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- Erscheinungsdatum
- 1909-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190909220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090922
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-09
- Tag 1909-09-22
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Monat
1909-09
-
Jahr
1909
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«! - !« Sächsisches September. Freiberg, )n bestiegen die hohen Herrschaften die Oberschöna K aise r, vom König geleitet, im Automobil wieder nach Freiberg, Wo er nach «! 24 I.. d. w Lehrkräften schon seit Ockern brvtt. dasitzt, ge- bestieg, Kurz daß aS Georg König reich. 8 der der k - L Frei b e r g Automobile Buhamaras Ende mit Schrecken. Ueber das Ende des einst von den Herren Marokkos so gefürchteten Roghi- meldet man au§ Tanger noch folgende Einzelheiten: Einer der bei ser Hinrichtung des Roghi beteiligten Ein geborenen bestätigt das Gerücht, daß der Roghi nicht erschossen, sondern in Gegenwart Mulay HafiLZ und seines eigenen Harems schrecklichen Qualen unterworfen worden ist, da er in einen Löwcn- käfig gestoßen wurde. AIS die Bestien seinen Körper schrecklich verstümmelt hatten, der Roghi aber . och nicht tot war, habe Mulay Hafid die Tortur beendigen und sein Opfer von zwei Eingeborenen erschießen lassen. Der Leichnam BuhamaraS wurde sodann mrdrannt und die Aschs auf dem Hofe deS Sultam'palastcS verstreut. — Marokkanisch, allzu mm okkanisch. Betrug um seine Kronrechle gebracht worden, er Habs aber auf dieselben gar nicht verzichtet, sondern sei nur das Opfer einer Komödie geworden, welche die serbischen Machthaber inszenierten, als sie zurzeit der Kriegsgefahr vor den österreichischen Mannlichern zitterten. Damals sei ihm eine ganz andere Rolle versprochen worden, und wenn man ihn zwinge, ins Ausland zu gehen, dann werde auch daS Ausland erfuhren, mir welcher Niedertracht in Serbien seine G'gner gegen ihn arbeiteten. UebrigenS scheint eS, -aß daS Offizierskorps in seiner Masse noch immer ui Seiten dcS Privzen Georg steht, denn bei einer Versammlung, die im Milucffkasivv in Belgrad ab- gehalten wurde, hielt der Hauptmonn Srb eine Rede, in der er erklärte, daß da« ganze OsfizicrkorpS über die Haltung der Regierung dem Prinzen Georg gegenüber empört sei. gemeldet: In der Sitzung des ZsntralauSschusseS der ReichSbauk wurde vom Vorsitzenden Havenstein der Status der Bank vom 15. d. M. vvrgetragcn der Nachlaß die Annahme der Finanzbtll durch Oberhaus wahrscheinlicher macht. Ueber einen neuen Fall klerikaler B-rfolgungssucht und mitgeteilt, daß seitdem eine Besserung nicht ein getreten sei. Die Anlage an Wechseln sei gestiegen. Die Einziehung von Metallen hätte sich fortgesetzt und rS wäre auch Gold nach dem AuSlande exportiert worden, allerdings nicht in solchem Um fange, daß eS für eine Diskonterhöhung entscheidend sein würde. Aber der Status der Bank sei un günstiger als in der gleichen Zeit deS Vorjahre-. Deshalb müsse wegen der Verhältnisse deS Geld marktes und mit Rücksicht auf die spekulative Tätig- keit, die einen nicht geringen Umfang angenommen habe, die Erhöhung deS Diskont- um >/, Prozent beantragt werden. — Wie