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Kr. 304, zwölfter Jahr«. Donverkaa. 31. October 1867: Erscheint: täglich früh 7 Uhr. Anseraie I.re:de» angeiiommcii: »iS Abends ü,Tvnn» ^tags bis Mittags 12 Uhr: iMaricnstraße 13. Auzcig. in dies. Blatte finden eine erfolgreich«: Berbreitung. Auslage: »10«« Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredaeteur: Theodor Drobisch. Abonnement: Vierteljährlich 20 Ngr. beiuneiilgeldlicherLie- serung in'S HauS. Durch die Äönigl. Pest vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise; Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Druck und Cigenthum der Herausgeber: L'lkpsch K Utlchordt. - Verantwortlicher Nedacteur: IlltiuS Rclchardt. Dresden, dm 31. October. — Dem bisher in Wartegeld gestandenen Hauptmann der Infanterie Spann I. ist die erbetene Entlastung aus der Ar mee mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der für ver abschiedete Officiere vorgeschriebencn Uniform bewilligt worden. — Wegen ihrer Verdienste, welche sie sich in den vor jährigen Lazarethen erworben haben, sind in Leipzig noch nach träglich mit preußischen Orden decorirt worden: Herr Prof, llr. Sonnenkalb mit dem rothen Adlerorden dritter Elaste; ( Herr Polizei-Arzt l)r. Kühn mit demselben Orden vierter Elaste, sowie die Herren Geh. Medicinal Rath Prof. I)r. Wunderlich und Prof. I)r. Benno Schmidt mit dem Kronenorden dritter Elaste. — — Auf seiner Rückreise von Berlin nach München pas- snte am 29. October der Fürst v. Hohenlohe Leipzig. Dessen Reise nach Berlin soll hinsichtlich der Forderungen Bayerns in der Zolloereinsangelegenheit erfolglos gewesm sein. — — Die in Frankfurt erscheinende „Europe" brachte kürz lich in einer (auch in andere Blätter übergegangenen) Corrc- spondenz aus Dresden folgende Mittheilung: „Eine auswärtige Gesandtschaft hat, wie es scheint, soeben den Beweis erlangt, daß zwischen dem preußischen Gouvernement und dm Beweg ungen, deren Schauplatz der Kirchenstaat ist, ein Zusammen- h«"»g bestehe: Man weiß in der bestimmtesten Weise, daß das Bankhaus M. Kaskel in Dresden neuerdings Gelder nach der päpstlichen Grenze gesandt hat." — Herr Di. Kaskel Hierselbst theilt dem „Dr. I." mit, daß diese Notiz vollständig auf Er findung beruht, indem durch sein Haus keine einzige derartige Geldsendung gemacht worden ist, und daß er auch bereits ein,, desfallsige Erklärung der Nedaction der „Europe" zuge sandt hat. — Aus einem uns freundlichst mitgetheilten Privatbriefe erfahren wir, daß am 6. November d. I. in ProbluS bei Königgrätz für die gefallenen Krieger des 7. westphälischm Infanterie-Regiments Nr. 56 (Vögel v. Falkenstein) ein Denk mal enthüllt wird, wozu eine Deputation des genannten Re giments aus besten Garnisonsort Göttingm am 3. November abgehm und hier durchpassiren wird. — Heute, am 31. October, feiert das hiesige Hotel zur Stadt Gotha, das fünfzigjährige Etablissements-Jubiläum, wo bei eine kleine Festlichkeit stattfindet. — Die am Sonntag erwähnte, auch vom hiesigen Ban- kicrhause Kaskel eröffr.ete Zeichnung auf die Kronprinz-Ludwigs- > Bahn mußte bereits vorgestern, am ersten Ziehungstage, wegen überreichlicher Betheiligung in Wien und somit auch auf den auswärtigen Zeichnungsplätzm geschlossen werden. — Am Montag begannen die Vorlesungen, welche vom wissenschaftlichen Cyclus im Hörsaal des Zwingers mäh end des Wintersemesters gehalten werden und eröffnete die- Men Herr lir. Drechsler in dem zahlreich besetzten Auditorium mit einer höchst interessanten Vorlesung über astronomische lGeographie. In ebenso gemein verständlicher als anziehen der Weise wußte der Vortragende seinen Zuhörern die Erde in ihrem Verhältniß zum Sternensystcm, ihre Gestalt, Größe und Abhängigkeit vsn andern Weltkörpern, ihre Bewegung um Isich selbst und um die Sonne urd die daraus herzuleitende iZeitbestimmung an verschiedenen