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Beilage zam „Riesaer Tageblatt". «ata»ai»b«k »«Kia Lang«, » Wtnt.ett« w Ries». — Für dtt «edakNon »««I»»rtttch! Arthur Hähnel »n Riel». 88. Mittwach, 18. Aebraar 1811, abea>S. «4. Aahrg. Deutscher Reichskag. /IL7. Sitzung, DteuStag, den 14. Februar, 1 vhe- Am Tische de» Bundesrat»; von Tirpitz, CapkUe- DednLardt. DI» gtxU» chOstm- da» (Zweiter Lag.) Aba. Dr. Semler (nl.): Hoffentlich wird auch flir die Hinterbliebenen der tapfere« Männer, die bei dem Unter- seebootSunsall ihr Leben einbüßten, dauernd gesorgt werden. Wir bedauern eS, daß der ALg. Ledebour die im Volke so allgemein beliebte Persönlichkeit de» Prinzen Heinrich gestern zu schulmeistern versuchte. (Beifall.- Unbeirrt von Tagesmei- uungen halten wir an unserer Flottenpolitik fest. Innerhalb der Defensive muß unsere Marine stark genug sein, um offensiv wirken zu können. Die Zulagen der Hetzer waren nicht zu retten, well der Etat sonst nicht balancieren könnte. Der Redner verweist auf die Wohnungsnot in Wilhelmshaven und fordert Lieferungen für die dortigen Detaillistengeschäfte. Das Flottengesetz muß durchgeführt werden, ganz unabhängig von leb er poltnschen Konstellation. (Beifall.) Abg. Schrader (BP.): Auch wir verlangen, daß außer ordentliche Mittel für die Hinterbliebenen der Opfer des Unter seeboot» ll. 3 bereitgestellt werden. Mit Stolz erkennen wir die gute Manneszucht in unserer Marine an. Die Ausgaben für die Flotte lasten bei unS ebenso wie In andere» Staate» schwer auf dem Volke. DaS wird erst besser werden, wenn man der Abrüstungsfrage nähertrete» wird. Da der Reichskanzler heute leider nicht hier ist, werden wir unS erst bei seinem Etat über diese wichtige Frage unterhalte» können. An eine deutsche Invasion in England glaubt im Ernste kein Mensch mehr. Warum mußten gerade die Zulagen der Heizer ge strichen werden. ES gibt genug andere Posten, wo man sparen konnte. Der Reichstag muß den Heizern ihre Zulagen wieder zusprechen. DaS Unannehmbar der Regierung schreckt uns nicht. Wrr sind ja gewöhnt, alle paar Tage ein Unannehmbar vom Regierungstische zu hören. (Beifall links.) Staatssekretär von Tirpitz: Ich begrüße den Vor schlag» auch in Wilhelmshaven einen Bauverein zu gründen. Wir möchten gern die Lieferungen auf größere Kreise ver teilen; wir können daS aber nur, wenn die Preise bei den Tetaillisten nicht zu hoch find. Gewiß verdanken wir die Entwicklung unserer Marine den vom Reichstage gewährten Mitteln. Aber wir haben mit diesen Mitteln eine größere Kampsleistung erzeugt al» andere Länder. Wir waren uns klar, baß eine Kampfesorganisation bestehen müsse. Wir haben aber die Dreadnoughts nicht erzeug, sondern sind nur sehr ungern darauf eingegangen. Die Beschleunigung ist infolge der Dreadnaught-Polrtik erfolgt, durch die die Schiffe un verhältnismäßigmäßig schneller wertlos sind. In gewissem Sinne ist ja die Technik unser natürlicher Feind, weil ständig neue Fragen auftreten, denen man sich anpasten muß. Trotzdem sind wir noch mit weniger ausgekommen, als veranschlagt war. Auf Kleinigkeiten kann sich aber der Staatssekretär nicht einlassen, er muß die großen Richtlinien im Auge haben. Eine Flotte kann man nicht wie eine Armee aus dem Boden stampfen. Sie braucht Zeit. Ich habe nie verkannt, daß die Werftbetriebe noch erheblich verbessert werden können. Sie sind aber auch ständig besser geworden. Die Werften sind in erster Linie Mobilmachungsanstalten für die Flotte und Repa raturanstalten. Die Fabrikation ist zugunsten der Privatindu strie auss äußerste eingeschränkt worden. Das werden wir auch weiterhin noch tun. Auf daS politische Gebiet lasse ich mich nicht ein. Ich beschränke mich ausdrücklich auf daS Flottengeseh und was damit zusammenhängt. Ein ganz wun derlicher Irrtum in England