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Vez«-».Preit Morgen-Ausgabe 8. L»zeign»-Prei- Lr L«iv»tß «»» litoeorr» »ur- «vier« Träger »nk Sve»>re>ir« m« Hau» gebracht r ilstgad« t ,»ae Margen«) virrreljäbrUch 8 M. monatlich I lfi , Ausaaix I lmorgen» und abrndy eierttl. jährlich «.SV M.. monatlich I.tiv M. Durch dl« V,N ,» b«,ied«a: mal täglich) innerhalb Drullchlandd and »er »«ulichen Kolonien vierteljLdrlich b,2b M., monaUich l.7L M. auslchl Poft, brftellgelb, iüi Oesterreich V n 66 d, Ungarn 8 k oierteliädrlich Ferner IN Bel gien, Dinemarl. den Donauftaaten, Frank reich, Zialien, üuiemdurg Niederlande, Norwegen, Nuhland Schweden Schweig an» Lvanien. In allen übrigen Staaten nur bireki »urch bi» Erve». o Bl erhältlich. Äbonnement-Lnnadm«, Augukudplatz 8, de> unseren Drägern, Filialen, Spediteuren und Snnadmeftellen low>e Postämtern und Briefträgern. Di» «tngeln» Nummei loftei lU Di». Nebaktto» un» Arpeditiont Johan ni.gafte 8. Telephon Nr. i«t»L Nr. >4888, Nr. 14694. MpMtrTagMaü Handelszeitung. 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R.) * In Chabarowsk Mandschurei) wurde eine terroristi sche Verschwörung entdeckt. sS. Ausl.) Das wichtigste vorn Tage. * Maximilian Harden wurde gestern zu vier Mcna - ren Gefängnis verurteilt. Er hat die K v st e n beider Pro- zessezu tragen. lS. d. des. Art.) Das bittere Ende. Berlin, 3. Januar. sTelegramm.) Maximilian Harden wurde heute vom Landgericht wegen Beleidigung des Gra- , feu Kuno Moltke zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Er hat die Kosten des zweiten und anch des ersten Prozesses zu tragen. Maximilian Harden, dem Hochgemuten, dem auf seine politische Weisheit stolzen Feuilletonisten, hat dieser Strafkammerprozeß die ärgste Demütigung gebracht. Und zwar der Prozeß selbst, nicht sein Ausgang, der nur noch menschlich und suristisch, aber nicht mehr politisch inter essiert. Wenn man, alter philologischer Praxis folgend, bei diesem Prozeß von einer inneren Schuld des Helden sprechen will, so liegt sie in der Selbsttäuschung Hardens über seine Fädigkeiten. Harden möchte ein Politiker sein und ist doch nur ein Mann, der in der Form brillante Artikel um politische Dinge herum schreibt. Er ist kein Politiker und kann nie einer werden, aus dem Grunde, weil er Politik sich nur in Persönlichkeiten abspielen sieht. Weil die Personen, und sogar das Allerpersönlichste dieser Personen, ihm alles, die Sachen so gut wie nichts sind. Er hat in gewisser Beziehung recht. Unsere Berufspolitiker, wweit sie nicht zu den Feudalkonservativen gehören, verfallen fast alle in den anderen Fehler, das persönliche Moment zu unterschätzen. Und ganz gewitz ist hierin zu.n Teil die Ursache zu sehen, weshalb eS über liberale Ansätze bei unS nur lehr selten und sehr schwer heraus kommt. Aber Harden, der auch für den Nahmen einer simplen Partei, seinem eigenen Gefühl nach, zu universell ist, spricht mit einer Nichtachtung von der Materie und mit einer Wichtigkeit von den Personen, daß ihm jegliches objektive Maß der Dinge fehlt, daß er vor allem jeglichen Halt verlieren muß, wenn ihn seine psychologischen Mutmaßungen im Stiche lassen. Und nun haben sie ihn im Stiche gelassen, sein Eindruck von Eulenburg und Moltke war falsch. Harden sitzt in den Maschen seines falschen Systems. Mit dem Politiker Harden ist es aus. Er hat auf diesem Gebiete den Kredit verloren und wird das selbst am besten wissen. Voller schmerzlicher Entsagung, vielleicht im Gemisch mit dem ganzen leiden