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Wenn ma-n den wirklichen Ursachen dieses Zwistes nachgehl, so wird einem bald klar, daß sein Quellpunkt nicht so sehr in wirtschaft lichen Mvisligkeiten liegt, wie eS den Anschein haben könnic, als vielmehr auf politische Gründe zurückgcführt werden muh. Wie bekannt, Hot Serbien niit seinem östlichen Nachbar Bulgarien ein ZollbündniS abgeschlossen, das jedoch der Skupschtuia nicht vorgelegt wurde, weil eS vorläufig Livischen beiden Negierungen gcheim bleiben sollte. Wohin diese Geheimniskrämerei zielte, offenbarte sich gelegentlich der vor einiger Zeit cingeleitetcn Handelsverlragsverhandlungen zwischen Serbien und Oester- reich.Ungarn« inan wollte serbischerscits den westlichen Nach barstaat übertölpeln, indem man in die Erörterungen cinirat, ohne Oesterreich - Ungarn vorher offiziell von dem serbischen Zollbündnis mit Bulgarien in Kenntnis zu setzen. Das; diese Handlungsweise der serbischen Negierung in hohem Mähe hinter hältig, unwahr und deshalb politisch inkorrekt war. mnh un bedingt zugegeben werden, wenn man in Erwägung zieht, dah gerade bei Handclsvertragsverhandlungen ehrliches Spiel gefor dert werden muß, um dem Gegner die Möglichkeit einer richtigen Stellungnahme bei seinen Forderungen und Zugeständnissen zu gewähren. Oefterreich-Ungarn hat denn auch den t'aux pus Serbien- — wenn man sich milde ausdrücken will — mit dem sosortigen Abbruch der Verhandlungen beantwortet, wie es seine Würde und Vormachtstellung auf dem Balkan erforderten. Seitdem besteht nun zwischen beiden Ländern ein ziemlich ge- spanntes Verhältnis, das sich in gegenseitigen Zollplackereien und anderen Erschwerungen im Güterverkehr zu einem förmlichen Wirtschafts-Kleinkrieg ausgewachsen hat. Wer hierbei auf die Dauer den kürzeren ziehen ivird, braucht kaum erst betont zu werden, da olle Vorbedingungen des Sieges auf feiten Oesterreich-Ungarns find. Ae serbische Regierung beginnt daS nach den letzten Meldun gen aus Belgrad ebenfalls e.inzuschen und tritt langsam den ge- ordneten Rückzug aus ihrer völlig unhaltbaren Stellung an: sie beschloß, von der.Einbringung des serbisch-bulgarischen Handels vertrages in der Skupschtina vorläufig abzusehen und dadurch m dem Streite mit Oefterreich-Ungarn eine Wendung zum Besseren herbeizuführen. Daß Serbien endlich Vernunft anzn- nehmen scheint, ist in seinem eigenen Interesse nur freudig zu begrüßen, denn eS wäre ihm doch zuletzt nur die Wahl geblieben, es mit der Donau-Monarchie oder mit Bulgarien zu verderben, das diesmal bei dem ganzen Konflikt die serbischen Kulissen geschoben hat, ohne daß die maßgebenden Herren uni König Peter in Belgrad es anfänglich merkten. Und damit stößt man auf den eigentlichen und letzten Grund des Zwistes zwischen Oesterreich und Serbien Jetzt, wo wieder der Frühling und mit ihm die Schnee- schmelze auf den makedonischen Bergen in nicht allzu ferner Sicht ist, fängt es mit gewohnter Regelmäßigkeit unter den kleine», gerncgroßen Balkanflaatcn zu brodeln an in allerlei möglichen und unmöglichen Plänen, die der Befriedigung ihres Großmachtkitzels dienen sollen. Bulgarien und Serbien sinnen offenbar auf neue politische Max-undMoritzstreichc, ohne welche diese interessanten Raubstaaten scheinbar nicht loben können. Den Anfang sollte dabei die Probe machen, ob sie sich - ohne jede Rücksichtnahme auf Oefterreich-Ungarn, Rußland