Volltext Seite (XML)
Hharandt, Wessen, Sieöenlehn und die Hlmgegenden. Amtsblatt für die Rgl- Amtshauptmannschast Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrat zu Wilsdruff- sowie für das Rgl. Zorstrentamt zu Tharandt. , . Lokalblatt für Wilsdruff, Aittanneverg Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkoardlswalbe, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndors. Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bei Mohorn, ———. Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildoerg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezöge« 1Mk.b4 Pf., Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Pfg. pro viergespallene KorpuSzeüe^ Druck und Verlag von Martin Beraer 8- Friedrich in Wilsdruff. — Verantwortlich für Oertliches und den Inseratenteil: Martin Berger, für Politik und die übrigen Rubriken: Hugo Friedrich. No. 118. Donnerstag, de« 6. Oktober 1004. SS. Jahr-. Bekanntmachung. Nachdem der zeitberige Schutzmann in Freiberg Herr Vruns Max Winkler hiev als Schutzmann und Berwaltungsvollstreckungsbeamter für hiesige Stadt heute in Pflicht genommen worden ist, wird solches hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Wilsdruff, am 5. Oktober '1904. Dev Stadtrat. Die 47. GeneralVersanrmltrng des Evangelischen Randes nahm am Montag in Dresden ihren Anfang. Mit Recht bezeichnet sie die gesamte Presse nach dem bisherigen Ver laufe als eine von hoher Begeisterung für die Sache ge tragene Veranstaltung, als ein würdiges Gegenstück zu den Zentrums-Katholikentagen, eine schlichte prunklose und doch eindrucksvolle Kundgebung des evangelischen Deutschland! Aus der Zahl der Teilnehmer an der Tagung seien erwähnt: Graf Wintzin- gerode-Bodenstein, Frhr. v. Münchhausen, Großlichterfelde, die Professoren O. Dr. Mirbt, Marburg, Tschackert, Göt tingen, Kirn, Leipzig, Witte, Halle, Hieber, Stuttgart, Rechsanwalt Dr. Eisenkolb, Außig, Sup. O. Meyer, Zwickau, Konsistorialrat Dr. Hermens, Magdeburg, und Dr. Goebel, Halle, Hofprediger O. Rogge, Potsdam, Prof. Drommers hausen, Frankfurt a. M-, Geh. Schulrat Dr. v. Bamberg, Gotha, Professor Boethlingk, Karlsruhe, Oberkons.-Rat O. Dibelius, Dresden. Zur Begrüßungsversammlung hatte sich der große Saal des Vereinshauses lange Zeit vor Beginn bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Zahl der Erschienenen überschritt oohl 2000. Nach dem Gesänge des ersten Verses von „Allein Gott in der Höh'" begrüßte Stadtrat Vogel-Dresden den Zeutralvorstand und die Delegierten der Vereine. Er ging davon aus, daß in Sachsen die Wiege der Reformation gestanden und die bedeutendsten Führer in diesem Geisteskampf gelebt hätten. Als nach den ersten Tagen der Einigung des deutschen Reiches die römische Anmaßung und ultramontane Unduldsamkeit her vortraten, da wurde es hohe Zeit, das protestantische Be- wußtsein zu stärken. Nicht zum Angriff ist der Bund gegründet, sondern zur Wahrung der deutschprotestantischen Interessen, zur Abwehr da, wo man deutsche Lebens interessen zu gunsten römischer Unduldsamkeit opfern will, wo man den Frieden in den Familien stört, die Reformation verunglimpft. Die letzte Zeit lehrt uns, wie weit der ultramontane Uebermut geht. Wir danken unserer Regierunk für ihre Stellungnahme gegen die Aufhebung des 8 des Jesuitengesetzes (Lautes Bravo und Händeklatschen). Nicht auf die Gunst der Mächtigen oder das Wohlwollen der Regierung stützt sich sondern was ihm not tut, sind charakterstarke, mutige, bekenntnis freudige Manner. Möge diese Tagung zeigen, daß es deutschen Mannern nicht an Mut und Kraft gebricht, mögen sie zu gemeinsamer Arbeit sich einen, und diese zum Segen dem Vaterlande und der Kirche dienen. Der Präsident des evang. sächsischen