aber war es, daß wir den Flottenban über das Flottengesetz hinaus beschleunigt hätten. Das hätten wir ohne de» Reichstag doch gar nicht tun können. Wir hätten doch keinen Pfennig gehabt. An Aufklärung hat eS von unserer Seite nicht gefehlt. Unsere Presse hat sich in de» letzten Jahren über unsere Beziehungen zu England sehr ruhig und zurückhaltend geäußert. Bei der Streichung der Heizer zulage standen wir unter einem gewaltigen Druck. Trotzdem war der Abstrich gerechtfertigt. Aus dem Marineetat kann nichts mehr für die Heizer gewährt werden. Es war mir schon bitter schwer genug, den Etat zu balanzieren. Die Auffassung, daß unsere Flotte nicht zu aggressiven Zwecken gebaut wurde, unter schreibe ich vollinhaltlich. Es wäre nicht richtig, wenn unsere Flotte einer anderen überlegen wäre. (Beifall.) Slbg. NoSke (Soz.): Es ist zur sonderbaren Gewohn ¬ heit aekorden, daß einzelne Abgeordnete gleich von Dankbarkeit überfltehen. ES wäre unsinnig, wem» zwei so hoch kultivierte Industriestaaten wie Deutschland und England übereinander verfallen wollten. Wann wird unser« Regierung endlich ein« Verständigung über die Einschränkung der Rüstungen in die Wege leiten? ES ist eine beschämende Tatsache, daß sich der Reichskanzler wieder nicht blicken läßt. In Kiel wurde ein Marinerekrut in grauenhafter Weise von «nem Unteroffizier zu Tod« gemartert. Dem Vater teilte man mit, sein Sohn sei durch einen Unfall zu Tode gekommen. Der Redner be hauptet, daß auch in der Marine da» Schmieraelderunwesen verbreitet sei, vcrianat eine Au»kunft, ob die „Marine-Rund schau" amtlichen Charakter habe und fordert Wiederherstellung der Heizerzulagen. Wir agitieren in den Kasernen nicht, da» besorgt schon der Staatssekretär für uns mit seine» verfehlter» Maßnahmen. Staatssekretär v. Tirpitz: Daß Herr NoSke den schweren Fall der Mißhandlung eines Heizers hier mit den Heizerzulagen in Verbindung bringe» würde) habe ich erwartet. Der Fall ist öffentlich behandelt und aufgeklärt worden. ES handelt sich um ei» ganz schweres Verbrechen, um eine Niederträchtig keit. Gegen Niederträchtigkeiten und Scheußlichkeiten wehren wir uns aber selbst und brauchen die Hilfe der Sozialdemo kraten nicht. (Beifall rechts, Lärm b. d. Soz.) Der Mann ist mit zehn Jahren Zuchthaus bestrast worden. DaS Ermittlungs verfahren gegen die aujstchtsfuhrenden Vorgesetzten schwebt noch. Bei der Schmiergeloerfrage handelt eS Lich um den Fall eines Bottelier. Jetzt ist der Kantinenoerkauf den Botteliers genommen worden. Sie dürfen überhaupt mit den Lieferanten nicht mehr direkt verkehren. Die „Marine-Rundschau" wird von einem unserer Beamten redigiert, der nur dafür sorgt, daß nicht militärische Geheimnisse veröffentlicht- werden. Im übrigen hat daS Blatt jede Freiheit. Wurden wir ihm die Zu lage nehmen, so würde eS eingehe». Auch die Zulagen der höheren Offiziere sind eingeschränkt worbe», der Geschwaderches verliert im Jahre 4000 Mark, der Geschwaderchef im Auslände 2500 Mark. Bei der Herabsetzung der Heizerzulagen handelte es sich für mich um die schwerste Tat in meiner ganzen Dienstzeit. Ich weise die Behauptung zurück, al» ob die Offi ziers nur an sich denken. In der Gefahr standen sie immer »n der Frout, und das gehört sich auch so. Nicht ich trage die Unzufriedenheit in die Reihen unseres Personals, sondern die Sozialdemokraten. (Beifall rechts, Lärm b. d. Soz.) Ich sage nur die Wahrheit, und wenn die Neuordnung der Dinge von der höchsten Stelle aus befohlen wird, dann wird auch die Unzufriedenheit aush-ören, (Beifall rechts, Gelächter b. d. Soz.) Abg. Dr. Weber (nl.): Der Reichstag muß sich hinter eine» Minister stellen, der in Befolgung der vom Reichstag ausgestellten Grundsätze persönliche Abstriche gemacht hat, die sein Verhältnis zu dem ihm unterstellten Personal gewiß nicht