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der Genossenschaften, welche den Checkverkehr elnaesührt haben. verdreifacht. Der Sparkassenverband sei ebenfalls der Frage des EherkverlebrS nahe getreten. Nach der Thronrede solle bekanntlich auch ein Post-Checkvcrkehr eingefuhrt werde». Die Vorgänge auf dem Geldmarkt verweisen die Genossenschaften von selbst ans die Einsirhrung des Checkverkehrs und ans die Bildung von Checkvcr» bänden. Ein grober dcntlchcr Cbcckverband würde den Genossen schaften den Vorthell bieten, daß jeder Check einer Genossenschaft ohne Abzug in Zahlung genommen werde» könne. Anwalt Dr. Criiger iCvarlottenburgj hielt einen Bvrtrag über: 50 Jahre deutscher Genossenschastsgeschichte. Ter Redner entwarf ein ein gehendes Bild über die politischen und wirthschaftlichrn Kämpfe seit dem Auftreten von Schulze-Delitzsch. Minister v. Jtzenplitz habe einmal gejagt: Die Gesetzgebung könne Niemanden zur Arbeit zwingen: er lNcdner) sage: Aber die Genossenichasten können die Mensche» zur Arbeit zwingen. Die Genossenschaften haben sich trotz aller Anfeindungen zu einerwirthschaftlichen Macht entwickelt. Die Genossenichasten werden sich immer weiter aus breiten, sie werden immer mehr dazu beitrage», eine Versöhnt,»a zwilchen Kapital und Arbeit herberzusühren und den Mittelstand vor dem Untergange zu schützen. Der oberste Grundsatz der deut schen Geiwfsenschaften sei stets gewesen: „Einer für Alle, Alle für Einen", in dem Bewußtsein, daß von der Wohlfahrt Aller das Wohl des Einzelnen Männe. Dies seien die Grundsätze der deut schen Genossenschaften in den vergangenen Jahrzehnten gewesen, mögen sie auch die Grundsätze i» den kommende» Jahrzehnten sein. (Stürmischer Beifall.) — Der 82jährige Tischlermeister Troitzsch, jetzt Direktor des Vorschußvereins in Delitzsch, einer der ältesten Freunde von Schulze-Delitzsch, theilte einige Episode» ans den Leiden und Kämpfen Schulze's mit und forderte die Delrqirtcn ans, in dessen Geiste weiter zu arbeiten. lStürmischer Beifall.) Der Vorsitzende, Verbandsdirektor Proebst-Münchc», schloß die Hauptversammlung mit Dankcswvrtcn. De» Schluß des Gcnosscn- schaftstages, so bemerkte Proebst, könne er »och nicht aussprcchen, da dieser erst am Freitag bei der EnthüllungSfcicr des Denkmals von Schulze-Delitzsch die rechte Weihe erfahren iverde. Die Enthüllung des vom Verband deutscher Genossenschaften errichtete» ' Scdulze - Delitzich - Denkmnls fand gestern Vormittag in Berlin statt in Anwesenheit von Vertretern der Staats- und städtischen Behörde». Der erste Redner Prof. Dr Virchow übergab das Denkmal dem Bürgermeister Kirschner, der es im Namen der Stadt dankend übernahm. Sodann sprachen der Gcnossenschaftsanwalt Dr. Crügcr, Wrabetz Wien, Gray- Manchestcr und Diifonrniantelle-Paris. Zahlreiche Kränze wurden am Denkmal niedergelegt. Darauf folgte ein Frühstück im Rath- haus. Die Nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eiten- und Stahlindustriellcr wird in einer Sitzung am lO. dS. M. über den Schutz der Arbeitswilligen bcrathen Aus Apia wird gcincldct: Auf Vorschlag des Mnnizipal- Präsidcnteii Dr. Sols einigte sich die Koinmiisivu dahin, den amerikanischen General-Konsul Oslwme zum Vertreter des Sber- richtcrs Chambers zu bestelle». Dieser reiste am 14. Juli nach San Francisco ab. An demselben Tage fand in Mnlinuu unter Leitung der Kommission eine Versammlung der Häuptlinge beider Parteien statt. Am folgenden Tage Unterzeichneten je