und di« Türkei — zu einer festen Koalition verbünden könnten — zuerst wirtschaftlich, dann politisch. Man tvollte versuchen, die Vormundschaft der drei genannten Großmächte langsam, aber sicher abzustreisen, weil man die Gelegenheit günstig glaubte. Rußland äußerlich und innerlich fast machtlos, Oesterreich-Ungarn infolge einer schweren politischen Krise in seiner Tatkraft nicht unfrheblich gelähmt, und die Türkei noch jüngst durch eine Flotlendemonstration der Mächte wegen der makedonischen Finanzroform vor der ganzen Wett in ihrer Ohnmacht ttamiert — Mein Liebchen, was willst Du noch mehr, so t^ird man sich mit behaglichem Schmunzeln zugeträllert haben von Sofia nach Belgrad und von Belgrad nach Sofia. Daß der Zeitpunkt für einen solchen Vorstoß äußerst psissig und geschickt gewählt war, dies Lob wird man füglich nicht umgehen können, denn die Tatsachen zeigen, daß Serbien und Bulgarien im Ausland« Hilfe finden. Die Ungarn lehnen es ob, die Politik des gemeinsamen Ministers des Auswärtigen — Grasen Gvluchowski — mitzumachen und beharren auch in dieser Frag« aus ihrem rot-woiß^rünen Sonderpatriotismus. Franz Kolsuth. der Führer der ungarischen Opposition, echielt ein Dankschreiben der serbischen Journalisten in Belgrad für sein warme- Eintreten zu gunslen der Balkanslawen, was ja auch nicht ganz unverdient erscheint, da dieser rabiate Magyaren- Häuptling erklärt hat. daß er und sein« Landsleute sich freuen würden, »wenn die Balkonstaaten sich verbünden und erstarken und bestrebt sind, ihre Selbständigkeit zu sichern". Andere ungarische Politiker sind sogar noch weiter gegangen, indem sie in Zeitungsartikeln die Ansicht vertreten, daß die Zukunft Ungarns — im .Hinblick aus seine über kurz oder lang doch bevorslehcnde Loslösung von Oesterreich — auf dem Zusammen arbeiten der Magyaren mit den Südslawen beruhe, daß „Ungarn den Balkan organisieren" müsse. Aber nicht nur die radikalen Magyaren lassen Serbien und Bulgarien moralische Unterstützung zu teil werben: auch die Panslawisten in Rußland fordern laut, die russische Negierung solle sich der „slawischen Brüder aus dein Balkan" zärtlich aunehmcn. Das heißt, mit dürren Worten ausgedrückt, Rußland solle schleunigst Serbien und Bulgarien gegen Oesterreich-Ungarn in Schutz nehmen, was nicht mehr und nicht weniger als die Ansrollung der ge samten Orientsrage bedeuten würde. Solche Beihilfe von außen her-macht leider die schnelle Erledigung des >erbisch-vjierreichischeu Streitfalles nicht leichter, denn das an sich schon über Lebens größe gesteigerte Selbstbewußtsein der Herren um Ferdinand und Peter wächst dadurch derart ins Maßlose, daß sie völlig un fähig werden, die Größe der Gefahr abznschätzen, in die sie sich mutwillig begeben haben. Oesterreich-Ungarn undRußland alsHaupiverlreter des Mürz- stcger Reformpiogramms sür Makedonien, an dessen Ausführung sie gleichermaßen dringend interessiert sind, werden sich durch politische Hintcrtreppenmachcnschaften nicht ans- und an- cinanderbringen lassen, weil das den Herren Serben und Bul garen samt ihren panslawistischen und magyarischen Gönnern in den Kram passen könnte. Was Oefterreich-Ungarn heute von Serbien widerfährt, kann morgen in anderer Form auch Rußland zustoßen, denn das gefähr liche Ziel geht dahin, Oesterreich und Rußland nach einander vom Balkan zu verdrängen, um Bulgarien, Serbien und Montenegro in einem