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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. ^L838. Mittwoch dm 24. August 185S. Ersch. tägl. Morg. 7U — Inserate die Epaltzeile S Pf. werden bis Ab unentgeldl. Liefemna in'< Hau«. Durch die Post. Viertelt. >0 Ngr. Elnz. D«sd*n, den 24. August. —ek— Die kürzlich nach einem 20jährigen Aufent halte in Dresden Hierselbst verstorbene Frau Marie v. Wil son (Wittwe einest polnischen Obersten) hat dem hiesigen protestantischen Weiberspital 100 Lhlr. vermacht, die dch Verwaltung desselben durch den Beichtvater der Verstor benen, die der katholischen Religion angehörte, durch Herrn Prälat Milde, eingehändigt wurden. .Gehet hin und thut desgleichen!" — Als im April dieses Jahres dem wackeren Lehrer an der diesigen israelitischen Temeindeschule, Herrn Mar kus Landau, sein« Verehrer und Schüler das letzte Tr- leit gaben, beschlossen einige der Letzteren, um auch äußer lich die Erinnerung an den Trefflichen festzuhalten, das Bild des Verstorbenen nach den von ihm vorhandenen Photographien lithographiren zu lassen. ES ist dies nun auch geschehen und in Erwartung zahlreicher Nachfrage für eine größere Auflage gesorgt worden. Exemplare der von den Herren Golde L Hanfstengel angcfertigten wohl- gelungenen Lithographie sind zu dem Preise von 20 Ngr. das Stück bei einem der Mitunternehmer, Herrn Kärber- meister Simon Levi, Weißegasse Nr. 5, zu erhalten. Der etwaige, nach Abzug der Kosten zu erzielende Reinertrag ist einem wohltätigen Zweck im Sinne des Verstorbenen gewidmet. — DaS am vorigen Sonnabend vom Hrn. Stabs- trompeter Böhme mit dem Artilleriechor in der großen Wirthschaft des K. großen Gartens zum Vortheile der Abgebrannten zu Falkenstein gegebene Nachmittagsconcert hat einen Reinertrag von 22 Lhlr. 10 Ngr. ergeben. — DaS heutige Concert im Bergkeller ist dem wohl- thätigen Zwecke gewidmet, zur Unterstützung alter und dienstunfähiger hiesiger Lohnkellner ein Eckerstem beizu tragen. Da diese Corporation durch die Lhätigkeit beson ders dazu gewählter Mitglieder von jeher dafür Sorge trägt, daß ihre hilfsbedürftigen College» nicht dem städti schen Armenwesen zur Last fallen, sondern theils durch unter sich aufzubringende Gaben, theils durch Veranstal tung von Concrrten einen Fond zur Unterstützung ihres gu ten Zweckes gebildet haben, so sei dieses Unternehmen zur Beförderung des guten Zweckes hierdurch besten- empfohlen. — Eine für Hausfrauen wichtige Sache ist und bleibt immer die Butter. Der »Sax." entnehmen wir aus zugsweise folgende Betrachtung über diese Angelegenheit. Mit gerechter Strenge wird fort und fort das gesetzliche Gewicht der Butter von der hiesigen Behörde in- Auge 7 (Sonnt, v. 11—r U) angenommen. — Abonn. Vierteljahr ro Ngr. bei Nummern 1 Ngr. Expedition: Johanne« - Allee S u. Waisenbautstr. 6 pt. gefaßt, und wiederholte Beschlagnahmen haben dir Händ ler durch Schaden klug und vorsichtig gemacht. Nun höre man aber einmal diese Händler auch, wie bitter zu klagen sie Ursache haben über zu leichtes Gewicht der Butter aus der ersten Hand vom Butterfaffe weg. Da ist von den gesetzlichen 15 Neulothen oft gar kein Gedanke; ja, ein Händler mußte in jüngster Zeit eine Post von ca. 12 Kannen wieder zurückschicken, weil dieselbe nur 13—14 Loth hatte. AnderntheilS mag eS sehr häufig nur ein reichlicherer Zusatz von Salz zum alten Näpfchen sein, um die 15 Neuloth zu erzeugen. Ist dieses letzte nun aber der Fall, steht dann die Butter 1—3 Lage beim Bauer, ehe der Händler sie abholt, trägt derselbe sie in heißen Lagen zusammen, muß er sie wieder 1—8 Lage in seiner Behausung stehen lassen, so kann und wird solche durch übermäßiges Salzen verfälschte Waare nach diesem bezeich- neten Zeiträume unmöglich noch 15, vielleicht nur 14, wohl gar oft nur 13 Loth wiegen, und der arme Händler sicht nun mit Furcht und Bangen den Betrug und — seinen Schaden. WaS nun in dieser Lage thun? Der Bauer nimmt die aus seiner Hand angeblich vollwichtig gegan gene Butter entweder gar nicht, oder mit dem Bemerken zurück, daß der Händler nächste Woche nur die Butter hübsch stehen lassen möge, wenn sie ihm nicht gut genug sei, denn Andre seien froh, wenn sie solche bekämen! DaS zu vermeiden, die Kundschaft zu erhalten, muß also der Händler die leichte Waare vollwichtig machen und dazu 1—2 Näpfchen opfern, oder er muß die Butter „umar- beitea", wvbei er an 10 K. mindestens 1 K. durch Salz- und Wasscrverlust einarbeitet, also noch größer« Schaden hat, indeß die schuldige Bauerfrau mit den für 10 K. gc- . zahlten Lhalern selbstgefällig liebäugelt. Ueberdies bekommt die umgrarbeitete Butter eine bleiche Farbe und behält srlren die frühere feste und kernige Consistenz, sie bleibt in der Regel locker, schwammig und schneidet sich schmierig. Die Dresdner Bürgerin, besonders manche kluge, welche in ihrem Leben noch kein Butterfaß gesehen und nicht den geringsten Begriff vom .Buttermachen" hat, erklärt diese umgearbeitete Butter sofort für Wafferbutter, ein dazu kommender Beamter acceptirt dieses Urtheil und — belegt die Butter mit Beschlag. Der arme zitternde But termann bemüht sich vergeblich, seine Unschuld, seine Recht lichkeit zu betheuern; er spaziert mit thränendem Auge aufs Rathhaus, wird verhört, verliert sein mühsam erwor bene- Eigenthum — das obendrein durch den Transport vielleicht gar noch an Gewicht verloren — und zahlt als