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- Erscheinungsdatum
- 1930-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193011139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301113
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-11
- Tag 1930-11-13
-
Monat
1930-11
-
Jahr
1930
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kiumm«r rr> Söchstfche Vvlkszeikung I» IUV Vo!ksvereinsarbett m Sachsen Fithrerlagung in Dresden Am Sonntag, den V. November, waren etivo 30 Gcschästs- fiihrer des Volksvcreins zur Landeskonferenz »ach Dresden gekommen. Jugend und Alter war vertreten, und alle ivaren zu ernster Arbeit und Aussprache gekommen, weil sie wussten, welche Verantwortung gerade in der Gegcnivart auf den Menschen liegt, die im katholischen Bereinsleben an führender Stelle stehen. Der Landesgeschästs- sührer, Kaplan Schmitz, «rössncte um 2 Uhr die Konferenz und begrüßte unter den Anwesenden auch den neuen Landes- sekrctür von Berlin, Herrn Dr. Wrede, der im Lause der Woche in einer Reihe sächsischer Ortsgruppen Vorträge gehalten hat. Der Landesgeschäftssührer sprach dann Worte des Dankes siir die langjährige Tätigkeit des früheren Landesgeschäfts, sührcrs, Herrn Pfarrer Beier. Leipzig. Einige statistische Angaben zeigten, daß arrch in der Dia spora erkannt wird, vor welch großen Aufgaben die Volks, vereinsbcivegung steht.. Im Gebiete der Diözese Meißen be. stehen 64 Ort-Gruppen des Volksoereins mit insgesamt 5220 Mitgliedern. Im Laufe des Jahres fanden Neugriinbungen statt in Klotzsche bei Dresden und in S e i s h « » n e r s d a r s bei Zittau. Herr Lr. Wrede gab in seinem Referat einen Rückblick über die letzten Jahre der Volksvereinsarbeit, ins« besondere über die Schwierigkeiten, die es zu überwinden galt. Mit Befriedigung hörte die Versammlung, daß der Volksvercin nun von allen Hemmungen durch den Verlag frei ist. Nach der Müragung eines letzten Schuldbetrages an den Verlag wird der Voiksverein alle seine Kräfte einsetzen können zur Weckung und Schulung der Katholiken für die Aufgaben in der Volks gemeinschaft. Schon jetzt regt es sich im katholischen Lager. Viele, die der Volksvereinsbewegung bisher fern stauden, er kennen die Notwendigkeit des Zusammenschlusses des gesamten katholischen Volksteils zu einer großen Organisation. Diese Gesamtoraanisatlon der deutschen Katholiken kann auf Grund seiner 40jöhrig?n erfolgreichen Arbeit nur der Volksvercin sein. In der Aussprache wurde allgemein dem Wunsche Aus druck gegeben nach Zusammensch'uß und Vereinfachung des Vereinslebens. Die Frage der Männervereine, Kasinos usw. in ihrem Neben- einanderarbeilcn ruft nach einer Lösung. Nach längerer Aus sprache, in der von verschiedenen Seiten, besonders von Rade- berg, zur Lösung dieser Frage praktische Vorschläge gemacht wurden, beschloß man. die Landesgeschäftsstelle ,u beauftragen, in dieser Frage die nötigen Schritte bei den Pfarrämtern und den Vereinen zu übernehmen. Weiter wurde beschlossen, zur Erl eicht er» na der Arbeit der kleineren Ortsgruppen eine Rednerorganisation zu schossen, so daß für bestimmte Zeit- fragen tückt-ge Redner von der Landesgeschäftsstelle zur Ver fügung gl'stellt werden könimn. die ohne Unkosten für die Orts- gni'w-n R"ferate halten. Manch