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«rrd Arrzrigrr lLldedlatt mrd JWMert. «t»-» Amtsötatt für die König!. Smt-Hauptmannschast Großenhain, das König!. Amtsgericht und dm Rat der Stadt Stiess sowie den Gemeinderat GrSba. 1S1. Montag, s. Juli 1S11, ubeu-s. 64. Jahrg. Da» Riesa« Lag-blatt «scheial jw« Tag abaidi» mit «uSnahme der Smm- und tzestiag«. «terteljährltcher vepeMett» bet Mhaluag d, der »rpedttüm w Ries» 1 Matt SV Ps^ durch unsere LrSger irrt tu» Hau» I Mark VS Pfg„ bei Abholung am Schalt« der kaisett. Poslanslaltrn 1 Mark SS Pfg, durch den vriesNüg« sret tu» Hau» 2 Mark 7 Psg. Auch MouaDabammurut» vmchm angenouune». A»teigr»Au»ah>« für dl« Nummer de» Ausgabetage» bt» vormttlag v Uhr ahur «rmtlhu Rotationsdruck «ud Verlag von Langer ll winterlich in Riesa. — Sri»ait»sl,ilrr Soethepratz» Lit — gvr die Nchaktl»,- venmtumrtilch! Herman« Schmidt in Riesa. Freibank Glaubitz. Morgen Dienstag von nachmittag» 6 Uhr an kommt Schweinefleisch, Pfund 40 Pf. Mn »«kauf. Der Gemeindedorstand. ... <- für da» „Riesaer Lagetlatt^ «bitt« wir nur bt» spätesten» dorwtttag» I Uhr de» jeweiligen Ausgabetage». Die GeschLstSfteUo. M Mist leiWlikM, «Wtt tii Smnüttt ich >n«kk«. Diese Meldung ging un» noch «ährend de» Drucke» d« vorigen Nr. zu. Dadurch wird die bereit» vielerörterte Marokkofrage für un» viel tntereffanler, „aktueller". Die „Köln. Zig." «hält anscheinend zu der Ent sendung de» Panzer» „Panther" (in unserer Meldung war d« Name durch de» Fernsprecher verstümmelt. R. T.) au» verltu folgende Erläuterungen: Deutschen namhaften Häusern gehören bet Agadir und bi» in dessen Hinterlande hinein große Strecken Lande», die landwirtschaftliche ve- triebe find. D« »«fitz einer einzigen Firma hat di« Größe eine» Fürstentum». Um einen Begriff von der Bedeutung de» Betriebe» zu gebe», ma» bemerkt werden, daß «ine Firma etwa 120 Personen, darunter SO bi» 70 Handels agenten, im Besitz von deutschen Schutzbriefen, eine andere SO Angestellte beschäftigt. Außer diesen landwirtschaftlichen Interessen hat der deutsche Handel im Süden Marokko» in der letzt,» Zeit in steigendem Maße zugenommen und Bedeutung erlangt, die nicht au» der Statistik ersichtlich ist, «eil eine groß« Meng« von Gütern, deren Import und Export für England gestellt wird, in Wahrheit oo> deut schen Firmen auf dem Wege über England «in- und auS- geführt werden. Ebenso sind auch in bergbauli^er Be- zirhung große deutsche Häuser im Hinterlande von Agadir erheblich interessiert. Insbesondere handelt e» sich dabei um zahlreich« Kupferoorkommen von bedeutendem Gehalt. Alle diese Interessen würden beim Uebergreifen der in anderen Teilen Marokko» herrschenden Unruhen ernstlich gefährdet und unter Umständen würde jahrelange Arbeit in Frage gestellt werden. Ja, selbst die Sicherheit der europäischen und einheimischen Angestellten wäre bedroht. Mit einem solchen Uebergreifen d« Unruhen ist aber nach einer Reih« au» dem Inner« und dem Süden einge- laufen« Nachrichten zu rechnen. Scho« länger hat fich esne Rückwirkung der Vorgänge in Nordmarokko und Süd marokko bemerkbar gemacht. Bislang veranlaßte jedoch die sehr reiche Ernte die Leute, fich ruhig zu »«halten. Jetzt ist da gegen die Ernte so gut wie eingebracht. Die Nachrichten üb« eine