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Amtsblatt Mr Kts Wil. WsMt Nii Sei vIMal z, hohevsttis^riiktbt. (jWHstat jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die AuSträger daL Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei inS HauS. » - . - Anzeiger kür HoKe«ftet« Lder1««gwtq Oer-dorss, Herm-dsrsk, vern^ö» Mein^oorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, Langenchursdorf, Grumbach, !- . heim, Kuhschnappel, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Urspruirg, Kirchberg, Lugau, C. Pleißa, Rüßdorf, St. Egiluen, Huttengrund n f, w Fernsprecher Nr. 11. Inserate nehmen außer der GefchältSstelle auch du Ansträger auf oein Lunde rnte.j<) auch befördern die Annoncen-C^grinnsnen wiche zu Originalpceisen Ar. 220. Mittwoch, den 22. September WS. 59. )ahr-. «>«MSSSS«SSSSSSSS»WSS^SSSSSSSSSSSSS^^SSSSSSS«S««S«M»»»«WW^W^«MW»»W»W»W«^>^MW^»M»WWW^W>^^W»>«»SSS»SS«»S»SS»SMSSWSSWS!»WWSW»WM» Aus -em Reiche. Kaiser Wilhelm bei Ven schweizerischen Manöver« ? Nach der „Tägl. Rösch." wird infolge dec oer- schiedentlich gemachten Aeußerungen des Kaisers, den Manövern des schweizerischen Heeres beiwohnen zu wollen, in Berlin die Anschauung ver treten, daß nunmehr ein bestimmt geäußerter Wunsch des Kaisers vorliege, dem auf irgend eine Weise Rechnung getragen werden müsse. Der Kaiser müßt« natürlich al« Souverän empfangen werden, falls er einer Einladung zu den Manövern Folge leisten würde. Die schweizerische Presse bespricht die Angelegenheit in durchaus sympathischem Sinne. Einigung der Linksliberalen. Ueber die Einigung der Linksliberalen wird demnächst eine wettere Besprechung im VtererauS- ausschusse der linksliberalen FraklionSgemeinschast erfolgen. Am Sonntag hat der erweiterte geschäfts führende Ausschuß der Freisinnigen BolkS- parier unter dem Vorsitze drS Abg. Schmidt- Elberfeld eine eingehende Aussprache über die An- gelege, Helt gehabt, bet der sich volle Ueberein, st i m m u n g über die in Betracht kommenden Fragen ergeben hat. Der Ausschuß hält nach wie vor eine Verschmelzung der drei linksliberalen Parteien für wünschenswert unter der Voraus- setzung, daß vorher ein gemeinsames Pro- gramm geschaffen und eine Verständigung über die hauptsächlichen taktischen Fragen sowie über die Eingliederung der bestehenden Parteiorganisationen herbeigeführt wird. Falls eine Verschmelzung, die nur durch Beschluß der maßgebenden Partei organisationen herbrigeführt werden kann, alsbald noch nicht möglich sein sollte, so ist zunächst dahin zu wirken, daß die FraklionSgemeinschast auSgebaut und unverzüglich ein gemeinsamer Vorgehen für die nächsten Wahlen gesichert wird. Hübner- Errettung aus dem Dilemma. Wir haben kürzlich gemeldet, daß die Natto nalliberalen durch unerfreuliche Umstände sich veranlaßt sehen, im 84. ländlichen Wahl kreis auf eine eigene Kandidatur zu verzichten und den Parteiangehörtgen zu empfehlen, nunmehr entschieden für den freisinnigen Kandi daten, Dr. Dietel, einzutreten. Hierzu schreibt man: Der frühere Landtagsabgeordnete Hübner-Zscho pau, der kürzlich au« der Konservativen Partei auStrat, um der Nation» lliberalen Partei beizutreten, erklärt jetzt, daß er von seiner Landtagskandidatur zurücktrete, weil er von den Zschopauer Stadt verordneten, deren erster Vorsitzender er bisher war, zum unbesoldeten Etadtrat gewählt worden sei. Be kanntlich hatten ihm die Konservativen in seinem Wahlreise in der Person des Tterzuchtinspektor« Dr. Petermann einen Gegenkandidaten gegenübergestellt und die Nationalliberalen hatten erklärt, im Hübner- schen Wahlkreise den freisinnigen Kandidaten zu unter- stützen. Retchsetat «ud Einelstaate«. Aus Bundesratskreisen gibt der „Neue Pol. Tagesd" folgende Ausführungen eines namhaften Iinanzpolitikers wieder: Bei den wiederholten Mahnungen zur Sparsamkeit, die in der Presse aller Parteien an die Reichsregierung und den Reichstag gerichtet werden, kommt mehrfach das Bedauern zum Ausdruck, daß eine Grenze für die kommenden Reichsausgaben leider nicht gezogen wäre, weil der Reichstag aus Sorge kür die Er haltung seines Budgetrechtes die Bindung der Ma- trikularbeiträge abgelehnt hätte. Diese Auffassung ist formell allerdings richtig; denn der Retchsetat kann nicht, wie die Etats der Bundesstaaten, auf der Ausgabenseite durch das Ergebnis der Ein- nahmtseite ohne weiteres reguliert werden, weil die angcbenden Matrikularbeiträge rechtlich eine Heranziehung der Einzelstaaten zu den Aufwen dungen des Reiches, für die eigene Einnahmen nicht vorhanden sind, gestatten. Trotzdem aber gibt es, und mutz es für die Reichsausyaben eine Grenze geben, über die hinaus eine Anspannung der Bundesstaaten ausgeschlossen ist. Und diese Grenze ist gegeben durch die freiwillige Er höhung der Beiträge der Bundesstaaten für Reichszwccke durch Heraufsetzung der un gedeckten Matrikularbeiträge bis zu 80 Pfennig aus den Kopf der Bevölkerung. Dieser Betrag ist das Ergebnis gemeinsamer Ent schließungen der Finanzverwaltungen der Einzel staaten, denen der Gedanke zugrunde lag, aus Rücksicht auf die Finanzlage des Reiches auch in ihrer Leistungsfähigkeit bis an die zulässige Grenze zu gehen. Reichsregierung und Bundesrat dürften daher auch sicherlich keinen Etat vorlegen, der die Möglichkeit zu weiteren Ansprüchen an die Einzel staaten eröffnet, als sie selbst auf sich genommen haben. Und da der Reichstag der Erhöhung der Matrikularbeiträge zugestimmt hat, so hat er sich damit gewissermaßen selbst die Grenze gezogen, bis zu der er mit seinem Ausgabebewilligungsrecht gehen kann. Eine klare Grenze für die Reichs ausgaben besteht also tatsächlich doch. Zentrum und Kanzler. Die diesjährige Gmeralveisammlung de« bay- rischen Bauernbundes, die in Tunten Hausen unter freiem Himmel abgehalten wurde, hat der ReichttagSabgeordnet- Schädler benutzt um das Verhältnis des Zentrums zu dem neuen ReichSkanz- ür genau festzust-llen. Herr Schädler, der b-kannt- lich zweiter Vorsitzender der Zentrumrfcakuon im Reichstage ist, hat in längerer Rede, nachdem er die ZentrumSpoltti? zu der Steuergesetzgebung verteidigt hatte, elkläit, daß zwischen Zentrum und Konser vativen kein Kompromiß bestand, noch besteht. Dim verflossenen Block glaubte er die „b-ssere patriotische und nationale Gesinnung der Polen" Vorhalten zu müssen. BülowS Zeit sei iüc jeden politisch Den kenden gekommen gewesen. Sein Sturz aber sei die dauernde Ausgabe von 500 Millionen nicht wert gewesen. Seit Dezember 1906 habe Bülow für da? Zentrum gesellschaftlich überhaupt nicht mehr existiert. Wa« den jetzigen Reichskanzler betreffe, so sei er der eigentliche Block st aatSsekre- t ä r gewesen. „Treu ergeben", fuhr Herr Schädler wörtlich fort, »ist er in inniger, herzlicher Verehrung dem Kaiser, nicht bloß aus politischer Berechnung. Ob er imstande sein wird, bei dieser treuen Hin gebung jenes Erbe zu bewahren, von dem man ge- sagt hat, daß es Bülow nach Len Nooembertagen aus Potsdam zurückgebracht, besonders dann, wenn Reden und Ansprachen des Kaisers in verschiedenen Aussprachen erscheinen? Ich gehe dann noch einen Schritt weiter und frage, ob der neue Reichskanzler wohl imstande sein wird, auch den katholischen Volks- teil in Deutschland in seinem heiligsten Fühlen zu verstehen, nachdem er