wertvolle Anregung für die praktische Arbeit i» den Ortsorupven und die Ausoestaliung der Versammlungen wurde noch gegeben. Der lebhafte Ge- dankenmwta'isch wäb'-end der Konferenz ist ein gutes Zeichen für den Wissen der G-schn^ski'ihrer, in den Ortsaru"p--n voll- w'-rtMe Arbeit eu leisten Mit ciiwm herzlich"» Dank für das sabst-ns» schassen der Geschäftsführer schloß der Landes- geschüi'-EUHrer die anreo-nd erlaufene Konferenz gegen Kt-7 Uhr. Möchten immer mehr Katholiken in unserer D-öwse zu der Erkenntnis kommen: wir brauchen unüren Dolksvevsin dmitr notwendiger als je. In der letzten Woche haben sich b-reits mehr als 50 neue Mitglieder angemeldet und sich damit in d'e I,nnt des Christentums gesteht geaen politischen und kul turelle» Radikalismus Wer folgt diesem Dei>mel? Nenanmel- duimen mmmt jede Ortsgru-we entgegen oder die Landcs- geschäftsstellc Dresden-N.. Albertplatz 2. Werbearbeit tn Leipzig Die Vezirkskonierenz der Meschäfasführer des Volksver- cins für das katholische Deutschland, Bezirk Leipzig, fand am Mittwoch, den 5. November 1000. iin Katholischen Gesellen- kaufe. Leipzig. Wiesenstraße 21, statt. Gegen 20.10 Uhr eröfsnete der Bezirk-Geschäftsführer H. H. Pfarrer Beier die Versamm- 'ung und begrüßte die Vertrter und Geschäftsführer aufs herz lichste Die Ortsgruppen waren bis auf Leipzig-Wahren voll- zählich vertreten. Die Tagesordnung war: Vorbereitung der Winterarbeit für den Bezirk Leipzig. H. H. Pfarrer Bel er verlas am Anfänge der Versammlung ein Schreiben des neuen Landessekretärs H. Dr. Josef Wrede (Berlin). In diesem Schreiben übersandte der neue Landessekretär allen Ortsgrup pen seine herzlichsten Grüße und bat alle Geschäftsführer und Vertrauensmänner um Mitarbeit und Unterstützung im Sinne des Volksvereins und der Katholischen Aktion. Das 40jährige Jubiläum des Volksvereins soll neue Kraft zur Mitarbeit bringen. Als erste Besprechung war die Werbeveranstal- tu ng des Volksvereins angeschnitten. Durch die heilige Mission mußte in Leipzig von einer Werbeveranstaltung am Christkönigs- fast abgesehen werden. Mit großer Mehrheit beschloß die Ver sammlung auf Vorschlag des Bezirkssührers, die Werbeveran staltung am Sonntag, den 16. November dieses Jah res in den Gemeinden durchzuführen. H. H. Pfarrer Beier hat die Pfarrämter von dieser Veranstaltung in Kenntnis gesetzt. Alle Geschäftsführer und Vertrauensleute sind gebeten, an die sem Tage tüchtig für den Volksverein zu werben. Geschäftsführer H. Kubitza wurde beauftragt, für die Ortsgruppen Werbe material bei der Zentrale in M.-Gladbach einzufordern. Als besondere Werbeveranstaltung ist eine große Ka tholikenkundgebung für Mittwoch, den 10. No vember dieses Jahres (Bußtag) vorgesehen. Diese Veranstal tung stellt eine Augustinus-Iubiläums-Feier dar, zu der als Festredner .Herr Universitätsprofessor Dr. theol. et phil. Stes ses (Münster) gewonnen wurde. Die Kundgebung findet im großen Saale des Buchhändlerhauses, Leipzig, Hospitalstraße, Ecke Gerichtsweg, statt und beginnt abends 6 Uhr. Der Kirchen chor St. Georg. Leipzig-Gohlis, mit Unterstützung des Kammer sängers H. Zilken wird die Veranstaltung durch gesangliche Darbietungen verschönern. Der zweite Teil der Besprechung war der Tätigkeitsbericht der Ortsgruppen. .Die