schaftlichen Ingrimm seines Temperaments, muß Harden dem Traum seines Lebens entsagen. Jahrzehnte der Arbeit, das unerhört geschickte und konsequente Wuchern mit dem Bismarckschen Pfunde, der glänzendste Attributivstil der Jahrhundertwende — alles vergeblich. Der schon greifbar nahe, ja schon berührte Siegerkranz der politischen Arena, den das dankbare Vaterland seinen Rettern zu reichen pflegt, ist unwieder bringlich verloren. Und der Feuilletonist Harden trauert einer Schimäre nach. Ist der Politiker Harden hiermit erledigt, so auch zum Teil sein Berk. Zwar ist noch nicht sicher, was aus der Angelegenheit des Fürsten Eulenburg wird. Man wird gut tun, mit dem Urteil zurückzu- halten, bis auch hierüber die Prozeßakten geschlossen sind. Aber den Fall Moltke wird man als abgetan zu betrachten haben. Schwere Irrtümer, 'chwerer in ihren Folgen als, wie gerechterweise zu konstatieren, in ihren Ursachen, haben einen Kavalier belastet. Harden har einen Fehler be gangen, als er den Worten der von krankhaften Trieben erfüllten ge schiedenen Frau geglaubt hat. Und cs entschuldigt ihn nicht, daß auch andere, sogar Mediziner vom Range Schweningers, ihr geglaubt haben. Zwar bestreitet er, und damit hat er recht, den Grafen Moltke grob sinnlicher Verstöße direkt beschuldigt zu haben. Aber seine Andeutungen über das Empfindungsleben ließen doch auch solche Gedanken zu, zumal sie in den ersten Artikeln nach dieser Richtung nicht scharf begrenzt waren. Das ist vielleicht daS, waS man Harden zum schwersten Vorwurf machen darf. Daß Harden später diese Unterlassung nachgeholt und seine Angriffe präzisiert hat, kann ihn nicht viel entlasten. Denn da war oas Unglück schon geschehen. Graf Moltke war inaktiviert, und die nach trägliche Umgrenzung konnte auch als Rückzug gedeutet werden. Vielleicht war eS keiner. Vielleicht hat Harden wirklich von Anfang an nicht mehr sagen wollen, als unmittelbar aus seinen Worten zu schließen war. Aber dann bleibt, daß er, der erfahrene Publizist, der Mann von Ruf, der journalistische Moralist, die Wirkung seiner Worte nicht be dacht oder trotz der sich ausdrängenden Bedenken nicht genauer gefaßt hat. Und da nun zudem dies schwer zu entschuldigende Verfahren «inen Unschuldigen ins Unglück gebracht hat, wird es doppelt stark verurteilt werden müssen. Daß Harden eS überhaupt über sich gewonnen hat, daS geschlechtliche Leben und Empfinden anderer an den Pranger zu stellen, ist die andere böse Seite seiner Angelegenheit. Auch wenn man zugeben kann, daß es einen nach HardenS Voraussetzungen löblichen, patrio tischen Zweck zu erfüllen galt, daß sozusagen Harden sich freiwillig durch Aufrühren des Schmutze- degradiert, also geopfert hat, um an das nach HardenS Ansicht anders nicht zu erreichende Ziel zu kommen, so wird da- Mittel dadurch noch nicht schöner. Und wenn nun sogar daS Opfer vergebens gebracht worden ist, wenn daS zu beseitigende Uebel zum Teil nur in der Hardenschen Phantasie existierte, so steht auch das Mittel nackt in seiner alten Häßlichkeit da. Ein warnendes Beispiel iLr alle Schriftsteller, die einen Namen zu verlieren haben. Trotzdem darf nicht bei der Bewertung der Hardenschen Schuld übersehen werden, daß in dem Geiste Harden- da- politische Ziel erhaben war, daß er Gutes und Großes gewollt, daß er im guten Glauben gehandelt hat. Selbst die Anklagebehörde hat ihm den nicht bestritten. Also braucht oder vielmehr darf es auch die Öffentlichkeit nicht. Ein ander Ding ist es um den politischen Einfluß