dreizehn .Häuptlinge als Vertreter beider Parteien den Beschluß derKommissioii, der das Königthum abschasst. Ter deutsche und der amcrikaniichc Kvinmissar verlassen an Bord des amerikanischen Kriegsschiffs die Samoa-Inseln. Zu den angeblichen Acußerungc» des Admirals Dewey über Deutschland schreibt die „Schlei. Ztg.": Für die Vereinigten Staaten von Nordamerika ist es bedauerlich, daß ihr leichter Sieg über die niedergegangcne» Spanier einen Thcil ihrer Seeoffiziere und ihrer Presse in Größenwahn verseht hat und daß dieser Wahn, der imperialistische» Richtung des Nördamerikancrthmns gemäß, sich in maßlos beleidigender, aggressiver Weite ansspricht. Aus solche Flegeleien kann in der That. wenn sie fortgesetzt werden, eine Lektion nicht ausbleibcn. doch dürfte sie schwerlich »ach dem Geschmack der Amerikaner ansfalle». Nicht Deutschland allein, sondern die ganze gesittete Welt, sofern sie vm Frieden hängt, wird durch die frivole Rempelei der Paukers beunruhigt und bedroht. Bezeichnend sind in dieser Hinsicht die russische» Preßstinimen, welche das Benehmen des Admirals Tcwe» einer abfälligen Kritik unterziehen. Sv schreiben die „Nvwvsti", die Aeußernng des amerikanischen Admirals stehe ohne Beispiel da. Das seien die Prinzipien und die Sitten, welche die Sieger über die Spanier Europa aushalsen wollen. Die Morde und die Grausamkeiten bei Manila genügen den Amerikanern nicht, und Admiral Dewch rufe: „Nach Berlin!" Die Traditionen der Wahrheit und der Gerechtig keit seien offenbar den Amerikanern abhanden gekommen. Vor Allem aber tollten amerikanische Offiziere und Journalisten wissen, daß sich die Deutschen in nationalen Fragen nicht von ihrem Kaiser trennen lassen und daß sic alle aus das RcichSobcrhanpt gemünzten Rüpelhaftigkeiten nis Beleidigung des ganzen deutschen Volkes empfinden. Wir können in dieser Hinsicht nur untcr- schrcibcn, was ei» süddeutsches Blatt den Pankces zürnst: „Auch die deutsche Geduld hat ihre Grenzen!" Tic Kaiser-Pacht „M etco r" gewann leicht den von der Stadt Cowcs gestiftete» Preis von Ist' Lstr. Tic Pacht des Prinzen von Wales „Britannia" kam säst 27 Minuten nach dem „Meteor" am Ziel an. Die Kaiser-Pacht hat jetzt alle Hanplpreise der Regatta gewonnen. Ei» kräftiges erfreuliches Wort hat der Vorsitzende des Vereins der Industriellen des Regierungsbezirks Köln, Geh. Kvminerzicn- rath van de» Ztzpcn, nach Amerika gerichtet. Er schrieb den Veranstaltern eines internationalen Handclskongrcsses in Phila delphia: „Sic haben mir die Ehre erwiesen, mich zu einem Kongreß cinzuladcn, der am 10. Oktober in Philadelphia znsammentretcn soll. Indem ich für diese Einladung ergebenst danke, bedauere ich lebhaft, ihr nicht folgen zu können, da die Wirthschastspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika leider seit geraumer Zeit, be sonders aber in de» jüngsten Jahren, die Grundsätze der Gegen seitigkeit Mid Billigkeit vermissen läßt, vermöge welcher allein'ein ersprießlicher Handelsverkehr zwischen de» Böllern stattfinden kann. Ganz besonders fühlt sich aber unsere deutsche Industrie durch die unfreundliche Behandlung bcnachlheiligt und verletzt, die die amerikanische Zollpolitik ihr gegenüber anivendct, indem sie dadurch unter nichtigen Vorwänden schlechter gestellt wird, als die gleich artigen Industrien anderer Staaten. Nach meinem Dafürhalten ist es daher einem Vertreter nationalwirlhschaftlicher Interessen Deutschlands nicht möglich, sich an den Arbeiten