angenehmer machen. Wir halten an dem Sommissionsbeschluß bezüglich der Heizerzulagen fest. Die Besichtigungsreisen vou Abgeordneten sind geradezu notwendig, weil» man die Betriebe kennen lernen will. Der Redner erörtert auf Grund seiner Reise »ach Kiel und Wilhelmshaven, die Verhältnisse auf den Wersten vom Gesichtspunkte der kaufmännischen Betriebsver waltung. Der größte Krebsschaden bei der Lanzen Sache ist Ler Rechnungshof in Potsdam. Die MonitaL schreie» zum Himmel. Der Redner gibt einige drastische Beispiele. Die Verkaufehäuser der Werft in Wilhelmshaven, die geradezu den Charakter eines großen Warenhauses angenommen haben, machen den» Mittelstand auch in de» benachbarten Orten Kon kurrenz. Das muß anders werden, das muß der Reichstag sich verbitten. Dazu sind Staatsbetriebe nicht da. Staatssekretär v. Tirpitz erklärt, daß eS sich um die Verkaufsstellen sür Arbeiter auf der Werft handele. Staats, gelber kommen nicht in Frage. Den Beamten und Offizieren »st verboten worden, dort zu kaufen. Abg. Herzog (W. Vgg.) erkennt an, daß ein kaufmännischer Geist in die Marineverwaltung eingezoge» ist. Aba. Dr. Leonhart (Vp.): Als gestern Herr Erzberger seine Marinerede hielt, mußte ich an da» Wort von Brästg denken: „Kerl, wie hast du dir verändert!" Diesmal der rosigste Optimismus in seinem Rückblick und seinen Prophe zeiungen. Ich halte es jedenfalls für gefährlich, unsere Marine so als eine Art Nationalsparkasse anzusehe». Das Anwachsen deS Außenhandels hängt mit der Marine doch uur sehr lose zusammen. Memand vermag anzugeben, wie sich nach einer Reihe von Jahren die Kosten stellen werden. SS sind immer dieselben Drahtzieher, immer dieselbe Schwerindustrie, die den Vorteil hat. Hoffentlich werden die Erklärungen des Staats, Des Jäters Ehre. Roman von Ewald August König 60 „War die HauStüre immer, auch am Tage geschlossen?" fragte der Richter, nachdem er eine geraume Weile in den Akten geblättert hatte. „Am Tage nicht, Poppert schloß sie in der Reael hinter mir, wenn ich am Abend das HauS verließ." „Wo wurde der Hausschlüssel aufbewahrt?" „So viel ich weiß, hing er in der Küche." „Und dort hing er auch gestern morgen, während die HauS- rllre geschlossen war," sagte der Richter mit gehobener Stimme. „Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß der Mörder durch die Hoftüre gekommen und wieder sortgeoangen ist. Wie wollen Sie das erklären, wenn Sie nicht selbst vaS Verbrechen begangen haben?" „Ich weiß eS nicht." „Sie haben jedenfalls darüber nachgedacht. Wenn es wahr ist, daß Sie sich von Schuld frei wissen, sprechen Sie ganz offen: können Sie mir eine Spur zeigen, die auf Glaubwürdig keit Anspruch machen darf, so werde ich mir keine Mühe ver drießen lassen, sie zu verfolgen." Norbert KlauSnerschüttelteablehnenddaS graueHaupt. „Ich will niemand verdächtigen," sagte er, „auffallend aber muß es mir erscheinen, daß der junge Bevering sich so große Mühe gegeben hat, all mein Tun und Lassen zu beobachten und auf mich den Verdacht zu lenken. Er war'S, der den Schuhflicker auf mich aufmerksam machte, als ich die Mauer überstiegen hatte, er hat am Morgen darauf nicht geruht, bis die Polizei sich bereit fand, dem Verbrecher nachzuspüren. Was soll man davon hatten? Gehaßt hat er unS, mich und meinen Sohn, und daß die Tochter PoppertS sich von meinem Sohne entführen ließ, das mußte naturgemäß seinen Haß noch steigern." Der Untersuchungsrichter nahm den Schuldschein BeveringS aus den Akten und ließ gedankenvoll den Blick auf ihm ru hen. War hier wirklich eine andere Fährte, an die er noch nicht gedacht hatte? Er la» die Erklärung, die Waldemar über diesen Schein ge geben hatte, und gedachte dabei auch de» schlimmen RuseS, in dem der junge Herr stand. „In welchen Beziehungen stand Waldemar Bevering zu dem Makler Poppert?" fragte