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Riesaer G Tageblatt und Anzeiger (Elbrblall «ld Lizrign). Telegramm-Ndrefi, ,r«ßebl«tt", Ries«. Kmtsbtatt FEsprechstell, «r. X) der KSnigl. Amtshauptmannschast Großenhain, des KSnigl. Amtsgerichts und des StadtrathS z« Ries«. 86. Sonnabend, 13. April 18S5, Abends. 48. Jahrg. - ». E.— - —. - — Das Riesaer Tageblatt erschein! Ikdrn Ta» Abends Mi! Ausnahme der Scan- und Festtag!. Mert,»jährlicher Be-nMtti» bei Abholung in den EMbirtonen tn Riesa und Strehla, den >u»-ob^NAM semi» am Schalter der taiserl. Poftanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Träger srei in» Haus 1 Mark 50 Ps., durch den Briestriiger frei in» Han» 1 Mart SS Pf. An»«i,emA»n«h«m pr N» N«W«D de» Ausgabetages bi» Bormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Ksttauienstraß« SV. — stift die Redactton »enmtwortltch: -«»». Schmidt in Nies«. Bekanntmachung, die Regelung des Schifffahrtsverkehres durch die Marien- brücke während der Erbauung der Strompfeiler der neuen Eifeubahu- Elbbrücke betreffend. 1. Für die Dauer des Baues bleibt die erste linksseitige Brückenöffnung für allen Schiffsverkehr gesperrt. 2. Jedes die Marienbrückc zu Thal durchfahrende (nicht durch Dainpfkraft bewegte) Schiff oder Floh hat bei „Antons" einen Briickenlootsen aufzunehmen. Die eine Hälfte der Lootsengebühren, welche nach dem bestehenden Tarife berechnet werden, hat der Schiffs eigner zu trage», während für die andere Hälfte die Bauverwaltnng aufkommen wird. 3. Jeder die Marienbrückc zn Berg durchfahrende Raddampfer, mit oder ohne Anhang, hat bei einem Wasserstande von 50 em über Null oder mehr die 3. linksseitige Brücken öffnung zu benutzen. 4. Das Sacken von Fahrzeugen durch die Marienbrückc ohne Führung durch einen Dampfer ist verboten. 5. Entlang der Altstädter Kaimauer oberhalb und unterhalb der Marienbrückc dürfen nebeneinander nicht mehr als höchstens 2 Fahrzeuge anlegen. 6. Die im Bau befindlichen Strompfeiler werden bei Eintritt der Dunkelheit an der der Fahrrinne zugekehrtcn Seite mit rothen Laternen bezeichnet werden. 7. Allen Anweisungen der fiscalischen Wasserbaubeamten und Ansageposten ist unweigerlich Folge zu leisten. 8. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Anordnungen unter 2 bis mit 5 und 7 werden auf Grund des Reichsstrafgesetzbuches 8 366 Absatz 10 mit Geld bis zu 60 Mark oder mit Hast bis zu 14 Tagen geahndet werden. Königliche Amtshauptmannschast Dresden-Neustadt als Elbstromamt, am 10. April 1895. 1021 v. Thielau. — Das unterzeichnete Amtsgericht hat am 8. April 1895 den Gutsbesitzer Herrn Hermann Oskar Günther in Leutewitz als Gerichtsschöppen für diesen Ort in Pflicht genommen. Riesa, am 10. April 1895. Königl. Amtsgericht. Heldner. Brehm. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bildhauereibesitzers Adolf Ernst Hörig, alleinigen Inhabers der Firma C. Große L E. Müller Nachf. in Riesa ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlnßverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschluß fassung der Gläubiger über die nicht verwcrthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 9. Mai 1895, Vormittags 11 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Riesa, den 11. April 1895. Sänger, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Die Lieferung von