in einer Sitzung des Direktoriums des Vereins sächsischer Gemei ndebeamten, Sitz Leipzig, bekannt gegeben wurde, haben im König reich Sachsen die Bürgermeister der Städte mit revidierter Städtrordnung, die bis jetzt einer losen Vereinigung zum Zwecke jährlicher Zusammenkunft und Beratung angehörten, sich unter dem Namen „Sächsischer Bürgermeistertag, e. B." zusammer geschlossen. Zum Sitz der Bereinigung wurde Eidenstvckb bestimmt. Die neue Vereinigung hat dies dem Verein sächsischer Gemeindebeamten mit dem Bemerken schriftlich mitgeteilt, daß sich in vielen Kragen, die sie und der Verein sächsischer Gemeinde beamten bearbeiten würden, gegenseitige Unterstützung empfehlen dürfe. Da sich die Vereinigung der Bürgermeister auch bereit erklärt hat, sich an den Bestrebungen des Verein? sächsischer Gemeindebeamten zur staatlichen Regelung der PeusionSansprüche von Gemeindebeamten zu beteiligen, so soll ihr zu diesem Zwecke LaS erforderliche Material zugestcllt werden. — Unter Leitung des nimmermüden zweiten Gamurnwartts Paul Helbig aus Callenberg fand am Sonntag nachmittag 3 Uhr in Reinholds hain daS Vereinigungsturnen der 7 Turnvereine Wolkenburg, Kaufungen, Falken, Langen- chursdoif, Callenberg, Reinholdshain und Gesau statt, zu dem 163 Turner erschienen waren. Nach den allgemeinen Freiübungen folgte in 7 Riegen ein volkstümliches Wetturnen, bestehend in Steinstoßen, Hantelheben, Wütsvringen, Schnellauftn über 100 Meter und eine Pflichifreiübung. Um 6 Uhr war Siegervsrkündigung. Für den Turnverein Callen berg gingen 8, Falken 7, Wolkenburg und Gesau je 3, Reinholdshain 2 und Langenchursdorf 1 Turner Atts de« AuSlande. Höhere Einkommensteuer in England. Im englischen Unterhause wurde gestern, am 30. Tage der Fiaanzdebalt", die Erhöhung der Einkommensteuer auf 1 Schilling 2 Pence Die Lage in Griechenland ist noch immer ungeklärt. Indessen suchen die Oistziere, von denen die jüngste Umwälzung aus- gegangen ist, dauernd die Geschicke des Landes in ie Hand zu nehmen und die Dynastie, oder wenigsten? denKönig und den Kronprinzen zu besei - t i g e n. Oberst ZorbaS, der Führer der Milttärer- h bung in Griechenland, telegraphierte an den „Daily Expreß," d>e Armee habe durch einen spontanen Akt, und Prinz Friedrich Christian, links vom saßen der Kronprinz und Prinz Ernst Hein- Den Majestäten gegenüber hatte Kricgsmi- Freiherr v. Hausen, der preußische Gesandte Hohenstein-Ernstthal, 21. September. Wettervoraussage der König!. Sächn Landes- Wetterwarte zu Dresden. Aür Mittwoch: Leichte südliche W-nde, schwache meist wechselnde Bewölkung, warm, vorwiegend trocken, aber Neigung zu lokalen Störungen. 82. September: Tugesmittel -l-11,7", Maximum «-15 6°, Minimum -Z-7 6N —i Die Feuerwehren von Hohenstün-Er. ll. Kompaguie, Oberlungwitz, Wüst-morund, Pleißa, Lnnbach, Rüßdorf und Laugende«g veranstalten am Sonntag den 3. Oktober früh einen gemeinschaftlichen Feldmarsch, dessen Arrangement die Nußdorfer Wehr hat. Voraussichtlich stellen dw Wehren in zwei Abteilungen und treffen sich dann in der Nähe von Me'nSüorf, wo ein gemeinsames Frühstück statt- findet. Nach demselben wird eine Nachversammiunp im Gasthofe zu Rußdorf abgshalten, bei der Feuer