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freilich fanden Innächst von allen diesen Lasten vielleicht nur zwe Nicht demn, der ordnung-liebende Zyklofy der feine Untergangsahnungen in die Quadqu Jeorg schsbandelairifcher Vierczeiler eiubieb - uitht die brigen, die, wie der frühe ruft Blas, Fädele Gespenstifcheg noch in den kristallenen Ton a der u e einzuschließen wünschten. Der Dichter Johannes einzigen, die ihrem apokalypttichen Zählen auch die einzigen, die ihrem apokaliptiichen üblen auch ds apokalyptische Form geben. « Man betrachte eines der stärksten Bilder Meidnerz ans jener Zeit: Straße in Wilmerödors Umsi. Jst diese Straße nith einzig deutbat durch die Atmosphäkc von stärkstem ranatteuerP Die Lust ist nicht mer Lust sie ist ein von mag-kennen chemischer Aus. gleichsprozesse durchquirltes edium. Nach rechte uns links bersten Häuserzeilen. Eine schwere Laterncxsp krone hüpsi langsam ab von ihrezn Pfahl. Baume, rasend im Kamm des Lustdrncks, schanmen in parallele- Flucht gegen den Himmel. Ein Wattderer,- um und um gezwungen, voltigiert ans der rechten eEfuszspitze gegen die Dynamis des Sturmes. Das Hng eure an diesem Bild ist, daß Meidner selbstverstandlich keine Explosion zeichnen wollte. Er gab die Straße tu voller Ruhe, glaubte sie in der Sicherheit ihrer vollen Ruhe wiederzugeben, und gestaltete sie dennoch als auseinandersplitternde Welt. Jn seiner ntaåischeu Pupille beherbergte er zugleich die Straßen von rras, Steenstrate und Lens und ihren kunstigen Untergan , Zu gleicher Zeit ringt sich das Becherscbe Gediisk setwa aus der halben Höhe dct Erstlingsbande »Verqu M-- Vlllk CUEIISGIIUIII RWWWE Du neue Heft Ist erska PrissLsOMstlk « nu kaoktsttimcksahtc Elsas-IN w Heda-ig- Heer Passe- Its-W essmäeäii f» bekann- yatk besser Wiss-nutz- M- NZEFCZ oft-te Pelz von IF »l- ss- » m» D » 98 « « xcsfämcolmo » » IF « « « »l» « «- lw «- « Wolllklescler » 36 » « Ihn-kleidet . 60 , "« Abemilkleicker » ji«-OF . « Änjenigunyen und Umstäeiimgen nackt neue-sen Modell-n . sagte Frau Antie erklärend: »Du weißt nicht, wie un niiicklitk das arme Kind ist! Sie ist ibrem Mann in Bien. en sie über alles liebt, davongegangen, weidet ihr untreu mai-. Nun sucht sie sich hier in D. eine Stellung. Schon seit acht Monaten wohnt sie mit uns Tür an Tiir und hat sich an nns wie eine Tochter angeschlossen-. Wir nehmen uns ihrer ein wenig an, iim sie zu zerstreuen. Hendrit macht ieden Abend mit. ihr einen zweistündigen Spazieraamy damit sie mehr Schlaf findet. Er hat auch oit versucht, sie zu malen, denn wie ich dir schon sagte, hat er in Holland an der minitakademie studiert.« " « Ich weiß nicht, ivariiin mir trotz dieser so harmlosen Erklärung ein wenig bang zumute wurde, aber ich schämte mich dieser Regung wie-einer Sünde gegen den heiligen Geist der lFreund-» schan, die mich mit diesen Ausnahmemenichen verband, nnd bemühte mich, sie zn unterdrücken. Wir lebten uns in der Folge immer inniner in einander ein, nnd kein Misiion störte unsre »vier stinnniae Harmonie, bis eines Tages eine Familien nachricht ans zLiolland eintraf, die die Freunde zwang, Deutschland iiir Jahre zu verl.isseic, nin ihre An neleaenheiien drüben zn ordnen. Recht lange Zeit iloaen noch Briefe· bin und ber. Dann aina es, wie es zn gehen pflegt: der Briefioechfel schlief nach nnd nach ecn, bis uns heute, nach Jahren, der Zufall wieder » znianimenfiihrte s· » si- Zih flog mehr alo ich iiiiiii die Treppe hinauf zu Aniiee Zimmer-. Sie stand in der offenen Tiir nnd breitete mir stumm die Arme entgegen Dann zog fie mich auf-einen Tiivan nieder nnd da sah ich erfi, daß sie in tiefer Trauer war, »Ums« Himmels willen, Antie, ist . ·«.?