bedrohliche Gärung mehren fich seitdem in besorgnis erregender Weise und da» vorgehen de» Maghzen gegen die Familie Glaui scheint der Anstoß werden zu wollen zu gefährlichen Unruhen, wenn nicht bald beruhigende Maßnahmen getroffen werden. Wie verlautet, dürfte d« „Panther" bereit» auf der Reede von Agadir «ingetroffen sein und ein Truppen detachement zum Schutze d« dort ansässigen Deutschen gelandet haben. Außerdem dürfte der Kommandant sofort dem Sultanvertret« seinen Besuch gemacht und ihn über die Absicht d« deutschen Regierung und die Bedeutung dies« Landung aufgeklärt haben. Selbstverständlich handelt «» fich bei dies« Entsendung wed« um eine Besetzung noch nm eine Besitzergreifung, sondern nur um «ine Maß nahme zum Schutze der in Agadir und in dem Hinter lande von Agadir, dem sogenannten Su», vorhandenen außerordentlich großen deutschen Interessen, den vnsere dort ansässigen Landsleute mehrfach gewünscht haben. Ja Su» befinden fich ganze Quadratmeilen Land in dentschem Besitz. Die Maßnahme bedeutet keine Unfreundlichkeit gegen Marokko und ebensowenig gegen Frankreich, letztere» «m so weniger, al» Agadir nicht zu den marokkanische« LertragLhäfen gehört, in denen di« international« Polizei stationiert ist. Di« Regierung entnimmt ihre Berechtigung zu d« Entsendung de» Nachschiffe» durchaus dem vvlk«- nchte, und zwar dem Grundsätze, daß einem Staate der Schutz seiner etgenenHulteressen überall dort zusteht, wo « durch die staatliche WwM nicht gewährleistet wird. Da» aber trifft besonder» stlr Agadir und sein Hinterland zu, wo di« Gewalt de» Sultan» stet» nur schwach gewesen ist und jetzt noch schwächer ist, nachdem der Sultan den Groß- westr Gl Glaui entlassen hat, aus dem zum großen Teil sein« Anerkennung in jenem Gebiet beruht. Die Ent- smduug de» „Panther" ist gerade jetzt notwendig gewesen, well tu Marokko die Mute vor der Tür steht, und »ach der Ernte, wie jeder Marokkokenn« bestätige« wird, die Stämme eine größere Neigung al» sonst für Unruhen und Widersetzlichkeiten zeigen. Deutschland darf für diesen Schritt, der angesichts der spanischen und französischen Machtentfaltung in Marokko einen auß«ordeMlich be scheidenen Eindruck macht, jedenfalls dieselbe freundlich« Beurteilung in Anspruch nehmen, die Frankreich und Spanien für ihr Vorgehen beanspruche«, und, wenigsten» soweit di« offizielle Presse in Betracht kommt, auch er halten haben. An Preffestimmen zu d« Angelegenheit sei zunächst folgende verzeichnet: , Kölnische Zeitung: Die Nachricht von der Entsendung de» Panther wird nicht verfehlen, sehr große» Aussehen zu machen, aber e» war vorauLzusehen, daß die Wendung, die die Zustände in Marokko in den letzten Monaten genommen haben, da» Deutsche Reich zwingen würden, auch fetuerseit» für dl« Wahrung sein« Jnlereffen zu sorgen, Di« Lage in Marokko ist nachgerade chaotisch geworden, und von ein« Autorität de» Sultan» kann kaum mehr di« Rede sein. Die vollständige Verwirrung im Norden bat jetzt schon di« Folge gchabt, auch km Süden eine große GEünllghttvod- zurufen, und e» ist mit großer Wahrscheinlichkeit, wenn nicht mit Gewißheit anzunehmen, daß auch der Süden in Mitleidenschaft gezogen werden wird. Die bedeutenden wirtschaftlichen Interessen, die Deutschland namentlich im Süden