Ihres Kongresses zu betheilige», da der für eine ersprießliche Thäligkcit in dieser Beziehung erforderliche Boden der Gegenseitigkeit in der Wirlh- schciftspolrtik und der Achtung vor den gleichberechtigten fremden Interessen aus amerikanffcher Seite fehlt." Oesterreich. In der außerordentlichen Sitzung deS Wiener Gemein derathes brachte Bürgermeister Dr. Lueger eine Ent scheidung der Statthafteres zur Kenntniß, wonach der Rekurs der „N. Fr. Pr." gegen die Ausschließung des Blattes von der Jonr- nalisteiitribüiie ves GemeindcrathcS adgewicien worden sei. Hierauf begann die Debatte über die vom Stndtrnth gefaßte Resolution gegen die Anwendung der Rcgier»ihgs-Vervrd»n»g wegen Erhöh ung der Znckerstelicr. Der verlesenen Entschließung des Sladt- rathes spendete die christlich-soziale Mehrheit lebhaft Beifall. Dr. Mittler erklärte im Namen der freisinnige» Minderheit, daß diese der Entschließung zuslimme. wenn ihr cingcbrachter Zusatz antrag aiigciivmmcii wurde. Äcmeindcrnth Dr. Gruber, ein Schönereriancr, bemerkte, in der heutigen Sitzung werde einer elementaren Volksbewegung Ausdruck gegeben. Es sprachen noch mehrere Redner, worauf die Entschließung des Stadtrathcs von allen Parteien einstimmig anaenominen wurde. Ten vom fort schrittliche» Pnrteivorstande eingcbrnchtcii Zusatzantrag, der Be bauern über jede Unterdrückung der Kritik des Nvthparagraphen ansspricht, lehnte die christlich-soziale Mehrheit ab. Ucbereinstimmcnde Wiener, Prager und Budweiser Meldungen kündigen die unmittelbar bevorstehende Ernennung des Budweiser Bischofs Dr. Rziha, eines czechischen Fanatikers, zum Erz- bischof von Prag an. Die Besetzung des Prager Erzstiihls. hebt die „Voss. Ztg." hervor, hat auch für das Deutsche Reich Interesse, denn unter den Prager Diözcsancn befinden sich 166.000 preußische Staatsbürger, die Katholiken der Grafschaft Älatz. Unbekümmert um diese, unbekümmert um die ^00,000 deutsche» Katholiken, die zu der Präger Erzdiözese gehören, hat Graf Thun, wenn jene Meldungen den Thatsachen entsprechen, einen Mann z» ihrem Oberhirten ernannt, der als ein leidenschaftlicher und zäher Gegner ihrer nationalen Interessen seit Jahre» besannt ist und fich ihrem dringenden Verlangen nach deutschen Pfarrern und Kaplänen noch weniger zugänglich erweise» wird als seine letzte» Vorgänger, die Kardinale Graf Schönborn und Fürst Schwarzenberg. Als Bischof von Bndweis hat Dr. Rziha als eifrmer Ezechisircr ge wirkt, Überall in Südböhmen fand ihn das Deut chthnm unter seinen Bedrängern, wenn er «» auch mit echter S avenlchlauhelt möglichst vermied, mit seiner Perlon hervorzutreten. Er wird in Prag kein Anderer sein, als er in BudweiS gewesen. Die Erheb ung dieses Mannes ans den Erzstuhl von Prag ist ein Streich gegen das Deutschthum, der deutlich erkennen läßt, daß Gras Thun mft vollen Segeln im czechischen Fahrwasser steuert. ES sollte uns nicht wundern, wenn die amtliche Verkündigung der Ernenn ung des Bischofs Rziha zum Erzbischof von Prag mit Massen- austritten katbolischer Deutschböhme» aus der römischen Kirche be antwortet würde. Zur Präger Erzdiözese gehören die reindeutschen Vikariate Eger l54,652 Seele»), Falkcnnu M.stsii. Grossst) l67.752». Joachimstkal (41.LZ6). Llchtenstadt lcO.M). Lnditz (20.024). Mies MI.MI). P,nn <20.272), Th»,sing CB. 7301. sowie das nahezu reindentiche Tepl l28.24l), zusammen 437,732 Seelen, wozu noch die Lentschcn des Pilsener Vikariats und die t06.01,0 Seele» der preußischen Grasschaft