Balkan dreibund freie Bann sür die Lösung der makedonischen Frage „aus ihre Art" zu schassen. Wohin diese Art Lösung führen würde, kann sich jeder Kenner der Berhältnisse an den Fingern abzählen. Zuerst ein blutrünstiger Krieg gegen die Türkei, dem der Sieg nicht so ohne weiteres gewiß sein dürfte. Aber selbst den Fall eines Sieges angenommen, würbe man sich bald danach — bei Aus teilung der makedonischen Artischocke — gründlich in die Haare fahren und dadurch die Großmächte zu energischem Einschreiten nötigen. Serbien. Bulgarien und Montenegro sind also, kurz gesagt, zur Lösung des Balkanproblems gänzlich unfähig, und deshalb muß jeder Versuch dieser Staaten hierzu als «in ge fährlich Spiel mit dem Feuer im Keime erstickt werden, besonders wenn er, wie in dem Falle des Konflikts zwischen Oesterreich und Serbien, nur allzu geeignet ist. die Position und «das An sehen eines an der Ordnung aus dem Balkan als Grenznachbar ganz außerordentlich interessierten Staates zu schwächen. Oester reich-Ungarn muß und wird also festbleiben und ebenso bürgt der russische Leiter der auswärtigen Politik. Gras Lamsdorss. nach seiner ganzen bisherigen Haltung dasür, daß die kleinen Balkanstaate», voran Serbien, keinerlei Unterstützung von ihm zu erwarten haben. Gras Lamsdorss hat zivar bis zur Stunde keine Veranlassung gesunden, Ratschläge oder auch nur Winke nach Belgrad zu geben, obschon man dort eine Meinungs äußerung aus Petersburg zu erwarten schien. Das Schweigen, das aber nichtsdestoweniger beredt ist. dürfte auch weiter an- dauern: sollte es aber gebrochen werden, dann würden die Serben von der Sprache der russischen Diplomatie sicher noch weniger befriedigt sein, als sic setzt mit dem Schweigen sind. Für abenteuerliche Pläne, welche nur der Befriedigung des Großmachtkitzels gewisser Balkanstaatcn dienen sollen, kann und wird Rußland nicht cintrcten. Die Gefahr einer kriegerischen Entladung, die zurzeit drohend über dem Balkan schwebt, wird dadurch hoffentlich überwunden werden. Europa lütt wirklich genug andere Sorgen, als daß es noch einen Kvieg brauchen könnte, der zu neuen gefährlichen Streitigkeiten unter den Groß mächten nur allzu leicht Veranlassung geben könnte. Leider kann eine solche Gefahr nicht als ganz ausgeschlossen bezeichnet werden, da der Einspruch der Türkei gegen das serbisch-bul- garische Zollbündnis sowie die recht selbstbewußte Antwortnote Bulgariens den Regierungen beider Staaten die Möglich, keit kriegerischer Ereignisse nahegckegt zu haben scheinen. Man trifft jedenfalls in der Stille Maßnahmen, um sür alle Fälle gerüstet zu sein, wenn man auch aus begreiflichen Gründen darüber nichts in die Oefsentlichkeit dringen lassen möchte. Neueste Drahtmeldimaen vom 31. Januar. Deutscher Reichstag. Berlin. tPriv.-Tel.) Tie Beratung des vom Zentrum eingcbrachtcn Gesetzentwurfs betreffend die Freiheit der Rcligions- übung lToleranzantrags wird fortgesetzt. Ava. Freiherr v. Hert- lina tZentr.) beschwert sich über die mangelhafte Würdigung, die der Antrag von gegnerischer Seite gesunden habe. Müller- Meiningen scheine den Gesetzentwurf nicht einmal gelesen zu haben. Was habe das Vorgehen katholischer Geistlicher gegen Austräger von Zeitungen mit dickem Gesetzentwürfe zu tun? Und nun gar die Bcichtstuhlgeschichtcn, bei denen »ran ja doch immer nur eine Seite hören könne! Herr Müller-Meiningen habe auch das Pitschnausche