hat, mußten Deutschland die Verpflichtung auf erlegen, selbst für die Interessen fein« Angehörigen einzu treten. Al» Frankreich zum Schutze sein« Landsleute die Expedition nach Fe» schickte, haben wir gegen diese Hand lung nicht protestiert, obgleich nach unseren spät« al» zutreffend anerkannten Nachrichten weder da» Eigentum noch da» Leben der Europäer gefährdet war. Dieselbe Zurückhaltung haben wir Spanien gegenüb« beobachtet. Beide Staaten haben Maßregeln getroffen, deren Bedeutung und Ausdehnung mit d« von Deutschland jetzt eingeletteten Aktion nicht vergliche« werden kann. Wenn Frankreich und Spanien über die Bedingungen de» vertrage» von Algeclra» hinauSgehenb, nicht nur Häfen besetzt, sondem auch im Innern von Marokko Stationen errichtet haben, so ist e» nur erklärlich, daß auch Deutschland, dem ver langen seiner Staatsangehörigen entsprechend, den Panther nach Agadir schickt, um den erbetenen Schutz in greifbarer und wirksam« Weis« zu gewähren. Diese Maßregel richtet fich nicht gegen Marokko, sie soll auch kein Gegen druck sein zu den von Frankreich und Spanten angeordneten vornahmen, sondern sie geschieht zur Wahrung uns«« bedrohten Interessen. Wir haben nicht die Abficht, un» dauernd in Agadir festzusetzen, wohl aber wird d« jetzt dort zugunsten unserer Lande-angehörigen auSgeübte Schutz nicht eher aufgegeben werden können, al» bt» in Marokko geordnete Verhältnisse zurückgekehrt sein werden. Wir rechnen darauf, daß man im Auslande in Anerkennung de» stet» von Deutschland bewährten Maßhaltenr den Selbstschutz, den wir jetzt aurüben, mit derjenigen Ruhe und Unparteilichkeit beurteilen wird, die wir uasererseit» immer bei der Beurteilung d« Aktion«« fremder Staaten bewährt haben. Ebenso ist dringend zu hoffe«, daß auch die deutsche Presse in dem Eintreffen de» Panther vor Agadir nicht» and««» sehen wird, al» wa« e» bedeuten soll: eine Wahrung vnd Sicherung der Interessen «ns«« Land»leute, die wir, da sie von Marokko nicht zu erwarten ist, jetzt selbst in die Hand nehmen. Neber die Stimm»», t» Pari» wird dem „Lok.-Anz." berichtet: völlig unovrb««t1et traf die Paris« politischen Kreise die Nachricht vom Erscheinen de» Kanonenboote» „Panther" vor Agadir kineSweg», da schon fett mehreren Tagen hier bekannt war, daß die in Agadir und Umgebung ansässigen Geschäftsleute die he- stimmte Erwartung ««»sprachen, durch die deutsche Flagg« bald einen «wünschten Schutz zu erhalten. Im Ministe rium de« Aeußeren werden die Absichten Deutschland», wie sie Polschaft« von Schoen dem Minister de Selve» bekanntgab, keineswegs «md«» gedeutet al» tn d« amt- ltchen deutschen Darstellung. Immerhin befürchtet man, daß Spanien fich durch da» deutsche vorgehen ermutigt fühlen würde. G» fehlt übrigen» auch nicht an Verteidi gern für da» Erscheinen de» deutschen Kanonenboote» in Agadir. Selbst die offiziöse „LiberlS" bemerkt auSdrllck- lich, daß der Hafen von Agadir weder zur französischen, noch zur spanischen Einflußsphäre gehört. Da« «st» Kriegsschiff, da» im genannten Hafen «schien, war «in französische». ES handelte fich im Frühjahr LS1L darum, durch da» Erscheinen der französischen Flagg« vor Agadir di« ««geborenen vor Uebergriffen abzuhatt«« und bi» Europäer zu beruhigen. Die Unterhaltung de» Botschaft«» v. Schoen