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st Nummer 2K3 — 29. Jahrgang Erscheint Kmal WSchU. mit tllustr. GratiSveikagen.Heimat und Weil' und der Kinderbeilage .grohmul». sowie den Textbeilagei» -Ei. Benno-BIaU». .Unterhalt,,ng und Wissen'. .Dt- Weit de« grau', .«-rztliaier Ratgeber». .DaS gute Buch», .fftlmrun». schau». Monatlicher Vezu,Sprit« 3 ^ einschl. Bestellgeld. Ltnzetnummer 10 Z, Sonnabend- u. Sonntagnummer 8V Hauptlchrtstteiter, Dr. G. DeSczIi», Dresden. HächlWi Donnerslaq, 13. November 1939 VerlagSort, DreSdea 4>n,«lgenprrts«: Die Igeidattene petitjeile SU ^.Familien« anzetgen u.SIellengeiuche 2U z. Die petttrettamezcile. 89 mn> breit. 1 ^r. gllr Anzeigen aukerhalb des Verbreitungsgebiete» «1 d,e petiirctlamezetlc I .SU^e. Bciesgkb.NvZ. Im Fall- höherer Gewalt erlischt >ede Verpflichtung aus Lieferung samt« Erfüllung v. Anzeigen - Austrügen u. Leitung v. Schadenersatz. Geschäftlicher Teil: Frau, Bungarv, Dresden. Ul-fchäse-ft-ll«. Druck «.Verlag, Mrrmanra A^G. für Vertag und Druckerei. Filiale Dre-den. Dresden.«. I. PolierstraszeN. Fernru«21012. Poilickiecklonio Dresden 27NZ Bankkonto «ladtbank Dresden »II. 81719 Für christliche Politik und Kultur iltedakeion oer «achitimen Voltszeieung DreSden-Allitadi 1. Polientiagk 17. Feruri,, 2WI> und »Nie. Zweite Lesung im Reichsral Kürzung -er Lünder-Ueberweisungen oder vordalierte Gehaltskürzung? SlreU um Iva Millionen Berlin. 12. November. Die R e i ch s r a t Sa u s s ch U s s e begannen heute vormit tag mit der zweiten Beratung der Sanierungs- Vorlagen, an erster Stelle des Gehaltskürzungsgesetzes. Anträge auf Vorverlegung des Termins für die Gehalts kürzung auf den 1. Januar 1931 liegen bisher noch nicht vor, doch ist nicht ausgeschlossen, daß solche Anträge noch gestellt iverdcn, ivenn die entsprechenden Bestimmungen der Vorlage zur Beratung stehen. Die große Bedeutung der heutige,, Sitzung wird dadurch gekennzeichnet, daß der bayerische Ministerpräsident Held und Minister anderer süddeutscher Länder persönlich an der Bera tung teilnehmen. Ten Vorsitz hat Reichssinanzminister Dr. Dietrich. Der Wunsch, die Kürzung der Beamtengehälter schon ab 1. Januar vorzunchmen, geht nicht, wie ein Teil der Presse behauptet, von der Regierung, sondern vielmehr von den Län dern aus. Bekanntlich plant die Regierung, die Lünderüber- weisungen um 100 Millionen Mark im nächsten Etatjahr zu kürzen. Gegen den Plan dieser Kürzung macht sich bei den Ländern — ». a. auch bei der sächsischen Regierung — lebhaf ter W'derstand geltend. Sollte die Kürzung um 100 Millionen an den Ländcrüberwcisungen nicht vorgcnomme» werde» können, dann mühte Ersatz geschossen werden. In diesem Zusammenhänge ist der Plan aufactaucht, diesen Ersatz durch eine Vordatierung der Gehaltskürzung zu erreichen. Während zuerst der 1. Januar genannt wurde, spricht man jetzt davon, die Gehaltskürzung am 1. Februar oder 1. März eintrelen zu lassen, um so weniastens einen Teil der umstrittenen 100 Mil lionen decken zu können. Wir haben unsere Bedenken gegen eine überhastete Kür zung der Beamtengehälter bereits dargclegt. Wir sind der Ansicht, dasz man angesichts der Tatsache, dasz die Gehalts kürzung um 0 Prozent ab 1. April ei» großes Opfer für die Beamtenschaft bedeutet, jede weitere Belastung dieses Standes vermeiden sollte. Norverordnunq vor dem Kaushattausickms; Berlin, 12. November. Der H aushaltaus s ch u sz des Reichstages tritt heute nachmittag 3 Uhr zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Notverordnung der Regierung mit den vielen dazu vorliegenden Anträgen der Parteien. Auf das Ergebnis dieser Beratungen darf