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Ein versunkenes Neuyork Spanischer Brief von Karl Alb!» Bol, aeck. ^Nachdruck verboten.) Cadix, im Oktober 1823. Spaniens Bergbau ist eine der ältesten und ehrwürdigsten Industrien Europas. Aus den unerschöpflichen Gruben dieses Landes holten sich nacheinander alle bedeutenden Völker des Al tertums ihre Erze, um sie zu den damals wichtigsten Metallen, dem Silber. Zinn und Blei zu verarbeiten. Schon im 2. Jahr tausend v. Ehr. hatten sich kr? tische Seefahrer des Mctall- rcichtumS wegen soweit nach Westen vorgewagt, später waren ihnen die Phönizier gefolgt, und die Kühnheit ihrer See fahrer nnd die List und Gewandtheit ihrer Kanflente versorgten die ganze Kulturwclt des ersten Jahrtausends v. Ehr. von Baby, lon bis MeinphiS und Athen mit allen Nutz- und Wertmetallen. Jenseits der «Säulen des Herkules", an der Mündung des Guadalquivir, lag daS Neuyork der alten Welt, lag Tar- s ch i s ch oder TartessoS, wie die Grieche» es nannten, ein anderes Tyrns, ein? Welthandclszentrale, der Umschlaghafen für die Güter, die vom Norden aus dem Biseat>a-Golf und von den englischen Inseln kamen, und der Vcrladeplatz der Metalle, die aus dem Erzreichtum der Sierra Morena gewonnen wurden. Hierher wurde vom Norden das Zinn gebracht und durch Ver schmelzen mit dem einheimischen Kupfer die Bronze gewon nen, die dann, zu Schwertern, Dolchen und Gefäßen verarbeitet, durch die phönikischen Kausleute über ganz Europa bis zu den Barbaren, über Asien und Nord-Asrika verbreitet wurde. Der Reichtum der Stadt Tarschisch war im Altertum sprichwörtlich. Hierher verlegte man die Gärten der He- spenden, und hinter den Säulxn des Herkules, glaubte man, läge Elvsinm. Man erzählte von ihren Einwohnern, daß ihre Ge fäße von Silber seien, und daß die Tyrier die bleiernen Anker ibrcr Schiffe mit silbernen vertauschten, um mehr von der köst lichen Ladung mitnehmen zu können. Hicher fuhren also die Schiffe der Phönikier, nnd hicher versuchten auch, nachdem Thrus' Macht gebrochen war, einige Griechenstämme, vor allem die Phokäer, vorzudringen. Im beharrlichen Wagemut zogen sie an den Nordknsten des Miltel- mecrcS entlang und gründeten an allen günstigen Punkten zur Sicherung des Verkehrsweges Kolonien. Nur die wichtigsten s?icn genannt, daS mächtige Massalia (heute Marseille), das gleich zeitig der Haupthafen für den Reichtum dcS fruchtbaren Rhone- taleS und ganz Gallien wurde, und Mainake in der Nähe von Malaga, der Hafen für die Produkte der Sierra Nevada. Auf diesem Wege gelangten auch die Griechen an den Säulen deS Herkules vorbei zum alten allmächtigen Tarschisch, und wiederum schien die Belieferung des Ostens mit den so nötigen Metallen gesichert. Da wurde diese Lage plötzlich durch das neue politische Zentrum des Mittelmecrs, durch Karthago, gänzlich verändert. Diese mächtige afrikanische Kolonie der Phönikier wollte auch die europäischen Handelsbeziehungen des Mutterlandes erben nnd ihrerseits durch Beherrschung Spaniens der Metallversorger deS östlichen Kulturgcbietcs werden. Um die Handelsbeziehungen der Griechen zu unterbinden, sperrte es die Straße von Gibraltar für den Verkehr. Aber das nützte wenig, denn nun baute mau von Mainake bis Tarschisch eine Kunststraße, auf der die Metalle und sonstigen Waren bis zum Mitwlmeerhafen Mainake trans portiert wurden, um erst dort verschifft zu werden. Da griffen die Karthager zum letzten Mittel, um ihren Willen durchzusctzen, und zerstörten kurzerhand die beiden mächtigen Handels