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Riesaer O Tageblatt «nd Anjeigrr MtblM UN-Au-eigers. Awtsötaü für die König!. ÄmtSüauptmannschast Großenhain, da- König!. Amtsgericht und den Rat der Stadt Niesa, sowie den Gemeinderat Gröba. - 176. Dienstag, 1. Auzaft 1911, «brads. 64. Jabrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint setzen Lag abend» mit Au»nahm« der Emm» nnd Festtage. Vierteljährlicher BrzagöpretS btt Abholung in der Expedltlo» in Niesa 1 Marl vv Psg., durch unsere Trüge» srei in» Hau» 1 Mark Sb Pfg„ bei Abholung am Schalter der kalserl. Postanstalten 1 Mark SÜ Psg., durch den Briettrilger sret in» Hau» L Mark 7 Psg. Auch MvimtSabounenieutS werde» augeiwnmieu. Auzeigen-Annahm« sstr dl« Nummer de» Au»gab«tage» bl» vormittag 9 Ahr ohne Dnvühr. Rotationsdruck »mb Verlag von Langer L wlnterll» in Nirla. — v'esatlst»steste: Voetbestraste 5V. — Für dl» Redaktion verantwortlich: Arthur Hiihnel tu Nlesa. Am 1. August 1911 ist der 2. Termin derGlktttt-s «emeiirde-vnmdstener fällig. Die Steuerbetrüge sind bi» spätesten» MM 14. August 1S11 zur Lermeidung der Zwangsvollstreckung an die hiesige Steuerkaffe — Gemeindeamt Zimmer 4 — abzuführen. Gröba, am 1. August 1911. Der Vemeindtvorstand. OertlicheS und SSchfisches. ' Riesa, 1. August 1911. —* Bei der Sparkasse zu Riesa wurden im Monat Juli 1911 2463 Einzahlungen im Betrage von 168696 M. 92 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 846 Rückzahlungen im Betrage von 198422 M. 77 Pfg. Neue Einlagebücher wurden 229 Stück au»gestellt. Kalstert wur den 157 Bücher. Die Gesamteinnahme betrug 281965 M. 43 Pfg. und die Gesamtausgabe 313175 M. 17 Pfg. —* Die Verlegung der Vorstellungen de» Leipziger Operetten - Ensemble» nach dem Garten de» „KaiserhofeS" hat beim Publikum großen Anklang gefunden. Wenigsten» war die gestrige erste Vorstellung der „Neuen Sommer bühne- sehr gut besucht. Und nach dem guten Erfolge de» gestrigen Abend» darf erwartet werden, daß da» Publi kum die Gelegenheit, im Freie» Kunst und Natur vereint zu genießen, auch fernerhin wahrnehmen wird. Da» Ensemble brachte gestern abend ein« der wuchtigen Bauern komödien Ludwig Anzengruber»: „Der Pfarrer von Kirch feld- zur Aufführung. Da» an packenden Momenten so reiche Stück wurde entschieden in überaus lobenswerter Welse zur Darstellung gebracht. Vorzüglich gelang Herrn Hermann Klenke die Wiedergabe der Rolle de» menschen freundlichen, duldsamen Pfarrer» Hell von Kirchfeld in allen Szenen, selbst in den schwierigen dramatischen Momenten. Auch Fr. Dir. Brosch verkörperte die Waise Anna Birkmeter treffend und ansprechend. Außerdem zeichnete sich Herr Dir. Brosch in der Rolle de» Michel Berndorfer au». Den verwahrlosten Wurzelsepp spielte Herr Werner Steinfel» sehr anerkennenswert. Auch die übrigen Mitwirkenden verdienen Lob und Anerkennung. — Morgen Mittwoch geht da» Volk»stück mit Gesang „Vuschliesel- in Szene. Sicherlich wird auch dies« Vorstellung regen Zuspruch finden. Im Vorverkauf gelten dieselben Preise wie an der Abendkasse, nur können im Vorverkauf Plätze reserviert werden. —* Nachdem Montag, den 31. Juli, vormittag» 10 Uhr der Dresdner Pegel einen Tiefstand von 227 ow unter Null erreicht hatte, mußte die Sächsisch - Böhmische