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sind auf Kosten ihrer sachfälligen Gegner prozessirt zu ha ben. Wie kämen nun diese SO dazu mit ihrem Gelbe (denn aus ihren Steuern und Abgaben besteht ja der Gemeinde- resp. GlaatSfond hauptsächlich) die Prozeß kosten der 10 unglücklich prozessirenden übertragen zu sollen? und doch könnte es nur hierdurch also durch eine offenbare Ungerechtigkeit möglich gemacht werden, daß alle diejenigen, welche einen Rechtsstreit zwar formell gewinnen, dennoch aber infolge der Insolvenz ihrer Gegner schwere Verluste erleiden, hierüber wenigstens nicht auch noch die Prozeßkostm zu bezahlen hätten. — Abgesehen hiervon aber würde eine solche Uebertragung der Prozeßkosten aus dem Gemeinde- resp. Staatsvermögen — wenn auch natürlich immerhin nur in dem gegenwärtiger Erörterung überhaupt nur zum Grunde liegenden Falle, — einem ge- wissen Leichtsinn in Handel und Wandel Thür und Thor öffnen und ist daher auch schon aus diesem G-undc unentgeldliche Civiljustizpslege — denn auf diese würde es zuletzt hinauSlausen — eine sehr be denkliche ja geradezu unstatthafte Sache, obwohl sie unter jenen vielen mißverstandenen Forderungen des großen Hau fens, welche in politisch bewegten Zeiten wie Pilz« aus der Erde schießen, immer eine der ersten und dringlichsten zu sein pflegt. (Schluß folgt.) Kunstausstellung. n. An geschichtlichen Darstellungen ist die diesjährige Kunst. auSstellung arm. ES schemt überhaupt, daß das Realistische, da? Epische, das Dramatische, daS Geschichtliche sich wenig'Jün- ger unter den Künstlern Deutschlands, zumal des mittleren, «»werben könne. Schwebt unsre Well nur zwischen Lyrischem, Idealem und zwischen aufdringlicher Alltäglichkeit? — WaS ge boten wurde, sei doppelt dankbar begrüßt. Nr. 118 nennt Her zog Alb» während der Hinrichtung EgmontS und Hornß, von A. Teichs, hier. Das Bild ist eine doppelte Studie. ES ist der Augenblick, wo zum erstenmal» der erhobene Arm des Herzogs niederschlägt. Wir sehen ihn im tteftn Innern einen schwachen Kampf kämpfen. Menschlichkeit und Besinnung mögen leise auf- raucheu — er steht nicht nach dem Henkerbeile, er kämpft träu merisch erregt, weggewandt — der Schall des fallenden Hauptes löst schnell und auf immer den Kampf — das Ver- hängniß hat ihn, den Schwachen, überwunden. So ist der für Tausende furchtbar entscheidende Augenblick psychologisch tref fend und das grausig wahre Bild de» Fanatismus vom Künstler wiedergegeben. Zum Zweiten wurde die Beleuchtung zur Stu die, da daS Tageslicht halb, halb Kerzenschein die Figur be- scheint. Auch riese ist schön gelungen und wir machen auf da- Bild aufmerksam, das am günstigeren Platze bedeutend mehr Aufmerksamkeit nach Verdienst aus sich ziehen würde. — Nr. l24. Kaiser Rudolphs Ritt zum Grabe, von I. Till in Wien hat einen fesselnden romantischen Anhauch bei schöner technischer Behandlung, leidet aber wie Nr. 125, der Türkensturz bei Se, bcnstein, von L. Till in Wien, an der Sucht zu brilliren. Letzte re- hat außerdem einen unangenehmen Localton. Grupp rung und Bewegungen find etwas verworren und jäh und zum Aus drucke der Handlung find solche Augenblicke gewählt, die nach ihr:r g gipfelten Natur eben nur Augenblicke anhalten können, deshalb dem Wesen der Malerei fern stehen. Ruh« in Bewe- weguug ist daS alte Gesetz! DaS gilt für Mimik und Gesten.