du wirst I» »nsrrn Herze» ewig leben, Wie in dcS Nachruhms lichten Tempelhallc». Pon deinem Kranze nicht ein Blatt cniiallc» lind niemals lall aus deutscher Tvnkunst Neichen Ter große Geist, der dich beseelt', entweichen!"
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