Orten derselben, sowie den IGrund der verschiedenen Jahreszeiten auf ihrer Oberfläche Imcist durch originelle uns instruktive Zeichnungen :c. zu veranschaulichen. Sehr dankenSwerth waren die Andeu tungen über die Nützlichkeit und den Gebrauch der Erd- und Himmelsgloben und der Landkarten, welche der Vortragende am Schlüsse seiner Vorlesung gab, und wünschen wir daher, aß sich auch die folgenden Vorlesungen des wissenschaftlichen sycluS einer recht zahlreichen Zuhörerschaft erfreuen. — Gewiß werden Viele aus der protestantischen Bewoh- rschaft Dresdens und der Umgegend am heutigen Reforma- onsjubelfiste das Bedürfniß fühlen, den Abend des Hochwich tgen Tages in ernster und gemüthvoller Weise zu verbringen, ^azu bietet die heute Abend 7 Uhr in der Kreuzkirche statt- «dende geistliche Musikaufführung eine dankenswerrhe Beran dung, zumal da nicht blos das Programm ein der Bedeu- deS Festtages angemessenes und gcivähltes ist, sondern zur Ausführung sich namhafte und ausgezeichnete Kräfte reinigt haben. Zugleich bringt jeder Besucher dieses geistli- rn Concertes ein Opferscherflein zu dem Altäre der Bruder- tbe, denn der Ertrag ist für den Gustav-Adolph-Verein bc- Immt, welcher bekanntlich in seiner Thätigkeit die bedrängten l-otestanten aller Länder im Auge hat. — Den preußischen rothen Adlerorden dritter Elaste mit Johanniter kreuz haben erhalten: der Rittergutsbesitzer I. R. von Witzleben auf Kitscher; den rothen Adlerorden drtt- Clafse: der Rittergutsbesitzer Dietze auf Pomsen; den rothen Ilerorden vierter Elaste: der praktische Arzt 0r. F. H. Gün- »r zu Leipzig und der Stadtrath Oskar Lange zu Löbau; Gutschmid zu Budissin, der Negierungsrath von Kiesenwettcr zu Budissin, der Stadtbezirksarzt, Medicinalrath Oi. Brückmann zu Dresden, der Hosarzt I)r. Schurig zu Dresden, der prak tische Arzt llr. Lehmann zu Dresden, der Medicinalassessor vr. Fiedler zu Dresden, der Medicinalrath I)r. Wsinlig zu Budissin; den Kronenorden vierter Elaste: der Kaufmann G. Lampe-Bender zu Leipzig, der Buchhändler Einhorn zu Leipzig, der Klempnermeister Rudolph Wilhelmy zu Leipzig, der Bäckermeister Gebert zu Leipzig, der praktische Arzt Ür. Stelzner zu Dresden, der Bezirksarzt Ilr. Just sen. zu Zittau, der Gerichtswundarzt Dr. Schröder zu Löbau, der Bezirks- und Hausarzt Dr. Lehmann zu Hohnstein, der praktische Arzt I)r. Fedotoff zu Dresden, der Fabrikant und Besitzer des Ritter gutes Limbach, Leuschner zu Glauchau. — Ein frecher Diebstahl wurde in den jüngsten Tagen auf der Annenstraße ausgeführt, indem einem dortigen Flei scher, in den frühen Morgenstunden, aus dem Hofe, in welchem noch dazu ein Kutscher bei seinen Pferden beschäftigt war, ein fetter, lebender Schöps gestohlen wurde. Wie wir hören ist es der Behörde gelungen, den Dieb in der Person eines ar beitslosen Fleischergesellen zu ermitteln und zu verhaften. Der Schöps war natürlich sofort versilbert worden und hatte sein unschuldiges Leben unter dem Messer eines andern Fleischers aushauchen müssen. Gleichzeitig soll der Dieb noch verschiedene andere Kleiderdiebstähle ausgeführt haben, wodurch seine Ver haftung und Ueberführung herbeigeführt worden ist. — Das wegen vorzüglichen Kuchens beliebt und stadt kundig gewordene Kirmesfest wird bei Herrn Guhrmüller auf dem Colosseum den 3. und 4. November abgehalten werden. — Gewerbeverein. Aus dem geschäftlichen Theile dcr Verhandlungen heben wir hervor, daß die Zahl der in den Verein seit seiner Gründung (1831) aufgenommenen Mitglieder in letzter Sitzung 3000 erreichte und daß der Stadtrath das Gesuch des Vereins, ein Nachweisungsbureau für Gewerbs- gehilfen errichten zu dürfen, bedingungsweise genehmigt hat. Photograph Schütze berichtet über die Verhandlungen des Gc- werbevereins-Congresses zu Döbeln und cs stellt sich dabei heraus, daß alle Anträge im Sinne des Dresdner Vereins er ledigt