zentren Mainake und Tarschisch. Damit war Tar- schischS Macht und Größe für immer vernichtet. Schon den Rö mern war es zu einem sagenhaften Begriff geworden, und heute weiß man nicht mehr, wo eS in den weiten und öden Sümpfen de? Guadalquivir-Deltas lag. Memphis und Troja, Babnlon und Ninive hat man wieder gefunden, aber die älteste Kulturstätte Europas, wenn nicht gar das Zentrum der ältesten bekannten Kultur der Welt, ist völlig verschwunden, und kein Stein gibt wehmütige Kunde von verfallener Größe. Für diese zerstörten Handelszentren gründeten die Karthager eigene Häfen, deren wichtigster Gades wurde, das noch heute, nach zweimaliger Blüte, ein bescheidenes Dasein führt, als Spa niens Ozeanhafen Cadix. Erst als sie derart das Kalifornien der Antike fest in den Händen hatten, und die unerschöpflichen Silbcrquellcn der Sierra Morena in ihre Staatskasse flössen, wurden die Kar thager zum überragenden Welwo'k, und die Römer wußten nur zu gut, daß sie die Kriege mit Karthago gewonnen hatten, als sie Spanien beherrschten. Hier in den Höhen und eisbcdcckten Bcrgzügxn der Sierra Morena und Sierra Nevada lag der Schlüssel zur Weltherrschaft, und wer über Splizi-raana durch Buenos Aires Argentinischer Brief von Heinz Erich Platte. Buenos Aires, im Oktober 1623. Wer dem längst gewohnten Milieu von Not und Fatalismus äm Herzen Europas entflieht und nach langer Ozeanreise in Buenos Aires landet, ahnt erschüttert die Größe des Verzichts, den ein unabwendbares Schicksal von ihn, gefordert und den er schweigend Jahre hindurch geleistet hat. Während in Deutschland die tägliche Sorge um das Notwendigste die Energien verbraucht, zuckt es hier frisch und lebendig in genialen Köpfen: Ungeschwächte Kraft, die nach Betätigung trachtet, findiger Geist, dessen im posante Flüge bisher kaum ein Schatten wirtschaftlicher und son stiger Nöte bemmte. Der Ankömmling aber erkennt rasch die Triebkraft der großen Geste, mit der mau hi?r in graziöser Arr LaS Leben meistert. Es ist die Geste der Verschwendung. Dies Leben, voll von Svmptomcn großen Reichtums, gesunder Wirtschaftsorganisation, zeigt den wohlbekannten Rhythmus des vorkriegsz?itlichen Eu ropa. Die im sorgenzerquälten Hirn des Deutschen fast schon erloschene Erinnerung an jene glückliche Epoche lebt wieder auf, wenn er unter dem lachenden Himmel Südamerikas die Krank heit des Gemüts mit — kulinarischen Genüssen behandelt. Solche Dings sind Anregungsmittel von erprobter Wirkung, Stimulanticn für Tatkraft, Lebensfreude und Phantasie. Denn es ist ein Unterschied, ob ich bei unendlich großen Beefsteaks und liebevoll komponierten Mayonnaisen mich auf den fröhlichen Kampf nms Dasein vorbereite, oder ob eine ständige banale Nah- runassorge und der ermüdende Anblick von Butterpolonaisen meine geistige und körperliche Widerstandskraft erschüttern. Wenn in Deutschland aus unzufriedenen Gesichtern die Gesamtphysiog- nomis der Masse als Symbol gemeinsamer Not hervortritt, hier spricht aus dem gleichen Bilde Zufriedenheit und unbedingtes Einverständnis mit dem Leben. Denn der Argentiner kennt kein? Sorge ümS tägliche Brot — im wörtlichen Sinne. Ihn beschäftigt höchstens die Frage: «Wo werde ich essen?", während man sich in Deutschland bekümmert frägt: «Was werde ich essen?" In jenen exklusiven Restaurants a la Hillcr und Kem- pinSki, Berlin, wo die elegante Welt der argentinischen Metro- pole die Bedürfnisse des Gaumens befriedigt, wird mit Sorgfalt (aber schon sehr mit Sorgfalt) serviert, das heißt, mit all den 