EulenburgS. Sollte sich Bismarck, sollte sich Hohenlohe so geirrt hoben? Sollte der Gegensatz Bülow-Eulenburg gar nicht existieren, auch nicht existiert haben? Sollte es barer Zufall sein, daß jahrelang die Zeit der Lieben berger Kaiserbesuche als kritische Tage ersten Ranges galten, daß doch tatsächlich mehr als einer Ministerkarriere in Liebenberg das Ende bereitet wurde? Es ist schwer zu glauben. Und insofern mag immer hin die unleidliche Sache einiges Gute bewirkt haben. lieber das Hardensche Verhalten in den Prozessen ist schon so viel geschrieben worden, daß es nur ergänzend gestreift zu werden braucht. Anzunehmen ist, daß den sensitiven Harden nicht etwa Gefühlsroheit, son- dern das Temperament, die Grausamkeit des erregten Blutes zu seinem Bohren in den Wunden Moltkes getrieben hat. Und wenn er hart von dem zuerst nicht erschienenen kranken Fürsten Eulenburg gesprochen hat, so ist doch auch zu sagen, daß er im zweiten Akt des Dramas diese Sünde am eigenen siechen Leibe gebüßt hat. Das Benehmen des kranken Har den im zweiten Prozeß, der überhaupt nur der riesigen Energie des An geklagten, seiner seelischen Gewalt über den Körper, das Ende verdankt, hat wenigstens in dieser Beziehung manches gut gemacht. Ter Mann hat gezeigt, daß er nicht nur von anderen Schweres fordern, sondern selbst Schweres vollbringen kann. Nur eins wäre an seinem Verhalten im zweiten Prozeß auszusehen, daß er auch diesmal das Operieren mit dunklen Andeutungen über zurückgehaltenes Material nicht hat unter lassen können. Die Situation war wahrlich ernst genug, um manche Rücksichten, selbst galanter Natur crwa, zurnckzusetzen. Waren aber diese Rücksichten wirklich so schwer, daß sie das Benützen des Materials verhindern mußten, dann hätte Harden anch besser getan, ganz zu schweigen. Es soll hier noch gesprochen werden über einen Punkt, der bisher kaum beachtet worden ist, aber doch seine recht große Bedeutung hat. Wir meinen die Einbuße am Ruf, die dieser Ausgang des Prozesses der deutschen Presse zugefügt hat. Es wäre töricht, sich darüber täuschen zu wollen, daß diese Einbuße tatsächlich cingetreten ist. Zwar kann den gerichtlichen Behörde,, von M-abit das Kompliment gemocht werden, daß sie für ihr Teil von einer schönen Schätzung literarischer Ouali- täten erfüllt schienen. Aber es kann nicht ausbleiben, daß der journa listische Stand die große und weitverbrestete Mißstimmung über, baS von Harden cingeschlagene Verfahren nach diesem Urteil wird mitbüßen müsicn. Das ist bitter. Und auch Harden wird wohl an diese Er scheinung nur mit sehr unangenehmen Gefühlen zu denken vermögen, zumal er ja selbst als Geißelschwinger für Standesvergehen sich einen Ruf erworben hat. Eine Frage ganz für sich ist die: Wie stellt man sich zu dem Urtoil? Vier Monate Gefängnis! Als die Nachricht von diesem Strafmaß hier einlief, durchschauertc es wohl manchen, auch manchen Gegner Hardens. Dos Urteil ist überaus hart Es kann für den kran ken Mann zum Todesurtoil werden. Da es Harden sicherlich nicht um die Sensation zu tun war, da ihm selbst der Staatsanwalt die bona kickes nicht aberkennen mochte, trifft diele Strafe wie ein Schlag vor den Kopf. Und manche verflüchtigte Sympathie wird yl? Mitleid sich wieder ein stellen und dem Manne, der doch HobeL gewolli. ins Gefängnis folgen. Aber das Urteil bekümmert uns noch in anderer Beziehung. ES ist von deutschen Richtern beschlossen worden, und wir haben uns — wie sagte doch der Oberstaatsanwalt Jsenbiel? — der Majestät der Justiz