man gespannt sein. Um diese Notverordnung ist der Wahlkampf geführt worden. Nun wird es sich ja zeigen, was die Parteien, die gegen die Notverordnung gekämpft haben, praktisch an ihre Stelle setzen wollen. Von sozialdemokratischer Seite ist ja in zwischen zugegeben worden, daß man bei Ausschaltung der Not verordnung am nächsten Monatsersten keinen Pfennig mehr für Arbeitslosenunterstützung haben würde. — Tic Regierung ihrerseits kan» diesen Beratungen mit b.cr größten Ruhe ent gegensetzen. Das Rcichskabinett ha, in seiner Dienslagabendsitzung den Entwurf eines Steuervereinsachungsaesctzes verabschiedet, das dem Reichsrat unverzüglich zugehen wird. Friedensre-en und Rüstungen Works und Taten Der 11. November, der Tag des Waffenstill standes von Compiigne wird bekanntlich in allen ehemals alliierten Ländern feierlich begangen. Diese Feiern, die in den ersten Jahren nach dem Kriege mehr oder minder energische Demonstrationen gegen Deutschland waren, haben jetzt einen mehr und mehr neutralen Eharakter angenommen, sie sind zu reinen Gcfallenen-Ehrungen geworden. Auch von deutscher Seite hat man sich daher verschiedentlich an diesen Feiern zum Gedächtnis der Gefailcnen beteiligt. In Ncuyork wurde viel beachtet, daß der deutsche Gejchäfisträgcr dieses Jahr zum ersten Male an der Feier des 11. November leilnahm und im englischen Hasen Calshot versammelte sich eine große Menschenmenge, um die feierliche Aufstellung der Mannjchast des Do X auf den Schwimmern des Flugbootes aus Anlaß des Wassenstillslandstages und den Austausch von Fiaggcngrüsten zwischen dem Flugboot und dem englischen Monitor „Meüea" mit anzusehen. Diese Ehrungen der Gefallenen sind gewiß sehr lobens wert. Weniger zu loben freilich sind sie Reden der Regieren den der ehemals alliierten Staaten, die aus diesem Anlaß ge halten worden sind und von Friedensliebe triefen, während in Wahrheit diese Staaten mit allen Kräften für den kommenden Krieg rüsten. Am vorsichtigsten ist „och der Präsident Hoover gewesen, der in seiner Gedenkrede keine neuen Idee» ent wickelte, sonder» auf seinen vorjährigen Vorschlag verwies. Lebensmitrelschisse für unverletzlich zu erklären. Er schränkte diesen Vorschlag diesmal sogar ein, indem er die Lebcnsinittcl- schisse nickt mehr den Lazarettschiffen der kriegführende» Staa ten gleichstem, sondern als Vorbedingungen für ihre Unver letzbarkeit die neuliale Flagge und die neutrale Leitung der gesamten LebensmiIIelznsuhr von Uebersee bezeichnet«:. Im übrigen betonte er. daß Amerika durch das Londoner Flotten- abkommen sowie durch den Kellogg-Pakt, mit dessen Ausbau durch eine» Konsulrativpakt in Zukunst einmal zu rechnen sein dürfte, zur Wellbefriedung beigetragen habe. Aebnlich unverbindliche Wendungen hat der Prinz von Wales gebraucht, der in einer Rede in London erklärte: „Wir wollen keinen neuen Krieg und wir müssen unser äußerstes tun, eine» neuen Krieg zu vermeiden. In der Vergangenheit ivmen Nationen fähig, leichten Herzens zu den Waffen zu grei sen, offenbar weil die jeweils Heranwachsende Generation sich die Sckrecki sse nicht klar machte, die sich vor ihrer Entstellung ereignet hatten. Heute ist das nicht mehr im gleichen Matze der Fallt aber es besieht doch die Gefahr, datz die Heranwachsende Generation wenig oder gar nichts über den Weltkrieg lernt. Für solches Wissen zu sorgen, ist die Aufgabe der ehemaligen Kriegsteilnehmer" Unter den Rednern zum Waffenstillsiandstag befindet sich selbstverständlich auch der französische Sozialist Paul Von cour. der solange in Genf die Abrüstung erfolgreich sabotiert hat. Es sei sentimentales Geschwätz, erklärte er. wenn inan nach dem Frieden rufe, ohne ihn zu organisieren Es sei Chimäre, alle Konflikte durch schiedsgerichtliches Verfahren lösen zu wol len, wenn es dem Schiedsgerichtsverfahren an Mitteln zu Sank tionen feble. Der internationale Organismus sei vorhanden und das sei schon an sich eine große historische Tatsache, die allein zur Rechtfertigung des Versailler Vertrages genügen würde. Aber dem internationalen Organismus, also dem Völkerbund, fehle jedwedes Sanktionsmittel. Das müsse man ihm liefern. Daher könne er nur die Forderung nach Schaffung einer internationale» i.wanneten Macht wiederholen. Tie allein würde die Abrüstung der einzelnen Nationen erlauben. Wenn das gegenwärtig nickt möglick sei. mögen die Mitglied staaten des Völkerbundes soviel Sireikkräfte halten, wie sie dem Völkerbund zur Verfügung stelle». Es sei utopisch anzu nehmen. daß der Friede Bestand habe, wenn das Wettrüsten wieder beginnen würde, das Europa durch den deutschen Sieg von 1870 aufgezwungen worden sei und von dem der franzö sische Sieg von 1918 Europa befreien sollte. Was Herr Paul Boncour nicht unter Wettrüsten ver steht, ist aus einer Veröffentlichung zu ersehen, die boshafter« weise am gleichen Tage das Blatt seiner eigenen Partei, der Pariser „Populaire", gemacht hat. Dort wird der Beweis ge führt, daß sich der französi'chc Militärhaushalt nicht, wie amt lich angegeben wird, auf 12 232 Millionen Franken, sondern auf 19 019 Millionen Franken beläuft. Das Blatt erhebt gegen die Regierung ganz unverhohlen den Vorwurf, daß durch V e r - schleierung der Rüstungsausgaben sowohl für das Kriegsministerium wie für das Marine-, Luftfahrt- und Kolo nialministerium ganz erhebliche Beträge in Betracht kämen, die entweder verdeckt unter anderen Haushallposten oder in Form von Sonderkrediten geführt würden. So seien beispiels weise dem Kriegsministerium noch 2109 Millionen Franken zu zuzählen, wodurch sich der Haushalt von -1777 Millionen Fran ken auf 6916 Millionen Franken erhöhe. Auch der Pensions- Haushalt mit 2160 Millionen Franken gstwre zweifellos zu den militärischen Ausgaben. Weitere 1-108 Millionen Franken unter anderen Haushaltposte» gehörten nach Meinung des „Popu laire" ebenfalls zum Rüstungshaushalt. Eine bessere Illustration zu den Friedensreden des Was- fenstillstandstags läßt sich nicht denken! Und kein besseres Ma terial für den in Genf tagenden Abrüstungsausschuß. Der aber nach wie vor unentwegt alle deutschen Anträge abiehnen wird Severing (Von unserer B c r l > n e r S ck r 1 f t l e 1 t u n a 1 «l. v. Die Berufung Severings zum Nachfolger Waenligs auf den Posten des preußischen Innenministers hat in der Oeffentlichkeit Staub aufgewirbelt. Sie ist von den Kommunisten und Deutschnationalen mit Mißtrauens- anträgen quittiert worden. In der Landtagsdebatte, die sich mit diesen Anträgen befaßte, kam ossen zum Ausdruck, daß die Opposition sich weder gegen die Person Seve rings noch gegen eine konkrete Tat des neuen Mi nisters gewendet hat. Ihr Vorstoß galt ganz allgemein dem „System Severing". Wenn diese Angriffe der Oppo sition auch größtenteils zu abgeschmackt und inhaltlos waren, als daß sie für den Minister der Anlaß hätten sein können, persönlich in die Debatte einzugreisen, so ist es doch aus sachlichen Gründen zu bedauern, daß sich Minister Severing, von dem man bestimmt annchmen kann, daß er sich in seiner Stellung nicht schwach fühlt, in dieser Land tagsdebatte ein geradezu trappistisches Stillschweigen auf erlegt hat. Die Mißtrauensanträge sind gefallen. Auch die Z e n t r u m s f r a k t i o n des Landtages hat ge schlossen gegen diese Mißtrauensaniräge gestimmt. Sachliche Gründe, die eine andere Haltung des Zentrums hätten geboten erscheinen lassen, lagen nicht vor. Gleich wohl hätte man erwarten dürfen, daß sich der preußische Innenminister bei dieser Gelegenheit vor dem Forum des Landtages grundsätzlich darüber geäußert hätte, wie er sich die Führung seines Amtes unter den gegenwärtigen poli tischen Verhältnissen denkt. Severing ist auf dem Posten des preußischen Innen ministers kein „Iiviao »civil?!'