Ortsgruppen haben kleine Mitgliederver luste durch Arbeitslosigkeit und Wegzug aus den Gemeinden zu verzeichnen. Die allgemeine Tätigkeit erstreckt sich auf Monats versammlungen, Beteiligung am Laienapostolat, Vertrauens männersitzungen usw. In Zukunft sollen die Volksvereinshefte vor der Austeilung an die Mitglieder in den Vertrauensmänner sitzungen besprocl-en werden. Die Beitragseinziehung ist im all gemeinen noch gut. Trotz der kleinen Mitgliederverluste ist die Stimmung in den Ortsgruppen für die Volksvereinsarbeit sehr gut. Verschiedene Vertreter wünschten die Exerzitienbewegung wieder ins Leben einzuberufen. H. H Pfarrer Beier brachte den Vorschlag, in nächster Zeit einen für die Seele heilsamen Ein kehr tag für die Geschäftsführer und Vertrauensleute zu halten. Tag und Zeit wird den Geschäftsführern zeitig bekannt gegeben. Dieser Vorschlag fand freudige Aufnahme. Zu einer be sonderen Tagung der Geschäftsführer und Vertrauensleute soll später der neue Landessekretür Dr. Wrede (Berlin) eingcladen werden, der den genauen Stand über das Wirken und die Neu gestaltung der Zentrale geben soll. In den Monatsversammlun gen sollen auch die Jugend fragen auf die Tagesordnung kommen. Auch Vorträge Uber wichtige Tagesfragen sollen in den Ortsgruppen gehalten werden. Die Herren Hochwllrden Dr. Kahlefeld, Dr. Arland, Herr Kubitza, H. H. Kaplan Koch usw. sind den Ortsgruppen für die Iugendvortrüge empfohlen wor den. Auch wurde Anregung gegeben, in den Ortsgruppen öfters Lichtbildervarträge zu halten. Lichtbilder können durch H H. Pfarrer Spetlak (Schüneseld) gegen kleines Entgelt geliehen werden. Herr Dr. Arland stellte sich ebenfalls mit Garten- und Landwirtschaftsvorträgen den Ortsgruppen zur Verfügung. An den Vortrügen des St.-Franziskus-Instituts Leipzig sollen sich ebenfalls die Vertreter der Ortsgruppen recht rege beteiligen. Durch den Geschäftsführer Leipzig-Zentrum ist der Volksoerein im St.-Franziskus-Institut vertreten. — Der Bezirksgeschüftssührcr dankte zum Schluß allen herzlich für die gute Arbeit, die bei der Bezirkstagung vollbracht wurde, schloß gegen 22.15 Uhr die Versammlung. Der Besuch war sehr zufrie denstellend. Archipresbyteratskonferenz Dresden, Donnerstag, 20. November, nachnrittags 8 Uhr e. t., Schloß- straße 32. Bortrag findet statt. Diarien un«i Umgebung Vereinigung katholischer Akademiker Dresden, 12. November. Vor der Dresdner Vereinigung katholischer Akademiker gab am Dienstag Professor Dr. Kafka vo» der Technischen Hochschule Dresden wertvolle Ergänzungen z» dem Amerika-Referat Dr. Baums, das wir kürzlich a> dieser Stelle wiedergegeben haben. Die „englischen" Norme« des amerikanischen Lebens dürften nicht darüber hinwegtäu- schen, daß hier etwas Eigenes vorliege. Der Amerikaner sel stolz auf seine Eigenart, die ihn vom englischen Mutterland« scheide. Daß diese Eigenart historisch bedingt sei, zeige sich vo« allem in der Differenzierung der Menschentypen innerhalb de» Vereinigten Staaten selbst. Bekannt sei der Unterschied zwischen dem wanderlustrgenNordstaatler und dem bodenständigenSüdstaat- ler, wichtiger vielleicht noch sei der Gegensatz zwischen Ost und West, den man formulieren könne als den Gegensatz zwischen Händler und Kämpfer. Der Amerikaner, den Europa