katholische Gebet- und ErbauungS- duch herangezogen. Aber was die dann enthaltenen Unziemlich keiten und Brutalitäten anlange, so sei ihm iedensallS für diese eine bischöfliche Approbation nicht bekannt geworden. Was die Stellen über die Ehe betreffe, jo habe da der bischöfliche Zensor offenbar seines Amtes nicht richtig gewaltet. Die betreffenden Stelle» entspräche» den Anichanunge» der katdolischen Kirche nicht. Die von Müller erwähnte päpstliche Empfehlung des Buches imponiere ihm gar nicht: er bedauere sic nur, aber man wisse ja, wie solche Einpfehlnngen zu stände kommen. Alle, die mit diesen Dingen zu tun haben, sollten in Rom dahin vor- stellig werden, daß man dort mit solche» Einpsehluiigen vorsich tiger wird. Abg. Müller möge immerhin svrkfahrcn, die katho- litche Presse zu dnrchslöbern, er kommt uns mit diesem sreiwillig übernommene» Pvlizeiami nur zu Hilfe (Heiterkeit) und vielleicht fällt dabei auch ein Körnlein in leine ^eele, das ihm Helsen kann! lHeircrkeit.s Redner gehl dann sachlich aus den Antrag seiner Partei ein, der durch die .snständc in verschiedenen Einzel- tlaatcn gerechtfertigt werde. Wir. so versickert er, verlangen die Freiheit des religiösen Bekenntnisses nicht nur sür uns, sondern sür alle. Wir wollen die Freiheit unseres religiösen Bekenntnisses unter den Schutz der allgemeinen Frechen steilen Wir wissen auch, daß wir durch die Einbringung unseres An trages die moralische Pflicht übernehmen, die religiöse Freiheit anderer in gleicher Weise zu achten. Abgeordneter Schräder und auch Redner der Rechten Hütten -eine Reivlulion anempfohlcn, in welcher der Reichstag den Wunsch ausdrücken solle, daß Dinge, wie sie in Mecklenburg, Braunschweig. Svchscn Vorkom men, nicht wiederkehreu sollen. Wir, so schließt Redner, können begrerslichcrweist. eine solche Resolution nicht embriirgen, aber wenn das von anderer Seite geschieht, und wenn Herr Schräder es durchsetzt, Laß zerre Dinge irr Braun«ch.oeig, Mecklenburg »sw. nicht wieder Vorkommen, so werden wir ja vielleicht mit unserem Anträge nicht wieder kommen. Wir wünschen jeden falls, mir allen Konfessionen in Frieden zu leben. sBeisall im Zentrum.! — Aba. H o sfm a n n - Berlin HSoz.): Für die katholische Kirche seien lediglich die Trauben sauer, sonst würde sie, wie früher, die Ketzer verbrennen, und das Zentrum würde an einen solchen Toleronzantrag nicht denken. Von religiöser Freiheit sei bei uns überhaupt noch nicht die Rede. Ein Lehrer, der Moral lehre, ohne an Gott zu glauben, werde entlassen, sogar bestraft! Im Gegensätze dazu dürfe der Reichskanzler osten proklamieren — wie das neulich hier in der Duelffragc geschah —, daß mit Schimpf und Schande entlassen werden müsse, wer dem Stra/gesetz nicht zuwider handeln wolle. Dieser Intoleranz gegen Dissidenten sehe das Zentrum mit Gleichmut zu. Um so mehr müsse man auch gegen solche Anträge miß trauisch sein. Redner kritisiert die „bürgerliche Toleranz" des Zentrums und spricht von pfarrherrlichem Buschkleppertum. In der evangelischen Kirche verhalte sichs freilich mit der „Toleranz" genau ebenso. Hätten doch in Bremen Kinder rim- getaust werden muffen, weil der Pastor angeblich nicht richtig getauft hatte. Einige Kinder seien inzwischen schon gestorben und über diese werde denn wohl der Herrgott im Himmel seine Ansicht revidieren müssen. sHeiterkeit links.! Bei uns sorgt man nicht sür