Adam-Ries-Museum Annaberg-Buchholz
Das dem Rechenmeister Adam Ries (1492-1559) gewidmete Museum befindet sich in dessen ehemaligem Wohnhaus nahe dem Markt der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz. Der Besucher taucht ein in den Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit, in das Zeitalter der Renaissance, der Entstehung eines neuen Weltbildes, in eine Zeit, in der Rechenmeister dank des aufkommenden Geldhandels zu einer wesentlichen Stütze von Wirtschaft und Volksbildung wurden und in der Mathematik selbst die Künste in punkto Perspektive und Proportion befruchtete. Würdigung finden neben dem Rechenmeister ebenso der sächsische Bergbeamte und der "wiederentdeckte" Cossist (Algebraiker). Das 1984 eröffnete Museum befindet sich seit 1999 in Trägerschaft des 1991 gegründeten Adam-Ries-Bundes e. V. 2008 wurde es mit einer umgestalteten Dauerausstellung, der „Schatzkammer der Rechenkunst“, neu eröffnet. Dort ist neben seinen 3 Rechenbüchern – allein das zweite Rechenbuch erlebte mehr als 110 Auflagen und diente nahezu 200 Jahre als Lehrbuch – und der Brotordnung auch seine algebraische Handschrift, die Coß, zu bestaunen.
Coß wurde im Mittelalter das Zeichen für die unbekannte Variable genannt. Adam Ries bezeichnete sie auch als Radix, Wurzel oder Ding. Adam Riesens Coß, entgegen den damaligen Gepflogenheiten nicht in Latein, sondern in Deutsch verfasst, stellt ein Bindeglied zwischen der mittelalterlichen beschreibenden Algebra und der heute bekannten analytischen Algebra dar. Sein Manuskript konnte Adam Ries jedoch nie zum Druck bringen; er gab es an seine Söhne weiter. Auch diese konnten den Druck nicht bewerkstelligen. Nach verschiedenen Irrwegen kam das Manuskript 1956 nach Annaberg-Buchholz. Auf Initiative des Adam-Ries-Bundes wurde das Werk 1995 restauriert und befindet sich seit 2008 als Dauerleihgabe der Stadt im Adam-Ries-Museum.
Die Coß hat das Format 34 cm x 23 cm x 6 cm und umfasst in der heutigen Form noch etwa 534 nummerierte Seiten. Während seiner Erfurter Zeit um 1518 bis 1522/23 begann Adam Ries, seine „Coß“ zu schreiben. Sie sollte ein eigenes Lehrbuch der Algebra werden, in dem er das ihm zugeflossene theoretische lateinische und deutsche Wissen mit übernommenen und eigenen Zahlbeispielen koppeln wollte. Den ersten Teil, Coß 1, S. 1–325, stellte er in Erfurt und in Annaberg bis zum Jahre 1524 fertig. Coß 2, S. 326–506, ist eine Überarbeitung der Coß 1. Es folgt eine Bearbeitung der Data des Jordanus Nemorarius, S. 507–534, von Adam Ries.
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