kenne, ge höre fast durchweg dem Ost-Typ an, und Amerika nach Neuyork zu beurteilen, sei ungefähr so verkehrt wie Deutschland nach Berlin zu beurteilen. Hinsichtlich des politischen Gesichts der Vereinigten Staaten betonte Professor Kafka die Eigenart der beiden großen Parteien, die sich nicht durch Prinzipien, sondern durch die Tradition ihrer Anhängerkreise scheiden. Trotz aller Nachteile der Prohibition müsse die Beibehaltung wenigsten» eines gemilderten Alkoholvcrbots als durchaus notwendig für die Staaten bezeichnet werden. Hinsichtlich der iliassenfrage seien gewiß alle Ausschreitungen zu verurteilen, die Abneigung aber, sich mit einem so ganz anders gearteten Menschenschläge zu ver mischen, müsse als durchaus gesund und natürlich betrachtet werden. Unheilvoll für die Zukunft des Landes sei das Verhält nis der Geschlechter zu einander, ihm fehle von Jugend an jede» metaphysische Element: die Koedukation spiele dabei eine ver hängnisvolle Rolle. Die in elegantem Plauderton vorgetragenen Ausführungen Professor Kafkas fanden den lebhaften Beifall der Versamm lung.. Eine eingehende Aussprache schloß sich an, in der u. a. Dr. Baum, Prof. Kutzbach, Iustizrat Eides, Rechts anwalt Dr. Hille und Pfarrer Neumann das Wort erging fen. Insbesondere wurde über die sozialistische Bewegung in Amerika und über die Rassenfrage gesprochen. Professor Kutzbach, der die Sitzung leitete, gedachte am Beginn des Abends mit herzlichen Worten der langjährigen Tätigkeit des bisherigen Vorsitzenden der Bereinigung, Dr. Splett, der nach Magdeburg übergesiedelt ist. Sein Weggang macht eine Neuwahl des Vorstandes notwendig. Zum 1. Vorsitzenden wurde Iustizrat Eides gewählt, des sich unter lebhaftem Beifall bereit erklärte, das Amt nnzuneh- men. Zweiter Vorsitzender bleibt Professor Kutzbach Weiter ge hören dem Vorstand an: Dr. L. Baum (Hellerau), Bibliothekar Bult mann und Dr. Desczyk. D e katholische Staatsbürgerin Arbeitstag des Vczlrksverbandea Dresden der kalhollschen Iungsrauen-Kongregationen und -Vereinigungen. Am 15. und 16. November, anr Sonnabend und Sonntag, wird der Bczirksverband Dresden der katholischen Iungsrauen- Kongregationen und -Vereinigungen einen „Arbeitstag" Hallen. Das Mitglied des Zentralverbandes in Düsseldorf, Frl. Dr. Peerenboom, M. d. R., wird die Referate halten. Der Bezirkstag hat folgenden „A rbeitsplan : Sonn abend, 15. November, 10 Uhr im „grünen Zimmer" des Kol pinghauses, Käufferftraße 4. Ausspracheabend der Vorstands. Mitglieder („Neue Wege und Ziele für Führerinnen"). Sonn, tag, 16. November, 9.30 Uhr: 1. Referat: „Das katholisch« Mädchen und seine Berufsaufgaben und seine Berufsauffassung". Darauf Ausspracliekreisc. — Großer Saal des Gescllenhauses. — Gemeinsamer Mitlagstisch. — 2. Referat: 15.30 Uhr: „Stel lung des katholischen Mädchens — der katholischen Frau über haupt — zu den Fragen des össentlichen Lebens". (Staats bürgerliche Belehrung.) Darüber Aussprache im Gemeindesaal des katholischen Pfarramtes St. Paulus, Bernhardstraße 42. — 18.30 Uhr Schluß des Bezirkstages in der Pfarrkirche St. '4>au. lus, Ansprache des Bczirksprüscs, Litanei und sakramentaler Jwsi Urausiührungen in der Slaatsoper Hat da einmal ein Musikwissenschaftler gesagt, daß die „Neue Musik" eine gewaltige