en. 843V ktz Noggenrichtstroh soll an den Mindestfordernden vergeben werden. Angebote sind bis IS. April ds. Js., Bormittag 1v Uhr bei der unterzeichneten Verwaltung, woselbst die Bedingungen ausliegen, einzureichen. Riesa, am 9. Apnl 1895. Königliche Garnison-Verwaltung. Kessel, Oefen, Thore, Thüren, Fenster, Pferde-, Kuh-, Schweinestall-Einrichtungen u. s. w. der Gebäude zu Gohrisch sollen an Ort und Stelle den IS. dS. Mts., vo« Vor mittag v Uhr a.r meistbietend gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Ein Verzeich nis der Gegenstände und die Veriteigerungsbedingungen liegen bei der in Nr. 3 genannten Ortes befindlichen Wache aus; die Besichtigung kann vorher in Begleitung eines Wachthabenden erfolgen. Truppen-Uebungsplatz Zeitch-ain, 6. April 1895. Königliche Garnison-Verwaltung. Tie Grasuutzung des Truppen - Uebungsplatzes bei Zeithain soll an den Meist bietenden verpachtet werden. Die Bedingungen liegen hier aus. Angebote sind bis 17. d. M., Vormittags 10 Uhr anher einzusenden. Truppen-Uebungsplatz Zeithain, 8. April 1895. ' Königliche Garnison-Verwaltung. Königlich Sächsische Staatseisenbahnen. Am 1. Mai d. I. tritt auf den sächsischen Staatseisenbahnen und den mitverwalteten Privateisenbahnen der Sommerfahrplan in Kraft. Nähere Auskunft ertheilen vom 16. d. M. ab die Stationen und Auskunftsstellen. Bei denselben ist auch der neue Fahrplan zu den, Preise von 5 Pf. (Buchform) und von 30 Pf. (Plakatform) zu erhalten. Dresden, am 8. April 1895. Königliche General-irektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. 2276 01. Hoffmann. Bekanntmachung. Die Ausführung eines Anbaues an das Schalhaus zu Mergendorf — enth. ein Lehr zimmer mit Nebenräumen und eine Lehrerwohnung — soll Montag, de« LS. April a. e. , nachmittag- 5 Uhr in ieutlicher Licitation unter Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern im Schulhause zu Mergendorf vergeben werden. Bedingungen, Zeichnungen, Kostenanschlag rc. liegen vom 13. ds. Ms. an an den Wochentagen vormittags von 8—12 und nachm. von 2—6 Uhr im Schulhause zur Einsichtnahme aus. Mergendorf, am 10. April 1895. Der Schulvorstand daselbst. Zum Osterfeste. .Osterglocken — Hört sie rocken, Hört sie jubeln, nah und fern! Freut euch, dankt und knieet nieder, Denn die Menschheit feiert wieder Heut das Ausersteh n des Herrn!' -f Ostern, das liebliche Frühlingsfest der Christenheit ist gekommen und in allen Gotteshäusern ertönet laut und freudig die Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod, des Lichtes über die Finfterniß, der Wahrheit über die Lüge. Wie draußen in der Natur die Macht des Winters gebrochen und neues Singen und Klingen, Keimen und Knospen, Grünen und Blühen allüberall sich reget, so ist's auch in der Geister welt, in den Herzen aller gläubig frommen Christen. Die Passionszeit mit ihren dunklen Schatten, mit Schmerz und Trauer, liegt hinter uns; Charfreitag mit seinen Todes schauern, mit dem scheinbaren Triumph teuflischer Bosheit und ChristuSfeindschaft, ist vorüber. Die Ostersonne gehet auf und ihr goldenstrahlend Licht verkündet den Anbruch neuen Lebens, neuen Steges, neuer Freude. Dieselben, die erst unter dem Kreuz Jesu Christi tröst- und hoffnungslos getrauert haben, in dem Wahne, mit seinem Tode sei auch sein Lebenswerk auf immer verloren — die hören am