doch den größten Teil seiner Amtszeit in Brandenburg und den umliegenden Königreichen zugebracht hat. DaS Verbot einer Rede in polnischer Sprache an die katholischen Arbeiter auf der Katholtkenosrsammlung in BreSlau, gewisse Telegramme an die Hakatistenbünde im Osten, dir Versuche des beharrlichen Bleibens auf der betretenen Bahn, diese Dinge zeigen genugsam, daß man wenig- ftenS den Polen gegenüber fortfahren will in der erfahrungsgemäß verkehrtesten Politik. Der neue Herr Reichskanzler wrd eS begreifen, wenn wir aus seine Taten warten, um ihn zu werten, ihm gegen überstehen ohne Liebe, ohne Haß, kühl, stets auf der Hut. Wir erwarten und wollen keine Gunstbezeigung, wir betteln auch nicht um Gunst, wir haben anderen Kanzlern schon gegenübt rgestanden! Wir vertrauen auf Gott, unser gutes Recht, auf unser sturmerprob tes treuS katholisches Volk!" Ueber die Fernfahrt des „Z. 3" ins Industriegebiet wird unterm 20. Sept, aus Düsseldorf ge schrieben : „Z 3" hat bei der gestrigen zwölf- stündigen Fahrt Frankfurt—Düsseldorf bei starkem Sturm und heftigstem Regen, der den Lust kreuzer mit annähernd 1000 Kilo unvorhergesehenem Ballast beschwerte, und überhaupt unter den denk bar schwierigsten Verhältnissen eine Fahrt vollbracht, die sich den glänzendsten Leistungen des Grafen Zeppelin würdig anreihen darf. Das Luftschiff wurde kurz vor 3 Uhr in Essen gesichtet. Die auf dem Kruppschen Schießplätze ausgestellten Kanonen feuer- ten den Ehrensalut. Unter Glockengeiäute kreuzte daS Luftschiff wohl eine Stund« über der Stadt, von der Menschenmenge, die sich in den Straßen und auf den Dächern der Häuser angcsammelt halt«, jubelnd begrüßt. DaS Wetter war aufklärend, so daß da« Luftschiff vorzüglich zu sehen war. In langsamer Fahrt erreichte „Z. 3" den Landungsplatz wo 3.45 Uhr die Landung erfolgte. Die LandungS- manöoer waren in kurzer Zeit glatt beendet. Der vorderen Gondel entstieg Oberingenieur Dürr. D - ekter Lolkmann und Graf Zeppelin jun. waren bereit» vorher mit Automobil eingetroffen. Ober- bürgermeister Geh. Rat Holle begrüßte die Erschu- renen. Um 4 Uhr versammelten sich die Fahrtteil- -rhmer zu dem von der Stadt gegebenen Imbiß in tnem auf dem Landungsplätze errichteten Aestzelte, woran die Stadtverordneten und der Oberbürger meister trilnahmen. „Z. 3" stieg 5 Uhr 25 Min. inter dem Donner der Böller, den Klängen de, Musikkapelle und den begeisterten Jubelrufen ter Menge von hier wieder auf und nahm die Richtung nach Düffeldorf, wo er um 6.21 Uhr glatt gelandet ist Dt- L«Mchtffbaugesellfchaft Zeppett« gibt folgendes bekannt: Da die Lösung wich tiger technischer Aufgaben unser in Friedrichshafen harrt, ist eS notwendig, nach der nunmehr wochsnlangen Reise, während deren daS Fahrzeug nnd daS Personal aufs äußerste angespannt wurden, in den Hafen zurückzukehren, um dort mit Ruhe an der Verbesserung deSLust- schiffe» weiter zu arbeiten. Mit der Fahrt inS Rheinland und Westfalen war beabsichtigt, der in dustriellen Bevölkerung dieser Gegend, die dem Unter nehmen reges Interesse entgegengebracht hat und auch an dessen Durchführung tatkräftigen Anteil ge nommen Hot, zu beweisen, daß Graf Zeppelin daS Pfund, welcher ihm vom deutschen Volke anoertraut wurde, nicht vergraben, sondern benutzt hat zur ziel- bewußten Weiterentwicklung seiner Erfindung. Den durch die Ungunst der Verhältnisse enttäuschten Siävten Westfalen» und des Rheinland» wird hoffent lich im nächsten Jahre em Luftschiff der in Frank furt in Bildung begriffenen LustschiffahrtS-Aktten- gesellschaft die Erfüllung ihrer Wünsche bringen. Unter den Angen des Kaisers. Die Korpsmanöver des