Religion, nicht für Gewissensfreiheit, sondern nur für die Kirche! Nicht nur Selbst mörder würden ans dem Schindanger, der hinter sten Ecke des Friedhofs, begraben, sondern auch Sozial demokraten, selbst Katholiken, die nicht genug zur Kirche gingen. Und all' dieser Terrorismus gegen Andersgläubige, zumal auch gegen die Sozialdemokratie! Auch Ihre Dreschslegeltaktik gegen uns am Rhein nennen Sie Toleranz. Wie kann man überhaupt von Toleranz sprechen in einer Zeit und in einem Staate, wo das Wart siel: „Nur ein guter Ehrist ist ein guter Soldat!" Als.Kaiser Wilhelm I., den man später „den Großen" nannie, Prinzrcgcnt wurde, habe er Zurnckorängimg des frömmelnden und scheinheiligen Wesens gefordert. Stau dessen heiße cs Leutei „Dem Volke muß die Religion erhalten werden", und weshalb? Bloß aus Furcht vor der Sozialdemokratie habe sich der Staat vor der Kirche gebeugt. Wir fordern, schließt Redner, Trciiming von Schule und Kärche und werden kämpfen, bis wir dieses Ziel, in dem uns diesmal Frankreich voranacgangcn ist. erreicht haben. - lLebhafter Beifall links.! - Abg. Stöcker: Die eben gehörte Rede ist ticfbedauertich, nicht nur vom Standpunkte der Religion, sondern mich dem der Bildung. tBcifall rechts! Warten Sie doch eißt 20 Jahre ab, ehe Sie uns eine solche radikale Gesetzgebung wie die zetzige französische empfehlen. Daß man Kinder von Dissidenten zwingt, an der eigentliche» Glaubenslehre teilzunehinen. mißbillige auch ick, aber über die Okschichte des Alken und Neuen Testaments müssen sie unter richtet werden. 'Der Darwinismus ist überwunden, nur die Entwicklungslehre ist davon übrig geblieben. tWideripruch.1 Ich bin durchaus Anhänger der kirchlichen Freiheit, aber unter An erkennung der staatlichen Oberhoheit. 'Den Zcntrumsanlrag als Ganzes lehne ick, ab. WEr haben m früher schon einmal eine Resolution vorgeschlagen, die die Abhilfe von Mißständcn in einige» Einzelstaaten wünschte. Damals fand die Resolution nicht Annahme. Wir werden jetzt die Resolution wieder ein- bringen und hoffen, damit mehr Erfolg zu habe». Redner stellt dann gegenüber Bachem in Abrede, daß jemals von seiten der evangelischen Kirche Kchcroeriolgungen gepredigt worden sincn. Luther war entschiedener Gegner des Glaubenszwanges. Aus die analikanitche Kirche kann sich Bachem nicht berufene denn diese stand niemals streng auf dem Boden der Reformation, sondern stellt eine Mischling dar mit der katholischen Kirche Redner schließt: Der Gesetzentwurf bricht zu sehr mit den Ver hältnissen, wie sie geworden sind, und ist für uns unmöglich: eine Resolution dagegen, wie ich sie schon erwähnte, ist für uns an nehmbar — Aba. Fürst Ra dziwill sPole! bestreitet, daß die Anftihruiigen des Abgeordneten Müller-Meiningen, deren teil weise Berechtigung man ihm ja vielleicht konzedieren könne, in irgend einem Zusammenhänge mit dem vom Zentrum bc- antragten Gesetzentwürfe stünden. Nicht nur in oinigcn kleine», sondern auch in den großen Bundesstaaten habe die katholische Kirche mit Vorcingenommenl>cit gegen ihre Missions-, En- zichungs- »sw. Anstalten ;n kämpfen. — Abg. Ger lach ffreii. Vgg ! begrüßt in dem Zentrumsantrage einen ersten Schritt zur Losung der Beziehungen von Staat und Kirche. Schon der Begriff „Landeskirche" rufe als solcher Bedenken wach. Stelle man sich doch Friedrich den Großen vor als obersten Landes- I8 6L 'N8 'PllvIZ '^qsA sll-wMK vvV «?>»»«!