1lb?rslüssigen Raffinessen, die später — einschließlich der Tafel musik — in der hohen Rechnung sehr sinnfällig zum Ausdruck Dommen. Der Küchenchef beherrscht sein Metier, was auch nötig das Silber, Zinn und Blei dieser Landschaften verfügte, konnte sich uneingeschränkt de» größten kriegerischen nnd politischen Nu- teruehmuugen widmen. In Spanien wurde daS Imperium Ro- manum geboren, so wie daS Weltreich Karls 6. sich durch daS Gold Amerikas entwickelte. In be!d?n Fällen lag aber auch in der Ursache der Größe der Kein: des Niederganges: der mühelos erworbene Reichtum erweichte die militärische Straffheit und Selbstzucht dcS römischen Bürgers wie des Spaniers unter Phi lipp 2., und so hat das Gold und Silber ihrer Kolonien mindestens oviel Anteil am politischen und kulturellen Niedergang der M»t- erländ?r, wie der ungestüme Drang zum Süden der nordischen Barbaren oder die Bravour der holländischen und englischen Kriegsflotte». Ein tragischer Parallelismus! Im Schatten der Palmen*) Kannibalismus Bon Jos. Fräßlo Im Schatten einer jungen Palme wische ich mir die Schweiß« bächlein von Sinn und Augen nnd raste ein wenig bei der Feldarbeit, dte so schwer ist unter der glühenden Aeqnatorsoniie. Da kam ^cin etwa siebenjähriges schlankes Büblein heran- acstürzt, mit Schweiß und Kot ganz überdeckt, und seine Haut blutete aus vielen Nisse», den Spuren von Dornen und Ge strüpp des Urwaldes. Sein ganzer Leib bebte und zitterte, sciiiö Brust hob und senkte sich nnd rang »ach Atem, während seine, ausgestrcckic» .Hände, seine tränenvollen Augen und seine schluchzen den Worte mich anslehlen: „Herr, rette mich, schütze, schütze mich!" Da lag er hingestreckt auf dem grasbcdeckteu Boden »nd schaute zu mir aus und mit erstickter Stimme wiederholte Nun stnll üic lvinac Icbcnaist Nun sma Nie wlnlle ledcnlNst, vie Lonne liliiul uml matt. .. vorüber an meinem fenster SegeN ein herbstlich Matt, vem lieh Natur rerstörenä Launischer 6naüe Schein, Irinstnkenst frei ru flattern, Ninwelkeml dum ru sein. an» krlch danieden. er die Bitte: „Nette mich, Herr!" und dann seufzte er vor sich hin: „Kilibo, mein Bruder, mein Bruder!" ES war mir klar, das arme Wesen war der äußerste» Lebens gefahr entronnen. „Armes Kind, was ist dir passiert? Haben sie dich toten wolle»?" „In, Herr, sic kommen, und ich kann nicht mehr lausen." „Hab keine Angst, Kind; dich soll kein Verfolger mehr erreichen. Ans diesem Boden bin ich Herr! Sleh auf^ komm in die Veranda, daß ich deine Wunde reinige" Mit beiden Händen hob ich ihn ans uno führte ihn unter bas schattenspcndeiide Vordach meiner .Hütte, piisf mei en Vnrscbcn herbei, daß er Wasser und den Arzneikasten bringe uno mir be hilflich sti. .... Das Ncgerleiii war seiner Tätowierung nach einem fremden Stamme angehörig und erzählte mir ein entsetzliches Ereignis. „Höre, Weißer, meine und meines Bruders Geschichte: Wir waren zusammen ausgegangeu, unsre Nahrung zu suche». In einem Waldbache singen wir Krabben. Ta stürzten plötzlich acht Vasokomänner aus dem Walde, packten »ns, banden »ns mit Lianen die Hände auf oen Ruck.», schleppten uns oen Bach hinunter bis an daS große Wasser des Lnkalaba. Tort warfen sie uns in ihren Einbaum und führten an- mit sich über das weite Wasser, den Strom hinauf, hinauf bis an den Bach, der uns sagt: „Hier fangen dle Jagdwälder des Basokodorscs Jnmo- tonga an." Hier verließen sie mit uns den Lnkalaba und ruderte» deu Waldbnch hinauf, weit, weit in den Wald hinein. Daun legten sie deu Kahn au, zogen ihn aufs Land, ergriffe» mich