Dampfschiff- fahrt».Gesellschaft der eisernen Notwendigkeit weichen und sich mit Montag abend zur Einstellung ihrer regel mäßigen Fahrten entschließen. Bereit» im Laufe de» Montag Nachmittag mußten die von Dresden au» über Pillnitz hinau»gehenden Fahrten, sowie die Fahrten von Dresden elbabwärt« ausfallen. Versuchsweise sollten am heutigen Dienstag noch mit den am flachgehendsten Schiffen einzelne Fahrten von Dresden elbaufwärts auSgeführt werden. Abgesehen davon, daß nur einigermaßen besetzte Dampfschiffe wegen de» niedrigen Wasser» vielfach an die Landungsbrücken nicht mehr herankönnen, liegen teilweise in der Fahrtrtnne selbst Steine, die in der Hauptsache durch den Betrieb der Keltenschleppschiffahrt sowie der Flößerei aufgerichtet werden und eine Gefahr für die übrige Schiff fahrt bilden. Teilweise befinden sich auch in der Fahrt rinne selbst Stellen mit so geringer Schwimmtiefe, daß deren Passieren mit einigermaßen besetzten Personendampfern nicht mehr ohne erhebliche Beschädigung der Schiffe durch- zuführen ist. Bet einem geringen Waflerstand bildet auch der Umstand «inen Nachteil, daß da» Publikum vielfach überwiegend die ein« Seite de» Dampfer» etnnimmt, wo durch derselbe, einseitig belastet und dadurch der Gefahr de» Auffahren» leichter ausgesetzt ist. —7. Die fünfte Ferienstrafkammer de» Dresdner Kgl. Landgericht» verhandelte gegen den 29 Jahre alten, schon mehrfach bestraften Dienstknecht Paul Reinhard Schuster au« Strehla wegen wiederholten Rückfallbetrug». Unier der wahrheit-widrigen Angabe, er wohne in Zeithain und wolle auf dem Rittergut« Merzdorf b. Riesa al» Knecht in den Dienst treten, erschwindelte sich der Angeklagte von dem dortigen Oekonomieoerwaltrr Lorenz 3 Mark MtetSgeld. 1»ur 50 Mfür >6» „Riesaer Tageblatt" erbitten wir un» bi» spätesten» bormtttag» s Ahr de» jeweiligen Aurgabetage». Die GeschiistSsteü«. wenden, wenn er sich nur vorschriftsmäßig desinfiziere. Den Landwirten und Viehzüchtern müsse man darin freie Hand lassen, e» sei ihre Sache, wie sie sich am besten gegen die Seuche schützten. Da» Gericht schloß sich dieser Auffassung ebenfall» an und erkannte auf kostenlose Frei- sprechung. Der Angeklagte Wunderlich sei befugt gewesen, den verseuchten Stall zu betreten, da er unter da» Warte- und Pflegepersonal zu rechnen sei. —88 Uebrr den von der Chemnitzer Handelskammer aufgedeckten Titelschacher, dessen Einzelheiten jetzt Gegen stand eingehender Erörterungen im Sächs. Ministerium de» Innern find, werden jetzt interessante Enthüllungen gemacht. Wie schon berichtet, hatte der ReichSgerichtSsekretäd Gorn- Leipzig verschiedenen Großindustriellen in Chemnitz im Auftrage de» Freiherrn Han» von Weißenbach mitgeteilt, daß ein thüringischer Staat geneigt sei, von besonderen Persönlichkeiten Stiftungen entgegenzunehmen und den Dank dafür werde die betreffende StaatSregterung durch eine entsprechende Rangerhöhung zum Ausdruck bringen. S» komme bei der Persönlichkeit der Betreffenden der Titel „Kommerzienrat" in Frage. Ein angesehener Kunst historiker Professor Baron W. aus Leipzig habe durch seine guten Beziehungen zu diesem Fürstenhaus für die Regierung diese Angelegenheit im Vorstadium zu erledigen. Nach den bestehenden Gepflogenheiten würden solche Stifter