mit dem Minister d« Selve», in deren »«lauf auch jene» Präzedenzfalle« Grwähmmg geschah, hatte «ine» durchaus angenehmen Charakter. Nach Beendigung dell Gespräch» schienen beide Herren dm Zwischenfall al» nicht übermäßig ernst anzusehen, wenngleich Minister de Selve» erklärte, daß « persönlich in dies« Angelegenheit keine au»schlaggebmd« Metmmg besitze. Außer Frankreich und Deutschland hat keine Alg«tra»-Macht besondere Interessen in Agadir zu verteidigen. Müh t» Gugstmb wird natürlich di« Meldung lebhaft besprochen, über nur der „Obs«rver" führt tu einigen einleitenden Dorten au», daß die Situation sehr erschwert worden sei. Da» ge nannte Blatt bringt dann noch ein Telegramm seine» Paris« Korrespondenten, in welchem «»»geführt wird, »atz der politische Horizont durch diese» Eingreifen der deutsch«» Politik wied« sehr »«dunkelt worden sei. E» seh« j«tzt nach ein« schweren internationale» Krift» au». Da» grotze Publikum tu Frankreich sei durch diesen Schritt vollständig überrascht worden, während man ia diplomattschen Kreism so etwa» bereit» «wartet hatte. Man glaubt, Deutschland sei entschloss«, jetzt seinen An teil an Marokko zu verlangm, und al» Entgelt für sein bisherige» Schweigen einen Hafen zu fordern. * * * BiS heute mittag gingen uns in der Sache noch fol gende Nachrichten zu: ):§ Köln. Der Kölnischen Zeitung wird aus Berlftt telegraphiert: Anderweitigen Nachrichten gegenüber ist zu bemerken, daß eine Ausschiffung von Mannschaften in Agadir zunächst nicht beabsichtigt ist und nur dann in Frage kommen würde, wenn sich' die Notwendigkeit einer solchen Maßregel zum Schutze von Leben und Eigentum der Deutschen Herausstellen würde. Ebenso wenig ist «ine Besetzung des Hinterlandes von Agadir geplant. ES han delt sich bei dem Schritte der deutschen Regierung mir Vorsichtsmaßregeln, nicht um einen Akt der Besitzergrei fung. Ein anderer Irrtum ergibt sich aus einer Pariser MeÜmng. Darnach bemerkt der Figaro, das deutsche Vorgehen in Agadir sei um so überraschender, als be reits zwischen Paris und Berlin Verhandlungen wegen einer Vereinbarung im Gange seien. Wie wir bestimmt zu wissen glauben, sind bisher derartige Verhandlungen nicht gepflogen wovden. ):( Paris. Nach dem „Temps" hatte Deutschland gemäß dem französisch-deutschen Abkommen von 1909 die Sorge um die Aufrechterhaltung der Ordnung in Agadir- falls es da etwas zu schützen gebe, Frankreich über lassen müssen. Der .Minister des Aeußeren, SelveS- würde enge Fühlung mit den Verbündeten und befreun deten Mächten zwecks Maßnahmen zu nehmen haben. Die zunächstliegende sei die Entsendung eine» französischen Kreuzers nach Agadir entsprechend dem vertrage vo« 1909. Die zweite Maßnahme bestünde darin, Spanien offen zu erklären, daß es seine Verpflichtungen ge brochen und dadurch Frankreich seine vollständige Frei heit wtedergegeben habe, sich mit einem dritten zu ver ständigen. DaS Journal de TebatS spricht sich dagegen au», daß Frankreich ein Kriegsschiff nach Agadir ent- stpche. ES hieße dies nur eine neue Tollheit den voran gegangenen hinzusügen. Die gegenwärtigen Schwierig keiten seien das Ergebnis des UebereiferS der Patrioten. Nach dem Journal hätte der Führ« der französischen Lolvnialpartei, der ehemalige Mittster Etienne- er-