sächsische« Heeres, rf. Hainichen, 20. September. Das war heute kein Kaiserwctter. Ein rauher Wind blies aus Norden über das Gelände, trüb und grau spannte sich der Himmel über Land und Leute und um das Mißgeschick voll zu machen, prasselte gegen 10 Uhr ein kräftiger Regenguß her ab, der den Boden tief aufweichte und Truppen und Zuschauer unliebsam durchnäßte. Und dabei vird ein gut Teil der Manöverbummler nicht aus eine Kosten gekommen sein; die Anmärsche und Vorbereitungen zur Schlacht zogen sich über ein so umfängliches Gelände, daß der von Glück sagen kann, der mehr als eine Attacke oder mehr als ein Lingreisen von Infanterie oder Maschinengewehren ah. Doch sei von Anfang an berichtet. Hainichen, die friedliche Geburtsstadt Gellerts, stand schon seit mehreren Tagen unter Kem Zeichen des Krieges im Frieden. Hier befand ich das Armee-Ober-Kommando, das der Jnspek- eur, Erbprinz von Sachsen-Mei ningen führte. Hier war auch ein immerwäh rendes Hin und Her von Offizieren und Ordon nanzen, bis sich niit der Ankunft des Königs und des Kaisers alles ins Manöverterrain begab. Mit dem Hofsonderzuge früh 6 Uhr 20 Min. traf König Friedrich August hier ein, während Prinz Johann Georg im Automobil folgte. Um 6 Uhr 30 Min. gelangte der kaiserliche Sonderzug auf dem Bahnhofe an. Die Be grüßung des Kaisers durch den König trug den üblichen herzlichen Charakter. Der Kaiser und der König schüttelten sich die Hände. Beim Her- auÄreten aus dem Bahnhofe wurden die Fürst lichkeiten von der versammelten Bevölkerung stür misch begrützt. Der Kaiser, der überaus wohl aus sah, dankte sichtlich erfreut. Vor den« Bahnhofe fand militärischer Empfang statt. Die 4. Kom pagnie des Infanterie-Regiments Nr. 106 stellte die Ehreukompagnie. Nach dem Abschreiten der Front fuhr der Kaiser sofort in dem mit der kaiserlichen Standarte geschmückten Kraftwagen nach dem Manövergelände bei Bockendorf und Langen- striegis. König Friedrich August eilte, be gleitet von dem Kronprinzen und den, Prinzen Johann Georg, dem aus Mittweida anrückenden 19. Armeekorps entgegen. Zusammen mit diesem Armeekorps, das die blaue Partei darstellt, langte er nachmittags ebenfalls in der Gegend von Bockendorf an. Eine allgemeine Kriegslage und die besonderen Kriegslagen sind bis jetzt der Öffentlichkeit noch nicht bekanutgegebcn worden, sondern werden erst im Hauptquartier der Manöverleitung heule abend 11 Uhr bekanntgegeben. Soweit wir jedoch er fahren Huben, handelt es sich um folgende Lage: Eine rote Armee sammelt bei Reichenberg in Böhmen mid ist bis in die Linie Bckutzen-Drestun vorgerückt. Eine blaue Armee sammelt bei Senf tenberg und beabsichtigt, gegen die rote Armee vor- zudringen. Diese beiden Armeen sind angenom men. Eine rote Armeeabteilung (12. Armeekorps) sammelt bei Komotau und mar- chiert über Mulda—Freiberg—Haintchen gegen ein bei Leipzig sammelndes blaues Armee ¬ korps (19. Armeekorps), uni dasselbe zu ver nichten. Tas 19. Armeekorps hat den Auftrag, dafür zu sorgen, daß das 12. Armeekorps sich nicht mit der Hauptarmee vereinigt. Um 7 Uhr heute morgen nahmen Kaiser Wilhelm und König Friedrich August Ausstellung südlich Hainichen auf Höhe 397 und beabsichtigten, von dort aus der Taktik der beiderseitigen Kavallerien zu solgcu. Die Kavallerie von Blau, bestehend aus 18. Ulanen, 21. Ulanen, Karabiniers (nebst der Ma- schinengewehrabteilung Nr. 19), nahm eine Be- reitschaftsstellung südlich Bockendorf. Gegen ^8 Uhr morgens etwa fanden sich die ersten Spitzen der roten Kavallerie, welche aus den 17. Ulanen und dem Gardereiterregiment (nebst der Maschinen gewehrabteilung Nr. 12 und der reitenden