wehrangelegenheiten erörtert werden. — Entsprechend den Erwartungen hat, wie wir bereits miltsilen konnten, die Reichsbank gestern den W e ch s e l d i § ko n t auf 4 und den Lom- üardzinSfuß auf 5 Prozent erhöht. Die bis herigen Sätze von 3^ Prozent bezw. 4^ Prozent waren seit dem 17. Februar dieses Jahres in Kraft. Im Anschluß an die Diskonterhöhung der Reichs- bank haben auch die. Sächsische Bank zu Dres den, sowie die Bayrische Notenbank ihrs Zinssätze auf die gleiche Höhe gebracht. Weiter wird hierzu herzlicher Verabschiedung seinen Hvizng um die Fahri nach Rouünieu auzuireien. berichtet man aus JnSbruck: Wie noch erinnerlich, fand am Pfingstsonnadend als Demonstration gegen den Tiroler Katholik ntag in Innsbruck eine Protest- Versammlung statt, bei der dec bekannte frühere katholische Geistliche Justf Leute aus Württembrrg über das Thema „RKigion und KterikalismuS" sprach Die klerikalen Blätter versuchten damals einen zweiten Fall Wahrmund zu konst-weren. Sie «orderten die Staatsanwaltschaft auf, Leute strafge- rechtlich zu verfolgen. Der Versuch hatte anfangs kein Ergebnis, und schon glaubte man, daß die An- gelegsnheit vergessen sei. Jetzt, also nach vier Mo naten, hat nun das Innsbrucker Landgericht gegen Leute einen Steckbrief wegen deS Verbrechens Scr R e l i g io n S stö r u n g erlassen. Die Verfol gung wird auf den Einfluß hochstehender Persönlich keiten z «rückgeführt. Der serbische Exkronprinz Georg cichiere -an den Ministerpräsidenten ein Schreiben in welchem er ihn unter den Heft gsten Ausdrücken msfordert, die große Skupschtina einzuberufen, amit diese über seine, des Prinzen, T h r o n r e ch t e ntsch ei de. Er sei seinerzeit durch einen groben darauf fuhr auch König Fricdri ch August mit den Königlichen Prinzen und dein Gcwlge von Freiberg weg und traf gegen jZ 1 Uhr mittags wieder in Niedersedlitz bezw. Pillnitz ein. eu stimmig angenommen. Balfour gab seinem B Lauern AuSdrnck, daß sich die Erhöhung al- not wendig erwiesen habe. Aber, da die Regierung n'chl dazu gebracht werden konnte, die Grundlage Ler Steuergesetzgebung zu erweitern und andere weniger belastende Steuergucllen zu finden, habe die Ein-s tommensteuer erhöht werden müssen. Fmauzmilüster Lloyd George sagte, daß ein Steuernachlaß bei den aus Landbesitz stammenden Einkommen mit Rücksicht auf die wesentlich erhöhten Preise für Ver- b sserungen und Reparaturen gewäh-t werden solle. Dec Minister schätzte den Steuerausfall, welcher durch diesen Nachlaß hervorgerufen wird, aus 500 000 Pfund. Die Liberalen sind dec Ansicht, Herrliches Hcrbstweltcr krönte den heutigen Tag, dec die Entscheidung des Tresscus der beiden Armeekorps brachte. Der Kasts er sowohl wie König Friedrich A u g u st hatten in ihren Sonderzügeu übernachtet, die 3 Uhr «55 Minuten früh vom Bahnhöfe in M eiße n aus die Fahrt Lichte. Das Glauzstüä war ein breiter feuriger Wasserfall, der sich von der Höhe hinab ins Tal ergoß. Nach etwa einhalbstündiger Fahrt landete der Dampfer wieder, und die Monarchen begaben sich auf das Schloß zurück, wo eine Anzahl Ge sangvereine und die Schüler der Jürstenschule St. Asra noch eine Serenade darbrachten. Dann erloschen auch die Buntfeuer, und bald lag