er. „Er hatte um die Tochter PoppertS geworben, und ihre Hand war ihm zugesagt worden," erwiderte Klausner." „War Waldemar Bevering nicht der Schuldner PoppertS ?" forschte der Untersuchungsrichter weiter. „Nein," gab Klausner zur Antwort. „Können Sie daS so bestimmt behaupten? Ich habe hier den Beweis, daß er eine Summe von tausend Talern von ihm borgen wollte, daS Geschäft soll deshalb nicht perfekt gewor den sein, weil Poppert nicht so viel bare» Geld im Hause hatte und nach dem Tode PoppertS ist in seiner Kasse auch nur eine höchst unbedeutende Summe gefunden worden. Können Sie mir sagen, wie viel bareS Gelb vorgefunden werden mußte?" „Mit Gewißheit nicht ; in diesem Punkte war Poppert auch mir gegenüber stets sehr mißtrauisch." „Führte er kein Kassenbuch?" „Gewiß, aber er gestattete mir nie, einen Blick hineinzu werfen. Sie werden es bei dem Gelbe im eisernen Schrank finden." „Wir haben eS vergeblich gesucht." „DaS ist sonderbar, eS lag dort immer, aber eS ist immer hin möglich, daß er es nach meiner Entlassung in eine Schub lade seines Schreibtisches gelegt hat." „Wir haben eS auch dort nicht gefunden," sagte der Rich ter. „Die Möglichkeit eines Raubes möchte ich überhaupt in Abrede stellen, die Schlüssel zum Geldschrank befanden sich in der Tasche des Ermordeten vor, überdies deuten auch keine Spuren darauf hin. Hat Poppert Ihnen mitgeteilt, daß der junge Bevering eine Anleihe bei ihn» machen wolle?' „Nein." „Glauben Sie, daß er eS Ihnen gesagt haben würde?" „Gewiß! Er machte kein Geschäft, ohne mich davon inKennt- niS zu setzen. So sehr er mich auch haßte, legte er doch einigen Wert auf meine Erfahrungen und meinen Rat. Ich kann mir nicht wohl denken, daß er dem Verschwender ein Darlehen ver weigert haben sollte, der alte Bevering ist ja ein sehr reicher Herr, und solche Goldvögel rupfte Poppert nur zu gerne." „Sie sagten gestern, Poppert habe viele Feinde gehabt, kön nen Sie unter diesen einen bezeichnen, den Sie eine» solchen Verbrechens fähig halten?" sekretär» dazu »«tragen, dte Flottenpollttk in England etwa» einzudämmen. Die Verhimmelung de» Staatssekretär» durch den Abg. Droescher war selbst für eine» Konservativen eine be sondere Leistung. Der Heizerdlenst muß extra bezahlt werden. Meine politischen Freunde haben über die gegenwärtige innere Gefahr eine etwa» andere Auffassung als Prinz Heinrich Der Redner spricht dem Kaiser den Dank aus, für sein Auftreten gegen den Alkohol. Abg. Werner (Rp,) erllärt sich für-die Wiederherstellung der Heizerzulagen. Abg. Erzberger (Z.): Warum sollen wir nicht auch einmal anerkennende Worte sind en; wir könne», doch nicht immer kritisieren. Selbst i« der deutsche» Sozialdemokratie gibt eS wette Kreise, dte die negierende Haltung in der Partei im Reichs, tage ablehnt. Abg. Struve (Dp.) bedauert die Benachteiligung der Handwerker durch die Belleidungsämter und fordert u. a. sür die Ingenieure den Rang des erste» Offiziers., Nach einer Erwiderung des Staatssekretärs schließt die Aussprache. Morgen 1 Uhr Wetterberatung und namentliche Abstim mung über die Hetzerzulage, außeroem Jnstizctat, Schluß 7'/- Uhr. Dn SMWntmrs siir WsMniW ist, so schreibt man uns aus Berlin, in der Kommission des Reichstags noch nicht über den ersten Paragraphen hinausgediehen. Dieser ist allerdings der wichtigste und von seinem Inhalt hängt die Gestaltung anderer Teile des Entwurfs ab. Man weiß, daß bei der ersten Lesung im Plenum, nach den Reden der Vertreter des Zentrums, der Nationalliberalen sowie eines Teils der Deutschen Reichspartei und der Freisinnigen die Meinung überwog, dass die Vorlage eine geeignete Basis zu einer Verstän digung bilde. Zn der Kommission wurde dagegen ein Zentrumsantrag angenommen, der gerade im Kern punkte der Frage eine große Aendernng vornimmt. Mäh rend nämlich