Glatz kommen. Wahrscheinlich wird eine weitere Folge der Ernennung eines czechischen Erz bischofs das verstärkte Wiederaustrcten der alten Forderung sein, die men genannten deutschen Vikariate in Böhmen von der Prager Erzdiözese abziilvscn und zu einem eigene» deutschen Bis thum zu gestalte», dessen Stk Eger sein könnte. Dieses Bisthmn mit seinen rund 480.000 Seelen wäre immer noch größer als das ganze Erzbisthui» Salzburg mit 243.450 Seelen oder die Erzbis- tbünicr Görz und Znra mit 210,288 und 76,000 Katholiken. Ferner dürfte dann auch die schon öfter angeregte Abtrennung der Graf schaft Glatz von der Prager Erzdiözese wieder ernstlich in Erwäg ung genommen werden. Es kann der preußischen Regierung ans die Dauer nicht gleichgiltig sein, die Glaher Katholiken einem Kirchensinstcn unterstellt zu sehen, der ein ausgesprochener Wider sacher alles Tentichcn und ein Parteigänger und eine Stütze der czechischen Bestrebungen ist, über deren Deutschland und der Drei- tmndspvlitik feindliche Absichten heutzutage Niemaild mehr im Zweifel ist, I» Neichenbcrg i. B- fanden Straßenkund ge bringen gegen die Erhöhung der Znckerstcuer statt. Tie Gendarmerie ging mit gefälltem Bajonett vor. ein junger Mann wurde durch einen Bajonettstich verwundet, mehrere Verhaftungen wurden vor- genoinmeii (Wiederholt.) — I» Gablonz fanden Massen- ocinviistrntivncn gegen 8 14 statt. Eine große von etwa 4lX>0 Per sonen besuchte Volts-Versammlung wurde von der Behörde ausgelöst. Auf dem Rückwege in die Stadt ging die Gendarmerie mit gefälltem Bajonett gegen die Menge vor. Ein Man» wurde durch einen Basoncttstich im Rücken verwundet, viele durch Kolbenstoße verletzt. Die Vezirkshauptmannichaft kündigte gegen weitere Ansammlungen die Anwendung der Gesetzesparagraphcn betreffend Auflänse an. Die Bevölkerung ist in größter Erregung. — Eine von dem Abg. Jro einbernfcne Volksversammlung in Eger zuni Protest gegen 8 14 wurde infolge eines von den zahlreich an wesenden Sozialdemokraten hcrvmgcriiscnen Tumultes aufgelöst. Die Sozialdemokraten entfernten sich rrrliig. Tic Tcntsch-Nationalen zogen singend durch die Straßen: sie wurden von der Polizei zerstreut. Der frühere Direktor der Galizischcn Sparkasse Zinia ist Nachts im Gefängniß in Lemberg plötzlich am Herzschlag g c st o r b e n. Frankreich. In Folge eines Ansuchens des Regiernngs- konimissnrs Earrierc hat der Chcs-Rcdaktenr des „Malin" dem Berichterstatter des Pariser Kriegsgerichts drei Doku mente übermittelt, nämlich einen Bries Esterhazv's vom 4. Juni 1800. in dem dieser erklärt, daß er das Bordcrcan im Jahre 1804 ans Befehl des Obersten Sandherr geschrieben habe, ferner das Faesimile des Bordercans selbst, das der Sachverständige Tcy- ionnicr dem „Matin" im Jahre 1806 zur Veröffentlichung über gab, und endlich das Originalmanuikript des vom „Matin" ver öffentlichten Artikels Esterbazy's, in dem dieser seine Beziehungen rn den Generalen Bvisdcfsre und Gonic erzählt. Der „Matin" hebt licrvor. daß der Berichterstatter des Pariser Kriegsgerichts von der absolute» Gleichheit der Schriftstücke dieser drei Tvln- mcntc betroffen gewesen sei. Dem „Figaro" zufolge beabsichtigt der frühere Kolonialministcr Lcboi! gegen diejenigen Blätter, die ihn in der Treusnssachc an- gcgrisicn haben, gerichtlich vorzugehen, weil ei» Beschluß des Ber- wattungsraths des Erödit Foncier ihm eine gerichtliche Austrag ung der Angelegenheit zur Pflicht mache. Tic nationalistischen Blätter