Schloß und Stadt im Dunkel der Nacht da. Schon 1 Uhr früh begeben sich die Herrschaften in das Ma- növergeläude zurück. Dtr zweite Manövertag. als Sieger hervor. Die beste Leistung erreichte Bruno Bochmann vom Turnverein Falken mit 74'/, Punkten. Als nächster Ort für das Verx einigungsturnen wurde Falken gewählt. — Die Exekutiobeamten fPoiizeiinspek» toren, Wachtmeister) der Kreishauptmannschaften Chemnitz und Zwickau hielten in Annaberg eine Versammlung ab, in der verschiedene polizei liche und kriminelle Angelegenheiten, sowie Standes- sragen besprochen wurden. Ein Vortrag über die Beaufsichtigung der Kinematvgraphcntheater zeitigte eine lebhafte Diskussion, in dec allenthalben die An sicht vertreten wurde, Kindern unter 14 Jahren die Vorführung sittlich anstößiger oder verrohend wirken der Bilder durch Beanstandungen vorzuenthalten, im allgemeinen aber die Darstellung von Mord-, Ein» bruchtszenen und sonstigen verbrecherischen Hand- luugen nach Möglichkeit einzuLämmen. Ueber das die Vereinheitlichung der Uniformen der Polizei- beamten behandelnde Referat ergab Lie anschließende Aussprache Uebereinftimmung dahivgeheud, an eine Atnosrung Ler bestehenden Ve.hältnisse nicht eher Herangehen zu wollen, als nicht eine einheitliche O«aarr!sation dec.Kommunalpolizei überhaupt in die We.-e geleit ! werde. Als nächster Versammlungs ort würbe Zwickau gewählt. — R e fo c m b e st r e b u n g e n auf dem Ge biete des Fortbiidu-ugsschulmesens stehen auf dem Sächsischen F o r t b i l d u u g S s ch u l t a g zu Be ginn dec MichakliSsenen in OelSnitz i. V. zur Verhandlung. — Jin „Dr-sdn. Anz." vom 3. d. M. finden wir folgende Anzeige: „Suche f. m. Sohn, Lehrer, und trafen f^6 Uhr früh in Klei u s ch i r m a ein, wo sie zu Pferde stiegen und den Gang der Manöver von einer Höhe aus westlich von Ober s' ch ö n a beobachteten. Kurz nach 10 Uhr vor- !! mittags waren die Manöver mit dem Siege roten Armee beendet. -V, l l Uhr fuhr ung cheu-cm U « vcrftusses an ins Manövergeläude autraken. die Elbstraße, die Leipziger Straße, über den Theaterplatz durch die Meisathalstraße zum Schlosse hinaus, wo die hohen Herrschaften sich zunächst auf kurze Zeit in ihre Gemächer zurückzogen. Der Kaiser bewohnt die sogenannten Kur- sürstenzimmer im ersten Stock, der Köni g den darüber liegenden sogenannten kleinen Appcllattons- '4aal sowie das Büttcherzimmer, Prinz Johann Georg den sogenannten Wappensaal und die drei kleinen Prinzen die Sandmacherstube. Sämtliche Räume sind in den letzten Wochen hergcrichtct, mit elektrischer Beleuchtung versehen und auch sonst auf das bequemste hergerichtet worden. Das kaiserliche Gefolge, sowie die Dienerschaft sind in dem sogenannten Kornhausc uniergebracht. Um ^8 Uhr fand im großen Bankettsaale Tafel zu 7 1 Gedecken statt. Vorher versammelten sich die Teilnehmer im Kirchensaale, nud nachher diente der kleine Baukettsaal als Spiel- und Rauch zimmer. An der Tafel saß der Kaiser rechts vom König, rechts vom Kaiser folgten Prinz Johann das die parlamentarische Partei repräsentiere, die die verlangten Reformen stets gebilligt habe, sei zm Regierung gelangt und werde die Reformen der Kammer in praktischer Form oorleger. Ec sei über