die Vorlage die Stellung des Kaisers zum Reichslande und folglich auch die Stellung des Statt halters als des von» Kaiser zur Wahrnehmung der landes herrlichen Rechte widerruflich eingesetzten höchsten Be amten unberührt läßt, soll nach dein Zentrumsantrage Elsaß-Lothringer» ein vollständig selbständiger Bundes staat werden, an dessen Spitze ein vorn Bundesräte mit kaiserlicher Zustimmung auf Lebenszeit ernannter Statt halter steht. Eine solche Neuordnung mit ihrer Lockerung des. Verhältnisses des Kaisers zum Reichslande wäre lein' ruhiger Schritt vorlvärts, sondern ein gefährlicher Sprung. Darauf können die verbündeten Regierungen nicht eingehen. Bei den» Beschluß Haber: unzweifelhaft parteitakttsche Motive mitgewirkt, daS Zentrum wollte sich durch den Versuch, die weitestgehenden Wünsche der Elsaß-Lothringer zu erfüllen, die überwiegend katholische Bevölkerung der Reichslande gewinnen. Tie Frage kann aber nur nach dem obersten Reichsintercsse entschieden werden. Die Parteien, die an dem Beschlüsse teilgenom men; haben ihn als provisorisch bezeichnet, und es scheint, als ob es ihnen ioeniger auf die unannehmbare Umwandlung der Reichslande in einen selbständigen Bundesstaat als Vielmehr darauf ankommt, den Elsaß- Lothringern neben der Autonomie in ihren innerer^ Landesangekegenheiten die von ihnen so sehr gewünsch ten Stimmen im Bundesrate zu verschaffen. Man kann nicht in Mrede stellen, daß der Grund, warum Elsaß- Lothringen bisher nur eine beratende Stimme im Bundesrate hatte, und warum der Der- fassungsentwurf keine beschließenden Stimmen ent- „Jch wüßte nur einen, der ihn wirklich glühend haßte, dev Hainmllller; Poppert hatte ihn in der niederträchtigsten Weise betrogen, er wollte ihn von HauS und Hof vertreiben. Aber ich glaube nicht, daß dieser Mann die Lat begangen haben kann, er hatte bereits einen Prozeß gegen den Wucherer an» hängig gemacht, und von kompetenter Seite war ihm die be ruhigende Versicherung gegeben worden, daß er diesen Prozeß gewinnen müsse. Er würde auch nicht den Weg über die Maner genommen haben." „Sehen Sie denn noch immer nicht ein, daß dann auf Jhnen allein der Verdacht ruhen bleibt?" sagte der Richter in ein dringlicherem Tone. „Die Beweiskette schließt sich immer enger um Sie zusammen, ich behaupte schon jetzt, daß kein Glied mehr in ihr fehlt, und ich gebe Ihnen die Versicherung, diese Beweise werden den Geschworenen und den Richtern genügen, Sie schuldig zu sprechen." „Dann möge ihnen und mir Gott helfen, sie würden sich eines Justizmordes schuldig machen," erwiderte der alte Mann emst. Der Richter brach jetzt das Verhör ab, Norbert Klausner wurde bald darauf ins Gefängnis zurürkgeführt. „Was sagen Sie zu dem Angeklagten?" wandte der Richter sich jetzt zu Edgar, der in Nachdenken versunken war. „Aufrichtig gestanden hat er auf mich »richt der: Eindruck eines verstocktenBerbrechers gemacht. ES kann alles sich so ver halten, wie er es aussagt, dann war der Wucherer entweder nicht zu Hause, als Klausner das Pult erbrach, oder die Leiche lag bereits in dem Kabinett neben der Schreibstube. Sie liegt wohl »roch dort?" „Allerdings," bestätigte der Richter gedankenvoll. „Ich werde heute nachmittag nochmals hingehen, um nach dem Kassenbuchs zu suchen; wenn Sie mich beglenen wollen, können Sie sich dann an Ort und Stelle von dein Tatbestand überzeugen, viel leicht machen Sie eine Entdeckung, die »reiner Aufmerksamkeit entgangen ist. Ich muß gestehen, daß die Aussagen de» An geklagten über den junge» Bevering mich sehr ernst beschäftigen. Sie Haden sie gehört, was halten Sie davon?" „Daß sie immerhin der Beachtung wert sind. Der junge Be vering ist als Verschwender und Wüstling bekannt, «» würde mich nicht befremden, wenn sein Vater sich geweigert hätte, seine Schulden zu tilgen." 188,20