worden sind; nur ist nicht das von Dresden vorgcschla- gene Centralblatt der polytechnischen Gesellschaft zu Leipzig, sondern das Oberlausitzcr Gewerbeblatt zum Centralorgan der fämmtlichen sächsischen Gswerbevereine gewählt worden. Nächstes Jahr wird Dresden Versammlungsort sein. In Folge der in Döbeln gefaßten Beschlüsse haben sich die Vereine auch mit der Frage über Hebung der Volksschulen zu beschäftigen und wird Dir. Claus; beauftragt, für den Dresdner Verein baloigst das betr. Referat zu geben. In nächster Sitzung wird man sich über die Höhe des der Gewerbeschule des Vereins zu ge währenden Beitrags einigen und es werden deshalb die Mit glieder eingeladen, sich von dein günstigen Stande und der ge deihlichcn Thätigkert der Schule an Ort und Stelle selbst zu unterrichten. Particulier Busold zeigt Dopps' Patentosen in Zeichnung vor. Es ist derselbe für 11 bis 30 Gulden in Wien zu haben und heizt mit 10 Pfund Kohlen ein zwei- fcnsteriges Zimmer den ganzen Tag. Der Rost ist stehend Der Heizapparat kann aus dem Ofen genommen, außerhalb dcS Zimmers gereinigt und gefüllt und beim Feueranmachcn wieder eingesetzt werden. Mechanikus Sachse hält eilten sehr interessanten Vortrag über Gasmesser. Die von dem Eng länder Elegg erfundenen Controlapparate sind in der Haupt sache unvercktdeet geblieben. Sie bestehen aus einem überall geschlossenen Gehäuse, in welchem sich ein Eylinder befindet, in den schraubenartige Fächer eingelegt sind. Der kubische Inhalt wird durch eine Flüssigkeit bestimmt; man verwendet dazu ent weder Glycerin, Master oder Spiritus mit Wasser. In einer Kammer vor der Trommel befindet sich das eigentliche LLerk: ein Rohr zur Ausnahme des Gases, ein Schwimmer, ein Knic- rohr zur Einleitung des Gases in die Trommel und eine an der Trommclachse angebrachte Schraube ohne Ende, die das Zählwerk in Bewegung setzt. Bei dem normalen 1,7 Zoll Uebcrdruck, welch:n das Gas haben soll, ist diejenige Stellung der vier schraubenartigen Fächer die beste, bei welcher sie 17 Grad von der geraden Fläche abwcichcn. Ein Mehr würde zum Nachtheil, ein Weniger zum Vortheil dcr Consumenten sein. Der Wasserstand muß durch verpflichtete Leute fortwäh rend normal erhalten werden. Bei Ausstellung des Gaszählers ist darauf zu sehen, daß er im Loth und in dcr Waage, nicht zu kalt und nicht zu warm steht (Z- 12 " R.). Zu warme Stellung kann Differenzen bis zu 2 Procent zum Nach theile des Consumenten herbeiführen. — Redner spricht hierauf über die Zählwerke mit beweglichen Scheiben oder mit beweglichen Zeigern und gicbt crsteren den Vorzug, obgleich die letzteren billiger sind, geht hierauf zu den Materialien über, aus welchen die einzelnen Theile der Gaszähler herzustellen sind und giebt dem Britanniametall und hartem Messingguß den Vonua < " - - ' " angegriffen, als Walz- und Rundeisen; ebenso ist Walzmessing zu empfehlen. — Der Gasmesser ist nach jeder Reparatur wieder zu eichen, da man, ohne die Plomben zu beschädigen, nicht in den Gaszähler hineinkann. Das Zucken der Flam men wird verursacht durch Streifen der Trommel, durch Veränderung des Schwerpunktes oder durch fehlerhafte Con- struction derselben, wie auch durch zu hohen Wasserstand, zu leichten Schwimmer, defcete Trommelare, fehlerhafte Trans mission, allgemeine Verschlammung, undichtes Standrohr und Hemmung im Zählwerke. Das Verlöschen der -Flammen er folgt, wenn dieselben Mängel im erhöhten Maße vorhanden sind. Das Nichtzählen kann bei defecter Trommel, aufgehobenem Ein griff in die Transmission, lockeren Nädern und zu tiefem Wasterstande eintreten. Redner erläutert seinen Vortrag durch Zeichnungen, Apparate, so wie durch verschiedene be schädigte Gaszählertheil«. In einer kurzen Debatte spricht man sich über Gasösen aus und meint, daß sie nicht genug Wärme geben und üblen Geruch und ungesunde Luft in der Stube verbreiten, da die Produkte der Verbrennung nicht abgeführt werden können. Chemiker Wollmar legt eine Reihe technischer Produkte vor. 1) Gebleichte Firmste von Bcückmann und Weingärtner. Das Verfahren soll durch ge nannte Firma käuflich abgelassen werden. 