zu beugen. Aber schon ein anderes deutsches Gericht hat in derselben Sache, wenn auch unter anderen Voraussetzungen, gesprochen — freigesprochcn, worauf der Oberstaatsanwalt, auf einem von ihm selbst als schwankend anerkannten gesetzlichen Boden süßend, ein neues Verfahren in der- selben Sache einleitete und durchführte. Auch hieran ist zu denken, wenn man das Urteil betrachtet, das vielleicht eines Tages als das Ergebnis eines anfechtbaren Verfahrens annulliert wird. Harden hat gesündigt. Aber die vier Monate Gefängnis waren ihm nicht zu gönnen. O Die Aufnahme deS Urteils in Berlin. Berlin, 3. Januar. (Privattelegramm.) Nachdem der Staatsanwalt eine Gefängnisstrafe von 4 Monaten beantragt hatte, wurden zwar derer immer weniger, die nur mit einer Geldstrafe gerechnet hatten. Aber immer noch nahm man fast allgemein an, daß die Freiheitsstrafe gelinder ausfallen werde, als jener Antrag wollte. Darum traute man seinen Ohren kaum, als die Urteilsvcr- kündung diese Erwartungen völlig enttäuschte und das Gericht genau nach dem Wunsche der Staatsanwaltschaft erkannte. Besonders überrascht war man auch, daß Harden die Kosten des ersten Prozesses tragen soll. Denn wie immer man über das plötzliche Eingreifen der Staatsanwalt schaft denken mag: daran ist doch kein Zweifel möglich, daß jener erste Prozeß ein selbständiges Ganzes gebildet hat und daß dieses Straf- kammervcrsahren keine Fortsetzung des ersten Prozesses gewesen ist. Di« Kosten werden sich sicherlich ans mehrere Zehntausend« belaufen. Wenn die erkannte Freiheitsstrafe zur Vollstreckung gelangen sollte, so läuft sie bei Hardens geschwächtem Gesundheitszustand in ihren Folgen käst anfein Todesurteil hinaus. Aber man glaubt vielfach, daß es nicht zu einer Vollstreckung dieser Strafe kommt. Es lausen sogar bestimmte Gerüchte nm, daß eine Aktion zugunsten HardenS vorbereitet ivcrdc. an der sich sogar der Oberstaatsanwalt und Graf Moltke beteiligen wollen. Man denkt an ein Gnadengesuch, wobei die Umwandluna der Gefängnisstrafe in eine Festungshaft mit einiger Sicherheit anzuncbmen wäre. Hardens letzte Rede leitete aewissermaßen zu diesem versöhn lichen Schluß über, denn iie war überaus maßvoll im Ton, und selbst sein Verteidiger Bernstein, der durch seine Schärfe gerade auch im letzten Prozeß dem Angeklagten sicher nicht genutzt hat, sprach trotz seiner un- uberwindlichen Neigung zu Rabulistil linder. Harden hörte daS Urteil mit zuiaminengeknisfeuen Livpen an — Graf Moltke wurde von seinen Freunden lebhaft beglückwünscht. Das letzte Dort in dieser ganzen Akkäre bedeuten die t Monate Gefängnis sicher sicht. Der Revifionsgründe gibt es mcbr als cmen vor allem das Eingreifen der Stnatsanwaln'cbaN nach dem ergangenen Urteil der ersten Instanz. Italiens bürgerlicher Ariegsininister. iVon unserem römischen D.-Korrespondenten.) Es handelt sich um ein Experiment. Und wie die Verhältnisse des italienischen Heeres unter dem bisherigen Regime tatsächlich waren, kann man sich gut und gern aller Unruhe ob des Experiments enthalten und abwarten, wie es gelingt. Die Generäle, die in jüngster Zeit Ita liens Kriegsminister gewesen sind, haben nicht zu Verbindern vermoch!, daß die Disziplin im Heere in die Brüche ging, daß das Offizierkorps an einer sogenannten „moralischen Frage" leidet, daß der Kontakt der verschiedenen Aommandostellcn vielfach versagt und sich hier und dort sogar in ein gegensätzliches Verhältnis gewandelt hat, daß die Be schaffung neuen Ärtilleriematerials sich nach vieljährigen