sprechen die Ilchcczeiigniig ans, daß die Abberuiung des russischen Militär-Attaches Baron Frederics mit der Trehsus-Angclegcnheit Zusammenhänge. Auch die St. Petersburger Reise Deleassss sei durch diese Maßnahme der russischen Regierung vernnlaßt. Tie nationalistischen Blätter prvtcstiren dagegen, daß den als Zeugen Vvrgcladcncn Offizieren besohlen sei, die Name» der französischen Spione im Auslande nicht zu nennen und nichts zu sagen, was die auswärtigen Bezieh ungen Frankreichs betreffe. Die Pariser Civilkaninicr hat der Herzogin von kkzös ,5000 Francs Schadenersatz ziigesprochen. den die Berwalumg deS „Siacle" ihr leisten muß. weil in einer Beilage dieses Blattes die -Herzogin mit dem Direktor des „Ganlvis". Arthur Mever, ans einem Bilde abgebildct war. Das Urthcil ist in 10 Zeitungen einzurnclen. Ter Direktor der Sicherheitspolizei in Rennes hatte anläß lich der Beschwerden der Presse wegen des Sitzungssaales des Kriegsgerichts mit dem Präsidenten des Kriegsgerichts eine Be sprechung. Beide besichtigten hierauf den Sitznngsranm, sowie den großen Saal des Ghninasinms. Wie verlautet, hätten sie an erkannt, daß die Beschwerden begründet seien, und sollen geneigt sein, ei» anderes Sitznngslvsal zu wähle». ..Figaro", „Anrvre" und „Petite Nepubl." bringen nahezu gleichlautend folgende beinerkenswerthe Milllnnlnng: General M e r e i c r verkündet seinen Freunde,!, er werde in Rennes er klären : „1804 sagte mir Graf Münster: Jawohl, DrcüinS spiv- nirte für Deutschland, aber wenn Sie wcitcrsagcn, daß ich Ihnen dies bekannt habe, so werde ich sagen, daß Sie lügen". Die Blätter knüpfen hieran den Hinweis, daß eine derartige Behaupt ung Mcrcicr's äußerst unwahrscheinlich iei» würde, da (straf Münster keinerlei Ursache gehabt habe, Mercicr zuerst ein Geständ nis, abznlegcn und ihm dann zu drohen, er werde cS öffentlich ablcnancn. Spanien. In der Sitzung des Generalraths der Provinz Bilbao tadelte der separatistische Abgeordnete Abano de» Präsi denten wegen der Aiisnierktamkeite,,, die der Jnsantin Eulalia während ihres jüngsten Aiffeitthalts in der Provinz erwiese» wur den. Es kan, zu einem Zwiichensallc und Kundgebungen In Cleveland (Ohio) wurde von einer auftühreriichen Menge ein Straßenbahnwagen mit Nitroglycerin in die Lust gesprengt. In La Vega aus San Domingo ist ein Ausstand aus- gebrochen. dessen Zweck ist, Jimencs die Präsidentschaft zu ver schaffen. Auch in Santiago auf Domingo haben »ch 500 wohl bewaffnete Mannschaften unter General Pacheco erhoben : zu ihnen stießen mit ziemlich erheblichen Strcitkräftcn General Rehes und andere Generale. seitens eines TheileS der Zuhörerschaft, der „Hoch Vizcaha!" rief. Ter Saal wurde darauf geräumt. Als die Abgeordneten den Be- rathungssaal beiließen, kam cS zu einigen weiteren Kundgebungen. Der Jnstizmtnister ist gestern „ach Barcelona nbgerefft. Mit dem gleichen Zuge reiste General Wcylc r. Diesen begleiteten zahlreiche Generale in Eibil und mehrere Offiziere in Uniform zum Bahnhof, wo sie bei der 'Abfahrt deS Zuges Hochrufe auf die Armee und auf Wepler aiisbrachten. Ter H erzog von Tetuan erklärte einem Berichterstatter, er habe seine Haltung nicht geändert: er unterstütze stets die Re gierung. um das Land wieder ansz,«richten und dessen Ansehen wieder herznstclle». Es muffe unbedingt mehr als bisher ge schehen, um das Land zufrieden zu stelle». Eribarnisse seien iiölhig, doch ohne Vernachlässigung der Landesvertheidignng. Ter Herzog glaubt