. Er hat dieses Amt bereits mit einer kurzen Unterbrechung vom März 1920 bis zum Oktober 1920 bekleidet. Anschließend trat er an die Spitze des Reiclisiniienministeriuins. Alan rühmt Severing sicher mit Recht politischen Weitblick und persönliche Energie nach. Diese Eigenschaften haben ihn wohl auch gegen wärtig als besonders prädestiniert für den Posten des preu ßischen Polizeiministers erscheinen lassen. Uns aber in teressiert im Augenblick die Sache, um die cs gebt, stärker, als die Person Herrn Severings. In dieser Hinsicht hat der Innenminister bei der Amtseinführung Grzesmikis im Berliner Polizeipräsidium den Schleier, der vorläufig nach über den Absichten seiner Amtsführung liegt, ein iven'g gestiftet. Er hat einmal gegenüber dem poli tischen Radikalismus auf der äußersten Rechten und auf der äußersten Linken, soweit dieser seine Ziele nicht mit verfassungsmäßigen Mitteln, sondern unter Gewalt, aiiwendung erstrebt, den schärfsten Einsatz der staatlichen Machtmittel angekündigt. Er hat zweitens gegenüber den Auswüchsen des politischen Kampses in einem Teil der Presse entschiedene und berechtigte Worte geiunde». Eine nene Zielsetzung ist das allerdings nicht. Denn im gleichen Sinne haben auch Severings Vorgänger gearbeitet. S.cker ist jedoch, daß sich mit dem Wechsel der Persönlichkeit in dieser Geltendmachung des staatlichen ^infinsscs die Nuancen verschieben werden. In dem Vemüben, Ruhe und Ordnung im öiieuuichen Leben unter den augenblicklich besonders schwierigen wiri- schaillichen Verhällnisicn mit aller Entschiedenheit u, wahren und sicher zu steilen, wird der Innenminister selbst verständlich alle ordn u n gsl i ehendcn Krät re hinter sich haben. Das siebt also fest. Darüber hinaus aber muß auf eines deiulich hingewiesen werden: Mit dem Einsatz nur materieller M a ch i in i l l e l des Staates ist der A u i g a b e n k r e i s, dem sich der Innenminister des größten deuistben Landes gegcnüber- sieht, nicht erschöpft. Wer mit offenen Augen durch die Zeit geht, wird uns zngeben, daß der politische Ran dalismus. gegen den der Innenminister Stellung nimmt, wohl der ofienste, aber vielleicht — unter größeren Per spektiven gesehen — nicht der schlimmste Feind nnIres Volk^ und Slaatslebens ist. Es wäre ein Fehler der sich eines Tages bitter rächen müßte, wenn man «ich damit zu frieden gebe, allein die formalen Rechte und Freiheiten des demokratischen Staates — für deren Schutz wir immer eingelreten sind — mit großem Aufwand zu verteidigen, wenn man aber a u f g e i st i g - w e l t a n s cb a u ! > ch e m Gebiet das Feld kampflos jenen Zeit'tröinungen über ließe. die wesensfremd, meist von außen her in uuier Volk hineingetragen werden und die am Lebensnerv nicht nur unseres Volkstums, sondern auch der heutigen Staats- gemeinschaft zehren. Dazu haben gerade wir vom christlichen Stand» Punkt aus ein ernstes 'Wort zu sagen und unsere Forde rungen anzumeldcn. Wir kennen natürlich die Schwierig keiten. die einer einheitlichen Beurteilung des Einsatzes der Staatsautoritäk in den aeistiaen Auseinaiidersekuiiaen der Die heutige Nummer enthält die Beilage „Unlerhal, tung und Wissen".