nnd meinen Bruder und zogen uns noch weiter in den dichten, dunklen *) Vorstehende Erzählung ist dem »eu erschienen?» Buch „Meiner Nrwaldncgcr Denken und Handeln" von Josef Frcißle S. I. entnommen. Es ist »ist 17 Bildern inrsehen und umfaßt 234 S. Verlag Hcrd-r, Freiburg i Br. Geb. G. 1,40 (3,80). Das Buch ist äußerst interessant und lehrreich geschrieben, llnscren Leser» müssen wir cs ans das wärmst? empfehlen. ist, denn die Gäste sind hier international, Feinschmecker and aller Herren Länder, d>e durch cmpsindungsreiche Zusammen- stcllnng dcS Menüs nach der reichhaltigen Speisekarte ihre sach verständige Auffassung in Dingen d?s ,,guten Geschmacks" bekun den. Bei »ns dabei», ist man froh, wenn a»t die dünne Mittags- snvpe irgendein Gericht folgt, das i» der Haiivtsachc ans Kar toffeln besteht; bier üb-rlcgt man vor einem Diner z» sechs Gän gen, ob man sich nir Hiimmermayo„na-'e, russischen Kaviar oder Froschschenkel n.ch Pariser Art als Vorsneise entscheiden soll. Auch in den bürgerlichen Gastbansern, wo die Einnabme der Mahlzeit nickst ein n Kosteuauswnnd von sechs bis acht PesoS ver langt, lebt man nvpig. wobei die Rechnung adcr immerhin noch zwei bis drei Pesos erreicht. An dem kulinarischen Reichtum kan» naiüelich nicht jeder i» dem schon beschriebenen weiten Rabme» teiinelmen. Denn eS gibt eine Menge von Leuten, die bei der Jagd nach dem Peso nur die Treiber spiele», das heißt, sich als kleine Angestellte mit einem Monatsgehalt von 120 bis 1ö0 Pesos einrichtcn müssen. Diese jungen Leute in der thpischen abgerissenen Eleganz des Dnrchschnittsargcntiniers trifft man häufig i» den zahlreichen Frühstücksstuben, den sogenannten „Lechcrias"; hier sicht man den heiteren Kontrast, wie schwarzhaarige blasse Dandvs in Lackschuhen nnd Seidenstrümpfen an schlichten kleinen Tischchen für wenige Centavos ihre Suvpe löffeln, um dann mit einem tüchtigen „Puchcro" (gekochtes Rindfleisch) und dein unvermeidlichen schwär, zen Kaffee die kaum begonnene Mahlzeit zu beschließen. ES soll auch Leute, besonders Einwanderer, geben, die die Ernäh- ruugSfrage auf billige und einfache Weise dadurch lösen, daß sie bauvtsächlich von Südfrüchten und Erdnüssen leben und diese Nahrung in den Lechcrias durch Milch und Weißbrot, das in Argentinien im Ueberfluß zu haben ist, ergänzen. Besonders in der Call? Carlos Pelegrini locken hinter blit zenden Schaufenstern unendlich viele appetitanregende Sichen, nach denen mehr -der Deutsche, mit seinem knurrenden Magen Sehnsucht empfindet, als der Einheimische. Die Papstfahrt durch Schwaben*) Sage und Dichtung sind zwei Zweige, die nahe beieinander am Baume der Geschichte wachsen und alle drei erscheinen ein« in Peter Dörflers neuer Dickitung: ein feingliederigeS, durch dachtes, färben, und rankenumspieltcS Kunstwerk. Da fess?lt der *) Peter Dörfler, Die Papstfahrt durch Schwaben. Erzäh lung. Verlag Josef Kösel "nd Friedrich Pustet. K.-G.. München, NerlaaSabteittma Kemptei» Wald hinein. Dann banden sie mich an einen Baum und meinen Bruder an einen andern. Nicht weit davon säuberten sie mit ihren Messern einen Platz im Walde, brachten ihre Töpfe »nd das Feuer aus dem Kahn, sammelten Holz und holten Wasser herbei. Als das Feuer große Flammen schlug, stellten sie die Töpfe auf das Feuer. Dan» kamen sie alle zu uns und besahen uns. Sie stritten sich vor uns, wen von beiden sie losbinden wollten. „Diesen", sagten sie endlich, „nehmen wir zuerst; er übertrisst seinen Bruder an Fett." Sie banden meinen Kitibo los und schleppten