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sitzer sich berathen möchten, was zu thun sei, bevor alle l Aussichten auf Ertrag untergraben sind. — Urber die unheilvollen Wirkungen der heftigen I Gewitter, welche um die Mitte dieses Monats mehr oder weniger auch die Dresdner Gegend betrafen, liegen dem »Dr. I." nunmehr Nachrichten auS den Amtsbezirken Vom- I matzsch, Dresden, Pirna, Tharand, Frauenstein, Saida und Altenberg vor, wonach am 10. in Zethau, am 13. in Kaditz. am 14. in Omsewitz bei Briesnitz, in Geising, in Kleinölsa, am 15. in Zschachwitz, Zötbain, Churschütz und in eine Torfhütte im Amte Frauenstein der Blitz einge schlagen und Gebäude in Brand gesteckt und, mit Aus- nähme zweier Fälle, wo schnelle Hilfe zur Hand gewesen, mebrentheils mit bedeutenden Erntevorräthen unn Wirth- schaftsgebäuden auch wirklich in Asche gelegt hat, während sich in Kleinölsa seine Wirkung bezüglich der Gebäude zwar nur auf eine leichtere Beschädigung beschränkte, da gegen zwei Menschenleben kostete, indem das Haupt'sche Ehepaar, der Mann im Erdgeschoß, die Frau im Ober« I stock von demselben Blitzstrahl getödtet wurden. Auch in ! Geising wurde, wie bereits gemeldet worden, ein 17jähri- ges Mädchen erschlagen und ein Mann beim Löschen des Brandes tödtlich verwundet. — Am 21. August Vormittag war an einer neuen, noch nicht ausgemauerten Schleuße auf dem Roßplatze in Leipzig, als sich gerade fünf Knaben in derselben befanden, I um Knochen zu suchen, die eine Erdwand eingestürzt und hatte die Knaben, und zwar drei von ihnen total, ver schüttet. Durch herzugekommene Leute waren sie zwar alsbald wieder frei gemacht worden, zwei von ihnen be fanden sich jedoch in einem solchen Zustande, daß sie ins Jakobshospital gebracht werden mußten. Dort hat sich nun ergeben, daß der eine derselben einen Knochenbruch am linken Unterschenkel erlitten hat, wogegen sich der an dere, von dem man befürchtet hatte, er sei innerlich ver letzt, bereits wieder ganz wohl befindet. Von den übrigen 3 Knaben ist der eine mit einigen leichten Kontusionen davongekommen; die andern zwei dagegen sind ganz un beschädigt geblieben. —o— Vor einigen Tagen — so hörten wir gestern in einem uns befreundeten Gesellschaftskreise erzählen — kassirte ein Geschäftsmann in einer Provinzialstadt bei ei nem bösen Zahler persönlich eine bedeutende Summ« Gel des ein. Ueber die unerwartete Befriedigung seiner lang jährigen Forderung hoch erfreut, beschließt er, mit einem seiner Freunde bei einem guten GlaS Wein den bösen Zahler zu ehren und einen Theil der Forderung aufgehcn zu lassen. Die Restauration, in welche Beide eintreten, weiß ihnen die Stunden aufs Angenehmste zu kürzen und erst der späte Nachmittag mahnt sie, aufzubrechen und wankenden Schrittes nach Hause zu wandern. Der Ge schäftsmann begleitet seinen F>eund, der des Guten mehr denn er genossen, bis an dessen Wohnung und eilt dann, die seinige zu erreichen. So sehr er sich aber auch an- sicengt, vorwärts zu kommen, so versagen doch die schwer gewordenen Beine den Dienst und er zieht es vor, ein wenig auf einem Balken auszuruhen, der in einer beleb ten Straße auf einem sehr besuchten Trottoir liegt. Der Schlummer hatte sich kaum des Geschäftsmannes bemäch tigt, der schnarchend den Vorübergehenden, unter denen sich kein Polizeidiener befindet, als abschreckendes Beispiel zu dienen hat, als ein anständig gekleidetes weibliches We sen sich ihm nähert, ihn heftig am Arme zupft und ihn mit den Worten: „Steh' auf, Trunkenbold I - anruft. Ein Neugieriger, der etwas Näheres erfragen wollte, erhielt von der Dame zur Antwort: »ES ist mein Mann, dem man das Geld aus der Lasche nehmen wird, damit Frau und Kind nichts haben." »So bewahren Sie seine Baar- schast!" rief der