Landeskon sistoriums Herr v. Zabn begrüßte die Festversammlung und den evangelischen Bund im Namen des sächsischen Konsistoriums. Die Kirchenbehörde fühlte sich eins mit dem Bunde in seinen Zielen. Der in den letzten Jahren wiederholt zusammengetretene Kirchen-Ausschuß des Deut schen Reiches zeige, daß die Regierungen denselben Weg zu gehen beabsichtigen. Heute darf man wohl sagen, daß der Bund zu einer Notwendigkeit geworden ist. Es gilt zu rüsten. Vieles deutet auf kommenden Sturm. Der Kampf gegen Materialismus und Jndifferentismus soll zeigen, haß wir der Gefahr überall Trotz bieten, wo immer sie sich gegen uns erhebt. Wir wollen unser lu- therisches Bekenntnis stärken und befestigen helfen. Oberbürgermeister Beutler rühmte die kirchlichen Ziele des evangelischen Bundes. Die Obrigkeit der Stadt Dresden kann seine Arbeit nur mit Freuden begrüßen, da sie jede Stärkung kirchlichen Lebens auch als ihre höchste Aufgabe anerkennt. Der Bund steht im Kampfe gegen einen Gegner, der auch andere als kirchliche Zwecke verfolgt. So ziehen religiöse Kämpfe auch wirtschaftliche rach sich und da wollen wir Evangelischen nie vergessen, daß unser höchstes Streben der konfessionelle Friede ist. Namens der Dresdner Geistlichkeit begrüßte Oder- konsistorialrar O. Dibelius den Bund als die Sammlung derjenigen, welche fest und treu gegen die Feinde des Evan geliums zusammenstehen. Einen Gruß von den Diaspora anstalten aus dem Osten überbrachte k. Kleinendorf, von den Evangelifchen Arbeitervereinen RedakteurQuandel, Bochum, von der Brüderunität Dir. Kölbing, von dem Sächs. Lutherbund, welcher vor allem die evangelischen Schulen in Oesterreich unterstützt, Lehrer Hantusch, von dem sächsischen Hauptverein des Bundes Pfarrer Blanck meister. Letzterer überreicht als Festgabe dem Zentral vorstande die Summe von 15000 Mark zur Förderung der evangelischen Bewegung in Oesterreich. Die Gabe wurde mit unendlichem Jubel ausgenommen, es sei be merkt, daß zum erstenmal eine solche Liebesgabe darge bracht wurde. Professor Witte verlas sodann die schriftlichen Be grüßungen. Der Kirchen-Ausschuß wie der Oberkirchenrat wünschten der Versammlung reichen Segen. Der Bischof der evangelischen Sachsen in Siebenbürgen, die Gesellschaft holländisch-evangelischer Prediger (Evang. Bund), der Zweigverein in Würzburg, der Zweigverein in Rom, ebenso die deutsch-evangelische Schule in Rom, sandten Telegramme und längere herzliche Grüße aus der Ferne. Graf Dr. theol. von Wintzingerode, der Präsident des Evangelischen Bundes, nahm das Wort zu einem Dank des Bundesvorstandes für alle Grüße und Wünsche, die ihm heute überbracht sind. Er dankte den Vertretern der Behörden, den Diaspora-Anstalten, den evangelischen Arbeitern, dem Landesverein. Er gedachte des kranken Königs, dem gewiß jeder einzelne der Teilnehmer eine glückliche Genesung von Herzen wünscht. Der Dresdner Lehrergesangverein hatte die Versammlung durch mehrere stimmungsreiche Lieder eingeleitet, und schloß sie mit dem „Morgenlied" von Julius Rietz. In der gestrigen Versammlung erstattete Professor Dr. Witte-Halle den Jahresbericht des Bundes. Dann sprach der Senior des Bundes, Dr. Bärwinkel-Erfurt, über die Frage: „Hat der evangelische Bund politische Aufgaben?" Er präzisierte die Stellung des Bundes dahin, daß er zwar nicht eine wesentlich politische Vereinigung werden dürfe, aber sich um die Dinge kümmern müsse, daß der moderne Staat auf evangelischer und nicht auf ultra montaner Grundlage seine Aufgaben erfülle. politische Rundschau. Wilsdruff, 5. Oktober 1904. Deutsches Reich. .. Vom kranken König Otto von Bayern sind anläßlich seines Namensfestes (30. September) einige spärliche Nachrichten aus dem in strengster