zeugt, daß die Kammer, geleitel vom Geiste einer auf,»klärten Patriotismus, dies so lange von alle» erhoffte Werk der Regeneration zu einem erfolgrei chen Abschlusse bringen werde. Dis Rolle Ler Armee sei die der Urheberin einer Bewegung, deren Not wendigkeit allgemein vom Lande anerkannt war. Die Armee sowohl wie das Volk bleibe dem König und dem Prinzip deS Königtums loyal ergeben, und niemand unter ihnen habe gewünscht oder wünsch« einen Angriff auf die Rechte einer nationalen Ver- tretung zu machen, welche ihre Stärke aus den Ein richtungen ziehe, mit denen das Land so libera! versorgt sei. Er wiederhole, daß die Mitttärbrme- gung niemals einen avtidynastischen oder antikou- uitntionellen Charakter getragen Hobe und daß jede gegenteilige Auslegung ihrer Handlungen ein schwerer Irrtum sei. Tafts Reformen. Präsident Taft hielt in Desmoines eine Rede, in welcher er betonte, daß die Gesetzgebung die Komm.ssiva für den zwischenstaatlichen Handel er mächtigen sollte, nicht nur die Eiseubahnraten an sich festzusetzen, sondern auch die ungerechte Klassifizierung der Frachtgüter zu revidieren, und sprach sich noch energischer für die Regulierung dec Eisenbahntarifs an-. Ferner empfahl der Präsident die Abschaffung Ler Klausel deSAntitrustgesetzeS, durch welche Tarifversinbarungen zwischen den Eisenbahnen ver boten sind, doch sollten solch? Abkommen der Ge nehmigung dec Kommission unterliegen. «mr von dec Nation unterstützt wurde, notwendige R formen verlangt, doch Habs sie nie daran ge- dacht, eine Militärdiktatur zu errichten. Ein Kabinett, in Dresden, Prinz Hohenlohe, und der Für v. Schönburg-Waldenburg Platz genommen. Be nutzt wurde silbernes Geschirr und das inieressante Porzell'anservice vom roten Drachen. Trinksprüche wurden nichi gehalten. Um Ubr begab sich der König nttl seinem kaiserlichen Gaste im Wagen nach dem Dampfschifflandungsplatzc, wo die fest lich geschmückten beiden neuen Oberdeckdanipser „Kaiser Wilbcml der Zweite" und „Kaiserin Auguste Viktoria" der Sächsisch-Böhmischen Dampsschissahrts- Gesellschaft gu einer Elbefahrt bereit lagen. Die hohen Herrschaften bestiegen den Dampfer „Kaiser Wilhelm den Zweiten", der zunächst strom- auftvärts bis Siebeneichen und dann stromabwärts bis zum Winterhafen fuhr, so daß die Monarchen die wirkungsvolle U ser- und Höhenbe - l e n ch t n n g in Augenschein nehmen tonnten. Böllerschüsse kündeten ihren Beginn an, und so fort loderten die Höhcnfeuer empor, und Schloß und Dom, die Stadlkirche, die Kapelle und zahl reiche Prwathäuser erstrahlten in bengalischem Fränleiu Chef. Von Hanna Aschenbach. 24s ,Nack.diuck ceUoten.) Sie lächelt ihm zu wie ein fröhliches Kind, dann tritt wieder das nachdenkliche Licht in die dunklen Augen. „Man staunt, welche Geschicklichkeit, welcher Schönheitssinn in solch kleinem Handwerker sleckl. Gewöhnlich verlier! sich das wohl im Lause der Jahre, in der .sturst der immer gleichvleibenden Fronarbeit um das tägliche Broi. Aber in unserem Falle, wo mit dem Glockenschlag das Tagwerk beendet ist, wo cS keine Sorge nm den Morgen gibt, Ivo im Gegenteil jeder Tag einen beschei denen Woblsland erwerben Hilst, ganz ohne eigenes Haugen und Bangen, ohne aufregende -Hoffnungen mW niederschmetternde Feblsebläge, da treiben solch schlummernde Fähigkeiten Blüten und Früchte. Das eigne Heim, das Heim des Freundes schmücken, zeigen, „daß man auch was kann," „daß man sein' Sach' versteht," das macht dem kleinen Mann Freude. Ach, und Malereien mnß ich Ihnen zeigen, urwüchsig aus weißgetünchter Wand von einem -Heizer. Sie werden baff sein! Tann ist da der Packer Anion, der hat sich aus Lorbecrbänmen und Kletterp-lanzen weiß Gott, wo er alles znsammengebetleli Hal eine Laube gezogen, eine Art Fmttatwn unseres Spcisesaals, wirklich reizend, ml, sclbswerserligteu künstlerisch nachgeahmlen Südfrüchten als Velenchtungskör per. Das war ein Fnbel an den Herbstabeudeu, Wenn er stolz wie ein Kaiser im Kreise seiner Fa milic in „Italien" saß. Diesen Titel sühn näm lich die berühmte Lande. „Apfelsine" nennen sic ibn, aber das ficht ihn wenig an, und ich selbst, daß er nächstes Jahr Nachahmer bekommt. Ueberhaupt eine Rivalität herrscht zwischen den Leuten, kostbar, »sage ich Ihnen, aber wirklich segensreich." Falt sieht nachdenklich in das eifrige Gesicht chen. „lind fürchten Sie nicht, Fräulein Treubcrg, daß diese Nebenbuhlerschaft, sobald sie das Ziel des friedlichen Wettkampfes erreicht Hai, in Feind seligkeiten übergeben kann, ja muß, wenn man die wahre Natur dieser Mcnschcntlasse in betracht zieht: Uuznsriedenheil mit dem Bestehenden, mit dem Fernblick auf das Ideal des Zukunftsstaates," Sie schüttelt ernst das Haupt, „Tas glaube ich nicht, -Herr von Falk, nicht von unseren Lenicn." „Dann müßte ich die rheinische Bckvölkerung als rühmliche Ausnahme betrachten, wenn ich nicht genau wüßte, daß gerade im Lande des Weines ganz bedenkliche Verichwörnugshcrde sitzen." Das klingt gereizt. Er kann ihren Widcr- chrnch nnn einmal nicht vertragen, und sie bemühi sich, einzulenken. „Sie haben recht, Herr von Falt, im allge meinen gewiß. Schulze und Meyer und Fink nud Fink haben sehr schlechte Erfahrungen mit ihren Kolonien gemacht nud alles einschlasen lasten Anders mein Vater. Sein Grundsatz war, den Levien Beschäslignng zu'schaffen, neben der Fabnk arbeil eine Tätigkeit für ihre Freistunden, die ihnen Freude macht und womöglich etwas bringt. Das Wirtshaussitzen nannte er den ' derb des Arbeiters. Im gemütlichen Henn, -m Kreise der Familie käme keiner ans unzuin- - - Gedanken. Er dnldelc deshalb auch keine Sä/« ' Wirtschaft in der Kolonie, so viele Bewerber - : anch schon dafür gefunden. Ihren Bedarf tum -u die Lenle aus der Kantine entnehmen, wo all--, en gros - aber unter Berücksichtigung kleine«-« Lieferanten eingckanft wird. Branntwein ist glaube verboten, und für Säufer ist kein Platz in nuferer Fabrik, geschweige denn in der Kolonie, in wclchc nur ganz zuverlässige Familien Aufnahme finden Also um den Leuten eine Tätigkeit zu schassen, ermöglichte mein Vater es den Profcssionisten, nach Feierabend ihr Handwerk ausznüben, indem er aus einer eigens dazn genisteten! Kasse Vorschüsse zur Anschaffung der nötigen Werkzeuge usw. ge währte. So sind die Kolonisten ihre eigenen Lie feranten in den meisten Erfordernissen des täg lichen Lebens, nnd der „Vogt" sorgt für gerechte Verteilung der Arbeil wie für pünktliche