« -«ia«, entgegnete sie ernst, beinahe feierlich -—» ~-Veiidrit ist glücklicherweise vor sechst- Monaten neitoxben.j« »Was sagst du da ?« sriig ich erschrocken, iind·lah fie an, als zweifelte ich an ihrem Verstande. »Hei ruhig, ich bin durchaus-« nicht aeifteokranh wie du zu alaizben scheinst, und wiederhole, was ich soeben iiigtex »Nicht-it ist glücklicherweise tot.« Dabei zuctte es verraterifch um ihren Mund, nnd plötzlich laajhr Kopf an meiner Brust. und sie schlinl),-,te, als müsse ein lang nnterdriicttes Leid sich endlich, end lich Luft machen. Nach und nach verebbte der Tränen itrom. Sie trocknete ihre Anaen und begann hastig, ioie iin Fieber, zu sprechen. »Oh, daß ich mich endlich an deinem Herzen aus-weinen kann, ohne vor Scham zu ersticken schon das ist beinahe Glück siir michs Was habe ich vor meinen Söhnen in Holland gelogen, damit ihnen nicht die Augen ausgingen Tiber die Krankheit ihres Vaters .. . Denn die Wahrheit, die unglaub ljche Wahrheit ist, daß der Mann von 70 Jahren, Pendrik, mein Gatte an unglückliche-r Liebe ge storben ist! Muß ich dir erst sagen, io er der Gegenstand dieser Liebe war? Ali-s ob ich es nicht damals in deinem Gesicht gelesen hätte, als die beiden miteinander fort aingeii. - Ich selbst hatte erft aar kein Arn manch mal frng ich nur, ob sie sich denn nicht liinaweilten, fo Abend siir Abend, ob ihnen nie der Gesprächsitoff aus ing. Aber sie lachten nur dazu. Du ·nnßt missen, ich Fabe Hendrik nie als leidenschaftlichen Verliebten gekannt. Mit meinem Alltaasgesicht war ich iiiohl unfähig, solche Gefühle zn erntest-en. Doch er war immer gut und liebevoll nnd gab mir keinen Anlaß zur Eifersucht. Mir ist, als habe er·die ganze Liebes kklaft keine-«- Lebens bis zuletzt anigcfpart, siir fie a ein Als nsir nach Delft kamen, waren ioir erst durch lsiefchiiste zu sehr abgelenkt, und ich merkte nicht, wie es nm ihn stand. Erst langsam gingen ziiir die Augen anf. Ich fah, wie er alles nur mechanisch verrichtete, alg sei seine Seele weit, weit ab, wie er um die· Zeit der gewohnten Abendgiin e die Uhr anstarrte, wie ein Bei-zweifelten Auch ivohgl nach Hut nnd Stock griff und hinauseilte, um sich nicht zu· verraten. Bei den Mahlzeiten, den Besuchen der Kinder-, zwang «er sich heiter zu frheinen, zu lachen nnd Hn olaudern, wie einst, aber wie hätte er mich damit zu tauschen vermocht? Ich wußte mir zu aut, daß er fich die halben Nachte schlaf los im Bett wälzte, nnd wie jammervoll er seufzte, wenn er glaubte, daß ich schlief ~ « « , Einmal kam ich dazu, wie er ein· Bild von ihr aus seinem Schreibtifrh zog und es mit Knssen bedeklte, nnd ich schlich leise hinan-z denn. er hatte meinen Ein tritt tiberhiirt·.« Manchmal· Ichrieb sie uns auch dis- «- Stellnn finden? Ich dächte, wir ließen sie einmal derübergommen - einen Versuch isi die Sache wohl wert." Liebste Freundin, nie im Leben habe ich in den Zügen eines Menfchen eine lolche Verwandlung geseheni Sein Gesicht war anf einmal aans sonscig geworden, und obwohl sieh mein Herz bei dem Anblick gnfannnenfchnürte, freute ich mich doch. Jch setzte mich hin, um ihr einen Einladunasbrief zu schreiben, nnd in wenigen Tagen hatten wir sie da. Es war wirklich beinahe rührend. wie er in ihrer Nähe wieder auflebte, wie fein Gang sich ftraffte,. fein Antlitz sich belebte nnd verlangte. Er schritt an«threrl Seite wie ein Verlobter, nnd seine Goethe-Aehnlichkeit war frappanter als ie. Nicht ohne Bitterkeit gestand ich mir, daß die beiden geradezu wie ein fabellnft gelungenees lebendes Bild anöjahem Goethe nnd lilrike