ihn zur Feuerstätte. Wir weinten und schrien beide; mein Bruder sträubte sich ans allen Kräften. Aber was will ein Kind gegen große Männer, und' der Wald hat keine Ohren für eines Kindes Stimme. Herr, sie warfen menen Bruder ans deu Boden, ich Hab es gesehen nnd habe geschnen, und alle acht kauerten um ihn und hielten ihn an Händen und Füßen, und sie schnitten ihm die Kehle ab. Stöhnen hörte ich »lernen Kitibo, meinen lieben Bruder, stöhnen, wie eine sterbeiwe Anti lope stöhnt, immer langsamer und schwächer, dann war er tot. Mein Bruder war tot. Meine Seele brach vor Scknnerz! Cie haben rhn zerschnitten und sein Fleisch in ihre Töpfe gelegt. „Dur essen wir hier", haben sie gesagt, „den andern räuchern wir nachher". »Ich zitterte vor Angst, und die Angst gab mir Kraft und lehrte mich, den Weg der Befreiung zn finden. Ich reckte mich und dehnte mich und drehte mich, bis die Liane sich lockerte und mein Mund sie erreichen konnte. Ich biß nnd biß und — biß sie durch. Ein Ring fiel, und der zweite ward locker. Ich biß wieder: meine Brust ward scei. Ich neigte mich und biß — die Liane siel zu meinen Füßen. Ich reckte nun drehte die Hände, die Liane ward länger und locker, sie siel, und ich löste die Bande a» meinen Füße». Sie tzaben es nicht bemerkt; denn ihre Seele war ganz bei ihrer schlechten Arbeit. Leise, leise schlich ich fort inS Dickicht hinein, lei'e, leise fort, und schnell wie eine Antjlope lies ich durch den Waw über die Wurzeln und durch dte Aeste, durch die Bäche uno über die «Sümpfe, fort, fort gegen Osten. Ich war schon weit gelaufen, als ich die Stimme jener wilden Menschen bellen hörbe: „Er ist »»5 entlaufen, lauft ihm nach!" Das Rufen ihrer Stimmer sagt mir: sie suchen dich; sie kommen dir nach; sie lausen schnell! Doch der Körper des Kindes ist klein nnd dringt durch den Wald; den großen Mann halten die Aeste der Bäume aus. Das Kind ist leicht, und der Sumpf trägt seine Last; der schwere Mann aber sinkt ttcs ei». Sie haben mich nicht erreicht. Ich tnm ans Ende des Waldes dort drüben. Ich hörte die Stimmen deiner Kinder; ich sah dich mit ihnen gut sein, uno meine Seele sagte mir: „Dieser Herr liebt die Kinder; zn ihm gehe ich." Ich lief zu dir. Jetzt bin ich hier." — Ter Neger ist Fatalist; seine Tränen versiegen schnell. Kitibo mußte gefressen werden; er ist also gefressen worden. Daran war nichts zu ändern. Mongwana fand sich bald <n der Mission zn Hause. „Mich hat Gott gewollt und mich in sein Dorf geführt", sagte er oft, Ein neuer Robinson Telegramme ans dem im arktischen Nordwesten dcS ameri. klinischen Kontinents gelegene» Alaska berichten, daß ans einer weltfern cntl?geneii Insel in ziemticher Entfernung von der süd lichen Küste Alaskas ein neuer Robinson Erusoe entdeckt wurde. Der Unterschied zwischen dem modernen Robinson Erusoe und dem De Foescben Original besteht darin, daß der jüngste Erusoe der Meinung ist, es sei auch für einen Erusoe nicht gut, daß ?r allein sei, und daß er demgemäß eine Frau Crnso- bei sich hat. und daß auch in bezug ans seinen dienstbaren Geist «Frei tag" im modernen Falle ei» wesentlicher Unterschied obwaltet. Das neue Ehepaar Crusoe besteht aus einem Schullehrer ans Boston nnd seiner Gattin, die aus eine noch nicht genau aufge klärte Weise auf das ferne Polarciland schon vor mehreren Jah ren verschlagen wurden, daselbst eine regelrechte Farm vo» Blau füchsen einrichtelen und ans diese Weise ihr Leben friste». Wie es scheint, war die arktische Insel schon vorher einmal bewohnt gewesen. Wenigsten?