nnd ent sprechende Bezahlung. Auch die Frauen sind neben dem -Haushalt tätig. Einige waschen, andere plätten, wieder andere 'chneidcrn oder machen Putz, und die Man ncr, die keine Profession haben, gehen ihnen znr Hand oder verschaffen sich, wie gesagt, durch Ver schönerung der Wohnungen einen Nebenverdienst. Kaum, daß sich eine Lücke in den Bezugsquellen der Kolonisten zeigt, ist anch schon ein findiger Kops dabei, sic anszusülleu, nnd mit drolligem Eiser wachen die Leutchen darüber, daß ihnen kein Verdienst „anskommt". Sie sind im Eiser des Gesprächs über das ursprüngliche Ziel ihres Spazierganges hinau ge raten. Weil hinten liegen die Häuser der Ko lonie, drüben blitzt der silberne Gürtel des Rheines ani, nm sic beide her nur winterödc Gartenfelder, ".ein Menichenange in Ler Runde. Fn Falks Seele tthn der tolle Gedanke wieder und wieder: daß st «s der geeignete Moment sei, ihre selbstbewußte Sichcrhctt zu erschüttern, ihr im Manne den Stärkeren, den Herrn zu zeigen, und sei es durch die brutale Gewalt. Wie Fieber rast ihm das verlangen durch- Blut, und alle Pulse hämmern, Sie soll reden, ein Wort, sonst — ein Dämon ist u ihm erwacht, er kämpft nnd ringt verzweifelt dagegen — nnd immer dies, Stille, dieses ge- whrliche Schweigen. „Es schneit!" Die Mädchenstimmc selbst so kühl und lind wie die Flocken, die plötzlich unangemeldet her- niederstiebcn Ein Aufatmen geht durch die Ge stalt des Mannes, und die Brust dehnt sich nm Riesenlasten erleichtert. Fatk reißr den Hut vom Kopfe und empfindet mit Wohlbehagen, Ivie die weichen Flocken ihm Stirn nnd Schläfen kühlen. Die stumme Trauer in Evas Mienen 'verwandelt sich in Besorgnis. „Aber was machen Sie? Sie werden sich er kälten. Wir müssen uns beeilen, cs wird immer ivllcr." « Sie ist ihm schon ein paar Schritte voraus ans dem Rückweg, und er muß sich sputen, sic ein zuholen. Nun springt auch der Wind aus, just ihnen entgegen, nnd der rasende Flockcntanz nm- wirbeli sic, daß ihnen Hören und Sehen «vergeht. „Nehmen Sie meinen Arm, Fräulein Treuberg, ich bitte, Das ist ja eine ganz heimtückische Ueber- raschnng," keucht er, denn der Sturm schneidet ihm den Atcm ab. Eva schüttelt das Haupt, „Wir müssen auf den Weg achten — sehen Sie nur — schon — alles zu." In der Tat, ihre eigenen Fußspuren sind in den wenigen Minuten des tollen Schüttens schon ganz verwitcht, und auch der Pfad ist kaum mehr sichtbar. Und immer rasender heult der Sturm, immer toller jagt der Reigen der glitzernden Krystalle, immer spitziger werden die scharfen EiSnadclu, die unsichtbare Kobolde den beiden ringenden Men schenkindern gegen die heißen Wangen schleudern. Der Mann überschütte, sich im Geiste mit den härtesten Vorwürfen ob seiner Unachtsamkeit. Schlagen könnte er sich. — Wie sie sich vorwärts- kämpsl! Weiche Kraft in den zarten Gliedern! Er staunt ob ihrer Ausdauer, da er doch selbst alle Muskeln auspannen muß. Er ahnt, daß ihre scl- lcnc Willenskraft der Hauplfaktor dieser Leistungs fähigkeit ist, und er zittert vor dem Augenblicke, da sie ans Ende gelaugt. Der Stnirm zerrt an ihren Kleidern und wühlt in dem glänzenden Schirwrzhaar. (Fortsetzung folgt.)
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