— Auch letztere- Bild zeigt viele technische Fertigkeit. — Nr. 198 Schachpartie zwischen Ludwig XIV. und der Nichte Mazarin«, von Prof. CretiuS in Berlin. DeS Menschen Geschick HLogt oft an einem dünnen Faden und die Seele ist weich wie Wachs. Der Augenblick „Schach dem Könige" ist vielleicht ein Lebensab schnitt deö König«. Der Zufall gab «S so und machte ihn schwach; hätte er die Partie Schach gewonnen, siegte er vielleicht ! über Verführung. Den König sehen wir, ein Spirlball, lä chelnd zu Allein und zufrieden. Die Maneiui sagt mit Hast, die Vorbedeutung im Auge, »Schach." Anna schwatzt, wie selbst gefällige Mütter, mit dem Cardinal, der gltichgiliig scheinend innerlich zu triumphiren beginnt. Der Spaßmacher faßt den Augenblick nach seiner Weise. Düse geistige Behandlung ist treffend, daS Colorit ist zwar etwa! weichlich, doch stört «S den Totaleindruck nicht. Di« Gruppirung ist übersichtlich und bi« auf die kleinste Staffage lebendig und naturwahr. Die Idee ist scharf gefaßt und klar auSeinandergelezt. Di« technische Behand lung ist schön, die Kleiderstoffe find sebr wahr. Einige Bilder mögen an dieser Stelle mit besprochen sein. — Nr. 6. RichardIII. von O. Brausewctter in München. Wir sehen den furchtbaren Derbrccherlöuig in der Nacht vor der entscheidenden Schlacht in seinem Zelle auf dem Lager auSgestreckt, von dem daS unzähm bare qcißelnre Gewissen lange den Schlaf gescheucht. Auch in den Traum drängt eö sich ein und erschreckt die gequälte Fan tasie nitt den Gestaltender schmählich gemordeten Söhne Eduard-. Die ausgebrannten, matt geschloffenen Augen, die vor keinem Blute zurückscheutcn, spiegeln auch jetzt die Traumgeister nicht wieder — tief in der Seele wühlt sich da« Gewissen ein und malt die quälenden Schrecken — umsonst krampst» sich die Hände in Schreck und ohnmächtiger Wuth, ziehen sich die trotzen den RietenmuSkeln in wilder Aufregung zusammen, die Seele kann die Gestalten nicht abschütteln, das Gewissen st gt. Die Geister ziehen unheilvoll langsam über die zertretene keuchende Seele de- Ungeheuers, da» sich mit sich selbst vernichtet. Mit dem Lichte brennt seine blutige Welt nieder und fern am Him mel steigt der rächend» Tag auf. — Di« Beleuchtung ist unheil voll düster, stumpf dämmernd wie ein heranzieh,nd-S Strafge richt. Der Gegenstand klar gefaßt und trefflich auSgeführt. Wir möchten da- bemerkenSweithe Bild an beffrem Platze sehen. — Nr. 73. Der Frühling, von B. Neher, Direktor der Akademie in Stuttgart. DaS Bild ist gewiß schön und doch läßt sich we nig darüber sagen. Alles ist fein abgewogen, ausgeglichen, wohl bedacht, klar vorgeführt, daß man nicht- ander« wünschen kann, und doch erwärmt eS nicht, zündet nicht und fesselt nicht. Hat fich zuviel Verstand hineingedrängt? — Nr. 116. Macbeth, von A. Teichs, hier. Ein recht wacker angelegte« Bild. Das furchtbar Unheilvolle der Situation ist nicht ganz klar erfaßt. Die ungleich« und etwa- charakterschwankende Beleuchtung stört zumeist. Detail- lassen fich de« höchst ungün stigen AufhängeplatzeS halber kaum erkennen. DaS Bild ver diente recht bald einen bessern. — Nr. 117. Treuer Tod, von demselben Künstler, ist etwa- stach. — Nr. 331. Aschenbrödel, von van LeriuS, Prof, in Antwerpen, nach dem bekannten Mär chen. Formen und Farbe haben etwa- Kalte», ziehen aber trotz dem außerordentlich an. Eitelkeit und Stolz der einen, prah lende Verachtung der andern Schwester find treffend wiedergege« ben, die Aschenbrödel selbst ist etwa- träumerisch und märchen haft und mehr bescheiden vom Künstler bedacht, als dargestellt. Die Figur ist als gleichgiliig erfunden und bleibt eS aber auch. Die kostbaren Gewänder find wunderschön gemalt, überhaupt ist die technische Behandlung ausgezeichnet. Störend ist der enge Raum der Handlung, di» ziemlich karge Ecke eine- ZimmcrS, so daß der umgeworfene Rocken den Rahmen trifft. Da- Gemälde spricht von abgeklärter Meisterschaft und fesselt mit Recht. s. Briefkasten Hr. bl. k. Ihre Gedichte find thcils zu knüttlig, theil« ge dankenleer und ohne Rythmu«. 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