Neugierige und überließ seinen Platz ei nem eben angrlangten Gerichtsdiener, welcher behilflich war, di« ziemliche Baarschaft aus der Lasche des Betrunkenen zu ziehen und der betr. Dame zu übergeben. Während der Gerichtsdiener nach einer Droschke eilte, verschwand nach längerem Verweilen die Empfangnehmerin der am Mor gen einkassirten Forderung, und als der schlafende Ge schäftsmann aufgerüttelt wurde, um per Are ins Bett tranSportirt zu werden, fragte er den mit der Droschke zurückgekehrten Gerichtsdiener nach seinem Geld« und erhielt zurAntwort, daß feine Frau es ausbewahrt habe. »Meine Frau?" lallte der Geschäftsmann, »bin ich denn ein Adam, daß eine Eva auS meinen Rippen gestiegen? Ich habe nie eine Frau gehabt!" „»So sind Sie betrogen wor den!'" entgegnete prophetisch der bestürzte Gerichtsdiener. »Gut", sagte er, »aber doch wenigstens nicht durch meine Frau!" Als er, nüchtern geworden, beutelarm in der Droschke saß und nach der angegebenen Wohnung fuhr, rief er zu wiederholten Malen mit voller Stimme zum Schlage heraus: „Rur keine Frau — keine Frau — keine Frau!" — Geschützt von der breiten Krämpe, gewärmt vom grauen BurnvS, die Hände in die gegenseitigen Aermel geborgen, stand am 21. d. M. ein Droschkenkutscher in der sichern, weiten und dermalen ganz freien Thorsahrt dcS Gasthofs zu Blasewitz. Dem Herrn Kutscher war sehr wohl, er sandte hinauf zu den Wolken, die der Don nerer Kronion schwer herabhing, die Wölkchen seiner Ci garre und freute sich, durch eine schnelle, das Pferd er wärmende Fahrt dem Gewitterregen entgangen zu sein, der sich aus den Mulden des braven Fleischermeisters Hempel ergoß. Der Hr. Kutscher stand trocken, warm — ihm war kan nibalisch wohl! — Wie stand'S denn aber mit seiner Droschke und deren Rappen? Draußen auf dem freien Platze vor'm I Gasthofe stand beides — frei — dem Un- und Muth- j willen der entfesselten Elemente preisgegeben. DaS stau ende Wasser stand zollhoch in den Speichen, der Rappe — ohne jegliche Decke — bis ans Hufhaar; nur auf dem Kutscherbocke stand sorglich befestigt eine Streitaxt wider den wildströmenden Regen. — Das noch kräftige Thier schüttelte die Mähne und senkte in stiller Ergebung den Kopf, damit das Wasser aus den Ohren laufe. Tagesgeschichte. Ko bürg, 22. August. Seit einigen Tagen treiben sich im hiesigen Lande Wölfe umher, welche bereits zwei mal des Nachts in Schasheerden ringebrochen sind und das erste Mal einige Schafe erwürgt und angeftcssen und die ganze Heerde zersprengt haben, das zweite Mal aber vom Schäfer verjagt worden sind. Wie diese Thiere — die Zahl derselben wird aus zwei bis drei angegeben — bis in die Mitte Deutschlands sich haben verirren können, ohne schon längst erlegt worden zu sein, ist höchst ausfal lend. Dem gesammten Jagdpersonal ist eH bis jetzt noch nicht gelungen, diese unsaubern Gäste unschädlich zu machen. London, 20. August. Louiö Blanc hat an die hie sigen Journale Folgendes zur Veröffentlichung eingeschickt: »Ich will mich bei der Frage, ob der Beleidiger das Recht auf Vergebung hat, hier nicht weiter aufhalten; auch nicht, ob Verbrechen, die nie begangen worden sind, verziehen, und ob diejenigen -ardonnirt werden können, denen daS grausamste Unrecht zugefügt worden ist, indem man sie, die Schuldlosen, aus ihrem Vaterlande vertrieb, von ih ren Familien und Freunden loöriß, dem offenbaren Ver derben Preis gab, mit einem Worte, sie alles dessen, was ihnen auf Erden theuer war, beraubte. Indem ich hier blos in meinem eigenen Namen spreche und die Sache vom praktischen Gesichtspunkte betrachte, gestehe ich aufrichtig, daß Louis Bonaparte in seiner gegenwärtigen Lage für unS . kaum mehr thun konnte, als er eben gethan hat. Aber darum ist es nicht minder wahr, haß diejenigen, deren Her-