Erwägungen und Entschließungen noch immer nicht über das Problematische erhoben hat, daß die Fonds für das Heerwesen unzweckmäßig unv unordentlich verwirtschaftet worden sind, daß das Vertrauen des italienischen Volkes zu seinem Heere und dessen Ansehen im Auslande sich in hohem Grade verflüchtigt bat. Der letzte Kriegsminister im besonderen, General Viganö, machte nicht nur im Parlament einen in nahezu jeder Hinsich: ungünstigen Eindruck, sondern brachte sich durch widertpruchsvollc und nicht londerlich militärischen Geist atmende Erklärungen und Maß nahmen, um den politischen und persönlichen Kredit. Unter solchen Umständen und in Anbetracht des Vorhandenseins einer Parlamentärs 'chen, zumeist aus Bürgerlichen zusammengesetzten Untersuchung« lommission, die das ganze Heerwesen kontrolliert und mit Reformen uno Direktiven versehen soll, kann ein bürgerlicher Kriegsminisier wahrlich nicht viel verderben. Im Gegenteil, do es aus eine unpartei liche und unbefangen sachliche Entscheidung zwischen einander wider streitenden militärischen Faktoren und über von Militärs verfahren. Verhältnisse sehr bald ankommen wird, und da der berufene Senator Casana ein national und gemäßigt liberaler Mann von großer, in de-. Leitung delikater und komplizierter Jndustrieunternehmungen er- worbencr Lebenserfahrung ist, kann er «ehr wohl besseres leisten, als ein Militär, der selbst beim besten Willen sich oder seinen im Range gleichgestellten Kollegen nicht das Urteil wird sprechen mögen und der sich vielleicht auch trotz oder gerade wegen seiner solide fundierten tectz gischen Kompetenz von einer gewissen Einseitigkeit nicht befreien kann. Freilich — es ist dies eine Argumentation nicht für alle Welt, fondern für die italienische. Der neue Minister Casana wird als Unterslaatssekretär einen General haben, und aus dem Kriegsministerium werden die Ressort offiziere nicht verschwinden. Ta in den übrigen Ministerien auch der Unterslaatssekretär eine sogenannte politische Persönlichkeit und von spezifischer Kompetenz durchaus unbeschwert ist, so hat das Kriegs ministerium also noch immer etwas voraus. Ferner darf man erwarten, daß der nme Minister da- System der Kompetenzen lo modifizieren wird, daß ihm die Verwaltung der Fonds und die parlamentarisch-poli- tische Vertretung des Heerwesens verbleiben, während alles übrige Militärs Vorbehalten wird. Ich habe Grund zu der Annahme, daß die erste Arbeit des neuen Ministers eben die neue Organisation der Vcr- waltungs- und Kommandostellen sein wird, und daß die Verwirklichung dieser neuen Organisation unter Benutzung der inzwischen gegebener Ermittlungen der Heeresuntersuchungskommission sich vollziehe^ wird gelegentlich des Rücktritts des derzeitigen Generalstabschefs Saletta, der im April die Altersgrenze erreicht. Alles in allem, scheint mir die Bedeutung des in Rede stehenden Ereignisses rcalpolitisch nicht groß. Diesen Eindruck würde ich auch behalten, wenn im Marineministerium, falls der Admral Mirabello sich durch seine ungünstige Gesundheit zum Rücktritt bewogen finden sollte, ein analoger Vorgang wie im Kriegsministerium sich vollzöge. Tenn die Leute, die hier die Politik machen, und das Milieu, in und mit dem sie gemacht wird, sind nicht für Wagestücke und nicht für Prin zipien: hier politisiert man „von Fall zu Fall". Man darf sich durch das Plötzliche der Neuerung nicht.irritieren lassen. Tie Sache lag ein fach so, daß im nächsten Februar oder März mit dem Bericht der Unter suchungskommission