Verschwendung init Mitteln triebe. Aus allen Ecken und Enden der Welt würden sie herbeigeholt. Und die Wahrheit seiner Worte zeigt sich immer deutlicher. Der Raubbau, der in der musikalischen Kunst eingesetzt hatte, hat nun so gut wie alles Edle und Wertvolle vernichtet. Aus taubem und brüchigem Gestein sucht die heutige schaffende Generation noch Schätze zu gewinnen. , Aber die Zeiten, wo man mit der Wunderblume am Hute ganze Berge von Edelsteinen entdecken konnte, oder wo aus einer Schaufel glühender Kohlen blanke Goldstücke wurden, sind ins Märchenland versunken. Der Kampf gegen die Romantik hat sie mit verschlungen. Aber wozu brauchen wir heute Roman tik! „Denn der Mensch hat sich endlich zu sich selbst gefunden — und er pfeift auf die Vergangenheit! — Denn der Mensch ist groß geworden in den Zeilen — und es stehn noch größere Dinge ihm bevor. — Und er will sein Paradies sich selbst bereiten -- auf dem Sterne, den er sich erkor!" So zu lesen im Libretto von „Lord Splee „".*) Na also! Die Vergangenheit steht außer Wettbewerb Darum „Tanzt, o Freunde, tanzt den Rhythmus unsrer Zeit! — Tanzt und singt, von jeder Fessel losgebunden!" U,K> nun her mit dem Fox und Jazz — als Rhythmus unsrer Zeit! Frisch darauslos geschrieben, unmusikalisches Kauderwelsch zusammen- gcbraut, einen hexenbreiartigen Mischmasch zusammengckocht, Fugen, Kanons. Sequenzen. Musik altklasfischer Zeit und Hyper- moderner Geräusche mit neuzeitlichen Lürmmitteln durchein- andcrgchetzt: das nennt man eben „von jeder Fessel losgebun- den!" So gibt der Textdichter Hugo F. Königsgarten dem Tonsetzer Marc Lothar mit weltmännischer Handbewegung die schöne Gelegenheit, von allen musikalischen und unmustschen Möglichkeiten eine komische Opernmusik zusammenzugießen, di» ') Klavierauszug und Text in geschmackvoller Aufmachung im Verlage von A d o l p h F ü r st n e r. Berlin W. 10. späteren Generationen als typisches Beispiel für den hektisch- perversen Geschmack unsrer Zeit zu erhalten bestimmt ist. Aber auch von dem Größenwahn einer dekatenten Kultur, die in den Worten „Im Getöse der Maschinen — ist uns unser Gott er- schienen: Rhythmus der Zeit!!" sich Geltung verschaffen will. Auch eine kleine Kraftprobe zeitgemäßer Poesie aus dem Anfang des ersten Aktes sei beigefügt: „Friß! sauf! hure!" oder an ande rer Stelle: „daß nicht der Saum — von einem Weiberrock die Schwelle streife! — Ist sie schön: Kein Honig lockt soviel Bienen an — wie Lassen und Gecken sie lüstern umbuhlen. — Und schließt du die Augen — hui! hat sie schon einen im Bett!" Man fühlt sich eben im „Rhythmus unsrer Zeit von jeder Fessel los- gebundenl" Don Kulturabbau zu reden, ist wohl kaum noch nötig! Man steckt ja bereits tief genug im Grundschlamm. Nach- dem allzugeschäftige Spekulanten und Kulturvernichter das Heiligtum deutscher Kunst Stein für Stein niedergerissen uno zertrümmert haben. Rhythmus unsrer Zeit! Der auf die Ver gangenheit pfeift! — Und trotz eines Riesenapparates, der sogar die Revue als Mittel heranzieht, bei „Ionny" und „Maschinist Hopkins" An leihen gemacht hat, schleppt sich die Handlung fade und langwel lig durch zwei Akte hindurch. Der Humor ist erzwungen, der Witz bleichsüchtig. Ganz flüchtig ein Wort über den handelnden Stoff. Lord Spleen