Abteil ung des 12. Artillerieregiments) befand, bei Strie- gis ein, nach einem gegenseitigen Manövrieren, um sich stets der Sicht und der Hand des Gegners zu entziehen. Kurz vor 9 Uhr kam es auf Höhe 397 zu einer Attacke, bei der die rote Ka vallerie (12. Armeekorps) unterlag. Inzwischen waren von Tannenberg, nördlich Mittweidas, heute morgen die blaue n Abteilungen mit ihrer Vor hut in Hainichen eingetrosfen. All der Spitze des Armeekorps, welches in einer Kolonne marschierte, befand sich die 24. Division mit der 47. Brigade als Vorhut, an der Spitze der Vorhut das 139. Regiment. Die blaue Abteilung marschierte durch Hainichen bis südlich Bockendorf. Von den roten Abteilungen sind bis jetzt Meldungen über den Vormarsch nicht e i n g e g a n g e n. Es steht zu vermuten, daß nach den anstrengenden Märschen nnd bei dem Eintritt des schlechten Wetters die Truppen heute zur Rast übergehen und den ent scheidenden Schlag erst morgen in frühester Stunde vorberciten werden. Die Truppen führen Koch holz und Verpflegungsportionen mit sich. Bei dem 19. Korps, der blauen Abteilung, befindet sich auch eine schwere Artillerieabteilung des Feldheeres, welche aus zwei Batterien des Gardefußartillerie- regimenis besteht. Der Kaiser in Meitze«. Die alte Markgrafenstadt an der Elbe, deren Name das Meißener Prozeüan in aller Welt be kannt gemacht hat, sah am gestrigen Montag den deutschen Kaiser in ihren Mauern, der in der Al brechtsburg, der aus Felsenhöhe stehenden alten Stammburg der Albertiner, übernachtet. Vor zwölf Jahren, als das Kaisermanöver in der Oschatzer Gegend stattfand, weilte der Kaiser, da mals als Gast des verstorbenen Königs Albert, zum erstenmal aus der Albrechtsburg. Wie da mals, so waren Stadt und Burg wieder in ein prächtiges Festgewand gehüllt. Der Platz vor dem Bahnhofe und die Straße bis zur Brücke zeigen eine Allee von grünumwundenen Flaggenmasten, eingesäumt mit dunkelgrünen Nadelbäumen. In der Stadt selbst sind die Häuser mit Fahnen, Gir landen und Blumen fast überreich geschmückt, wäh rend der Prunkhof des Wettiner Schlosses eine farbenprächtige Teppichausschmückung erhalten hat. Der herrliche, neuerstandene Meißner Dom neben der Albrechtsburg, auf der die Kaiser- und Königs standarte wehen, gibt dem festlichen Schmuck die Krone. Den ganzen Tag über herrschte ein fest- frohes Leben in der Stadt. Ganz gewaltig steigerte sich — wie wir den „Leipz. Reuest. Nachr." entnehmen — der Men schenandrang in den Nachmittagsstunüen, und der Jubel des nach viele» Tausenden zählenden Pub likums war unbeschreiblich, als der König mit seinem kaiserlichen Gaste in der Abenddämmerung eintraf. Zunächst gab es eine ziemliche Ent täuschung, als bekannt wurde, der Kaiser treffe erst um 7 Uhr anstatt um 6 Uhr, ein, aber recht bald kam man auch darüber hinweg. Kurz vor 7 Uhr traf der König mit den Prinzen, den Staats ministern, seinem Gefolge usw. aus dem Bahn hofe ein, und 10 Minuten nach 7 Uhr lief airch der kaiserliche Sonderzug im Bahnhofe ein. Die Monarchen begrüßten sich in herzlicher Weise durch Händedruck. Die drei kleinen Prinze» küßte der Kaiser nnd nach der Vorstellung des Gefolges und der am Bahnhofe zum Empfange anwesenden kai serlichen mid königlichen Behörden fand vor dem Bahnhofe eine Begrüßung des Kaisers durch den Bürgermeister Dr. N Y statt. Der Kaiser dankte in kurzen, liebenswürdigen Worten und schritt dann die Front der aufgestellten Militär vereine ab. Danach wurden die Wagen bestiegen ' und an den spalierbildenden Schulen, Innungen, Vereinen und sonstigen Korporationen vorbei ging es durch die Bahnhoisstraße über die Elbbrücke,