- fanden die beiden Crusoes-, als sie ans der men schenleeren Insel landeten, zu ihrer nicht geringen lleberraschnng daselbst ein altcS, in guter Gesundheit stehendes Pferd, einen Rappen, den offenbar die früheren Bewohner der Insel, um die Schwierigkeiten des Rücktransportes des Picrdcs zn ersparen, seinem Schicksal auf der Insel überlassen hatten. Nachträglich wurde festgestellt, daß das Pferd, das die Neuankömmliiige stil- gemäß „Freitag" benannten, bereits seit drei Jahren mutter seelenallein am der Insel verbracht hatte. Während des Som mers konnte sich das Pferd durch die reichliche Vegetation von Klee, wilden Erbsen und andere» Pflanzen bequem sorlbringen, Inhalt, »nd da entzückt noch mehr die Form. Mit überlegen-em Kunstverstand ist das »Sachliche: Pins VI. Fahrt von Ang-' :rg durch Schwaben nach Füssen nnd zum Süden romwäris — ge formt und gestaltet- Sagenlogik, derbe Allgäuer Banernlogik »nd Städterlogik durchdringcn sich und schassen eine raiiona'-.i: rati!'- nale Atnwsphäre absoluter Eigengesetzlichkeit, llnd nur so kommt jene köstliche W?lt von Geschichte und Tage, Scbnnen und Den ken, Schildern und Handel», dnrchwürzt von, herben Dnit der Allgäuer Scholle und nmrankt vo» zierlichen Rokokoicb,nutteln zu stande. Ilm eine selisam-heilig-uiiheilige Dreifaltigkeit grnvviert der Dichter das Geschehen: die starke, markige Gestalt Kisvur Bonenbergcr im Mittelpunkt und neden ihm d,e seinglienrige Stndenteiifigur des BalthcS nnd das geisterhaft anmutende Schncidcrlcin. Kaspar, der richtige Allgäuer Onertovi. v-sinn lich, zart, eine Figur, in der sich Nationalismus, A iiklärer i tiefe Religiosität und wnrzelhafteS, echte? Banernln», zu lebe,,- digstec Einheit zusammcnschließen. Eigensinnig vebarrt er, der Papft muß kommen wie Petrus, ohne Pracht, ohne .Herrlicki'eit und weltlichen Prunk, und er ist berufen, ihn um seines äußer » Glanzes willen zur Rede zn stellen. Und ganz mählich zerbrich! in ihm der Trotz sci»?S ProphetenInmS unter der telr-mpe» Sehnsucht nach der Einfalt seiner Berge und ihrem Reich!»,», heraus aus städtischem Prunk, der »iir arm macht; so sli bt er vor des Papstes Zug aus Augsburg weg. Balthes, ei» StiGen- tenbild voll Romantik und Zauber, weitab von aller abgegriffe nen Typisierung, gezeichnet mit aller liebevollen Bosheit »m al ler Innigkeit. Als ein anmutig zierliches Ornament umschling, seine Liebe zu seiner Philomcle die ganze Geschichte. Endlich der Schneider, der Erlösung sucht von der Trud. die ihm am Le ben zehrt und von der nur der Heilige Vater ihn befreien kann, die absolute Verkörperung alles im Volk? lebenden Gcspcnstcr- sinns. Und nicht zu vergessen als eigentlicher Held der ganzen Dichtung: die Schwdbenerde. Die lebt und webt darin in allen Farben und Formen und mit ihr der Stamm, der sie bewohnt. Dörfler ist ein Vergöttere! seines Stammes; i» imm?r neuer Figuren und Bildern fängt und bändigt er die Fülle seiner Er scheinung und seiner Kräfte. Alle? Geschehen, alles Gestalte» und Formen und aller Reichtum aber wächst i»S Monumentale in dem beispiellos kühn geschauten Hexengericht auf dem Lcch- feld. Hier ermißt man am tiefsten da? künstlerische Problem der ganzen Dichtung und die Qualität der Lösung: die restlose Vergegenwärtigung und Bergegenständlichung vo» Geschichte und Sage. Der Verlag hat der Dichtung ein durchaus adäqnates äußereS Gewand gegeben. Hübsche, dem Inhalt und seinem Geist nachempfundene Randleisten eröffn?» die Abschnitte und ein stil-, gerechter Einband umschließt daS Ganze,