v· Lenenow, denn sie trug ihr Goldhanr ietzt so, wie diese auf ihrem Bild. Die gemeinsamen Spaziergänge wurden zileikh wieder aufgenommen, nnd so aing das monatelang »fort, und bildete bereit-s den Geforächsftofs der Be kannten. Ich lebte in steter Anast, daß unfern Kindern etwas zu Ohren käme, als eines Tages die Blonde mit strahlender Miene gelaufen kenn. In der Hand iklnoentte fie einen offenen Brief. Er war oon ihrem Mann ans- Wiem sie follte vergeben und vergessen denn er könne ja doch nicht ohne seine Lilii leben, und die andre, ihre Stütze, habe er lange schon fortgejagt Sie überlegte keine Sekunde. Heute noch wollte fie ihretckSncheu hacken und zu ihrem geliebten Franz Furt . Ich blickte Hendrik verstohlen an. Sein Gesicht hatte eine asihgraue Farbe anaenonnnen, und er sinaerte an feiner Ziraiuatte herum, als fürchte er zu ersticken. Sie reiste wirklich noch desselben Tages-. Dann kamen einige iubeliide Briefe, und zuletzt keine mehr· Glücklirhe Jugend ist stets egoistisch, und viel leicht war es ihr nicht unwillkommen, aus dem Bann kreis dieser ienilen Anbetnna zu verschwinden, die sie doch einigermaßen ermutiat hatte. Laa nicht ichm in dem Umstand das; die schöne junge Frau die Spazier aanae mit Hendrik keinem andern Vergnügen innern wollte. eine feine Schmeichelei? Ich fraate mich, wo von die beiden sprechen mochten, Abend fiir Abend in ungeftörtem Beisaniniensein, nnd dachte bei mir, daß es nur ein unerschöpfliche-'s Thema gibt .. . Mein Verdacht gewann dadurch an Intensität, dasz sie im Veisein andrer nnd auch in meinem beinahe steif mit einander verkehrten. Wie stimmte daiz mit den end losen Spaziergängen unter vier Angen. die sie doch zweifellos einander näher gebracht haben muntenP Diese allzu aroße Vorsicht ihrerseits bestätiote meinen Argwohn« Aber ich hatte nach hartem Kampf be schlossen, meinem alten Kind den letzten Glückstkaum zu lassen, um uns beide vor Lacherlichkeit zu beinah-sen, und ich blieb standhaft. · · Leider hatte das Schicksal es anders aesüat. Es führte sie in die Arme ihres geliebten innaen Mannes zurück, und das war es, was Hendrik zur Verzweif luna trieb: der legitinie Nebenbuhlert Das alles war zuviel fiir das schwache alte Herz. das noch so iunaends lich fühlte! Eines Morgens blieb er mit hitzig-ein Fieber liegen, nnd der berbeiaerufene Arzt stellte eine schwere Lunaenentzünduna fest. Vielleicht würde er sie noch überstanden haben. aber er wollte nicht länger leben, ich wußte das, und in dem Alter muss der Kranke mithelfen die Natur hilst sich nicht mehr selbst. Jn einem fiebersreien Moment beschwor er mich, die Kinder nicht einzulassen, wenn er etwa lob-m -tasieren sollte. Und es kam so: er beaann in einer Nacht irre zu reden, von ihr, zu ihr . . . Er gab ihr die zärt lichsten Namen nie hatte er fo zu mir gesprochen, und das fchuitt mir tief ins Herz. In feiner Todes-—- nacht flüsterte er kaum hörbar: »Verbrenne die Vriefe aus der linken Schreibtifchlade ungelgenz versprich mir das." Ich aab ihm das Verspre en» was ihu wunderbar beruhigte, fo daß er ianft einschließ satt ohne Todeskampf. Als ich dann »die Briefe» ver brannte, habe ich doch auf den Umfchlaaen ih r e Hand schrift erkannt . . . Beareifft dn nun, warum ich vorhin fagtez HeudM set glücklicherweise tot? Und auch, daß ich keine trost lofe Witwe bin? Dazu müßte ich ein Engel fein nnd keine Fran! Erst ietzt hebt sich der Groll m mir, denn zixei letzten Jahre «nnd Lein Ende «habe«n alle schonen i« Snr apotalhptischen Kunstform der letzten Jahre Von Heim-sah Mast-il Jaoob sch »Dein Achtzehnsiihrigen gibt cs—Erlebnisse, die ent e en. Jm Jahre 1908 wollte ich Erstlinge einer Zwangs redaktion im Berliner Südwesten zutragetr. Ich tam in das Haus, stieg mit gesenktem Kon zwei Treppen auswarts, mußte mich sesthalten, hinsetzen. Oben war das Nichts mit rieselnden Fensterbiihlem das Hans wurde abgebrochen. Unten war Sinn und Sicherheit oben Atglösung nnd Chaos. l -Doch i merke schon, daß ich nicht richtig erzähleJ »Nichts mit leeren Fensterhöhleli?