über das Artilleriemarerial und im besonderen die Kruppschen Kanonen der Moment eingetreten wäre, wo der Minister präsident Giolitti den sündcnreicben Kriegsminister Vigano seinem Schicksal preisgegeben hätte, und daß Herr Vigano die heutige Ge legenheit zur Promotion auf ein Korpskommando um so lieber wahr zunehmen Vorzug, als er sonst binnen Monaten infolge Erreichung der Altersgrenze sein Käppi mit dem weichen Hute hätte vertauschen müssen. Ta nun die Zahl der Generäle, aus denen ein notdürftiger Kriegs minister zu machen war, schon vor Vigano erschöpft war, so blieb jetzt gar nichts anderes übrig, als einen bürgerlichen Politiker zum Kriegs- Minister zu machen. Tic ideale und generöse Drapierung, in der unter Bezug aus die interessierte „Tribuna durch das offiziöse Telegraphen- bnreau das Geschehnis der Welt mitgeteilt wurde, ist eben nichts als — Drapierung zur Verdeckung der sehr banalen Wirklichkeit. Deutscher Reich. Leipzig, 4. Januar. * Tie Antwort der Bischöfe. Wie erinnerlich, hielten die deutschen Bischöfe am 10. und 11. Dezember eine Konferenz in Köln ab, bei ter, wie eS hieß, über die Enzyklika des Papstes gegen den Modernismus verhandelt wurde. Es verlautete dann entgegen verschiedenen Zentrums berichten, die Bischöfe, namentlich Fürstbitchos Kopp, batten große Be denken gegen die Enzyklika geäußert. Jetzt ist die „Germania" in der Lage, die auf jener Konferenz an den Papst beschlossene Antwort zu veröffentlichen. Sie zeigt, daß sich die Bischöfe der Enchklika durchaus unterworsen haben. Aus ihrer Antwort seien folgende Sätze angeführt: Es war fürwahr ein schwieriges Werl, ober für die Zeitbedürfniss« sehr nütz lich, ja sogar notwendig, die vielfachen und vielgestaltigen Irrtümer der Modernisten, die teils osten wuckiern, teils im verborgenen schleicben, mit dem Licbt der natürlichen Wissenschaft sowobl wie der übernatürlichen aufzudcckeu und klar zu unterscheiden, ibre Ursachen und Wurzeln zu erforschen und genau zu untersuchen, ihre unbeilvollen und verderblichen Wirkungen zu kennzeichnen und endlich die Heilmittel zur Rettung der Bölker zu finden und an- zugeben. Deshalb sei Gott Lob ur - Preis und gebübrt Dir unver gänglicher Dank: seitdem Dn nämlich mit ebensoviel Autorität wie Freimut gesprochen daß, erleuchtete die christliche Wadrbeit die Welt wie ein strahlendes richt des Heils, sehr wirkiam zur Berscheuchung der Finsternis oder der Irrtümer. Um ein so großes Uebel zu hemmen, hast Tn durch die gewaltige Wucht Deiner Worte alle Bischöfe ter Welt zur Mildilie nui- gerufen. Und jetzt siehst Du un- vor Dir, wie wir aufrichtig bereit sind. Deine Befehle und Mahnungen auszufüdren und mit allen unseren Kräften und mit allem Eifer und oller Anspannung unstres Geiste» mit Dir mitzuarbeiten, damit das Unkraut der Irr tümer, welches der Feind in den Acker des Herrn geiäet hat, mit der Wurzel au-gerissen und vernichtet werde. AlS tzelterin möge uns die heilige und unbefleckte Jungfrau Maria beislevrn und sich mit ihrer mSLtinen Fürsprache bei ihrem göttlichen Sohne für nn- verwenden. Inzwischen bitten wir, zu Füßen Deiner Heiligkeit hmgeworsrn. Dich inständigst, un« und den nuierer Sorge anvertrauien Herden den Apostolischen Segen erteilen zu wollen. Es war also wieder einmal ein Irrtum, wenn man deutschen Bischöfen die Selbständigkeit zugekrant batte, vom Standpunkte deutscher Bildung au« dcnl päpstlichen Kampjrnf gegen den Modernismus, wenn anch nur in bescheidener Form, zu widersprechen. Sie wrrden nnver»