Abgeschlossen heit gehaltenen Schloß Fürstenried bei München heraus gekommen. Es heißt, daß der König sich gerne und viel Kahlenberger. Jgr. allein im Freien bewegt, mit Vorliebe einsame Wege aufsuchend. Er führt nur mehr ein rein animalisches Dasein und ist ein ziemlich gutartiger Geisteskranker ge worben. Tobsuchtsanfälle, wegen derer ihm früher gummigepolsterte Räume zum Aufenthalt bereitet werden mußten, sollen nicht mehr vorkommen. Auch die Kopro- phagie, der der König verfallen war, hat sich vermindert. An irgend eine Wiederherstellung der menschlichen Intelligenz ist längst nicht mehr zu denken. Bei der sorgsammen Pflege jedoch, wird selbst das chronische Nierenleiden des Königs, eine griesige Gichtabsonderung durch die Nieren, die vorausstchtlicheLebensdauer des Königs kaum verkürzen, der heute im 57. Lebensjahre steht und seit 30 Jahren interniert ist. Schon in Versailles 1870/71, wo er als Vertreter seines königlichen Bruders Ludwig II. und damals als vornehmstes Mitglied des Königs hauses, neben dem heutigen Regenten, dem Prinzen Luitpold, im Hauptquartier des Königs Wilhelm l. weilte, haben sich unverkennbare Spuren der Geisteskrankheit an Prinz Otto gezeigt, wie er überhaupt im Jünglingsalter sehr exzentrisch und reizbar gewesen ist. Einen seltsamen Eifer im Vorgehen gegen eine Arbeitgeberorganisation hat der Slaatsanwalt in Konstanz gezeigt. Es wird darüber berichtet: „Wohl der erste Fall, daß der Staatsanwalt gegen eine Arbeitgeberorganisation einge schritten ist, hat sich ereignet. Im hiesigen großen Maurer streik, der Mitte August mit dreimonatiger Dauer sein Ende fand, wurde anfangs noch bei einigen Bauten ge arbeitet, da die Unternehmer, die nicht dem Arbeitgeber verbande angehörten, oie Forderungen der Arbeiter be willigt hatten. Von diesem Verbände wurde deshalb ver sucht, die Materiallieferanten zu veranlassen, an die be treffenden Bauunternehmer kein Material mehr abzugeben. Als hiervon der Staatsanwalt erfuhr, leitete er ein Er mittlungsverfahren ein wegen Nötigung bezw. Vergehen gegen Paragraph 153 der Gewerbeordnung, und auf dem Bureau des Verbandes wurde auch alsbald eine Haus durchsuchung vorgenommen. Darauf erfolgte die Anklage gegen 21 Mitglieder des genannten Äerbaandes, von denen jetzt 17 durch das Schöffengericht zu je einem Tag Gefängnis verurteilt wurden. Die übrigen vier wurden freigesprochen." Hierzu bemerkt die „Post": „Es wäre doch zunächst zu wünschen, daß die Staatsanwälte über all entschieden gegen den sozialdemokratischen Ter rorismus vorgingen, der den Boykott stellenweise bis auf alle Geschäfte ausdehnt, die überhaupt etwas an Ar beitswillige verkaufen. Wenn die Arbeitgeber sich zu Organisationen zusammenschlossen und sich ihrer Haut zu wehren suchen, so zwang sie eben Notwehr, weil sie isoliert ganz schutzlos dem schrankenlosen Terrorismus der So zialdemokratie preisgegeben waren. Wenn nun die Be hörden von ihrem früheren Systeme des laisss? uUsr abweichen, so fangen sie durchaus am verkehrten Ende an, wenn sie gegen die in der Notwehr handelnden Ar beitgeber vorgehen und nicht die Quelle aller Boykottierungen bei der Sozialdemokratie abgraben. Und davei redet die Demagogie noch von Klassenjustiz. Es ist wirklich oft schwer, keine Satire zu schreiben." Eine protestantische Tranung in einer katholischen Kirche. In der katholischen Pfarrkirche zu Mosurau (Kreis Kosel) fand dieser Tage, nach der „Nat.-Ztg.", eine pro testantische Trauung statt. Das Brautpaar war, wie jetzt näher bekannt wird, der Oberleutnant Ehrenreich von Manstein vom Husaren-Regiment „Graf Götzen" in Ratibor und Fräulein Margarete von König, Tochter des Ritter gutsbesitzers von König, der, obgleich Protestant, Patron