haßt den Lärm der Neuzeit und lebt nur mit seinem Diener in der Stille seines Hauses. Aber der Diener spielt ihm gemeinsam mit dem Neffen und dessen Braut einen Streich, indem er den Ruheliebenden den gesamten Hexensabbat der Jetztzeit ins Haus bringt. Nicht zuletzt, um auch den Lieben den das Erbe zu sichern. Lothars Musik zeigt wohl Geschick in der Behandlung des Orchesters. Aber die Erfindung ist spärlich und dünn, ein buntes Gemisch von allen möglichen Stilarten. Dieses Rezept hat sich schon überlebt! An ein an Krücken gefesseltes Bühnenwerk ist wieder viel Mühe verwendet worden. .Leider vergebliche Arbeit. Die auf opfernde Hingabe der Mitwirkenden — Taucher, Krem er, Erna Berger. Burg. Dittrtch. Teßmer, Schmal - nauer, Bähme. des Balletts, der Staats- Kap e l l e —. die sicher« musikalische Leitung durch Busch, die wirksame Spielleitung Gielens, die Bühnenbilder. Kostüme und technische Einrichtung durch Mahnke, Fanto und Brandt hielten das Interesse der Besucher aufrecht, so daß für den Premierenabend ein äußerlicher Erfolg zu buchen war. Bedenklich, daß durch Prolog <P o n t o> gewissermaßen um „Gut Wetter" gebeten werden mußte Voran ging der musikalische Einakter „Spiel oder Ernst?" von E N. R e z n i c e k. Eine Bühnenprobe zu einer „Othello"-Szene mit der Absicht, in dem Tenor, der in der Zei tung seiner Darstellung halber eine schlechte Kritik bekommen hat, die Eifersucht zu wecken. Eine Art „Bajazzo Parodie", die ernst zu werden droht, die aber „Spiel" bleibt Die Handlung rollt sich geschickt und flüssig ab. Reznicek gibt der musikalischen Linie Melodie, harmonischen Reiz, instrumentale Farbigkeit, prickelnde Würze, feinen Humor und unterhaltsame, gut erfun dene Zeichnung. In diesem Werke zeigt sich auf Schritt und Tritt der erfahrene, echt musikalische Fachmann, der sich nicht den orchestralen Teil abquälen und erklügeln muß, sondern der aus sprudelnder Quelle schöpfen kann. Und diese Umstände sicherten der Neuheit, der sich Fritz Busch mit seinem Empfin den angenommen hatte und die in der S t a a t s k a p e I l e. in Angela K olniak, Lorenz. Bader, Schäffler und Elsa Wieder treffliche Interpreten fand, eine herzliche und ehrliche Aufnahme. Beiden Werken erstand in Waldemar Staege- mann ein zielbcwuhter Spielleiter. Otto Hollstein Signale für die musikalische Welt. >Beriin 2. >59. Hajen. Heide 54) die Hefte 36—il (41 besonders reich an Inhalt als Herbst-Propaganda- und Exporiausgabe) lasse» erkennen, daß sich der Umschwung von der Sommer- zur Wintersaison voll- zieht. Mit Anfang September erwacht das Leben auf den Ber liner Konzertpodiums. Die Hestfolge bringt daher zunehmende Berichte über Berliner Konzerte, die in der 2. Oktobernuinmer bereits wieder einen stattlichen Umfang angenommen haben. Beiträge fachwissenschaftliehen und aktuellen Inhaltes inter- essiercn in gleicher Weise wie die Abhandlungen über 25 Jahre Nürnberger Stadttheater, das internationale Musikfest in Lüt tich, Itckiläumsfestspiele in Salzburg, Zoppoter Woldfcstspiele 1930, wie di« Besprechungen von Erstaufführungen und die zahlreichen Musilrbriefe aus dem In. und Auslande. Aus dem reichen Inhalte seien auch noch die kleinen Mitteilungen heraus- gehoben.
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