Oster- morgen die Kunde: „Der da todt war, siehe, er lebet!" und gerechtfertigt ist vor ihren Augen da» heilige Walten Gottes, und die Gewißheit: „die Rechte de» Herrn behält den Sieg, Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl", kann fortan durch nichts in ihnen erschüttert werden. Die große Osterthatsache: „Christus ist auferstanden" — sie ist noch heute der Mittelpunkt jeder rechten Osterfestfeier ; denn sie ist das Fundament des ChristenthumS, der christ lichen Kirche sowohl, deren Gründung und Fortbestand das größte geschichtliche Räthsel wäre, wenn Christi Weg im Grabe geendet hätte, als für den Glauben des Einzelnen, der ohne diese Thatsache halt- und ziellos wäre. Sie ist die Quelle unserer Freude, der Anker unserer Hoffnung, die Kraft alles neuen, sittlichen Christenlebens. — Mag immer hin die Freude am Erwachen der Natur ihr vollstes Recht haben; mag immerhin die Ruhe und Geschäftsstille der Feier tage Tausende und Abertausende h nausführen in Feld und Flur, den Staub des Alltagslebens abzuschütteln und er quickende Frühlingsluft zu athmen — aufgehen darf darin die Osterfeier nicht. Der innere Mensch würde leer aus gehen und das, was wir für die höchsten, sittlichen Aufgaben des Lebens, für den Kampf, in den wir hienieden gestellt sind, für den Blick auf Tod und Grab so nöthig brauchen, Halt und Kraft, Friede und Freude, Trost und Hoffnung, würden wir nicht empfangen. Erst ein goltgetrosteS, glaubens festes und darum auch fröhlich Herz gewinnen und mit ihm in der Brust dann auch Lust und Freude des Lebens genießen — das ist der Weg, den wir als Christen zu gehen haben. Freilich, es ist ernste, trübe Zeit, in welche dieses Ostern fällt. Dunkel und verworren sieht es aus in unserem deutschen Reich; Zerfahrenheit und Unsicherheit, wohin wir blicken. Neben den patriotisch, nationalen Gefühlen, wie sie bei Millionen unseres Volkes anläßlich des 80. Geburtstage» des Altreichskanzlers, des bewährten Gründer» und Förderers von Deutschlands Einheit und Größe, zum freudigen Durch bruch kam, eine Oppositionslust, ein kleinliches Parteigetriebe, ein Pochen auf den Buchstaben des jeweiligen Parteipro gramms bei den einen, eine charakterlose Schwäche, Lauheit und Gleichgiltigkeit gegenüber den ernstesten Fragen der Zeit, die wahrlich unser« Volk und Vaterland nicht zum Segen, sondern nur zum Unsegen sein kann. Aber wir wollen uns darum nicht einem vertrauenslosen, unmännlichen und unchrist lichen Pessimismus überlassen. Der Gott, der einstmals aus der tiefsten Passionsnacht den lichten, Hellen Ostermorgen mit strahlendem Glanz hat heroorgehen lassen und Wirren gelöst hat, die keine Menschenmacht und Menschenweisheit lösen konnte, lebt auch heute noch. Im gläubigen Vertrauen auf ihn, der auch unserem deutschen Volk schon durch so manche schwere und trübe Zeit gnädig hindurchgeholfen, wollen wir Ostern halten. Er schenke uns eine reiche Stärkung und Erquickung aus dem alten und doch immer neuen LebenS- quell, dem Quell des Trostes und der Hoffnung, den Ostern erschließt. Er gebe allerorten ein gesegnete- Fest mit Früh lingswehen in den Herzen und neuer Geiftesrüstung für den Kampf des Lebens! „Klingt, ihr Glocken, Mit Frohlocken, Freude soll auf Erden sein! Flammt empor, ihr Blüthenkerzen, Lenz, o sirahl in alle Herzen Deinen Ostergruß hinein!"