2) Stempelpapier. Anstatt den Stempel selbst mit Farbe zu versehen, legt man das Stempelpapier auf, drückt den Stempel aus und es zeigt sich der Abdruck schön und rein. Von einem Blättchen kön nen Hunderte von Abdrücken gemacht werden. 3, Kopierpa pier. Es ist dasselbe ähnlich dem telegr. Kopierpapier und wird empfohlen bei Ausstellung von Bestellungen und Rech nungen. Das Original bleibt in den Händen des Ausstellers, die blaue Kopie erhält dcr Geschäftsfreund. 4) Wachspa pier von ausgezeichneter Schönheit und Billigkeit. Es eignet sich dasselbe sowohl zum Durchzeichnen, als auch ganz besonders zum Verpacken von Fettigkeiten, als Chokolade, Seife rc. 3 und 4 werden durch die Firma C. F. Petzold, Pirnaische Straße 21, geliefert. 5 Bierleim für Schuhmacher, Riemer :c. Er erweicht in kaltem Wasser und wird, nachdem das Wasser wieder abgegosten ist, durch Umrühren zum Ge brauche fertig. 6 Zündfaden, durch welche die fämmtlichen Brenner eines großen Saales in wenigen Sekunden durch eine Cigarre angezündet werden können. 5 und 6 sind durch die Firma Weigel und Zeeh zu beziehen. Schließlich giebt noch der Fragekasten zu weiteren Aussprachen Veranlassung. — Ein weites Feld der jedenfalls sich bald wieder be lebenden Bauspeculation und zwar diesmal ganz in der Nähe d.r inneren Stadt, bereitet sich für die nächste Zeit dadurch vor, daß dcm Vernehmen nach die Verlängerung der Amalien straße durch eins oder das andere der gegen die Pillnitzer Straße zu gelegenen Grundstücke des oberen Elbbergcs und von da aus durch das NeißOche Vorwerksgrundstück und das dazu gehörige umfängliche Gartenarcal bis zur kleinen Ziegel gaste, von hier aber über den noch unbebauten Theil der alten Vogelwiese hinweg genehmigt worden ist, während dagegen daL frühere Projcct, eine Straßenverbindnng von der kleinen Zie- gclgaste aus über den unteren Elbbcrg durch das Ebertsche Grundstück und den Vorhos der Synagoge nach der Rampe- schen Straße zu führen, wieder aufgegeben worden ist. Diese letztere Verbindung der Pnnaischen Vorstadt mit der innerm Stadt wird indeß, nach der obgedachten Verlängerung der Amaliestnraße, von selbst Nachfolgen, indem dieser Anschluß durch Entfernung der auf der andercn Seite des oberen Elbbergcs und resp. der an die Promenade anstoßenden kleinen Gebäude, so aber durch Fortführung dcr Fahrstraße von dcr Pillnitzer- straße aus durch den Zeughof oder den botanischen Garten, späterhin leicht bewerkstelligt werden kann. — Da die Zahl dcr aus dem Ncißeschen Areal und aus der alten Vogelwiese sich ergebenden Baustellen kaum unter 30 Plätzen betragen dürste, auch dcr in gleicher Breite mit der Amalienstraße an- zulegcnde neue Slraßentract eine sehr rentable Kapitalanlage in Aussicht stellt, dieser Trart aber dabei überdies noch die be quemste Fahrstraße zu der über kurz oder lang zu erbauenden dritten Elbbrücke gewähren, außerdem abe>'auch die neue Straße in einer höchst gesunden Lage angelegt werden würve — so bedarf cs zu weiterer Ausführung dieses ProjectS nur eines oder mchrcrcr intelligenter Bauunternehmer, woran cs aus Rücksicht auf die obwaltenden allgemeinen und besonderen In teressen wohl auch kaum fehlen dürste. — Die Urheberschaft des Gerüchtes von der Einver leibung Sachsens in Preußen sowie anderer Gerüchte, welche eine Discreditirung Preußens im Auslande bezwecken, wird der Königin von Holland zugc schrieben. Die Königin ist be kanntlich eine deutsche Prinzessin. (Publ.) — In Johanngeorgenstadt wird seit dem Wiedereintritt milderer Witterung eifrig fortgebaut. 26 Häuser sind bereits über den Erdhorizont, 4 davon gehoben. Leider ill durcb -in-n