« Das ist bereits ein Gesühlsausdruck das ist keine Tatsache mehr- Wenn ein Haus abgebrochen wird, so geschieht es doch siik ein neues Etwas; so geschieht es, damit ein neues, besseres ausgebaut werde. Nicht Chaos ist der Zigech sondern Kosmos; nicht Vernichtuna, sondern e en. Aber keineswegs empfand ich so. Vielmehr be gann ich sehr traurig zu werden.. Der Abeccdschcin ging wie Blut iiber den MörteL Dies abgebrochene Hans, mitten in Berlin, mitten in einem Ziganz von Musikkapellen, der vom Zoologischen Garten is Trep tow ging, schien mir die eigentliche Wahrheit, der un iiberlogene Ausdruck Berlins, ja der Welt zu sein. Etwas sehr Deutsches - wenn man will: etwas zu gleich sehr Jtidisches in mir zwang diesem Bilde die Melancholie Lenans aus: . »Die ganze Luft ist wund nnd weh« oder den Seufzer der Droste-Hülshosf: »Das bringt uns Pest und schwere Zeit.« » Einiunger Amerikaner - nichi wahr? hätte ganz anders empfunden. Der Erbe Venjamin Frank lins hätte rasch in sein Notizbuch die Dicke ·der Träger notiert, die Zahl der Steine, gemntncaßt, »wir der neue, der bessere Grundrisz sein würde. Er hatte den Aus stieg geschen, nicht den Untergang- Ich aber hatte bei diesem zwiefach deutbaren Bilde mich für die traurige Deutung·entschieden. Ich hatte, ohne es zu wissen, das Erlebte m die Gesuhlsform der Apokalypse gegossen. « , « « F V - Merkwürdig: in der jungen Literatur der nachsten - Jahre mehren sich die Beweise apokalyptischen ist«-lebend ! Heiter, eben noch mit der Zigarette iiber dcn Asphalt , schlendernd, öffnet sich unter diesen jungen Menschen : der Boden: sie festen ein Gerippe. Nicht als roman ’ tisches Reanisit. icht ist es so, daß »mitten im Glück « des Daseins« ihnen als pappene Antitheie, als An » bringfel um des Kontrastes willen, das Bild der Fäulnis in den Sinn kommt.» Es geschieht ganz ohne ihr wünschendes Zutun, rapaeiter, schmerzlich» filr die Sekunde eines sch arzen Blitzschlages. »Wie merk würdig ans «ener Zeit ist Alfred Lichtemteins Apo kalypse dte Zznm erstenmal in einem Marzhest des ~Pan von 1913 erschienen) mit den« Worten beginnt: Einmal kommt, ich habe Zeichen, Sterbestnrm ans hohem Norden. Ucberall stinkt es nach Leichen, Es be innt das große Morden. Ein ganz schzlechtes Gedicht übrigens. In iformeller Hinsicht ist es noch schlimmer als schlecht: es st witzig. Ohne Mut zur eigenen Vision, will es durch Scherz-e abreagieren. Aus einem verbrauchten Hehre-Schema sich nahrend, fließen sie hin, die falschen Romanzero strophen - nnd doch als erkennbaren Inhalt ein ganz nrtumliches, neues Erlebnis enthaltend. Ein Erlebnis-, das starker schon etwas früher in einigen apokalyp tischen Versen des Jakob van Hoddis gefragt wart » Dachdecker stürzen ab nnd gehn en zwei. «· Ganz ohne Sentiment hier, als konstatierendcs »Vild, mit einer grossen leichten Selbstverständlichkeit stehtzs da. So sah man später im Kriege Explosionen des Nach bargrabens, schon ansgeängstet, mit einem Traumgestjhl: »Wir werden alle untergehen ? Untergang muß sein.-· . « e- Was haben diese jungen Menschen? Sie haben Wunsch, nnd sie haben Angst. Vor allem«aber;-A hu n Seite 18 Dust-m Neu-sie Nachricht-u Seinem est Novemb- 1924 As M