nicht, daß General Wchler zu ungesetzlichen Schritten neige. Norwegen. Die interparlamentarische Friedens konferenz in Ehristiania nahm einen Antrag des Margnis Pandvlfi an, in welchem der Wunsch ausgesprochen wird, daß der artige diplomatische Konferenzen, wie deren erste im Haag ans Einladung des Kaisers Nikolaus stcittgeiiinden. möglichst oft wiederholt werden möchte», damit der Grundsatz eines Periuancn ten Schiedsgerichts unter den Nationen so weit als möglich zur Anwendung gebracht werden könne. '< ^ England. Im Untcrhausc erklärte Miainbcrlain im Laufe der Reden, die Transvaal vorgeschlagene gemeinschaftliche Untersuchung werde ans die Einzelheiten der Reformen beschränkt werden, die erforderlich seien, um den Uitlanders eine sofortige wesentliche Vertretung zu geben. Nach dem Hofbcricht hat die Königin von England den Lentnant Freiherr» v. Stronibcck empfangen, der einen Brief des Kaisers Wilhelm übeibrachte. 60 Subalternvssizicre und Mannschastcn des SanitätSkorps in Aldcrjhot werden sich in vierzehn Tagen mit der Bestimmung nach Südafrika einichisfen. Amerika. Der nach Ncw-Orlcans gereiste Sekretär der italienischen Botschaft Romano hat festacstellt, daß sämmtliche bei den Vorfällen in Tallulah Gelynchte italienische Staats angehörige waren. Aus Hampton (Virginia) lauten die Nachrichten über den Stand des gelben Fiebers besser. ES sind weder Neu- erkrankungen noch neue Sterbefälle vorgekommen. Kunst und Wissenschaft. 4 Ihren lang verschlossene» Ausstellungsraum im Geschäft der Firma auf der Schloßstraßc hat die Hofkunsthandluilg von Ernst Arnold in diesen Tage» mit einer reichhaltigen Ausstellung von Nadirunge n und L i t hographien aus s Neue dem Publi kum geöffnet, das seine liebe Freude an der bunten Mannigfaltig keit oes Gebotenen hat. Geben sich doch hier in friedlichem Nebeneinander deutsche, englische, smnrösiiche und holländische Meister niit einer Reihe meist voiZMlicher Arbeiten ein Stell dichein, dem jeder Kunstfreund mit fröhlichem Behagen ein Ständ lein oder mehr widmen wird, wenn die Kollektion auch dem Kenner der graphischen Künste nichts Neues zu sagen hat. Bo» den Deut- lchcn ist natürlich Max Kling er an erster Stelle zu nennen: als Maler mag man über ihn denken wie man will, in seiner Eigenschaft als Radirer steht er über allem Zweitel kritischen Urtheils unbestritten als der Erste da. Man sieht von ihm mehrere wunder volle Blätter aus dem Eyklus „Vom Tode" (Versuchung, Und doch), ans der BrahmS-Phantasie (Das Opfer, Tie Entführung des Prvmcthens) und aus den „ovidiichcn Opfern". Auch die sehr aparte, im Handel natürlich längst vergriffene Mmukarte für das Fest mahl der „klMoeintiou littoraire" (Dresden 1805) des Meisters ist da. Franz Stuck ist mit einer ganz exceüente» Arbeit, dem be rühmten ..Forellenweiher", und de,» „Mädchen niit Lilie" vertreten, zwei zarten und seinen Stücke». Kraftvoll und herb nimmt sich neben ihm S ta nsser - Bern mit seinem „Gottfried Keller" und dem Bilde Gustav Freytacsis im Garte» aus, das den Dichter von „Soll „nd Haben" mit schlichten Mitteln, aber wunderbar ein dringlich charakterisirt. E. M. Geyger verräth in dem macht volle» „Riesen" seine Scelenverwandtschait mit Ktingcr, ebenso wie Otto Grein er mit der Scene aus Dcinte's „Inferno" und dem Widmnngsblcitt an Klingcr, während Lieb er mann durch mehrere Blätter ans dem nach ihm gennnnteu und seinem Schassen gewidmeten Werke von Graul gut, wenn auch nicht vorzüglich vertreten ist. Arthur Jllies, der Ham burger Jiiivressionist. der unlängst mit seinen großen Oelgcmäldcn im „Sächshcheu Kainstverein" nicht allzu vier Lorbeeren ernten konnte, beweist mit de», „Je länger, je lieber"-Blcrtt, daß er ein ganz geschickter Radircr ist und die Technik auch farbig sein cmS- znnützen versiebt Natürlich sohlen die Dresdner Radirer in dieser Ausstellung nicht: sie könnten vielleicht sogar mit einer größeren Anzahl Arbeiten vertreten sein, »m io mehr, als sich unter rlmen ja nur Namen von bestem Klang befinden. Georg Jahn, Richard M älter, Hans Unger. Pietschmann, Emilie Pelikan kann man Revue passircn lassen, hauptsächlich in ihren Nadirnngen, während Paul Baum mit zwei farbige» Zeichnungen von durch aus persönlicher Note vertreten ist. Schöne Lithographien haben Eornelia Pazkcr lniehrcre reizende Studienköpse), Thomcr und Tteinha nscn sie eine ganze Serie, zu der Ausstellung bei- gesienert. — Nicht so zahlreich, aber gewählt ist England »r der Kollektion vertrete». Von Hubert Herkoni er. der sich bei uns säst der gleichen Popularität erstellt wie in Britannien, sieht man eines «einer schöne» Franenhildnissc in der bekannten vornehmen Auffassung, von William Strang n. A. ein etwas absonderliches „Abendmahl", von E. -H. Sha non mehrere Sccncn in jener eigenthümlich blasse», wie verwischten Manier, an die man sich nur schwer gewöhnen null, wenn man daneben Legros' in der Zeichnung so kräftige Porträts und Illustrationen sieht, von denen namentlich der „Tod als Reiter" der Beachtung werth ist. Als ein reizendes Genrebild lernt man James Ens er's „Gänse- mädchen" kennen, während W .H. W. B icknell mit Herkomer als Porlrätist zu rivalisiren versucht. — Unter den Franzosen grüßt man den genialen Mieren Novs, den viel gerühmten und viel gescholtene», sowie den neuerdings oft recht flüchtigen Rassaelli als bekannte Größen mit oft schon licivrochenen Blättern Niit einer elegant gezeichnete», vornehm cinsgcsaßten Arbeit, „Mutter und Kind" betitelt, ring, während von Guilbcrt's besonders in die Augen fällt. Alexander L» n o i s »nd Fvntin Latour sind Beide reich und gut vertreten; besonders die farbigen Blätter des Ersterc», wie das be kannte „Rachtiest in Madrid", werden bald Käufer finden. Nicht »„erwähnt sollen B ra c g u cm o n t' s Landschaften mit den Vögeln bleiben; sic sind in der gcsülligcn Komposition, wie in der Technik gleich interessant. — Holland imvonirt durch Theo van R yscllbcrghe, der uns ats Radirer bei Weitem besser ge fallen will, wie als Maler; besonders seine radirtcn Hafenicciien werden ihm zahlreiche neue Freunde gewinnen. Der Haager Meister Joseph Israels läßt sich nur aus einem Blatte (Mutter und Kind am Strand) bewundern, ebenso wie Mcnnier mir aus einer Arbeit, einem für rhu und sei» Schassen allerdings sehr charak teristischen Steindruck. — Auch Skandinavien tritt in den Reigen der Aussteller ein mit zwei Nninmern von Eduard M n n ch und niit mehreren, sehr flotten Skizzen von Anders Zorn (Stock holm). — Neben diesen Nadirnngen und Lithographien, die Alles in Allem eine schenswerlhe Soiideransstellnng ausmachen. weist der Kiiiistsalv» »och verschiedene tnnstgcwcrbliche Gegenstände, Pottericn :e. aus, die eine eingehende Besprechung aber nicht nöthrg machcil; dazu sind sic weder neu, noch zahlreich genug. —o— TaS B is m cr r ck - LustsP ie l „Im April" von W a l t e r bringt sich A. dclla G r cr» d cr r r a in Erimrcr- m dem latirnchcn Lautrec das Bild Uvette Harlan, einem Dresdner, Ncsti hatte »ach bei seiner Blättern befindlichen Fürstlichen Hosthcater zu Pntbus großen Erfolg, wo es als Festvorstellnug zu BiSmarck's Todestag gegeben wurde. Der an wesende Verfasser wurde gerufen und mußte wiederholt unter dem jubelnden Beifall des Publikums erscheinen. Das Hamburger Stadtthcater und einige andere Bühnen haben das Aufführungs recht erworben. si Tie Goethe-Feier der Berliner Studenteiri sch a ft hat der allgemeine Ausschuß für die studentische Goethe- Feier jetzt ans den 18. und 10. November festgesetzt. U. A. ist auch ein großer Fcstkvinmcrs und eine Fcstvorstclümg geplant. In der Fcsworstclliing sollen allein Studenten Mitwirken. Zur Aufführung kommen „Das Jahrinarktsscst zu Plundersweitcrn." „Satyrvs" und lebende Bilder. Der Ausschuß hat für den Fesi- prolog ein Preisansschreibcn erlassen; außerdem ist sür den Fest- komniers eine Konkurrenz für ein Goethe-Lied i» sangbarer Melodie ausgeschrieben worden. >- Ter bekannte Bndapester Schauspieler Julius E. Kovacs. der am letzten Sonntag gelegentlich der Pctöfi-Fcicr in Schäßbnrg während des Vortrages eines Gedichtes von einem Sonnenstich getroffen wurde, hat sich nicht wieder echolcn können und ist, 60 Jahre alt, g est v r b cn. si Tie Künstler des „Hauses Mvlivrc" haben sich ihren! ehe malige» Kmncradcii Eoguelin gegenüber, der sich verpflichtet hatte, am koinmeirden 1. September reuig an die Stätte seiner zahllosen Triumphe znrückznkchre», sehr generös gezeigt. Sic haben ihm nicht nur seine volle Freiheit wicdergegclic», sondern obendrein noch die 100.000 Francs zum Geschenk gemacht, die er infolge eines gerichtlichen litt Heils an das Th eckt re FianeaiS zu zahle» gehalst hätte. Die Kollegen Eoguclin s erkannten einmüthig a». daß dieser während seiner nahezu dreißigjährigen Thätigkeit sehr viel zu dem Glanze der ersten Bühne des Landes bcigetraaeir habe, und erachtete», daß derartige Dienste eine besondere Be lohnung verdiente» Evanclin, den die edlen Gesühlc seinee früheren Kameraden schier erdrücken müssen, kann sich nur »och in der Weise rebanchiren. daß er freiwillig nach der Eomsdic fraistaise zurückkehrt, was vielleicht schon nächstes Jahr geschehen dürfte. 4 In der Illustrirtcn Zeitung Nr. 2S27 vom 3. August kaffen u. A. drei Ansichten von der Brandstätte in Maricnburg das grauen volle Zcrstörrmkswcrk erkenne», das die Feuersbrunst von, 2». Juli in der alten Drdcnsstadt «»gerichtet bat. Eine Fülle lieblicher und erhabener landschaftlicher Schönheiten dagegen vergegenwärtigen sünszehn von E. Lim nier nach der Naiur gezeichnete Bilder von der neuen Elicnhahnlinic Jvhanngeorgcnftadt-KarlSbav, die eine weitere wichtige Verbindung zwischen Sachsen und Böhmen geschaffen hat »nd einen Thcil des höchsten Erz gebirges erschlicht, der vorher trotz seiner herrlichen Natur nur wenig besucht wurde. E. Limmcr'S viclervrobter Stift hat auch die Ueberreichung der goldenen Krone zum Orden pcrur Is mvriw durch den Regenten von Braun schweig. Prinzen Albrccht von Prcuhcn, an König Albert von Sachsen im König!. BergpalaiS zu Pillnitz mn 21. Juli in einem schönen Doppelbiaii als Augenzeuge wiehcracaebcn. An die User der Newa ge leiten : das Leichenbegängnis des rnssnchen GroMrsten-Thronsolgers Georg Alexandrowiisch in St. Petersburg und die Vertheilung geweihten Wasser» in einer Klosterkirche. V einer rn Berliner Erstaufführung im Dves-neV Nachrichten. > 213. Seite 3. M» Sonnabend. 3. August 180k,