in Sachsen dann zu König!. Sächsischen Geheim«» Kom merzienräten befördert. — Zit dieser Titelschacherei äußert sich der Vertrauensmann des Leipziger Sammlers Professor Dr. jur. Freiherr Han» von Weißenbach, der obengenannte Reich»gericht»sekretär Gorn, wie folgt: „ES handelt sich bei der ganzen Sache um eine ideale Angelegenheit. Die Idee dazu entstand, al» im Jahre 1909 die Weißenbach'sche Kunstsammlung im BuchgrwerbrhauS ausgestellt war. Damals stellte sich heraus, daß da» Buchgewerbemnseum einen Teil der Sammlung sehr gut gebrauchen konnte und e» wurden Schritte eingeleitet, daS zum Ankauf notwendige Kapital aufzubringen. Gleichzeitig traten aber amerika nische Interessenten auf, di« die wertvollen Kunstschätze über den Ozean entführen wollten. Die« paßte aber weder dem von patriotischen Interessen erfüllten Baron von Weißenbach noch den Leipziger Buchhändlern. Darum traten Herren wie Hofrat Böhme und Volkmar mit der Leipziger Handelskammer in Verbindung, damit die Samm- lung in Leipzig verbleibe. Die Handelskammer beauftragte mich, Interessenten für die Sammlung zu finden und dies ist mir auch gelungen. Gleichzeitig erhielt ich vom Frei herrn von Weißenbach eine Verkauf-Provision. Die Käufer schenkten dann die Sammlungen dem Leipziger Museum. Selbstverständlich wurde die Hochherzigkeit der Schenker bei der sächsischen Regierung bekannt, und die Herren erhielten den Kommerzienrat»titel bezw. da» Ritterkreuz. Ich selbst hatte auf die Titelverleihung weder Einfluß noch davon Kenntnis. Nun blieben noch die übrigen Teile der Samm lung dem Vaterland« zu erhalten. Da aber Leipzig kein Interesse daran hatte, wendete sich Freiherr von Weißen dach an einen kleinen thüringischen Staat, dem solche Sammlungen gelegen kamen. Nunmehr ging mein Auf trag dahin, solche Käufer zu finden, die ersten» Kunst- oerständni», zweiten» aber eine tadellose Vergangenheit und eine ebensolche Familie hatten, sür den Fall, daß sich *die betreffende Regierung durch ein« Titelverleihung er kenntlich zeigte. Ich wandte mich darum vertraulich nach Plauen und Chemnitz und sandte drei Herrin einen Brief, nachdem ich erfahren hatte, daß die Herren Interessenten seien." — Diese Herren haben aber auf den Kommrrzien- rat»titel verzichtet, vielmehr sich bei der Chemnitzer Handels kammer über da» ihnen gemachte „Angebot" beschwert. Im vorliegenden Falle wird der offensichtliche Titelschacher anscheinend lediglich getrieben, nm privaten Interessen zu dienen. Prof. v. W. will seine zahlreichen Sammlungen! nur SS As« Schuster entfernte sich darauf und ließ sich nicht wieder sehen. Der Angeklagte erhielt wegen diese» Delikt«», unter Wegfallstellung einer ihm im vorigen Monqt qiegrn gleicher Schwindeleien zuerkannten Strafe, nunmehr insgesamt acht Monate Gefängnis. — Am Sonntag in früher VormittügSstunde fuhr zwischen Chaussee- und Eisenbahnbrücke in Meißen ein talwürtSgehender Elbkahn feft. E» gelang der Mann- schaftz wohl, mittel» Winde nach längeren Mühen lokzu- kommen, aber der Kahn fuhr gleich darauf übermal» auf dem FelSboden fest. Nun waren alle Bemühungen der Mannschaft, da» Schiff flott zu machen, umsonst. Erst in der dritten Nachmittagsstunde vermochte ein Kettenschlepper, der kurz vorher einen zweiten festgefahrenen Kahn in der Nähe der Etsenbahnbrücke lo»gebracht hatte, auch da» erste Schiff wieder flott zu machen. Da e» die ganze Zeit die Durchfahrt unter dem talwärts führenden Brücken joch ver sperrte, so sammelten sich oberhalb der U-bersähre von Spaar etwa 15 Kähne, drei Raddampfer "Uno mehrere Flöße an, von denen die letzten Fahrzeuge erst am späten Abend die Durchfahrt unter der Chausseebrücke bewerkstelligen konnten. —88 Eine sehr interessante Entscheidung für Vieh'- Händler, Züchter und Fleischer fällte jetzt das Bautzener Landgericht. Nach Verordnung de» Kgl. Sächs. Ministerium» de» Innern dürfen verseuchte Ställe nur von dem Besitzer, dem Abwartepersonal und den Tierärzten betreten werden unter Beobachtung der angemessenen De»- infektion-maßnahmen. In der Lausitzer Gegend erfreut sich nun ein „Heilkundiger", der Gartenarbeiter und Schäfer Friedrich Hermann Wunderlich au» Großsedlitz, eine» weit verbreiteten guten Rufe» al» Bekämpf« der Maul- und Klauenseuche und er wird von den Landwirten und Vieh züchtern vielfach in Anspruch genommen. Er behauptet auch ein sichere» Mittel gegen da» Auftreten der Maul- und Klauenseuche zu besitzen; will überhaupt mit der Tierheilkunde sehr vertraut sein. Seine vermeintliche AenntNi» der verschiedenen Tterkrankheiten, insonderheit der Maul- und Klauenseuche, will er sich durch langjährige genaue Beobachtung angeeignet haben und nach den Be hauptungen mancher Landleute soll er auch nennenswerte Erfolge zu verzeichnen haben. Er wird viel in Anspruch genommen, und al» vor einiger Zeit auf dem Rtttergute Sommerau unter dem dortigen Viehbestände die Maul- und Klauenseuche aurbrach, holte der Besitzer de» Ritter gutes, Ed. Paul Frohberg, unverzüglich den genannten „Wunderdoktor" zur Behandlung de» erkrankten und Beobachtung de» gesunden Viehes. Der „Herr Doktor" wendet« auch sein Mittel, dessen Zusammensetzung er ängst lich geheim hält, an, doch hatte seine Behandlung nicht den erhofften Erfolg. Der Ritterguttbefltz« sowohl al« auch der Heilkundige erhielten bald darauf eine Anklage wegen Vergehen» gegen da» Biehseuchengesetz, wogegen der Rittergutsbesitzer geltend machte, daß er den Naturheil kundigen hauptsächlich zur Abwartung und Pflege de» erkrankten Rindvieh» und zur Beobachtung de» gesunden Vieh» verwendet habe. Der Tierhetlkundtge sei 5 Tage auf dem Rtttergute gewesen und beim Brrlaffen desselben vorschriftsmäßig entseucht worden. Die Behörden nehmen zu der Tätigkeit Wunderlich» in verschiedener Weise Siel- lung. Während die Smr»hauptmannschaft Löbau ihm untersagt hat, erkrankte» Vieh nach seiner Methode zu behandeln, hat die Ami»hauptmannschaft Dresden erklärt, sie müsse e» mit Grnugluung und Freuden begrüßen, daß Wunderlich in der Bekämpfung der Maul- und Klauen seuche gute Erfolge zu verzeichnen habe. Gegen diese Tätigkeit sei behördlicherseits nicht« «inzuwenden. Auch der Amt«tirrarzt Enk« in Zittau stellte sich auf diesen Stand punkt und erklärte in der jetzigen Hauptverhandlung, man könne gegen die Zuziehung de» Heilkundigen nicht» ein- pro Monat tostet dies« Zeitung del Abholung in d«r GrschSstestille; durch dt« Post frei in« Hau« »9 Pfg.; bet Abholung an jedem Postschall« Deutschland« und durch dt« AuSträg« tret in« Hau«: